Sosialdemokrat

ZENTRALORGAN

DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEI IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK

ERSCHEINT MIT AUSNAHME DES MONTAG TAGLICH FRUH. REDAKTION UND VERWALTUNG PRAG   XII., FOCHOVA 62. TELEFON 53077

16. Jahrgang

Blum verkündet:

Frankreich   ist stark

Paris  . Freitag abends veranstaltete die Voltsfront innerhalb der Pariser   Bannmeile eine große Manifestation, bei der u. a. auch Minister­präsident Blum eine große Nede hielt. Er be­schäftigte sich zunächst mit inner politi fchen Fragen, ging dann aber auch auf die Außenpolitik ein, wobei er hervorhob, daß Frank­ reich   ſeine Freundſchaften und Bündnisse gefestigt babe und daß es ihm getungen sei, in Europa  alle friedliebenden Faktoren einander zu nähern und zusammenzuschließen. Blum fuhr dann fort:

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Das heutige Frankreich   bleibt, unter wel­cher politischen Führung immor es steht, start. Frankreich   hat die Sowjetrozierung nicht in­begriffen noch heute die stärkste mili. tärische Macht auf dein europäisen Kon­tinent. Frankreich   ist militärisch, politisch und diplomatisch stark. Frankreich   würde wieder ganz geeinigt dastehen, wenn es notwen= big wäre, nicht bloß zur Wahrung der Integri­tät feines Gebietes, forbarn auch zur Verteidi­gung seiner Freiheit und moralischen Unabhän= gigkeit.

Der Minister für Nationalverteidigung,

HERAUSGEBER: SIEGFRIED TAUB. VERANTWORTLICHER REDAK EUR: KARL KERN, PRAG  .

Sonntag, 29. November 1936

Erfolgreicher Vorstoß gegen Talavera  

Regierungstruppen erbeuten viel Kriegsmaterial

Valencia.( Fabra.) An der Front am Tajo- Flusse, wo in der letzten Zeit völlige Nuhe herrschte, fetzt wiederum gesteigerte Kampftätigkeit ein. Am Freitag wurde bei Talavera  ein plötzlicher Angriff gegan den Feind unternommen, wobei die Aufständischen anfs aupt gefchlagen wurden. Durch das Artilleriebombardement wurde der Flugplatz in Talavera   in Mitleidenschaft gezogen, wo ein dreimotoriges Junkersflugzeug und ein Jagdflug­zeug vernichtet wurden. Auch die Militär- Brücke über den Tajo   wurde vernichtet.

Die republikanische Infanterie hat den Vormarsch begonnen, der Feind sprengte auf der Flucht die zweite Brücke. Der Feind versuchte seine Stellungen am anderen Ufer zu be­festigen, er wurde jedoch durch das wirksame Feuer der Regierungskräfte daran gehindert. Die Aufständischen haben auf dem Rückzuge viel Kriegsmaterial und Vich im Stich gelaffen. Samstag früh um 10.30 Uhr standen die Regierungsabteilungen anderthalb kilometer vor der Stadt Talavera, die zur Hälfte in Flammen steht.

Zu Mittag erschienen zwölf dreimotorige Flugzeuge der Aufständischen, die von 20 Jagd­flugzeugen eskortiert wurden, und begannen die Stellungen der Regierungskräfte mit Bomben zu belegen, doch verursachte dieser Fliegerangriff teine ernsteren Schäden. Die Luftstreitkräfte der Regierung arbeiten in wirksamer Weise mit der Infanterie zufammen.

Daladier  , begründete im Finanzausschuß der Umgruppierung Francos

Kammer bei den Verhandlungen über das Budget des Nationalverteidigungsministeriums die Not­wendigkeit erhöhter Ausgaben. Nach einem Ber­aleich der Heeresſtärken der einzelnen Staaten

ertiärte Miniſter Daladier  , Frankreich   habe im Freunde keine gegen sich gerichtete Koalition zu

fürchten.

