Nr. 207

Samstag, 5. September 1936

Seite 3

Sudetendeutscher Zeitspiegel

Gesteigerte Ausbeutung der Arbeitskraft

ohne Lohn- oder technische Verbesserung

In dem Bericht des Internationalen verdienen würde oder besondere technische Ver­Metallarbeiterverbandes( Sib besserungen eingeführt worden wären. In einer Komotau  ) an den Verbandskongreß sind einige Maschinenfabrik erhielten die Professionisten die Beispiele dafür aufgeführt, wie durch eine in- Materialien und Werkstücke von Hilfsarbeitern tensive Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft zugeführt. Heute müssen die Professionisten sich eine wesentliche Leistungssteigerung erzielt wur- alles selbst beschaffen, ohne für diese Ars de, ohne daß irgendwelche technische Verbesse- beit eine Entschädigung zu erhalten. Dies bedeu­rungen vorgenommen wurden. tet, daß sie, um auch nur auf ihren früheren Lohn zu kommen, eine bedeutende Mehrleistung vollbringen müssen. In demselben Betriebe was ren früher im Werkzeugbau zehn Schlosser und vier Dreher beschäftigt, während jest fast die gleiche Arbeit von einem Schlosser ohne Mehr­bezahlung gemacht wird."

In einer Gießerei erzeugten zwei Mann 60 Kasten. Um heute den gleichen Lohn zu verdienen, müssen sie 100 Stasten herstellen, wobei noch zu berücksichtigen ist, daß auf jeder Platte heute etwa um 80 Prozent mehr Modelle find. Früher wurden in derselben Gießerei und mit derselben Belegschaft an einem Gußtag 7000 In allen diesen Fällen ist also die Leistungs­Kilogramm abgestochen, wogegen heute 12.000 steigerung nicht eine Folge der Verwendung lei­bis 13.000 Kilogramm gegossen werden. In einer stungsfähigerer Maschinen, sondern das Ergeb­anderen Gießerei wurde früher in acht Stunden nis einer intensivierten Ausbeutung der Arbei­vier mal gegossen, wogegen jeẞt in se ch 3 ter. In der eingeleiteten Lohnbewegung wird Stunden sieben bis a cht mal gegossen wird, auch auf diese, in den Krisenjahren eintretende ohne daß die Arbeiterschaft entsprechend mehr| Wandlung Bezug genommen werden müssen.

Das traurige Ende eines unblutigen Krieges

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Im Juli faßte eine Kreisratstagung der SdP in Krumau   den Beschluß, gegen die Sauereien" dieser Ausdruck wurde vom SDP- Funktionär Westen geprägt der Haupt­leitung Front zu machen. Die beiden Abgeordneten des Wahlkreises, Jobst und Wagner, taten mit und kündigten die Niederlegung ihrer Man­date an. Wir erfahren jetzt, daß in der Kreisrats­tagung eine Entschließung gefaßt wurde, in der zum Ausdruck kam, daß das Vertrauen zur Hauptleitung vollkommen erschüttert sei und daß ein Exekutivausschuß der Bezirksleiter gemeinsam mit den zwei Abgeordneten in Sinkunft nach eigenem Ermessen handeln werde. Be kanntlich wurde damals auch die Anerkennung des Ehrengerichtsspruches gegen Walter Brand   und die Neuwahl der Funktionäre verlangt, ebenso die Mandatsniederlegung der Hauptleitung. Bis zur Durchseßung dieser Forderungen würde der Kreis die Beziehungen zur Hauptleitung unterbrechen und passive Resistenz leisten. Jener Westen war feinerzeit der Meinung, daß entweder alles fliege" oder der Kreis sich durchsetze.

Es sind einige Wochen ins Land gegangen, Herr Henlein   und seine Hauptleitung sind noch immer im Amt, die Abgeordneten Jobst und Wagner nicht minder. Die Herren Oppositionel­Yen schwuren einander seinerzeit im Angesicht des Wolfes Treue und Ausharren im Kampfe gegen die ,, Sauerei". Jest sind sie mit der Hauptlei­tung wieder ein Herz und eine Seele. Es geht eben nichts über den Sinn für Sauberei, den die Treudeutschen der Sdp. Oppositionelle oder Hen­Icinergebene, immer wieder offenbaren!

Gute und schlechte Nachrichten

Vergleicht man die Teilnahme an diesem Bezirksaufmarsch mit der Teilnahme an der SdP­Maitundgebung in Tachau  , so ergibt sich eine um 40 Prozent schwächere Beteiligung.

Wildbachverbauung als Notstandsarbeit

HIRSCH

SEIFE

IST DIE

BESTE

Gruß den

Metallarbeitern!

