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Jagesneuigkeiten

,, Deutsche und Arbeiter"

Nicht der Titel einer wissenschaftlich- politi­schen Abhandlung, sondern der Name eines Kin­derspieles. Es wird gespielt in allen sudeten­ deutschen Gegenden und es ist ein Kampfspiel ungefähr der Art, wie die in jener fernen idylli­schen Zeit, da Deutschland noch nicht erwacht war, allgemein üblichen Spiele Indianer und Trapper" und Räuber und Gendarm". Es ist allerdings, dem Fortschritt der Zeiten entspre chend, realistischer als jene. Die Kinder der da­maligen Zeiten kannten Trapper und Indianer nur aus zerlesenen Geschichtenbüchern und Räu­ber nur aus undeutlichen Ueberlieferungen. So mußte die Phantasie mithelfen, den Spielenden gewisse Vorstellungen der ,, feindlichen" Gruppen zu schaffen. Bei dem modernen Spiel ,, Deutsche und Arbeiter" ist das nicht notwendig, kann die Phantasie entbehrt werden, weil jedes Kind weiß: die ,, Deutschen " sind die ,, besseren" Leute, die mit den besseren Kleidern und in schöneren Wohnungen hausenden und deshalb auch von sehr vielen Armen demütig verehrten Leute, und die ,, Arbeiter", das sind die schlecht Gekleideten, die

Samstag, 28. November 1936

Die Ariomongolen bel der Unterzeichnung des Vertrages

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Armen, die Hungerleider, die Verachteten, die Geschichte geworden sind, zum Nichtdeutschen, faßte eine Reihe von Werken über die böhmische Ernährungskarten bekommen, sind diejenigen, weil sie sich die Volksgemeinschaft nur als Ge- und mährische Geschichte, darunter die Geschichte die man nicht gerne sieht, denen man gerne meinschaft von Freien und Gleichen und nicht Mährens", Geschichte Böhmens und Mährens" ausweicht, wenn man ein Deutscher " ist, find als von einem Feldwebelintellekt geführte Ge- ein Geschichte der Stadt Brünn " und zahlreiche Artikel über die Geschichte Mährens. Er betäti t das Niedrigste, das man sich vorstellen kann, folgschaft vorstellen können... sich auch an der Reorganisierung des Archivwesens sind also der gegebene ,, Feind". Und da sie ein Einen Gegensatz zwischen Deutschen und in Mähren und wurde von zahlreichen wissens sehr verabscheuter Feind sind, wollen die Kinder Arbeitern zu konstruieren das blieb den schaftlichen Gesellschaften zum Ehrenmitglied er­nicht gern ,, Arbeiter" sein, sondern immer Volksgemeinschaftlern vorbehalten! O, sie wer- nannt. ..Deutsche " und sähen sie nicht ein, daß man bei den diese ihre charakteristischeste Leistung ver­Fregoli gestorben. Der bekannte Variété einem Kampfziel auch eine gegnerische Gruppe leugnen! Aber im Spiel der sudetendeutschen Artist Leopold Fregoli verschied in Via Reggio braucht, so gäbe es stets nur ,, Deutsche ". Denn Kinder, in diesem Spiel, in dem Geſtalt ge- plöblich im Alter von 67 Jahren. Er stammt selbstverständlich wollen auch jene Arbeiter. worden ist, was in den Gesprächen der erwachſe- aus Rom und war in der ganzen Welt als Ver­kinder, die von den Kindern der Deutschen " nen ,, Erwachten" an Meinungen, Ueberzeugun- wandlungstünstler und Illusionist bekannt. gnädig als Mitspieler geduldet werden, im Spiel gen, Anschauungen Wort geworden war, ( und in ihren Zukunftsträumen auch im Leben) diesem Kinderspiel offenbart sich das tieffte immer nur Deutsche " sein und niemals ,, Ar- Wesen, der eigentliche Gehalt der SdP., des Na­beiter". tionalsozialismus und des Faschismus, die im Grunde eines sind. -16­