Rußland   verstärkt

Küstenverteidigung Moskau  . Der Chef der Seestreitkräfte der Sovjetunion Drlow verties in der Debatte auf dem Kongreß der Sowjetunion   auf das fie­batte berhafte Rüsten zur See, das insbesondere Deutschland  , Japan   und Italien   betreiben. Ange­sichts dieser Tatsachen mußte die Sowjetunion   in den letzten Jahren für eine wirksame Verteidi­gung der Küsten Sorgen tragen.

vor Madrid  ?

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( einschließlich 5 Heller Porto)

Nr. 278

Ario- mongolischer Bund

Der japanisch- deutsche Vertrag, der Mitt­woch, den 25. November, unterfertigt wurde, hat neuerlich die Aufmerksamkeit auf den Brand= herdim Osten gerichtet.

Seit Beginn der neunziger Jahre zeigt das Inselreich im Fernen Osten einen Ausdehnungs­drang, der schon einigemale zu blutigen Ausein anderseßungen mit seinen Nachbarn geführt hat. Im Krieg gegen China  ( 1894/95) hat Japan  sich die Stellung als führende asiatische Macht er­fämpft, nach dem siegreichen Waffengang mit Rußland   hat es 1905 durch die Bejibergreifung Koreas auf das asiatische Festland hinüberge griffen, den Weltkrieg hat es dazu benüßt, um sich die deutsche Kolonie Kiautschau anzueignen und es wird wohl den neuen Freundschaftsvertrag mit Deutschland   nicht als Gelegenheit benüßen, um die Forderung des Dritten Reiches na Rück gabe von dessen Kolonien zu verwirklichen. Die Zeit der Krise in Europa   und Amerika   hat Japan  dazu benüßt, um seine Verpflichtungen aus dem Neunmächtevertrag abzuschütteln. Gelegentlich der Washingtoner Konferenz( November 1921 bis Feber 1922) hat sich Japan   auf die Politik der offenen Tür, d. h. des freien Handels aller Nationen festgelegt und die Souveränität Chinas  anerkannt. Das hat aber das Reich der auf­gehenden Sonne nicht abgehalten, 1931 in die Mandschurei einzumarschieren, diese Provinz der chinesischen   Republik   loszureißen und den Staat Mandschutuo aufzurichten, dessen Kaiser eine

Um keinen Schritt vorgerückt Valencia.( Fabra.) Einem Bericht des Madrider Verteidigungsausschusses zufolge Savas   meldet aus Madrid  : zeigt der Feind Anzeichen bes n des Nach laffens Puppe in der Hand des Mitado ach 22tägiger Belagerung Die Marokkaner haben große noch weitergehen, Mabribs gefagt werden, daß fit bie Zattit, reinge Berlufte erlitten and tomten nicht went als die Sapatter bas gagt darauf die dicicntiche Bro teidigung der diegierungstruppen zu überwinden, ergänzen ihre Neihen durch Pha lang ist en, nach Peking  , der alten chineſiſchen   Kaiſerſtadt, iſt. die Aufständischen angewandt hatten, um die Ver- Kampfformationen eingreifen. Die Aufständischen vinz Jehol   berannten, von der es nicht mehr weit nicht bewährt hat. Die Aufständischen durch die die Marokkaner größtenteils ersetzt wer- Allerdings sind die Schwierigkeiten, die sich dem gehen bekanntlich in einer Keilformation vor, um den. Diese faschistischen Milizabteilungen sind, weiteren Vordringen der Japaner entgegenstell­so um jeden Preis die Front der Miliz zu durch- wie die letzten Kämpfe beweisen, nicht imitande, ten, seither größer geworden. Das Ultimatum, des Südteil der Truppe. AI le Dffen- internationalen Brigade standzuhalten. brechen; hiebei tümmern sie sich aber nicht um den den Angriffen der Regierungsmilizen und der welches japanische Generäle im Juli 1935 an di: Mongolei   stellten, tvar ein Schlag ins Wasser, fivversuche haben bisher versagt, Im Verlaufe von vier Tagen haben die die herrschenden Mächte der Mongolei   sind vor da die Regierungstruppen nummehr organisiert republikanischen Abteilungen zwölf feindliche den Drohungen nicht zurückgewichen, weil hinter räte an Kriegsmaterial besiben. wurden und auch hinreichende Mengen und Vor- Tanks vernichtet, die von den Aufständischen ihnen die Rote Armee   der Sowjet- Union   ſteht bei den Operationen an der Madrider   Front und weil der Einmarsch der Japaner in die nörd­lich der Wüste Gobi   gelegenen Teile der Mon golei den Krieg mit den Sowjets bedeutet hätte. Außerdem ist seit dem November 1935 dant der Tschangkaischek die Widerstandskraft Chinas   ge Uebernahme der Ministerpräsidentschaft durch wachsen, während der Militärputsch vom Feber 1936 gewisse innere Schwächen Japanz aufge= deckt hat. Japans   Ausdehnungsdrang tritt so in Widerspruch mit den sozialen Spannungen im Innern und den Interessen der übrigen Mächte im Fernen Osten. Im Lande selbst hat das wahn­

