23 000 Liter 70er Ware, die mit 40 üft,(+ 0,20 M) gehandelt Wurden. 60er Spiritus nicht zugeführt. Termine fest und um 20 Pf. höher. Kartoffelfabrilate. Berlin , 10. Juni. Feuchte itartoffelstärle per 100 Kg.— M. Prima trockene Kartoffelstärke per 100 Kg. 20,30 M., do. Supra 21,00 M.. Prima Kartoffelmehl per 100 Kg. 20,30 M., do. Supra 21.00 M. Slädtischer Schlachtviehmarkt. Zum Verkauf standen: 4488 Rinder, 1684 Kälber, 9688 Schafe, K8S8 Schweine. Das Rindergeschäst wickelte sich ruhig ab, es bleibt etwas Ucbevflnnb. Der Kälbcrhandel gestaltete sich ruhig. Bei den Schafen war der Äeschästsgang glatt, es wird wohl aus- verkauft. Der Schweinemarkt verlies ziemlich glatt und wird geräumt. Fette Ware blieb vernachlässigt. GeviMs�Ävitung. Die Leidensgeschichte eines Kindes, deren Einzelheiten in der Darstellung der Anklage wie das Kapitel eines Schauerromans klingen, kam gestern vor der 2. Strafkammer des Landgerichts I unter Vorsitz des Landgerichts-Direktors Kaller zur Verhandlung. Die Anklage vertrat Staatsanivall C a s p e r, die Verteidigung führte Rechtsanwalt Dr. D a v i d s o h n. Angeklagt war die jetzt 4öjährige Anna Bischof geb. Haack aus Charlotten- bürg; sie wurde beschuldigt, in Berlin und Charlottcnbnrg vom Jahre 1804 an ihre Stiefkinder Ida und Anna mißhandelt zu haben und zwar in einer das Leben gefährdenden Behandlung und mittels gefährlicher Werkzeuge. Seit dem Jahre 1803 ist sie mit dem Putzer Wilh. Bischof, dessen erste Frau 1802 verstorben war, verheiratet. Bischof brachte aus erster Ehe drei Kinder mit in die Che: die 1887 geborene Ida, die 1885 geborene Anna und die schon im Jahre 1808 verstorbene, im Jahre 1801 geborene Ger- tnid.— Nach der Anklage soll die Angeklagte ihr Züchtigunqsrccht in erheblichster Weise überschritten haben. Von Anfang an soll sie keine Neigung zu den Kindern bewiesen und mehrfach geäußert haben: es wäre ihr lieb, wenn ihr die Kinder abgenommen würden. Die Kinder selbst werden als ortig, bescheiden und wahrheitsliebend geschildert; sie sollen sich auch allgemeiner Beliebtheit erfreut haben. Wie behauptet wird, soll die Angeklagte die.lkinder jeden Morgen schon um 0 Uhr ans dem Bette getrieben und sofort mit häuslichen Arbeite» belastet haben, die Kinder durften nie spielen, und die Angeklagte soll ihnen auch jeglichen Verkehr verboten haben. Als die Eltern noch in der Ramlerstraße 10 wohnten, soll den Kindern den zumeist der Klose ttranm als Aufenthalt angewiesen Ivorden sein und die Ernährung viel zu wünschen übrig gelassen haben, t�ur Schule sollen sie nichts zu essen mit- bekommen haben, so daß die Mitschülerinnen ihnen von ihrem Frühstück abgaben und sogar ihre Eltern baten, ihnen für die Kinder Brot mitzugeben. In einzelne» Fällen soll das ihnen von der Sticsinutler mitgegebene Brot mindestens schon 4 Tage alt, gänzlich vertrocknet und ungeschmiert gewesen sei, so daß die Lehrerin der Kinder sogar einmal der Angeklagten Vorstellungen darüber machte. Auch die Nachbarinnen sollen die Kinder wiederholt gesättigt haben. Auch in gesundheitlicher Beziehung soll sie die Kinder sehr � vernachlässigt haben. Ihre Tochter Ida soll sie, mit großen Geschwüren am Kopf, unverbunden haben herum- laufen lassen, so daß auch hier wieder die Lehrerin intervenierte. Wie behauptet wird, soll sie gelegentlich geäußert haben: Ach, das Kind muß ja doch sterben, es leidet wie ihre Mutter, an der Schwindsucht I Ferner sollen die Kinder im Winter ohne Decke lang ausgestreckt haben liegen müssen, und wenn sie die Beine anziehen wollten, sollen sie von der Stiefmutter geschlagen Ivorden sein. Auch