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Prager Zeitung

Studenten- Tragödie

Die 22jährige Studentin Vera Proto v, die in der Studentenkolonie auf der Letná Nr. 465 wohnt, feuerte gestern um 8 Uhr früh auf den 32­jährigen Studenten der Architektur Robert Pod­3 e m n ý, der im gleichen Hause wohnt und vor dem Eingang auf sie wartete, von rückwärts einen Schuß

,, Sozialdemokrat"

nichts getan habe, um dessen Tod zu verhüten. Die Staatsanwaltschaft führte die Vorerhebungen wegen Verdichtes des Kindesmordes und es hätte nicht viel gefehlt, daß Anna K. Hätte vor

Freitag, 13. November 1936. Nr. 264

GEDENKET

den Geschworenen erscheinen müssen. Bei der ersten bei allen Anlässen Vernehmung hatte sie die Aeußerung getan, es sei

tionen, dagegen 584 auf Kaufleute, Gewerbetreis aut, daß das Kind tot ſei und fügte hinzu, fie hätte der Arbeiterfürsorge! nichts unternommen, um seinen Tod abzuwenden. bende und Kanzleien. Die meisten neuen Telephone entfallen auf Baufanzleien( 62), weiter folgen Re- Diese Aeußerung wurde als halbes Geständnis auf­staurationen( 43), Advokaten( 32). Aerate( 25) gefaßt, doch bestritt Anna K. schon vor dem Unter­3. B. die von unten auftauchenden Glastüren, die etc. Auch drei Pfarrämter und zwei Kaminfeger- suchungsrichter, ihre Aeußerung so gemeint zu den Weg Chleſtatows vom Armenhaufe in das Haus meister haben Telephone   angemeldet, von Prager   haben. Da weitere Schuldbeweise nicht zu erbringen des Polizeidirektors markierten; wobei die nach Schulen bloß ein tschechisches Gymnasium. waren, ließ die Staatsanwaltschaft schließlich die An- vorne abfallende Bühne mit der unter dem Glasboden lage wegen Kindesmordes fallen und erhob bloß eine neue Verteilung der Szenenbilder ge­a fi igen Tötung. Vor dem Straffenat ſtattete. Neue Bedeutung gewannen die beiden Antlage wegen des Verge hens der fahr- Borba tachten Beleuchtung und mit dem runden Nofel wurde die Angeklagte gestern dieses Delittes Massenszenen, die an die Bühnenausstattung im schuldig erkannt und zu drei Monaten D 37 erinnerten. Bei der Berteilung der Rollen bot trena en Arrest e 3 berurteilt.

ab, der ihm den Hals durchbohrte. Sie richtete dar- Die Staatsbahndirektion in Prag   gibt bekannt: aufhin die Waffe gegen sich selbst und schoß sich wegen unaufschiebbarer Bauarbeiten auf der Strede eine Stugel in den Wund, die sie auf der Stelle Prag  - Wilsonbahnhof- Vysočany werden, beginnend tötete, Podzemný wurde von der Rettungsgesellschaft mit dem 16. November, für die Zeit von zirka dre auf die Klinik Jiráset gebracht, wo er furz nach der Wochen außer Samstag und Sonntag folgende Büge Einlieferung starb. Das Motiv der Tat dürfte nach anstatt zum Wilsonbahnhof ausnahmsweise zum hinterlassenen Briefen der Prokop Liebeshändel ge- Reichenberg 5.12 Uhr. Ankunft Denisbahnhof 9.22 Denisbahnhof fahren: Personenzug, Abfahrt aus Uhr, Motorzug. Abfahrt aus Všetaty 8.57 Uhr. An­funft Denisbahnhof 9.57 Uhr.

wesen sein.

