Seite 6
Anklage gegen Moskau wegen Versuchs einer
Pfund Erschütterung
Washington.( Reiter.) Finanzminister Henry Morgenthau hat mitgeteilt, daß dic Vereinigten Staaten Samstag eine Million Pfund Sterling gekauft haben, welche von der Sowjetrussischen Staatsbank mit der Weifung auf den Markt geworfen worden waren, fie um feden Preis zu verkaufen. Hiedurch ist es gelungen, den Kurs des Pfundes etwas herabzusehen. erklärte Minister
-
Sonntag, 27. September 1936
Ein Tanz macht Politik
Politika
Mitten im Bürgerkrieg, getrennt pom Schritte des Tanzes sind so kompliziert, daß der übrigen Spanien , ist Satalonien zum Fremde den Versuch, mitzumachen, sofort auf unabhängigen Staat geworden. Diese Ent- gibt.
-
Als ich davon erfuhr, Zehn Uhr abends in Barcelona . Die StraMorgenthau habe ich sogleich Weifung ßen sind voll von Menschen. Die überwiegende gegeben, daß aus den Geldern des Ausgleichs- Mehrzahl ist bewaffnet, trägt den Karabiner fonds sämtliche Pfunde aufgetauft auf dem Rücken. Die Millionenstadt erholt sich. werden, welche die Sowjetrussische Staatsbank Mitten auf einem Plaz hämmern Zimmerleute dazu benützt hat, um die britische Devise an einem schmalen hölzernen Podium. Kaum ist zu erschüttern. Dies ist bisher das einzige die letzte Schraubenmutter festgezogen, da kommen Beispiel des Versuches einer Staatsbank oder zehn Männer mit Instrumentenfästen und paden irgendeiner Einzelperson, künstlich den Kurs aus. Ein paar Gewehre, die sie mitbrachten, fremder Devisen auf den amerikanischen Märkten werden zur Pyramide zusammengestellt.,. Ez zu beeinflussen. Ich hoffe aufrichtig, daß sich die ist die Cobla", die Sardana- Kapelle in ihrer ser Vorfall nicht mehr wiederholen wird. traditionellen Zusammensetzung: Zwei Tiples", fleine Schalmeien mit Klarinettentlappen, zwei ..Tenores", große tiefe Schalmeien, zwei Fliscornes", englische Hörner, zwei Trompeten, ein Kontrabaß und ein Fluviol", eine winzige Flöte, die gleichzeitig mit einer fleinen, um den Flöte, die gleichzeitig mit einer fleinen, um den Arm des Muſikers befestigten Trommel bedient wird.
Zürich . Vor dem hiesigen Bezirksgerichte wurde am Samstag über die sogenannte Gestapo
Affäre verhandelt und das Urteil gefällt. Der feit einigen Monaten hier in haft befindliche 39jährige Hugo Römer aus Dortmund , Beamter der deutschen Gestapo , hatte sich wegen verbotener Amtshandlungen für einen fremden
Staat zu verantworten, da er versucht hatte,
unter falschen Angaben dem Kriminalkommis
Nr. 226
ihr Gebet wurde zum Tanz. So tanzten sie bis zum Morgen, ihr Gebet wurde erhört, siegreich ging die Sonne auf...