soll sie dieselben selbst im Winter mit eiskaltem Wasser Übergossen haben. Otohe und ungeheure Mißhandlungen sollen an der Tagesordnung gewesen und am Körper der Kinder oft Hautabschürfungen und dicke Striemen bemerkt worden sein. Damit ihr Jammern nicht gehört werden konnte, soll sie den Kopf der Kinder bei dem Schlagen zwischen die Beine nommen haben. Zum Schlagen sollen dicke Stocke, Feuerhaken, Töpfe ec. benutzt worden sein. Die klage erwähnt auch einen Vorfall, bei welchem die gckiagte die Tochter Anna, welche sich die Nase etwa? laut schnäuzte, mit der Faust so in das Gesicht geschlagen haben soll, daß die Nasenscheidewand gebrochen»st. Infolge dieser Bc- Handlung sind die Mädchen so weit gekommen, daß sie sich das Leben nehmen wollten. Die Tochter Ida hat sich denn auch am 12. März 1803 aus einem Fenster der elterlichen Wohnung auf die Straße hinaus gestürzt und ist unten tot liegen geblieben. Die zwölfjährige Anna hat sich am 8. Oktober 1898 am Schisibauerdamm in die Spree gestürzt. Sie ist gerettet und nach der Ehams geschafft worden; sie hat dort bloß gebeten, sie nicht wiederzurMutterzurückzu bringen. — Die Angeklagte bestritt alle ihr gemachten Vorwürfe und be- hauptete, daß sie die Kinder zwar sireng, aber durchaus nicht roh behandelt habe. Warum Ida vom Balkon sich auf die Straße hinausgestürzt Hobe, wisse sie nicht, sie glaube aber, daß dieS wohl aus Scham geschehen sei, weil ihre Mitschülcrinnc» wegen ihres kranken Zustandes mit ihr nicht mehr gehen wollten.— Die Hauptzeugin, die jetzt dreizehn- jährige Stieftochter der Angeklagten, Anna, erzählte ihre Mutter fortkommen würdest. Sterben wolltest Du wohl noch gar nicht?— Anna: Ja, sterben wollte ich auch schon.— Im iveiteren Verlaufe des Verhörs behauptete das Mädchen auch noch, daß sie sich eigentlich mit der Schwester Ida zusammen von dem Balkon herabstürzen wollte, aber durch das Hinzukommen der Mutter daran verhindert worden sei.— Der 3Sjährige Ehemann der Angeklagten bekundete, daß seine Frau die Kinder zwar streng be- handelt, ihr aber alles, was ihnen zukam, gewährt habe.I Ein Lehrer und zwei Lehrerinnen, bei denen die beiden Bischofschen Mädchen unterrichtet wurden, geben diesen das allerbeste Zeugnis als fleißig, artig und ordentlich. Eine Lehrerin hat längere Zeit beobachtet, daß die Kinder immer nur zwei ganz vertrocknete, unzureichende Schnitte als Frühstück mitbekamen. Sie haben schließlich der Mutter Vor- Haltungen darüber gemacht. Auch darüber, daß die Ida Bischof immer mit großen unverbundenen Geschwüren am Arm herum- laufen mußte, habe sie der Mutter ernste Vorhaltungen ge- macht, diese aber habe geantwortet:„Sterben muß sie ja doch, denn sie hat die Krankheit ihrer Mutter I" Wenn ein Ausflug nach dem Zoologischen Garten gemacht wurde, habe die Angeklagte auch diese? Vergnügen den Kindern verboten, obgleich� das Geld von anderer Seite aufgebracht worden war.— Einige Zeuginnen be- künden, daß die Angeklagte die Stiefkinder in stark verwahrlostem Zustande übernommen habe. Verschiedene Zeugen, welche Wand an Wand mit den Bischofschen Eheleuten wohnten, haben von Miß- Handlungen der Kinder weder etwas gehört noch gesehen. Der Gerichtshof konnte sich der Anschauung, daß eine einzige fortgesetzte selbständige Handlung vorliege, nicht anschließe». Die Aussage der Anna Bischof könne nur insoweit in Betracht kommen, als sie von anderen Zeugen bestätigt worden fei. Dagegen sei die Angcgcklagte in zwei Fällen der schweren Körperverletzung, begangen gegen die verstorbene Ida Bischof, für schuldig befunden und hierfür zu drei Monaten Gefängnis verurteilt