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Vorträge

sich dem Spielleiter eine glückliche Auswahl. Herr Štěpánek war in der Rolle des Polizeidirektors, hauptsächlich in der letzten Szene, eine über den Durchschnitt weit ragende Gestalt, der Armenhaus­furator Zemjanit des Herrn Neumann ein feiner Heute abends Manifestationsversammlung der Heuchler par excellence, bemerkenswert Herr Smolit Bühnenangehörigen. Heute, Freitag, um 23 1hr Prags   Kachelhäuser- weltberühmt.( i) Der als Schulinspettor Chlopov, Veverka als Richter findet im Befreiten Theater( Voskovec& Werich) feeben von einer Studienreise nach Moskau   zurück- Der Allgemeine Angestelltenverband( Orts- Tjapkin, Rašilov und Rolland als Bobtschinfti und eine öffentliche Sundgebung des Klubs der tschechi  - gefehrte Direktor der Moskauer Bulgakow- Kachel- gruppe Prag  ) hielt Mittwoch, den 11. November, eine Dobtschinſti. Frau Baldová war als Anna Andre­schen und der deutschen Bühnenangehörigen statt, werte, A. Lepilow, berichtet in sowjetrussischen Blät- Mitgliederversammlung in seinem Heim im Hand- ievna eine unwiderstehliche komische Tändliche Stokotte. die den Angriffen auf die künstlerische Freiheit, zu tern, wie übrigens alle anderen Teilnehmer der werkerverein, Smečky, ab, die unter Vorsitz des Ob denen es in Reichenberg, Gablonz  , Karlsbad   und Studienreise, was ihm besonders aufgefallen fei, mannes Kollegen Ernst Strnad stattfand. Nach Frau Hálková eine Landpommeranze mit Weibchen­instinkten. Für die Rolle des fleinen Stadtjungens, Brag gekommen ist, gewidmet ist. Es sprechen: und schreibt dabei wörtlich folgendes: Ich als Spe- Erledigung einiger organisatorischer Angelegenheiten der sich an sich selbst berauscht, der aus der Furcht Vydra, Falk, Dr. Konrád. Dr. Langer, Dr. Fran- zialfachmann mußte außer Paris  , Stockholm   uno hielt Sollege Dr. Emil Strauß   einen Vortrag der verseuchten. alles beherrschenden Beamtentaite zel, Prof. Mathesius, Voscovec& Werich  , Paulit, London   auch noch Prag   besuchen, wo ich mit der über Währungsprobleme und Wirt fofort Nutzen zu ziehen weiß. wurde Herr Peset be= Weiskopf, Linhart, Dostál, Taub usw. Regiebeitrag Arbeit der tschechoslowakischen Unternehmungen be- fchaftstrise. Der Vortragende legte den Stand­stimmt, der aus dem verängstigten subalternen Be­ 2. kannt wurde, die sich durch ihre hochqualifizierten punkt der freien Gewerkschaften zur Währungsfrage amten sich bis zur schwindelnden Höhe eines allmäch Vom Baum gefallen. Gestern nachmittags Pusmaterialien einen Weltruf erworben haben. In in der Vorkriegszeit, in der Zeit der Inflation und tigen Mannes in Petersburg   hinauflügt. Seine Er­spielten einige Sinaben auf dem Feld hinter dem Prag   sah ich eine Reihe von Häusern, deren Fassaden in der Zeit der Strife dar und begründete, warum die gänzung fand er in dem bäuerlich verschlagenen, Weinberger Bahnhof, wobei einer von ihnen, der durch verschiedenfarbige Kacheln verputzt sind. Sie Vertreter der Gewerkschaften für die Abwertung der wiß, auf einen Baum fletterte und aus etiva 6 muß man so eine Fassade remontieren. Wenn fie bes nur die Voraussetzung des Wiederaufbaues unseres neuartigen Ausstattung und Regie ungemein au 14jährige Schneidersohn Franz Horst aus Wrscho- fehen prachtvoll aus und sind sehr schön. Nur selten Krone eingetreten seien. Freilich ist die Devalvation faulen Offiv des Herrn Pivec. Obwohl sich der Abend in die Länge zog, wukte das Spiel in der Meter Höhe herabſtürzte, da ein Aſt unter ihm ge- schmußt ist, genügt es, sie zu waschen und sie sieht Außenhandels, wozu noch eine Reihe von Maßnah- fesseln, der anfangs verlegene Beifall wurde zu­brochen war. Er blieb bewußtlos liegen und wurde wieder wie neu aus." Dazu bringt die Wetschern- men kommen müssen, von denen der Vortragende mit einer schweren Gehirnerschütterung und einem jaja Mostwa"( ,, Moskauer Abendblatt") ein Bild einige anführte. Eine wirkliche Wiederbelebung der Bruch des linken Arms auf die Klinik Schloffer so einer Prager   Fassade. Weltwirtschaft fönne aber nur eintreten, wenn es gebracht. auch zur politischen Befriedung der Welt kommen werde. An den Vortrag schloß sich eine rege De7 batte an, in deren Verlauf einige Kollegen den Vortragenden um Aufklärung in einzelnen Details ersuchten und diesbezügliche Anfragen stellten. Nach­Sem Kollege Dr. Strauß in einem ausführlichen Schlußwort die an ihn gestellten Anfragen beantwor tet hatte, konnte der Vorsitzende die Versammlung schließen, wobei alle Anwesenden den Eindruck hatten, einen aufklärenden Vortrag über ein schwieriges Problem in volkstümlicher Weise gehört zu haben.

