Sosialdemokrat

ZENTRALORGAN

DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEI IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK

ERSCHEINT MIT AUSNAHME DES MONTAG TAGLICH FRUH. REDAKTION UND VERWALTUNG PRAG XII., FOCHOVA 62. TELEFON 53077, HERAUSGEBER: SIEGFRIED TAUB . VERANTWORTLICHER REDAKTEUR: KARL KERN, PRAG .

16. Jahrgang

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Gamstag, 7. November 1936

Ein neuer Ausspruch: auch die Tschechoslowakel Ist nicht das letzte Wort in der Geschichte"

Dr. Rosche zerschlägt Henlein- Porzellan

er­

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Einzelpreis 70 Heller

( einschließlich 5 Heller Porto)

Nr. 259

Die Kulturhetze der SdP

Subeten gibt fur demotratigen Sulturleben der wieder die neue Städte bih ne anzugrei

Es ist geraume Zeit her, seitdem Herr Hen- deutsche Staatspreis Iury An­lein seine Prager Kulturrede hielt, deren Be- lauf nahmen. Dreist beschuldigten sie die Männer rühmtheit" von ihrer Erfolglosigkeit grandios in der Jury vorweg der Parteilichkeit und bereite: den Schatten gestellt wurde. Womit aber beileibe ten also das Henlein- Lager schonend" darauf Prag . Die SdP hatte bekanntlich dieser denn Rosche hielt es für notwendig, es als Pflicht nicht gesagt sei, daß die Henleins auf dem Gebiete vor, daß die zu erwartende Entscheidung der Tage im Budgetausschuß ihren Partei- Bieder- der Tschechen zu bezeichnen, einen angeblich von der Kultur etwa nichts täten. Gerade in der Preisrichter ſelbſtverſtändlich dem Empfinden und mann Dr. Rosch e vorgeschickt, um zur Abwechs- Hitler angebotenen Nichtangriffs- Patt jüngsten Zeit wird vom Pferd im Turnsaal wie- Wollen der Patentsudetendeutschen ins Gesicht lung mal wieder die attivistische Flöte bla- anzunehmen. Wozu braucht man einen Nichtan- der fräftig auf den Pegasus umgesattelt wenn schlagen werde. Und dann kam der Spruch der ſen zu laſſen. Im Augenblide legt ja die Partei griffspalt, wenn keine Kriegsgefahr besteht? man nämlich mit diesem Bilde Aberhaupt die Jury- und die in der Zeit" mußten zugeben, Henleins großen Wert darauf, einen möglichst Attacken bezeichnen dars, die die SdP gegen daß sie sich geirrt hatten... ministrablen Eindruck zu erwecken. Aber sie hatte Wieder aber machte Dr. Rosche jeden ge- die Kultur reitet. Das hinderte sie aber nicht, gleich darauf nicht mit dem Temperament dieses bewährten ringsten Eindruck seiner donnernden Loyalitäts­Eingängers gerechnet. Nach ſtundenlangen Loya- Beteuerungen mit einent Sn mit einem Schlage zunichte, indem Sudetendeutschen fast keine Erscheinung und Ein- fen, die der Bühnenbund ins Leben gerufen hat. litäts- Beteuerungen verwischte Dr. Rosche, wie wiederum aus der staatsmännischen Rolle richtung mehr, gegen die die SdP nicht mit Vehe- um theaterlosen sudetendeutschen Städten ein wir bereits berichteten, in seiner Mittwochrede menz losginge. Wir haben getreulich verzeichnet, Schauspiel und arbeitslosen Schauspielern Ve= wieder alle Spuren seines neuerwachten Atti­fallend nach dem stenographischen Protokoll was sie sich in den leyten Wochen um und gegen schäftigung zu geben. Mit ihren eigenen zwei vismus", indem er im rednerischen Eifer alle der Situng wörtlich erklärte: das Reichenberger Stadttheater Theatern sind die Henleins elend verkracht und guten Vorfäße seiner Chefs vergaß und mit fol­leistete, wobei sie keinen Zweifel darüber auftom- so find sie darauf bedacht, alles zu tun, um ful­gender Ankündigung herausplaßte: men ließ, daß sie auch bei diesem Ritt der Wind turelle Versuche auf diesem Gebiet, die ohne ihr aus Deutſchland trug, einschließlich des Hauches Zutun unternommen und jedenfalls beſſer ab­der Rassenpest, die von den Henleins mit Bedacht schneiden werden, umzubringen. Sofort wurde und Vorliebe über die Grenzen getragen wird. gegen den Leiter dieser Bühne eine antimargi wie aber verlief diese Reichenberger Kultur" stische" und rassische Heße veranstaltet wie Phase? Nun, sie endete mit einer völligen Niederum unter Vorantritt der Zeit". Mit dem derlage der Partei Henleins, die es auf Ergebnis? Daß dieses Blatt nun auch in diesem öffentlichen Plakaten in Reichenberg von der Fall zugeben muß, sich geirrt zu haben. Stadtvertretung bescheinigt bekam, daß hierzu- Aber der Born ist unerschöpflich. In der­lande Nürnberger Hetzen in Hornberger Schießen selben Nummer der Zeit", in der der Irrtum in sich verwandeln. puncto des genannten Theaters eingestanden wer­Aber die Reichenberger Volksgemeinschaftler den muß, findet sich ein Pamphlet gegen den nen Schlacht, als ihre journalistischen Freunde allgemeinen und gegen die deutsche Arbei von der Zeit" zu einem Rennen gegen die tersendung im besonderen. Was tun die Henleins, um dem deutschen Rundfunk mit dessen Ausmaßen vor allem wir selber doch nicht im mindesten zufrieden sind auf die Beine Das Prager Mikrophon, so schreiben sie, bleibt dem überwiegenden Teil des Sudetendeutschtums