worden. Auch ei» Ordiumgskanvpf. Der Turnverein„Eiche" in Köpenick hatte beim dortigen M'agistrat beantragt, er solle ihni eine der beiden städtischen Turnhallen für zwei oder drei Abende in der Woche überlassen. Der Vorstand des Vereins wies darauf ge- der An- An- Leidensgeschichte mit ziemlicher in manchen Punkten weniger die Anklage. Sie behauptete, Offenheit und doch auch wieder zu Ungunsten der Mutter, wie daß ihr verstorbenes Schwesterchen Trudchen an dem Tage, an welchem sie starb, von der Mutter mit einem Topfe geschlagen worden sei. Trudchen habe die Krämpfe bekommen, die Mutter habe sie den ganzen Tag liegen lassen und dann sei daS Schwesterchen g e- storben. Die Angeklagte bestritt auch dies und behauptete, daß das Kind am Brechdurchfall gestorben sei. DieS wurde vom behandelnden Arzte Dr. Hirschfeld bestätigt.— Nach den weiteren Bekundungen der kleinen Zeugin soll die Angeklagte den Kindern im Winter gegen 4 Uhr morgen« die Decke weggezogen haben, so daß sie fast nackt dalagen; ferner habe die Mutter ihnen auch im Winter, wenn sie sie Sonnabends wusch, mehrere Töpfe eiskalten Wassers über den Körper gegoffen. Sie sei viel geschlagen worden, oft habe sie auch Schläge mit einem Handfeger über die Knöchel erhalten. Ihre eingeschlagene Nase stamme von einem Faustschlage der Mutter her. Ter Arzt Dr. Fricdläuder, der das Mädchen s. Z. behandelte, erklärte es für sehr unwahrscheinlich, daß die Nasenoerletzung durch einen Faust- schlag verursacht sein könne.— Weiter erzählte, die Zeugin, daß sie und ihre verstorbene Schwester aus Angst vor der Stiefmutter ihrem Vater von ihrer schlechten Bchaiidlung nichts gesagt haben, aber wiederholt schon miteinander darüber gesprochen hätten, daß sie ein solches Leben nicht mehr ertragen könntcni Schon als die Eltern noch in der Ramlerstraße wohnten, habe sie sich mit ihrer Schwester Ida einmal aus dem Fenster stürzen wollen. Die Schwester Ida habe auch schon einmal Salmiak getrunken. An deni Tage, als sich die Ida ans die «traße hinabgestürzt, habe sie wieder Prügel von der Mutter bekommen und schon gleich gesagt, daß sie sich das Leben nehmen werde; wenn sie tot sei, sollte die Schwester nur alles dem Vater erzählen. Bald darauf habe sich die Ida vom Balkon auf die Straße hinabgestürzt.— Präs.: Nun hast Du Dir auch einmal das Leben nehmen wollen. Warum hast Du denn das gcthan?— Anna: Ich habe mich um meine Schwester gegrämt und immer so viel Schläge von der Mutter bekommen.— Präs.: Du bist nach dem Schiffbauerdamm gegangen, hast Dich ins Wasser gestürzt, bist dann von einem Schiffer gerettet und von einem Schutzmann nach der Charitö gebracht worden.— Anna: Ja, das ist wahr.— Präs.: Du sollst nun aber, wie behauptet wird, gar nicht ernstlich Dir haben das Leben nehmen wollen. Du sollst später zu andern Kindern, die Dich fragten, ob Du gar keme Angst gehabt, als Du ins Wasser gingst, gesagt haben:„Ach, ich habe ja Obacht gegeben, daß Schiffer in der Nähe waren I"—Anna: Ja, als ich ins Wasser sprang, habe ich gesehen, daß Schiffer von ferne kamen.— Präs.: Dachtest Du, sie würden Dich retten?— Anna: Ja, das dachte ich.— Präsident: Ja, warum bist Du dann überhaupt erst in? Wasser gegangen?—«nna: Au« Furcht, denn ich dachte, ich würde e« noch schlechter bei der Mutter haben.