Das Auge ausgebrannt. Gestern fochte die 30­jährige Arbeitersfrau Anna Tapet in ihrer Woh­nung Na Bojišti in Prag   II., auf einem Spiritus­focher Staffee, als ihr plößlich die Flamme ins Ge­sicht schlug und ihr schwere Brandwunden 1. bis 3. Grades im Gesicht und am Halse verursachte. Hiebei wurde ihr das linke Auge so stark verlegt, daß es verloren sein dürfte. Sie wurde auf die

Selinik Streibich gebracht.

Nicht aufspringen. In der Pilsnerstraße in Koschirsch sprang gestern die 18jährige Verkäuferin Anna Motefl aus Koschirsch auf einen fahrenden Straßenbahnwagen der Neuner- Linie, glitt aus und blieb bewußtlos liegen. Sie wurde von der Ret­tungsgesellschaft auf die Klinik Jiráset gebracht, wo festgestellt wurde, daß sie einen Bruch beider Beine

erlitten hat.

Ein Pferd fällt in einen Kanal. Donners­tag um 3 1hr früh führte der Kutscher Anton Sme­iát aus Žižkov   zwei Zugpferde durch eine Straße in Sobylis, als eines der Pferde in eine etwa awe Meter tiefe Grube fiel, die zu Kanalisierungs­zweden ausgehoben worden war. Da das Tier nicht wieder befreit werden konnte, mußte die Feuerwehr geholt werden, die einen Kran zur Stelle schaffte und das Pferd herausholte.

Gerichtssaal

Die ledige Mutter

Kunst und Wissen

sehends wärmer.

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m. i. Freitag, Freitag

Spielplan des Deutschen Theaters. 8: Schneider im Schloß. E 1. Uhr: Die 3auberflöte, D. Samstag halb 8: Fröhlich drehen wir uns im reise, A 2. Sonntag 3 Uhr: Die Hof­Loge, halb 8: Die lustigen Weiber von Windsor  , C 2, neuinszeniert.

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Kleine Bühne. Freitag 8: Salzburg  aus vert auf t, volkstümliche Vorstellung. Samstag 8: Hofloge. Sonntag 8: Das Herz, 8: Schneider im Schloß.

Mitteilungen aus dem Publikum.

Prag.rb- Die 24jährige Magd Anna K. zählt zu den jungen Frauen, die ihre Sehnsucht nach ein wenig Liebesglück teuer bezahlen müssen. Es war die alte Geschichte. Ein Liebhaber, der das nicht eben hübsche Mädel so im Vorbeigehen nahm, um nach einigen Wochen seiner Wege zu gehen, während die Die Grippe läßt sich nicht unterschähen! Wer Verlassene zu ihrem Schrecken bemerken mußte, daß sie schwanger war. An eine Abtreibung dachte sie es versucht, sie zu übergehen, oder sie mit Nicht­nicht und da die Schwangerschaft sie um ihren Poſten gebracht hätte, beschränkte sie sich darauf, sie nach achtung zu ſtrafen, an dem räät ſie ſið oft bitters Nikolaj Gogols ,, Revisor" im weuen Gewande. Möglichkeit zu verbergen, was ihr auch gelang. Die Neueinstudierung von Gogols Revisor", diese Am besten ist es, man läßt sie erst gar nicht an Einmal in der Nacht wurde sie von Geburtstehen durch keinerlei szenische Experimente zu verwüstende sich heran und beugt beizeiten vor! Regelmäßige befallen. Ihr jüngerer Bruder, der mit ihr die Komödie vom genialen Lügner, war am 10. Novem- Einreibungen und Mundspülungen mit Alpa- Franz­Schlafkammer teilte, wurde durch ihr Stöhnen auf- ber große Premiere im Nationaltheater. Unter Hu­getvedt, unterließ es aber, wie er als Zeuge vor Gehilfenahme von F. Tröster, der sich in modernster branntwein kräftigen den Körper und desinfizieren: richt erklärte, aus Scham vor dem, was da vor sich Szenenausstattung versucht, hat Jiři Frejka   als ging", ber Schweſter irgendwelche Hilfe zu leiften. Spielleiter mit erbarmungslos ata ole so ist der Grippe am besten vorgebeugt! Das sagen

