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Sozialbemokrat" Nr. 202

Sonntag, 30. August 1936

Die Anfänge unserer Arbeiterpressed or harm in Rolfenas, felt 1904 in three

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Seite 17

erst in Eger , dann in Faltenau, seit 1904 in ihrer Begeisterung." Das gesamte Vermögen Karlsbad erscheinende Bolts wille". In der Partei bestand damals in einem Barbetrag Steinschönau beginnt 1891 der von Glasarbeitern von rund vierzig Gulden. Bei einem ,, wohl=

Strauß, denen audim Teplißer Organisations Spaltung entwickelte sich jene Pretests.

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Südmährisches

Landproletariat

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Wohl find noch in Archiven die vergilbten| gründete Boltsfreund, der heute noch besteht geschaffene, aus der Glasarbeiter- Beitung" her- habenden" Genossen wurden weitere dreißig Gul­Blätter der ersten Arbeiterzeitungen zu finden, und somit das älteste Blatt unserer Partet ist... borgegangene, or dböhmische Volksden geborgt und die Blattgründung gewagt. aber da jene, die sie schufen, zwar gewiß noch bote" zu erscheinen, der später nach Bodenbach Nicht jedes Wagnis glückte so wie dieses. Hier fann nicht die Geschichte der sudeten übersiedelt. Im Mai 1892 wird in Aussig der Manche der mit allzu wenig Geld und zuviel Op­in sehr bescheidenem Rahmen Geschichte mach deutschen Arbeiterbewegung, ten, aber nicht Geidiaite ſchrieben, ist über die ichidite unſerer Breffe it, erzählt werden. Wer Zepliber Genoſſen. Im Feber 1894 erſcheint in Aber aus fenen Anfängen aus dieſen zweiten auch die Ges, Gesellschafter" gegründet, als Blatt auch der timismus gegründeten Zeitungen ging zugrunde. Schwierigkeiten ihrer Gründung, über ihre har sie kennen lernen will, greife vor allem zu den Teplik die erste Nummer des Blattes, Bolts- Anfängen" nach den Niederlagen der Arbeiter­ten Lebenstämpfe nur wenig bekannt. Nur aus Büchern: Die Entstehung der deutschböhmischen stimme". Bunächst wird auch noch der Gebewegung infolge der Persetutionen und der den Erzählungen alter Genossen, aus den Lebens- Arbeiterbewegung" und Von Hainfeld bis zum erinnerungen der Pioniere weiß man ein wenig Weltkriege" von Emil Stra von diesen Anfängen unserer Presse. Die Namen Angaben dieses Auffages entnommen sind. Die Später erscheint das Tep- über die heute die sudetendeutsche Sozialdemokra der Zeitungen, die Zeit ihrer Gründung und ihres fudetendeutschen Arbeiter lafen damals die in in Auffig einige Zeit hindurch als Kopfblatt ver­dem Titel Volksrecht", wird tie verfügt. Erlöschens, die heute zumeist vergessenen Namen Wien erscheinenden Blätter ihrer Richtung", Rückschau auf diese mühevollen Anfänge fagt ihrer Redakteure, diese Daten fagen nicht viel. But unft" oder Wahrheit", und ben breitet, bis die Aufſiger unter diesem Titel ihr uns, ein wie koſtbares Gut die Arbeiterpreſſe den geben kein lebendiges Bild der Anfänge, ihrer über die Grenzen gesamungelten Züricher..So- heute als Tagblatt erscheinendes Blatt heraus, Arbeitern ſeit jeher war. Sie iſt ein nicht min­Schwierigkeiten, ihrer abenteuerlichen Gefahren. zialdemokrat" und die aus London tommende geben und die Teplißer Zeitung den Namen der foſtbares Gut heute. Wir verwalten dankbar Der Arbeiter", dessen erste Nummer anarchistische Freiheit". Die Reichenberger Ar­Freiheit" zu tragen beginnt. ein Erbe unserer Pioniere, wenn wir die Arbeiter= am 10. Jänner 1871 in Prag erschien, war das beiter, zumeist Anhänger der radikalen" Rich­Schon die Anführung der Erscheinungsorte presse, die unter so großen Opfern geschaffen blatt, in ben Gubetenländern. that das Blatter apli mat monatlich erscheinent, in jenen Orten ent- rung und Treue ganzer Generationen der Ar­erste in deutscher Sprache geschriebene Arbeiter- tung, schufen sich das Blatt..Der Radikale, fagt, daß diese kleinen Blätter, zunächst nur zwet wurde, in der so viel Idealismus und Begeiste Josef Svačina, ein Tſcheche, und das Blatt war 1885 erschien. Als der Radikale" eingegangen standen, die natürliche Mittelpunkte der Be- beiterklasse lebt, hingebungsvoll betreuen, wenn ja auch von tschechischen Sozialisten und Arbeiters war. die Gegensäße innerhalb der Bewegung wegung waren. Das war damals und lange wir ihrer Ausgestaltung und ihrer Verbreitung freunden sie waren viel mehr wadere Arbei- begannen allmählich an Bedeutung zu verlieren, Beit hindurch ihre Stärke und daß sie sich auf die unsere besten Kräfte weihen. terfreunde als Sozialisten geschaffen worden, die Sehnsucht nach der Einigung begann zu wach- organisierten sozialdemokratischen Arbeiter ſtützen, um eine Verbindung zwischen tschechischer und fen, der dem Gedanken sofortiger Revolution und mit ihnen als Abnehmer rechnen konnten, das war deutcher Arbeiterbewegung herzustellen. Wohl politischer Attentate huldigende..Radikalismus" der Lebensboden dieser durchwegs armen, mit be­waren sich die Männer, die den ,, Arbeiter" schrie- wurde mehr und mehr als Irrtum erkannt