Nr. 179

Sonntag, 2. August 1936

Ccite 5

WIRTSCHAFT DER WELT

Goldproduktion und Goldverteilung in der Welt

Reis.

Weizen Baumwolle Erdnüsse Jute.

32.8 Mill. Hektar 14.0"

9.7"

"

2.3"

"

1.1

( 1934) entfällt. Aber man soll die Beteiligung| Kautschut. Die Anbauflächen der wichtigsten Pro­von Indien an der Weltwirtschaft nicht mit dukte beliefen sich 1934/35 auf: europäischen Maßstäben messen: In China ent fällt pro Kopf der Bevölkerung ein Außenhandels­Eine der interessantesten Erscheinungen der stärkste Produktionserhöhung in folgenden sieben wert von höchstens 23, also weniger als die Tezten Weltkrise sowie der jetzigen Nachkrisen- Produktionsgebieten: Schweden , Australien , Ka­Hälfte des indischen Außenhandelswertes. periode ist eine a ußerordentliche Stei- nada, Neu- Guinea , Japan ( mit Korea ), Solum­Der bei weitem wichtigste Teil der indischen gerung der Goldproduktion in der ganzen bien und Chile . Während die Goldproduktion der Wirtschaft ist die Landwirtschaft, die überwiegend Die indische Anbaufläche für Reis beträgt Welt, die alle früheren Schäßungen vollkommen Welt im ganzen seit 1929 bloß rund um 58 im Anbau von Weizen, Reis, Tee, Erdnüssen, Jute mehr als zwei Drittel der gesamten Weltanbau­über den Haufen geworfen hat. Der wichtigste Prozent zugenommen hat, kann man in einzelnen und Baumwolle besteht. Daneben spielen eine fläche. Die Anbaufläche für Weizen beträgt rund Grund für diese Steigerung der Goldproduktion Produktionsgebieten eine Vervielfachung Rolle oder sind in der Entwicklung begriffen 10 Prozent der Weltanbaufläche, für Baumwolle ist die Wertsteigerung des Goldes infolge der ihrer Gewinnung feststellen. In der Kaffee, Tabat, Zucker, Opium, Leinsaat und mehr als ein Drittel der Weltanbaufläche. Währungsabwertung. Abgesehen von der So w nachstehenden Tabelle ist die Goldproduktion der jetunion, wo die Steigerung der Goldproduk- Welt nach einzelnen wichtigen Produktionsgebie­Indiens landwirtschaftliche Produk tion in 1000 Tonnen tion besondere Gründe hat, beobachtet man die ten in den letzten fünf Jahren dargestellt. Goldproduktion der Welt( in Millionen Unzen)

Britisches Empire zusammen dabon:

Weizen

1929

.

14.11

1931 15.56

1933

1934

1935

Reis( geschält) Staffee

16.59

16.29

17.18

Tee

Tabak

Südafrikanische Union

10.41

10.88

11.01

10.48

10.77

Kanada

1.92

2.69

2.95

2.97

3.28

Australien .

0.42

0.59

0.83

0.89

0.92

Jute

Südrhodesien

0.56

0.53

0.64

0.69

0.73

Sowjetunion .

1.09

1.70

2.67

4.26

5.65

Vereinigte Staaten von Amerika

2.06

2,21

2.28

2.74

3.12

Megito.

0.66

0.62

0.64

0.66

0.75

Japan

0.35

0.40

0.44

0.49

0.56

Korea

0.14

0.29

0.37

0.40

0.49

0.16

0.18

0.28

0.35

0.43

0.17

0.22

0.28

0.34

0.38

0.05

0.19

0.30

0.34

0.33

0.04

0.06

0.14

0.25

0.28

0.01

0.02

0.15

0.24

0.26

0.11

0.12

0.12

0.14

0.14

0.01

0.03

0.07

0.10

0.14

Rumänien

0.06

0.09

0.13

0.11

0.11

0.58

0.65

0.92

1.06

27.77

1913/14

10.021

29.300

1931/32 9.169 33.500

1932/33

9.607

31.600

1933/34 9.508 31.300

1934/35

9.981 30.300

15.2

14.7

139.4

178.8

196.7

178.8

633.0

626.0

565.0

392

423

413

385

425

761

2.313

3,055

3.371

1,614

1.006

849

1.283 1.062

1.449

1.097

Philippinen

Kongo

Kolumbien

Schweden

Chile

Brasilien

.

