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Nr. 141. 16. Jahrgang.

1. Beilage des, Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Reichstag .

96. Sigung. Montag, 19. Juni 1899. 1 hr. Am Bundesratstische: Reichskanzler Fürst Hohenlohe, Graf v. Posadowsky , v. Bülow.

Auf der Tagesordnung steht zunächst die dritte Beratung des Handelsprovisoriums mit England. Durch dasselbe wird der Bundesrat ermächtigt, England und den britischen Kolonien bis zum 30. Juli 1900 Meistbegünstigungsrecht zu gewähren.

Abg. Frhr. Heyl zu Herrnsheim( natl.) beantragt folgenden Zusatz: Diese Ermächtigung gilt nur denjenigen Gebietsteilen des britischen Reiches gegenüber, welche den Angehörigen und den Erzeugnissen des Deutschen Reiches das Meistbegünstigungsrecht ge­

währen.

In der Generaldiskussion begründet

Abg. Frhr. Hehl zu Herrnsheim ( natl.)

( ziemlich unverständlich, da er der Tribüne wieder den Rücken zu­

fehrt) seinen Antrag. Die Kolonien seien England gegenüber in Bezug auf die wirtschaftlichen Maßnahmen ſelbſtändig, sie können daher auch selbständig getroffen werden. Staatssekretär Graf Posadowsky :

Ich bitte dringend, den Entwurf so zu lassen, wie er aus der zweiten Lesung hervorgegangen ist. Wir werden uns keinen Augen­blick befinnen, denjenigen, der uns differenziert, auch unsererseits zu differenzieren. Ich würde es um so schädlicher halten, die Vollmacht jezt zu beschränken, als sie doch nur auf ein Jahr gilt.

Sollten Sie sich aber doch zur Annahme des Antrages Heyl entschließen, so bitte ich Sie, den Gefeßentwurf in eine Kommission zu verweisen, da ich dann noch einige Aufklärungen zu geben habe. Ich bitte um so mehr um die unveränderte Annahme der Vor­Tage, als soeben von der englischen Regierung die Antwort auf unsern Handelsvertrags- Vorschlag eingegangen ist.( hört! Hört!) Abg. Lieber( C.) empfiehlt die unveränderte Annahme des Gesezentwurfs. Die Regierung darf das Vertrauen für sich beanspruchen, daß Sie von der Vollmacht nur den Gebrauch machen wird, der im Simme der Wünsche des Reichstags liegt. Eine Kommissionsberatung ist gänz­lich überflüssig; wir werden ja ohnehin Gelegenheit haben, bei der Beratung des vom Abg. Graf Kanig angekündigten Gesezentwurfs alle einschlägigen Bunfte in größter Ausführlichkeit zu behandeln. Abg. Broemel( frs. Vg.):

An sich würde ich ja stets gern bereit sein, eine Vollmacht, die dem Bundesrat gegeben wird, möglichst zu beschränken, da dadurch die verfassungsmäßigen Rechte des Reichstags besser gewahrt werden. Aber dieser tonstitutionelle Gefichtspunkt kann hier nicht maßgebend sein. Hier würde die vom Abg. Heyl vorgeschlagene Beschränkung eine Schwächung unserer Poſition in handelspolitischer Beziehung bedeuten. Der Antrag läßt feine Rücksicht auf den besonderen Fall zurüdgezogen werden würde. Andernfalls muß der Reichstag ihn Im Intereſſe der Sache würde es liegen, wenn der Antrag ablehnen. Eine Kommissionsberatung scheint mir aber in diesem Stadium der Beratung nicht mehr angängig.

zu.

