Nr. 180 Dienstag, 4. August 1036 Seite 5 Ausweis für den Monat Juli (Die erste Zahl bedeutet Parteifonds, die eingeklam- . werte Wahlfonds.) Bodenbach  : KL 4760.(1190.), Brünn  : KL 680.(170.), Karlsbad  : KL 6680.(1670.), K e s m a r k: KL 116. (20.), Laud» kron: KL 400.(100.), Pilsen  » BudlveiS! KL 400.(100.), P r a g: KL 720.(180.), Reichender«: KL 860.(126.), Teplitz  -Saaz  : KL 1200.(800.), TrautenaurKL 1140. (286.), Troppau  : KL 2210A-(260.), Ein neues Todesopfer der Olympiade.. Bei den Uebungen für die im Rahmen der Olympiade in Staaken   stattfindenden Segelflugvorführungen stürzte Montag nachmittags gegen 17 Uhr der Führer der österreichischen Segelfliegergruppe Ignaz Stiefsohn beim Kunstflug.infolge' Flügelbruches mit einer Austro-Sperber in un­mittelbarer Nähe des Flugplatzes Staaken   ab und kam dabei ums Leben. - Matuschka wird an Ungarn   ausgeliefert'. Die ungarischen Behörden verständigten den Rechtsvertreter S. Matuschkas, daß dieser am 28. September den ungarischen Behörden ausgeliefert werden ivird. Matuschka war wegen der auf öster­reichischem Boden verübten Cisenbahnattentate zu sechs Jahren schweren Kerkers verurteilt worden. Bon dieser Strafe hatte er den größten Teil ver­büßt, der Rest wurde ihm nachgesehen. In Ungarn  wurde Matuschka wegen des Eisenbahnattentates bei Biatorbagy   zum Tode verurteilt, welche Strafe wahrscheinlich in lebenslänglichen Kerker umgewandelt werden wird. Ein Mufti ermordet. Einer der höchsten mohammedanischen Würdenträger von Algier  , der Mufti der großen Moschee der algerischen Haupt- st idt, Bcndali Mahanud, wurde Sonntag mor­gens in einer der Straßen der Stadt ermordet aufgefunden. Man vermutet, daß der 68jährige Geistliche einem politischen Anschlag zum Opfer gefallen ist, weil er sich entschieden gegen die Verquickung von Politik und Religion ausgesprochen hat. In mohammedanischen Kreisen Algiers   herrscht starke Erregung. Den Untersu- chungm zufolge scheint es, daß die Tat von ge­dungenen Mördern verübt wurde. Zu einem ent­scheidenden Ergebnis hat jedoch die bisherige Un- tevsuchung noch nicht geführt. Nichtsdestoweniger scheint die von der Polizei verfolgte Spur dafür zn zeugen, daß Mufti Bendali von vier Personen ermordert wurde. ES verlautet, daß der Mufti gestern ein von einigen Eingeborenenbehörden an die Zentralbehörden in Paris   geschicktes Te­legramm unterzeichnet hat, durch das die moha« medanWe.Misfig».die.fich.vor einer Woche nach, Paris   begab. Mrd,die,. Forderungen der. Junge, türken in Algier   vorzulegen, desavouieren sollte. Die Polizei hat alle erforderlichen Maßnahmen getroffen, um störenden Vorfällen zu begegnen, die sich infolge des Attentates in den Reihen der Eingeborenen ereignen könnten. Ein Brief Edgar Andris nach der Urteils­verkündung, mitgeteilt von demBefreiungS- komitö", enthält folgenden Passus:Das Urteil ist unter allen Umständen ein Fehlurteil und des­halb ist es meine Aufgabe, die wenigen zur Ver- sügung stehenden Rechtsmittel zu benutzen. Ich spreche von Rechtsmittel und nicht von Gnade. Ein Gnadengesuch werde ich nicht ein reichen, weil ich nicht um Gnade, bitte, sondern mein Recht haben will. Da nun daS Gericht in letzter Instanz sein Urteil gefällt hat, s o bleibt mir nur noch, nachdem ich das Urteil schriftlich vor mir liegen haben werde, waS allerdings noch einige Zeit in Anspruch nehmen kann, der Weg eines Wiederauf­nahmeverfahrens und dies muß mir ustier allen Umständen gelingen. Wie Du siehst, behalte ich wohl meine Ruhe, was nicht gleichzu­setzen ist mit Resignation. Ich kann Dir leider nicht alle Gründe, die zum Urteil führten, hier schreiben. Soviel ist aber sicher, dah ich bis zum letzten