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Sonntag, 20. September 1936

Unruhiges Isergebirge  

Von Martin Grill

Isergebirge du freundlichstes| Beschäftigung ausgeschieden, davon waren nicht unter den Randgebirgen Böhmens  . Heute wie weniger als 9200 Personen Angehörige der vor Jahrzehnten liegt es im Schmucke seiner grü- Glas- und Bijouterieindustrie und 2200 Textil­nen Bergmatten, die durchsetzt von vereinzelten arbeiter. Die Gewinner der Konjunkturzeit zogen Fichtenbeständen und überstreut mit den netten sich nun zurück, sie hatten genügend Fett ange­Häuschen der Kleinbauern und Glasarbeiter, die jetzt, um zehn Strifenjahre in Ruhe überdauern heiter hinabgrüßen in die dichtbesiedelten, engen zu können, die Arbeiter jedoch standen dem Nichts Talgründe, in die eine arbeitssame Bevölkerung gegenüber. Das ist eben, auf weite Sicht gesehen, Hütte neben Hütte gesetzt, Siedlung an Siedlung der kleine Unterschied" in dieser Wirt­gereiht hat. Heute wie je schauen Tafelfichte und schaftsordnung, daß der Arbeiter die volle Wucht Sieghübel, Schwarzbrunnkoppe und Spitzberg der Krise zu spüren bekommt und das ganze hinab zu den Wassern der Neisse   und der Desse, Rijito trägt, der Unternehmer sich aber mit dem des Namnißbaches und der heimlichen Iser. Das Eintragen des Gewinnes bescheidet. ..freundliche Gebirge" hat man es genannt und fürivahr, das Stückchen Erde   ist weniger öde und cinjam als der Kamm des Erzgebirges, ſeine Wälder sind weniger tief und dunkel als die des Böhmerwaldes, und seine Sänge weniger steil und rauh als die des Rieſengebirges, doch seine Berge sind hoch genug, um den Blicken der Men schen freien Flug in die Ferne zu gewähren.

Böhmisches Glas

Isergebirge   es war nicht immer das freundliche". Im Mittelalter lag es abseits der großen Verkehrswege dieser Zeit, die dichten Irwälder reichten bis in die Täler hinab und spärlich war die Zahl der Menschen, die es be: wohnten. Es war arm an Bodenschätzen, die den adligen Beibern reichen Gewinn hätte bringen Tönnen, doch überaus groß war sein Holzreichtum. Doch daraus waren feine Reichtümer zu gewin

nen, es war gerade gut genug gegen einen mageren Nutzungszins den aus Sachsen   einge wanderten Glasmeistern überlassen zu werden. Diese gewannen aus dem faulen Holz der Urwäl­der die Pottasche, ein wichtiges Element der Glasbearbeitung. Schließlich entstand durch die Tüchtigkeit einiger Glasmacherfamilien eine neue Industrie, die durch die Geschicklichkeit und den Fleiß der in ihr beschäftigten Menschen später einmal Weltruf erlangen sollte. Sie blieben nicht stehen bei der Herstellung von einfachen Ge­fäßen und Glasscheiben, sie bemalten, schliffen, polierten und äßten ihre Erzeugnisse, so daß sie bald an Schönheit den besten venetianischen und französischen   Glaswaren gleichkamen oder diese sogar übertrafen. Das ,, Böhmische Glas", das allerdings meist von Menschen deutscher Sprache erzeugt wurde, hat den Namen Böhmens in der Welt bekannt gemacht. Das Gebiet zwi­schen Neisse   und Iser wurde zum Zentrum der Glaskunstindustrie. Gablon z aber wurde der Mittelpunkt des Glaswarenhandels.

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Der Kampfgeist lebt!