— Präs.: Du dachtet also wohl, daß Du auf diese Weise von der hin, daß städttsche stellt Hab« Magistrat Turnhalle"in abe. Der eine »e- init zwei anderen Vereinen die der AmtSstraße zur Verftigung Magisttat lehnte in Ucbereinstimmung der Städtverordncten-Vcrsamnilung den Antrag ab, worauf der Vor- stand die Klage beim Bezirksausschuß erhob. In der Klagebeant- wortung behauptete der Magistrat, die Mitglieder des Vereins seien Socialdrmokraten. Ferner machte er geltend, daß die Turn- Halle in der Amtsstrahe abends besetzt sei und daß in der andern keine Beleuchtungseinrichtuugen vorhanden wären. Aiich würden bei der großen Mitgliederzahl— 15V etwa— die Turngeräte zu sehr abgenutzt. Der Bezirksausschuß wies die Klage ab. Gegen diese Entscheidung legte Rechtsanwalt Herzfeld für den Turnverein die Bernfnng ein. Er betonte vor dem Ober- Verwaltungsgericht, daß die Turnhallen in Köpenick öffentliche Gemeindeanstalten im Sinne des 8 4 der Städteordnung seien. Ihre Benutzung könnte des- halb dem Kläger nicht versagt werden, da Platz vorhanden sei und der Verein alle Bedingungen erfüllen wolle. Der Verein verfolge keine socialdcmokratischcn Tendenzen, er wolle lediglich die Turnerei pflegen. Im übrigen kciinzelchne sich bnS Verhalten des Magistrats ihm gegenüber als Willkür. Der Köpemcker Turnerschaft sei die Mitbemitzung der Turnhalle in der AmtSstraße gestattet worden., obwohl ihr Gesuch später eingereicht worden sei, als das des Klägers. Die Turnhallen seien für Schul- zwecke errichtet, die Gemeindebehörden hätten freie Hand, ob sie die Turnhallen, soweit sie für Schulzwecke nicht verwendet würden, beliebigen Personen uberlliffen wollten. Es wäre möglich, daß man sich mit Erfolg an die Kommunal-Aufstchtsbehörde wenden könne, wenn eine Gemeinde willkürlich über ihr Eigentum verfüge, jeden- falls sei es nicht im Wege des Vcrwalttmgs-Stteitvcrfahrens möglich. Die diesjährige Maifeier' wird noch ein bedauerliches Nach- spiel vor Gericht haben. Am 1. Mai kam es in der Warschauerstraße zwischen feiernden Maurern und arbeitenden Steinsetzern zu Aus- schreitungen. Zwei der letzteren, welche sich während der Nach- Mittagspause in einer Schaukwittschaft aufhielten, wurden hier von mehreren Maurern beleidigt, ivcil sie den ersten Mai nicht feierte». Der Wirt wies den Maurern die Thür. Diese holten sich Hilfe und als die Steinsetzer wieder bei ihrer Arbeit waren, wurden sie mit Scheltworten bedacht. Es kam zu einer ge- wältigen Schlägerei, bei �dcr allerlei gefährliche Werkzeuge zur Anwendung kamen. Verschiedene der Beteiligten erhielten Verletzungen. Die Polizei nahm mehrere Verhaftungen_ vor. ES wurde gegen die Festgenommenen Anklage wegen gemeinschaftlicher schwerer Körperverletzung erhoben, im Laufe der Voruntersuchung traten aber Umstände zu Tage, welche für den Thatbestand des schwereren Bergchens; des Landfriedensbruchs, sprachen. Es iverden sich dieserhalb, voraussichtlich noch vor den Ferien, die sechs Maurer G o I z e, D i t t b e r n e r, H e i m a n n, zk o n i e s c n h, M a d l und Heinrich, die von den Rechtsamvälten Dr. Bonk und Dr. Tchwindt verteidigt werden, vor dem Schwurgericht des Land- gcrichts I zu Verantivorten habeu. Ein ländliches Familiciiidhll. Die Sttnfkammer in W o 1 1- stein hat am 27. März den Eigentümer Gustav N e I d n e r in Podgradowitz wegen Aufforderung zur Begehung eines M o r des zu einem Jahre Gefängnis verurteilt. Ncldner hatte von dem Eigentümer M. dessen Wirtschaft übernommen und sich verpflichtet, diesem ein Ausgedinge zu gewähren. Da ihm der alte M. lästig war, suchte sich Ncldner seiner zu entledigen. Er setzte sich mit dem Ziegeleiarbeitcr H. in Verbindung und äußerte zu- nächst, er würde gern 150 M. zahlen, wenn jemandem, der auf seinem Grundstücke verkehre, eimnal gründlich die Jacke voll- ochnucn werde. H. meinte daraus, daß sei doch gesähr- sich, da mau selbst verbauen und a»lch angezeigt werden