Nr. 204

Jubiläum der Stachanow- Bewegung

Die Leningradskaja Pravda" vom 6. August erinnert in ihrem Leitartikel daran, daß am 31. August 1936, sich zum ersten Male der Tag jährt, an dem Häuer Alexej Stachanow  einen noch nicht da gewesenen Rekord der Arbeits­

leiſtung aufstellte. Stachanow   wurde damit zum Helden der Sowjetunion   und es dauerte gar nicht lange, so tauchten auch in anderen Zweigen der Wirtschaft die Stachanowzen auf. Es seßte eine Intensivierung der Arbeit und Nationalisierung

Mittwoch, 2. September 1936

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Sudetendeutscher Zeitspiegel

des:

Der Präsident

in der Slowakei  

Einflußsphäre fähig ist, sei daran erinnert, daß und Kern( Prag  ). Ein besonderes Gepräge er­Zwei Zeltlager der Jugend Streibich einſt über Troyli anbers bachte ale hielt das Fest durch die Teilnahme einer großen In Westböhmen wurden in den letzten Tagen heute. Es war am Karlsbader   Parteitag von Gruppe der Skauts und der deutschen sozialisti­zwei Jugend- Beltlager durchgeführt, die von gro- 1920, da Kreibich in seinem Rededuell mit uns schen Jugend aus Prag.  ßer Bedeutung für die geistige Betreuung des ferem unvergeßlichen Josef Seliger   stand und Die ,, Rumburger Zeitung" bringt ihre enge sozialistischen   Nachwuchses zu werden versprechen. Trotti für sich reklamierte; damals schien ihm Verbundenheit mit dem Dritten Reich   auch da In Donawit bei Karlsbad   war das der Begründer der Roten Armee die Verkörpe durch zum Ausdruck, daß sie die Gristenz und das der gesamten Wirtschaft ein, die es mit sich das eine Woche dauerte, dreißig Teilnehmer zählte über diesen denkwürdigen Parteitag lesen wir nicht anzeigt. Auch von der Prager   deutschen Beltlager der sozialistischen   Jugend, rung des Stevolutionärs zu sein. Im Protokoll Programm des Prager Rundfunks überhaupt brachte, daß mit einem Schlag die Arbeitsnor men um einen ziemlich hohen Prozentsak erhöht und als reines Schulungslager gestaltet war. im Schlußwort Kreibichs auf Seite 351 folgen- Sendung nimmt sie teine Kenntnis. Sie beschränkt sich auf die Programmanzeige der reichsdeutschen wurden. Dadurch und durch ein verzweigtes Ueber die Fragen der Jugendbelegung sprach der ,, Für mich ist Moskau   nicht Ausland, für Sender. Prämienlohn system wurde die Erzeu- Lagerleiter Erich Er n st, die politische Schulung mich ist Moskau   die Heimat der internationalen gung sprunghaft gesteigert. Die Leningradstaja lag in den Händen Frizz Tejessy3. Dr. Feld­Pravda" schreibt in dem erwähnten Leitartikel, mann= Fischer sprach über die sexuelle Sozialdemokratie. Für mich gibt es keinen Frem­den, für mich find Trotti und Lenin, die bic daß in Leningrad   in den ersten sieben Monaten Frage. Außerdem wurden Vorträge von Rudolf größte und gewaltigfte geschichtliche Tat in der des Jahres 1936, des sogenannten Stachanow- reisty und Fanny BI at ny gehört. Im modernen Arbeiterbewegung vollbracht haben, Jahres, die industrielle Produktion um 31.9 Pro- Lager war Rauch- und Trinkverbot und strenge keine Fremben, für mich sind das Genoffen, die zent gesteigert wurde, d. h. es wurden um zirka Disziplin, deren Gesetze von den Lagerinsassen mir so nahe stehen, wie jeder Liebste eine Milliarde mehr Produkte erzeugt und der aufgestellt worden waren. Auch den Körperibun­von Ihnen hier im Saal e." Wirtschaft zugeführt. gen wurde großes Augenmerk geschenkt. Selbst­verständlich legte man auch auf den unterhaltend­romantischen Teil des Lagerlebens großen Wert. Am vergangenen Donnerstag wurde das Lagec abgeschlossen. Erich Ernst unterwarf aus diesem Anlaß alle Geschehnisse und die geleistete Arbeit einer Kritik, die den Zweck hatte. Erfahrungen für das Bessermachen zu sammeln. Die im Lager ver­sammelte sozialistische Jugend hatte guten Kontakt mit der Parteibetvegung des Drtes gefunden. Viele Parteigenossen nahmen an den Vorträgen teil und bedauerten ebenso wie die Lagerinsassen, daß das Lager nicht länger dauern konnte. Die Lagervertvaltung besorgte Marie Günze I.

