Sosialdemokrat

ZENTRALORGAN

DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEI IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK

ERSCHEINT MIT AUSNAHME DES MONTAG TÄGLICH FRUH. REDAKTION   UND VERWALTUNG PRAG   XII., FOCHOVA. 62. TELEFON 53077. HERAUSGEBER: SIEGFRIED TAUB  . VERANTWORTLICHER REDAKTEUR: DR. EMIL STRAUSS, PRAG  .

16. Jahrgang

Hilfe für Spanien  !

finden wird. Trotz der schweren materiel­

Freitag, 14. August August 1936

Einzelpreis 70 Heller

( einschließlich 5 Heller Porto)

Nr. 189

Guerilla bis aufs Messer Generale auf Reisen

Kein Ende des Ringens abzusehen

Schwer entwirrbare Lage

Die Sozialistische Arbeiter- Internatio­Um die Rolle Polens   in Europa  nale und der Internationale Gewerk­schaftsbund haben die Arbeiterschaft auf­_m. Warschau  , im August. Seitdem der polnische Marschall Pilsudski  gerufen, den spanischen Freiheitskämp­Aus den Meldungen, die Donnerstag aus len ihre Freunde sehen, während die große Masse im Jänner 1934 ſeinen Nichtangriffspaft mit fern durch ideelle und materielle Hilfe Spanien   einliefen, läßt sich mit Sicherheit nur des Volkes zur Regierung steht. Hitler   schloß, hat das Militärbündnis eine siegreiche Beendigung ihres schwe- eines erschließen: daß der Kampf auf beiden Wie widersprechend die Mel 3 wischen Frankreich   und Polen  , ren Kampfes zu ermöglichen. Im Sinne Seiten mit einer Erbitterung sondergleichen und d ungen sind, ersieht man daraus, daß die einst eine Grundlage der Nachkriegspolitik, seinen dieser Aktion hat die Partei eine Samm- mit dem Willen zum Durchhalten bis zum letz- Rebellen behaupten, ihren Erfolg von Tolosa   ursprünglichen Sinn völlig verloren. Dieses lung eingeleitet, die in diesen Tagen ten weitergeführt wird. Beide Parteien achten in ausgenüßt, San Sebastian   unter Artilleriefeuer Bündnis sollte den jungen polnischen Staat gegen unter unseren Genossen durchgeführt diesem Kampf nicht der Opfer, denn beiden ist genomen und sich Jrun genähert zu haben. eine etwaige Revanche des Deutschen Reiches wird. Wir sind überzeugt davon, daß der es wohl klar, daß es nur Sieg oder während die Regierung meldet, sie hätte den schützen. Das ist nicht mehr nötig, wenn die pol­Appell der Internationale überall Gehör Tod gibt, da heute schon jeder ausgleichende Vormarsch der Rebellen auf Irun  - San Seba- nische Regierung ihr Land durch die Versprechun­oder vermittelnde Faktor im Lande fehlt, der stian zum Stillstand gebracht und in San Seba- gen Hitlers   bereits genügend geschützt glaubt. Ferner wollte Frankreich   sich dadurch einen mili­len Notlage, unter der viele unserer Ar- noch einen Friedensschluß und ein Ende des Blut- stian herrsche vollständige Ruhe. vergießens herbeiführen könnte. Der Krieg hat Die Regierung meldet, daß, die Abteilun tärischen Helfer für den Fall sichern, daß es selbst beiter zu leiden haben, werden sich zehn- sich in zahllose kleine Gefechte um einzelne Plätze gen der Miliz von Malaga   erfolgreich angegriffen werden sollte. Aber kann es sich auf tausende Genossen bereitfinden, die es für aufgelöst, er ist zur richtigen Guerilla" ge- gegen Granada   vordringen( Einnahme vor Polen   verlassen, wenn dieses seine Beziehungen ihre Ehrenpflicht erachten, nach besten worden wie einst der Kampf der Spanier   gegen Orgiva und Loja), Franco meldet aus Sevilla  , mit dem Dritten Reich   immer enger ausbaut? Die Kräften für die Hilfsaktion zu spenden. Napoleon  ( 1808-1814). Damals hat das er marschiere mit einer großen Truppenmacht Warschauer   