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Freitag, 9. Oktober 1936

Volkswirtschaft und Sozialpolitik und Sozialpolitik

Betriebsaufnahmen und

Aufschwung des norwegischen Gewerkschaftsbundes

Suite 5

merksamkeit schenken und es ihnen möglich war,[ nerhalb unseres Landes ein solches Gefühl der O. Hindahl, der Vorsitzende des Bundes, teilte in erwecken, daß sogar die Führer" und ihre An­der letzten Vorstandssitzung mit, daß der Bund hänger von diesem Schamgefühl der demokra= Ende 1935 insgesamt 224.340 Mitglieder tischen Welt Kenntnis nehmen müssen. Ich zählte, was eine Zunahme um 51.880 Mitglie empfehle nicht, das Beispiel des Herrn Lloyd Stalien in startem Maße. Namentlich die Preise der oder 30 Prozent bedeutet. Nach den vorlie- George nachzuahmen, der nach Deutschland   eilte. Einstellungen In der Textilindustrie für Glaswaren, Porzellan, Schuhe und Spezial- genden Angaben für 1936 hatten die angeschloß- um mit Adolf Hitler   vertraulich zu plaudern. Lederwaren sind günstiger geworden." Die Seidenfabrik Waschka u. Söhne in senen Verbände im ersten Halbjahr einen wei- Sitler wird sich jeden prominenten englischen Live­Odrau, die im Juni stillgelegt worden war, hat teren Mitgliederzuwachs auf insgesamt 237.614 ralen anhören, aber er hat sich bisher doch ge= die Beschäftigung in beschränktem Umfange wieder zu verzeichnen. Dazu kommen noch 11.166 Wit- weigert, mit den Vertretern der britischen Regie­aufgenommen. Die Jutefabrik A.-G. Gebrüder glieder der dem Bund angeschlossenen Arbeits- rung am Konferenztisch Platz zu nehmen, um eine Hatschet in Troppau   hat nach vierwöchiger Un­fosen- Vereinigungen, so daß die Gesamtmitglie- gemeinsame Lösung des europäischen Friedens Der Norwegische Gewerkschaftsbund steht in derzahl des Bundes jegt 248.780 beträgt. terbrechung ihren Betrieb wieder aufgenommen, der Offensive. Die im Jahre 1935 durchgeführ problems zu suchen. Lloyd George   kam einst in 600 Arbeitskräfte sind wieder eingestellt worden. ten Tarifbewegungen haben den Arbeitern Lohn­die Politik als Verkörperung des militanten pro­Die Qualischer Weberei Julius Bendigs Söhne, erhöhungen und eine Reihe anderer Verbesserun= Amerikanischer Außenhandel. Zum ersten testantischen Gespissens. Nun verläßt er die Poli­die seit Jahren nur noch teilweise arbeitet, hat bei gen ihrer Arbeitsbedingungen gebracht. In vielen Mal seit zehn Jahren hat im ersten Halbjahr 1936 einen großen Mann nennt. Wir müssen erkennen, tit, indem er Hitler   die Hand schüttelt und ihn der Behörde um Stillegung ihres Betriebes bis Berufen und Industrien wurde auch eine Er- die amerikanische   Einfuhr den Erport mit einem daß der internationale Geist vor der Notwendig zu drei Monaten angesucht. Dadurch werden 100 höhung der individuellen Löhne erreicht. Als be Arbeiter brotlos. Ebenso hat die mechanische sonders erfreulich wurde bezeichnet, daß die Gesamtbetrag von neun Millionen Dollar über- leit steht, sich zu verteidigen. Wird Deutschland  Leinenweberei Nettel in Martausch bei Traute- Gewerkschaften der Lage und den Arbeitsbedin- schritten. Das Hauptimportland iſt Großbritan- das faschistische Italien   getan hat? Seir bald seine Zuflucht zur Gewaltpolitik nehmen. wie es nau, die derzeit in zwei Schichten mit 90 Arbei- gungen der jugendlichen Arbeiter erhöhte Auf- nien. wird es über die nötigen Mittel dazu verfügen. tern arbeitet, um Stillegung ihres Betriebes ab 1 Dezember auf drei Monate unter der Begrün­Gegen die gemeinsame Gefahr müssen wir uns dung angesucht, daß sie troß genügenden Auf­in eine gemeinsame Aktion des Widerstandes ein­tragsbestandes die Vertragslöhne nicht zahlen reihen. Wir müssen der Bedrohung Europas   mutig fönne. Schließlich soll auch der Betrieb des Maut­entgegentreten. Die Labour- Party ist sich der ner- Konzerns in Brodec an der Sazala, der 326 drohenden Gefahren voll bewußt. Wir würden Arbeiter beschäftigt, stillgelegt werden. Der Kon­unseren sozialistischen Grundsätzen untreu iver= zern begründet diese Maßnahmen mit Auftrags­den, wenn wir dem Schicksal der Demokratie und mangel. des Friedens gleichgültig zusehen würden. Ich bin sicher, im Namen der Millionen Männer und Frauen zu sprechen, welche die Labour- Party bil­den, wenn ich sage, daß wir fest zur Demokratie und dem Frieden stehen und daß wir es nicht an Mut und Entschlossenheit fehlen lassen wollen. wenn es gilt, den Frieden zu wahren und die Demokratie zu verteidigen."