Die Steigerung ist natürlich in den einzelnen Industriezweigen verschieden. Am höchsten ist sie wohl in der Maschinenbau- Industrie, wo sie 50 Prozent beträgt, in der schweren Industrie im all­gemeinen 35.6 Prozent usw. Daraus ersehen wir, daß in der SSSR   immer noch dem Ausbau der Schwerindustrie und vor allem dem Maschinen­bau das größte Augenmerk gewidmet wird. All­mählich kommt es zur Erhöhung der Erzeugung in der leichten und Lebensmittelindustrie, in der Landwirtschaft und in der Viehzucht.

Damit wird die Lebenshaltung der sowjet­russischen Bevölkerung allmählich gebessert wer­den. Die Hoffnung, die die mit der SSSR   sym Ungefähr zur gleichen Zeit hatte die Tur­pathifierende Arbeiterschaft Mittel- und West- nerjugend Westböhmens in Sch a ben ein europas daran knüpfte, daß daraus auch eine Schulungs- Zeltlager. Es waren vierzig junge allmähliche wirkliche Demokratisierung der Ver- Menschen versammelt, die gute Kameradschaft tvaltung in Sowjetrußland erstehen werde, ist aber hielten und mit Eifer mitarbeiteten. Das Lager durch die letzten Ereignisse in der SSS auf das war in den großen Plan des Atus zur Attivierung Bitterste enttäuscht worden. Gerade aus diesen Ereigniſſen iſt es auch flar ersichtlich, bag pie feiner Jugendbewegung eingebaut, das Lagerpro­neue Sowjettonftitution dem russischen Volke nur Es wurde durch einen Vortrag des Bundeserzie gramm war nach diesem Gesichtspunkt gestaltet. eine Schein demokratie im reinsten hers Rudolf Storch eingeleitet, über gewerk­Sinne des Wortes bringen wird. Ein Jahr Stachanow- Bewegung hat, wie schaftliche Fragen sprach der Kreis- Gewerkschafts­gezeigt wurde, die russische Wirtschaft sprunghaft obmann Hr dI i čka, über die organisatorischen nach vorwärts gebracht. Für die Arbeiter aber und pädagogischen Fragen trug My k ur a vor. hat die Stachanow- Bewegung mancherlei Bedent- Ueber das Atus- Sportabzeichen lehrte der Kreis­liches. Außerordentliche Leistungen einzelner, die turnwart Per le t. Besonderes Interesse er unter besonders günstigen Verhältnissen erzielt regte der von Mytura behandelte Plan des Atus, wurden, werden nicht nur zu nachahmenswerten im Jahre 1937 ein Zeltlager für 1000 Jugend­Vorbildern, sondern zu den von allen Arbeitern liche zu errichten. Auch in diesem Lager tam geforderten Normalleistungen. Und damit wird. der unterhaltende, vor allem aber der förperbil­Funktion, Antvälte der Arbeiter gegenüber den mer unter 21 Jahren waren am Abschlußtag zur Unternehmern( in diesem Falle der Staat) zu Prüfung für das Sportabzeichen vorbereitet. sein, entkleidet wurden das Stachanow- System Kreiserzieher J o 6 mit den beiden Bezirkserzie­zu einem Antreibesystem. Außerdem droht die Ge- hern Walter und Jltis waren Prüfer. fahr, daß bei diesem System des Schnell und Organisations tenntnisse mußten Bielaröeitens mehr auf die Quantität als auf die ebenso wie politisches Wissen bewiesen Qualität geschaut wird, daß also schließlich zwar werden. Gut wurden von allen die verlangten sehr viel Güter erzeugt werden, aber schlechtere. Kommandos beherrscht, die achttägige Lagerschule Also wäre auch von einem volkswirtschaftlichen hatte gute Früchte gezeitigt. Standpunkte aus, der die Interessen der Arbeiter nicht berücksichtigt, das Stachanow- System sehr kritisch zu beurteilen. In einem so diktatorisch regierten Lande aber kann sich keinerlei Kritik her­vorivagen, ohne daß der Kritiker sofort verdäch tigt wird, ein Staatsfeind zu sein. Also wagt der Wolkswirtschaftler kaum etwas zu sagen, um nicht cls Troktist verfolgt zu werden, und der Arbeiter fann aus dem gleichen Grunde nichts anderes tun, als versuchen, den gewaltig gesteigerten Arbeits­forderungen zu entsprechen.