In einem stattlichen Buche berichtet der

Aus Weipert   wird uns berichtet: Zu einem Heute beginnt in Karlsbad   der Verbands­wichtigen Industriezweig des Bezirkes Preßniz tag des Internationalen Metallarbeiterverban­Weipert gehört die Erzeugung von Fischton= des, der nach der Union der Textilarbeiter die ferven, die in Schmiedeberg tonzentriert ist. Der Mit Monatsbeginn hat, wie man uns aus größte Organisation des Deutschen   Gewerk­mit Frühherbstbeginn gesteigerte Ordereinlauf läßt Graslih schreibt, die Wildbachberbauung des foge schaftsbundes ist und zu den bedeutendsten bereits jetzt eine Belebung dieses Industriezweiges nannten Steinbaches begonnen. Die Arbeiten wer erwarten, weshalb in den letzten Wochen auch etwa den mit einem Kostenaufwand von 700.000 Gewerkschaften des ganzen Staates zählt. 50 Arbeiter und Arbeiterinnen in den Schmiede- durchgeführt werden, nachdem die Stadtgemeinde Der Tagung kommt deshalb große wirtschaft­berger Fischkonservenfabriken eingestellt werden Grasliß den auf sie entfallenden Kostenanteil liche, soziale und politische Bedeutung zu. fonnten. Große Aufträge liegen in der Hand- sichergestellt hat. Die Durchführung der Vers schuh branche bor, und die Handschuhfabriken bauung des Steinbaches, der ein westlicher Zulauf des Weiperter Kreises haben deshalb, weil Heim- der Bwvodau ist, bietet für eine Anzahl von Ar Verbandsvorstand über die in der Berichts­arbeiterinnen für Handschuhnähte nicht vorhanden beitslosen aus Grasliß für längere Zeit eine Berzeit geleistete Arbeit und deren Vorausset­sind, Schwierigkeiten hinsichtlich der rechtzeitigen dienstmöglichkeit, wenn im Laufe des heurigen zungen. Dieser Bericht ist ein Dokument su­Auslieferung der Fertigware, weshalb die Nach- Jahres auch nur 250 Meter Berbauung an der detendeutscher Wirtschaftsgeschichte und ein frage nach Handschuhnäherinnen in diesem Ge- insgesamt 994 Meter langen Regulierungsstrecke Beleg für die ungeheure national­biete außerordentlich gestiegen ist. Dagegen vorgesehen ist. Der Steinbach, ein sonst recht sans­verzeichnet die Posamenten- Industrie A u f- tes und wenig bedrohlich scheinendes Wässerchen, Politische Arbeit, die diese Ge­tragsmangel, ebenso die Wirt waren hat sich in der Vergangenheit wiederholt als rei werkschaft, wie alle anderen, in der Zeit der Branche; in diesen beiden Produktionszweigen sind Bender Wildbach gezeigt und nicht unerhebliche Krise durch die Aufrechterhaltung der Ar­im Weiperter Kreis letthin 80 Personen entlas- Schäden verursacht. So zerstörte er während des beitslosenunterstützung, den Kampf um den sen worden. Der politische Bezirk Preßniß Hochwassers im Jahre 1932 Werte von über zählt mit Beginn September insgesamt 4014 137.000. Arbeitsplatz und um den Arbeitslohn gelei­Arbeitslose. stet hat.

Flasko In Tachau  

Genosse Otto Grundmann gestorben. Am 1. September starb in Neu- Schmeds plößlich Ge­nosse Otto Grundmann, der Direktor der Deutschen Lehrerbildungsanstalt in Mies. Genosse Grund­mann stand erst im 52. Lebensjahre. Sein Leich nam wurde gestern im Neuen Krematorium in Prag   eingeäschert( Grundmann war ein Bruder unserer Abgeordneten Genossin Kirpal).

Der Bericht stellt zwar fest, daß seit dem Herbst 1934 eine kleine' Konjunktur­besserung festgestellt werden kann, ja, daẞ in einzelnen Zweigen der Metallindustrie im Jahre 1985 Anzeichen einer fast norma­len Konjunktur zu spüren waren, die Ar­beitslosigkeit jedoch noch immer erschrek­kend groß ist. Rund 30 Prozent der Verbands­mitgliedschaft sind arbeitslos. Ende 1935 zählte der Verband 27.225 Mitglieder. Eine Uebersicht über die letzten zehn Jahre Ar­beitslosenunterstützung zeigt uns, daß der Internationale Metallarbeiterverband in die­sem Zeitraum fast 150 Millionen ausbe­zahlt hat, wovon 36 Millionen den eigenen Mitteln der Gewerkschaft entstammen.