Nicht einmal eine Kerze getraute er fich anzuzünden. und so kam denn Anna S. im Dunkeln, ohne Bel stand und Hilfe nieder. Am nächsten Morgen ließ sich Die eben abgeschlossene Telephon- Werbeaktion das Geschehene nicht verheimlichen und als die Haus­in Prag   hat 908 neue Abonnenten gebracht, was leute nach dem Ninde fragten, zeigte es sich, daß es sicher als Erfolg angesehen werden kann, da die tot war. Die Obduktion ergab als Todesursache Attion wegen Mangels an Reserveleitungen ja nur Ersti dung und obwohl der Körper des Neu­in beschränktem Maßstab durchgeführt und ganze geborenen feine Spuren irgendwelcher Verlegun­Stadtteile überhaupt ausgeschlossen wurden. Auf gen trug, bestand doch der Verdacht, daß Anna S. Wohnungen entfallen diesmal mur 324 neue Sta- ihr Kind absichtlich erstickt habe, oder zum mindesten

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auch die Aerzte!

Fernsprecher 61623.

Welt der zaristischen Tschinowniki beleuchtet, diese Welt des verlotterten, fupplerischen Beamtentums. das alles, was in das Bereich seiner Macht fiel Urania- Kino, Klimentská 4. materiell und geistig ausbeutete. Zeitweise schien die Groteske bis zur Karitatur auszuarten, die Neuüber­segung schweifte hart am Allzutrivialen, aber nie haben die zwölf Bilder, in drei Akte verteilt, wenn auch ein rascheres Tempo zu wünschen wäre, an ein­dringlicher Wirkung verloren. Die Ausstattung brachte eine Reihe fzenischer Ueberraschungen,

Ein toller Einfall

Moser, Paul Hörbiger usw.