Franz. Westafrifa

sonstige Länder

Weltproduktion

19.59

22.36

25.36

1,24 31.00

Im Jahre 1935 hat die Weltproduktion von der Wertgoldbestände verfügten, besiben heute so­Gold 31 Millionen Unzen betragen, auf Geldwert gar 57 Prozent, da der Rückgang der französischen umgerechnet( 1 Unze kostet 7£ ober ca. 860) Bestände während der letzten Jahre mit einem und 27 Milliarden. Im Jahre 1850 hat die enormen weiteren Anwachsen der amerikanischen Beltproduktion von Gold bloß dreieinhalb Millio- zusammentraf. Auch die Länder des Pfund- Blok­ren linzen betragen. Das befannte englisch - süd- kes, vor allem natürlich England, haben ihre aritanische Minenfinanzhaus Union Corpora- Goldbestände zu steigern vermocht, während ein ton" schäßt die Weltproduktion für 1940 auf großer Teil der europäischen, asiatischen und süd­etva 40 Millionen Unzen, was eine Verdoppe- amerikanischen Schuldnerländer in the Tug gegenüber dem lebten Vortrisenjahr, 1929, tende ntblößung von Gold erleben, bekuten würde. Denn abgeſehen von der Zunahme Dadurch wird ein ungesundes Moment in die

der Produktion in jenen Ländern, die bisher nur ein ganz geringe Rolle in der Goldproduktion der Wet gespielt haben, erwartet man in den nächsten Jaben eine bedeutende Steigerung der Goldpro­button in dem Hauptproduktionsgebiet der Welt, der Südafrikanischen Union , in der in den leßten fünf Jahren ein auffallender Stillstand herrscht. Eine gewaltige Steigerung der Produktion hat die Sowjetunion in den letzten fünf Jah­ren erebt, sie ist jest an die zweite Stelle, nach dem ritischen Empire, in der Weltproduktion von Gld gerückt. Man plant aber in Moskau cine Seigerung der Produktion bis Ende 1936 auf 10 bis 11 Millionen Unzen, womit die heu= tige sülafrikanische Produktion erreicht werden würde.

Entwicklung der Weltwirtschaft hineingetragen, und eine vernünftige Weltwirtschaftspolitik sollte vor allem danach streben, die aufgespeicherten Goldreserven in mehr oder minder gleichmäßiger Weise in die Kanäle der Weltwirtschaft zu len­fen. Folgende Tabelle stellt die heutige Verteilung der monetären Goldbestände dar.

Monetäre Goldbestände der Welt nach Erdteilen und wichtigen Ländern im März 1936 ( in Millionen Dollar) Vereinigte Staaten von Amerika Europa .

davon: England Frankreich

Deutschland Italien Niederlande Polen Tschechoslowakei Rumänien Jugoslawien Spanien Schweden. Schweiz Sowjetunion

Im allgemeinen kann man von der Steige­rung der Goldproduktion eine günstige Wirkung auf die Entwicklung der Weltkonjunktur erwarten. Denn abgesehen von der günstigen Wirkung, die die Steigerung der Goldproduktion auf dem Um­wege über die Währungs- und Kreditpolitik der Notenbanken haben kann, wird durch die Erhöhung der Goldproduktion die Kaufkraft der betreffenden Produktionsländer außerordentlich gesteigert. Allerdings ist die Verteilung der Latein- Amerika monetären Goldbestände in der Asien , Australien und Ozeanien Welt außerordentlich ungleich. Frankreich und die Afrika Vereinigten Staaten , die 1929 über 48 Prozent Welt( 50 Staaten)

.

10.184 10.379

636

815

816

22.514

Erdteil Indien als Wirtschaftsmacht

Leinsaat Erdnüsse

Baumwolle

1.073

tes kann das Bild in den nächsten Jahren bedeus tend verändern. Der Kampf um den indischen Markt steht heute im Mittelpunkt des Interesses für die weltwirtschaftlichen Riesenmächte, wie England, Japan und die USA , aber auch kleinere Industriestaaten, wie unser Land, können an der Entwicklung dieses Riesenmarktes teilnehmen. Die Zusammensetzung des indischen Außen­handels 1934/35( in Millionen Rupien). Einfuhr