"
So symbolisiert die Sardana, deren Kleine Schritte die Angst vor der Nacht" und deren große den ,, Sieg der Sonne" bedeuten, das Prin= wicklung, die nach dem Sieg jeder der beiden Erst glaubt man ein feingiseliertes Tanz- zip des Lebens. Seit 1088 n. Chr., dem Jahr, Parteien zweifellos noch weitergehen wird, stückchen aus Mozarts Zeit zu hören. Dann seben in dem die Sardana nachweislich zum ersten Mal war zu erwarten: Ein jahrhundertealter die Trompeten zum Marschrhythmus an. Jest getanzt wurde. zuerst nur mit Fluviolbes Traum der Katalanen ist damit verwirklicht ist es eine orientalische Moll- Melodie, vom Flugleitung- gehört sie zum katalanischen Mens worden. Im Kampf Kataloniens um seine Un- viol getragen, von der Trommel rhythmisiert. schen, als vollendeter musikalischer Ausdruck abhängigkeit von Madrid hat stets ein Die Körper der Tänzer schwingen sanft hin und eines temperamentvollen, tulturreichen Voltes. Tanz eine ganz besondere Rolle gespielt: her, die Riesentreise mit ihren fünfzig oder hun ein aus Katalonien stammender Minister, der Die ,, Sardana". dert Menschen drehen sich vor und zurück. Nun noch nie Sardana getanzt, tein katalanischer aber fallen alle Instrumente ein, die Schalmeien Komponist( wie Frederic Mompou und Pablo jubeln, der Baß dröhnt, Trompeten und Hörner Casals), der noch keine Sardana geschrieben übernehmen die Führung, die Trommel flopft hätte. Kein Wunder, daß in Zeiten der Bedrängihren eindringlichen Zweivierteltatt. Die Füße nis die Sardana Halt und Zentrum der katader Tänzer schnellen empor, die Kreise beginnen lanischen Kultur und damit des Freiheitswillens zu hüpfen, immer höher, immer wilder, die dieses Volkes geworden ist. So war es schon die zur Zeit der Mauren , und so war es noch viel Köpfe fliegen zurück, die Augen glänzen ganze ungebändigte Kraft eines südlichen Voltes mehr unter dem Regime der spanischen Zentrals reißt mit zur Etstase dieses uralten Tanzes... diftatur Primo de Riveras, der jedes Eigenleben Die Musit bricht ab, die fünf Sardanas der spanischen Stämme unterdrückte. Damals Säße sind zu Ende. Ein Mann mit roter fata- begann das Vorspiel zum heutigen Existenzkampf lanischer Bauernmüße geht durch die Gruppen der Katalanen. Und ihre schärfste Waffe war und sammelt den Obolus für die Kapelle ein. die Sardana: Sie führte auf den Straßen und Aber die Pause dauert nicht lang, die Tänzer Pläßen die freiheitsliebenden Katalanen zusam fiebern nach der nächsten Sardana, junge und men.„ Verbietet man uns das Tanzen?" wurde alte, Männer und Frauen, wie sie der Zufall drohend gefragt, wenn die Guardia, Gewehr bei. zusammengeführt hat: Dieser Tanz gehört allen, Fuß, mißtrauisch diese Zusammenkünfte überbol und Martyrium. Es ist wohl der älteste aller Feuer, das von der Sardana ausging. Wo sich er ist Kataloniens uralte Leidenschaft, sein Shm- wachte. In Madrid spürte man das gefährliche noch bestehenden europäischen Tänze, und er Tänzer sammelten, marschierte das Militär des lanischen Volkes- geschichtlich, kulturell, poli- Schuß fiel zwischen den leidenschaftlich erregten spielt eine Hauptrolle im ganzen Leben des tatas Diktators auf. Es gab Reibereien, und mancher tisch. Tänzern und den Soldaten. Die Sardana vernoch hinter den schalldichten Mauern der 80 schvand von der Straße. Man tanzte sie nur Sardana- Klubs, die zugleich Pflegeſtätten der tatalanischen Kultur, Sprache und Freiheitsbe= wegung sind. Noch niemals in der Weltgeschichte hat sich die Politit so sehr eines Tanzes als Mitter zum Zweck bedient.„ Straße frei für die Sardana" jeder Katalane wußte, daß dieser
Schmetternd setzt die Kapelle ein: Auffor
derung zum Tanz, zur Sardana. Und in wenigen Sekunden bilden sich aus der Menge der Wartenden und zufälligen Passanten vier, fünf große Streise, mitten auf dem Aſphalt, unbekümmert um den Verkehr der im Bürgerkriegstaumel fiebernden Riesenstadt, der sich in die Nebenstraßen ergießt, um die Sardana nicht zu stören. Der erste Satz beginnt.
auf den Straßen Barcelonas und Tarragonas , So wie heute, in den kleinsten Dörfchen und allabendlich im Sommer, wird die Sardana seit 850 Jahren in Katalonien getanzt. Ihr Ursprung ist mythisch und heidnisch. Die SardanaLegende berichtet von den ersten Menschen, die den Kampf des Tagesgestirns mit der dunklen Erde, die es verschlingen wollte, beobachteten- den Kampf des Lichtes mit der Finsternis. Da an denen sich das Ohr nicht satt hören kann faßten sie sich bei den Händen und beteten, die schen Volk! ganz anders, als wir uns von Variété und Film| Sonne möge wieder aufgehen. Sie standen im Her spanische Musik" vorstellen. Aber die Kreis ,, wie die Gestirne um die Sonne ", und
fär der Stadt Zürich Informationen über einen früheren deutschen Ein seltsamer Tanz. Das ist ein Rhythmus, der ins Blut und in die Beine geht; das sind Zentrumspolitiker, der sich in Melodien, die den Herzschlag beschleunigen, und einem Züricher Krankenhaus befand und entführt werden sollte, zu entlocken.
