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Kriegsgefahr im Fernen Osten

Donnerstag, 12. November 1936

Die Rede Dr. Hodžas:

( Fortsetzung von Seite 1.)

Peiping.( Reuter.) Vereinigte militä­rische Streitkräfte Mandschufuos und der mongo­lischen Republik in der Zahl von etwa 40.000 Die SdP hat trop den vielversprechenden An­Manu drangen unterstützt von Flugzeugen, Vanfängen den Weg zu uns nicht gefunden. Wenn acrantos und Tanks in die Provinz Sujuan aus jedoch irgendein wenig informiertes Mitglied dieser der Richtung von Tschachar ein und griffen die Partei annimmt, daß die Sop ein Fattor in chinesische Armee an. Nach den ersten Nachrichten Berlin gegen Brag fein fönnte, fo befindet musten die Angreifer mit Verlusten zurüder sich in einem fidialsschweren Irrtum. Es tan

weichen.

einer Belagerung aussetzen wollen( Bularest, Warschau ). Im Bürgerkrieg fann die Ver­teidigung einer offenen Stadt den Weg zu gro­ßen militärischen Erfolgen öffnen, weil das ge­

waltige moralische Woment hinzukommt, weil der Wilizionär eben nicht schlechthin Soldat ist, sondern in weit stärkerem Maße Individualist, Persönlichkeit, politisch denkender Kämpfer.

bom nationalistischen Standpunkt ein Teil der Deffentlichkeit im Reiche ein psychologisches In­teresse an Eger haben, aber es fann nicht daran gezweifelt werden, daß die Politit des Deutschen Reiches ein volitisches Interesse an Prag bat. Benn die Sentimentalität mit politischen Intereffen in Stonflikt gerät, bleiben die politischen In­bie GDB via facti eine Rebifion ihres Vorgehens teressen Sieger. Infolgedessen ist es notwendig, daß in der Staatspolitik durchführe.

Autonomie nicht möglich

Nr. 263

Wir kennen die Schwierigkeiten des bevorstehen. Unternehmerfirmen zugunsten auswärtiger tichechi­den Winters, tun wir beshalb alles, um allen scher Firmen bilden den Gegenstand objektiver Brü bebroht wären. fung. Wir werden tendenziöse Beschuldigungen ab­Wir wolfen, bie burch ble Not beb noch diesen Winter im feften Vertrauen lehnen, jedoch Abhilfe fchaffen, wo die Be burchhalten, baß wir uns mit der weiteren wirt- schwerde begründet ist. Die gesunkene Konkurrenz­fchaftlichen Besserung allmählich in eine beffere Zeit fähigkeit unserer nordböhmischen Industrie lann burchtämpfen. jedoch in einer ganzen Reihe von Fällen nur durch ihre technische Rüdständigkeit erklärt werden, die eine der Ursachen der unerfreulichen Lage in diesem Gebiet ist.

Weltere Maßnahmen für die Notstandsbezirke

Im wirtschaftlichen Teil seiner Ausführungen verwies Dr. Hodža auf die Befferung, die sich schon daraus ergibt, daß wir nach dem Maximum der Arbeitslojigteit für 800.000 Arbeitslose Arbeit ge­wonnen haben. Diese Besserung eriveist fich als ita bi I, sie hängt mit der besseren Beschäftigung der Deairle, welche bisher durch die fortschreitende Wirt­Industrie aufammen. Auch die industriellen Exbort schaftsbesserung nicht so viel gewinnen tonnten. nielden in den lebten vier Wochen eine Belebung der Wirtschaftstätigkeit; das gilt auch für die nord­Von der Autonomie, die Dr. Rofche ver- böhmischen Notstandsbeattle Viele Fabriten widerrufen ihre Betriebseinstellun Sie würde zur Separierung des deutschen vom tfche- nen, seit Jahren stillgelegte Fabriken bereiten sich aur chifchen Element führen und bedeuten, auf bem über- Wiederaufnahme des Betriebes vor und es nimmt wiegend von Deutschen bewohnten Gebiet 380.000 bie Rahl der Industriebranchen au, aus denen ein Tschechen und vice versa auf dem übrigen gesamt- wachsender Mangel an qualifizierten Kräften gemel­ftaatlichen Gebiet 730.000 Deutfche zu opfern. Weber det wird. Dabei stehen wir erst am Beginn dieser das eine, noch das andere ist möglich. vielversprechenden Entwicklung, die durch die De valvation eingeleitet wurde.

