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Mittwoch, 19. August 198«
Nr. 102
. Die. meisten Arbeitslosen versuchen auch, wenigstens ein bißchen zu arbeiten, da und dort, wie und wo sich eine Möglichkeit bietet. Sie wol­len doch leben! Und von den Lebensmitteln, die man für die Ernährungskarte bekommt von diesen Lebensmitteln allein kann lyän nur sehr, sehr schwer leben. Und wer den ganzen Umfang dir Not, diese ungeheuere Tragödie Hunderttau» sender nun schon seit Jahren Arbeitsloser kennt, mutz von ganzem Herzen wünschen, daß es die» fen Armen gelingt, immer wieder hie und da ein paar Kronen oder ein paar Eier und etwas Milch zu verdienen. Auch auf die Gefahi hin, datz manchmal der Buchstabe des Gesetzes, tast gelegentlich' einmal die Gewerbe-Ordnung verletzt wird. Will man gegen jede solche Gesetzesverlet­zung einschreiten, dann treibt man die Arbeits­losen nicht alle, aber doch manche völlig Ver» zweifelte zu noch schlimmeren Gesetzesverlet­zungen. Will man, datz die Hungernden, stehlend Man mutz doch froh sein, man mutz es der tief in den Seelen unserer Arbeiterbevölkerung ver«
Der Mexikaner Felipe Rivera Von 3ack London  
Es war kein Kampf. Es war ein Gemetzel, ein Blutbad. Jedem andern Publikum als den Zuschauern eines Boxkampfes wäre einfach in dieser ersten Minute die Lust ausgegangen. Wahrhaftig: Danny wußte, was er konnte es war eine fabelhafte Leistung. Das Publikum war seiner Sache so sicher und dabei so aufgeregt und voreingenommen, dah es ganz übersah, datz der Mexikaner sich noch auf den Beinen hielt. Es hatte Rivera ganz vergessen. Es sah ihn kaum, derart verschwand er unter der mörderischen Attacke Dannys. Eine Minute verging auf diese Weise, und noch eine. Dann sah das Publikum in einem Augenblick, als die Kämpfenden getrennt waren, deutW den Mexikaner. Seine Lippe war gespal­ten, seine Nase blutete. Als er sich umdrehte und wankend in Clinch ging, sah mau dort, wo er die Seile berührt hatte, rote Streifen auf seinem Rücken, aus denen das Blut hervorquoll. Was das Publikum aber nicht bemerkte, war, datz seine Brust nicht schwer arbeitete, und datz seine Augen kalt und ruhig wie je waren. Allzuviel angehende' Meister hatten es bei dem alles eher als weich­lichen Training mit ähnlichen mörderischen An­griffen auf ihn versucht. Gegen eine Vergütung von einem halben Dollar bis zu fünfzehn Dollar wöchentlich hatte er durchzuhalten gelernt eine harte Schule, die er durchgemacht hatte. Da geschah etwas Erstaunliches. Das ver­wirrende Handgemenge, dessen Einzelheiten man kaum zu folgen vermochte, hörte plötzlich auf. Rivera stand allein da. Danny, der furchtbare Danny lag auf dem Rücken. Sein Körper zitterte, während er langsam das Bewußtsein wiederge­
wurzelten Ehrlichkeit und Anständigkeit danken, datz trotz unbeschreiblichem Elend verhältnismä- tzig wenig Eigentumsdelikte verübt werden! Datz trotz allem, was sie- erdulden müssen, die Arbeits­losen ehrlich geblieben sind! Dan» soll aber auch nicht der Bürokratismus, nur an den Buchsta­ben des Gesetzes denkend, dort zuschlagen, wo der Versuch ehrlicher Arbeit gemacht wird! Man denke an-die möglichen Konsequenzen dieses Straferkenntnisses! Emilie Löffler hat für ihre Arbeit kein Geld bekommen, sondern Natu­ralien. Selbst wenn die Eier nicht längst ver­zehrt, die Milch nicht längst ausgetrunken wär-, dürfte sie doch nicht Milch und Eier an die StaatSkassa abliefern. Geld, um die Strafe zu bezahlen, hat sie nicht. Also müßte sie d e s w e- gen, weil sie gearbeitet hat, in den Arre st wandern! Auch wir sind der Meinung, datz beste­hende Gesetze geachtet werden müssen. Aber über dem Buchstaben der Gesetze mutz doch die Mensch­lichkeit stehen I