Den Mann, den er damals zu lieben vorgab und vor Lenin   stellte, bezeichnet er heute als Agenten der Gestapo   und als geistigen Vater der Leyschen Arbeitsfront!" Kann man politisch noch tiefer sinken als Streibich?

Scharfe Angriffe gegen die SdP

In der ersten Nummer der Deutschen Arbeit", des Organs der neugegründeten Deut­ schen   Arbeiterpartei( Gruppe Hugo Simm, Adam Fahrner  ), nimmt ein Arbeiter das Wort zur Kritik an der SdP. Er schreibt u. a.: Es bestehen troß einer Volksgemeinschaft dieselben schweren sozialen Gegensäße in Volk und Heimat wie vor dem Wahlsiege der SdP. Der Führerkreis der SdP kann auf Grund seiner eingegangenen geistigen wie finanziellen Bindun­gen zu bestimmten Interessengruppen weder für den Arbeiter, Angestellten noch Bauern, ja nicht einmal für die Induſtrie etwas erringen oder durchsetzen.

Programm und eine politische Eine politische Partei ohne Partei, die jedem helfen will, gerät mit der Zeit in einen Zuſtand, wo sie ohne nur einen geholfen zu haben, selbst an ihren eigenen Schwierigkeiten zerfällt. Sie erlebt frü­her oder später eine entscheidende Niederlage.

Eine Partei, deren absolute Mehrheit aus Arbeitern besteht, verlangt nach einem zuminde sten revolutionären sozialistischen   Marschtempo. Der um seine Lebenseristenz ringende Sudeten­nicht nur einen eindeutigen, son­auch

Brag.( Tsch. P.-B.) Der Präsident der Re­publit folgt der vom Präsident- Befreier T. G. Masaryk   begründeten Tradition, die für das Staatsoberhaupt alljährlich einen längeren Auf­enthalt in der Slowakei   festsetzt. Der Präsident der Republik   begab sich daher am Dienstag, den 1. September, nach Topolčianty mit dem Pro­gramm, heuer einige Gebiete der westlichen, süd­lichen und mittleren Slowakei   zu besuchen. Die slowakischen Manöver eröffnet

Nitra  . Die Schlußübungen in der West= slowakei haben begonnen. Sie werden vom Lan­des- Militärkommandanten, Divisionsgeneral Jo­sef Votruba vorbereitet und geleitet. Leiter des Schiedsrichterdienstes ist Divisionsgeneral Hrabčif. Dienstag werden die Anfangs- Gruppierungen der Blauen und Roten vorgenommen und von 15 Uhe an wurde die Erkundungstätigkeit der Flieger­fräfte beider Parteien eröffnet. Die allgemeinen Feindseligkeiten beginnen am 2. September, um Uhr früh. Die Partei der Blauen fonzentriert ihre Kräfte im Raume von Nitra  , und zivar west­befindet sich am Hron  - Massiv zwischen dem Eipel­lich des Fluffes gleichen Namens. Die rote Partei und dem Gran- Fluß im Naume von Levice   und östlich sowie nordöstlich hievon besetzten die Roten mit vorgeschobener Infanterie den Uebergang über den Granfluß westlich von Levice  .

26 Tote in Bochum  

in einem Lande, in dem die Gewerkschaften der dende Teil, nicht zu kurz. Zwanzig Lagerteilnehezajenen sichtbaren immer erreichbaren les nach den neuesten Feststellungen 26 Tote und 18

Kreibich gegen Kreibich

Bochum. Die Schlagwetterexplosion auf der Zeche Vereinigte Präsident" in Bochum   hat Verletzte gefordert. Ein Bergknappe wird noch vermißt.

bendigen Sozialismus der Tat. Der Arbeiter, Angestellte und Bauer, ia selbst der schwache Industriemann werden sich, ie länger fie Mitglied der SdP sein werden, umso besser davon überzeugen können, daß die In Kürze: Politik und die mit dieser verbundene Taktik des Führerkreises der SDP eine feinen sozialen

Intereffen zuwiderlaufende ist.

