Sosialdemokrat
ZENTRALORGAN
DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEI IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK
ERSCHEINT MIT AUSNAHME DES MONTAG TAGLICH FRUH. REDAKTION UND VERWALTUNG PRAG XII., FOCHOVA 62. TELEFON 53077, HERAUSGEBER: SIEGFRIED TAUB . VERANTWORTLICHER REDAKTEUR: KARL KERN, PRAG .
16. Jahrgang
Roosevelts Persönlichkeit
Franklin Delano Roosevelt wurde am 30. Jänner 1882 in Hyde Park im Staate New York geboren. Er studierte an der Harvard- University und wurde im Jahre 1907 in den Verband der New Yor
Jer Abvokaten aufgenommen. 1910 wurde er in den Senat des Staates New York gewählt, den er im Jahre 1918 nach seiner Ernennung zum Stellvertreter des Sekretärs im Marineministerium verließ.
Auf dieſem Woften verblieb er während des BeltDember hie Feber 1919 Teitete er bie amerikanische Demobilisterung in Europa . Im Jahr
Irieges. Bom Jänner
1920 wurde er von der Demokratischen Partei als Stellvertreter des Präsidenten der Vereinigten Staas
ten nominiert, wurde aber bei den Wahlen geschlagen. 1928 wurde er aum Gouverneur des Staates New York gewählt und seit dieser Beit tämpfte er für die Abschaffung der Prohibition.
Donnerstag, 5. November 1936
Rekordsieg Roosevelts Ein Sieg
In 46 von 48 Unionsstaaten
Große demokratische Mehrheit in beiden Kammern
Große
New York . Nach den letzten Wahlresultaten fallen Roosevelt 16 Staaten oder 523 Wahlstimmen zu. Sogar in dem Neuengland - Staat Newhampshire fiegte Roosevelt, wenn auch nur sehr knapp. Den Republi.
kanern verbleiben nur M a ine und Vermont .
Nach dem bis 15 Uhr m. e. 3. bekannt gewordenen Ergebnissen erhielt Roosevelt 18,444.409 Stimmen, Landon 11,452.944 Stimmen. Damit sind erst rund zwei Drittel erfaßt. Bei den letzten Wahlen im Jahre 1932 siegte Roosevelt mit insgesamt 22,8 gegen 15 Millionen Stimmen.
Soweit bisher bekannt ist, wurden in das Unterhaus 267 Demokraten und 56 Republikaner gewählt; 112 Ergebnisse stehen noch aus.
Im Sen a t, deffen Drittel durch die Wahlen erneuert wurde, werden nach den bisherigen Meldungen 66 Demokraten und 14 Republikaner vertreten sein. 14 Ergebnisse sind noch unbekannt. Die Demokraten haben somit in bei den gesetzgebenden Körperschaften eine starke Majorität. Das Wahlergebnis übertrifft sogar die Erwartungen der zuversichtlich ften Demokraten. Den großen Unterschied zwischen dem Walausgang und den von der Presse durchgeführten Probeabstimmungen versuchen die Zei tungen damit zu erklären, daß in den legten drei Wochen ein Stimmungsumschwung zugunsten Roosevelts stattgefunden habe.
unter
den italienischen Kaiser Wien. ( Havas.) In Wiener italienischen Kreisen wird erklärt, daß die Anerkennung des
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Nr. 257
der Demokratie
Obwohl noch nicht bekannt ist, welche Stimmenzahl Franklin D. Roosevelt bei den Wahlen, die Dienstag in den Vereinigten Staaten von Nordamerika stattfanden, erhalten hat, so ist doch anzunehmen, daß das bisherige Oberhaupt die=
ses großen und mächtigen Staates mit einer noch
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größeren Mehrheit zum Präsidenten gewählt wurde als 1932. Diese Wahl ist nicht so sehr für die Außenpolitik der Staaten bedeutsam Amerika hat sich von den europäischen Angelegenheiten seit dem Kriegsende immer mehr zurückgezogen, wohl aber wird in den nächsten vier Jahren die innere Politik der Staaten von der starken Persönlichkeit und den ausgeprägten poli
Daladier referiert über die tensin einem Jahr dem Stand der befindlichen Truppen entspre deutschen Rüstungen wen. Der Winiffer erſtattete and ein vertrauBar i 8. Minister für Nationalverteidigung liches Referat über den Stand der Ausrüstung Daladie erstattete Mittwoch nachmittagsten Einheiten und über die strategischen Verkehrsder deutschen Armec, namentlich der motorisierim Wehrausschuß der Kammer ein Exposé über mittel, Straßen u. ä. den Stand der Befestigungsarbeiten an der franzöfifchen Grenze. Er sagte, daß bald auch an der Im Jahre 1921 wurde er beim Baden plöblich stigungen ähnlich dem Befestigungssystem belgisch- franzöfifchen Grenze Betonbefevon Kinderlähmung befallen. Er war lange Zeit an an der mit Deutschland gemeinsamen elfäffischdas Krantenbett gefesselt, bevor er sich in einem lothringischen Grenze werden errichtet werden. Strankenstuhl oder auf Krücken wieder bewegen fonnte. Seine Krankheit bildete auch das Haupts Der Minister informierte dann die Aus- italienischen Kaisertums Abessinien seitens Desterargument gegen seine Kandidatur auf den Gouver- schußmitglieder über den Stand der reichs eine fertige Tatsache ist. In dem Beglauneurposten des Staates New York , die ihn nach