Nr. 216

Mittwoch, 16. September 1936

Seite 5

Volkswirtschaft und Sozialpolitik Die nordböhmische Arbeitslosigkeit

Ursachen und Ziele der Devisenkontrolle

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102.000 selt Dezember 1931 die niedrigste Zahl

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Bei den 47 Bezirksarbeitsanstalten für Arbeitsvermittlung, welche der Reichenberger Landeszentrale unterstehen( jedoch nicht das ge= samte deutschböhmische Gebiet umfassen), waren Ende August.. 101.953

Ende Juli.

107.909

Jahr

Arbeitslose Ende August

gegenüber Jahresbeginn

in

weniger um

Prozent

101.953

39.108

27.74

113.043

24.067

18.29

116.362

28.230

31.219

1936 1935 1934 1933 129.649

19.52 19.40

Nicht nur der absolute, sondern auch der verhält

nismäßige Rückgang im Laufe des Jahres ( 1936 verglichen mit dem Stand vom 1. Jän­ner d. I.) ist heuer am stärksten. Die Arbeitslosenziffer ist um mehr als ein Viertel ge­sunten. Die Entwicklung im Laufe des heurigen Jahres ist folgende( Ziffern jeweils vom Mo­natsl e ten): Jänner 146.779 Mai 122.153 Feber 145.389 Juni 112.947 März 139.273 Juli 107.909 130.860 August 101.953

Verschärfung des Devisenregimes zur Sicherung der Rohstoffversorgung Die Nachkriegsentwicklung hat den Ueber- rungskrise heraufbeschworen. Das Gleichgewicht Arbeitslose gemeldet. Mit diesem Nückgang, wel. gang vom Freihandel zum Hochschutzzollsystem der Zahlungsbilanzen war gestört und die Be sehr beschleunigt. Zum Teil waren es wirtschaft- ständigkeit der Währungen bedroht. Zahlreiche cher ungefähr demjenigen in ganz Böhmen ent­liche, zum Teil militärische Erwägungen, die zur Länder wurden zur Abwertung ihrer Währung spricht( 6.1 Prozent), aber größer ist als der ge­Neueinführung und Erhöhung von Zöllen als gezwungen. Andere folgten ihnen, als man in samtstaatliche, hat die Arbeitslosenziffer einen wichtigstes Mittel der Industrieförderung bei der Abivertung auch ein wirksames In Stand erreicht, der seit Dezember 1931 in feinem trugen. Troß dieser hochschutzöllnerischen Han- strument der andelspolitik der Monat erreicht worden war. Auch wenn man nicht delspolitik blieben die bis 1929 erfolgten Zoll- Ausfuhrförderung und Einfuhrbeschränkung. erhöhungen zwar ein großes, aber noch kein erkannte. Die Folge der Kredit- und Währungsübersicht, daß die Ziffern der Arbeitsvermitt­unüberwindliches Hindernis des zwischenstaat- trise war, daß die Schuldnerländer Zahlungs - lungsanstalten sich nicht mit der Zahl der Arbeits. lichen Handels. Erst der Ausbruch der Weltwirt- einstellungen für ihre eigenen Auslandsschulden bedürftigen und Suchenden decken, kann man aus schaftskrise hat zu der unerträglichen Verschär verkündeten und den privaten Zahlungsverkehr diesen Ausweisen eine Entspannung konstatieren. fung der internationalen Wirtschaftsbeziehungen mit dem Ausland einer öffentlichen Stontrolle durch verschiedene währungs- und handelspoliti- unterwarfen. Nordböhmen bleibt aber das Gebiet mit der abso- In der Augustbilanz ist die vorübergehende Be­sche Maßnahmen geführt, die die Wirkung der lut und relativ stärksten Arbeitslosigkeit, deren schäftigung vieler Arbeitsloser bei der Hopfen­Zölle außerordentlich verstärkten und den Um­Charakter es ausschließt, daß sie ohne systemas pflücke nicht berücksichtigt. Von den Vermitt fang des zwischenstaatlichen Güteraustausches auf tische und ausgiebige staatliche Hilfe auf ein er- lungsanstalten wurden heuer 40.000 Personen ein Mindestmaß beschränkten. Den eigentlichen Anstoß zu dieser Handels- und Währungspolitik trägliches Maß herabgedrückt werden könnte. Ein gab die Verschärfung der Industrie- zur Kre Bild der bisher zu verzeichnenden Besserung er­ditkrise, die den internationalen Kapital- und gibt sich aus der nachstehenden Aufstellung. Zahlungsverkehr völlig lahmlegte. Die Devisenkontrolle