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Das sudetendeutsche Bürgertum hat sich immer schon durch einen Arbeiterhaß, der ande­ren Nationen völlig fremd ist, ausgezeichnet. Tschechische Schriftsteller und Kulturarbeiter Aber es war doch erst die Schaffung der Volks. als Straßensammler. Die Prager Polizeidirets gemeinschaft" durch die eindeutig Sozialen not. tion hat für den kommenden Sonntag eine Samm­wendig, das Heraufsteigen jener Zeit, in der in ung für die arbeitsloſe Jugend belvilligt, in deren Dienst sich nicht nur die Jugend selbst, sondern auch Deutschland der Arbeiter zwar keinerlei Recht einige tschechische Schriftsteller und Kulturarbeiter mehr hat, aber der nationalen Ehre teilhaftig gestellt haben, welche an der Spiße der Aktion ist, um die kleinbürgerliche Ueberheblichkeit so" Die Jugend vor allem" stehen. Um die Notwen groß und den Arbeiterhaß und die Arbeiterver- digkeit ausgiebiger Silfe und den Ernst der Lage achtung so maßlos zu machen, daß der Arbeiter zu betonen, werden sie sich selbst an den Straßen­zur gleichen Zeit, da man ihn zum Gefolgs. Sammlungen beteiligen. Gemeldet haben sich bis­mann im Betrieb machte, um ihn. widerstands. her Genosse Vojta Beneš , der Vorsißende der loſer ausbeuten zu können, und zum Kamera Nosef Hora, Prof. Dr. Hromádta, Josef tschechischen Jugendfürsorge, Frant. Sala 3. den" in der Partei, um seinen Stimmzettel zu opta, Jar. Keratochvil. Helena Mas ergattern, in der Vorstellung der sudetendeut. I iřová, Karel Nov H. Marie Pujmanová , schen Hitler - Leute zum Nichtdeutschen schlechthin Vlad. Vančura und andere. wurde. Zum Nichtdeutschen: weil er Besitzloser Dr. Bretholz gestorben. Freitag früh stach ist! Zum Nichtdeutschen: weil viele Arbeiter fich in Brünn der langjährige Direktor des mährischen noch Denkfreiheit und eigene Urteilsfähigkeit Pandesarchivs und außerordentlicher Professor der bewahrt haben und nicht zu Anbetern des zweit- Brünner deutschen Technik, Dr. Berthold Brets intereffantesten Schnurrbartes der deutschen| holz, im Alter von 75 Jahren. Dr. Bretholz ver­

Die Marseillaise Blographle einer Hymne

Antisemitische Demonstrationen in Lemberg . In Lemberg haben am Freitag nationalistische Hochschüler antisemitische Straßendemonstrationen veranstaltet. Die Polizei zerstreute die Demon stranten, denen es jedoch inzwischen gelungen war, in zahlreichen jüdischen Geschäftsläden die Schei­ben einzuwerfen. Auch die Fensterscheiben der Re­daktionen zweier regierungsfreundlicher Blätter sind eingeschlagen worden. Elf Erzedenten wu den verhaftet. Die Demonstranten betvarken die Polizei mit Steinen, wobei zwei Polizisten vericist wurden. Mehrere jüdische Straßenpassanten tour­

den angegriffen und mißhandelt.

Trottistische Wühlarbeit? Auf dem Schwar­zen Meer herrscht noch immer ein starter Sturm. Einige Schiffe sind gescheitert, die Telegraphen­und Telephonverbindung ist unterbrochen."

Akademische Arbeit. Die Schäden, welche von

räumlichkeiten in Warschau angerichtet worden den Studenten bei der Beseßung der Universitäts­find, werden auf 20.000 gloth geschäßt.

Nr. 277

Die Geliebte ermordet? Donnerstag stellte sich um 12 Uhr mitternachts der 25jährige Stu dent der Fortschrittsschule Miroslav Tomek aus Prag XII., Hradešínská 26, auf dem Weinberger Polizeikommissariat und gab an, daß sich seine Geliebte, die 20jährige Friederike Bystrická aus Žižkov , Brožitová 3, in seiner Wohnung durch einen aus seiner Pistole abgefeuerten Schuß ges tötet habe. Den Grund ihres Selbstmordes vers mochte er nicht anzugeben. In die genannte Woh­nung wurde sofort eine Polizeiwache entsandt und Tomet, dessen Aussagen sehr verworren waren, einstweilen auf die Wachstube gebracht und dort verhört. Inzwischen hatte der Polizei­arzt nur mehr den Tod der Bystrická feststellen fönnen. Dieser bereits von den gestrigen Nach­mittagsblättern berichtete Sachverhalt erscheint durch die Ereignisse des Verhörs und des Lokal­augenscheins bedeutend verändert. Zunächst wurde festgestellt, daß die Ermordete nicht Friederike. sondern Henriette und nicht Bystrická, sondern Kocouret hieß; Bystrická war ihr Mädchen­name gewesen, ihre Ehe mit Kocourek ist aller­dings wieder geschieden. Die Frau hatte nie Selbstmordabsichten geäußert. Der Schuß, der sie getötet hat, muß von fremder Hand abgegeben worden sein: die Kocourek wurde auf dem Boden liegend getroffen. Anscheinend ist der Tötung ein heftiger Kampf vorausgegangen. Der Revol ver wurde durch ein Fenster in den Garten ge­worfen. Es steht fest, daß zwischen den beiden jungen Leuten ein- Streit war.- Die Oeffnung