könne. Nun wurde Ncldner deutlicher. Er sagte, man niüsse dem Bettcffen- den nur gleich so viel geben, daß er genug habe. Dann forderte er H. auf, zu ihm zu ziehen, und suchte ihm klar zu machen, daß die Sache ganz unbedenklich sei. Wenn der Alte abends auf den tlbttitt gehe, so brauche nur jemand ihm schnell eine Schlinge über d e n K o p f zuwerfen und aufzuhängen; jeder» niaun werde dann glauben, der Mann habe sich erhängt. Für die Ausführung der That versprach Ncldner dem H., der scheinbar darauf einging, 300 M. H. erstattete indessen Anzeige. — Die Revision des Angeklagten suchte gestern vor dem Ol e i ch s- gericht darznthun, daß eS sich nicht um eine ernstliche Auf- t�rderung zum Meuchelmord gehandelt habe, da Neldncr nicht einmal den Nanien des zu Ermordenden dem H, genannt habe.— Das Reichsgericht erkannte jedoch ans Verwerfung der Revision. Verittipchkos. Fabrikbrand. Ein großer Teil der Maschinenfabrik, Metall- und Eisengießerei Aich. Langensiepen in Buckau bei Magdeburg ist in der Nacht zum Sonnabend niedergebrannt. Die Gießerei, das Modellager und der Raum für fertiggestellte Arbeiten sind zerstört; das Wohnhaus und das Komtoirgebäude sind erhalten geblieben. Ueber eine Mißhandlung mit tötlichem Ausgang, die ein katholischerPfarreran einem Schulknaben vollzogen haben soll, weiß die„Lothr. Bürgerztg.", der wir die Verantwortung für den nachstehend geschilderten Vorgang überlassen müssen, aus Fl eis-, heim in Lothringen berichten:„Der Pfarrer Josef G o u st richtete in der Religionsstunde den 10 Jahre alten Josef Bariset mit einem L a t t e n st ü ck dermaßen zu. daß die Mißhandlungen den Tod des Kleinen zur Folge hatte. Der Knabe verschied am Freitag vor Pfingsten, nachdem er zwei Tage vor dem Tode noch die Sehkraft verloren hatte. Man versuchte zuerst, die Sache zu vertuschen; doch alsbald schritt der Staatsanwalt ein, der von dem Vorkommnis Wind bekommen hatte und ordnete die Untersuchung an. Auch hatten die Eltern des unglücklichen Knaben sich standhaft geweigert, denselben beerdigen lassen, bevor die Leiche gerichtlich untersucht war. So kam es denn, daß da? Begräbnis erst' am fünften Tage nach dem Tode stattfinden konnte. Der Fall erregt begreiflicherweise gewaltiges Anstehen." Schiffsungliick. Auf der Fahrt von England nach Frederikshavn versank der norwegische Dampfer„Bergliot" in der Nordsee . Ein deutscher Fischdampfer rettete die Besatzung, 13 Mann. Die„Bergliot" war vor der Katastrophe durch Aufstoßen leck geworden. Ueber Madrid ist am Freitag ein heftiges Unwetter, be- gleitet von Hagelschlag niedergegangen. Zahlreiche Unfälle sind vorgekommen,'mehrere Sttaßen sind überschwemmt, ebenso mich das Telegraphenamt. Die meisten Telephondrähte sind acrtssen, es gab viele Verwundete und mehrere Tote. Der Konferenz- saal im Senat steht ebenfalls unter Wasser. Die Köniain-Witive Ivnrde auf ihrem Spaziergang von dein Unwetter überrascht, entkam jedoch ohne den geringsten Unfall. Die Wirkungen deS Hagelschlags waren furchtbar. Einzelne Schloffen wogen vierzehn Unzen. Im Senatspalast wurden für 10 000 Pesetas Fensterscheiben zertrümmert, im königlichen Palaste Hunderte bon Tauben getötet. Große Haufen Eis liegen ans den Straßen, die Bäume sind blätter- los. Der Schaden' bcläuft sich auf viele Millionen. Die Bahnzüge konnten nicht fahren, die Zeitungen nicht er- scheinen. Hunderte sind verwundet. — DaS Dorf San Pedro bei Valladolid wurde durch eine Wasserhose zerstört, viele Personen wurden getötet. Auch in San Pedro de Alarce(Provinz Valladolid ) herrschte heftiger Stunn, der große Verheerungen_ anrichtete. 