wann. Er hatte weder gewankt, noch war er nie­dergesunken oder lanifam zu Boden gefallen. Rivera» Rechte hatte ihn, als er in der Lust schwebte, wie ein Blitz aus hellerem Himmel ge­troffen. Der Schiedsrichter wies Rivera durch eine Handbewegung zurück und beugte sich, die Sekunden zählend, über den gefallenen Helden. Das Publikum eines Boxkampfes pflegt den fäl­lenden Schlag mit Beifall zu begrützen. Aber dies Publttum jubelte nicht. E» war alles zu uner­wartet gekommen. Die Sekunden wurden von einer gespannten Stille begleitet, die durch die triumphierende Stimme Robert» zerrissen wurdet. Ich habe es Ihnen ja gesagt, daß er mit beiden Händen gleich gut boxt!" In der fünften Sekunde wälzte Danny sich auf das Gesicht herum, und al- sieben gezählt wurde, stützte er i'ch auf das eine Knie, bereit, aufzüstehen, sobaldneun" und bevorzehn" gezählt wurde. Berührte sein Knie beizehn" noch den Boden, so wurde er ausgezählt und hatte verloren. In dem Augenblick, wenn sein Knie sich vom Boden hob, wurde er al» stehend angesehen, und im selben Augenblick hatte Rivera da» Recht, wieder zu versuchen, ihn zu Boden zu schlagen." Rivera gedachte nicht, sich diese Gelegenheit ent­gehen zu lassen. Er umkreiste seinen Gegner, aber der Schiedsrichter kreiste vor ihm, und Rivera merkte, datz die Sekunden, die er zählte, sehr lange dauerten. Alle Gringo» waren gegen ihn» sogar der Schiedsrichter. Beineun" gab der Schiedsrichter Rivera einen Stotz, datz er zurückflog. Das war unfair, aber dadurch wurde e» Danny möglich, lächelnd, wieder aufzustehen. Halb gekrümmt und mit deir Armen Gesicht und Unterleib schützend, wankte er vorwärts und ging gewandt in Clinch. Nach den Regeln de» Boxsport» hätte der Schiedsrichter seinen Griff lösen müssen, aber er tat eS nicht, und Danny klammerte sich an wie eine" Muschel im Wogenprall der Brandung und kam allmäh­lich wieder zu Kräften. Die letzte Minute der
Spanien  -Sammlungen beschlagnahmt Prag  . Organe der Posizetdirektion beschlag­nahmten Montag nach einem Verhör der Funk« tionäre del Verein»Solidarität" in den Ver­einslokalitäten einen Betrag von 28.000 XL, welcher zugunsten der für die spanische Republik kämpfenden Arbeiter gesammelt worden war. Außerdem wurden Medikamente, die für Spanien  bestimmt sind, beschlagnahmt. Die Maßnahme wird von ver Polizei damit begründet, datz die Sammlungen ohne die borge» schriebene behördliche Bewilligung durchgeführt wurden. Gin von derSolidarität" eingebrachtes Gesuch ist vom LandeSrat bisher noch nicht er­ledigt worden. Wenn formalrechtliche Mängel einer ein­deutig angegebenen, von allen rechtlich und menschlich Denkenden gebilligten Sammelaktion die Behörde zur Aktivität veranlassen, so sollte sich diese unseres Erachtens in der beschleunigten Erteilung der Sammelbewilligung äußern. Daß die endliche Erledigung eine andere sein könnte, erscheint undenkbar. Wenn die Waffenlieferan­ten der spanischen   Rebellen immer neue Gegen­forderungen stellen, um dem verlangen nach Un­terlassung der Waffensendungen zu entgehen und Zeit für ihre Aktionen gegen die spanische Repu­blik zu gewinnen, so ist es gewiß nicht Sache der demokratischen Staaten, dieser Komödie ent­gegenzukommen. Doch ganz abgeseben von diesen außenpolitischen Vorgängen muß die Erwägung maßgebend sein, daß Hilfeleistung für die Opfer und welchem anderen Zwecke könnten denn Arzneimittel dienen? dem diplomatischen Räukespiel entzogen bleiben muß.