Aus dieser Tabelle kann man ersehen, daß die alten indischen landwirtschaftlichen Kulturen, bes sonders die Baumwolle, der Weizen und der Tee sich in einem Stillstand befinden oder sogar einen Rückgang durchmachen, während neue Stulturen. wie etwa die Erdnüsse, eine rapide Aufwärtsent­wicklung zeigen. Auch Indien macht eine Umstel­lung durch und erstrebt eine Neuanpassung an die veränderten weltwirtschaftlichen Verhält nisse. Der große Preissturz, der die Welt­wirtschaftskrise einleitete, ist an Indiens Wirt­schaft nicht spurlos vorbeigegangen. Der für In­ dien ausschlaggebende Preis für Reis ist von dem Höchststand der Nachkriegszeit im Jahre 1926 bis Ende 1934 um zweieinhalbmal gesunken. Auch Andere Textilwaren( Jute, Seide, Wolle usw.) 117.2 der für den Außenhandel Indiens sowie für die Chemikalien, Drogen und Medikamente handelspolitischen Kämpfe mit England und Ja- Schneidwaren, Kurzwaren und Geräte. pan ausschlaggebende Baumwollprei 3 Elektrische Waren und Apparate. ist von dem Höchststande im Jahre 1928 bis Ende Maschinen 1934 um rund 44 Prozent gesunken. Allerdings Fahrzeuge beginnen die Preise für Reis und besonders für Eisenwaren Baumwolle im Jahre 1935 rasch anzusteigen, und Metallwaren diese Preissteigerung setzt sich auch im Laufe von: 1936, wenn auch etwas verlangsamt, fort. 1936, wenn auch etwas

Dele( Pflanzen-, Mineral- u. Tieröle, Rohbaumivolle Baumwollwaren

Farben

A u 8 fuhr Ausfuhr

Reis

Tee

.

Delfrüchte und Oelsaaten, Rohbaumwolle Rohjute Schellad Rohwolle

Rohhäute und Fellé Jutewaren

Zahlungsbilanz der

69.7 52 8 217.6

52.1

41.0

54.4

28.1

132.8

65.8

63.8

49.9

103.7

201.3

. 108.2

350.0

$ 109.0

26.7

127

81.8

$ 215.0

Ver. Staaten von Amerika

Zum Schluß führen wir noch in der nachfol­genden Tabelle die Zusammensetzung de 3 indischen Außenhandels 1934/35 auf. Es ist ein typisches Bild des Außen­handels eines großen Agrarlandes, das sich noch in den Anfängen seiner induſtriellen Entwicklung be­findet, und ausschließlich Lebensmittel und Roh­stoffe ausführt, während seine Einfuhr fast aus­schließlich aus industriellen Fertigwaren, insbeson dere Produktionsmitteln, besteht. Indien macht gegenwärtig einen umfassenden I ndustrializ sierungsprozeß durch, aber diese Indu- Wir haben vor einigen Wochen in unserer strialisierung befindet sich noch in jener Phase, in Zeitung die Zahlungsbilanz der der die junge Industriewirtschaft des Landes noch Tschechoslowakei für das Jahr 1935 ausländischer Produktionsmittel und feinerer Fer- veröffentlicht. Wir behalten uns vor, die Bilanz tigwaren in großem Umfange bedarf. Für den unseres Landes später in den allgemeinen Rahmen ampf um die Erhöhung unseres der internationalen Waren- und Geldbewegungen 486 Grportes, an dem die Industriearbeiterschaft, einzustellen. Wir halten es aber für sehr lehrreich, 81 besonders die sudetendeutsche, so inter - hier die Zahlungsbilanz des mächtigsten 113 essiert ist, ist es überaus wichtig, die Zusammen- Wirtschaftsgebietes des Erdballs, der 110 seßung der indischen Einfuhr kennen zu lernen. Vereinigten Staaten von Amerika , darzustellen, 44 damit wir die Bedürfnisse dieses riesigen und ohne vorläufig den Vergleich zwischen der Zah­726 höchst entwicklungsfähigen Marktes kennen lernen. lungsbilanz von USA und der Tschechoslowakei zut 493 Bis jetzt ist unser Außenhandel mit ziehen. Man muß übrigens bemerken, daß ein fol­839 Indien stark passiv gewesen, aber eine entsprecher Vergleich nicht ohne weiteres zu machen ist, di chende Kreditpolitik und vor allem ein größeres die Art der Berechnung bei uns und in Amerifi Eindringen in die Bedürfnisse des indischen Mark- ungleich ist.

1.653

4.348 29

270

206

unserer Handelsumfäße mit Indien mit jenen etwa mit unserem Nachbarland Ungarn er sichtlich ist. In den fünf ersten Monaten 1936 hat die Tschechoslowakei aus Ungarn für rund 45 Mil­lionen Waren eingeführt, aus Br.- Indien in derselben Zeit aber für 110 Millionen. Unsere Ausfuhr nach Br.- Indien hat in derselben Pe­riode 28 Millionen und nach Ungarn 46 Mil­lionen betragen.