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Geschichte und Diktatur wichtig, zur Frau Ministerin  . Marie Roland Historie, Charlotte Corday  . Selbstverständlich ver- der Geschichte kann dennoch gelernt werden. knüpfte Verbindungen, gewann, überredete, kurz. steht man, welche politischen Hintergründe es hat, Dazu allerdings muß man sie sorgfältig Im Zuge jener Reinigungsaktion, die zur sie wirkte auf Männer und sie wirkte durch Män- wenn von einer Geschichtsdarstellung, die in der anschauen. Und dabei geschieht es, wenn wir einen Zeit in Rußland   noch andauert, lesen wir, daß ner. Die Parteigrößen, vermittels derer sie Ein- UdSSN erscheint, erscheinen darf, zumindestens bestimmten Zeitabschnitt eingehender betrachten. einer Frau Serebriatova- sie ist verdäch fluß besaß, waren kritische Köpfe, befähigte Red- doch erst einmal verlangt wird, daß die Mörderin daß die handelnden Personen uns ferner rücken. tig, Troßkianhängerin zu sein schwere Vor- ner, gepflegte bürgerliche Intelligenz, der rechte des terroriſtiſchen Staatsmannes in den schwär- Eine große Stühle geht jetzt von ihnen aus. Es ſind - Tote. Sie springen nicht mehr auf ein Po­würfe gemacht werden, weil sie in ,, klassenfeind- Flügel der Revolution, die Girondisten. Den Er- zesten Farben abgemalt ist. lichem" Sinne Geschichte geschrieben habe. Frau eignissen jener chaotischen Jahre war keiner von Man braucht darüber nicht zu lächeln. Die dium, um uns mit Worten unmittelbar ans Herz Serebriatova ist Historikerin, ihr Werf Die ihnen gewachsen, ebensowenig wie Marie Roland Geschichte ist unter anderem ein Bilderbuch zu greifen. Der Dolch in der erhobenen Hand der Frauen der französischen   Revolution" ist vor diesen Greignissen gewachsen war. Das Ende ist mit Musterbeispielen zur Belehrung der Lebenden. Charlotte Corday   scheint uns nun wie ein Theater­dem Einseßen der innerpolitischen Säuberung bekannt. Sie selbst, Marie Roland, starb auf dem Diese oder jene große Figur der Vergangenheit, dolch. Selbst zu dem letzten Wort" der Marie bedenkenlos von Parteiinstanzen gelobt und Schafott, ihre Mitarbeiter und Verehrer endeten im Scheinwerferlicht vor die Augen der Lebenden Roland distanzieren wir uns. empfohlen worden. Heute allerdings verhält wie sie auf der Nichtstätte oder aber durch Selbst gezaubert, vermag abzuschrecken oder ein Antrieb Je mehr aber diese Personen für uns an mord. Kann man Marie Roland eigentlich all zum Handeln zu werden. Eine solche pädagogische Lebensnähe verlieren, es sich damit anders. n, um so beſſer belehren sie Was wird Fran Serebriatovo zur Laſt ges 3 mun Charlotte Corday  . Was macht, daß alle historischen Vergleiche nicht Schicksal", ſondern ein anderes. Aus ihrem Schick­u sympathisch schildern? Wirkung aber wird geringer, wenn man sich flar uns. Ihr Schicksal, das bedeutet nicht unser legt? Sie habe die Figur der Charlotte Corday  sentimentalisiert, sie yabe von Frau Roland ein soll man, wenn der Name dieser Frau ausgespro- stimmen. Wir sprachen von Marat  . Sollen wir sal können wir lernen, aus unserem fönn allzu sympathisches Bild entworfen. Tadelnswert chen wird, empfinden? Ein privates Mitleid, ge- Sozialisten von 1936 ihn bewundern oder ihn ten wir nicht lernen, denn das Gegenwärtige sei ferner, daß sie von Josefine Beauharnais wiß. Das Bild einer Frau mag- muß sich wohl ablehnen"? Selbstverständlich, das war kein sehen wir ja so gut wie mit blinden Augen. In nichts als Schlafzimmergeschichten berichtet hätte entstellen, wenn sie tötet, unter den Umständen Arbeiterführer. Wir wissen, die französische   Re- demokratischen Ländern, we jeder mitverantwort­usw. So und ähnlich die Anschuldigungen. Sehen tötet, unter denen die Corday Marat beseitigt hat. volution von 1789 richtete sich gegen das König- lich sein soll für das, was in der Deffentlichkeit wir einmal davon ab, daß bei derartigen Nach- Individualistische Einzelaktion einer Frau, die tum sowie gegen den Feudalismus. Bürger und geschieht, bedarf man beider Arten der Geschichts­richten der westeuropäische Sozialist stets etwas feine Politikerin war und durch diesen Mord auch Proletarier kämpften da in der gleichen Front, betrachtung, derjenigen, die der Jugend die Vor­erstaunt sein wird, so befindet man sich allerdings, keine