Die Sd hatte für den 30. August einen Bezirksaufmarsch in Ta cha u angeordnet, der zu einem Fiasto für diese Partei wurde. Hochtravend wurde im vorhinein behauptet, daß die SdP unter Beweis stellen werde, daß sie bei diesem Aufmarsch im Bezirksmaßstabe mehr Teilnehmer zusammen= bringen werde als die Sozialdemokratie aus dem Der Nachfolger Dr. Walter Brands. Rum Lei  ganzen Kreisgebiet. Die SdP, die mindestens ter der Kanzlei Konrad Henlein   in Prag   wurde 6000 Teilnehmer auf die Beine bringen wollte, laut Bericht der Zeit". Dr. Hans Jon af mußte aber mit einem Zehntel des erwarteten ernannt. Dr. Jonak ist bisher Rechtsanwalts Besuches zufrieden, sein. Ganze 540 Männlein Anwärter in Mähr.- Trübau gewesen und stammb Rückläufige Bewegung und Weiblein zählte der imposante" Aufmarsch. aus Neutitschein. Im deutschen Schulwesen Die Veranstalter dürften das Fiasko geahni Ein Gedenkstein für den Dichter des Böhmer­haben. Im letzten Augenblick strengten sie sich noch walbliedes. Im kommenden Jahre soll in dem In dem Bericht wird darauf hingewiesen, Daß die nach dem Jahre 1928 einseßenden an, Konrad Henlein   nach Tachau   zu bringen. In Glashüttenort Eleonorenhain im Böhmer- daß die Belebung des Arbeitsmarktes in der Aufbaumaßnahmen am deutschen Schulwesen zum der letzten Woche wurde von Mund zu Mund ge- wald dem Glasmacher Andreas Hartauer  , Metallindustrie nicht zuletzt auf die Be­Stillstand gelommen find, ja daß sogar seit dem tragen, daß der Stammesführer" tomme. Ein auf den das bekannte Böhmerwaldlied Tief drin mutulindustrie nicht zuletzt auf dem Ge­Jahre 1983 wieder eine rüdläufige Bewegung ein- Sprechchor wurde noch rasch eingedrillt, um Hen- im Böhmerwald  " zurückgeht, ein Ge dentstein biete der Arbeitsbeschaffung zurückzuführen gefeht hat, zeigen uns die Zahlen der Statistit, die lein ein würdiges" Auftreten zu ermöglichen. errichtet werden. Es hat sich ein eigenes Komitee sind: es war möglich, den Umfang der uns über die Anzahl der in Böhmen   tätigen deut- Die SdP- Leute sollten im Sprechchor sagen: Wir gebildet, das sich insbesondere an alle Landsleute Staatsaufträge für die Vertrags­schen Lehrkräfte Aufschluß geben. Nach diesen Er- wollen unseren Führer sehen" und nachdem das in der Heimat und in der Fremde mit der Bitte firmen zu erhöhen und durch Herstellung von hebungen gab es deutsche literarische Lehrpersonen: einige Male hergeleiert war, sollte der Führer, wendet, durch eine Geldspende dieſe würdige Auslandsverbindungen die Exportmög an den wie vom Himmel gesendet, plöblich aus dem hin-| Ehrung Hartauers zu ermöglichen. Geldspenden lichkeiten zu erhöhen. tergrund hervortreten und zu seinen Gläubigen erbeten an die Böhmische Union Bant, sprechen. Es gelang ihnen, Henlein herzubringen, Filiale in Pilsen  , unter der Merke Böh­aber es gelang ihnen nicht, die Massen zu mobi- merwaldlied". Erlagscheine und Auskünfte durch lisieren. Dr. Rudolf Kubitschek  , Pilsen  , Hotel Smitta.

Volksschulen

Bürgerschulen.

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1933 1934 1935 6.326 6.310 6.173 1.747 1.745 1.739

Dieser Rückgang in der Zahl der deutschen Lehrpersonen kann wohl nur durch die Verringe= rung der Anzahl deutscher Schulen und deutscher

Schulklaſſen erklärt werden. Nicht unintereſſant SdP- Mitglieder weigern sich erhöhte

in diesem Zusammenhang ist es auch, daß der An­

teil der männlichen Lehrperſonen fich in ftändigem Parteibeiträge zu

Abgleiten befindet, während der Anteil der Frauen am Lehrberuf zwar langsam aber dauernd steigt.

Arbeitslosigkeit im August

zahlen

zu wenig Mittel vorhanden sind, um den Kampf gegen die Margisten wirkungsvoll führen zu können.