Nr. 220

1934 aber wurden nicht einmal 2000 Personen, welch letzterer im vergangenen Jahre im Ga­in diese Versicherungsklasse eingereiht. Der an- blonzer Gebiet nicht weniger als 2,965.503 rechenbare Tageslohn sant auf weniger als die ausbezahlte. In allen Gemeinden, wo Sozial­Hälfte. Der Lohnausfall durch Arbeitslosigkeit demokraten ain Werk sind, wurde versucht, durch und Lohntürzung beträgt bei den Versicherungs- Notstandsarbeiten, die mit staatlichen Beiträgen nehmern nur dieser Anstalt wöchentlich drei Wil  - durchgeführt wurden, die Not zu lindern, so be­lionen. Dazu muß man noch den Verdienst sonders in Josefsthal, wo es gelang durch Aus­entgang der bei den Gremialfrankenkassen und van der Straße zu einem modernen Verkehrsweg anderen Instituten versicherten Personen rech vielen Menschen wenigstens zeitweise Arbeit zu nen. Braucht es weiterer Beweise, um die geben. Allein aus dem Titel der Ernährungs­Ursachen der gesunkenen Staufkraft der Bevölke aktion wurden dem Bezirk in den letzten drei rung aufzuzeigen? Monaten 1,267.000 und Milchkarten im Werte von 147.000 zugewiesen. Daneben laufen noch die Unterstützungen nach dem Genter System und die andern staatlichen Zuwendungen. Der Kampfgeist der Isergebirgsarbeiter ist Allerdings lindert das alles nur die ärgste Not. nicht tot. Troy Wirtschaftselend und Unterneh- Wir haben aber die feste Ueberzeugung, daß sich merterror. Ihre Sterntruppe ist organisiert in den die Arbeiter des Isergebirges auf Grund ihrer Neben großen Betrieben sind viele Klein- Gewerkschaften und der sozialdemokratischen hohen fachlichen Qualifitation in einigen Judu­betriebe eingegangen. Besonders die kleinen Partei. Sie weiß, daß die Not Menschenwert ist striezweigen und vor allem auf Grund ihres zä­Glaswarenerzeuger, die das Mohglas von den und von Menschen gebannt werden kann. In hen Lebenswillens und ihrer Bereitschaft zum. Glashütten übernahmen, es im eigenem Betrieb der Zeit der größten Not haben die Gewerkschaf Kampfe für eine beſſere Ordnung troß allem und oder von Heimarbeitern veredeln ließen und dann ten Hunderttausende Kronen an Unterſtützungen allem den Weg in eine freundlichere Zukunft weiter lieferten an die großen Erporthäuser, ausbezahlt, alles voran die Union   der Textilar bahnen werden. Unſere Sympathien und unsere konnten dem Krisenansturm nicht standhalten. heiter und der Glas- und Keramarbeiterverband, Straft sind mit ihnen. Sie waren nur dem Schein nach selbständig, in Wirklichkeit sind sie finanziell zu schwach, um den Wünschen der Erporteure Widerstand leisten zu können. Was noch besteht, liefert die Ware zu Schundpreisen und zahlt seinen Arbeitern die Löhne, die der Erporteur vorschreibt. Deswegen verzeichnet man heute Hungerlöhne in der Glas­Heimindustrie.

Glitzernde Perlen- graue Not Wir betreten die Stube einer Heimarbeiter familie. Mutter und Tochter sind mit dem Fassen von geschliffenen Perlen beschäftigt, die über ein grobmaschiges Flechtwerk in Metallfassungen gesetzt werden. Es ist sogenannte Similiarbeit, die Perlen sind auf einer Seite versilbert und die Fassungen ebenfalls. Aus dem Arbeitsstück wer­den in weiterer Heimarbeit wunderschöne Täsch­chen verfertigt, die man in den Städten um vier­zig Kronen und mehr verkauft. Die Frau aber hält für das Verfertigen eines Stückes, zu dem sie in angestrengter Arbeit zwei Stunden braucht, eine Strone und zehn Heller.