Britisch- Indien umfaßt eine Fläche von 4.7 Mill. I auf rund 260 Millionen. Es handelt sich also Quadratkilometer. Die Gesamtbevölkerung be- der Größenordnung nach um ziemlich bedeutende trägt heute nicht weniger als 365 Millionen. So- Summen, was ganz besonders aus dem Vergleich mit ist Indien nach China das volksreichste Land der Welt. Man ist berechtigt, Indien als einen Erdteil zu betrachten, schon aus dem Grunde, weil es, seiner Fläche nach, Europa ( ohne die Sowjet­uion) fich annähert, das eine Fläche von 5.4 Qua­drattilometer umfaßt, Europa ( ohne die Sowjet­ union ) zählt heute rund 330 Millionen Einwoh­ner, während Indien schätzungsweise 365 Millio­nen Einwohner hat. Indien lebt heute noch ein ziemlich abgesondertes Leben, aber Indien gehört schon heute als Markt zu den wichtigsten Bestand teilen der Weltwirtschaft und wird in den kommen­den Jahren eine außerordentliche Rolle in der Gestaltung der weltwirtschaftlichen Entwicklung spielen. Deshalb ist es für uns sehr wichtig, uns bie wirtschaftliche Entwicklung dieses Riefengebie­tes in allgemeinen Zügen zu vergegenwärtigen. Es ist bemerkenswert, daß Britisch- Indien schon heute eine bedeutende Rolle im Außenhandel der Tschechoslowakei spielt. Nach den bis­herigen monatlichen Ausweisen für den Außen­

Indien ist nicht nur, neben China , der volts­reichste Staat der Welt, sondern, froß seines Ge­bietsumfanges, ein sehr dicht besiedeltes Land. Auf den Quadratkilometer kommen im Durchschnitt 75 Einwohner, was der Bevölke rungsdichte von Frankreich etwa gleichkommt. Zum Vergleich erinnere man sich daran, daß die Bevöl= ferungsdichte unseres Landes 105 Einwohner pro Quadratkilometer beträgt. Der größte Teil der indischen Bevölkerung steckt allerdings noch in einer borkapitalistischen Selbstversorgung. Bezeich nend dafür ist, daß auf den Kopf d Bevölkerung

handel unseres Landes fann man für 1936( Ge- ein Außenhandelswert( Ausfuhr Einfuhr)

famtjahr) die Ausfuhr der Tschechoslowakei nach Br.- Indien auf etwa 70 Millionen schäßen, die Einfuhr allerdings von dort nach unserem Lande

von nicht mehr als höchstens 50 jährlich ent­fällt, während bei uns auf den Kopf der Bevölke= vung ein Außenhandelswert von etwa 913

Zahlungsbilanz der Vereinigten Staaten von Amerika 1935( in 1000 Dollar) 1. Außenhandel mit Waren:

Bilanz

Einnahme

Ausgabe

Ausfuhr

Einfuhr

2.282,000 2.048.000

Nettoeinnahme aus d. Außenhandel m. Waren

234.000 234.000

2. Dienstleistungen:

"

Einnahme aus Schiffahrt Ausgabe für Schiffahrt. Einnahme aus dem Fremdenverkehr Ausgabe der amerikan. Touristen im Auslande Zinsen und Dividenden aus auswärtigen Kapitalanlagen

40.000

264.000

.

62.000 102.000

B

129.000

393.000

426.000

140.000

286.000

115.000

247.000 201.000

46.000

87.000

"

Zinsen und Dividenden für fremdes in usa angelegtes Kapital. Ueberweisungen u. Zuwendungen an Ausländer

( Netto)

Einnahmen aus verschiedenen Dienstleistungen Ausgaben für verschiedene Dienstleistungen Netto- Ausgabe aus den Dienstleistungen

3. Außenverkehr mit Gold und Silber: Einnahme aus der Goldausfuhr. Ausgabe für Goldeinfuhr

.

Einnahme aus der Silberausfuhr Ausgabe für Silbereinfuhr

2,000 1.741.000 19.000 855.000

Netto- Ausgabe aus dem Außenverkehr mit

Netto- Einnahme aus den Kapitalbetvegungen.

Gesamtsumme der Poften von 1. bis 4.

Gold und Silber

4. Kapitalbewegungen:

1.739.000 336.000 2.075.000

1.526.000 1.760.000

2.162.000

Die amerikanische Zahlungsbilanz für 1935 schließt also mit einem Defizit von 402 Millionen Dollar.