Es gibt keinen Zweig der gewerkschaft­Bericht nicht Erwähnung fände. So gibt der lichen Betätigung, der in dem vorgelegten Bericht Kunde von der Lebendigkeit der Ge­werkschaftsarbeit unseres Internationalen Metallarbeiterverbandes, die immer zugleich Arbeit für die sozialistische Gesamtbewegung gewesen ist. Er gehört zu jenen Gewerk­schaften, die der Jugendfrage viel Augenmerk widmen und auf dem Gebiete der Jugendarbeit erfreuliche Ergebnisse aufzu­weisen haben.

Der Verbandstag findet in einer ernsten Beweis liefern, daß unsere Metallarbeiter und Zeit statt. Er wird, daran zweifeln wir nicht, gute Ergebnisse zeitigen und wiederum den

ihre Organisation zur Elite der sudetendeut­ schen   Arbeiterbewegung gehören. Aus gan­zem Herzen wünschen wir dem Verbandstag besten Erfolg!

Aus Graupen erhalten wir folgenden unter den Kameraden. Kamerad Knahl" mußte Bericht, der wohl als symptomatisch für die Zu- auch mitteilen, daß sich bereits Mitglieder ge= Stände in der SDP angesehen werden kann: funden haben, die sich weigern, die erhöh hause..Stadt Dresden  " eine Monatsverſamm- gründung für die Beitragserhöhung wurde ange­Samstag, den 29. August, fand im Gast- ten Beiträge zu bezahlen. Zur Be­Aus einigen Bezirken werden die vorläufi- lung der Sdp. statt; um halb 9 Uhr waren nicht führt, daß gen Berichte über die Arbeitslosigkeit im vergan einmal 50 Personen im Versammlungslokale, genen Monat gemeldet. Danach waren am 31. weshalb bei den Funktionären schon der Gedanke August gemeldet im Bezirk Reichenberg 9380 auftam, die Versammlung überhaupt nicht abzu­( minus 300), Gablona 7296( minus 200). halten. Um 9 Uhr endlich saßen 60 Leute in dem Friedland 4602( plus 400), Dug 5039( 5087), großen Saale. Ein Referent war nicht anwesend Teplit- Schönau 9255( 9632), Tetschen   9192 und nur Herr Knahl als Vorsißender verlas Uebrigens hat auch das 3 Graupener Berg= ( 9357), Komotau   7648( 8100), Bilin   2871 Rundschreiben der Partei, in denen zu den leß- fest am 2. August eine große Verstim- Facharbeitermangel in der Metallindustrie. ( 3089), Falfenau 5115( 5552), Joachimsthal   ten Ereignissen in Spanien   und Mußland mung, besonders unter den arbeitslosen SdP- Die angespannte Beschäftigungslage soll in eini­1005( 1018), Elbogen   5248( 5801), Ausfig Stellung genommen wird!( Die Einstellung der Leuten hinterlassen. Die Arbeitslosen beschwerten 7844( 8197). Die Rückgänge in dem sonst un- SdP. zu den volitischen Ereignissen in beiden ge- sich in der Monatsversammlung bitter darüber, gen Branchen der Metallindustrie, die Waffen und günstigen Monat August sind wertvoll und beson- nannten Ländern ist aus ihren öffentlichen Bu- daß die Bezirksleitung die Abrechnung noch nicht Munition erzeugen, zu einem Mangel an quali­berz erfreulich, doch bleiben die absoluten Arbeits- blikationen zur Genüge bekannt.) Weiter wurde fertiggestellt hat und sie noch nicht ihren verspro- fizierten Arbeitern geführt haben. Die Böhmisch­Tojenziffern in den genannten Gebieten nach wie mitgeteilt, daß die Partei die Miglie b 3 henen Lohn für ihre zum Heimatfeste geleistete Mährische Kolben- Danet- A.- G. hat die Alters­bor auf einer außerordentlichen Höhe. Es ist auch beiträge ab 1. September, erhöht Arbeiten erhalten haben. Es fielen ziemlich he f- grenze für neucinzustellende Arbeiter von 25 auf nicht anzunehmen, daß die Meldungen aus den hat. Danach zahlen Mitglieder mit einem Ginstige Angriffe gegen die Bezirksleitung: 40 Jahre erhöht. Demnach scheint dem Mangel gcblreichen anderen deutschen Bezirken den relativ kommen 8.( 2.50), Arbeitslose der vor allem zum Vorwurf gemacht wurde, daß günstigen Eindruck dieser ersten Meldungen durch 1.( bisher 50 Heller). Diese Beitragserhö- sie nicht die geringste kamerad= wegs bestätigen werden. bung erzeugte großen Unwillenschaftligteit an den Tag legt...

bei Berücksichtigung der älteren" Jahrgänge de: Arbeiter noch abzuhelfen fein