Der Widerstand Madrids belangte, wollen wir in teiner Richtung fprechen. wir tt, militärisch gesehen, viele Vorteile für die spanische Demokratie. Er schafft der Regierung Zeit zu neuen Rüstungen, er zapft dem Heere Francos, das bei Striegs­beginn insgesamt vielleicht 130 bis 150.000 Wann starf, inzwischen starke Verluste erlitten Ueber die Proportionalität bei der hatte und auf vier Kriegsschaupläße verteilt, Aufnahme von Beamtenträften fann nur dann ge durch Besatzungen im unruhigen Hinterland gesprochen werden, wenn nicht zu befürchten ist, daß ſchwächt ist, neues Blut ab, er trägt dazu bei, die der Beamte, der ausschließlich dem Staate bienen Sträfte Francos materiell und moralisch zu er soll, ihm mit Sintergebanten dienen wird schöpfen, er verlängert den Kampf bis in eine Die Proportionalität muß auch in der bedingungs­Jahreszeit, die für die unmittelbare Fortsetzung lofen Treue zu diesem Staate eintreten. der Stämpfe denkbar ungünstig ist. All das zu­sammen fann noch jetzt, fann bis zum Frühjahr eine entscheidende Wendung im Krieg herbei­führen.

Welche Auswege stehen den Rebellen aus der verfahrenen Lage zur Verfügung? Sie können die Gewaltstöße fortseßen, was sie aber viel Blut und viel Zeit kostet, ohne sicheren Gewinn zu verspre­chen. Sie können die Stadt regelrecht belagern. Dazu bedarf es aber, da Madrid eine große Stadt mit vielen Zufahrtsstraßen ist, einer Trup­penmacht, über die Franco faum verfügt. Eine dünne Belagerungslinie ist ja immer in Gefahr, an einer Stelle durchbrochen und dann aufgerollt zu werden. Auch kostet die Belagerung Zeit und während der auflaufenden Frist kann den Bela gerten Entsatz werden. Auch eine Belagerung also ift für Franco eine heitle Angelegenheit. Der für ihn günstigste Fall wäre noch der einer Begeg­nungsschlacht zwischen seinen Truppen und einem anmarschierenden Entsatzheer. Wirten Entsazheer und Belagerte geschickt zusammen, so kann aber auch diese Variante für die Belagerer sehr un­glücklich enden( Wien 1683, Turin 1706).

Koalition gesund und fest

Die Koalition, ihre einzelnen Parteien und ihre Repräsentanten sind nicht gleichgeschaltet". Wir diskutieren oft. Bisher ist aus dieser demokras tischen Diskussion immer auch ein demokrati­sches Einvernehmen hervorgegangen, auch in jenen Fällen, wo ein Uneingeweihter annehmen tönnte, daß sich zwischen den Koalitionsparteien ein Abgrund öffnet.

Wir beharren auf dem Syftem der politischen Parteien, als unerläßlichen Mittlers swischen dem einzelnen und dem Staate. Sicherlich haben wir in der Koalition verschiedene Weltanschauungen, un­entwegte Parteileute und weltanschauliche Radikale, aber auch bei uns fiegt schließlich einerseits die Difzi blin, andererseits der eigene gute Wille. Im Ver­aleich mit den Kämpfen auf Leben und Tob zwifchen den Regimen und Ideologien im Auslande, find bie Unterschiede bei uns zu Hause eigentlich minimal.

Unser Bestreben, den industriellen Notstands bezirken zu with unfer te fet, mint on to beat, Biel nach Durchführung der Deval vierung noch mit weiteren zweckmäßigen Maßnahmen zur Erhöhung der Wirtschaftstätigkeit und zur Ver: minderung der Arbeitslosigkeit in diefen Motstands. bezirken beizutragen.