Im Momente der Gefahr, im Momente des Krieges gibt es für Sie auch nur Deutsche . Da werden Sie nicht unterschei= den können zwischen Regierungsparteien und Oppositionsparteien. Sie werden gar teine Zeit bazu haben." Diese ungewollte Selbstentlarvung wirkte auch auf den Bänken der tschechischen Agrarier und Nationaldemokraten, an denen vorher Dr. Rosche

Wenn Jaksch behauptet hat, hit ler iſt nicht das lehte Wort in der Ge, schichte Deutschlands , so sage ich Ihnen, auch die Tschechoslo wakei ist nicht das letzte Wort in der Geschichte."

Ob Herr Dr. Rosche dem Herrn Stoupal und dem Hauptquartier der SdP mit dieser ganz eindeutigen Aeußerung eine be­fondere Freude gemacht hat, laffen wnr gerne dahingestellt. Den Freunden der auf jeden Fall wieder einen schwarzen Tag bereitet...

sein heißes Liebeswerben verschwendet hatte, wie im tschechischen Lager hat Dr. Nofleinpartei waren noch mitten drin in der nunmehr verlore Prager deutschen Rundfunk im

eine Bombe. Abgeordneter Spa čet erklärte in seiner darauffolgenden Rede wörtlich:

,, Abgeordneter Dr. Rosche hat uns heute einen sehr wertvollen Dienst erwiesen, indem er gesagt hat, daß im historischen Augenblick alle Deutschen nur Deutsche sein werden. Das sind aufrichtige Worte, die für uns verpflich tend find, denn wir gelangen damit zu den Grundlagen unserer Staatlichkeit und Selb­ständigkeit."

Von einer Bereitschaft, mit so I ch en Part­nern eine antimargistische Rechtskoalition zu bil­den, war in der weiteren Debatte von tschechischer Seite teine Spur mehr zu entdecken. Im Haupt­quartier der SdP scheint die Ungeschicklichkeit

Englischer Protest

Nach der Bombardierung Madrids zu helfen? Sie diskreditieren und verleumden ihn!

gegen die Tötung von Kindern und Frauen bidhloſſen" und wollen so wohl den Eindrud er­

Stellenwelse Raumgewinn der Verteidiger

London. ( Neuter.) Der britische Botschafter in Madrid , der socben in Hendaye weilt, erhielt den Auftrag, dem Vertreter der Aufständischen Merry del Val das Bedauern der britischen Regierung über die Tötung von Kirdern und Frauen bei der Beschießung der Haupt­Dr. Roſches schwere Be stürzung hervorstadt auszusprechen, was die Sympathien der britiſchen öffentlichen Meinung ernſt gefährden gerufen zu habeh, denn in dem Bericht der Zeit" wurde die ominöse Stelle einfach mit verlegenem Schweigen übergangen.

