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Freitag, 23. Oktober 1936

Ministerium bekannt, die Sache sei bereits liqui-| nüchternen realpolitischen Erwä-| Staaten ergeben und naturgemäß nicht von uns ab­diert. Auch wenn sie es soweit wäre, daß heute gung zugänglich, ob sie mit ihrem Benehmen hängen, das bo II e Gelingen dieses Bestrebens nicht wieder krawalliert wird, so wäre sie es doch nicht dazu beitragen, beim tschechischen Volk und vereitelt haben und vereiteln. noch lange nicht für die demokratische Mehrheit bei der Regierung den Eindruck von der Unhalt­

der Bevölkerung, die eine Untersuchung und barkeit einer Hochschulautonomie zu bestätigen, die strenge Bestrafung der Schuldigen, sich immer wieder als Vorwand für die Knüppel­aber auch ernste Maßnahmen zur Verhinderung herrschaft von Barbaren erweist. Vielleicht beden­von Wiederholungen fordern dürfte! Wir wollen nicht zuur humortſtenmale feſt- sar nicht zu verbergerber, wohlwollenden Dul­ten auch die Herren Profeſſoren, daß sie mit der stellen, daß die nach Streicher'schem Muster und bung des Streicher- Geistes an der Hochschule ein auf Nürnberger   Parolen hin veranstalteten- politisches Entmündigung 3= pelszenen das Ansehen der Sudeten   verfahren gegen sich geradezu provozieren. deutschen, den Ruf der Univer Wir stellen jedenfalls heute schon fest, daß sität vol ends untergraben müssen. die volle Verantwortung für jeden Solange sich die Streicherjungen in Prag   durch Schaden, der deutschem Kulturgut das große Beispiel im braunen Reich moralisch aus der freiwilligen Preisgabe deutscher   Kultur­gedeckt fühlen, wird bei ihnen kein Appell an ihr gesinnung durch Studenten und Professoren ent­Kulturbewußtsein und ihre nationale Würde stehen sollte, eben diese Professoren und fruchten. Vielleicht sind sie aber doch noch der Studenten trifft!

Das Exposé des Außenministers:

( Fortsetzung von Seite 1.)

2 m st än den das gleiche sein könnte oder müßte. Zu Oesterreich   sind unsere freund- Unsere Anßenpolitik durfte und darf nicht in schaftlichen Beziehungen bekannt", wenn hier auch geistloser Starrheit die Veränderungen im Leben der nicht unerwähnt bleiben könne, daß die Kleine En Staaten und Völker fowie in ihren gegenseitigen tente das Bedauern über die Verletzung der Mili- Verhältnissen übersehen. Dies bedeute jedoch nicht, tärklauseln des Vertrages von St.- Germain ausge- daß sie einer Wetterfahne aleid sprochen habe. In unseren Beziehungen zu Un= ohne Ueberlegung jedem internationalen Windhauch garn ist in der letzten Zeit keine Störung ein- nachgehen sollte. getreten." Man könne vielleicht die Hoffnung he= au

Keine Blockpolitik

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unsere bisherige Politik von der ganzen Regierung und von allen Regierungsparteien gutgeheißen wor­den ist und daß daher von diesen Faktoren für diese Politit die allgemeine Verantwortung in dem eben dargelegten Sinne übernommen worden ist. Für die Vergangenheit ist diese Frage damit erledigt. Für die Butunft habe ich unsere Richtlinien socben an

Ich erfäre mit aller Entschiedenheit, daß unsere ganze Außenpolitik früher und auch heute konfe- gedeutet: hältnis zu anderen Staaten nach ihrem innerbolt- brei bent hier gremben treu quent und grundfäulich es abgelehnt hat, unfer Ber. Wir stehen hinter unseren Verbindlichkeiten und tischen Regime zu gestalten, und daß sie dies auch in wobei wir die heutige Entwicklung sorgfältig ver­Bukunft fonsequent ablehnen wird. Unsere Außen- folgen, um zu fehen, inwieweit es diese Entwicklung politik ist sich in dieser Richtung mit den Staaten erheischt, uns ihr in dieser oder in jener Frage unse­der Kleinen Entente   völlig einig. Deshalb lehnt sie rer allgemeinen Politik anzupassen. Da nicht es ab, fich in irgendeine antifaschistische oder anti- verlangt wird, daß wir auf irgendeine der bisherigen bolfchewiftische Front zu stellen. Garantien unserer Sicherheit verzichten oder unsere bisherigen Bündnisverträge lösen follten, darf ich gewiß wiederholen, daß die bisherigen Richtlinien unserer Außenpolitik richtig sind und daß es nicht notwendig ist, von ihnen abzuweichen.