via Ersatzpflicht der Gemeindevorsteher In der letzten Zeit mehren sich die Fälle, in denen- den Gemeindevorstehern Bescheide der Be­zirksbehörde zukommen, mit denen ihnen aufge­tragen wird, Ersatzbeträge an den Staat zu be­zahlen, weil sie nicht berechtigten Personen Lebensmittelkarten ausfolgten. Dabei beschränken sich die Behörden bei ihren Revisionen auf die rein formale Seite der Sache; die Revisoren stellen fest, daß der oder jener Lebensmittelkarten erhielt, obwohl er in dem für die betreffende VersorgungSperiode angelegten Verzeichnisse nicht enthalten oder weil er von der BezirlSsozialkommission aus der Aktion auSge- schieden war, und ohne sich darum zu kümmern, ob die betreffenden Personen materiell zum Be­zugsberechtigt waren oder nicht, wird dem Vor­steher der Ersatz vorgeschrieben. ES ereignen sich da die krassesten Fälle. Zum Beispiel eine Person steht zur Zett der Zusammenstellung der Liste der Bezugsberechtigten in Arbeit,, wird daher nicht ausgenommen. Unmittelbar darauf verliert er die Arbeit und kann nun durch volle fünf Wochen die Dauer der Versorgungsperiode keine Karie bekommen. Wovon er durch diese fünf Wochen mit seiner Familie leben soll, bekümmert die Behörde nicht. Der Vorsteher, der ein fühlender Mensch ist und da» Elend mit ansieht, gibt ihm ein oder zwei Karten. Flug» kommt die Behörde und ver­langt von ihm Ersatz. Oder ein anderer Fall: Ein bi» dahin Arbeitsloser hat das unerhörte Glück, aushilfsweise eine Stelle als Postbote auf die Dauer von drei Wochen zu erhalten. Da» fürst­liche Salär für diese Beschäftigung bekommt er
Runde war angebrochen. Wenn er bis zu ihrem Ende durchhielt, konnte er sich eine ganze Minute lang in seiner Ecke erholen, Und er hielt durch und lächelte trotz aller Verzweiflung und Kläg­lichkeit. Seht, Danny lächelt!" schrie einer, und da» Publikum lachte laut und erleichtert. Eine verfluchte Stoßkraft hat der Lause-" beuge!", sagte Danny ächzend in seiner Ecke zu dem Trainer, während seine Adjutanten ihn wie toll hearbetteten. Die zweite und die dritte Runde waren matt. Danny, der ein kalter, gerissener Boxer war, stellte sich und blockte, um sich von dem betäuben­den Schlag, den er in der ersten Runde bekom­men hatte, zu erholen. In der vierten Runde war er wieder ganz der alte. Obwohl er zerschlagen und verwirrt war, sttzte feine gute Form ihn instand, seine Kraft wiederzugewinnen. Aber er versuchte e» nicht wieder mit seiner mörderischen Taktik. Der Mexikaner hatte ihm gezeigt, daß sie. bei ihm versagte. Statt dessen ttschte er jetzt seine besten Boxerkünste auf. In allen Trick» sowohl wie in Erfahrung und Ausbildung war. er eist Meistor, wenn er auch nicht» Entscheidende» au»- richten konnte, so schlug er doch weiter auf feinen Gegner los und zermürbte ihn nach allen Regeln der Kunst. Er schlug dreimal, wenn Rivera ein«, mal schlug, aber e» waren nicht entscheidende Schläge. Die Sunnste vieler Schläge sollte den Ausschlag geben, Er bewuytzette diesen mit bei­den Hände» gleich gut boxenden Neuling, dessen Fäuste mit erstaunlicher" Wucht stießen. In der Verteidigung zeigte Rivera sich, im Besitz einer. erstaunlichen Technik der Linken. "Immer wieder, in"einem Angriff nach dem.an­dern schoß ,sie vor und richtete Danny» Mund undNase übelzu. Aber Dännh paßte sich an." Das war es, wa» ihn später zum Weltmeister, machen sollte. Er könnte nach Besiehe» eine Kampfart mit der" andern ,vertauschen. Letzt bückte er seinem Gegner nahe" aus den Leih.