wurde, die, indem sie in das Toilettenzim- die Bürgerlichen gaben, wenn man es grob und bilder, dem Gefühl den Antrieb zur Tat gibt, was Charlotte Corday   betrifft und angesichts von mer des Mannes Marat   eindringt und ihn im daher ungenau darstellt, die Ideologie", die Ar- ebensosehr wie der, die die zeitgebundenen Bedin= Marie Roland einem nicht unwichtigen Problem Bad erledigt, zweifellos reaktionären Strömun- beiter die wirksame Kraft ihrer Fäuste. Ueber die gungen des Handelns aufzeigt und zunächst zur gegenüber. gen dient, dem Pendelausschlag nach rechts. Nun Methoden der Jahre 90 bis 93 kann man heute reinen Betrachtung führt. Man kann also, so hören wir, Madame möchten also diese russischen Rechtgläubigen, daß nicht mehr rechten. Ist also Marat   unser In Rußland   entscheidet man sich nur für die Moland allzu sympathisch schildern. Das heißt wir von Herzen Abschen empfinden, und darin Mann"? Die Frage läßt sich so nicht stellen. eine Art des Schauens, man wendet sich an das doch wohl, vor Leuten ihres Schlages müssen wir eben habe Frau Serebiakova gefehlt, sie habe die­Wenn wir in der Geschichte Vorbilder oder Gefühl, denn des kritischen Verstandes bedürfen. auf der Hut sein. Wer war das also, die Bürsen Abscheu nicht kräftig genug genährt. abschreckende Beispiele suchen, werden wir jedes- dort die Geführten nicht. Das ist eine Geschichts­gerin Noland? Frau Serebriakova   muß sich vor= Wie steht es damit? Das Opfer Charlotte mal gezwungen sein, die einmalige, bereits ver- schreibung für Kinder und Jünglinge. Das gleiche werfen lassen, sie habe mit einer geschickten Cordays ist Warat. Reden wir nicht von seiner gangene, historisch gewordene Situation undeuts gilt für die faschistischen Länder. Abenteuerin" fraternisiert. Marie Roland, dieses Blutgier". Das Bild der französischen   Revo- licher zu zeichnen, damit die Aehnlichkeit mit der Wir indessen werden es uns wohl schiverer Kind von Kleinbürgern, gehobener Handwer Tution läßt sich in der Tat nicht sentimentalisie Gegenivart wirksamer hervortritt. Mit einem machen müssen. Zwar werden auch wir uns ge­terstand, konnte Griechisch und Latein, trieb ren, es handelt sich da um Zeitläufte, in denen Weniger an Wissen find die kräftigeren Gefühls legentlich an Gestalten der Vergangenheit in einer Musik, machte Handarbeiten, verstand sich darauf, dieser Einwand kein Argument ist. Aber wir er- antriebe zu erzielen. In diesem Sinne forrigiert fräftigen Abneigung üben, die wir für die Gegen­zu kochen, zu backen, einzumachen und ein Wein- innern uns: die Revolution fraß ihre eigenen man in Rußland   die Geschichtsschreiberin Sere- wart brauchen. Aber das schließt nicht aus, daß gut zu verwalten, einen Mann zu bewundern, für Kinder, auch die Danton  , Desmoulis, Hébert, briakova. Man hätte damit recht, wenn nicht die wir gena u Vescheid wissen wollen, rückwärts ihn Korrekturen zu lesen und schließlich seine wich- schließlich Robespierre   selbst ,, gingen dahin. Der Betrachtung der Vergangenheit noch eine zweite blickend, vorwärts blickend. Denn auf diejenigen tigsten Briefe zu redigieren. Der Mann war Tod durch die Guillotine wäre nach menschlichem| Aufgabe hätte, nämlich die, Erkenntnis zu för- Gefühle, die durch Wissen schwächer werden könn­höherer Staatsbeamter und wurde zunächst unter Ermessen ebensowenig Marat   zu ersparen ge- dern. Zwar, wie gesagt wurde, die Vergleiche von ten, ist man wird vielleicht eines Tages dahin= Ludwig XVI.  , später an der Spiße eines Revo- wesen. Das wissen wir, und das mindert unsere Vorgängen der Vergangenheit mit denen der ter kommen nicht viel Verla Tutionskabinetts Minister, machte sie also, das Empörung gegen diese Zufallsfigurantin der Gegenwart stimmen nie genau, aber aus Anna Schilt. Bezugsbedingungen: Bei Zustellung ins Haus oder bei Bezug durch die Post monatlich 16.-, viertelfährlich 48.- halbjährig 98- ganzjährig 192.. Inferate werden laut Tarif billigst berechnet. Bei öfteren Einschaltungen Preisnachlaß. Rückstellung von Manuskripten erfolgt nur bei Einsendung der Retourmarten. Die Beitungsfrantur wurde von der Poſt- und Tele­graphendirektion mit Erlaß Nr. 13.800/ VII/ 1980 bewilligt. Druderci: Orbis". Drud. Verlags- und Beitungs- A.- G. Prag  .

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