Mit größter Entschiedenheit lehnen wir die da oder dort vorgebrachte Meinung ab, als ob unser Staat und unsere Politik das Instrument irgendwelcher anderer Staaten wären. Man hat jahrelang von uns gesagt, wir seien Vasallen Frankreichs   und ein Instrument seiner Politit. Jetzt hat sich die Mode geändert und man deutet an, wir wären ein Instrument des Sowjet­verbandes. Diese Redereien hatten und haben keine fachliche Grundlage.

Unser Staat hat immer nur eine tschechoslowa­kische und keine andere Politik betrieben. Er wird fie auch in Zukunft betreiben. Ein Instrument ir gendeines anderen Staates, sei es Frankreichs  , sei es des Sowjetsverbands oder Deutschlands   oder Ita­ liens  , ist er nicht und wird er nicht sein. Dazu ist er viel zu stark und viel zu sto 1 3. Schließlich mache ich darauf aufmerksam, daß

Und ich füge aus voller Ueberzeugung hinzu, daß ich, soweit die Urgenz einer Aenderung unserer Außenpolitik aus der Vorstellung einer gefähr lichen Verschlimmerung unserer inter­nationalen Stellung oder gar einer Gefährdung unferer Sicherheit entsprungen ist, diese Vorstellung als gänzlich irrig und durch nichts begründet erachte. Wir fürchten nicht um die Zukunft unseres Staates und glauben fest daran, daß er die zahlreichen gefährlichen Klippen der heutigen internationalen Situation glücklich pas­fieren und eine weitere glückliche Entfaltung er­leben wird!

gen, daß die ungarische Megierung nicht eine Festigung der Bündnisse Rebellen besetzen Naval- Carnero

eigenmächtigen Lösung der Frage der Wiederauf­rüstung greifen werde.

Unserer bisherigen Außenpolitik wird vor allem In den Beziehungen zu Po I en hält die vorgehalten, daß sie die Bedeutung des Völkerbunds Besserung nicht nur an, sondern sie festigt sich all- für die Sicherheit unseres Staates überschätzt har mählich. Die eingetretene Klärung des bisher ge- und überschätzt; unsere bisherigen Bündnisverträge trübten französisch- polnischen Verhältnisses tönne bei mit der Kleinen Entente  , mit Frankreich   und der uns gewiß nur begrüßt werden. Wir sind entschlos- gegenseitige Hilfeleistungspakt mit der USSR.  sen, uns um die Lockerung der vorübergehenden werden als praktisch wenig wertvoll und als unge­Spannung Polen   gegenüber zu bemühen. Das Ver- nügend erklärt. hältnis Ita I i ens hat sich uns gegenüber in der letzten Zeit durchaus günstig" ent­wickelt und auch den übrigen Staaten der Kleinen Entente   gegenüber sich ansehnlich gebessert". In dem tragischen Konflikt, welcher Spanien   der zeit zerrütte, achte die Tschechoslowakei   streng den Standpunkt der Nichteinmischung.