Die Mettlerin sezt die verschiedenen Teile der Halsketten zu einem fertigen Schmuck­stück zusammen. Flink greifen ihre Hände nach Perlen, Nettchen, Ringen und Drähtchen und verbinden die einzelnen Teile. Es geht unglaub­lich schnell, unsere ungeübten Finger würden wohl viele Stunden zum Verfertigen eines Stüf­fes brauchen, aber die Kettlerin hat nicht soviel Zeit, sie wird auch bei schnellster Arbeit nur einen mageren Lohn erzielen, denn man zahlt ihr für z w.e i Dußend dieser Ketten ganze fiebzig Seller. Sie bringt es nic höher als auf einen Stundenlohn von dreißig Hellern. Es gab Zeiten, da man für dieselbe Zahl derselben Ketten den zehnfachen Betrag zahlte, ihr Lohn ist also im Laufe der Jahre um 90 Prozent gefürzt worden.

Der kleine Unterschied In den Jahren der Hochtonjunktur wurden ungeheure Gewinne eingesteckt. Von 1918 bis 1928 führte man aus der Tschechoslowakei   Glas und Glasschmuckwaren im Werte von 14 Milliar= den Kronen aus. Die Gablonzer Glasindustrie lebte förmlich in einem Erzeugungsrausch. In­dustrie und Handel wurden überdimensioniert, die Zahl der Betriebe und Erportfirmen wuchs ununterbrochen. Jeder, der ein paar tausend Kronen zur Verfügung hatte, wurde Unterneh= mer und wollte an dem großzen Kucheneſſen teil­nehmen und nahm auch daran teil bis unter den Keulenschlägen der Wirtschaftskrise die Wunschträume von einer ewigen Konjunktur wie Seifenblasen zerplatten." Zahlreiche kleine Unternehmungen zerfielen so schnell, wie sie ge­wachsen waren. Die Ausfuhr an Glaswaren sanf von 13.800 Tonnen im Jahre 1924 auf 6700 Tonnen 1935. Der Wert dieser Ausfuhr aber fiel von 550 Millionen auf 194 Millionenlich, Kronen, also fait auf ein Drittel.

Die Zahl der Versicherten bei der Bezirks­frankenversicherungsanstalt sant von 38.000 Per­sonen im Jahre 1929 auf 20.600 im Oktober 1934, es wurden also 17.600 Menschen aus der

Im Namen Seiner Majestät des Kaisers!

Und noch ein Bild: Die Perlen fäd Ierin. Sie siẞzt vom Morgen bis in die sinkende Nacht über das gefüllte Gefäß gebeugt und ver= sucht mit fünf feinen Nadeln zu gleicher Zeit die fleinen Perlen aufzufangen. Auch sie erhält für einen Bund aufgefädelter Perlen siebzig Heller. Ein Bund aber zählt hundert und zehn Schnüre und jede Schnur nimmt ungefähr 220 Perlen auf. Wer Luft hat, kann nun ausrech­nen, wieviel Perlen die Frau auffädeln muß, wenn sie siebzig Heller verdienen will.

Es gibt natürlich auch Arbeiten, die besser bezahlt werden, aber ein großer Teil der Heim­arbeiter erreicht keine zwanzig Stronen wöchent viele keine dreißig Stronen monatlich, so daß sie von der Zahlung von Versicherungsbeträgen befreit werden.

Dunikowski macht wieder Gold

Paris  , im September

Genialer Erfinder, alchimistischer Schwärmer oder raffinierter Betrüger? Verfahrens Silber aus Blei zu gewinnen. Di Im Juli 1934 aus Frankreich   ausgewiesen, Umstände unter denen die Experimente durchge= ging Georg Dunikowski, der größte Goldmacher führt wurden, ſchloſſen jede Möglichkeit einer des 20. Jahrhunderts, erst nach Belgien  , um im Täuschung aus. Trotz dieses Erfolges entschloß; Brüsseler Vorort Vilvoorde eine neue Fabrik zur er sich vald darauf, sein Laboratorium aufzu­Erzeugung künstlichen Goldes einzurichten. Das lösen. werf war jedoch kaum im Betrieb, als ihm die Ich hatte dieser Tage Gelegenheit, Dr. Jol­belgische Behörde plößlich die Aufenthaltsgeney- livet- Castolet zu sprechen. Er vertritt noch heute migung entzog. Dunikowski schloß die Fabrit, ver- den Standpunkt, daß.es mit entsprechenden Hilfs­frachtete seine Apparate und übersiedelte nach mitteln nicht schwer sei, durch Zertrümmerung der Deutschland  . Dort wiederholte sich einige Wochen Atome Blei auch in Gold zu transformieren. später das gleiche Spiel. Seither lebt der moderne Alchemist in San Remo  , wo die italienischen Be­hörden gegen seine Anwesenheit nichts einzuwen­den haben und wo er in aller Ruhe ſeine Experi­