An- deutschen Armee, welche seinen Nachrich- bigungsschreiben, das der neue österreichische Geficht seiner Gegner für ein so verantwortungsvolles ten zufolge noch nicht genügend Kadres für die sandte in Rom Berger- Waldenegg und in der Amt unfähig mache. Mit den Folgeerscheinungen die- riesige Truppenrekrutierung habe, welche nach der ser Erkrankung, einer teilweisen Lähmung der Einführung der zweijährigen Militärbienstzeit in Oberschenkel, kämpft Roosevelt heute noch mit zäher Deutschland vorgenommen wurde. Auch die Zahl Energie. Roosevelt zeichnet sich durch eine stahlharte der ausgebildeten Offiziere werde erſt frühe Energie aus, durch die die Familie Roosevelt übri gens schon immer hervorragte. Bereits bei der Wahlfampagne im Jahre 1982, aus der er zum erstenmal als Sieger und Präsident der Vereinigten Staaten herborgegangen ist, wurde sein feuriges Temperament bewundert, das ihn feine Krankheit überwinden und alle Anstrengungen der Wahlkampagne ertragen ließ.
Roosevelt wurde am 9. November 1932 als Kandidat der Demokratischen Partei mit 472 gegen 59 Stimmen der Wahlmänner gewählt. Die 59 Stimmen wurden für Hoover abgegeben.
Noch vor Antritt der Präsidentschaft wurde gegen ihn am 15. Feber 1988 ein Revolverattentat verübt. Atoosevelt kam heil davon, dagegen ist der beim Attentat schwerverletzte Bürgermeister von Chicago , Cermat, wie noch gut erinnerlich, furz darauf seinen Verlegungen erlegen.
Ansprache, mit der Bundespräsident Millas den neuen italienischen Gesandten in Wien Selata begrüßte, ist der italienische König auch als abesfinischer Kaiser tituliert.
tischen Auffassungen Roosevelts bestimmt werden.
Die demokratische Partei hatte schon 1932 das Rennen gewonnen, weil die Republikaner abgewirtschaftet hatten. Die Erwartungen, welche hatte, waren nicht eingetroffen, statt der ewigen man 1928 auf den Präsidenten Hoover gesetzt Prosperität, die der republikanische Präsident vorausgesagt hatte, war 1929 die schwerste Wirtschaftskrise, welche die USA je mitgemacht hatten,
Madrid . Dem amtlichen Berichte zufolge| Truppen des Generals Varela besetzt. General haben die von Artillerie unterstützten Regierungs- Varela erklärte den Pressevertretern: Sie könabteilungen im Abschnitte Gredos die Aufstän- nen die Welt dahin informieren, daß Madrid noch difchen ein wenig zurückgedrängt. Drei Aufstän- diese Woche von den Aufständischen besetzt sein dischen- Korps griffen die Regierungsstellungen wird." füdwestlich von Madrid an, brachten aber den Regierungstruppen nur leichte Berluste bei.
Buitrago Navarredonda Lazoya ozoya Cabrera
SA DE GUADAR
Collado Villa
PENALARA P Manzanares
El Escorial
Torrelaguna
sangs
gekommen. Immer mehr verfiel die Wirtschaft, immer größer wurde die Arbeitslosigkeit, immer schlechter ging es den Farmern. Hoover, der vor allem die Intereſſien des Großkapitals berfrat, bekundete wenig Initiative, wartete auf bessere Beiten, aber der neue Aufschwung fam nicht. Die enttäuschte Bevölkerung wandte sich 1932 von
Robledo MADRID
Regierungsberichte melden ferner, daß um Madrid heftige Kämpfe einsetzten. Die Aufständifchen mußten Val de More räumen. Regierungsabteilungen besetzten auch einige Positionen Am 4. März 1988 wurde Roosevelt in feier- bei dem Dorfe Parlo. Die Pofitionen der Auflicher Weise in das Ant des Präsidenten der Ver- ständischen bei dem Dorfe Pin to find isoliert. El Espinet einigten Staaten eingeführt. Noch vor diesem Zeit punkt, am 22. Feber, hatte der Kongreß beschlossen, Gibraltar. ( Neuter.) Die AufständiRoosevelt im Zusammenhang mit der Bantentrise in fchen entfenden beschleunigt Verstärkungen an die finanziellen und administrativen Angelegenheiten Estoponafront( bei Malaga ), die sie bereits einen diktatorische Vollmachten zu erteilen. Monat befett balten. Sie haben bisher jedoch noch nicht gewagt, einen Angriff auf die Stadt zu unternehmen, die, wie es scheint, start befestigt ist. Aus vertrauenswürdiger Duelle ist in Gibral tar die Nachricht eingetroffen, daß die Regierungsmiliz aus Malaga die Offensive gegen die Aufständischen bei Estopona begonnen hat. Die Regierungsabteilungen in Malaga erhielten den Tompela( Kansas ). Der geschlagene Präfi- lebten Nachrichten zufolge große Verstärkungen. bentschaftstandidat der Republikaner , Landon, Heftige Regengüffe haben die Armee der Auffandte an Roosevelt ein Glückwunsch- Telegramm, ständifchen gezwungen, an der Estoponafront zwei Nation hat gesprochen. Meilen zurückzuweichen und die Rampftätigkeit
Die großen wirtschaftspolitischen Maßnahmen Roosevelts in der eben verflossenen Amtsperiode, die sich in so einschneidender Weise im Leben Ameritas auswirkten, sind noch in frischer Erinnerung.