Wichtiger Schlüsselpunkt in Francos Hand

Naval Carnero. Der Sonderkrre-| jedoch zurückgeschlagen wurden. Die Regierungs­spondent des Havasbüros meldet: Die Vor- truppen kämpfen tapfer, um einen heftigen An­patrouillen der Aufständischen sind Mittwoch um griff der Aufständischen im Abschnitt Si= 16 Uhr von Süden und Westen in Naval Carnero guenza abzuschlagen. Die Aufständischen grif­Unsere Außenpolitik hat sich, trotzdem sie be. eingedrungen und rückten während des Tages im fen auch in der Zone Torre Sabinan- Mirabueno müht war, die Sicherheit unseres Staates durch ganzen um 12 Kilometer vor. Die Aufständischen an, aber die Regierungstruppen schlugen sie in Bündnisverträge sicherzustellen, nie ma I 8 blind sind jetzt 25 Kilometer vor den Toren Madrids. heftigem Gegenangriff zurück und erbeuteten und ausschließlich auf diese Verträge verlassen. Auch Die Abteilungen, die von Valmojado aus ihren Striegsmaterial. ihr ist es nicht entgangen, daß der praktische Wert Angriff vortrugen, stießen vor Naval Carnero unserer hauptsächlichsten Bündnisverträge mit auf ein ausgezeichnet organisiertes und von den Toulouse  . Frau Azaña  , die Gemahlin de Frankreich   und mit der Kleinen Entente   besten Regierungstruppen verteidigtes Defensiv- Präsidenten der spanischen Republik, ist im Flug­rch die schrittweise Aufrü- system. Trotzdem brachen die Aufständischen zeug aus Alicante   hier eingetroffen und nach Pa­Kritik darf nicht Schaden stiften it ng Deutschland8 bedeutend Truppen nach zehnstündigem Kampf jeden Widerris weitergeflogen. Im Schlußkapitel ging der Minister auf die in finken würde, wenn sie nicht durch eine gestand. Die Eroberung Naval Carneros und der lebten Zeit lauigewordenen Stimmen über die na nere mfchreibung unferer Illescasas ermöglicht die Aufrichtung der Front angebliche Notwendigkeit einer Revision oder gegenseitigen Verbindlichkeiten und schließt die Phase der Vorbereitungen zum direkten Aenderung der Haupt- oder auch durch gegenseitige Hilfeleistungsverträge grundsäße unserer Außenpolitit mit anderen Staaten gehörig ergänzt würdent. Des- Angriff auf Madrid   ab.

halb haben wir den Abschluß des sogenannten st pattes und Donaupattes angefterbt und sozusagen als teilweisen Ersatz den gegenseitigen Hilfeleistungsvertrag mit der UbSSN abgefchloffen.

ein. Eine Diskussion über die Außenpolitik könne man keineswegs von vornherein verurteilen, doch dürfe sie nicht unfruchtbar oder direkt schädlich sein und dürfe nicht vergessen, daß übereilte Urteile Teicht unsere Stellung bei den ernſten diplomatischen Anknüpfend daran wurde jedoch sogleich auch Verhandlungen schwächen und damit, wenn auch un- mit der Vorbereitung der Ergänzung unserer Bünd gewollt, unserem gemeinsamen Staats- und Volks- nisverpflichtungen mit der Kleinen Entente   für den interesse schweren Schaden zufügen könnten. E3 Fall des Angriffes auf irgendeinen Staat diefer wäre sehr bedenklich, wenn das Ausland Kleinen Entente   begonnen. Diese gerade in einem aus der Diskussion Schlußfolgerungen über gewisse Reitpunkte, wo soviel vom Zerfalle der Kleinen tiefe Differenzen in außenpolitischen Grundfragen Entente gesprochen wird, vorbereitete estigung ableiten fönnte. Leider sei die Diskussion in letzter des Bündnisfc8 diefer Entente Zeit nicht allen diesen Klippen glücklich ausgewissielt in feiner Weise gegen irgendeinen Staat as, chen. Der Minister habe die Diskussion sorgfältig sowie er nicht Angriffsabfichten gegen einen von uns verfolgt:

Ich zögere jedoch nicht, sagte er, zu erklären, daß ich nichts gefunden habe, was mich davon überzeugt hätte, daß unsere bisherige Außenpolitik nicht richtig wäre und daß die Notwendigkeit bestünde, ihre Grundlinien in irgendeiner Weise abzuändern.

hegt.

Wir wünschen uns im Gegenteile alle, daß unsere Beziehungen au a II en unseren Nachbarn die besten sein mögen. Dies gilt auch von unserem Verhältnis zu Deutschland  , Polen   und Italien  . Unsere Außenpolitik hat in dieser Rich Ich möchte allerdings nicht wünschen, daß daraus tung mehr als einen Erfolg erzielt der Schluß gezogen werde, unfere Außenpolitik würde und man fann ihr gerechterweise nicht zum Vor­ihre Aufgabe so auffassen, als ob ihr Vorgehen, ihr wurfe machen, daß verschiedene Ursachen, die sich aus Verhältnis zu allen Staaten unter allen der äußeren und inneren Gesamtpolitik dieser

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Simplicio

Norelle von 3gnazio Silone  Copyright by Verlag Oprecht& Helbling, Zürich  

Das Feuer griff auf den zweiten Stock über, wo das Grundbuch lag.

Jetzt gibt es kein Heideland mehr!" be­merkte l'Ortonese. Jetzt gibt es keine Verge mehr. ihr Kataster verbrennt. Was machen da die Schafe?..."

