Mr. 226
Sonntag, 27. September 1936
Insbaluab
Seite 7
WIRTSCHAFT DER WELT
Welthandel nimmt zu
Was bei der Beachtung des gegenwärtigen Wirtschaftsaufschwunges am meisten auffällt, ist das Auseinanderfallen zwischen der Entwicklung der Weltproduktion und des Welthandels: der
Welthandel hinkt nur unter großen Hemmungen jenem Aufstieg nach, den die Weltproduktion seit dem großen Striſentief von 1932 erlebt hat und roch immer erlebt. Ueber diese Erscheinung und ihre Ursachen haben wir bereits mehrmals Ge legenheit gehabt in diesen Spalten zu sprechen ( vergleiche Beilagen zu Nr. 161 und Nr. 167). Aber seit Ende 1935 beginnt auch der Welthandel sich kräftiger zu entwickeln: wenn man den internationalen Warenaustausch in den ersten
vier Monaten dieses Jahres mit jenem in der
dar.
Zunahme(+) oder Abnahme(-) der Ausfuhr, bzw. Einfuhr Jänner bis April 1936 im Vergleich zur Ausfuhr, bzw. Einfuhr Jänner bis April 1935 in vs.( Werte in jeweiliger staat
-
7.31 -10.53 -18.90
Internationale
Metallkartelle
cinen Preiskampf auszufämpfen. Daß die Ausfichten auf eine Verlängerung des internationalen Binnkartells sich in der letzten Zeit gebessert haben, erhellt schon daraus, daß der inn preis in London sich zwischen Ende August und Mitte September ziemlich bedeutend erholt hat. Auf dem Bleimarkt ist die Situation
erhöht, sogar stärker erhöht, als der Verbrauch, aber es liegen keine Anzeichen für eine beun ruhigende Vorratsbildung vor. Der Zinkpreis ist allerdings im Vergleich zum Vorjahre einigermaßen gesunken, auch seit Ende August ist dic Preistendenz auf dem Londoner Markt eher sin= fend. In Erwartung der Einigung unter den neben Polen den größten Anteil an der europäi
Goldbewegung in der Welt
Wir haben bereits auf die Wichtigkeit der von Gold auf 30.4 Millionen Unzen schäßen, was Goldproduktion und Goldvertei der Jahresproduktion von 1935 ungefähr gleich
und 1936 im allgemeinen feine Steigerung er Spanien sehr unübersichtlich. Augenblicklich schen Produktion hat und sich bis jetzt allen Preiss Da die Großhandelspreise zwischen 1935 infolge des Ausfalles der Lieferungen aus Produzenten, besonders nachdem Belgien , das fahren haben( Großhandelsinder der USA : April testeht zwischen den europäischen Hauptproduzen= 1935-80, April 1936-80), darf man eine ten von Binn , bie übrigens mehr und mehr bei verabredungen gegenüber feindlich gezeigt hat, bedeutende Vergrößerung auch des o lumens steigendem Bedarf auf die Verhüttung von ame= neuerdings wieder eine Neigung aufweist, sich an ten, nicht bloß die Werte, sondern auch die Men- nationale Vereinbarung über die Produktionsdes Außenhandels feststellen, mit anderen Wor- rikanischen Erzen angewiesen sind, feine inter - Preisbindungen zu beteiligen, ist die allge= meine Simmung auf dem Zinkmarkte jedenfalls gen der Waren, die im internationalen Handel regelung und Preise, aber es soll Ende Septem- nicht pessimistisch. ausgetauscht werden, haben sich vergrößert. ber eine Bleitonferenz in London zusam niärkten, wie Kupfer, Blei, Zinn und Zink, fann, Die Situation auf den wichtigsten Metallmentreten, um eine gegenseitige Verständigung entsprechend der allgemeinen weltwirtschaftlichen wenigstens unter den europäischen Produzenten Lage, als günstig bezeichnet werden. Aber man herbeizuführen. entsprechenden Periode des Vorjahres vergleicht. soll sich nicht die Augen vor der Gefahreiner so tann man eine beträchtliche Belebung feststel3int gehört zu jenen wenigen Rohstoffen te be r produktion verschließen. Die inlen. Sowohl die Ausfuhr als die Einfuhr haben bei der Versorgung, mit welchen Europa von der ternationalen Verabredungen über Preise und eine bedeutende Zunahme erfahren, wobei selbstDie Lage an den Metallmärkten ist für die übrigen Welt ziemlich unabhängig ist: rund die über die Regulierung der