Bauindustrie optimistisch

Wie der Pr. Börsen- Courier" meldet, zeig­ten die letzten Tage eine auffallende Tendenz zu Abschlüssen in Baumaterial für die Bausaison 1937, wobei in vielen Fällen die Arbeiten und Lieferungen zur Gänze im voraus bezahlt werden. Diese Abschlüsse betreffen oft nicht bestimmte Bau­ten, sondern lediglich bestimmte Lieferquanten. Im Vordergrund stehen Verkleidungsmaterialien, Baustoffe, verschiedenste Artikel und Rohmaterial, das von Professionisten gebraucht wird.

Gablonz   und die französischen  Importerleichterungen

Durch die Verfügungen der französischen  Regierung sind verschiedene Erleichterungen im Kontingentsystem und teilweise Zollermäßigungen lundgemacht worden. Leider sind die für die Gablonzer Industrie darin enthaltenen Vorteile nur unwesentlich. Besonders enttäuschend ist der Umstand, daß lediglich Schmuck- und Bijouterie­toaren aus Silber und vergoldetem Silber kon­tingentfrei sind, während die allgemeinen Gab­Tonzer Bijouteriewaren kontingentiert bleiben. Sehr hemmend auf das Weihnachtsgeschäft wirkt auch der Umstand, daß das von Frankreich   für Bijouterie zugeteilte Kontingent für das vierte Quartal 1936 nur 150 Zentner beträgt, gegen über dem normalen Quartalskontingent von 285 on 285 Zentnern. Es bleibt ein Rätsel, daß der Klein­metalwarenverband in Prag  , dem seit Mai vom Handelsministerium die alleinige Obsorge über das Bijouteriekontingent anvertraut wurde, es bei der gegenwärtigen Großzügigkeit Frankreichs  nicht wenigstens erreicht hat, daß das normale Kontingent bewilligt wurde. Die französische   Zoll­ermäßigung, die für Gablonzer Waren 15 Pros zent betragen wird, begünstigt alle Artikel, die unter die Rollposition 358 fallen, nämlich Perlen, Steine, Glasblumen, Kolliers und ähnliche Arti­fel, ferner alle Arten von Knöpfen der Position 645 und außerdem Glaswaren der Position 862.

Mehr Glas- und Porzellanexporte nach den USA  ?

Die Prager Presse" meldet: Wie in New Jork verlautet, erhöhten die New Yorker Impor teure ihre Aufträge in der Tschechoslowakei   und in

Tödlicher Gehorsam Der Prozeß Luner, der wochenlang die Spalten der Wiener Zeitungen füllte, ist beendet. Die Angeklagte wurde zum Tode verurteilt. Nun die Sensation verklungen ist, zu der die Sache durch die Dienstwilligkeit übereifriger Reporter gestempelt wurde, fragen wir uns: was ist das Bezeichnende des Falles, so enthüllt sich hier etwa eine über das Einzelschicksal hinausreichende Zeitgefahr.