Zu dieser Kontrolle und Einschränkung der Auslandszahlungen fühlten sich viele Länder auch durch die Entwicklung unseres Außenhandels ge­zwungen. In den meisten Ländern spielt im Rahmen des gesamten Zahlungsverkehrs( der Bahlungsbilanz) der Außenhandel eine ent­fcheidende Rolle. Die Verringerung der Ausführ erzwang die Einschränkung der Ein­fuhr, um das Gleichgewicht zwischen Einnahmen ein Ergebnis der Kredit- und Ausgaben im Zahlungsverkehr mit dem Aus­und Währungskrise. land aufrecht zu erhalten.

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Der Zweck der Devisenkontrolle

In der Zeit vor 1929, insbesonders nach der Stabilisierung der mitteleuropäischen Währung, setzte wieder ein lebhafter zwischenstaatlicher Die Maßnahmen, die von vielen, besonders Kapitalverkehr ein, dessen Richtungen sich gegen und mit gewissen Aenderungen zumeist heute noch europäischen Ländern damals getroffen wurden über der Vorkriegszeit allerdings wesentlich ge­wandelt hatten. Vor dem Kriege waren die euro - gelten, bestanden in der Schaffung eines Regimes päischen Industrieländer, namentlich England, der Einfuhr bewilligungen, bei dem Gläubiger der übrigen Teile der Weltwirt­die Einfuhr ausländischer Waren einer behörd schaft. Sie liehen ihr überschüssiges Kapital lichen Zustimmung bedarf, in der Einführung überseeischen Ländern, die es in Form von von Kompensationen ,, also direkten zwi= Waren, insbesonders von Rohstoffen, allmäh= schenstaatlichen Tauschgeschäften, und namentlich lich zurückzahlten. Nach dem Kriege hatte sich eine in der Aufrichtung der Devisenkontrolle, völlige Umkehr in diesen Kapitalbeziehungen er­die durch den Abschluß von zweiseitigen zwischen­geben. England verfügte viele Jahre hindurch staatlichen Abrechnungs-( Clearings-) nicht mehr über jene ungeheuren Summen über- verträgen ergänzt wurde. Praktisch bedeutet schüssigen Kapitals wie vor dem Kriege und war die Devisenkontrolle, daß die Einfuhr ausländis nicht mehr der wichtigste Kreditgeber der Welt. ſcher Erzeugnisse davon abhängig gemacht wird, Die Industriestaaten des europäischen Festlandes ob die einführende Firma von der Notenbank waren zu Schuldnern der Vereinigten Staa- oder einer anderen Stelle die zur Begleichung der ten geworden. Einfuhr notwendigen ausländischen Zahlungsmit tel zugeteilt erhält. Im Wesen stellt sie ein Als die amerikanische Kreditkrise ausbrach, Regime indirekter Einfuhrbewil= nahmen die Banken der Vereinigten Staaten ligungen dar, wobei sich die Einfuhr nach überſtürzte, Kündigungenturzfristiger der Menge der zur Verfügung stehenden aus­Auslandskredite, vor, die in der europäischen Inländischen Zahlungsmittel unter Berücksichtigung dustrie langfristig angelegt waren. Eine sonstiger Auslandsschulden( Zinsen, Rückzahlung starie Unruhe hatte damals die Weltwirtschaft von Krediten usw.) richtet. erfaßt. Zahlungseinstellungen großer und mitt­lerer Banten, finanzielle Zusammenbrüche von Industriekonzernen waren die Folgen. Die Noten­banken vieler europäischer Industriestaaten ver­loren damals große Summen ausländischer Zah­lungsmittel( Devisen und Valuten) und mußten nach deren Erschöpfung sogar ihre Goldvorräte angreifen, von denen gewaltige Summen ins

Ausland flossen.

Die Entblößung zahlreicher Länder von ausländischen Zahlungsmittein hat die Wäh­

Die Devisenkontrolle, die zum Schutz der Währungen geschaffen wurde, entwickelte sich aber bald zu einem ausgesprochenen Kampfinstrument der Handelspolitik, da sie eine wirksame, nicht gegen bestimmte Grundsäße der Handelsverträge ( Meistbegünstigungsklausel) verstoßende Dros selung der Einfuhr gestattet. Es ist kein Zufall, daß die Devisenkontrolle in Europa als dem eigentlichen Krisenherd der Weltwirtschaft, den größten Umfang angenommen hat.