Abg. Röficke( Bd. der Landwirte):

habe. Um so weniger begreife er, wie die Regierung aus seinem Antrag ein Mißtrauen habe herauslesen können. Er bezwecke in der Sache nur das, was die Regierung foeben zugesichert. eine Kommission von 21 Mitgliedern überwiesen. Damit schließt die Generaldiskussion. Die Vorlage wird an

Es folgt

die erfte Beratung der Zuchthausvorlage ( Gesez zum Schuße des gewerblichen Arbeitsverhältnisses").

brechen.

vor

Dienstag, 20. Juni 1899.

brauch machen, soweit man das Recht eines andern nicht verlegt und nicht in seine Rechtssphäre eingreift.( Sehr richtig rechts, Unruhe links, viele Zurufe.)

Präsident Graf Ballestrem: Meine Herren ich bitte Sie, die Herren Mitglieder des Bundesrats nicht zu unterbrechen. Sie werden dann zu Worte fommen, um ihnen zu antworten und dann werde ich dafür sorgen, daß Sie auch von den Mitgliedern des Bundesrats nicht unterbrochen werden.( Große Heiterfeit.)

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Staatssekretär Graf v. Posadowsky ( fortfahrend): Meine Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe- Schillingsfürst : Herren, ich verspreche, der Weisung des Herrn Präsidenten zu folgen Meine Herren! Noch ehe der Gesezentwurf, der uns heute be-( Heiterkeit). Ich meine also, ein solcher Begriff der fchäftigt, dem Reichstage vorgelegt war, wurden lebhafte Angriffe Stoalitionsfreiheit, wie ihn die radikalen Gegner diefer Vorlage gegen denselben erhoben, sowohl in der Presse wie auch in öffent- definieren, ist unvereinbar mit der Sicherheit und lichen Versammlungen; diese Angriffe haben auch bereits im Reichs- Ordnung irgend eines geordneten Staatswesens.( Sehr richtig! tage mehrfachen Ausdruck gefunden. Und doch bringt das Gesetz rechts.) So sehr an der Denkschrift, die einfach eine Zusammen Ihnen nichts Neues und unerwartetes. stellung der Berichte lokaler Verwaltungsbehörden ist, Kritik geübt Schon vor acht Jahren hat der Minister v. Berlepsch die spätere ist, so beweisen doch die Thatsachen, die diese Denkschrift enthält, Wiederaufnahme der damals abgelehnten Regierungsvorlage mit daß man die Koalitionsfreiheit seitens der Arbeiter in einem gleichen Zielen ausdrücklich in Aussicht gestellt. Nach den Er- Sinne ausgelegt hat, der mit der wahren Freiheit sowohl der fahrungen, die man in der Zwischenzeit bei Ausständen gemacht hat, Arbeitgeber, wie der Arbeitnehmer nicht mehr vereinbar ist. Ich würde konnte niemand voraussetzen, daß die Verbündeten Regierungen ihre es für ganz richtig halten, anstatt Ihnen hier eine besondere Vorlage vor Absicht dauernd aufgeben würden, den Terrorismus, der bei Aus- zulegen, einfach qualificierte Bestimmungen zum Schuße der persön ständen den Arbeitswilligen gegenüber angewandt wird, energisch zu lichen Freiheit ins Strafgesetzbuch aufzunehmen, denn die Be­bekämpfen. stimmungen dieser Vorlage bezweden nichts, wie einen durch die Die abfällige Kritik der gegenwärtigen Vorlage wird num ins- Erfahrung gebotenen verstärkten Schutz der persönlichen Freiheit. befondere von der socialdemokratischen Partei in leidenschaftlicher( Lachen links.) Was ist Koalitionsfreiheit, was ist überhaupt Freiheit? Weise ausgeübt, und zwar ohne Zweifel aus dem Grunde, weil sie Heiterkeit links.) Meine Herren, ich werde Ihnen die Antwort die Folgen des Gefeßes ihren Interessen für darauf erteilen und ich werde sehen, ob sie meine Antwort wider­nachteilig hält.