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Mittwoch, 2. Dezember 1086

Hamol: Die Aktivirten haben den Vorrang

tzesichts der Haltung der faschistischen Mächte voii Anfang an eine Fiktion war, aber doch zunächst ihren eigentlichen Zweck zu erfüllen schien: zu verhindern, daß aus dem spanischen Bürgerkrieg ein neuer Weltkrieg entspringe. Die Ereignisse der letzten Zeit aber stellen nun auch das in Frage. Mussolini hat den Rebellen als Antwort auf Edens Erklärung Ini Unterhaus die»moralische Unterstützung" ihrer Blockade versprochen. An der faktischen ist ohnedies nicht zu zweifeln: auf den balkarischen Inseln, die die Schlüsselstellung für ein« Blockade der spanischen Ostküste sind, kom­mandiert ein italienischer General, liegt ein italienisches Caproni -Gcschwader, bereit zur Bombardierung- Barcelonas. Die detaillierten Beschuldigungen des spanischen Marinemiiüste- riumS enthüllten den ungeheuerlichen Umfang der Hilfe, die italienische und insbesondere deutsche Kriegsschiffe der Rebellenflotte bereits geleistet haben, deren anfängliche Unterlegenheit dadurch in folgenschwere Ueborlegenheit verwandelt wurde. Schamlose Kriegshandlungen wie die Bombardierung von RegierungShäfen aus dein Dunkel der Nacht, die Becsenkuug von spa­nischen Proviantschiffen, die Blockieruttg der bas­ kischen Küste durch ein deutsches Mincnlegerschiff, gehen unzweifelhaft auch über die nachsichtigste Auslegung des Nicht-JnterventionS-AbkommenS weit hinaus. Cs gilt endlich klar zu erkennen, daß Hit­ler und Mussolini entschlossen find, denSiegderNcbellcnin Spa­nien unter allen Umständen d u r ch z ü s e h e n. Die Sache der Freiheit und des Sozialismus in Spanien ist trotz all dem un­aussprechlichen Heroismus der spanischen Arbei­ter verloren, Ivenn nicht auf Seiten der demokra­tischen und sozialistischen Mächte die gleiche eiserne Entschlossenheit besteht, eine Ausbreitung des faschistischen Machtbereichs zu verhindern. Da­mit ist die Entscheidung über Spanien aber zu einer Entscheidungsfrage im Weltkampf zwischen Faschismus und Demokratie geworden. In England sieht man diese Entwicklung nicht gem. Man hat hier alles getan, um. eine europäische»Blockbildung" hintanzuhalten, und vor den deutlichsten Tendenzen dazu die Augen verschloffen. Nun zeigt der Abschluß des deutsch­japanischen Bündnisses die Existenz eines faschi­stischen Blocks im Weltmaßstab I Die Reaktion darauf ist zunächst Verärgerung. Die Stimmung gegen Deutschland wird gerade in den«influß- rcichsten Kreisen immer schlechter; die Beziehun­gen zu Italien , die in der letzten Zeit etwas freundlicher zll werden schienen, werden wieder gespannt. Man sähe es gar nicht ungern, wenn Faschismus und Bolschewismus, denen man mit gleichem Mißtrauen gcgenübersteht, einander ge­genseitig den Garaus machten, und würde, bei diesem Weltzweikampf gerne dieRolle de» lachen­den Dritten, und in der letzten Kampsphase allen­falls die des übermächtigen Schiedsrichters, spie­len. Aber die engen Beziehungen zu Frankreich , die zu den wenigen klaren Gegebenheiten der un­klaren englischen Politik gehören, lassen befiirch- ten, daß man dennoch gegen seinen Willen früher, alö man denkt, in die große Konflagration ein­bezogen werden könnte und darum ist man in London zur Zeit einigermaßen nervös. Bon die­sem vagen Gefühl des Unbehagens freilich bis zur klaren und unzweideutigen Einreihung Englands in die antifaschi­stisch e F r o n t, die allein die bedrohliche inter­nationale Situation zu ändern vermöchte, ist noch ein weiter Weg...