erst nach Ablauf dieser drei Wochen» Wehe dem Vorsteher, der sthnmnd seine,Familie in der Zwt» schenzeit durch Verabreichung, von zwei odet drei Karten vor dem verhungern zrC schützen versucht. Er muß zahle»!«Solche und ähnliche Fälle ließen sich zu Tausenden erzählen. Aber abgesehen' von der materiellen SeUe sind die Bescheide formal recht»- und gesetzwidrig und ungültig. Sie berufen sich auf die 88 61 und 66 der Gemeindeverordnung, obwohl diese Para­graphen der Behörde kein Recht zur BorschreibuNg der Ersatzbeträge geben. Die Rechte der Behörde gegenüber den Vorstehern im übertragenen Wir­kungskreis normiert. 8 106 G. O. Auch hier ist abet keine Rede von dem Rechte, einfach den Scha­den zu bestimmen, ihn vorzuschreiben und mit Exekution zu drohen. E» handelt sich um einen. Schadenersatz­anspruch de» Staates gegen eine Person, zu deren Entscheidung, da nach 8 04 der Verfassungs­urkunde niemand seinem ordentlichen Richter ent­zogen werden kann, ausschließlich die Gerichte herufen sind.. Wir empfehlen daher den Gemeindevor­stehern, welche solche Bescheide erhalten, dieBe- rufung a n d i e Landesbehörde zuüberreichen, ,welche jedoch bet der Bezirksbehörde einzubringen ist. Sollten die höheren Instanzen kein Einsehen haben, so wird da» oberste Verwaltungsgericht sie eine» besseren belehren. Die Sache hat aber nicht nur eine mensch­liche und eine juristische, sondern auch eine poli« tische Seite. In jeder Richtung wolle» wir ün» darauf beschränken, zu sagen: Solche Bescheide der Behörden sind Arbeit pour le toi de Pruste!
Die Flugabwehrübungen.(Jeftf Slovo* schreibt nach Abschluß der zivilen Flugabwehr­übungen in einer Reihe von Städten und Ge­meinden:Wenn die Leiter der zivilen Flugab­wehr nachweisen, daß die Uebungen von Erfolg begleilet waren, müssen wir die» mit einer ge­wissen Reserve aufnehmen. In Wirklichkeit hatte» die Uebungen(bis auf kleine Irrtümer und Mißverständnisse) einen glatten Verlauf, in den größeren Städten, während sie in den Landge­meinden vollkommen versagten. Jede Ver­schleierung dieser Tatsache muß verurteilt wer­den, denn cs ist unzweifelhaft, dah sie zu fäl­schen Informationen der Aufsicht»- stnd Kontroll­organe führen müßte, deren Aktion zur Verbes­serung und Vervollkommnung der für die Bevöl­kerung so unendlich wichtigen Organisation da­durch gehemmt würde.