Atemzuge für meine Freiheit kämpfen werde. Ich habe nie den Tod gefürchtet und auch heut«, bin ich nicht, bange davor. Der eine stirbt imiBett, 4>er ändere auf dem Feld im Kampf und eS gehört nicht: viel Philosophie dazu, um würdig zu sterben.' May hat mir auch die. Ehre iqbge- spröchen.Nun wohlan, Millionen Menschen be­trachten mich als Ehrenmann, und das ist das Ur­teil) das mich stärkt und daS ich annehme." Goebbels   hat die Umgebung seiner Billa   aus der 20. Kilometer von..Berlin   entfernten Halb­insel Schwanenwerder   er ist dort der Nach­folger de» Bankiers Jakob Goldschmidt   als verbotenes Gebiet" erklären lassen. Eine-Boot­reihe schneidet die Bucht von seinem Besitztum ab. Gemälde ans den' Bürgersteigen. In London  kant» man fast überall.Künstler" sehen, die ihre Ge­mälde auf.den. Bürgersteigen mit bunten.'Kreiden malen und dafür von den Passanten einige Penniel erhalten.' Seit langem hat sich diese Gewohnheit auch in Paris   eingebürgert, und bisher hat niemand daran Anstoß genommen. Aber da sich bei solche» Gelegenheiten in der Regel esn kleiner Auflauf bil­det, verbot die Polizei die Betätigung der) Künstler auf den Bürgersteigen.^.'Sie verhaftete einen von ihnen, der vom- Gericht zu einem Tag Gefängnis verurteilt wurde, obwohl sein Anwalt in flammen­der' Rede die' Freiheit der Kunst verteidigte und unter hörbarem Beifall des Publikums darauf M- wte», daß diese Bilder den Passanten Freude machen. Für die Freiheit in Spanien   für die Weltdemokratie! Die gemeinsame Sitzung der Bureaus der S. A. I. und de» I. G. B. in Brüssel   am 28. Juli 1986 hat einstimmig folgenden Ausruf be­schlossen: Mit überwältigender Mehrheit hat sich das spanische Volk bet einer Wahl, die von einer bür­gerlichen Regierung unter vollkommen regelrech­ten Bedingungen ausgeschrieben wurde, am 16. Feber 1986 für die Parteien der Bolkssront und insbesondere für die sozialistische Partei Spa­ niens   ausgesprochen. Eine Regierung, bestehend aus demokratischen Republikanern, ohne soziali­stische Beteiligung wurde gebildet, die sich be­mühte, den Bedürfnissen der Massen Rechnung zu. tragen, das Elend und die Leiden der Arbeiter und der Bauern zu lindern. Sofort setzte eine Kampagne des Terrors ein. In einer Reihe von Attentaten kam die Wut der durch das allgemeine Wahlrecht besiegten Parteien der Reaktion, der Haß, der in ihren Pri­vilegien bedrohten Besitzenden zum Ausbruch und rief die unvermeidlichen Gegenwirkungen hervor. Dabei blieb die Reaktion jedoch nicht stehen. Seit zehn Tagen haben sich die verräterischen monarchistischen und faschistischen Generale, in die die Republik   zu Unrecht ihr Vertrauen setzte, in Waffen gegen die rechtmäßige Regierung er­hoben und das Land in einen furchtbaren Bür­gerkrieg gestürzt, in der Hoffnung, die Republik  und die Demokratie.in Blut zu ersäufen. Gegen diese Verbrecher hat sich die Arbeiter­klasse und die ganze spanische Demokratie mit einem Heldenmut erhoben, dem selbst die arbeiter­feindlichsten unter den bürgerlichen Zeitungen thre Anerkennung nicht versagen können. Schon ist da» Scheitern der verbrecherischen faschistischen Ver­schwörung gewiß. Der Internationale Gewerkschaftsbund und die Sozialistische Arbeiter-Internationale stehen geschlossen an der Seite der spanischen   Arbeiter und Bauern in ihrem unentwegten Kampf für die Demokratie und die Republik  . In der ganzen Welt haben die Volksmassen verstanden, dah die tragischen Ereignisse, die sich gegenwärtig in Spanien   äbspielen, einen neuen Abschnitt des internationalen Kampfes zwischen dem Faschismus und der Demokratie eröffnen. Die faschistischen Staaten und die faschisti­schen Parteien aller Länder selber haben