Als zweiter im Auslande weilender Ange= flagter wurde Heinrich Eduard Müller aus Dortmund des politischen Nachrichtendienstes im
-
-
Interesse des Auslandes beschuldigt. Er hatte erschießungen vorzunehmen und angeordnet, eine| jahrelang von der Schweiz aus diesen Nachrich- Liste der noch in Freiheit befindlichen ehemaligen tendienst betrieben und sich dabei bald als Ge- Funktionäre der Linksparteien aufzustellen, Paris . Samstag vormittags ist in Paris stapo- Beamter, bald als Vertrauensmann der im Bedarfsfalle verhaftet werden sollen. die der tschechoslowakische Generalstabschef General Katholischen Aktion ausgegeben und teilweise mit In re i či eingetroffen. Auf dem Bahnhof beRömer zusammengearbeitet. vielen Berliner Lebensmittelgeschäften war in den grüßte ihn der französische Generalstabschef Geletzten Tagen kein Pflanzenfett und keine Mar- neral Gamelin . Bwed seines Besuches ist es, mit Müfler wurde des fortgesetzten politischen den französischen leitenden Militärfunktionären Nachrichtendienstes im Interesse des Auslandes garine zu erhalten. Das ist um so empfindlicher, in Fühlung zu treten. In Paris weilt gleichzei ſchuldig erklärt, Römer, der Vorschußleiſtung als die tierischen Fette ſchon seit Wochen tig der Chef der französischen Militärmission in zum fortgesetzten politischen Nachrichtendienst, so- knapp sind. der Tschechoslowakei General Faucher. Gewie verbotener Amtshandlungen für einen frem= neral Krejči wird sich in Paris den bisherigen den Staat. Der nichtanwesende Heinrich Müller Dispositionen zufolge bis Dienstag aufhalten. wurde zu eineinhalb Jahren Zuchthaus und lebenslänglicher Landesverweisung, Römer zu vier Monaten Gefängnis abzüglich 73tätiger Haft und zu zehn Jahren Landesverweisung ver= urteilt.
1
Vorsorge gegen Hungerrevolten Berlin . Da man für den Winter mit Lebensmittelunruhen und Hungerrevolten in Deutschland rechnet, wurde beschlossen, in einem folchen Falle in den Konzentrationslagern Geifel
Schwindelgraf Cagliostro
In diesen Tagen sind es 141 Jahre her, daß der berühmt- berüchtigte Graf von Cagliostro im Gefängnis San Lione bei Urbino im Alter von 52 Jahren sein abenteuerliches Leben beschloß. Was auch dieser merkwürdige Mann, der mit seinem bürgerlichen Namen Guiseppe Valsamo hieß und unter dem pompösen gräflichen Namen in die Geschichte eingegangen ist, unternommen hat, zeugt von einer gewissen genialen Großzügigkeit. Wahrscheinlich gibt es sogar eine positiv geniale Seite bei dieſem dunklen Ehrenmanne. Er hat nämlich seinen offensichtlich sehr großen Einfluß auf Menschen der verschiedensten Art auch in den Dienst der Heilkunde gestellt und überall auf seinen vielen Reisen Krante behandelt.
sehr
Ras Desta rüstet zum Kampf
Warschau . Der polnische Ministerrat bes Port Said. ( Reuter.) Die Regierung von schloß eine eingehende Hilfsaktion für die Arbeitslosen im kommenden Winter, welche Geldſamm- West- Abessinien in Gore ſoll angeordnet haben, lungen und Sammlungen von Sachspenden um- daß gegen das auf Gore vorrückende italienische fassen soll. Industrie, Handel, Handwerk und Seer eine Gegenoffensive unternommen werde. An die Hausbesitzer, sowie die Angehörigen freier Be- der Spike von 80.000 abessinischen Kämpfern rufe und Staats- und Privatangestellte, sollen freiwillig durch Geldspenden, welche sie auf einmal oder in Monatsraten erlegen würden, zu dem Hilfswerke beitragen.
sollen der Schwiegersohn des Negus, St a 3 De st a, sowie der Sohn des Ras Kassa, Debscha masch Aberra, diesen Angriff leiten.