Die Greuel des Bürgerkriegs

Die Leiden der Stadt Ibiza   Italienische Schiffe und Truppen mit den Rebellen In der Bürgerlichen Basler„ National-| das um diese Zeit mit Menschen gefüllt war, war Beitung" berichtet ein Schweizer  , der im nur noch ein Haufen von Steinbrocken und rauchen September auf der kleinen Balearen  - Insel den Balten. An zwölf verschiedenen Stellen das Ibiza   weilte, von seinen Erlebnissen und Ein- gleiche Bild der Zerstörung. drücken.

In Erwartung einer Wiederholung des Bom Ibiza wurde zunächst von den Regierungs- bardements herrschte furchtbare Panit. truppen besetzt. Da es eine aufständische Be- Frauen und Kinder liefen schreiend durch die sazung hatte, wurde es bombardiert, aber die Straßen, alles flüchtete ins Freie, er ante und Regierungsflugzeuge warnten durch dreimaligen Greise schleppte man hinaus, eine Frau, bor Abivurf von Flugzetteln die Bevölkerung, so daß Schreck wahnsinnig geworden, rannte in ein fahren­diese sich in Sicherheit bringen konnte. Dann erst des Auto. Ein durchdringender Gestank verbreitete wurden die militärisch wichtigen Punkte bombar- sich. Die Apotheke mit dem Laboratorium war in diert. Eine Besaßung von 300 Milizionären lag die Luft geflogen. Von einer Fischerbarke im nun vierzehn Tage in der Stadt. Am 13. Sep- Hafen, die von einer Bombe getroffen worden war, tember, einem Sonntag, erfolgte in den Mittags- schwammen nur noch einige Holzteile auf dem stunden der erste Bombenangriff durch drei Flug- Wasser. zeuge der Rebellen. Ohne die ahnungslose Be­völkerung zu warnen, warfen die Aufständischen schwere Bomben ab, durch die 40 Menschen in wenigen Minuten getötet, zahlreiche andere grauenhaft verwundet wurden. Der Schweizer  Augenzeuge schildert das Bombardement:

Die Reinigung" in der Sowjetunion   geht weiter.( Nu.) Von den neuen Ernennungen und Absetzungen lenkt eine besondere Aufmerksamkeit auf sich die Demission von Prokofje w, der im Laufe der letzten 16 Jahre der eigentliche technische Leiter der politischen Polizei in allen Die Erregung der Bevölkerung über dieses un- ihren Gestalten gewesen ist. Nun wird Prokofjew  angekündigte Bombardement der wehrlosen, offenen samt seinem Chef, I a god a, abgesägt. Noch Stadt war ungeheuer. Gegen Abend erst kannte bezeichnender ist die Ernennung zum Volkskom­man die ungefähre Zahl der Toten. 40 Menschen, missär des Innern, also zum Leiter der politi­Frauen, Kinder, Greise, die friedlich in ihren Häuschen Polizei, von Jeschoff. Dieser ist der Vor­fern schliefen oder aßen, waren in wenigen Minuten sigende des im Jahre 1934 völlig erneuerten rad zu steigen, um nach dem Bade- Strand zu fah­" Ich war gerade im Begriff, auf mein Fahrs getötet worden." Ausschusses für Parteikontrolle. Durch die Ernen  = Nun waren alle Greuel des Bürgerkrieges nung von Jeschoff wird nun der staatliche Terror ren. Kaum hatte ich 50 Meter hinter mir, als ich entfesselt. Die bis dahin harmlosen Milizionäre zusammen mit dem innerparteilichen Terror in wieder abstieg, um die Flugzeuge, die nun über gerieten in einen Rausch der Blutrache und schoss einer Hand konzentriert. Es scheint überhaupt, bem Hafen flogen, besser sehen zu können. Ich sen mit Maschinengewehren in die Gewölbe, in daß eine neue Welle des Terrors im Anſteigen kletterte auf eine Mauer. Da plößlich, in rascher denen sie 200 Angehörige der Rechten gefangen- begriffen ist. Die Sowjetpresse veröffentlicht Ar­Meihenfolge, fünf bis sechs furchtbare Detonationen hielten. Nur wenige von diesen Geiseln enttamen tikel, in denen eine e r barmungslose in allernächster Nähe. Und schon standen über der der Mezelei. Die Bevölkerung floh aus der Vernichtung der Reptilien" gefor Stadt an verschiedenen Stellen gewaltige. schwarze Stadt. Die Trümmerstätte wurde trotzdem noch dert wird. In erster Linie wird da der frühere Rauchsäulen. Ich raste nach der Stadt zurück. Ent- mehreremale bombardiert. Dann erfchien ein Finanzkommissär o folnikow genannt, der feßliche Verwirrung in den Straßen. Der Kellner, italienische 3 Kriegschiff, das eine Patrouille schon seit längerer Zeit im Gefängnis ſeine Ab­der mich fünf Minuten vorher im Café noch be- landete, die nach kurzer Zeit wieder abfuhr. Am urteilung erivartet. Aber die Reinigung zieht dient hatte, rannte mit blutüberströmtem Gesicht nach 19. September landeten 200 Mann aus Mal- immer weitere Streiſe. So erregt großes Aufsehen dem Roten Kreuz. Die Straße war mit Glassplit- lorca auf Ibiza  . Sie wurden von dem Italie   in Moskau   die Absetzung von erschen= tern übersät. Wenige Meter weiter ein Miliz- ner Conte Rossi angeführt und als erste ze w, des früheren Gesandten in Stockholm   und soldat, der an der Tankstelle schlafend gesessen hatte, stiegen italienische Faschisten, eine Rom  , der zum Kreis von Litwinow   gehört. No h und nun mit aufgerissenem Leib auf der Straße Hundertschaft start, ans Land. Ihre erste Tat auffallender ist die Verhaftung von Rt a jew= Tag, neben ihm ein zweiter in einer großen Blut- aber war, daß sie 30 Arbeiter, die man ihnen sky, der die in französischer Sprache erscheinende Tache. Ein großer Autobus stand in hellen Flam- als Demokraten denunziert hatte, standrechtlich Sowjetzeitung, Journal de Moscou" redigiert men. Die Trümmer mehrerer einge- erschosse n. Damit begann eine Serie von hat. Rajewsky gilt allgemein als ein Günstling stürzter Säuser lagen weit über die Safen- Hinrichtungen linter Leute, die bis heute nicht ab- von Litwino w, so daß im Zusammenhange Straße zerstreut. Und wieder brauste es in den geschlossen ist. damit man auch von einer Erschütterung der Lüften. Kaum war ich 100 Meter gelaufen, als Position von Litwinow   selbst spricht. In der es wieder trachte, diesmal mitten in dem Wohn­..Prawda" und den ,, Isvestija" sind Aufsäße mit viertel, wo auch sofort die Rauchsäulen gegen den einer strengen Kritik der Eisenbahnverwaltung Himmel stiegen. Die Flugzeuge gingen nun höher erschienen, die sich unter der persönlichen Leitung und flogen wieder in die Richtung, aus der sie ge= von Saganowitsch befindet. Bis jetzt galt waren. Grauenhafte Szenen Staganowitsch als der, neben Odschonitidse und Woros chilo w, Stalin   am nächsten ſte= hende Unterdiktator", als Tabu. Manches den= tet darauf hin, daß im Regierungsapparat der Sowjets sich in der nächsten Zeit bedeutende Ver­

femmen

Die englischen Sozialisten und die Hitler  - Gefahr

Jennie Adamson, die Präsidentin des Par­boten sich meinen Augen. An den Trümmerhaufen teitongresses der Labour- Party in Edinburgh  , zusammengestürzter Häuser, unter denen entsetzliche fagte in ihrer Eröffnungsansprache u. a.: Schreie zu hören waren, arbeiteten fieberhaft die Unsere erste Pflicht ist es, Aufklärung über Milizsoldaten, um noch Menschenleben zu retten, den Zustand der Erniedrigung zu verbreiten, in wo es noch möglich war. Ein kleines Restaurant, den ein großer Teil Europas   geraten ist, und in-| schiebungen vorbereiten.