Produktion erscheinen verständlich diese Zunahme nicht gleichmäßig bei heutige Situation der Weltwirtschaft ſehr bezeich- Sälfte der Weltproduktion entfällt auf Europa . in den Augen der kapitalistischen Großproduzenellen Ländern sich beobachten läßt. Wenn man den nend. Einerseits sind die meiſten Produzenten, Ende 1934 ist das alte internationale Bintfartell ten als ein genügendes Mittel, um die Konjunktur Außenhandel der 31 Länder, die an die Inter - im Vertrauen auf die ansteigende Konjunktur und aufgelöst worden, aber jetzt sind Verhandlungen zu lenken. Aber die Erfahrung der letzten Weltnationale Handelskammer regelmäßig Bericht ervor allem auf die immer mehr überhandnehmende im Gange, um ein neues Kartell zustande zu brin- frise hat gezeigt, wie unzureichend diese privaten statten und die zusammen etwa vier Fünftel des Aufrüstung bestrebt, einen möglichst großen gen. Der Verbrauch ist in den von der Binnen- Verabredungen, sei es auch auf einer sehr breiten gesamten Welthandels repräsentieren, zusammen- Anteil der Weltproduktion und des Weltabsabes konjunktur begünstigten Ländern bedeutend ge- internationalen Grundlage, sind, um die Neberstellt, so ergibt sich für 26 von ihnen eine Quan sich zu reißen, andererseits mehren sich die stiegen. Allerdings hat sich auch die Produktion produktion und den Preissturz abzuwenden. nahme der Ausfuhr, für 23 Länder eine Zunahme Stimmen, die auf die Gefahr der rücksichtslosen der Einfuhr. Folgende Tabelle stellt den Wert des Produktionsvermehrung hinweisen und nach einer Außenhandels von 31 Ländern in den ersten vier Regelung der Produktion im internationalen Monaten 1936 im Vergleich zu dem Wert des Maßstabe drängen. Diese Zwiespältigkeit bestimmt Außenhandels in den ersten vier Monaten 1935 heute die Situation bei den meisten internatio nalen Kartellverhandlungen in der Rohmetallbranche. Die Aussichten für die Erneuerung, bezw. Neubildung der Metallfartelle sind in den lezten Wochen anscheinend beträchtlich gewachsen, und dies wirkt wiederum auf die Befestigung der Beim Kupfer ist vor allem der starke Anstieg des Verbrauches in USA bemerkenswert, dessen Entwicklung im vorigen Jahre hinter der internationalen Zunahme zurückgeblieben war: der Verbrauch in der Elektrizitätsindustrie hat im ersten Halbjahr 1936 72.000 Tonnen betragen gegenüber 64.000 Tonnen im ersten Halbjahr 1935. In der Automobilindustrie hat im ersten habiber Automobilinguerbrauch 55.000 Tonnen( I. i. 1935: 45.000 Tonnen), in der Kälteindustrie 14.000 Tonnen( I. Si. 1985: 7500 Tonnen) und im Baugewerbe 32.000 Tonnen( I. Si. 1935: 24.000 Tonnen) betragen. Es ist danach kein Wunder, wenn die außerhalb der USA sich befindlichen Produzenten- es handelt sich da vor allem um Chile -- in einem besonderen Ablommen eine Erhöhung der Kupferproduktion vom 1. Oktober um allerdings nur 5 Prozent beschlossen haben. Viel bedeutsamer ist jedoch jene Erhöhung der Produktion, die der amerikanische Riesentonzern Kennecott Co.( USA ) bereits vom 1. September an durchführt( vrgl. Beilage zu Nr. 214). Wie optimistisch aber die Situation troy allen diesen Produktionserhöhungen, die sonst leicht zu einer Absaßstockung und zum Preissturz führen fönnten, beurteilt wird, erhellt aus der Tatsache, daß der Kupferpreis sowohl in London als auch in New Yort feineswegs eine absinkende Tendenz zeigt, eher ist das Gegenteil der Fall.
licher Währung).
Ausfuhr
Neuseeland
Australien
China
Schweden
.
Britisch- Indien
•
•
·
Irischer Freistaat
b.$. +41.89 +40.32 +27.94 +26.89 +24.08 +20.90 +20.81 +16.57 +15.91 +15.16 +14.86 +14.75 +13.38
+13.05
+12.26 Ver. Staaten von Amerika+11.87 Polen +11.15 +9.27 +7.22 +5.88 +4.53 +2.80 +2.75
•
Tschechos
•
Niederländisch- Indien
+1.48 +0.70 +0.36
Abnahme
2.72
8.97
- 9.53
Zunahme
Einfuhr
•
Tschechoslow
Brasilien.