In der Freitagsitzung des Budgetausschusses hatte Dr. Nt of che offenbar den Auftrag, die peinliche Affäre irgendwie zu bereinigen. Er ver­suchte dies mit vielem Gepolter, wobei er insbe­sondere gegen den Genossen Dr. Heller; der Rosches Ausspruch im Senat erörtert hatte, die unqualifizierbarsten persönlichen Angriffe richtete.

In der Sache ſelbſt wollte sich der Sd Fabrikant mit der Behauptung falvieren, er glaube an teinen Krieg. Aber dieser Glaube scheint auf schwachen Füßen zu ruhen,

könne. Es ist bekannt, daß am Freitag bei dem Bombardement der aufständischen Flieger 60 Kinder getötet wurden. Es wurde auch auf Lebensmittel wartende Fronten der Bevölkerung gefchoffen.

fitionen der Aufständischen unter heftigem Feuer und die angreifenden Milizionäre gewinnen wieder an Boden.

Es wird gemeldet, daß die Regierungsmiliz Naval Carnero zurückerobert hat.

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wecken, als ob die vielen, die tagein, tagaus, in der Prager Deutschen Sendung sprechen, wohl zu= gereiste", nicht Bodenständige" seien, während in Wahrheit nur festzustellen wäre, daß es er= freulicherweise für das Prager Radiojournal keine Empfehlung ist, wenn ein Vortragender den SdP­Stempel auf dem Rücken hat. Na und daß der " Zeit" die Arbeiter sendungen nicht behagen und nicht gefallen, das wundert uns nicht, ja das freut uns! Wenn je Mißbilligung durch den Gegner uns in der Ueberzeugung bestärkte, daß wir auf dem richtigen Wege seien, so derartige Angriffe der SdP gegen unser kulturpolitisches Wirken. Jeder Mensch weiß auch, was und wen die Zeit" meint, wenn sie über haßerfüllte unsachliche Epistel gegen die Nachbarstaaten" schreibt und in dieser Hinsicht die Arbeitersendun gen zu disqualifizieren bemüht ist; die von der SdP könnten sich von vielen Tausenden Arbei­tern und Angestellten sagen lassen, wie sehr diese die Objektivität, die Sachlichkeit, den Ernst, die demokratische Prinzipientreue der Arbeiterſendun­gen schäßen, welch letztere freilich niemals be= müht sein werden, Konzessionen an jene" Loya­lität" zu machen, die von der Zeit" und ihres­gleichen gegenüber allen Verderbnissen in Hit­belles werben die Refer der SdP- Presse irrege­lerdeutschland geübt wird. Systematisch und skru= Tanks, welche gestern in die Stämpfe bei Madrid die Vortragenden in der deutschen Sendung hät Teneriffa . Der Radioklub meldet, daß die führt und angeführt, indem man ihnen erzählt. eingriffen, 18tonnige starke Panzerwagen find, ten die in Prag vorgeschriebenen oder bestellten die mit 40 Millimeter Geschüßen, Maschinenge Terte herunterzulesen", durch welche Verleum­wehren, optischen und Radio- Einrichtungen ver- dung doch der Eindruck erzielt werden soll, als sehen sind. Alle diese Wagen sollen Zeichen ihrer würde irgendein Regierungsamt den Sprechern russischen Herkunft aufweisen. die Themen und deren Durchführung vorschrei­nunmehr die ganze Vorstadt Carabanch I und presserechtlich kaum faßbare und anderseits doch Die Abteilung des Obersten Yagu besetzte ben. Solche beleidigende und verdächtigende, befindet sich nur noch einen Kilometer vom Flug- überdeutliche Entstellungen zeigen am deutlich­plaz Cuatrovientos entfernt. sten, wie es den SdP- Leuten doch nur immer Aus Alicante wird gemeldet, daß zwei Auf- wieder darauf ankommt, alle demokratischen Ein­ständischen- Flugzeuge vor eintretender Morgen- richtungen in diesem Staate zu denunzieren und dämmerung Alicante bombardierten. Sie warfen sich Liebkind zu machen bei den Herren jener große Bomben, ab und beschädigten insbesondere Reichssendungen, über deren beispiellos heẞerische Den Kohlenhafen. Zwei Bomben fielen knapp Arbeit gegen die CSR die Zeit" nichts schreibt, Die Flugzeuge der Aufständischen hatten neben dem argentinischen Kreuzer 25 de weil sie i Zustimmung tun