P r a 0. Mit großer Aufmerksamkeit verfolgte das Abgeordnetenhaus in fortgesetzter General­debatte zum Budget am Mittwoch vormittags di« Rede des Vorsitzenden der tschechischen Sozialde­mokratie, deS Genossen H a m p l. Hampl betont« die Notwendigkeit der Bersie- fung der Zusammenarbeit zwischen allen Schichten und Nationen de» Staate», für die seine Partei stet» alle» tun werde. Da? tiefe Verständnis de» tschechischen Bolle» für die Demokratie sollt« na­mentlich bei den nationalen Minderheiten begriffen werden. Die Arbeit sÜr den Staat und die Treue zur Demokratie könne man niemandem honorieren; da» ist eine selbstverständliche P s l i ch t. Diejenigen, die demokratisch fühlen, sollen wis­sen, daß Staat und Regiernna. hinter ihnen stehe«, di«, welche nicht so fühlen, müssen wissen, daß Staat und Regierung gegensie sind. Wir werden auch in Zukunft dafür Sorge tra­gen. daß die Grundsätze der Demokratie sich'n un­serem Staate ständig zur Geltung bringen, wnbe! wir uns dessen bewußt sind, daß die politische De­mokratie ihre Resonanz in dem gesamten öffentlichen Leben finden mnß und vor allem auch in der Wirt­schaft. Die dauernden Folgen der Krise können«nur durch einen v e r.n ü n f t i g« n Umbau un- sererWirtschaft beseitigt werden. Auch in der K u l t u r p o I i t i k muß sich die Demokra­tie auswirken, denn der gebildete Mensch unterliegt nicht so leicht den faschistischen Schlagworten. In der Annenvolitik sind nach Kampf die drei wichtigsten Probleme der Separatismus der Hlinkapartei, der Sovaratirmn» Henlein » und da» Problem der kommunistischen Partei. Eine Ernüch­terung, Demokratisienmg und eine wirklich tsche­choslowakische Orientierung der Slinkabartei bezeich­net Hampl nur al» Frage der Zeit, bzw. de» Em» porkommen» der neuen Generation. Ganz ander» ist da» Problem der H e n l e i u- partei. Sier bringt Sampl In Erinnerung, daß jede Einmischung von außen nachdrücklichst abgelehnt wird. Er ist fest überzeugt, daß da» deutsche Volk lebten Ende» eine umfangreiche Korrektur der Kdeo- logie und de» herrschenden Spstem» in Deutschland durchführen wird. Die Diktaturen, di« nach außen mit dem Säbel rasseln, beginnen Angst vor den innerenVerbält nissen zu be­kommen. In, jenem Teil der Henleinvartei, der zu viel auf ausländische Hoffnungen sebte, beginnt eine tiefe Enttäuschung. Wir lassen un» durch den in Nürnberg formulierten Dinwei» mit die kommunistische Gefahr nicht schrecken, denn wir wissen, daß der Kommunismus bei un» aufgchört hat,«Ine Gefahr zu sein. Die Henleinvartei muß damit rechnen, daß die von Berlin miSgeb-n« den Strömungen einmal aufhören kön­nen, zu wirken, und sich dann g e g e n sie richten. Notwendig ist e» aber, daß die Behörden der Republik , energisch und entschieden, allen unseren deutschen.Mitbürgern, die sich, nichv..p'.o ,s.t jLt.o! zum Staat und zur Demokratie einstellen wollen, zu verstehen geben, daß man au» diesem Stand­punkt bi« Konsequenzen ziehen wird. Denn wie die Entwicklung zeiat, ist die Stunde'nicht fern, wo jeder für sein Verhalten- wird Rechenschaft ablegen müssen. Jede» Beginnen hat schließlich mich sein« Grenzen. Heut« unter dem Einfluß der Wirtschaftskrise ist für«ine großzügige Lösung der Minderheiten­probleme die Zeit wohl noch nicht aekommen. Wir wollen aber auf die Belebung der Wirtschaftstätig­keit in unseren deutschen Gebieten hinarbeiten, wo vor allem der dort ansässia« Arbeiter, ob er nun Deutscher oder Tscheche ist, Arbeit finden soll. In allen diese« Dingen ist es vor allem not­wendig, mit den aktiv« st isch««deut­sche« Partei«» zvfammenznarbeiten. Di«