( Schluß folgt.)

Landwirtschaft Bergbau Glasindustrie

Metall- und Maschinenindustrie Holzbearbeitung

Textilindustrie

Bekleidungsindustrie

Hilfsarbeiter.

Bauarbeiter

Handels- und Industrican stellte Taglöhner.

Haushaltungspersonal

Lehrlinge und Lehrmädchen

April

für die Hopfenpflücke vermittelt. Die Beschäfti gungslosigkeit in den Hauptberufsgruppen, so­weit sie aus den Ausweisen der Vermittlungs­Janstalten hervorgeht, bietet folgendes Bild: 1934 1935

1933

1936

5.051

3.371

2.895

2.504

3.531

3.285

3.512

3.228

20.275

17.373

12.994

11.779

12.315 10.044 4.784 4.351

10.416

8.929

4.953

4.438

26.424

22.376

21.317

16.976

3.794

3.039

3.420

3.186

8.879

9.804 10.383

9.562

20.057

18.025 18.542

17.123

4.044

3.850

4.162

4.294

9.782 9.559

8.045

7.573

2.882 494

2.739

2.897

2.756

708 1.178

1.296

Bemerkenswert ist die steigende Anzahl der stel- 1600 Personen im Haushaltungsdienst und 400 lensuchenden Lehrlinge und Lehrmädchen. Von Lehrlinge. Den Staatszuschuß nach dem Genter den insgesamt erzielten rund 14.000 Vermitt System erhielten 24.187 gänzlich und 12.243 lungen entfallen 3800 auf landwirtschaftliche teilweise Arbeitslose( um 1007 bzw. 520 weni­Arbeiter, 2700 auf Bau-, 2600 auf Tag- und ger als im Juli). Bis Ende August bewilligte 1100 auf Hilfsarbeiter( diese drei Gruppen das Fürsorgeministerium Beiträge für 448 Not­hauptsächlich bei öffentlichen und Bauarbeiten); standsarbeiten, bei welchen über 20.000 Perso­dann folgen 756 Glas- und 704 Textilarbeiter, nen beschäftigt waren.

Preis des Treibstoffgemisches ab 20. September

um 5 Hller pro Liter herabgesetzt.

Tellweise Wiederherabsetzung des Benzinpreises Gleichzeitig wurde eine behördliche Kommis­Zur Beschleunigung der Entscheidung überſion eingeseßt, die spätestens im Laufe von fünf die Frage des Preises des Treibstoffgemischs, Wochen, d. i. am 24. Oktober, der Regierung ein die durch die Preiserhöhung seitens der Benzin- Gutachten über die Angemessenheit des Preises. konvention vom 26. August d. I. wieder aktuell der Ppiritus- Benzin- Mischung und über die ver geworden ist, kam es auf Weisung des Vorſizen vorlegen soll, die einen Einfluß auf die Preis­organisatorischen Maßnehmen den der Regierung zu Verhandlungen zwischen Vertretern der Regierung und der Tschechoslo- geſtaltung haben. vatischen Bezinkonvention in der volkswirt­schaftlichen Abteilung des Ministerpräsidiums unter Teilnahme von Vertretern der beteiligten Ressorts. Diese Verhandlungen schlossen mit fol­gender Vereinbarung:

413.000 Arbeitslose in Frankreich

Am 5. September betrug die Zahl der fran=

öösischen Arbeitslosen 413.000 Personen. In der Woche zum 29. August hatte sich die Arbeits­losigkeit um 4000, in der Berichtswoche um 500 Personen verringert. Im Vergleich zum Vorjahre liegt die Arbeitslosigkeit um 332.000 höher.