Argentinischer Kreuzer von Francos Fliegern beschossen

Das Tschechoslowakische Presse- Büro meldet: Die Flugzeuge der Aufständischen wählten für die Angriffe auf Madrid Stunden, in denen die Straßen der Hauptstadt überfüllt zu sein pflegen. Die Angriffe werden meistens aus eines Höhe von etwa 200 Meter unternommen. Durch Die Regierungsmiliz hat Freitag auch an Die abgeworfenen Bomben, welche im Zentrum der Front bei Estrepona in Südspanien einen der Stadt ebenso wie in den entfernteren Stadt- Angriff unternommen. Wie Reuter berichtet, war vierteln Panit verbreiten, wurde bisher eine nicht den ganzen Lag über in Gibraltar ber Stanonen­festgestellte Zahl von Personen getötet. Die donner zu hören. In der Stadt La Linea ist eine mit furzen Worten und wenden der moralischen Madrider Blätter verzeichnen diese Luftangriffe Panik ausgebrochen. Seite dieser Angriffe der Aufständischen mehr Aufmerksamkeit zu. Dieser Tage haben die Flug zeuge der Aufständischen bei ihren Angriffen auch Demokratische Eisenbahner Maschinengewehre benüßt. Es gelang ihnen, sich hinter Wolfen verborgen, der Hauptstadt zu nähern und sehr niedrig über das Madrider Arbeiterviertel nieberzugehen. Die Zahl der Toten übersteigt sicherlich bereits 200, trotzdem die Be völkerung die Instruktionen für den Marmfall streng einhält. Die Madrider Presse bestätigt, daß die Hauptstadt in Gefahr ist und richtet an die Parteien und das ganze Volt ununterbrochen die Aufforderung, in der Verteidigung auszuharren. Naval Carnero zurückerobert? Ma dr i d. Nach den Kämpfen am Don. Freitag vormittags verhältnismäßig Ruhe. nerstag und in der Nacht auf Freitag herrschte

siegen in den Wahlen

Die Ergebnisse der Wahlen in die Ange­stellten Institutionen des Eisenbahnpersonals er­gaben nach den bisher durchgeführten Strutinien: Insgesamt wurden bisher 10.842 Stimmen ab­gegeben. Hievon erhielt die Kandidatenliste Nr. 1 der demokratischen Arbeitsgemeinschaft der Eisen­bahngewerkschafts- Drganisationen( darunter des ,, Verbandes der Eisenbahner") 8311 Stimmen und 148 Mandate, die Kandidatenliste Nr. 2 Block 2082 Stimmen und 31 Mandate. Die Verein der Handwer

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Kandidatenliste Nr. 3

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ker 449 Stimmen und 4 Mandate. Die Wah­len werden noch einige Tage andauern. Der Block ist bekanntlich die Bereinigung aller mög­lichen bürgerlichen Listen von den Henlein - Leuten bis zu den tschechischen Agrariern.

sich zurückgezogen. Ueber, Madrid treiften 14 Waho" nieber ,, bet gezwungen. war, zur Verja - anders als, mit begeerten, doch nicht Flugzeuge der Regierungsmiliz. Nachmittags gung der Flugzeuge von seinen Flugzeugabwehr- tönnte. Grotesk daher, wenn diese selbe Beit" wurden im Sektor Alconcon Carabanchel die geschen. Gebrauch zu machen. Es verlautet daß ihre Forderungen an die deutsche Sendung bei der Kämpfe wieder aufgenommen. Die in unmittel nur die deutschen und die italienischen Schiffe Verfassung dieses unseres Staates anmel barer Nähe der Hauptstadt aufgestellten Artil- vor Beginn des Flugzeugangriffes ihre Lichter det, auf die sie im selben Atem vorbildlich Rück­Terie- Abteilungen der Regierung halten die Po nicht abblendeten. ficht nimmt, indem sie durch Beschimpfung derer,