Repräsentanten de» demokratische« Teile» unserer deutschen Minderheiten müsse« dl« feste Neierzen- gung Halen, daß st« den Vorrang haben! Hinsichtlich der kommunistischen Partei konsta» tiert der Redner, daß sie nicht fähig ist, in abseh­barer Zeit Irgendwie zu einer konstruktiven Politik beizutragen. Rosches Erzählungen Für diese Ausführungen sprach der nächst« Red­ner, Dr. Rosche, dem Abg. Hampl ausdrücklich den Dank au». Ja, er stellte auch fest, daß die Regie-! rung(mit drei deutschen Aktivivisten, Herr Dr. Rosche, nicht vergessen I) sich bemühe, in nationalpolitischer Beziehung Wandel zu' schaffen. Wiederum ging er beim deutsch -tschechischen Problem auf» Ganze, auf die»restlose Bereinigung aller Fragen", und lehnte.Brosamenpolitik" ab und va­riierte seine bekannte Entgleisung au» dem Budget­ausschuß dahin, daßdie Staaten labil" und nur die Völker da» Bleibende seien. Die SdP sei zum Staat bejahend, positiv und aktiv eingestellt. Sie könnten nicht lachen, bitte I gar nicht» andere» sein al» Demokraten! lind was die Totalität betrifft, die sie meinen, so liege deren Keimzelle in der Demokratie, da nämlich die Grundquelle der Demo­kratie die Maffenparteicn seien, während Totalität eben die Bereinigung zu.einer Maffenpartei sei. Rosche versucht dann, darüber zu spötteln, daß man die SdP auf tschechischer Seite al» Staatsfeinde und al» unverläßliche Element« ansehe: al» Erfolg d e r S d P(!) reklamiert er e», daß man heute doch daran gehe, da» nationale Problem zu lösen. Daß sie ein freundnachbarliche» Verhältnis zu Deutschland fordern, sei eine Selbstverständlichkeit, die sich au» der«Gemeinschaft des Blute» und der Rasse" ergebe. Die Lösung de» nationalen Problems reklamiert Herr Dr. Rosche natürlich für sich, bzw. seine Partei. Nach allerhand Flötentönen', die für da» tschechische Lager bestimmt sind, beschimpft Rosche auf einmal wieder die tschechische Politik, daß sie durch die ganz unnötige Vermehrung der Staatspolizei, der Gendar-

Madrid . Der Madrider BerteidigungS- auSschuß ist Montag«uter dem Vorsitz deS auS Valencia eingetroffenen Außenministers D e l Bavo zusammengetreten und hat den Bericht über den Fortgang der Operationen entgegenge- nomnikn. Die militärische Lage wurde alS S u st e r st z a f r i e d e n st e l l e n d" be­zeichnet. Meldungen aus Bilbao zufolge eröffne- ten hie RegierungStrnppen an den Abschnitten von Nvidca, Ochmidiano und Lampanzar«ine heftige Offensive. Obwohl die Aufständischen starken Widerstand leisteten, bemächtigten sich di« RcgiecungStrunppen der Ortschaften Marota und Albertia und einiger weiterrr Dörfer. Sie be­mächtigten sich auch der Wasserleitung der Stadt Bitoria und der Straße nach dieser Stadt. Die baskischen Militärabteilmigen sind 10 Kilometer vorgerückt und habe» einige Dörfer besetzt. Die Basken besetzten dir Quelle« am Berge Gorge» welch» die Stadt Gastei» mit Was­ser versorgen. Um den Aufständischen den Rück­zug abzuschneiden, haben die Milizionär« die Verbindung zwischen Gastriz und Mondragena abgrschnitten.