ihnen sogleich diese Bedeutung verliehen, indem sie dem verbrecherischen Unternehmen der spanischen   Re­bellen gegen ihr Vaterland offen oder heimlich ihre Unterstützung leihen. DaS allein würde genügen, um uns gegen­über unseren spanischen Brüdern die Pflicht zur internationalen Solidarität in praktischen und so­fort wirksamen Formen aufzuerlegen. Genoffenl Ihr alle fühlt, daß, wenn di« Republik   und di« Demokratie in Spanien   besiegt würden, daS ein furchtbarer Schlag für di« Frei­heit in der ganzen Welt wäre. Kein Opfer ist zu groß für eine solche Sache! Denen, die dort in Spanien   ihr Blut und Leben hergeben, müssen wir alle materielle und mora­lische Hilf« bringen, deren wir fähig sind! Bekundet überall und unter allen Umstän­den eure wirksame Solidarität mit den spanischen Arbeitern! Fordert von allen demokratischen Re­gierungen, daß, entsprechend den geltenden Be­stimmungen des Völkerrechts, die rechtmäßige Re­gierung Spaniens   in der Lage sei, sich die zu ihrer Verteidigung notwendigen Mittel zu be­schaffen! Spendet für den internationalen Solidari­tätsfonds! Hoch die spanische Republik! Hoch daS Spanien   der Arbeiter! Hoch die Jnternatwimle! « Geldsendungen für den Internationalen Solidaritätsfonds(Hilfe für Spanien  ) sind zu richten entweder an die Gewerkschaftszentrale, das Sekretariat der Sozialistischen Partei jedes Landes oder an den Internationalen Gewerk­schaftsbund(Föderation Syndicale Internatio­nale) 9, Avenue d'Orsay, Paris  (7e) Zah­lungen auf Konto 40.268 beim Crödit Lyonnais, 2 bis Avenue BoSquet, Paris  (7e). General Eabanellas, Haupt derJunta  ", der Gegenregierung in BurgoS  . spielte bei der Organisierung des Juli-Putsche» eine.große Rolle. Nicht nur die Nationalsoziali­sten, sondern auch die WirtschastSkreise werden auS dem Abkommen ihre Vorteile ziehen, und die österreichischen Nationalsozialisten besorgen dabei die Geschäfte der Nuhrindustriei Panamerika. Die argentinische Negierung hat den Regierungen aller amerikanischen   Staa­ten die Einladung zu der für den 1. November in Buenos Aires   vorgesehenen panamerikanischen Konferenz übermittelt, an welcher alle Mittel für die Aufrechterhaltung des Friedens auf dem amerikanischen   Kontinent geprüft werden sollen. Ferner umfaßt daS Konferenzprogramm Festset­zung von Arbitragemethoden für die Beilegung von Konflikten, Annahme der obligatorischen Arbitrage, Schaffung eines panamerikanischen Obersten Gerichtshofes, genaue Festlegung der strittigen Grenzstreifen usw. Wahib au» Hellas auSgewIesen. Die griechische Negierung beschloß, den früheren türkischen Gene­ral Wahib Pascha, der an der abesiinischen Süd­front eine große Rolle spielte, au» dem griechischen Staatsgebiet au»zuweisen. Der Ministerpräsident Die Wiener  Olympiade-Demonstration I ui um Da»: Auslandsbllro österreichischer Sozial«. - temokraten(unterfertigt Otto B a ne r, Julius Deutsch  ) ersucht un» um die Aufnahme der nachstehenden Bemerkung; In einem Artikel über die Demonstrationen der Nazi bei der Olympiafeier in Wien   schrieb der Sozialdemokrat" vom 81. Juli: Die Gruppe der Revolutionären Sozialisten, die sich mit Flugzetteln während der Nazidemon- ftration bemerkbar gemacht hatte, wird allerdings gut daran hm, ihre Taktik daraufhin zu überprü­ft», daß sie den Nazi» nicht Gelegenheit gibt, sich hinter der sozialistischen   Opposition z» decken und diese noch für sie büßen zu lassen." Zu dieser Kritik der Aktion der Wiener   Re­volutionären Sozialisten stellen wir fest: 1. Die Revolutionären Sozialisten sind keine Gruppe", sondern die sozialistische Partei in Oesterreich  . Sie sind als solche van der Sozialisti­schen Arbeiter-Internationale anerkannt. Es gibt, von den Kommunisten abgesehen, in Oesterreich  keine organisierte und tätige sozialistisch« Partei oder Gruppe außer ihnen. 