( Burufe bei den Socialdemokraten; Glode legen lönnen. Freiheit ist jedenfalls, etwas zu thun oder auch etwas zu des Präsidenten.) laffen.( Stürmische Heiterkeit links.) Meine Herren, ich begreife Präs. Ich bitte, den Herrn Reichskanzler nicht zu unter- icht, daß Sie so aufgeregt sind; wer das gute Recht für sich zu haben glaubt, der hat den Wut der Kaltblütigkeit.( Lachen lints; Sehr richtig! rechts.) Koalitionsfreiheit Koalitionsfreiheit ist also jedenfalls Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe- Schillingsfürft: und be­fürchtet, daß die Macht, welche sie auf die Arbeiter ausübt, da die Freiheit, sich zu koalieren oder eine Koalition abzulehnen. Es fragt sich also, wie weit sind Gewerbsgenossen befugt, durch Nötigung durch beeinträchtigt werden könnte. Daß diese Besorgnis nicht unbegründet ist, muß ich zugeben. und alle die Mittel, die hier unter Strafe gestellt sind, ihre Erwerbs Ich begreife deshalb vollkommen, daß die Herren der social- genossen oder Arbeitgeber zu zwingen, etwas zu thun oder etwas demokratischen Partei den Gesezentwurf bekämpfen. Was ich aber zu unterlassen. In dem führenden Journal der Socialdemokratie, nicht begreifen würde, wäre, wenn diejenigen Parteien, deren Be- Der Neuen Zeit", heißt es bei der Besprechung dieses Geſetzentwurfs: strebungen weder auf die republikanische Staatsform, noch auf den( Der Herr Staatssekretär sucht längere Zeit vergeblich nach der be treffenden Notiz. Zurufe der Socialdemokraten: Beherrscht das die Rollettivismus abzielen, fich auch an der grundsäßlichen Bekämpfung Vorlage? Sehr gut präpariert!) Aljo es heißt da: Das Koalitions des Gesetzes beteiligen wollten.( Lachen links. Echr richtig! rechts.) recht ist eine innere Notwendigkeit der Arbeitsverhältnisse, die durch Koalitionsrecht der Arbeiter soll einen freien Vertrag von rechtlich freien Arbeitern geschlossen werden. Denn, meine Herren, das ( Heiterkeit nicht im geringsten beschränkt werden. Den Arbeitern das freie Recht der Koalition durch Gesetzgebung, links.) Arbeitgebern wie Arbeitnehmern bleibt nach wie Verwaltungsmaßregeln, Rechtsprechung, Zwang seitens der Unter auf die Gestaltung der Arbeitsbedingungen behufs gemein zu nehmen, heißt den Arbeitern das Recht nehmen, das Recht und die Möglichkeit, sich zur Einivirkung nehmerschaft oder sonstwie oder sonstwie, meine Herren!- schaftlicher Verabredung zusammenzuschließen; Arbeiterausstände arbeiten, bleiben, wie bisher möglich.( zurufe bei den Socialdemokraten.) abzulehnen, nur unter Bedingungen zu arbeiten, die allein Es ist eine Uebertreibung, wenn man behauptet, daß dem Arbeiter der Arbeitgeber vorschreibt. Auf diese Ausführungen kann feine Arbeit zu erreichen. Das Gesetz soll lediglich die Beschränkung dingungen fie arbeiten wollen oder nicht. Die Deduktion des die Möglichkeit abgeschnitten werden solle, beſſere Bedingungen für ich mich durchaus beziehen. Wir wollen auch den Abeiden Bes vollkommen freie Selbstbestimmungsrecht geben, unter welchen der Willensfreiheit des Einzelnen durch Terrorismus, vor allem focialdemokratischen Blattes enthält nur eine schwere Lücke. Die aber das Treiben gewerbsmäßiger Agitatoren und Hezer Koalitionsfreiheit ist hier nur gefordert gegenüber den staatlichen verhindern. Wenn wir das Gefeß erst in letzter Stunde Behörden und