blühende Phantasie dazu gehört, das so zu er
Ruf zu bedeuten hatte: Bahn frei dem katalani
Es kam die Republik , aber sie erfüllte nicht die Erwartungen der autonomistischen Katalas nen, die sich weigern, weiterhin mit ihrem sprichwörtlichen Fleiß, ihrer hohen Intelligenz und ihrer Arbeit für die faulen Kastilier", für die schuften. Katalonien , das nur ein Sechſtel des nichtstuende Beamtenpyramide" in Madrid zu Landes bedeckt, zahlt fast die Hälfte an Steuern mit seiner Industrie, seinem Welthandel. Barcelona ist größer und bedeutender als Mas brid, interessanter, als Sevilla . Katalonien ist ein Land des 20. Jahrhunderts, im Süden schläft
man seit tausend Jahrne... So kam der blutige Oftober 1934, in dem der Kampf gleichermaßen um die soziale wie um die nationale Freiheit Kataloniens ging. Niemals vorher tourde die Sardana so wild und leidenschaftlich getanzt wie damals und heute; niemals war dieser Tanz so eindeutig und bewußt das Symbol der Freiheit. ,, Bahn frei dem katalanischen Volt"- dieser Nuf ist von beiden Parteien des Bürgerkriegs endlich verstanden worden, beide haben für den Fall des Sieges Autonomie versprochen. Aber die Katalanen haben sich schon jest ihre Freiheit genommen. Es iſt nicht bei threm eigenen Tanz geblieben: Sie haben ihre eigenen Gesetze erlassen und beginnen, das latalanische Leben neu zu regeln für eine, hoffent lich, glüdlichere Bukunft.
Ela.
mbete er eine Loge, 1779 finden wir ihn in finden, und eine vielleicht nicht ungefolte gen iſt". Dann burchlief er in einem Zeitraum
-
Blindheit, um die faustdicken Lügen nicht zu sehen.
und tenne die Eltern nicht, denen ich mein Dasein Ich weiß den Ort nicht, wo ich geboren bin fchuldig bin.... Alle meine Untersuchungen haben weiter nichts gefruchtet, als mir über meine Geburt in der Wahrheit zwar große, aber schwanfende und ungewisse Begriffe beizubringen.
der gemeine Troß der Reisenden nie eingebrunvon drei Jahren die vornehmsten Königreiche in Weltreise für einen so jungen Mann. Aus BeAfrika und Asien eine etwas summarische scheidenheit will er auch auf die wirklich außerordentlichen Abenteuer nicht eingehen, die ihm widerfahren sind.
1766, also mit 23 Jahren, fommit er von rat erzogen worden sein. Ich erinnere mich voll- schaft nach Malta gefegelt. Selbstverständlich Er will in Medina unter dem Namen Acha- der Insel Rhodus mit Hofmeister und Dienertommen, daß ich vier Personen um mich hatte, läßt man ihm die sonst immer notwendige QuaAlthotas und drei Bedienten, einen Weißen, der Großmeister, der nichts Eiligeres zu tun hatte, einen Gouverneur oder Hofmeister mit Namen rantäne, und selbstverständlich wohnt er bei dem mich als Kammerdiener bediente und zwei als dem Ritter von Aquino aus dem Haufe der Schwarze, deren der eine Tag und Nacht bei mir Prinzen von Caramanica zu bitten, bei dem funwar." Immerhin eine ganz hübsche Dieners gen Manne die Sonneurs zu machen. Natürlich schaft für einen tatsächlich von ganz armen Leus wußte der Großmeister Pinto über den märchenten in Palermo geborenen Jungen. haften Ursprung des Jungen Bescheid. Daher bot.er ihm auch ein schnellstes Aufrücken im Maltheserorden an, wenn er das Gelübde ablegen wollte.