meri« und der Finanzwache da» Grenzgebiet zu einem wahren Konzentrationslager (I) mache und sich die Verhältnisse durch dje.Bru­talität der Verwaltung wahnsinnig zuspitzten, dah e» beinahe nicht mehr repartabelsei. Gleich darauf erklärt er wieder, alle» sei nur«in« Frage de» Vertrauen»... Deutsche Aktivisten zum Minderheitenproblem Kunz(V. d. L.) freut sich, erklären zu können, daß auf Grund der Verhandlungen zwischen den deutschen Regierungsparteien und den maßgebenden Staatsmännern mit der Lösung der deutsch -tschechi­schen Frage begonnen werden soll. Wir sind, erklärt Redner, sowohl dem Staatspräsidenten Dr. Bent», wie auch dem Ministerpräsidenten dafür dankbar, daß sie den Mut ausgebracht haben, die Frage anzu­schneiden. Wir können auch aus den Zeitungen der tschechischen Regiernng»parteien heraurlesen, daß auch sie endlich den Mut ausbringen, sich mit diesen Fragen di», auch eine Lebensfrage de» Staates Ist, zu beschäftigen. Auch Dr. Luschka(D. Chr.^oz.)' stellt-» al» nächste Ausgabe seiner Partei bin, an das Mlnder- beitenvroblem heranzutreten. Seine Partei sei dabet Anhängerin einer Einheitsfront im Parlament, um dar Gewicht«ine» Drei» Mlllionen-Bolke» in die Waagschale werfen zu kön­nen. Zu einer Einheit» Partei dagegen könne es in einem demokratischen Siaate nie kommen. Er formuliert namentlich drei Hanptforderimgen: Gleiche Fürsorge in wirtschaftlicher Hinsicht für da» deutsche Gebiet wie für die änderen Staatsgebiet«, geistige und kulturelle Lebenssicherung der Minder­heiten und Selbstverwalwng in den Gemeinden. Die aktivistische Politik sei keine Politik de» Bluffs,.doch wolle sie auch nicht getäuscht werden. Spät abend» wurde die Generaldebatte be­endet und der Uebergang zur Spezialdebatte be­schlossen. Zur ersten politischen Gruppe sprachen noch drei Redner. Um halb 11 Uhr nachts wurde die Sitzung auf Mittwoch 9 Uhr früh vertagt.

Deutsche Soldaten In Francos Uniform? London.News Chronik! e" behauptet, daß die britische Regierung bereit» vor einiger Zeit informiert wurde, daß in L a d i g eine Abteilung deutscher Solda» 11 e n ausgeschifft worden ist, die die Uniform der Aufständischen trugen und an die Madrider Frönt abgegangen sind. Die britisch« Regierung - habe unter Hinweis darauf, daß diese Nachricht von anderer Seite nicht bestätigt wurde, nicht» unternommen. Vermittlung derzeit unwahrscheinlich London.(Reuter.) Während der Ver­handlungen zwischen der britischen und der sran- zöstschen Regierung ist,, wie da» Reuter-Büro erfährt, konstatiert.worden, daß möglicher­weise eine Btrmittlung zwischen den kämpfenden Parteien in Spanien erfolgen wird. Unglücklicherweise hat sich noch kein« geeignete Gelegenheit hiezu geboten und e» scheint, daß st« sich ick absehbarer Zeit auch nicht bieten wird.