Gamelln In Wien Wien  . Der französische   GkNeMstab-chef Ga- melin ist- Dienstag früh äüf seiner Ruckreise von, Warschau   auf dem Ostbahnhofe In" Wien   eingetrof« fen. Er wurde vom den Vertretern derffranzöfl- schen Gesandtschaft begrüßt und begab sich in da» GesandtschastSgebäude, wo er den ganzen Bormll» tag verweilte.
Bern  . Die Regierung de» Baseler Kanton» ent­hob den Professor der pathologischen Anatomie an der dortigen Hochschule Gerlach wegen verbotener natio­nalsozialistischer Tättgkeit seine» Amte». Worschan. In Tomaszcw bei Lodz   stt in den dortige» Textilfabriken ein Streit wegen Nichtein­haltung de» KollektivvertrageS   und der"Lohnab­machungen durch die Industriellen zum AuSbruch ge« kommen. An dem Ausswnd sind gegen 10.660 Ar­beiter beteiligt.
Durch diese Technik, die Ihm besonder» lag, wurde e» ihm möglich, der Linken de» andern zu entgehen. Letzt brachte er daS Publikum mehrmals dazu, vor Begeisterung zu toben, und- den Bogel schoß er ab, indem er durch einen mächtigen Schlag den Mexikaner in die Lust hob und auf die Matte fallen ließ. Rivera ruhte auf", dem einen Knie und nutzte die Sekunden nach Möglichkeit au», aber er war innerlich überzeugt, daß der Schiedsrichter die Sekunden füf ihn sehr abkürzte. Ln der siebenten Runde glückte es Danny wieder, den teuflischen Schlag zu lande». Er brachte Rivera nur zum Wanken, aber Im näch­sten Augenblick, al» er hilf- und wehrlos, dastand, ließ er ihn durch einen neuen Schlag zwischen den Seflen hindurchfliegen..Rivera fiel mitten zwischen die Presseleute, die ihn aufhoben und außerhalb der Seile in., seine Ecke beförderten. Hier ruhte er auf dem einen Knie,.während der Schiedsrichter eilig die Sekunden zählte. Jnner- haw der Seile, unter henen er sich ducken.mußte, um wieder auf, den Kampfplatz zu gelängen, wartete Danny, auf ihn. Der Schiedsrichter legte sich weder dazwischen, noch stieß ,ex Danny zu­rück., Die Zuschauer wären äußer, sich, vor Begei­sterung. ,/schlag ihn tot, Danny, schlag ihn tot!-' wurde gebrüllt.. Dutzende von Stimmen griffen den Schrei auf, und e» klang wie da» Krieg-geheul eine» Wolfsrudel»., Danny tat sein Beste», äl» aber nicht neun", sondern erstacht"gezählt wurde, schlüpfte Rivera unerwartet durch die Seile hin­ein und retttte sich durch Mstchen,. Letzt spar der Schiedsrichter, gleich ha, ritz,,thn loS. so, daß er geftöffen werden könnte Md half Danny so­viel. wie ein unfascer Schiedsrichter,Helsen   kann. IJortfetzung folgt.),'"
Von Tanger   bis Tunis  Französisch-Nordafrika   und der spanische Bürgerkrieg
Algier  . Die zeitliche Uebereinstimmung zwischen dem Aufftand des Generals Franco in Spanisch-Maroklo und den beiden blutigen Er­eignissen in Algier  (den Mufti-Morden) ist kein Zufall. Die Auswirkung des spanischen   Bürger­krieges auf Frankreichs   nordafrikanische Besitzun­gen liegt klar auf der Hand. Auch der Zusam­menhang zwischen der Gärung in Algier   und Tunis   und dem Ausland ist kein Geheimnis. Daß die franzosenfeindliche BewegungDer nordafrikanische Siern" in Algier   und die pan­arabische Organisation Destour in Tunis   mit den Rastenideen einer europäischen   Diktatur und der betont moslemfreundlichen Haltung einer zweiten autoritären Macht, die kürzlich sogar den ara­bischen Nationalistenführer El Khazen im Radio Rom   sprechen ließ, in nicht nur ideologischem Zu­sammenhang