mente fortsetzen fann.

Die Diskussion um den Goldmacher" geht also weiter. Ist er's wirklich? Der belgische Wis­senschaftler Dr. Jean- Charles Iegrand und de: gerichtliche Sachverständige, der an den ersten Experimenten in San Remo teilnahm, glauben an die Ernsthaftigkeit seiner Forschungen; an­dere wissenschaftliche Autoritäten von Rang be­zeichnen ihn als abgefeimten Schwindler. Ist er ein Alchemist?

Er selbst wehrt sich mit aller Energie das gegen, als Alchemiſt  " bezeichnet zu werden oder ab, aus unedlen Metallen Gold ,, machen" zu den Stein der Weisen  " zu suchen. Er lehnt auch wollen. Er gibt lediglich zu, auf Grund eines an­geblich von ihm entdeckten Atomzertrümmerungs­verfahrens die zahlreichen Goldmoleküle, die bei der Verwertung goldhaltiger Erden ungeniis bleiben, auffangen und so die Feingeld- Ausbeute um das Fünffache steigern zu können.

Und warum tun Sie das nicht?" Weil es Unsinn wäre! Ich hätte keine Möglichkeit, das Gold zu verkaufen..." Goldmachen verboten!

Sehen Sie", sagte der alte Gelehrte, cs gibt eine Verfügung des Kardinals Nichelieu, die wörtlich lautet: Es ist jedem, der sich in den Königreichen Frankreich   und Navarra   aufhält, verboten, künstlich Edelmetalle herzustellen oder künstlich hergestellte Edelmetalle feilzubieten, ber Strafe lebenslänglicher Gefangenhaltung und Einziehung seines Vermögens durch die Staats­kasse. Diese Verfügung ist noch heute in Kraft. Einer meiner Freunde lernte sie im Anfang un­seres Jahrhunderts auf sehr drastische Art ken­nen. Er ging zur Münze, um 76 Milogramın war echt. Aber die große Menge machte die Be­Gold zu verkaufen. Das Gold wurde geprüft; es amten stubig. Sie forschten nach der Herkunft. Mein Freund erklärte, es in seinem Laborato­rium selbst erzeugt zu haben. Darauf sagte man ihm wörtlich: Sie dürfen ja gar nicht verſtehen, Gold herzustellen.' Dann wies man ihn ziemliaj unhöflich hinaus, jedoch ohne seine Goldbar­Dunikowski ist also tatsächlich alles andere ren, die der Beschlagnahme verfielen. Und am 26. als ein Nachfolger der Ostanez. Lynesius, Helve- Juli 1905 bewies dann Dr. Alphonse Jobert im tius und Nicolas Flamel  . Andere als er haben Grande- Roue- Saal in der Avenue de Suffren ſeit Jahrhunderten im geheimnisvollen Dunkel die Möglichkeit der Transformation von Blei in ihrer Laboratorien nach Möglichkeiten zur Auf- Gold praktisch vor einem Auditorium von mehre­lösung" und Umformung der Elemente gesucht, ren hundert Chemikern, Medizinern, Juwelieren und teine Geringeren als die großen Forscher und Journalisten. Der Erfolg war derart über­Miossan, G. Guillaume, Frémy, Levon und Ver­thelot schwuren und schwören noch heute auf die praktische Möglichkeit der Goldgewinnung durch Atomzertrümmerung.