Militärische Lage Sußerst zufriedenstellend

Das Kaffeehaus in der Seitengasse

Al» fürchteten sie den Klang ihrer Stimme, ba» Echo, das von den Wänden kam. Es ist, al» träten sie in einem dunklen Zimmer mit einer Kerze in der Hand vor einen Spiegel. Di« Welt ist erloschen, sie stehen sich selbst gegen­über, sie sehen sich, sie erschrecken vor sich selbst. Das Wesen im Spiegel hat seinen eigenen Willen, es ist stärker als sie. Sie heben die Hand, weil das Wesen im Spiegel die Hand heben will, sie verzerren das Gesicht,!veil das Wesen im Spiegel eine Grimasse schneiden will, sie streichen sich Wer die Wangen, weil da« Wesen im Spiegel eingefallen und bleich ist, sie fahren sich ins Haar und kämmen es über die Stirn, weil da» Wesen im Spiegel des ewigglei­chen alten Gesichtes müde ist und sich selbst ent­fliehen will. Sie hatten viele Spiegel in ihren Zimmern, gleichsam als müßten sie oftmals durch den Anblick ihres eigenen Körpers feststellen, dah -sie noch da waren; sie fühlten sich nicht, sie gingen durch den Tag wie ein Schatten durch das Dunkel geht, er ist da, aber niemand nimmt- von ihm Kenntnis, erst ivenn eine Flamme aufzuckt, fließt er zackig und grau in den Raum. Ich danke ihnen aus ganzem Herzen dafür, daß Sie mir heute" Ist ja nicht der Rede wert", unterbrach Frau Finstcrbnsch.Machen' Sie sich keine Sor­gen, schlafen Sie gut. Morgen früh sieht alles ganz, anders aus". Sie ging in ihr Zimmer, eine Ä'astentür knarrte, bald erlosch das Licht, das durch eine Ritze als langer,.heller Strich bis vor Carolah

Bett fiel. Im Cafö dröhnte noch Gelächter. Die einen tvarfen Spielkarten auf den Tisch und gähnten. Die anderen lasen zum drittenmal die MorgeWlätter und dachten mit Grauen an das enge Zimmer, das ihrer harrte. Sie haben alle kein zu Hanse, ging«s Carola durch den Kopf, wie ich. Sie sind alle Flüchtlinge. Das Tast ist ihr Astzl. Sie spielen einander eine Komödie vor; sie erzählen einander Witze, aber der eine haßt den anderen; sie sitzen jeden Abend nebeneinander an einem Tisch, wie eine Familie, aber der eine ist dem anderen gleichgültig und fremd. Da» Grauen treibt sie her, die Angst vor dem Alleinsein, der Fluch der Einsamkeit; sie belügen sich selbst, wenn sie lachen, in Wirklichkeit sitzt ihnen das Weinen in der Kehle. Sie gehen mit Kerzen in der Hand durch die Welt und suchen den Spiegel, in dem sie sich selbst erblicken könnten; damit sie endlich wüßten: Ich bin da, ich bin ein Mensch, ich bin eine Welt, ich kann für mich bestehen, und selbst wenn ringsum alles zusammenbricht: Ich bleibe und wachse und erfülle alle Räume bi» an den Rand-de» Himmels. Sie waren ärmer als die Tiere: Tiere lebten ihr Leben bi» zur letzten Stunde, sie starben, wenn sie geboren wurden und irrten als Gespenster umher, bettelnd und jam» mernd: Sage dich, du habest mich gesehen, damit ich weiß, daß ich bin. XI.' Der Posten bei Grothau» war besetzt; das Leben lief nach einem anderen Gesetz, als der Film. Wer GrothauS wüßte zufällig, daß ein Verlag, der einen Prospekt in vielen tausenden von Exemplaren versenden"lieh,«ine Adressen­schreiberin brauchte. Carola fuhr hin, bracht« eine Tasche voll Kuverts, ein« lange Adressenlist« ins Cast Finsterbusch mit. Billy suchte unterdessen.es» Zjmmer; in der Zeltgasse fand sich eine billige Kammer, er bezahlte den ZInS für den.ersten Mo­nat, Als er in das Cäfl fain, 1 saß Carola mit Genno an einem Tisch; er half ihr, er chatte seine.