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der Leiche wird heute erfolgen.

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Polarforscher Schmidt gestorben. Der bes

der Wiener

kannte österreichische Polarforscher und Direktor Dr Deret teorologischen Zentralstation Prof Räumen der philosophischen Fakultät der Wiener Universität einem Schlaganfalle erlegen. Prof. Schmidt stand im 54. Lebensjahre.

Schmuggler auf der Normandie . Agenten des Bollgeheimdienstes ist es gelungen, auf dem Dzean­dampfer Normandie" Prätiofen im Werte von über 150.000 Dollars zu beschlagnahmen, die in einem Stoffer mit doppeltem Boden aufbewahrt waren. Drei Schmuggler wurden festgenommen.

Lieferungen von Papier und Bappe. Das Jus stizministerium schreibt im Amtsblatt der Tschechos flowakischen Republik" vom 25. November 1986 einen Wettbetverb zur Lieferung von 276.741 Stilo­gramm verschiedener Sorten von Papier und Bippe bie Kanzlei der Gefängnisabteilung des Justizmini­aus. Die Bedingungen der Ausschreibung versendet fteriums gegen eine Gebühr von 5.

eingestellt. Die Postämter nehmen bis auf weiteres Wertbriefe nach Svanien nicht an.( Vom Poſt- und Telegraphenministerium.)

Der Austausch von Wertbriefen mit Spanien

Wetterlage unverändert. Freitag hat es fich

meist etwas abgekühlt, und zwar namentlich auf den

Bergen, wohin fich aus den tieferen Lagen teilweise falte Luft mit Nebel ausgebreitet hat. Jedoch denjenigen Gipfeln, wo es noch heiter geblieben ist, ist die Temperatur heute tiefer als Donnerstag. n den Niederungen Mitteleuropas wurden nachmittags meist minus 2 bis minus 4 Grad verzeichnet; ber

schneit. Der Luftdruck über dem Feſtlande iſt in schiedentlich hat es geringfügig genieselt oder ge­allgemeinem Sinken begriffen, zunächst kann jedoch teine rasche Wetteränderung erwartet werden. Verbot der Kunstkritik. In einer anläßlich Wahrscheinliches Wetter Samstag: der vierten Jahrestagung der Neichskulturkammer Auf den Bergen allmähliche Zunahme der Nebelbil­gehaltenen Rede erklärte Propagandaminister dung und weitere Abkühlung, sonst Fortdauer des Dr. Goebbels , er habe sich veranlaßt gesehen, in herrschenden Witterungscharakters. Vereinzelt ge­einem Erlak die Kunstkritik zu verbieten und sie ringfügige Schneefälle. Wetteraussichten durch die Kunstbetrachtung oder Kunstbeschreibung für Sonntag: Noch immer teine größere erseßen zu lassen. Alenderung.