Als das Feuer auf den ersten Stock über­sprang, wo das Steueramt war, wurden die Cafoni geradezu sentimental:

,, Was tun wir, wenn wir keine Steuern mehr bezahlen können?..."

,, Wie sollen wir weiterleben, wenn wir am Ende des Monats die gewohnten Steuerscheine nicht mehr bekommen?..." begann die alte Con­tinenza zu schluchzen und sich dabei die Haare zu raufen.

,, Gerade heute Abend wollte ich meine Rück stände zahlen", beteuerte der alte Geremia und ivendete die leeren Taschen um. ,, Gerade heute Abend... Und jetzt brennt das Steueramt nie: der! Was habe ich verbrochen, daß mich der Herr so hart bestraft?..."

Jeder sagte etwas anderes und die Kinder hegleiteten das Gejammer mit einem Sprechchor: ,, Wir Armen!... Wir Armen!... Wir Armen!..."

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mußte Sabbatino doch hinzufügen. Alle waren sich darüber einig, darum war alles Reden über­flüssig.

Als Anfang, ist es ein glänzender An­fang!" wiederholte Sabbatino. Gewiß!... Gewiß!..." nickte die Menge, sie fand es nicht nötig, das auszuspre­

chen.

Ich will nur sagen," rechtfertigte sich Sab­batino, Anfangen ist gut, Weitermachen ist besser!..."

Gewiß!... Gewiß!..." beschwichtigte ihn die Menge. Sie fand, daß auch dies nicht ausgesprochen werden mußte.

Meinst du eigentlich, daß Simplicio deine Ratschläge braucht?..."

Sabbatino iniete nieder, neigte das bärtige Gesicht zur Erde, tüßte sie und sagte dann:

Der himmlische Vater möge ihm bei stehen..."

Simplicio entzog sich allen Nachstellungen der Carabinieri, allem Suchen der Cafoni.

Die Carabinieri hatten den Auftrag, ihn niederzuschießen, falls sie ihn entdeckten und er aufgefordert sich zu ergeben- Miene machen sollte zu entfliehen.

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Die Cafoni dagegen versuchten mit ihm in Fühlung zu kommen, um ihm Lebensmittel und Munition zuzustecken.

,, Wenn er angefangen hat, macht er auch weiter," sagten sie zueinander.

Die einzige Geschichtskenntnis, die die Ca­foni haben, ist die Briganten- Geschichte. Ihre einzige politische Erfahrung ist ihre Briganten­Erfahrung.

Schließlich als alles zu Ende war Teerte sich, wie nach einer Vorstellung, der Aus= Der Besitz des kleinsten Fleckchens Wiese sichtspunkt ganz schnell. oder Rebgeländes genügte häufig, jede Gemein­,, Gesegnete Nachtrube!.. Schlaft gut!..." schaft unter ihnen zu sprengen. Die Schikanen wünschten sich die Auseinandergehenden mit und Ungerechtigkeiten der Herren wurden fast einem vielsagenden Lächeln auf den Lippen. Mehr war nicht nötig.

,, Als Anfang, ist es ein guter Anfang!"

immer als persönliche Unannehmlichkeiten ange= sehen, denen man, wenn man den Wut dazu be­saß, persönlich entgegenzutreten hatte. So be­

Regierungserfolg bei Huesca

Barcelona. Die Nachrichten von der Aragonienfront melden, daß der heftige An= griff der Regierungstruppen bei Huesca   erfolgreich war. Nördlich von Huesca   find die Regierungstruppen auf die Code Chizilla vorgerückt. Im Westen eroberten sie Alerre und rückten im Osten auf die von Bar­ bastro   nach Huesca   führende Straße vor. Im Abschnitt bei Cardienta versuchten die Aufständi­fchen einen heftigen Angriff, wurden jedoch zu­rückgeschlagen. Die Aufständischen mußten bis 12 Kilometer nördlich von Saragossa   weichen.