150 Häuser wurden zerstört, viele Personen getötet. Bis jetzt sind 10 Leichen aus den Trümmern hervorgezogen worden. In Malta ist dem französischen Dampfer„San Jean", der mehrere Hundert Jerusalem - Pilger an Bord hat, die Einfahrt in den Hafen verboten worden, weil er in Alexandrien angelaufen war, Infolge der außerordentlichen Zunahme deS Radfahrens hat die Statthalterei für Tirol und Vorarlberg zur Sicherung des allgemeinen Verkehrs sowohl als auch zur Sicherung des all- gemeinen Verkehrs einige gefährliche Stellen der tirolischen Berg- straßen Radfahrvcrbote erlassen. So ist das Radfahren durch die Stadt Klausen , die nur eine einzige, sehr enge�Straße hat, verboten; ebenso besteht ein solches Verbot für die serpentinenreiche Strecke der Stilfscrjochstrahe von Ferdinandshöhe bis herab nacki Trafoi, und ncncstcns wurde min die durch mancherlei Unglücksfälle be- sonders berüchtigte Scharnitzer Straßenstrecke über den Zirler Berg, vom sogenaniitcu Gehsteig bis Unland und dann von der„Schönen Aussicht" in Reith bis herab in das Dorf Zirl für Radfahrer ge- sperrt, so daß auf diesen Strecken die Thalfahrt bei einer Strafe von 1—100 Gulden oder 0 Stunden bis 14 Tagen Arrest ver- boten ist. Tie Stadt Aberdeen ist durch Enthüllungen über die Ver- waltung des dortigen als Pribatunternehmen betriebenen Fried- Hofes in entsctznngsvolle Aufregung geraten. Seit geraumer Zeit sind nämlich, um Platz für neue Bestattungen zu schaffen, frische oder halbverweste Leichen aus den Gräbern genommen und zum Teil ver- brannt, zum Teil in Gruben verscharrt, teilweise aber auch Wochen- lang in einem Schuppen aufbewahrt worden, bis der unerttägliche Geruch jede Annäherung der Friedhofsarbeiter an denselben verbot. Namentlich wurde» die Leichen Fremder, auswärts Wohnender und Reffender dieser rohen Scbändung unterworfen, da in ihrem Falle die Gefahr nicht vorlag, daß Verwandte oder Freunde der Verstorbenen von ihrer Entserimng Kenntnis nahmen. Nichtsdestoweniger ist durcki Zufall ein Fall bekannt geworden, in dem der Sarg ausgegraben wurde, nachdem die Hinterbliebenen kaum den Friedhof verlassen hatten, und dies führte zur Anzeige bei der Polizei. Der ganze Friedhof wird jetzt behördlich mitersucht, um den Umfang des Skandals festzustellen. Als grauenhaftes Detail der im Laufe der Jahre vorgekommenen Unregelmäßigkeiten mag noch angeführt werden, daß Schmucksachen, die mit Leichen zusammen begraben worden, von den Fricdhofbeamten hervorgeholt und verkauft wurden, ja bereits ist ein Fall bekannt geworden, in dem einer Leiche, die wieder ausgegraben worden, das falsche Gebiß entnommen und zu London verkauft wurde. Wltternugsübersicht vom 10. Juni 1800, morgcuS 8 Uhr. Metter-Prognose für Sonntag, den II. Juni 1890. Ziemlich heiter, am Tage etwas warmer, bei schwachen nordöstlichen Winden; keine oder unerhebliche Niederschläge. Berliner Wetterbureau. Ständiges Repertoire. Neue? Könial. Opern, Theater: Alle Abende außer Montag, Donnerstag und Freitag: Die Fledermaus.- Residenz-Theater: Der Schlaswagen-Eonttoleur und Zum Einsiedler.— Urania- Theater, Taubenstrabe 43/49. Das Land der Fjorde. — Metropol-Theater: Berlin lacht.— Tentral-Theater: Waldmeister. � Ostend -Earl Weib-Theater- Sonntag biS Dienstag: Di« rot« Mühl«. Mittwoch bis Sonntag: Die Memoiren des Satans.-- Friedrich- Wilhelm städtisch es Der Nachtomnibus- Eontroleur.— Aiexanderplatz- Theater: Nana. Sonntag, II. Juni. Deutsches Theater : Die versunkene Glocke.— Schiller- Theater: Viel Theater: Nachmittags- Vorstellungen. Lärm um nicht«.
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