scheidensten Mitteln arbeitenden Blätter. Sie er­ben, der Notwendigkeit einer politischen Tätig hatten die deutschen Arbeiter Böhmens keine eigene schienen als Organe der Organisationen, ja, das keit der Arbeiter bewußt, aber da die Erkennt Beitung mehr. So blieb es eine ganze Reihe von war Voraussetzung ihres Erscheinens! G3 wurde nisse des modernen Sozialismus noch nicht zu Jahren. Aus Brünn kam der Volksfreund" freilich in viel späterer Zeit, die ganz andere An­Von Lehrer Hans Schroth ihnen gedrungen waren, fann Der Arbeiter zu ihnen, aus Wien tam Victor Ablers im Jahre forderungen an Zeitungen stellt au einem ge­keineswegs ſchon als ſozialdemokratische Reitung 1886 gegründete Gleichheit", kam vom Juli wiſſen Hemmnis ihrer Fortentwicklung, es er- Schier unabsehbar wogen in Südmäh= gelten. Die junge Arbeiterbewegung, auch die 1894 an deren Nachfolgerin, die Arbeiter schwerte ihnen den Weg vom Organ der Partei, ren die Getreidemeere, grünen um freundliche im industriellen deutschen Norden Böhmens , stand Beitung". Die Aufgabe, die Gegenfäße zu das nur für die Parteigenossen bestimmt war, zu Dörfer die Gärten, flimmt an sanften Hängen ja damals, suchend und tastend, erst am Anfange überbrüden und aus den zusammengeschlossenen einer über den Rahmen der Genossen hinaus- die Rebe hinan. Manch verträumtes Städtchen ihres Weges. Rührend ist die Begründung der Fraktionen eine einheitliche Partei zu machen, sie wirkenden Zeitung.. mit reicher historischer Vergangenheit entzückt den Notwendigkeit des Rusammengehens tschechischer lebendig zu machen im Bewußtsein der Arbeiter, Unsere Darstellung ist lückenhaft, es stehen fremden Besucher und von beherrschenden Höhen und deutscher Arbeiter: Leiden wir nicht alle, die Arbeiter zu lehren, ihren Kampf unter den beim Augenblick nicht die Daten aller Arbeiter- schauen Schlösser und Ruinen weit ins Land. Ein ob nun unsere Mütter und an der Wiege mit einem deutschen oder böhmischen Lied in den onberen Schwierigkeiten Oesterreichs zu führen, blätter zur Verfügung, aber es soll ja auch heiterer Himmel wölbt sich über dem gesegneten inden die Aufgabe grundsäßlicher Klärung vermochte nicht die Geschichte unserer Barteipreſſe erzählt, Stückchen Erde und wenn in der sommerlichen Schlaf einlullten, an dem gleichen Druck, an der tein Blatt so zu erfüllen wie die Gleichheit" es soll nur ein wenig über ihre Anfänge gesagt Glut die Luft zittert und flimmert, dann wird rung, an der gleichen Not?" Der Arbeiter" Jahren beg que Arbeiter Beitung in den werden. Aber über die Schwierigkeiten einer einem ordentlich warm bis ins Herz hinein. Und unendlicher Segen quillt hier aus hat nicht lange bestanden. Aber au seinem Ruhm des Aufbaues der neuen Partei und der solchen Blattgründung, aber auch über den herr­ist zu vermelden, daß er so eifrig die Kampf- Sammlung der Kräfte zu neuen Kämpfen waren lichen Optimismus der Arbeiter, die sie wagten, fruchtbarem Boden. Brot für alle schenkt die gemeinschaft tschechischer und deutscher Arbeiter eigene sudetendeutsche Blätter teine unbedingte foll doch noch gesprochen werden. Am besten wohl Ackerkrume in überströmender Fülle. Ein glüd­betonte. Es hat in der Geschichte der Arbeiter- Nottvendigkeit. Der gewaltige Aufschwung der mit den plastischen Worten Josef Seligers, der in liches Volt könnte hier wie in einem prächtigen bewegung beider Nationen Reiten der gegen­Betwegung nach der ersten Maifeier im Jahre der Freiheit" im Juni 1929 von den fernen| Garten zufrieden leben. seitigen Entfrembung gegeben, aber immer wie 1890 und der Eintritt der Partei in den Wahl- Tagen der Gründung des Blattes erzählte: Doch ein Gespenst geht trotz allem natür­der sezte sich die Erkenntnis ihrer Schicksals- rechtskampf mußten das Bedürfnis und das Ver- ,, Es war so gegen Weihnachten 1893, ale lichen Reichtume in Südmähren um: die Not! gemeinschaft durch, und es mag als Beweis in- langen nach eigenen Zeitungen auch hierzulande fich zum ersten Male eine Bezirkskonferenz von Noch ängstigt es nicht jedermann. Satte Groß­ftinktiven Erkennens der proletarischen Kampf- erwecken. In rascher Folge entstehen sozialdemo- Vertrauensmännern des Teplißer Bezirkes in grundbesizer haben weite Flächen fruchtbarsten notwendigkeiten noch vor dem Durchseßen wirt- kratische Blätter. Wilhelmstal" in Turn mit der Frage der Grün- Bodens vor Jahrhunderten fraft Herrenrechtes zu lichen Klassenbewußtseins gelten, daß das erste dung eines eigenen Blattes für das Agitations- ihrem Eigen erklärt und schmälern den anderen Wort der ersten deutschen Arbeiterzeitung der gebiet beschäftigte, dessen Bentrum Teplis damals das Brot. Eine unzureichende Bodenreform hat internationalen Verbrüderung galt! eben geworden war. Es waren wohl an die fünf­wenig Wandel schaffen können. Dann gibt es auch ein Genossen beifammen, also ein recht benes Säulein, aber damals fonnten wie Maßstäben, wie ben heute gewohnten, nicht meffen, und was den Genossen an Quantität abging, das ersetzten sie durch die Qualität ihres Mutes und