Silber aus Blei

zeugend, daß der große Chemiker Dr. Doyen dem Erfinder sofort seine Laboratorien für weitere Versuche zur Verfügung stellte. Aber schon kurz darauf mußten die Experimente auf Weisung der Polizeipräfektur eingestellt werden, wiederum auf Grund der Verfügung Nichelieus..." Vielleicht hat der alte Kardinal gedacht: Wohin sollte unsere ganze Gesellschaftsordnung geraten, wenn wir plößlich alle anfangen wür­den, für unseren Hausgebrauch Gold aus Blei

In Douai   existierte bis vor einigen Jahren eine von Dr. Jollivet- Castelot geleitete wissen Eine statistische Aufstellung der VKVA schaftliche Versuchsanstalt für Atomzertrümme Gablonz   besagt, daß im Jahre 1929 8219 Ar- rung. Dr. Jollivet- Castelot gelangte nach langea beiter mehr als 217 in der Woche verdienten,| Versuchen dazu, vermittels eines komplizierter| zu fabrizieren?

G. St.

in Teplitz  , Edmundstraße 2; 6. Wilhelm| wurde durch die Aufforderung an die Arbeiter,| kalender"( 1880) durch das Gedicht General­Größel, Schlossergehilfe in Teplitz  , und 7., sich aus der gegenwärtigen Knechtschaft, das ist marsch", denn dort wurde zur Empörung und August Pro hasta in Riesenberg 8. der Kapitalisten und Fabrikanten, zu befreien". zum Bürgerkriege aufgereizt". Im Offenen Beschlagnahmt wurden folgende Zeitschriften Die im ,, Vorwärts" vom 5. Juni 1878 ab- Briefe an die Arbeiter über Schulze- Delitsch und So lauteten in der altöſterreichischen Zeit bei den Genannten: Sozialökonomisches Volfs- gedruckte Prinzipalserklärung der Sozialdemo- Ferdinand Lassalle  " wurde sogar eine Majestäts­die Neberschriften der gerichtlichen Erblatt die Wahrheit" in Preßzburg aus dem Jahr fratie Deutschlands  " verfiel zur Gänze der Be- beleidigung aufgespürt. Der Sozialdemokrat" kenntnisse, die speziell in der Verfolgungsära 1879, der Vorwärts" in Leipzig   aus dem Jahre schlagnahme, weil die bekannten, auf Beseiti- vom 26. Oftober 1879 schmähte nicht nur die gegen die Sozialdemokraten in den achtziger 1878, die Londoner Freiheit" aus dem Jahre gung der gegenwärtigen gesellschaftlichen Verhält- reichsdeutschen Behörden, sondern störte auch die Jahren des vorigen Jahrhunderts gar vielen Ge­1880, die Sozialpolitische Rundschau" in Wien  nisse und insbesondere des Privateigentums ab- öffentliche Ruhe und Ordnung durch Abdruck des nossen   ins Haus, flogen". ( 1880), der Schweizer Kalender ,, Der Republi­zielenden Grundsätze angepriesen und zu recht- Programms der polnischen Sozialisten. Hiedurch Vor uns liegt ein derartiges Erkenntnis des faner"( Zürich   1880), Offener Brief an die fertigen versucht werden, es wird somit einerseits wurden nach der Auffassung des K. t. Kreis­f. f. Kreisgerichtes in Leitmerit vom 17. Arbeiter über Schulze- Delitsch und Ferdinand 3   ungefeßlichen Handlungen aufgefordert und gerichtes in Leitmeriß die Rechtsbegriffe über Juni 1881, 3ahl 3677, in der Strafsache gegen Lassalle, die Bourgeoisie und das Proletariat" zu verleiten versucht, andererseits werden die das Eigentum zu erschüttern versucht und die Eduard Zeller   und Genossen wegen des im von Bracke( Genf   1873), die Flugschrift.Arbei- Rechtsbegriffe über das Eigentum zu erschüttern Grundsäße und Tendenzen der Sozialdemokratie § 285 R. G. VI. bezeichneten Vergehens gegen tertreue", der Zürcher  ..Sozialdemokrat"( 1879), versucht," wodurch selbstverständlich" wiederum gutgeheißen und zu rechtfertigen gesucht". Die= die öffentliche Ruhe und Ordnung". Im Buse Allgemeiner Arbeiterkalender"( Preßburg   die öffentliche Nuhe und Ordnung gestört wurde. selbe ,, verderbliche Tendenz" verfolgte der im des Verfahrens wurden bei den dieses Vergehens 1881) und die Flugschrift Marseille   des Chri- Dasselbe Vergehen enthielt der Artikel Fried- ungarischen ,, Allgemeinen Volkskalender" für das licher Umsturz" der Londoner   ,, Freiheit" vom 13. Jahr 1881 erschienene Artikel ,, Grachus Babeuf" verdächtigten Personen Haus durchsuchun= stentums"( Budapest  ). März 1880, während in einem zweiten Artikel und wurde deshalb gleichfalls neben anderen ,, ge= gen vorgenommen, wobei eine Anzahl auslän­An die Reaktionäre" Zur Empörung und fährlichen" Artikeln verboten. discher sozialistischer Druckschrif ten vorgefunden, wegen ihres gefährlichen" In dem den Freidenkern wohlbekannten Gedicht zum Bürgerkrieg" angeeifert worden sein soll. In halts in gerichtliche Verwahrung genommen und Anti- Syllabus" von Dr. Kraffer, wird laut dem deren Weiterverbreitung mittels den entsprechen­Leitmerißer Erfenntnis Jesus Christus   verhöhnt, den Erkenntnissen verboten wurden. somit Gott gelästert und der katholischen Religion öffentlich Verachtung bezeugt".