Fabrikbrand In Großpriesen  

Dienstag nachmittags, kurz nach 1 Uhr, ent­die der ,, Revolutionär" Karl Kreib ich im Brand, der bedrohliche Formen annahm. Nieder­Wir sind dank der zahlreichen Wandlungen, stand in der Seifenfabrik se asiavia ein Verlaufe feiner sechzehnjährigen Tätigkeit bei den gebrannt ist das große Magazin, der Expeditions­Kommunisten durchgemacht hat, wahrlich nicht raum und die Garagen. Daß das Feuer nicht auf leicht aufs Neue in Erstaunen zu verseßen. Die Fabrikationsgebäude übergriff, ist lediglich der Diesmal aber- wir gestehen es freimütig ist es ihm gelungen, sogar uns zu verblüffen. feuer waren außer der Ortswehr und den Weh­günstigen Windrichtung zu danken. Zu dem Groß­Ausgerechnet er hält es für nötig, in Verteidi- ren der Umgebung drei Löschzüge der Freiwilligen gung der gegen die alten Bolschewiti gerichteten Wehren der Stadt Aussig  , der Stadt Schrecken­Gegenprozeß Sinowjew- Trotzki? Ausrottungstampagne auf zwei Seiten der stein, die Feuerwehr der Schichtwerke und die von London  . Das Internationale Büro für die Roten Fahne" gegen Troßki zu Felde zu ziehen. Nestomis ausgerückt. Die Brandursache konnte Vereinigung der Sozial- Revolutionäre übermit- Seine Arbeit ist wohl das beschämendste journa- noch nicht festgestellt werden. telte der Londoner Presse eine Mitteilung, in der listische Produkt, das ein Kommunist bisher ge= die Errichtung einer Sonder- Kommission vorge- liefert hat. Wir wollen uns mit diesem Pamphlet schlagen wird, welche ins einzelne untersuchen nicht auseinanderseßen, ebensowenig wie wir Ur­gegen den wir oft mit soll, was an der gegen Tropki erhobenen Terror- fache haben, Tropki- - zu ver­Anklage wahr ist. Diese Kommission müßte alle sachlichen Argumenter polemisierten, Dokumente und Reugenaussagen aus dem Mos- teidigen. Lediglich zur Charakteristik dessen, wels tauer Prozesse zur Verfügung gestellt erhalten, cher Wandlung ein Mensch in der Moskauer  so wie sie auch die Möglichkeit haben müßte, an bie

liricils

prüfen zu können. Einzig und allein auf diese Weise könnte die Kommission ihr Urteil in einer so ernsthaften Angelegenheit fällen, wie dies das Moskauer   Urteil und die Beschuldigung Troß­tis fei.

Im Zeichen der deutsch­polnischen Freundschaft

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Kleine Erinnerung

Die Ausgabe der Jubiläumsnummer des Sozialdemokrat veranlaßte unseren alten Freund R. B. zu folgender Buschrift:

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1909 tagte in Prag   ein Landesparteitag der deutschen Sozialdemokratie Böhmens  . Als Re­dakteur des Gablonzer Gebirgsboten" hatte ich daran teilzunehmen und als einer der jüngsten Das polnische statistische Amt veröffentlicht Delegierten die wenig arbeitsreiche Funt Ziffern über das Minderheitenschulwesen in thon eines Schriftführers zu übernehmen. Polen  . Daraus geht hervor, daß die deutschen Der herrliche Wahlsieg vom 14. Mai 1907, Schulen Polens   im letzten Jahre von 55.700 der uns zusammen mit den nachfolgenden Stich­Schülern besucht waren, das ist um 7000 weniger wahlen 16 Mandate auf rund 160.000 Stimmen als vor fünf Jahren. Noch größer war die Ver- in den deutschen   Wahlbezirken Böhmens   gebracht minderung der deutschen   Schulen; von 768 Volts- hatte, erivies die sudetendeutschen   Industriegebiete schulen vor fünf Jahren bestanden im leßten wieder einmal als die Hochburg der Partei und Schuljahre nur noch 490, also um 278 weniger. die Parteileitung in Wien   brachte dies zum Aus­Weit ungünstiger lauten aber noch die Ziffern für brud, indem sie Dr. Viktor Adler  , Fried­das deutsche Mittelschulwesen in Polen  . Während rich Austerlik und Dr. Karl Renner  1980/81 noch 20 deutsche Gymnasien mit 7700 entfendete; übrigens alle drei in den Sudeten­Schülern bestanden, war diese Zahl im lebten ländern geboren. Schuljahre auf 20 Anstalten mit 8100 Schülern gefunten. Das einzige deutsche Lehrerseminar in Bolen zählte noch 1930 400. 1985 binaegen nur noch 100 Böglinge,

Einer der Beratungsgegenstände war die Frage der Schaffung eines zentralen Partei­organs in Prag  . Wir hatten damals nur ein eins aiges Tagblatt, die Arbeiter- Beitung" in Wien  .