Die ungenügende Rückendeckung der Auf­ständischen ermöglichte es den Abteilungen der Madrider   Truppen, eine überaus angriffsfähige, gegen Talavera de la Reina   zu er­den Aufständischen aber sehr gefährliche Aktion öffnen. Mehrere Abteilungen der Miliz gelang­ten so aus Aranjuez   bis nach Talavera, trotzdem

verwendet werden.

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An der Madrider   Front verlief die Macht auf Samstag ruhig und gefechtlos. Das reg bifchen griffen in einem Abschnitte die Moncloa­nerische Wetter dauert an. Die Aufstän­Höhe an, scheiterten aber an dem Widerstand der Republikaner  . Die Aufständischen sind um kei­

" Wenn wir den Schiffsbestand der sowjet­russischen Kriegsflotte zum 1. Jänner 1933 mit fie durch die a intensiv bom- nen Schritt vorgerückt. 100 Prozent ansehen, so ist der Bestand an U- bardiert wurden.

ausgeschlossen, daß

Sowjetschiff angehalten

Booten Ende 1936 um 715 Prozent gewachsen. zwecks Aenderung der Operationsmethode auch Die Zahl der anderen kleinen Kampffchiffe, die Aufständischen ihren Angriffsplan ändern und Moskau.( Taß.) Amtlichen Meldungen welche gemeinsam mit den U- Booten die Aufgabe ihre Kampfkräfte aufteilen werden. Den Be- 3ufolge haben die spanischen   Aufständischen am 25. sinnige Tempo der Aufrüstung ungefähr die der Verteidigung der Sowjettüften erfüllen, ist in wegungen zufolge, die man insbesondere in der November in der Straße von Gibraltar   das Hälfte der Staatseinnahmen werden für Armee der gleichen Zeitspanne um 300 Prozent gewach- Universitätsstadt beobachten kann, kann gefchloffen Sowjetschiff Tfch ubar" durchsucht. Am 27. und Flotte verwendet zu einem Steuerdruck ſen, die Zahl der weittragenden Geschütze der werben, daß die Aufständischen nunmehr die November hielten fie diefes Schiff im Mittelmeer   geführt, der in den Bauernmaſſen revolutionäre schweren Artillerie für die Küstenverteidigung um Abficht haben, die Legionäre und die marokkani- nochmals an und zwangen es, unter der Eskorte aber haben sich die Beziehungen zur Sowjetunion  . Stimmungen aufkommen läßt. Außenpolitisch 75 Prozent. Der Luftschutz der Flottenbasen ver- fchen Truppen an andere Frontteile zu zweier Aufständischenschiffe in die Palmabucht der zu England und zu den Vereinigten Staaten   ver stärkte sich nach der Zahl der Geschütte auf das bringen. Infel Majorka einzulaufen. Der Dampfer, Tschu= Doppelte. Das Marineflugwesen ist gegenüber Seit Beginn der Bombardierung Madrids bar" war aus Rotterdam   nach Livorno   mit einer schlechtert; zu Sowjetrußland, weil es der japani­dem Stand vom Jahre 1933 um 510 Prozent wurden bisher 2500 Tote und 3000 Berwundete Fracht von 4600 Tonnen deutscher   Kohle unter- schen Expansion in der Mongolei   entgegentritt. wegs, bie für Italien   bestimmt war.

gestiegen.