Regierung versichert, daß sie ihre for= Geldspenden, sofern sie nicht auf unsere spanische Volk sich gegen französische   Eroberer gegen Malaga   und habe die vorderen Positionen mellen Pflichten erfüllen würde. Doch sie weigert Sammellisten verzeichnet werden, sind di- gewehrt, heute kämpft es gegen die Fremden- gegen Granada   vordringen( Einnahme von sich, eine militärische Arbeitsteilung mit den an­rekt an das Sekretariat der Deutschen   so- legionäre, die Berberbataillone und die deutschen   Antequera  ). Vor Badajoz   melden die Me- deren Verbündeten Frankreichs   östlich der Reichs­und italienischen Flieger des ehrgeizig- fanatischen bellen erneut einen Sieg den sie allerdings grenze, mit der Sowjetunion   und der Tschechoslo­zialdemokratischen Arbeiterpartei, Prag   Generals Franco. Damals hat eine kleine libe- schon am Vortag gemeldet hatten. Sicher schein: watei, einzugehen. Das war der Sinn des pol­XII, Slezská 13 zu senden. rale Partei im Lande sich den Fremden ange zu sein, daß Badajoz   sich gegen Uebermacht( nischen Widerstands gegen den Ostpakt. Auch Ge­Seid dessen eingedenk, daß rasche und schlossen, heute sind es die ultrarechten und tapfer und unerwartet zäh verteidigt. neralstabsverhandlungen, die vor zwei Jahren in ausgiebige Hilfe nottut! ultrafleritalen Minderheiten, die in den Rebel- Beide Kampfparteien mobilisieren weitere Warschau   geführt wurden, um die Gegensätze Jahrgänge und suchen so rasch als möglich ihre zwischen den militärischen Auffassungen Frank­Reserven an den Feind zu bringen. Von Barce- reichs und Polens   über die Sicherung des Frie­lona sollen neue Kräfte gegen Saragossa   dens in Mittel- und Osteuropa   auszugleichen, abgegangen sein. Die Aufständischen schaffen im blieben ohne Ergebnis. Flugzeug Truppen aus Marokko   nach Südspanien, Jetzt werden diese Besprechungen unter heinen also zur See, obwohl sie das Gegenteil wesentlich veränderten Umständen wieder aufge= melden, noch immer unterlegen zu sein. Die auf- nommen. Den er st en Fühler dazu streckte, fallende Verstärkung der anfangs start unter- entgegen dem äußeren Anschein, Polen   durch Tegenen Luftwaffe Francos tann nur auf die Entsendung eines einflußreichen jüngeren glücks suchen die Leichen in jenem Gasthause auf starte Lieferungen italienischer Generals zu den letzten französischen   Manövern und zahlreiche Neugierige aus der Umgebung be-& lugzeuge( vielleicht via Portugal  ) zurück- aus. Um dem polnischen Selbsigefühl entgegenzu­ſichtigen die Unfallstelle. Der Chauffeur, der 20-3uführen sein. Um so grotesker wirkt der diplo- kommen, antwortet Frankreich   durch einen Besuch jährige Johann Satinstý, erlitt bei dem Unfall matische Kuhhandel um die„ Nichteinmischung", seines Stabschefs in Warschau   und Krakau  , und einen Armbruch und eine Verlegung des Rüd- die völlig einseitig zur Neutralität der franzöſt, der polnische Oberkommandierende Ryd z= grats. Wit leichteren Verlegungen kamen nur Arbeiter fordern den letzten Meldun- scheinen in Paris   noch in dieſem Herbſt anzu­schen Demokratie wird. Die französischen   Smigly beeilt sich, daraufhin sein eigenes Er­zwei Marttfieranten davon. Das Unglück hat im gen zufolge immer entschiedener fündigen. Da die Armee oder richtiger das Offi­ganzen Gebiet große Erregung hervorgerufen. eine Aenderung der Neutralitätspolitik und eine Unterstübung der legalen Ma brider Regierung gegen die von Rom  und Berlin   ausgesandten Söldnerheere.

Opfer sträflichen Leichtsinns

Ueberlastetes Auto- elf Tote!