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Wien  . Wie das Weltblatt" meldet, werden öffentliche Sammlungen für den Bau von Flugzeugen veranstaltet werden. Unbestä= tigte Gerüchte besagen, daß die Bundesregierung die Absicht hat, in der nächsten Zeit cine Inlands anleihe zur Finanzierung der weiteren Auf­rüstung aufzulegen.

Bukarest  . Ministerpräsident at a rescu ersuchte Titulescu  , Rumänien   weiterhin im Völkerbund zu vertreten. Titulescu hat dar­auf noch nicht geantwortet.

London  . In amtlichen Streisen wird die Nach­

richt bestätigt, daß König Eduard VIII  . aus Grie henland in die Türkei   reisen wird, wo er wahrs scheinlich mit dem Präsidenten der türkischen   Repu blit Attatürk zuſammentreffen wird.

Warschau  . 500 Streifende, die eine Fabrik in Lodz   besetzt haben, haben den Hungerstreit begon= nen, um die Forderung nach Einführung des Sol­lektivvertrages durchzusetzen. Einige dieser Arbei ter mußten ins Krankenhaus geschafft werden. In Lodz   wurden drei öffentliche Arbeiterversamm lungen veranstaltet, wobei der Generalstreik für den Fall beschlossen wurde, als der Kollektivvertrag nicht eingeführt wird.

Ein ,, Fest der Solidarität" wurde am Sonn­tag in Wegstädtl   abgehalten. Veranstalter waren die deutschen   und die tschechischen Sozialdemokra­ten. Die Teilnahme war groß. Für die deutschen Sozialdemokraten sprachen Mangold  ( Wegstädt!) Unsere Blätter hatten an Zahl und Häufigkeit So wurde denn auf dem Landesparteitag des Erscheinens bedeutend zugenommen. Sie er- einer Tagblattgründung in Prag   entgegengehal schienen meistens zwei- bis dreimal in der Woche ten, daß sie nicht auf das Interesse breiter Massen Aber sie waren nur Kreisblätter mit oft unbe- am Drt des Erscheinens rechnen könnte, sondern friedigend niedriger Auflage, ohne raschen Nach- das Verbreitungsgebiet in einem konzentrischen richtendienst aus Wien   und Prag  , ohne Agentur- Ring in mindestens zweieinhalb Stunden Bahna oder gar eigene Depeschen, von Telephonaten gar fahrt Entfernung suchen müßte. Dort aber nicht zu reden. fämpften bereits die Wochenblätter schwer genug und bei der schlechten materiellen Lage der Arbei­ter wäre ein starker Absatz des Zentralblattes um so weniger zu erhoffen, als es naturgemäß die lokalen Angelegenheiten nicht in der nötigen Weise berücksichtigen könnte.

Allerdings war damals das ganze politische Leben in Wien   konzentriert, soweit es sich um die deutschen Teile Altösterreichs handelte. Für die Tschechen war auch damals schon Prag   der Mit­telpunkt, die tschechischen Genossen hatten hier ihre Partei- und Gewertsaftszentrale. Aber die Zu- Die Parteizentrale war nicht in der Lage. ständigkeit( Kompetenz) des böhmischen Landtages das finanzielle Risiko auf sich zu nehmen und so war gering und wenn er schon einmal zusammen- blieb es bei dieser Debatte. Zwar kam es bald trat, flog er gewöhnlich alsbald infolge des natio- zur Verschmelzung der Blätter von Reichenberg nalen Kampfes wieder auf. Außerdem war er und Gablonz  , und noch vor dem Krieg zur Hers ein echtes Kurienparlament ohne einen einzigen ausgabe eines Tagblatts in Reichenberg, aber Arbeitervertreter und aus beiden Gründen für uns sonst blieb alles beim alten. Erst während des belanglos. Unsere Landes- Parteileitung trat Strieges wurden die meisten Wochenblätter in meistens in Teplit zusammen, wo ihr leitender Tageszeitungen umgewandelt. Die Gründung Geist, unser unvergeßlicher Josef Seliger  , der Tschechoslowakischen Republik und die Kon= lebte. Die parlamentarische Arbeit unserer Par- zentrierung des politischen Lebens in Prag   machte tei wurde im Wiener   Meichsrat geleistet und dort- dann die Schaffung eines zentralen Tagblattes hin schauten wir, soweit wir nicht durch die ört- in der Hauptstadt notwendig. lichen Aufgaben in Anspruch genommen waren.