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Der Staatsanwalt entdeckte in den besagten Druckschriften sehr häufig das Vergehen gegen die öffentliche Ordnung, die Verbrechen der Neli­gionsstörung, des Hochverrats und der Majestäts­beleidigung. Da der Staatsanwalt eine Anklage gegen eine bestimmte Person nicht erhob, wurde Aus dem erwähnten Erkenntnis erfährt auf Grund des§ 493 Straf- Prozeßordnung das man, daß im November 1880 bei folgenden ,, lm- Verbot der Weiterverbreitung ausgesprochen. stürzlern" Hausdurchsuchungen stattfanden: 1. Es ist nicht uninteressant zu erfahren, wie Naimund Hohmann, Weichenwächter in Wen- sich dazumal in den Köpfen der Hüter der öffent­zelsdorf bei Bodenbach  ; 2. Eduard Zeller  , lichen Ruhe und Ordnung die Welt malte. Da Korbflechter in Reichenberg; 3. Stefan Konia, wurde z. B. eine Stelle des Berichtes über den Staufmann in Neulerchenfeld   bei Aufsig; 4. Karl zweiten ungarischen Gewerbetag beschlagnahmt, Wollmann in Pofau 126; 5. Adolf Löwy weil die öffentliche Nuhe und Ordnung gestört

Die Leitmerizer Staatsanwaltschaft fand in der Sozialpolitischen Rundschau" eine Auffor­derung zum Hasse und zur Verachtung gegen die Wiener   Polizeibehörde, in der Preßburger Wahrheit Aufreizungen zu Feindseligkeiten gegen die besitzende Klasse der bürgerlichen Ge­sellschaft". Hochverräterisch war auch der Volks­

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Wasser. die Elbe hinabgeflossen und die Zeitver­Seit dem Jahre 1881 ist viel, sehr viel hältnisse haben sich einigermaßen verän- der t. Die weisen Häupter der damaligen K. k. Richter in Leitmeriß würden wahrscheinlich sehr staunen, wenn sie sehen könnten, daß der heutige Chef des Justizwesens einer der von ihnen so eifrig bekämpften sozialistischen Umstürzler ist und noch so manches andere sich grundlegend gewan­delt hat. Beschlagnahmt wird in Leitmerit und anderswo zwar auch heute noch, die Prinzipien des Sozialismus erden jedoch ungeschoren ge­lassen... J. Sch.