2. Die Wiener   Revolutionären Sozialisten haben die Olympiafeier der österreichischen   Regie­rung zu einer Streuzettel-Demonstration gegen tzie Hitler-Olympiade und gegen ihre Unterstüt­zung durch die österreichische Regierung benützt. Sie haben damit dem Beschluß der Sozialistischen Arbeiter-Internationale entsprochen, die die Ar­beiter aller'Länder' aufgesordert'hat,: gegen.die Hitler-Olympiade zu demonstrieren. Die mit der Durchführung der Aktion betrauten Genossen ha­ben alle mit einer Illegalen Straßenqktjon perbun« denen Gefahren auf sich genommen» stm diese Pflscht zu erfüllen.' 8. Daß die österreichischen- Nazi' denselben Anlaß'zu einer Kundgebung benützen' werden, haben die Revolutionären Sozialisten' weder'-ge- wuht noch wissen können. Als die. Demonstration der Nazi einsehte, wäre es nicht mehr, möglich ge­wesen, die bereit»,begonnene Sireuaktion der.Re­volutionären Sozialisten einzustellen;; das wird jedem klar seist, der sich die Bedingungen der Lei­tung einer illegalen Strahenaktiön'vergegenwär­tigt. Es wäre aber auch politisch Nicht richtig ge­wesen, die Aktton der Revolutionären Sozialisten einzustellen. Wenn braune' Faschisten' gegen schwarze Faschisten demonstriere», so ist. dassiir Sozialisten kein Grund, sich zurückzuziehen, viel­mehr ein Anlahi gegen beide Faschismen z>i de­monstriere;».-Das haben- die Wienet Revolutio­nären Sozialisten getan) Die von ihnen in'großen Mastem perbreittten Streuzettel trugen die Pa- rolen:Weder Hitler noch.Habsburg!"Weder braunen noch schwarzen Faschismus!"Gegen jeden Faschismus für die Freiheit des österreichi­schen Volke»!'' Kirche und Revolution In Spanien  Während die hiesige bürgerliche Preste allerlei Greuelmeldungen über die Taten der spanischen  Demokraten und Sozialisten- bringt e» wcrd-n sogar Bilder veröffentlicht avon, wie wte Namen auSgegraben und an die Wand gestellt werden schreibt die BaselerRationalzeitung"-, ein bür-, gerliche»,alleid!ngS'kapfere» demokräkischeSOtgäil: 'Niemand wird natürlich die'Exzesse eines bi» zur Siedehitze erregten Volkes gegen Kirchen und Klöster billigen. Jeder aber muß wisse», daß da» geschehen ist, weil die Geistlichkeit sich auf die Seite der faschistischen Generäle geschlagen hat. ES ist also weniger ein Kampf des Volkes gegen die Religion als gegen die faschistisch politisieren­den Kleriker. Und ferner darf nicht vergesten wer­den, daß die Unterdrückung des spanischen   Volkes durch die Kirche in früheren Zeiten Rachegefühle durch Jahrhunderte wach gehalten hat. Im spani­schen Volke lebte heut« noch die Erinnerung an die furchtbaren Grausamkeiten der Inquisition  , die einst nicht nur Hunderttausende getötet, sondern mehr als eine halbe Million Menschen aus Spa­ nien   vertrieben und das Volk der chronischen Ver­armung ausgesetzt hat. . Deutsche   WirtschaftSinteressen in Oesterreich  . (AP.) In einem nattonalsozialistischen Wirt­schaftsorgan wurde dieser Tage auf die wirt­schaftliche Bedeutung der Abmachungen zwischen Berlin   und Wien   hingewiesen. Man weiß, wel­chen Wert Thyssen, Krupp, Vögler u. a. auf daS Erz der Steiermark   und die Braunkohlenlager in Steiermark   und Kärnten   legen. Diese Ambitionen erfahren jetzt einen neuen Austrieb, und man darf daher die wirtschaftliche Bedeutung der letz­ten Vorgänge nicht unterschätzen. Er ist, bekannt', dah die von den Vereinigten Stahlwerken be­herrschte Alpine Montangesellschaft   geradezu der Hero der Juli-Putschisten war, und es bedarf keiner langen Ueberlegung, um sich die Zusam­menhänge verständlich zu machen. Sie