Die dem Investitionsbeirat schwerden wegen Benachteiligung Aus der Debatte:

vorgelegten Be­lofaler deutscher

150 Millionen

für die Staatsangestellten

Bezüglich der Staatsangestellten fündigte der Ministerpräsident an, daß die Negie. rung zu Beginn des Monats Feber, zu welchem Zeitpunkt die wirtschaftliche Lage bereits lar erfdhci­Ermächtigung verlangen wird, um sich die Bedeckung nen wird, von den gefetgebonden Körperschaften eine für die Fortfehung des Abbaues der Abstriche von ben Staatsangestelltengehältern su befchaffen. Die Megierung ist bestrebt, eine Ermächtigung bis zur Bube bon 150 Diffionen su exl, and fift bereit, die Vorschlge der zuständigen Organisationen über die Verwendung dieser Summe in Erwägung au sieben.

Ausführlich beschäftigt sich der Regierungschef sodann mit der Reform der öffentlichen Verwaltuna. die in einer produktiven Demokratie in einem solchen Tempo funktionieren müsse, wie dies unser sozialer und wirtschaftlicher Fortschritt verlangt. Bei dieser Reform werde man organisch, und zwar schon mit der Erziehung beginnen müssen. Auch die Demokratie braucht eine Bürokratic, aber sie muß ſelbſt dafür sorgen, daß sie nicht durch die Bürokratisierung ihres Apparates in ihren wirtschaftlichen und sozialpolitis schen Aufgaben gehindert werde. Nach ausführlicher Erörterung flotatischer Probleme und Beschwerden und der Anfündigung von Vorarbeiten für die tarpa­thorussische Autonomie wendete sich der Minister­präsident dann dem deutschen Problem zu.

Taub: SdP nur nach ihren Taten zu beurteilen

Genosse Taub nimmt mit Genugtuung zur| welche Erfolge zeitigt. Wir geben zu, daß es län. Kenntnis, daß die Regierung bemüht ist, für die Motstandsgebiete das Nötige verzukehren. deutschen Gebiete etwas Außerordentliches zu tun Es ist wirklich dringend, für die vorwiegend unb es muß mit der Weinung aufgeräumt werden, als ob die Industrie in den Grenzgebieten zum Aus­fterben verurteilt wäre.

gere Zeit gebauert hat, bevor man sich zu der Er­fenntnis aufgerafft hat, daß sich in der Minderheiten. ber Sprachengebrauch den deutschen Gemeinden politik eine Wandlung vollziehen muß. So war auch gegenüber schon seit langer Zeit Gegenstand des An­ftohes. Was der Herr Ministerpräsident gefagt hat, ift noch keine hundertprozentige Befriedigung unfe­rer Wünsche, aber jeder, der ihn gehört hat, konnte fich des Einbruds nicht erwehren, daß die Regierung ben ernsten Willen an den Tag legt.

Auch der Ministerpräsident teilt diese Meinung nicht, sondern ist vielmehr der Auffassung, daß alle Versuche zur Wiederbelebung der In­duftrie unternommen werden müssen. Insofern Wie schon gestern gemeldet, brachte Genoffe diese Industrie nicht mehr konkurrenzfähig ist, wird Taub dann einen Brief des Genossen I atsch zur Industrie genügt die Devalvation allein nicht, man auf seine Person befaßt. Im Anschluß daran nahm sie sich selbst anpassen müssen. Zur Belebung der Verlesung, der sich mit den Angriffen Dr. Rosches wird auch unbedingt die Devisenbeschrän- Taub auch unser Blatt entschieden gegen den Vor­tungen fallen lassen und neue tourf Dr. Rosches in Schuß, daß es einige Stellen Wege fuchen müssen, um die Produktion zu beleben. aus Rosches Nede herausgegriffen und sie ten= Davon hängt auch die Gefündung der politiſchen den af 63 mißbraucht habe. Unfer Blatt, war viel­

daß Verhältnisse in den Grenzgebieten ab.

mehr vollkommen im Recht:

Organismus zu werden, der fich feine eigene Unfere Koalition beginnt ein politifer Ideologie der disziplinierten Demokratie schafft; frembe Ideologien, ob von links ober rechts, lehnen wir ab. Das ist die neue Phase in der Entwicklung Die πte publit hat nach wie vor brei unferes valition fees, telebe, bet ble en Aufgaben zu lösen, wenn sie den Sieg an obne tebertreibung sich reißen will: das Problem des Mate- tige Roalition on folibiert ist. Ihre Gesund Taub weist dann darauf hin, daß in den tsche- Wir können die SdP nicht behandeln nach Re­rial Erfaße 3, also einer mengenmäßig beit ist gut und ihre Solidarität feft. Wenn jemand chischen Gebieten Böhmens sich die Arbeitslosigkeit ben, die hier im Parlament gehalten werden, wir meint, daß sich in unsere Koalition Elemente der feit einem Jahr um 37.8 Prozent, im deutschen Ge- tönnen sie nur beurteilen nach dem Führer, der und qualitativ zulänglichen Rüstung; das Prob- Bersetzung einschleichen könnten, mache ich ihn freund- biet nur um 15 Prozent verringert hat und der An- bas maßgebende Wort in der Partei hat. Darüber lem der Ausbildung von Reservisten lich aufmerksam, solche Illufionen aufzugehen. Diese teil der Deutschen an der Gesamtarbeitslosenziffer tommt auch Dr. Rosche nicht hinweg. Die anti­und Freiwilligen zu leistungsfähigen( nämlich Koalition regiert und wird regieren! in dieser Zeit von 62 auf 69.5 Prozent gestiegen bemokratische, bittatorische Ten auch offensiv leistungsfähigen) Soldaten; die ist. Die Lohnverhältnisse haben eine ganz gerings benz der Sdẞ finbet eben darin ihren Ausdruck, daß Schaffung einer politisch strategi fügige Besserung zu verzeichnen, doch sind die Ein- berührer allein bestimmen b ift. schen Führung, die das Volk zu mobilisie­fünfte der Arbeiterschaft heute atveifellos noch immer ren und mit den mobilgemachten Kräften plan­als völlig unzureichend anzusehen. Die voll zu operieren versteht. Löst die Regierung Gewerkschaften werden sicher bemüht sein, eine An­diese Aufgaben, so kann das Wunder von Madrid passung der Lohnverhältnisse herbeizuführen. mehr werden als ein erhabenes moralisches Vei­spiel, mehr als ein Heldengedicht des spanischen Volkes, dann könnte es der Wendepunkt in dem Ningen Spaniens gegen die Invasion der Marot­faner und faschistischen Söldlinge sein.

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Das Kaffeehaus in der Seitengasse

Roman von Fritz Rosenfeld

Unser weiteres Programm besteht darin, daß ir materiell und moralisch alle gesellschaftlichen Stomponenten fonfolidieren werden, auf denen Nation und Staat beruhen, und daß wir alles beseitigen werden, was die Solidarität unserer Nation und des Staates untergraben könnte. Wir werden die Politik fortseßen, die eine Erhöhung des National­eintommens, die Belebung des Binnenmarktes, Ar­beit und Wiederarbeit bedeutet. Daß wir 800.000 Menschen in den Arbeitsprozeß einzuschalten ver­mochten, ist für uns nur der Beweis, daß wir uns auf gutem Wege befinden.

leibige Chirurg, der seine toten Abendstunden im Café Finsterbusch bei einer Schachpartie ver brachte, vertrug die Hive so schlecht, daß er sich schon vormittags auf das Sofa gelegt hatte, falte Tücher auf der Stirn, und erst um sechs Uhr auf­ermattet, mit schweren

Genoffe Tanb begrüßt es, daß ber Minister präsident die Budgetberatung benützt hat, um zu zei­gen, welchen Weg die diegierung in der Minori tätenfrage einschlagen will. Jeder einfichtige und objektive Politiker wird zugeben, daß die Mit­arbeit der Aktivisten in der Regierung boch irgend­

Als weiteren Beweis stellt Genosse Taub dem Ausschuß eine Dentichrift von Hochschü­Lern aur Verfügung, die sich mit den Vorgängen befaßt. als Herr Henlein den Studenten einen bes stimmten Führer a ufawingen wollte.