gleichen Ueberbürdung, an der gleichen Entbeh­

Das erste deutſche ſozialdemokratiche State herausgegeben und gefchrieben von beutichen sozialdemokratischen Arbeitern, war der am 18. Juni 1874 in Reichenberg ins Leben ge­tretene ArbeiterfreunS". So wurde die Beitung auf Antrag Josef Hannichs genannt, die­ses politischen, journalistischen und poetischen Pioniers der nordböhmischen Arbeiter. In keiner deutschen Stadt war eine Buchdruckerei zu fin­den, die bereit gewesen wäre, die Zeitung au drucken; schließlich fand sich eine tschechische Druderei in Prag , die sie herstellte. Redakteur des Blattes, das bis zum 24. Auguſt 1882 ers schien, war der Bäcker Rudolf August Wolf, dess fen Name freilich nicht in Ehren genannt werden fann, weil Wolf bald aum bezahlten Verräter an der Arbeiterbewegung wurde.

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Der Arbeiterfreund" erschien zweimal monatlich. Weder er, noch eines der später ge gründeten Arbeiterblätter war eine Reitung im heutigen Sinne. Sie erschien aber damals in anderer Form kaum als notwendig. Es galt, die Lehren des Sozialismus zu verbreiten, Arbeiterforderungen zu vertreten, den Kampf gegen soziale Mißstände zu führen, Stellung zu den wichtigsten Ereignissen zu nehmen, Nach richtenvermittlung stand damals noch lange nicht im Vordergrunde der Aufgaben der sozialdemo tratischen Preffe. Eine der wichtigsten Aufgaben erblickte der Reichenberger ,, Arbeiterfreund" in der Herbeiführung einer Verständigung inner­halb der sozialistischen Arbeiterschaft. Der haupt­sächlich in Wien und Niederösterreich tobende Kampf zwischen Oberwinder und Scheu, journa­listisch geführt von der Wiener Volts. stimme" und der in Wiener- Neustadt erschei nenden ,, Gleichheit", hatte die österreichische Arbeiterbewegung schwer erschüttert. Erst als die beiden Führer im Streite Desterreich verlas fen hatten, fonnte, allerdings auch begünstigt durch das Wiederaufleben der Wirtschaft nach dem großen Krach" von 1878, an den Wieder aufbau der Partei geschritten werden. Er wurde besonders gefördert durch die Reichenberger Ge­noffen unter Führung des Bäckermeisters Werdi­nand Schwarz, Reichenberg wurde für einige Beit das Zentrum der österreichischen Arbeiter­bewegung. Einige Jahre hindurch erschienen dort sogar drei sozialistische Blätter: der Arbei terfreund", die Sozialpolitische Rundschau" und der Boltsfreund", der als Zentralorgan der Partei galt.