•
Frischer Freistaat
Aegypten
9.77 -10.60
v. 5. +52.19 +26.56 +26.20 +26.06 +20.90 +19.17 +17.87 +17.14 +16.79 +16.42 +16.07 +15.83 +14.72 +14.66 +13.88 +11.35 +11.17 +9.87. +9.83 +8.74 +6.23
+5.17
Niederlange
·
•
+5.18
Abnahme
•
0.99 1.14 3.54
4.19
Britisch- Indien
6.92
Preise zurück.
Auch auf dem Zinnmarkt tann man, nach einer längeren Periode der Schwankungen,
ung in der Welt für die Entwicklung der Kon- tommt. Die Produktion der Südafrikanischen junktur hingewiesen und darüber ausführlich be- Union beträgt für die ersten sechs Monate 1936, richtet( vergl. Beilage zu Nr. 179). Die Gold- nach derselben Methode berechnet. 5.5 Millionen produktion hat seit 1929 in der ganzen Welt einen Unzen, auf das ganze Jahr 1936 übertragen kräftigen Aufschwung erlebt, und es wird allge- elf Millionen Unzen, was allerdings die Jahresmein angenommen, daß dieser Aufschwung sich produktion von 1935 um 0.3 Millionen Unzen weiter fortseßen werde. Das bekannte englisch - übersteigt. Man kann nach diesen Angaben also südamerikanische Finanzhaus„ Union Corpora- von einer Steigerung der Goldproduktion 1936 tion" schätzt die Weltproduktion für 1940 auf faum reden. Allerdings fehlen uns die Angaben etiva 40 Millionen Unzen, was eine Verdoppe- über die Goldproduktion in der Sowjetlung gegenüber dem letzten Vorfrisenjahr, 1929, union, wo man bis Ende 1936 eine Steige= bedeuten würde. Man erwartet vor allem in den rung der Produktion auf 10 bis 11 Millionen nächsten Jahren eine bedeutende Steigerung der Inzen plante, womit die heutige jüdafritanije Goldproduktion in dem Hauptproduktionsgebiet Produktion erreicht werden würde. der Welt, der Südafrikanischen Die Verteilung der monetären Union, in der in den letzten fünf Jahren ein Goldbestände in der Welt ist nach wie vor auffallender Stillstand herrschte. Nun sind neuerdings von der Bundesverwaltung der Banten von außerordentlich ungleich( vergl. Beilage zu Nr. USA leßte Angaben über die Goldproduk 179). Unsere damaligen Angaben bezogen sich auf tion veröffentlicht. Danach beträgt der Wert der März 1936. Seit dieser Zeit haben die monetägesamten Weltproduktion von Gold in den ersten ren Goldbestände in den Vereinigten Staaten und sechs Monaten 1936 532.4 Millionen Dollar. England noch mehr zugenommen, während in den Da man eine Unze Gold mit 35 Dollar bewertet, wichtigsten Ländern des Goldblockes: Frankreich , so würde das einer Weltproduktion von 15.2 Mil- der Schweiz und den Niederlanden eine große Ablionen Unzen gleichkommen. Auf das ganze Jahr nahme der Goldbestände festzustellen ist. Diese 1936 übertragen, müssen wir die Weltproduktion| Entwicklung stellt folgende Tabelle dar: Monotäre Goldbewegung in den wichtigsten Ländern März- Juli 1936 ( in Millionen Dollar) Großbritannien Frankreich
März 1936
10.184
1.653
4.848
486
493
Juli 1936
10.648
1.977
3.643
487
471
Zunahme(+)+464
+324
Abnahme(-)
<-705
-49
<<- 22
( in Millonen Dollar) 1934-1936*)
1934 1935
Goldeinfuhr
716.3
369.7
-
-497.2
Snv
348.2
-435.5 56.5
142.1
73.8 146.6
Auffallend ist, daß die Zunahme der Gold 12. Goldbewegung nach Großbritannien wieder von einer Erholung sprechen. Hier ist die bestände in den Vereinigten Staaten und GroßLage insofern durchsichtiger als auf dem Kupfer- britannien zusammen sich mit der Abnahme der markt, als die Weltzinnproduktion in ganz weni- Goldbestände in Frankreich , der Schweiz und den gen Händen fonzentriert ist. Auf die malaiischen Niederlanden fast deckt. Damit ist die Richtung, in Staaten, die sich im britischen Besit befinden und der sich das Gold der Welt konzentriert, deutlich, auf Niederländisch Indien, besonders auf die aufgezeigt. Wir haben in den drei folgenden Inseln Banka und Billiton, östlich von Sumatra , Tabellen die Bewegung des Goldes zwischen den entfällt heute weit mehr als die Hälfte der gesam- drei wichtigsten wirtschaftlichen Gebieten: den ten Weltzinnerzproduktion. Infolge Vereinigten Staaten, Großbritannien und Frantder beträchtlichen Transportkosten hat sich in die reich dargestellt: sen Gebieten eine eigene Zinnproduktion( Verhüttung) entwickelt, die in Niederländisch Indien 1. die Hälfte der Erzgewinnung verhüttet. In Britisch- Malaya wird nicht nur das gesamte eigene Grz, sondern auch noch das im asiatischen Ümfreis geförderte Erz verhüttet. So sind diese beiden Gebiete imstande, zwei Drittel des Weltzinns zu liefern. Diese asiatische Produktion wird aber, abgesehen von einigen ganz unbedeutenden Außenseitern, von zwei Großkonzernen beherrscht.