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Folterungen geschahen in keiner menschenleeren waren. Wie kamen die Mißhandelten zu dieser Und hier haben wir den Faden, den Blut­Gegend, geschahen nicht irgendwo auf einem ein- Ueberzeugung? Mit dem Wort ,, Angst" ist wenig strang, der das Grauen des Luner- Prozesses mit samen Landgut, sondern in der Stadt mitten anzufangen, denn anklagend, aufbegehrend, die dem großen Grauen unserer Zeit verbindet. Was unter Menschen, in unmittelbarer Nähe von Umwelt alarmierend, hätten sich die Opfer gleich die kleinen Hausmädchen in Wien   veranlaßt hat. Hausbesorgern, Nachbarn, Lieferanten und ge=| 3citig der Gewalt ihrer Beinigerin entziehen lön- sich schweigend mißhandeln zu lassen- das kann legentlichen Besuchern. Die Gepeinigten waren nen. War es nicht vielleicht gerade die fatalistische ganze Völker wenigstens für eine Zeit dahin auch durchaus nicht immer von der Umwelt abge- Anerkennung dieser einmal bestehenden Gewalt, bringen, sich knuten zu lassen ohne aufzuschreien. schnitten. Die kleine elfjährige Paula Krenn z. B. die das Schweigen verursachte? Die Mädchen sind, Viele Jahrhunderte lang war es allein die Kirche, ging täglich zur Schule. Die Frau Tobner, die eines wie das andere, in streng katholischen Krei- die das Volk zur unbedingten Fügsamkeit erzog. im Hause Luner aufgenommen worden war und sen aufgewachsen, sind also in Demut und Ge- Auf dem Wege über das Gottesgnadentum wurde dort Selbstmord beging oder getötet wurde, sprach horsam" erzogen worden. Wir wollen damit nicht die Unantastbarkeit der Stellvertreter Gottes auf Eine Sadistin hat ein Kind zu Tode gequält, mit Freunden aus ihrem früheren Leben, das sagen, daß diese Erziehung in Demut und blin- die weltliche Macht ausgedehnt. Jetzt kommen das ihr anvertraut war. Grauenhaft, aber zu dem letzte Opfer Anna Augustin wurde von der Mör- dem Gehorsam, diese Erziehung zur unbedingten die dittatorischen Regime ohne diese Hilfsstellung allgemeinen Grauen unserer Zeit scheinbar ohne derin sogar gelegentlich einem Arzt vorgestellt. Fügsamteit gegen die Obrigkeit, die Gewalt hat, der Kirche aus, indem sie die Spiße der welt­Beziehung. Hemmungslos triebhafte Lust am aber alle diese Gequälten schwiegen. Hätte eine Eigenart allein der katholischen Menschen- lichen Obrigkeit selbst vergotten und jeden Zwei­Quälen war das Motiv der Tat, ein Motiv, das eine von ihnen ,, ausgepackt", sei es auch vor einer formung sei. Wir sind uns vielmehr darüber klar, fel an ihr als Sünde wider den Geist aufs nur im tranthaft mißbildeten Charakter der noch so begrenzten Oeffentlichkeit, das Letzte und daß jede rein autoritäre Kinder- und Volks- schwerste ahnden. Die Methoden sind ähnlich, das Täterin begründet lag. Gewiß, die Umstände des Schlimmste hätte vielleicht vermieden werden fön- erziehung, gehe sie nun von kirchlichen oder welt- Resultat ist das gleiche; bedingungslose, kritik­Mordes waren besonderer Art. Frau Luner hatte nen. Nichts dergleichen geschah. Alle ausnahms- lichen Mächten aus, demselben Resultat zustrebt. Lose Unterwerfung der Beherrschten unter jeden schon zweimal