Landons Glückwunsch
in dem er u. a. fagt: das Wahlergebnis an der aufständischen Truppen in diesem Abschnitte
Alle Amerikaner nehmen und werden im gemeinsamen Interesse und für ist ernstlich gelähmt. das Wohl des Landes arbeiten. Das liegt im Sinne der Demokratie. Nehmen Sie meine herzlichen Glückwünsche entgegen. Landon."
Lissabon.( Reuter.) Die Stadt und das Aerodrom von Getafe , der Hauptflugplatz von Madrid , wurden Mittwoch nachmittags von den
Torrejon Vallecas Arganda
Pinto
Brunel Villavicosa Navalcarner Getafe Welmojado Parla Valdemaro Quismondo Ment Jllescas
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Chinchon
Maqueda unas Borox Villaconejos Aranjuez
Olalla Torrijos
Rielves Bargas
La Puebla
Cabanas Olias Castilleja Algodor Ocana
Albacele
Madrid und seine Vororte
Hoover ab und wählte Rooſevelt .
Diejenigen, die vom neuen Präsidenten Tas ten verlangt hatten, tamen tatsächlich auf ihre Rechnung. Mit ungewöhnlicher Energie packte Roosevelt die Wirtschaftsprobleme an, eine neue Beit staatlicher Eingriffe in das Wirtschaftsleben begann, in einem Lande, in welchem die Automa= tit der kapitalistischen Wirtschaft als ein geheiligtes Gesetz galt. Es war der kühne Bruch mit einer zäh festgehaltenen Tradition, als die Vereinigten Staaten im April 1933 den Goldgehalt des Dollars aufgaben und seinen Wert um zwei Fünftel senften. Damit wollte Roosevelt vor allem den Weizen- und Baumwollpreis heben und da mit den Farmern helfen, deren Güter immer mehr unter den Hammer famen. Durch Anbaubeschränfungen suchte man den Weizenüberfluß zu beseitigen und die Preise zu halten, an 500 Millionen Dollar gab man den Farmern Subventionen. Ebenso kam Roosevelt den Arbeitern zu Hilfe. Er zwvang die Unternehmer zu Lohnverträgen, zur Erhöhung der Löhne und zur Anerkennung der Gewerkschaften, er war bereit, den Einfluß der Arbeiter auf das Wirtschaftsleben zu stärken und die Macht der Trustbeherrscher, der Stahl-, Petroleum- und Eisenbahnkönige einzuschränken. Schließlich schritt er zur Planwirtschaft und organisierte zunächst den Kohlenbergbau. Zuerst ließ man ihn gewähren, weil das Volk den Kampf gegen die Krise mit Leidenschaft verlangte, dann aber reckte die großbürgerliche Opposition ihr Haupt empor und der Bundesgerichtshof erklärte die neuen Gesetze als verfassungswidrig, weil sie die Hoheitsrechte der einzelnen Bundesstaaten bebrohten. Der Präsident mußte vor der Autorität des Bundesgerichtes einigermaßen zurückweichen. bennoch blieben viele Einrichtungen, die durch feine Gefebgebung geschaffen worden waren, bestehen, so sehr hatte sich ihre Zweckmäßigkeit ergeben.
In der Arbeiterschaft, die sich anfangs zur Wirtschaftspolitit Roosevelts zögernd berhielt, bann aber rasch begriff, daß sie die ihr gebotene Chance ausnüßen müsse, erwarb sich der Präsident viele Anhänger, ein großer Teil der Gewer schaftsverbände erklärte sich im heurigen Wahltampfe für den Schöpfer der neuamerikanischen Planwirtschaft und Sozialpolitik und betrachtete die Auseinandersetzung zwischen dem demokratischen Freund des kleinen Mannes" und dem
republitanischen Vertreter des Großkapitals als wesentlicher denn die Aufstellung eines eigenen Arbeiterkandidaten. Die Beit der großen Auseinandersetzung zwischen Kapitalismus und Sozia lismus in den Vereinigten Staaten ist noch nicht gekommen. Aber die Arbeiterschaft hat zweifellos mächtig zum Siege Roosevelts beigetragen und so die Richtung der Politit der Staaten in den näch