Mitau , wo er die Gräfin Elisa von der Recke für seine Zwecke ausnußte, kurz darauf versucht er in Petersburg vergeblich an die Kaiserin Katharina heranzufommen, 1780-1785 ist er in London und Paris in Verbindung mit den ersten Gesellschaftskreisen. In Paris wendet sich sein Schicksal. Er, der immer über große Geldmittel verfügte und für seine Betrügereien den höchsten Adel der Welt benußte, wurde in die berühmte Halsbandgeschichte verwickelt. Bekanntlich wurden dabei mit Hilfe einer zweifelhaften Gräfin de la Motte und unter Einschaltung des unschuldigen Kardinals Rohan zwei Pariser Juwelie= ren ein Diamantenhalsband von Millionenwert abgeschwindelt. Die Juweliere waren durch Vorlage eines Briefes der Königin Marie Antoinette , der gefälscht war, in Sicherheit gewiegt worden. Sieht man von aller Großsprecherei und Diesen ganzen Plan soll Cagliostro ausgeheckt allem Hokuspokus ab, so bleibt doch ein von vielen und den Löwenanteil des Gewinnes eingestedt Er und sein Hofmeister gaben sich als Mus Seiten bestätigter Kern feiner Erfolge, die er bei haben. Er wurde ins Gefängnis gesteckt und ſelmanen aus, obwohl sie im Herzen Christen Kranken aller Stände gehabt hat, bestehen. Diese 1786 aus Frankreich ausgewiesen. Er wandte waren. Der Muphti besuchte mich oft; er bes guten Heilerfolge beruhten offenbar auf dem, sich auf Umivegen nach Rom , versuchte dort eine gegnete mir mit Güte und schien für meinen Hofwas wir heute als Suggestion bezeichnen. neue Maurerloge zu gründen, wurde aber auf meister viele Achtung zu haben." Mit 12 Jahren Vergegenwärtigen wir uns, daß es die gleiche Befehl des Papstes verhaftet, als Keßer zum bekam er die große Sehnsucht zum Reisen. Eine Reit war, in der auch der sehr viel ernster zu Tode verurteilt und 1791 au lebenslänglicher Karawane brachte ihn nach Metta , wo er Gast nehmende Begründer der Lehre vom tierischen Haft begnadigt, während der er nach vier Jahren im Palaste des" Sherif"- gemeint ist wohl Magnetismus" Mesmer, der im Grunde ein starb. des Kalifen war. Beim Anblick dieses Fürwirklicher Wissenschaftler und Vater der Psycho= ften bemächtigte sich meiner Sinne eine mir. unausdrüdbare Verwirrung, meine Augen füll therapie war, für seine Behandlungen ein dem Zeitgeschmad entsprechendes Beiwerk höchst aweiten sich mit den sanftesten Tränen, die ich in meinem Leben vergossen habe." Natürlich mußte felhafter Natur nicht entbehren konnte. der Kalif sich Gewalt antun, nicht auch aus Rüh rung über dieses Zusammentreffen zu weinen.
Aber abgesehen von seiner ſuggeſtiven Heil
tätigkeit, die er unter dem Mantel alchemistischer, astrologischer und sonstiger mystischer Abge
ichmadtheiten ausübte, war dieser Cagliostro ein Gaminbier, Hochſtapler und Lügner ganz großen
Stils.
Als Apothekergehilfe hatte er sich in seiner Jugend allerlei Kenntnisse angeeignet, die er später in marktschreierischer Umwandlung verwenden fonnte. Mit Vorliebe gab er sich als
In dem berühmten, so oft dargestellten Proeß wegen der Halsbandgeschichte hat nun Ca gliostro eine Schußschrift verfaßt, in der er es an der Zeit fand, daß man wiſſe, wer dieſer Graf von Cagliostro sei, über den man so viele unverschämte Erdichtungen verbreitet hat... Ich werde mit freimütiger Offenheit sagen, was ich von mir weiß, und vielleicht wird die Geschichte meines Lebens nicht das unwichtigste Stück zu meiner Rechtfertigung sein."
Was dieser Mann nun der Mitwelt und der Nachwelt als Bekenntnis über seine Entwicklung auftischt, ist so abenteuerlich, daß schon eine
Nach dreijährigem Aufenthalt in Metta verabschiedete der Kalif den jungen Mann, der auf weitere Reifen gehen wollte, unter Tränen mit ben äußerst geheimnisvollen Worten:..Lebe wohl, unglückseliger Sohn der Natur." Die Reise mit einer besonders für ihn ausgerüsteten Karawane ging erst nach Aegypten , wo er von den Tempel. prieſtern in die Orte eingeführt wurde, vohin
Nach dem Tode des besten Freundes, des weisesten und aufgeklärtesten unter den Sterblichen, des ehrwürdigen Althotas" wird ihm der Aufenthalt auf Malta unerträglich, und er reist weiter.
Bei so hoher Geburt und bei so erhabenen Beziehungen konnte es doch nicht ausbleiben, daß Balsamo- Cogliostro, ber diesen Namen zugleich mit der europäischen Kleidung in Malta angelegt hatte, feine Karriere machte. G8 tonnte aber auch nicht auf die Dauer vermieden werden, daß schließlich mal die Welt sich nicht mehr von seinen fauftbiden Lügen und feinen unsinnigen Phantastereien übertölpeln ließ. Daß die große Welt Europas ihn so lange duldete, lag wohl nicht nur an seiner suggestiven Kraft und an großem versönlichen Charme, sondern mehr noch daran, dak er durch sein vieles Herumhorchen in Hof- und Adelstreifen zu viel wußte, was manchem unangenehm werden mußte. R. F.