stehen, ist heute nicht mehr abzu« leugnen. Die Feststellungen der französischen  Behörden über die Tätigkeit der Agenten Liegent, Wagenheim und Berxelomen in Marokko  , über die Geldquellen des gleichzeitig antifranzöstschen und antisemitischen BlattesLa Bolontb du Peuple" von Fez und über die im April dieses Lahres in Algier   verhaftetenBergnügungsrei- senden" Dr. Ernst Hanhart, Hans Buser und Charlotte Skaler haben e» überzeugend be­wiesen. . Andererseits kapn Zweifel.daxstbec,Heftchen, datz nicht nur die" arabischen'NäkMäsisten, son­dern auch gewisse exircnie französische   Rechtskreise von Algier   hochgespannte Erwartungen auf den Sieg der spanischen   Aufständischen setzen, datz sie sofort bereit sein würden, daraus für Algier   die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen, und datz ihre offenkundigen Beziehungen zu Ceuta   schon heute von ausgesprochenem Landesverrat kaum sehr weit entfernt sind,, Die Lage in Algier   und Tunis   ist überaus ernst. In ganz Algerien   ist diesmal der Todestag Abd-el-Kädors mit größeren Mastenkundgebun- gen gefeiert worden als jemals zuvor. In Kelibia bei Tunis   sind französische und jüdische Grabstät­ten geschändet worden. Ln Oran waren Ende Juli riesige Araberdemonstrationen beabsichtigt, bei denen weiße Fahnen mit schwarzem Hakenkreuz
und der InschriftTod den Juden" mitgeführ! werden sollten, und eS bedurfte starker Polizei­aufgebote, um die Kundgebungen zu verhindern. In Tunis  , Kairuan   und Ksar-Ellah demonstrier­ten Tausende von Arabern vor den Moscheen, mit dem Ruf:Nieder mit Frankreich  !" In Constan­tine gingen Araber und französische   Faschisten ge­meinsam mit Revolvern und Dolchen gegen Lu­den und französische   Republikaner vor, so daß Truppen eingesetzt werden mußten. In Oran  gab e» dieser Tage einen Toten und zweiund­zwanzig sHververletzte Schutzleute. In Tunis   ist diese franzosenfeindliche Be­wegung durch die Wirtschaftskrise ungeheuer ge­fördert worden. Mehr als 1660 französische Kolo­nisten, die teilweise seit über zehn Jahren hier wohnen, haben sich in den letzten Monaten ge­zwungen gesehen, entweder Lohnarbeit anzuneh­men oder aber, da sie diese meist nicht fanden, die finanzielle Hilfe der Behörden für ihre Rückkehr nach Frankreich   zu erbitten. Auf ihren Besitzungen, die sie in jahrelanger mühseliger Arbeit dem Wüstensand ahgerungen haben,"sitzen heute Ita­ liener  , deren Landerwerb in Tunis   von der italie­nischen Regierung durch staatliche Subventionen gefördert wird, und im italienischen Radio hören die Tunesier noch dazu Tag für Tag aus dem Muside. hochbezahlter arabischer Sprecher, wie gut es angeblich,oie moh^nuneoänffchen Untertanen Italien  » in Lybien haben. In Algier   arbeiten die arabischen Natio­nalisten Hand in Hand mit französischen   Recht», kreisen, die von dem Maire von Oran  , Abbt Lam­bert, geführt werden, der seinerzeit mit den Stim­men der jüdischen Bevölkerung gewählt wurde, heute jedoch als Sprecher des Antisemitismus auf­tritt. Die Lage ist hier nach wie vor überaus ge­spannt, und nur der Energie, de» neuen General­gouverneur» Le Beau und der Abwehr der zum größten Teil republikanischen französischen   Land­wirte ist e» zu verdanken, daß ernstere Unruhen vermieden worden sind. Die Folgen eine» Siege» der spanischen   Auf­ständischen für Algier   und Tun!» würden unüber­sehbar fein.