Fernost- Armee unbezwinglich

Moskau.( Taß.) Am zweiten Tage des Nätetongresses wurde die Debatte zu dem Bes richte Stalins abgeführt. Unter begeisterter Bus stimmung erklärten die Repräsentanten der Not­armee im Fernen Osten, darunter Marschall

gezählt.

Amerika   scharf ablehnend

werben.

Washington.( Tsch. P.-B.) An hie- imperialistischen Block bedroht BIücher, der fernöstliche Gau   sei heute start figen amtlichen Stellen wird erklärt, daß das fühlen werden, zum Worte melden und unbezwinglich, wie nie zuvor. Falls ein italienisch- japanische Abkommen betreffend die Ueberfall auf die Sowjetunion   erfolgen sollte. Anerkennung Mandschutuos und Abessinienst ei. würden die Werktätigen des Fernen Ostens der ne 8 weg 8 erwünscht sei, da es zwei fernöstlichen Rotarmee dabei helfen, dem Feind Länder einander annähert, die eine imperialistische einen vernichtenden Schlag zu verfeßen.

Lohnerhöhungen

In der französischen   Textilindustrie Roubaig. Die Vertreter der Vereinigung de Textilindustrie in Roubaig und in Tourcoing

Politit betreiben. Die Vereinigten Staaten tön­nen nicht gleichgültig bleiben, da ähn­liche Ereigniffe den Grundsägen ihrer Politik widersprechen. Diese ihre Ansicht sprechen sie ieboch bei dieser Gelegenheit amtlich nicht aus.

In Washington   faft man das italienisch japanische Abtommon als eine neue Aufforderung zur Teilnahme an der internationalen Busam­menarbeit auf, wie diese auf der Konferenz in Buenos Aires   zum Ausdruck kam.

Gegenseitige Anerkennung des Raubes

zu England, das gewichtige Handelsinteressen in Mittelchina hat und dem die Bedrohung von Niederländisch- Indien ebensowenig gleichgültig ist wie die Gefährdung seines eigenen indischen Reiches und schließlich zu den Vereinigten Staas ten, zu deren unbestrittenem Einflußgebiet die Philippinen gehören. die geographisch geradezu eine Fortseßung der 1080 Inseln sind, welche das Kaiserreich Japan bilden. Gerade weil sich Japan   gegenüber den genannten drei großen Rei­chen schwach fühlt, sucht es hilfe in Europa   und glaubt sie bei Hitler zu finden. Vielmehr: die Sapaner glauben auch das nicht, aber der japa­nisch- deutsche Vertrag soll eine Drohung gegen England und die Sowjetunion   sein.

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Aber weder die Engländer noch die Nussen werden ob des ariomongolischen Vertrages er­schrecken. Wenn Deutschland   der Sowjetunion   den Krieg erklärte, auch In Washington   wird weiters erklärt, daß ohne Vertrag, täten die Japaner mit wissen die Russen und sie und die Vertreter der Arbeiter- Gewerkschaftsorgas dieses neue Abkommen in einer Weise Rom  . Die italienisch- japanischen Verhand- find eben deswegen 1934 nach Genf   gegangen, nisationen haben beschlossen, mit Rücksicht auf das we maig fei, da zwischen beiden Län- lungen haben, wie von maßgebender italienischer weil sie mit der Möglichkeit eines Bweifronten­erhöhte Lebensniveau ab tommender Woche die bern   und auch mit Deutschland   wirtschaftliche Seite verlautet, als erstes Ergebnis zu der Aner- trieges rechnen und sie haben sich gegen einen Löhne um 20 Prozent zu erhöhen. Die Löhne Schwierigtetten beftünden. Allerdings fei so eine fennung des italienischen   Imperiums in Ost- eventuellen Angriff Deutschlands   vor allem durch wurden bereits am 9. Juni 1. I. um 10 Prozent heille Situation entstanden, da man befürchtet, afrika   durch Japan   und zur Anerkennung des ihren Vertrag mit Frankreich   zu sichern gesucht. erhöht. bakfich die Länder, die fich von dem Mandichutuo- Staates durch Italien   geführt. Schon daraus ersieht man, welch starte Rück