Gesamte Goldeinfuhr
babon:
nach den aus Groß- aus Ber.Staatent britannien Frankreich 1.132.0 499.9 260.2 1,789,0 815.7 984.2 610.4 10.2 824.1
1934 1985 Jänner/ Juni 1936 1986( Schäßung) 1.220.8 20.4 648.2
Jänner/ Juni 1936 349.4 1936( Schäßung) 698.8-113.0 Bemerkenswert ist die große Zunahme der Goldeinfuhr nach Großbritannien 1986 im Vergleich zu 1935, ebenso wie die sehr bedeutende Abnahme der Goldausfuhr nach USA . Die Goldausfuhr aus Frankreich hat 1936 im Vergleich zu 1984 start abgenommen, hält sich jedoch auf dem Stande von 1935. Die Goldbestände von Groß britannien werden jedoch im wesentlichen durch die Einfuhr aus Südafrika aufgefüllt.
3. Goldbewegung aus Frankreich ( in Millionen Dollar) 1934-1936*)
1935
Die Ungewißheit, unter der der Rinnmarkt in den letzten Monaten gelitten hat, entstand aus In dieser Tabelle fällt der Rückgang der der Unsicherheit über das Schicksal des inter Gesamteinfuhr von Gold nach USA im Jahre nationalen Abkommens über die 1986 auf. Das hängt damit zusammen, daß die Einschränkung der Zinnproduk- Zugänge von Gold aus Großbritannien fast ganz tion, das Ende dieses Jahres abläuft. Die aufhören, während auch die Goldeinfuhr aus Sauptschwierigkeiten bei der Verlängerung des Frankreich in diesem Jahre im Vergleich zum 1934 Ablommens gingen von Siam aus, das eine Vorjahr beträchtlich abnimmt. bedeutende Erhöhung seiner Ausfuhrquote_ver= Tangte. Neuerdings scheint sich aber eine optimistische Auffassung durchzusehen, da die siamesische Regierung, die die dortige Binnproduktion in ihren Händen hat, sich einer Vereinbarung geneigter zeigt. Schlimmstenfalls sind jedoch die hinterindischen Großkonzerne, die unter britisch- holländischem Einfluß stehen, bereit ,, gegen Siam
Gesamte Goldausfuhr
-409.0
dabon:
Itach ben Ber.
11ach
Groß
aus Frankreich v. Amerila britannien
-817.0
-242.4-351.7 -909.7-120.1 75.6
Die drei Tabellen, die die Goldbewegung in Jän. / Juni 1936-372.3-308.2 der Welt darstellen, sind von uns nach dem legten 1986( Schäß.)-744.6-616.4-151.2 Federal Reserve Bulletin"( Washington , Septem ber 1986) auſammengestellt und berechnet. Die Schäßungen für 1986 find von uns auf Grund der Biffern für das erste Halbjahr 1986 berechnet. Die Riffern der Goldausfuhr sind in den Tabellen mit Minus- Reichen versehen.
Die Goldausfuhr aus Frankreich geht faft ausschließlich nach Großbritannien und USA . Bemerkenswert ist die Abnahme der Goldausfuhr 1936 im Vergleich zu 1935, aber die Goldausfuhr 1936 ist bedeutend höher als jene von 1934.