Verkehrskatastrophe bel Místek Mähr.- Ostrau.( Tsch. P.B.) Am 12. Auguſt nachts ereignete sich im Misteker Gebiet ein gros ßes Unglück. Nach 22 Uhr kehrten vom Markte in Neutitſchein   auf einem Lastautomobil des I. Pavliček aus Frýdlant   an der Ostrava   einige Marktfieranten mit ihren Waren zurück. Das Eineinhalb- Tonnen- Auto ist für höchstens fünf Personen mit ihren Waren e ingerich tet. Auf dem Wege bestiegen in Neutitschein die­ses Lastauto noch einige Fieranten mit ihren Wa­ren, so daß es

außer den Waren im ganzen 16 Personen be­förderte. Es war demnach stark überlastet.

Auf der Straßenhöhe in Nhchaltice, wo die Straße gegen Mistet zu ziemlich steil abfällt, schaltete der Chauffeur den Mo­

Angeblich soll die Untersuchung ergeben ha­ben, daß das eine Vorderrad des Un­glückswagens größer als das andere war.

Die Komödie der, Nichteinmischung

Italien   llefert an Franco und stellt Paris   Bedingungen

tor aus und verließ sich auf die Handbremsen. Gibraltar.( Reuter.) Die hier aus Das Lastauto geriet an den sehr abschüssigen Sevilla   eingetroffenen Flüchtlinge behaupten mit Straßenrand, fuhr über die Fahrbahn hinaus und aller Entschiedenheit, daß sich unter den Flug­stürzte um. Hiebei wurden neun Personen getötet zeugen in Sevilla   zahlreiche Flug= und die übrigen schwer verleßt. Zwei von ihnen 8euge italienischer und deut= starben während des Transportes in das Kran- fcher ertunt befinden. In Sevilla  fenhaus. Die übrigen erhielten im Misteter Kran- befinden sich viele ausländische Piloten, die ita­tenhause ärztliche Hilfe. lienisch, deutsch   und andere Sprachen sprechen. Die italienischen   Piloten tragen die Uniform der Fremdenlegionäre, die deutschen   weiße Kleidung.

Es sind demnach elf Menschenleben zu beklagen. Aus Rychaltice und Mistet herbeigerufene Gen­darmerie und die Gendarmerie- Fahndungsstation London  . Die zuständigen britischen   Kreise von Mährisch Ostrau   untersuchen den Unglücks- würden es gerne sehen, wenn es bald zur Lösung fall. der Fragen der Nichteinmischung kommen würde Bu dem. Unglück erfährt das Tsch. P.-B. und zwar auf Grundlage des französischen   Vor­schlages. Man fühlt, auch schon eine gewisse Be Das Lastauto, mit dem die Marktfieranten unruhigung über die Verzögerung, welche die steile Straße bei Nhchaltice hinabfuhren, ge- bestimmte Mächte dadurch bewirken, riet auf halber Höhe ins Schleudern und geriet daß sie ihre Antwort nicht erteilen. G3 an den Straßenrand, wo es an einen Baum stieß, wird erklärt, daß es angebracht wäre, wenn von der entwurzelt wurde. Das Auto wurde dabei britischer Seite neue Schritte zugunsten der von

noch:

nommen würde,

verursachen, nicht bis zu einem gewissen Grade beabsichtigt und darauf berechnet ist, vorderhand Gelegenheit zur Unterſtüßung der Rebellen zu haben.

zierkorps den polnischen Staat beherrscht, ist die Stellung des Oberkommandierenden auch politisch ausschlaggebend. Die Fahrt nach Paris   ist die erſte offizielle Auslandsreise des Nachfolgers Pilsud­stis. Man legt hier also plöblich wieder großen Wert auf die Belebung des französischen   Bünd­nisses. Warum?