Wendels Arbeitsweise kennt, der weiß, daß hinter[ Dietrich, in dem fie vom Klavizimbel begleitet zum| völligem Verbot. Gleichzeitig wurde ihr Schöpfer fedem Wort, hinter jeder scheinbar nur beiläufigen ferstenmal erklang, trat die Hymne ihren Siegeszug Rouget, der nun schon seit fünfzehn Jahren unter Angabe von Personen, Beit und Ort die gründliche, an. Hermann Wendel schildert ihn. Es ist der Roman der Erde ruhte, des Plagiats beschuldigt. Aber was nicht leicht befriedigte Gewissenhaftigkeit ſtedt, mit eines Liedes, das, von Königen verabscheut, in Verbot- die Marseillaise war unbesiegbar. Immer Nach seinem Tode spricht Hermann Wender Wendel die grundlegenden Studien zu feinen reaktionären Beiten verpönt und gar verboten, fich trieder erhebt sie sich aus dem Herzen des Volkes. del noch einmal zu seinen Lesern. Diese Ge Büchern bis in die kleinste Einzelheit trieb, und der immer wieder erhob, wenn die Mevolution die Und dann- 1870 ist sie sogar dem bonopartistischen schichte der Marseillaise ist sein Leser kann sich darauf verlassen, daß Rouget in Sturmfahnen entfaltete. In Straßburg entstanden, Regime als patriotisches Reizmittel recht, um die letztes Werk.*) Geschrieben im Jahre des 100. Choish de Roi tatsächlich in der rue des Vertus Nr. 4 von seinem Dichter selbst nicht hochbewertet, nahm Gemüter für den Krieg zu erhißen. Es endete damit, Todestages Rougets ist sie sein Beitrag zu Ehren gewohnt und sein Arzt Dr. Carrère geheißen hat. das Lied seinen eigenen Weg und kommt auf dem daß eine preußische Militärtapelle die Marseillaise dieser Hymne, die das Freiheitslied der Menschheit Das war Hermann Wendels hohe Kunst, Tatsachen Umiveg über den Süden mit den Marseiller Batallio- den Besiegten zum Hohne spielte, als die Armee Mac geworden ist. Unter das Vorwort zu seinem Buche- aus den verstaubtesten Archiven frisch und lebendig nen nach Paris . Jetzt kommt das Kriegslied der Mahons aus Sedan in die Kriegsgefangenschaft ge­wenige Zeilen nur und auch sie in jedem Sage au gestalten, und es ist diese Kunst, die Wendels mit heinarmee" als der Sanz der Marseiller" jest führt wurde. Unter ihren Klängen marschieren echtester Wendel hat er das Datum des 100. Wissenschaft gesättigte Bücher so genußvoll lesbar ist das Lied die Marseillaise " geworden und so Gambettas Aufgebote. Sie entfacht den Todesmut Todestages Rougets gesezt: 27. Juni 1936. Bald macht und sie doch jeder strengen Prüfung auf heißt die Synne fortan. Sie bahnt sich den Weg in der Kommunekämpfer. Sie bleibt die Hymne der die Armee. Unter ihren Alängen ziehen die napoleo Nation gegen alle Widerstände, bis sie endlich unter darauf warf ihn ein heimtückisches Leiden aufs Stran wissenschaftliche Zuverlässigkeit standhalten läßt. tenlager, das sein Sterbebett wurde. Am 2. Oktober rischen Garden in die Schlacht, obwohl Napoleon der Dritten Republik zur französischen National­1936 ist Hermann Wendel gestorben. Er hat das Er­das revolutionäre Lied nicht mochte. Aber die Gene- hymne erhoben wird. Seit dem 14. Juli 1879 hatte scheinen seines letzten Buches nicht mehr erlebt. Nun zale wußten es zu schätzen, wenn der eine berichtete: Frankreich die drei nationalen Symbole: die Tri­fiegt es wie ein Vermächtnis in den Händen seiner Ich habe die Schlacht gewonnen, denn die Mar- folore, den 14. Juli als Nationalfeiertag und die ſeillaise tommandierte mit mir!", und ein anderer: Marseillaise . Ein Menschenalter später, am 14. Juli Die Marseillaise hat dem Vaterland hunderttausend 1916 begleitet die unsterbliche Hymne die sterblichen Verteidiger geschenkt". Und als Napoleon von Elba Neste ihres Schöpfers Rouget de Lisle in die Ehren­zurückkehrte, jubelte ihm die Marseillaise als Be- gruft im Invalidendom. grüßung entgegen, uni dann für lange Beit zu vers stummen: die Reaktion verpönte das Lied als staats­cefährlich, gefährlich für ihren Staat. Und sie hatte nicht so unrecht. Als die Julirevolution 1880 ben reaktionären Blunder wegfegte, stieg auch die Mar seillaise von den Barrikaden auf. Sie war der Sturmgefang der Revolution. Das mußte auch der Bürgertönig" Ludwig Philipp erfahren, obwohl er der Menschheit. dem greifen Dichter der Marseillaise eine Pension Hermann Wendel hat uns den Noman des auswarf und ihm das Bändchen der Chrenlegion unsterblichen Liebes erzählt. Fesselnd auf jeder Seite, verlieh, ia sogar die königlichen Prinzen die Mar- in der bestvingenden Sprache, die jeden Satz aus­ſeillaiſe einüben ließ- im Innerften lieber war zeichnet, den er geſchrieben hat. Es war ſein lettes Wendel schildert die Schöpfungsstunde, in der ihm gewiß die biedere Parisienne", die die Mar- Wert, daß er vollenden durfte. Und es ist vollendet. die Marseillaise entstand. Striegslied der Rhein - feillaise erfeßen sollte. Und als die Revolution 1848 Der Tod nahm ihm die Feder aus der Hand und zog armee " hieß sie zunächst, und die heroische Stimme auch diesen Thron stürzte, hallte dem fliehenden allzu früh den Schlußstrich unter das Lebenswert eines Bolles in Waffen, das seine Revolution gegen Stönig die siegreiche Marseillaise nach. Aber wieder eines der besten und unermüdlichsten Arbeiter am Sie Allianz der Könige zu verteidigen hatte, sprach kommt die Reaktion obenauf, und nach dem Staats- Befreiungekampf der Menschheit. Und daß sein letztes *) Sermann Wende. Die Marseillaise . aus dem Munde des jungen Genieoffiziers. Von die- streich von 1851 gehen die Verbannten mit dem Ge- Werk ein Symnus auf die Freiheitshymne der Wöl­Biographie einer Hymne, 134 Seiten. Startonniert fer Aprilnacht des Jahres 1702, der sie entsprang, fang der Marseillaise ins Bagno oder ins Egil. Nun, ler war, gibt dem Buche eine schmerzliche Weihe. Fr. 3.50, in Leinen Fr. 5.-. Europa- Verlag , Zürich , aus dem Hause des Straßburger Bürgermeisters unter Louis Bonoparte verfällt die Hymne bon 1792 Edgar Hahnewald .