wichtigsten Manuskript« beiseitegeschoben, um die Adressen von Buchhändlern, Redaktionen und Rezensenten auf die Briefumschläge zu malen. Er fragt« Carola nach ihrem Vater, nach den Grün­den ihrer Flucht; sie wich auS, erst müßten die Geschehnisse der letzten Tage sich klären, erst müß­ten sie Erinnerungen werden, bevor sie darüber sprechen wollte. Genno witterte hinter dem Ge­heimnis, das um sie wob, das Leben, das gewal­tige, von Leidenschaften erfüllte, von Haß und Liebe brennende Leben, aus dem«in Roman, ein Drama wachsen könnte. Er hatte gestern abend» gehört, daß Billy Carola an einem Sonntag ken­nengelernt hatte, mitten im Strom, in einem olivengrünen Schmimmtrikot.Die Dame im olivengrünen Trikot" war«in herrlicher Titel.. Er sah das Buch in allen Auslagen: Genno Lin­gens Welterfolgt In zwei Dutzend Sprachen Wersetztl Das mristverkauste Buch in England und Bmerikal Honorare flössen ein, er- konnte Pelikan den Bettel hinwerfen, den er ihm schul­dete, er konnte eine Villa mieten, ein Auto kau­fen, neben dem Baals alter Wagen wie eine Spielzeuglokomotive neben einer modernen Schnellzugslokomotive wirkte. Man wiird««inen Film nach dem Roman drehen, und-jeden Tag kämen Briefe von Verlegern:. Ob er nicht an einem neuen Werk erbeiiet«, sie wollten es er­werben, bevor«s vollendet fei, sie zahlten jeden Betrag als Vorschuß. Am Wend kam Drexler, Billy macht« ihn mit Carola bekannt. Du, wir müssen eine Stellung für ste fin­den! Das Adressenschreiben ist nur dazu gut, daß sie drei Tage beschäftigt ist und ein bissel ab» gelenkt wird. Bezahlt wird dafür so viel wie .nichts,". .-Liegt dir an dem Mädel?" .Sie ist nett sie hat. so klare, offen« Augen, und eine gans.eigne Art. zu reden es ist so gar nichts Weibchenhaftes an ihr, man

hat das Gefühl, sie könnte einem ein Kamerad fürs ganze Leben werden" Junge, Junge, du steckst aber tief drin. Du bist ja verliebt wie in unsren schönsten Gymna- siastenjahren. Kameradschaft, das ist gefährlich. So nennt man heute die große Liebe, die ganz große, die bis an den Rand des Grabes dauert und noch darWer hinaus. Billy, Billy, ich hab Angst um dich." Du kennst mehr Leute als ich in der Stadt. Denk nach, vielleicht fällt dir jemand ein, der ihr behilflich sein könnte. Was Immer es ist, wenn eS nur für da» Zimmer reicht und das bißchen Essen. Sonst muß sie zum Vater zurück, als reuige Sünderin, du kannst dir vorstellen, wie angenehm das für sie wäre." Ein durchgebranntes Haustöchterchen? Die sind die schlimmsten. Die Lausen au» der Höll« der elterlichen Ehe davon, um sich schnell einen Mann zu fangen und sellsst eine Che zu etablie­ren, die nicht weniger stürmisch ist. Gib acht- Billy, gib acht."''- I. Laß den Unsinn. Mir ist e» sehr ernst. Ich muß einen Menschen neben mir haben, den ich gem haben kann. Ich geh vor die Hunde, wenn ich weiter allein bleib. Ich mutz im Herbst wieder eine Prüfung Wiegen. Ich werde tvieder durch­fallen. Ich weiß«S ganz bestimmt. Weil ich nichts HW, das mich zur Arbeit drängt. Für wen plag ich mich denn? Für die Klimperei hier be­komm ich das Essen, und die paar Groschen, die ich für das Zimmer bezahle. Sonst brauch ich nichts. Und ich bin von Haus aus nicht sehr ehrgeizig, das weißt du fa. Aber ich weiß, daß ich nicht mein ganzes Leben lang-hier bleiben kann. Ich muß also doch studieren. Ich weißt daß ich es muß, und ich kann es nicht. Aus-dieser Klemme vermag mir nur eine Frau zuhelfen, dje klug ist und keine Launen hat, dievernünf- tiger und energischer ist als ich selbst. Begreifst du nun, wamm ich daS Mädel nicht wieder los» lassen will?". (Fortsetzung folgt.)