Was ist unvernünftig? ahm. Ich vergehe mich also doch wohl walteten. Er empfand es als Erleichterung, als genen, im übrigen aber vollkommen klaren und ge­

Von Oskar Baum

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Bei allen Pumpen, wo es am 28. August d. J. zu einer Preiserhöhung kam, wird der stürzt über die Miene, mit der ich seinen Vor- Honorare vereinbarten und das Einkommen ver-[ einen von einer Lieblingsarbeit besonders befan­nicht gegen das Gesetz künstlerischen Schaffens, man ihm diese unangenehmen und schwierigen funden Verstand gehandelt habe. Sie mußte ihn wenn ich Ihnen gewissermaßen feelisch Att Dinge abnahm und für seine Bedürfnisse sorgte, und seine Vergangenheit richtig sehen und die Welt Mein Name ist Schalowski", sagte ein size"? Gewiß brachte es für ihn Lästiges und Peinliches so weit gebracht werden, daß sie sie nicht beirre magerer langer Mensch, der voll Ehrerbietung und In beunruhigender Weise mischte sich in sei- genug mit sich. Um jede Kleinigkeit mußte er, ob und ihrer Verbindung fein Hindernis bereite. ein wenig schüchtern in mein Zimmer trat und nem blassen unregelmäßigen Gesicht, in seinen daheim oder auf der Reise; bei seinem Begleiter Beides konnte nur gelingen, wenn jemand, der den sich tief verneigte. Ich komme fragen," begann Augen Naivität und Intelligenz. Es ging eine gewissermaßen einreichen und über jede Ausgabe Personen fernstand und tein Interesse an der Auf­er sogleich, als ich vom Schreibtisch aufsah, ob Lockung von Unaufgelöstem, Rätselhaftem von Rechenschaft ablegen. hebung der Vormundschaft hatte, die Tatsachen Sie nicht in einem Ihrer Werke für mich Ver- ihm aus, dessen Lösung zu lohnen schien. Das war Man ließ ihn nicht aus dem Auge. Aber und seelischen Hintergründe zu erfassen und so wendung hätten." In einem meiner...?" wohl die magnetische Kraft, der man sich nicht ent- im ganzen war er mit der Sachlage nicht unzu- darzustellen vermochte, daß sie jeder greifbar wirk­" Ja, in einem Roman, einem Lustspiel oder ziehen konnte, als er demütig, mit flehentlichem frieden und hätte wohl nie daran gedacht, eine lich und lebenswahr vor sich sähe. Wer anders Trauerspiel; das wäre ganz gleich! Nur muß es Blick näher trat und, eine Hand auf die Ecke des Aenderung herbeizuführen, wenn nicht ein beson- fonnte das als ein Dichter? etwas sein, das recht bald erscheint, am besten Schreibtisches gestüßt, dicht vor mir unverzüglich derer Umstand eingetreten wäre. Er begegnete Er hielt inne. Er streckte angstvoll abweh­noch vor Neujahr. Es wäre sehr wichtig, daß Sie seine Geschichte zu erzählen begann. einem Mädchen, das völlig anders war als alle rend die Hand aus als ich reden wollte. Er würde mich da vorkommen ließen mit vollem Namen, Seine Angehörigen hatten ihn tatsächlich, die Mädchen, die er bisher wenig beachtet hatte. sich erst morgen oder übermorgen meine Antiport Aussehen, Beruf und mit allen Eigentümlichkeis und zwar schon vor langer Zeit, für geistestrant( Er mußte an sich halten, um in der Beschrei holen oder in einigen Tagen, wenn es mir lie­ten meines Lebens und meiner Person, die ich erklärt und entmündigen lassen. Nicht daß sie bung ihrer Vorzüge nicht allzusehr von der bis- ber sei. Ihnen erzählen werde. Natürlich verlange ich so irgendwelche Vorteile davon gehabt hätten; nur her so knappen Darstellung abzuweichen.) Sie etwas nicht ohne entsprechende Gegenleistung, ich aus Liebe und zärtlicher Sorge um ihn. Niemand liebte ihn, obgleich auch sie seiner geistigen Gesund- Hiermit habe ich seine Bitte erfüllt. Ich meine: ohne angemessenes Entgelt." zweifelte daran, daß er wirklich geistestrant sei. heit nicht recht traute, was bei der Art, wie er ge- wählte die Darstellung dieser Szene, weil sie mir Das tam daher, daß er sehr zerstreut war und halten wurde, nur zu selbstverständlich war. Ihr die überzeugendste Form schien. Ich habe vorher für das Wichtige und Notwendige im