Die einseitige Anlehnung an das Dritte Reich hat Polen   in eine schwierige Lage gebracht. Die natio­nalsozialistische Gleichschaltung der Innenpolitik international allein von Polen   vertreten werden in Danzig  , das nach dem geltenden Völkerrecht darf, wird unter äußerlicher Rücksicht auf die dortigen polnischen Rechte durchgeführt. Aber ge= rade die Warschauer   Militärs siid sich klar dar­Die Hauptschwierigkeit bildet der Stand- über, daß Hitler damit praktisch einen Stützpunkt punkt Italien   3, das drei Vorbehalte in nächster Nähe des einzigen polnischen Hafens macht. Italien   verlangt insbesondere die Verein- Gdingen erhält und im Kriegsfall den Ausgang barung eines Abkommens, daß nach Spanien   keine Bolens zur See sofort unter seine Kontrolle be= Freiwilligen entsandt oder Geldunterſtüßungen kommt. Vorsitzender der Meeresliga, welche die gewährt werden und ein internationaler Kontroll- Massenproteste gegen das nationalsozialistische ausschuß eingeseßt werde. Großbritannien   ließ Vorgehen in der Freien Stadt in allen größeren in Rom   zugunsten des französischen   Vorschlages abermals intervenieren, doch wurde es offenbar über die italienischen Einwände nicht so ein­gehend wie Frankreich   unterrichtet. Kleine Entente-

September in Preßburg  

polnischen Städten organisierte, war einer der polnischen Armeeinspekteure, der vor kurzem mit dem Flugzeug tödlich verunglückte General Dre­scher. Aber Außenminister Beck wagte keinen energischen Schritt in Berlin  , weil er durch seine Haltung in der letzten Zeit immer abhängiger von Hitler   geworden war. Durch die Wiederan tnüpfung in Paris   will ihm die Armee

ftärten.

Wie Donnerstag in Prag   verlautete, solliebt den Rücken gegen Deutschland  zertrümmert und stürzte über die hohe Straßen- Frankreich   vorgeschlagenen Prozedur unternom- bie diesjährige Herbstkonferenz der Außenmini- Dazu kommt die finanzielle böschung auf eine Wiese hinab, wo es sich noch men würden. Es wird angedeutet, daß es ange- ſter der drei Kleinen Entente- Staaten um den Schwäche Polen   3. Der Staatshaushalt ist zweimal übersch I u g. Die Verletzten rie- zeigt wäre, wenn unverzüglich der von der fran- 12. September in Preßburg   stattfinden und sich seit Anfang dieses Jahres mühsam saniert; aber fen um Hilfe. Sie wurden erst nach einiger Zeit zösischen Regierung vorgeschlagene Text ange vor allem mit der im Donauraum durch das jede Vermehrung der Rüstungsausgaben muß ihn Lieferung Abom- wieder auch die Währung bon einem zufällig auf einem Motovenbaborerie, Surtegsmaterial und von Balfen nad Spanien men gefgaffenen Zäge befaffen. Weiter ſteht auf erschiltern, bie burd) eine opferreiche Wirtſchafts die Feuerwehr und einen Arzt verständigte, welche betrifft. Die Nachrichten, daß die diktatori der Tagesordnung auch die rumänische Forde- politik auf Goldparität gehalten wird. Die Hee­die Rettungsarbeiten aufnahmen. Die Verlegten schen Länder die Aufständischen rung nach Revision des Donaustatuts. Presburg resleitung ſicht, daß fie immer weiter hinter den wurden in das Krankenhaus in Mister überführt. weiterhin mit Waffen und Die Zeichen der Getöteten wurden im Saale Striegsmaterial berforgen, werden, eines nahegelegenen Gasthauses niedergelegt. wiewohl dieſe Nachrichten offiziell nicht bestätigt Unter den Toten befindet sich ein Mädchen, wel- werden, mit Besorgnis aufgenommen, denn man ches kurz vor der Verheiratung stand. Die Ver- müsse sich fragen, ob die Verzögerung, die die wandten und Bekannten der Opfer des Autoun- Mächte durch das Hinausschieben ihrer Antworten

mächtigen Nachbarn Deutschland   und Rußland  

wurde als Tagungsort vor allem deshalb gezurückbleibt, Wit Hilfe sogenannter freiwilliger wählt, weil Präsident Ben e 3, der um dieſe Sammlungen können die Wittel für die Anschaf= eit in Topolčianky   weilen wird, den fung teurer moderner Waffen wie Unterſeebonte, Wunsch haben soll, die Minister im Laufe der großer Bombenflugzeuge, schwerer Artillerie usw. Konferenz zu sich zu laden. nicht aufgebracht werden. Hitler- Deutschland gibt