Der Einigung der Partei folgte in wenigen Jahren, als unter dem Druck der Sozialistenber folgungen anarchistische Strömungen einen Teil der österreichischen Arbeiterschaft erfaßten, eine neue Spaltung, die in Radikale" und Ges mäßigte. In dieser Berfolgungsära gingen die Arbeiterblätter au Grunde, nur eine Reitung, die in fenen stürmischen Tagen geschaffen wurde, ver­mochte alle Schikanen, alle Maßregelungen zu berbauern; der im Jahre 1885 in Brünn ge

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Noch im Jahre 1890 wird in Westböhmen Die Morgenröte gegründet, als gemein fames Blatt fichechischer une beuticher Arbeiter, reisleri son dem echifchen Genofen Meanicet und dem deutschen Genossen Frans Liu. But we nige Nummern können erscheinen. Der Mor­genröte" folgt die zuerst in Fischern, dann in Eger erscheinende Boltswacht, dieser der aus

noch wohlhabende Bauern, die behäbig die Früchte ihrer Arbeit genießen können. Aber neben ihnen haufen die Entrechteten einer unsinnig geworde nen Gesellschaftsordnung, die Häusler und Tag löhne r. So geht denn auch ein tiefer Riß durch die südmährischen Dörfer, der zwei Welten unüberbrüdbar trennt. Alles Gefasel von einer fagenhaften Dorfgemeinschaft" vermag diese Ge­genfäße zwischen Arm und Reich nicht zu vers föhnen.

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Jedes südmährische Dorf führt diesen sozia­Ten Unterschied schon rein äußerlich plastisch vor Augen. Es stellt baulich keine Einheit dar, son­dern zerfällt überall in zwei gänzlich verschie dene Teile. Da ist zunächst in jedem Dorfe der Stern der alten Ansiedlung, gewöhnlich kurz der Ort genannt. Hier stehen, wohl schon seit Jahr­hunderten unverrückt, wenn auch wiederholt um­gebaut, die geräumigen Häuser der Bauern. Stu­ben und Kammern sind in genügender Zahl vor­handen; der mit der Tretten" gezierte Hof führt zu den verschiedensten Stallungen und wird gegen den oft sehr großen Hausgarten mit einer wuch­tigen Seheune abgeschlossen. Wir können die Ent­wicklung des alten untertänigen Dorfes im Ost­teile Südmährens bis zum 15. Jahrhunderte zu­rück verfolgen, im Westteile allerdings nur bis in die Zeit des 30jährigen Krieges.

An den Ort", der sich häufig in einen ,, Ober-" und Unterort" gliedert, schließen sich die Glendsviertel der Häuslerund Taglöhnera n. Nicht selten kann man be­obachten, daß auf demselben Flächenraume, den ein großes Bauernhaus einnimmt, Gruppen von aen bis fünfzehn armseligen Sütten sich drängen. Wir wissen noch wenig über die Entstehung dieses vierten Standes auf dem flachen Lande. Erst die Quellen nach dem 80jährigen Kriege bringen einiges Licht in die Geschichte des Landproletariates. Besonders über das Tempo seiner zahlenmäßigen Entwicklung find wir leidlich gut unterrichtet. Das alte Grund­buch vom Jahre 1697 zählt z. B. in Erdberg neben einem Ganzlehenbauer, 48 Halb- und 21 Viertellehenbauern nur vier Kleinhäusler auf. Hundert Jahre später, I. 3. 1792 ist die Zahl der Bauern gleich geblieben, die Kleinhäusler aber find schon auf die stattliche Zahl von 111 ange­wachsen. Dann geht es in immer rascherem Tempo und bald ist die Zahl der nur wenig oder fast nichts Befißenden doppelt und dreifach so groß wie die der Bestifteten. Waren es früher meistens Bugeanberte,

der und Kindestinder der alten Bauern, die die Bahl des Proletariats erschreckend schnell vergrö­Bern. So ähnlich entwickelt sich die soziale Diffes renzierung überall.

Ein gewaltiger geschichtlicher Prozeß, die Umgestaltung der foaialen Vers hältnisse auf dem flachen Lande, anfänglich nur wenig beachtet, reift heute zu folgenschwersten Zeichnung von Helmut Krommer. politischen Entscheidungen heran

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Markt in Jafariseft- Ostrau