Leser. Wie es im Leben war, so tritt auch in Wendels Buche der Schöpfer der Marseillaise Mouset de isle, Dichter und Komponist der Hymne in einer Person, hinter seiner Schöpfung zurück. Es war ein einmaliger genialer Wurf, die Gnade einer einzigen Stunde, in der Mouget über sich hinauswuchs und berer er sich in seinem späteren Leben nicht immer Ganz würdig erwiesen hat. Sein Leben verläuft und endet im bürgerlichen Alltag, beinahe in Anonymität. Aber gewaltig, mächtiger als sein Schöpfer, unsterb. lich erhob sich sein Lied mit rauschenden Fittichen über ihn hinaus, am mächtigsten und mit verjüngter Straft immer dann, wenn eine Stunde tam, bie fei­ner Schöpfungsstunde glich.

Hermann Wendel erzählt Rougets Leben. Leicht Hinneplaudert scheint es. Daß der Dottor Carrère in der rue des Vertus Mr. 4 als Freund ein- und ausging, wußte jedes Kind." So beginnt das Buch, und so fönnte auch ein Noman beginnen. Aber wer

Eine kleine Episode charakterisiert treffend diese Gewissenhaftigkeit des Schriftstellers Hermann Wen­ del . Einer seiner Freunde hatte für eine Arbeiters Zeitschrift ein Lebensbild des Dichters Johann Gott fried Seume geschrieben und darin war so nebenher non den Tressen" eines hessischen Korporals die Diede. Der Ausdruck war nur als schmückendes Bei­wort gebraucht, Hermann Wendel aber, dem der Aufsatz gefallen hatte, fragte den Verfasser ernsthaft interessiert, ob er sich denn bergewissert habe, daß ein hessischer Korporal um 1780 Tressen als Rang­abzeichen getragen habe er würde in einem fol­den Falle doch erst in einem Werke über Uniform funde nachgeschlagen haben. Eines nur beiläufig und so arbeitete bildlich gebrauchten Wortes wegen Hermann Wendel ! Und wenn er Rouget als Unters cutnant im Corps Royal du Génie im dunkelblauen Waffenrod mit schtrauziamtenem Plastron schildert se kann der Leser überzeugt sein: er hat sich über die Farbe des Uniformrodes vergewissert.

Längst aber gehörte die Marseillaise nicht mehr Frankreich allein. Längst war das Hohelied der Revolution", wie der preußische Historifer Treitschte die Marseillaise genannt hat, das Freiheitslied der Völker geworden. Und so klingt sie noch immer im Herzen der Völker wieder durch Dunkel und Not, ein Trußgesang gegen die Thrannen, ein Hoffnungslied