liegen all­zu klar auf der Hand. Solche Beziehungen lasten sich recht zahlreich aufweisen. Der sogenannte Langnam-Verein  ", eine der wichtigsten Inter­essenvertretungen der rheinisch-westfälischen Mon­tanindustrie,. unterhält in Berlin   das Büro de» Mitteleuropäisch^» Wtrtschaftstages, dessen Leiter KbuppS Schwiegersohn, Freiherr v. Wilmovsky, ist.. Dieses Büro sinanziert wiederum die chauvi­nistische ZeitschriftVolk und Reich", die die Idee eine» mitteleuropäischen GrohraumS propagiert. Dieser soll natürlich unter reichsdeutscher Füh­rung stehen und das ganze Gebiet deS ehemali­gen Oesterreich  -Ungarn, den Balkan  , die balti­sche»'Staaten, die Ukraine  (!), ferner Holland  , Belgien  , Luxemburg   und; die Schweiz   umfasten: Man steht, die Alldeutsche» und ihre wirtschaftli­che» Hintermänner: die sich des PangermanismuS Ä- ideologisches Feigenblatt bedienen, kranken nicht an allzu großer Bescheidenheit. Hauptmit­arbeiter auf wirtschaftspolitischem Gebiet ist Dr. Max Hahn, ehemaliger Syndikus des Lang- namvereins und Geschäftsführer des Mittel­ europäischen Wirtschaftstages  . Dieser Dr. Hahn legte Wert auf die Feststellung, daß dieser Beschluß nicht auf einem Druck fremder Mächte hin er­folgt seil?). Die neue türkische Wirtschaftspolitik ist be­sonders durch einen staatlichen Ausbau der In­dustrialisierung gekennzeichnet der sich in den beiden Fünfjahrplänen ausdrückt. Dies hat auch eine Angleichung der unzulänglichen Arbeitsge­setzgebung an die modernen Jndustrieerforderniffe notwendig gemacht. DaS vor kurzem angenom­mene Arbeitsgesetz ist überaus umsaffend; eS seht sich aus 148 Paragraphen zusammen und enthält Bestimmungen über Arbeitsverträge, So­zialhygiene, Arbeitsvermittlung, Schlichtungs­wesen, Betriebsaufsicht, Sozialversicherung. Das neue Arbeitsrecht ist auf dem obligatorischen Ar­beitsvertrag aufgebaut, der dem Arbeiter einen Mindestlohn exekutionssrei sichert. Die Arbeits­woche soll im allgemeinen 48 Stunden mit lieber- stundencntlohnung betragen. Streiks und Aus­sperrungen sind verboten; Arbeitskonflikte werden von Arbeiter« und Unternehmerdelegierten ausge- tragen und, falls dies nicht gelingt, von einer bürokratischen Kommistion entschieden. Die So­zialversicherung beruht auf Staatsmonopol. Auch die Arbeitsvermittlung liegt ausschließlich in staatlichen Händen. Lohnsenkungen mit der Be- gründung einer Kostenerhölmng durch dieses Ge­setz werden verboten, Preiserhöhungen einge­schränkt. Dio Nationalisierung der Flugzeug­industrie in Frankreich  Luftfahrtminister Pierre Cot   hat.in einem Vortrag Einzelheiten der Nationalisierung der Flugzeugindustrie bokanntgegeben, die im Rah­men der bereits beschlostenen Nationalisierung aller Rüstungszweige staitfinden soll. Sie soll, in Etappen erfolgen, yhne die Privatinitiative vor­zeitig zu beschränken. Die Industrie wird in drei Teile eingeteilt. Ein staatlicher Sektor, ein ge­mischtwirtschaftlicher Sektor und ein kontrollierter Sektor. Der staatliche braucht, erklärt Cot,-nicht die bereits verstaatlichten Betriebe zu Merschrei­ten. Im gemischtwirtschaftlichen Sektor wird dei: Staat einen Teil des Aktienkapitals der betref­fenden Unternehmungen erwerben. Im kontrollier­ten Sektor wird eine weitgehende technische und finanzielle Konttolle üb,er die privaten Unterneh- mupgen ausgeübt werden. Die Maßnahmen wer­den im Einvernehmen mit den Unternehmerver­bänden und Gewerkschaften durchgeführt werden, die Höhe der Entschädigungssummen auf dem Verhandlungswege festgesetzt werden, tvobei ein mittlerer Ertrag der früheren Jahre zugrunde gelegt wird. Techniker und Arbeiter sollen an der Führung und am Ertrag der nationalisierten Be­triebe beteiligt sein.