Weitere Angriffe abgeschlagen

Madrid  . In einem amtlichen Bericht teilt die Megierung mit, daß die Aufständischen einen Angriff auf Les Navas begonnen haben,

richten die Räubergeschichten, die der Casoni schon in der Wiege hört, immer vom Schicksal eines Verfolgten, der um der Gerechtigkeit willen ein Unrecht begehen mußte. Er hat, um einer unver­dienten Gefängnisstrafe zu entgehen, oftmals den Weg in die Berge genommen. Um sich gegen die Fahndungen der Carabinieri zu sichern, um sich für Angebereien falscher Freunde zu rächen, um sich Lebensmittel zu verschaffen, ist er auch ge­nötigt, andere Afte der Gerechtigkeit" zu voll­bringen. So geht es weiter, bis seine Vergehen so zahlreich werden, daß keine Aussöhnung zwischen ihm und der Gesellschaft mehr möglich ist. Das weiß ein jeder und vergißt niemals den ersten Anlaß, der den Cafone zum Briganten gemacht und ihn angestachelt hat, sich selbst ,, Gerechtigkeit zu verschaffen". Wenn es der einzige Ausweg war, galt das, was der Mann außerhalb des Gefeßes angestellt hatte, nicht für verwerflich, sondern es wurde sogar als Heldentum beiun­dert. Aus dieser Tradition heraus waren die Cafoni bereit, Simplicio zu helfen.

,, Vor dem Losschlagen," sagten sie sich, ,, vird Simplicio seinen Plan gemacht haben... Der erste Schlag für die Gerechtigkeit ist gefallen, die andern werden folgen!...

Die Cafoni kannten viele Brigantengeschich= ten, aber das, was ihre besondere Bewunderung erregte, war die Nuhe, mit der Simplicio feine revolutionären Absichten stets geheim gehalten hatte. Aus diesem Grunde hatten ihm auch die Carabinieri immer mißtraut.

In seiner Jugend war Simplicio nämlich Anarchist gewesen, hatte sich Bart und Haare wachsen lassen und von der Gleichheit aller Krea­tur geträumt.

Der Mensch ist gut," hatte er den Cafoni gepredigt.

Der Mensch braucht keine Carabinieri!!!" Simplicio war gut, er brauchte keine Cara­binieri. Aber die Carabinieri brauchten ihn. Die Carabinieri waren zur Verteidigung des Staates!

Avila

Sierra de

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MANZANARES

RIO JARAMA

Cebreros

El Escorial

Chapineria

MADRID

Aldea del Fresno Navalcarnero

S.Martin de Valdeiglesias

Escalona  

Mentrida

Maqueda

Alberche FI.

Bargas Toledo

Aranjuez

Karte zu dem nationalistischen Angriff auf Madrid  ( Navalcarnero ist südwestlich von Madrid   gelegen)

da und gegen wen sollten sie diesen verteidigen, wenn es teine Feinde seiner Einrichtungen gab? Simplicio war daher in die Liste der Staats­feinde eingetragen und, um etwaige Komplotte zu verhindern und Unordnung zu vermeiden, am Vorabend der vaterländischen Feiern regelmäßig ins Gefängnis gesteckt worden. Nach dem Fest wurde er wieder in Freiheit gesetzt, und die libe­ralen Einrichtungen des Staates wären gerettet.

Das Amt der Carabinieri ist vorzugreifen, um nicht eingreifen zu müssen!" hatte der Ser= geant der Carabinieri am Vorabend aller vater­ländischen Veranstaltungen wiederholt, wenn er sich in Simplicios Schreinerwerkstatt einfand, um ihm den Haftbefehl zu überbringen.

..Der Mensch ist gut!" hatte ihm Simplicio zur Antwort gegeben und nicht hinzuzufügen ge= wagt, daß er zum Gutsein und Gutbleiben die Carabinieri nicht brauche. Der Sergeant hätte das als Beleidigung empfinden können. Das war in jenen Zeiten gewesen, in denen die Cafoni noch austwanderten und in Argentinien   oder in Bra­ silien   ihr Glück hatten versuchen können. Darum hatten sie auch nicht auf Simplicio gehört.

,, Wenn es keine Carabinieri gäbe, von wem bekämen wir dann den Paß zum Auswandern?" hatten die Cafoni dem Simplicio eingewandt.

,, Der Mensch ist gut", hat Simplicio ge antwortet und zum Reisen braucht er feinen Paß...

Ohne Paß kommt man ins Loch!" haben die Cafoni erwidert.

Auch Simplicio wäre damals brennend gern über das große Wasser gefahren, aber er hatte darauf verzichtet, um von den Carabinieri kei­nen Paß verlangen zu müssen. Außerdem war er der einzige Anarchist der Gegend gewesen, der einzige bekannte Staatsfeind, und die Carabi­nieri, die die Aufgabe hatten, den Staat zu ver­teidigen, hätten ihn schwerlich reisen lassen. Er war gut, er hatte die Carabinieri nicht nötig. ( Fortseßung folgt).