unter ähnlichen Anschuldigungen los duldeten sie und schwiegen. Das heißt: in der richtigen Erkenntnis, daß jeder, höheren Willen". Führbarkeit bis ins Verder= vor Gericht gestanden und war in einem Falle Der Mann der Luner sagte im Zeugenver- der an irgendeiner Obrinteit, sei sie auch noch so ben, bis in die Katastrophe, bis in einen unsin­zu schwerer Kerterstrafe verurteilt worden. Man hör aus, er selbst habe die Anna Augustin, als die privater Natur, Kritik übt, leicht dahin kommen nigen und widernatürlichen Tod. fönnte also fragen, wie es möglich war, daß diese Mißhandlungen immer schwerer wurden, nach kann, diese Kritik zu den höchsten obrigkeitlichen Frau weiter Dienstboten, vor allem minderjährige Hause bringen wollen. Das Mädchen habe aber Spigen auszudehnen, bis zum Papst, zum Kaiser, Dienstboten, ins Haus nehmen und dort unbeauf- weinend erklärt, es wolle bleiben, die Eltern zum Führer in dieser richtigen Erkenntnis sichtigt über sie herrschen durfte. Hier käme man würden sich wundern, wenn sie ihren Dienstplaß pflegen Erzieher solcher Art die Kritik nach oben gewissen Zeitfragender Schußlosigkeit des„ die- jezt schon verließe". Die anderen Opfer haben schlechthin zu verbieten, sie als Sünde auf firch­nenden Standes" etwaschon näher. Aber der zumeist angedeutet, sie hätten Angst gehabt, etwas lichen, als Landesverrat auf weltlichem Gebiet au Prozeß wirft tein neues Licht auf ein altes gegen ihre Peinigerin zu unternehmen. Das be- trandmarken. Wo eine solche Kritik, sei sie noch so Vroblem. Er bestätigt nur längst Erwiesenes- deutet: stärker als das Bewußtsein, daß ihnen gerecht und noch so berechtigt, von den also Er­wenn auch in besonders trasfer Weise. unrecht geschah, war bei allen die Ueberzeugung, 30genen dennoch geübt wird, regt sich in ihnen ein Eines aber machte den Beobachter während daß sie von einer etwa angerufenen Instanz, wie Stück schlechten Gewissens, regt sich das Gefühl, des Reugenverhörs immer aufs neue stuben, eine immer sie beschaffen sein möge, nicht recht bekom- Verbotenes zu tun. Und diese 3 Gefühl mag bestimmte Verhaltungsweise der Opfer, die fast men, daß die Aussagen der Dienstherrin in jedem auch die Opfer der Frau Luner in ihrem Schwei­unglaublich erscheint, und die dennoch allen von Falle schwerer wiegen und eher geglaubt werden gen bestärkt, wenn nicht das Schweigen veranlaßt Frau. Luner Mißhandelten gemeinsam ist. Die würden als die Klagen derer, die ihr ausgeliefert haben.

Unter den Fenstern des Wiener   Gerichts­gebäudes, in dem der Mordprozeß Luner verhan­belt wird, standen die Menschen täglich in dichten Haufen und schrien:„ Aufhängen, aufhängen!"

- Es ist nicht ihre Obrigkeit, deren Bestrafung fie da forderten, es ist die rein private Obrigkeit einiger gemarterter Kinder. Die Schreienden haben also keinen Widerstand in sich zu überwin­den. Aber die Weltgeschichte lehrt, daß der Ruf aufhängen!" auch von den Opfern selbst erhoben zu werden pflegt, sobald die Suggestion der Macht fortfällt, sobald an die Stelle der anerzogenen Unterwerfungsbereitschaft der Wille tritt, zwischen Recht und Unrecht selbst zu unterscheiden.