Dr. Mosches Bemerkungen, die von unserer Breffe aufgegriffen wurden, ftellen keineswegs eine Entgleifung bar, sondern man kann eher annehmen. baß barin eine Tendens liegt, die in der Partei bereits ziemlich breite Formen angenommen hat.

schrieben zwischen wirren Gedankenströmen in wegs, und wenn sie angelangt waren, ging es in seinem Hirn schlummerten, erkannte er, daß all die Grube. Das ganze Leben war nichts anderes seine Schreiberei blutlos und papieren war. Sei- als ein Unterwegsein, ohne Richtung, ohne Ende. nen Schriften fehlte das Leben, er war auf der Man mußte nur gute, gesunde Füße haben. Die Jagd nach dem Leben, er suchte es überall, in hatte Pelitan allerdings nicht. Seine Füße dem kleinen nebenan, er trug aber

Gliedern, vollkommen befahlußunfähig. Num lag bem eine labme Braut Bigatzen umb Beitungen auch dies half nights, stagen hatte wenig Sinn, er, in Hemdärmeln, unfrisiert, Bartstoppeln im verkaufte, in dem Milchgeschäft an der Ecke, in selbst die Aerzte fonnten nicht helfen. Wenn Gesicht, im Fenster und ließ sich den Abendwind der Wäscherei, in der eine zaundürre, bergrämte jemand Rat wußte, war es Ludmilla. Sie kannte um die Schläfen wehen. Auch Herr Feiertag war Jungfer hinter einem breiten Tisch stand und eine kleine Apotheke, in der man Salben nach ur­Mit eigenen Augen hatte er gesehen, ausgeblieben, der immer pünktlich um halb sieben, Hemben, Krägen, Strümpfe zählte, tagaus, tag- alten Rezepten belam. In den eleganten Heil­ten Haus. Mit eignen Augen hatte er gesehen, nach Büroschluß, tam, und pünktlich um halb zehn ein. Doch wo er das Leben zu greifen wähnte, mittelläden der Hauptstraßen wurden diese wie sie beim Rückzug Leichen in die Brunnen wieder ging; der zu allen freundlich war, jeden packte er Schatten, die ihm zwischen den Fingern Quadfalbereien, wie die Aerzte sie nannten, warfen, um das Wasser zu vergiften. Mit eignen Fremden grüßte, das Geld für die Zeche genau zerrannen. Die Menschen, die er beobachtete, die nicht mehr verkauft; aber in der Hinterstube flei­Augen hatte er die leeren Champagnerflaschen im abgezählt auf den Tisch legte und vom zwanzig- er belauerte, die er verfolgte wie ein Detektiv sein ner Borstadtapotheken wurden sie noch bereitet, Opfer, hatten Körper ohne Knochen, Köpfe ohne und Pelikan hatte mehr Vertrauen zu ihnen als eroberten Unterstand des russischen Kommandan- sten des Monats ab kein Trinkgeld mehr gab. ten gesehen. So war der Krieg. Unfaßbar, daß Nur Genno war da, Genno Lingen, der sich Gesicht, einen trägen Lebenslauf ohne Schicksal. zu den teuren Mitteln, die mit großer Reklame es Menschen gab, die nicht flammende Empörung gern Redakteur titulieren ließ und für einen Er hätte hinausgehen müssen in die Welt, in die laut angepriesen wurden. ergriff, als er ihn schilderte. Er hatte den Krieg Dichter hielt. Er saß an einem kleinen Tischchen Luguslokale, in denen die Abenteurer verkehrten, ,, Sagen Sie nur, ich schicke Sie", vollendete erlebt, wie kein andrer; er hatte mehr gesehen, im Wintel, der schwarze Staffee war längst aus- die Herren der Börse, die Industriemagnaten, die Ludmilla ihren Ratschlag. Reiben Sie sich jeden Schlimmeres erlitten, Heldenhafteres geleistet. Es getrunken. Er blätterte abwechselnd in einer Bei- großen Kokotten. Aber dort gab es den guten Abend die Füße gut ein, aber ziehen Sie ein war sein Krieg, und nichts, das vorher oder nach- tung und schrieb; ein Stoß peinlich genau zuge- dicen Ober Pelikan nicht, der die Zeche stundete, Paar alte Soden an, sonst wird das Bettzeug her sich in seinem Leben zutrug, ließ sich mit dem schnittener weißer Blätter lag neben ihm, das bis einmal von irgendwoher ein wenig Geld fam: fettig", sagte sie. Krieg vergleichen. Niemand hatte sein Bild so alte, ausgebrochene gläserne Tintenzeug stand auf den Ober Pelikan, der in seinem spedigen ,, Wird es auch helfen?" fragte Pelikan bes hell und klar, so blutig und stöhnend in der Seele dem Tisch. Er schrieb Aufsäße, die keine Zeitung Smoking neben Genno stand, seine Klagelieder sorgt. bewahrt wie er; Bewunderung war wohl der ge- druckte, Gedichte, die nie erschienen, Bücher, deren mit zustimmendem Kopfniden geduldig anhörte..Meinem Onkel hat es geholfen. Auch der ringste Dank, den ein Held wie er von den Men- Titel niemand kannte. Er tat seine Manuskripte und ihm in bösen Tagen väterlich besorgt auf die Frau Laufmann im dritten Stock hat es geholfen. schen fordern durfte. umständlich und feierlich unter den Augen aller Achsel klopfte:

Heute schlummerte die Karte in der Tasche; Stammgäste in große gelbe Briefumschläge und

die paar Gäste, die an den fahlen Marmortischen sandte sie ab. In ein paar Tagen brachte der wird

Warum sollte es gerade Ihnen nicht helfen?"

schon werden, Herr Lingen, es Ein Gast klapperte mit dem Geldstück auf

Ez ben. Nur nicht den Mut ver- die Marmorplatte; träg schlich Pelikan davon.

saßen, tannten seine Erzählung längst. In den Postbote sie zurück, in andere Kuverts gehüllt. lieren. Und wegen der paar Groschen, die Sie Biergärten drängten sich die Menschen um diese Dann nahm er sie, legte sie beiseite, sagte mit mir schuldig sind, machen Sie sich keine Sorgen". milla; Stunde, das Café Finsterbusch war leer. Frau halber Stimmie, wenn er gefragt wurde, ob er Dann watschelte Pelikan in die Küche, zu Sie

Genno flagte Pelikan, Pelikan flagte Lud­

ſpäte

sie mußte die Tassen und trant, die illustrierten Blätter, die Pariser Mode- Drucksachen". Er verfluchte die Redakteure, die men in dem feuchten, irisierenden Dunst der Gläser spülen, die Löffel puzen; Hugo, der journale durchsah und sich das erste wieder geben nichts von Journaliſtik, die Verleger, die nichta Keſſel ſtand. Er wußte, daß Genno ein Narr junge Kellner, der ihr diese Arbeit abnehmen ließ, wenn sie das letzte ausgelesen hatte, ver- von Literatur verſtünden; er zerfeßte die Tages- war, und er ahnte, daß er niemals ein brauch sollte, war dazu nicht zu gebrauchen, er träumte fündete schon am Mittwoch, daß sie Sonntag nicht größen, die ihren Namen nur der Reklame, nicht bares Buch schreiben würde; aber er gab aus mit offenen Augen und wusch die Schalen so kommen werde, da sie bei Bekannten eingeladen der Leistung verdankten. In guten Stunden, in Prinzip allen Menschen recht, denn er war zu schlecht ab, daß die Gäste sich beschwerten. Wenn sei, in einer Villa, draußen, vor der Stadt; dort denen er sich Rechenschaft ablegte über seine tiefst davon überzeugt. daß sie alle Unrecht hatten. Sie nachts nach Hause tam, mußte sie ihren Haus­gab es einen Garten. Strecksessel. Abgeschieden Pläne, über die Werke, die zu Hause in seiner Sie wähnten, auf ein Ziel loszugehen, und gins halt besorgen, der Mann war seit Jahren heit und Kühle. Professor Gerleitner, der dicks Lade lagen und über die Bücher, die noch unge- gen ewig im Kreis. Sie waren immer unter- larbeitslos und ging nicht aus.( Forts. folgt.).

samer Melilla , der kökin, die mit nackten roten Ars Nählen?