Leben z. B. verdantte er nicht nur, daß er aus seiner Apathie Ertundigungen eingezogen, und es hat sich jede für Geld, keinen Sinn hatte. Wie viel er auch in erwachte und nun Himmel und Hölle in Bewegung seiner Angaben bestätigt. Ich wußte es voraus die Hand bekam, es zerrann, er wußte selbst nicht seßen wollte, alle Welt davon zu überzeugen, wie und habe seinen Worten nichts hinzuzufügen. Wer wie, ohne daß er oder sonstjemand einen Genuß es wirklich um ihn stand, da er sonst nicht die amt- so klar und mit solcher Selbsterkenntnis eine davon gehabt hätte. Er vergaß es irgendwo oder liche Bewilligung zur Heirat erlangte. Er hatte schwierige Sach- und Seelenlage auseinanderzu­verlor es oder gab es für unnüßes Zeug aus, auf durch das dumme Gerede der Leute um sich her seven vermag, bedarf weiter teines Beweises für das ihn gerade der Zufall stieß. Die Leute kann auch schon Zweifel an sich selbst gehabt. Nun aber feinen verantwortungsfähigen Geisteszustand.( 3 ten ihn schon und wußten seine Schwäche zu wußte er genau, er könnte, wenn es nur lohnte, fragt sich überhaupt: Jit denn wirklich einzig der nüßen. Er interessierte sich nur für Dinge in einer sich aus seiner Versponnenheit losreißen und jeder- bernünftig, der ganz im Krimskrams des alltäg­ Das kann Ihnen doch ganz gleich sein," einzigen bestimmten Richtung; für diese aber mit zeit auf anderes seine Aufmerksamkeit wenden. Er lich Notwendigen beheimatet ist? Ist Einseitig sagte er mit gewinnendem Lächeln, denken Sie, besonderer Leidenschaft: Für Schachaufgaben, für brauchte nur wirklich zu wollen. Wie sollte man feit nicht der höchste Vorzug des Genies, traum­es sei eine literarische Ambition, eine Marotte, Nätsel, für mathematische Probleme. Immer ihm das aber nun plößlich glauben? Wie wollte besessene Abkehr von den kleinen Tatsachen der ein Spleen." Damit wurde es allerdings sehr hatte er etwas davon im Kopf und verbohrte sich er der Welt klarmachen, daß er nur aus Nachläs- Umivelt die Vorbedingung geistiger Höchstleistung? wahrscheinlich, daß es nichts von allebem war, so besessen darein, daß er alles um sich her ver- figkeit, aus sträflicher Gleichgültigkeit gegen die Wäre es jemand eingefallen, Newton etwa des­und dadurch wurde die Sache nicht begreiflicher. gaß. Schon in der Schule war er deshalb nicht Meinung der Menschen so lange ruhig hingenom- halb für geistestrant zu halten, weil er seine Ta­Wie viele Schriftsteller seßten sich den größ- gut fortgekommen und nachher konnte er in kei- men hatte, für geistestrank zu gelten? Und das schenuhr ins siedende Wasser warf und das Ei in ten Unannehmlichkeiten aus, nur um Figuren ge- nem Beruf Fuß faſſen. Erst als er sich als Schach- Wichtigste: Es durfte nicht etwa den Anschein der Hand behielt, von dem er ablesen wollte, wann treu nach der Wirklichkeit zeichnen zu können," spieler einen Namen gemacht hatte, und zwischen haben, als sei er durch das Erlebnis dieser Liebes- es weichgekocht sein würde? sagte er beschwörend. Ich biete Ihnen eine solche durch als Rechenwunder im Varieté vorgeführt begegnung verwandelt. Das Mädchen sollte er- Hoffen wir, daß diese Zeilen ihren Zweck er­Möglichkeit, ohne daß Ihnen nachher irgendjemand wurde, verdiente er das Nötige. Freilich konnte kennen, daß es sich bei ihm auch vorher immer nur füllen und das Glück zweier Menschen bereiten einen Vorwurf machen könnte." Er schien sehr be- er auch davon erst leben, als andere für ihn die um einen vielleicht seltenen eigenartigen Fall, helfen.

Ich behielt immerhin fo viel Geistesgegen­wart, ihm keinen Stuhl anzubieten. Ich zweifelte nicht daran, daß er geistesgestört war, was sich allerdings nur anfangs und nur zum Schein bestätigte. " Zu welchem Zweck suchen Sie auf so auf­fälligem Wege die Oeffentlichkeit?" fragte ich ein­fältig, da mir etwas im verlegenen Gehaben des Mannes, etwas fast rührend Kindliches, ver­wehrte, ihm einfach die Tür zu weisen.