gegenüber den Arbeitgebern, aber dieselbe Koalitions vorgelegt haben, so Tag der Grund der Verzögerung in Hindernissen, die die Verbündeten Regierungen zu befreiheit, die im Namen der freien deutschen Arbeiterschaft gefordert feitigen nicht in der Lage waren. So kam das Ende der Tagung 3wang, sich einer Koalition anzuschließen, sobald von Berufs­wird, verwandelt sich sofort in einen unerbittlichen heran. Nach den feierlichen Ankündigungen der Throurede und bei den Gerüchten, die über den Inhalt des Gesetzes tendenziös ver- Ausstand beschlossen wird. Das ist eine sehr einseitige Agitatoren oder einer Minderheit von Arbeitern ein breitet wurden, durften die verbündeten Regierungen nicht zögern, Koalitionsfreiheit. Wenn einer Minderheit von Arbeitern die das Gesetz dem Reichstage vorzulegen, um damit die künstlich Arbeitsbedingungen nicht mehr zusagen, so verlangt sie, daß dann Der Vorbehalt, der im Antrag Heyl liegt, scheint mir doch not- geschaffenen Besorgnisse zu zerstreuen. Wenn ich nicht irre, ist sofort der Beschluß, zu streiken, angesehen wird als eine höhere Biefer gwed erreicht. Jeder Unbefangene wird zugeben, daß die Gewalt, als ein Schicksalsspruch, dem sich jeder fügen muß. wendig, weil er uns einen gewissen Schuß sichert. verbündeten Regierungen noch auf dem Standpunkte stehen, auf dem Sie betrachtet jeden Arbeiter als Verräter, der sich diesem Spruch fie 1890 gestanden haben. Ich hoffe, daß wir, wenn auch nicht jetzt, nicht fügt. Sehr bezeichnend in dieser Hinsicht ist eine leine Notiz, doch bei späterer Behandlung ein Gesez zu ſtande bringen die ich fürzlich las, über eine Aeußerung, die ein socialdemokratischer werden, das die Interessen der Arbeiter zu schützen geeignet ist. Neichstags- Abgeordneter in einer Berliner Beriammlung gethan ( Bravo ! rechts.) und die sehr wenig paßt zu dem Begriff der Koalitionsfreiheit, den Staatssekretär Graf v. Posadowsky : ich vorhin definiert. Der betreffende Reichstags- Abgeordnete sagte Gestatten Sie, meine Herren, daß ich den allgemeinen einleitenden da: In der Denkschrift( zu dem vorliegenden Gesezentwurf) fich mit dem Handelsvertrag beeilen wird. Jetzt fucht die englische Worten des Herrn Reichskanzlers noch einiges hinzufüge. Ich ver- wird besonders betont, daß es eine Pflicht des Staates sei, Regierung durch Hinhalten Vorteile für sich herauszuschlagen. Die Stimmung unseres Boltes gegen England ist keineswegs freundlich. pflichte mich dazu, wenn Sie meine Ausführungen bestreiten, Ihnen die Arbeitswilligen zu schüßen, da diese gerade für den Staat bes Also diese Schlafmüßen, Man muß ihr Rechnung tragen. Eine Niederlage in handelspolitischen ernsthaft und aufmerksam zuzuhören. Der Herr Reichskanzler hat fonders nützliche Elemente darstellen. die noch nicht zur richtigen Erkenntnis Dingen verlegt den berechtigten deutschen Nationalstolz. Das nationale bereits angedeutet, daß diese Vorlage in der Oeffentlichkeit seitens diese Dummen, Bewußtsein ist verletzt durch die Vorgänge auf Samoa und ihrer radilalen Gegner vorzugsweise bekämpft werde aus a II- ihrer Lage gelangt sind( Schr richtig! links), die sind die würdigen gemein politischen Gründen und nicht aus fach Stützen des Staates! Was muß das für ein Staat sein, die toburgische Thronfolge= Angelegenheit,( Lachen links.) lichen Gründen: In der gegnerischen Presse habe ich keine der sich nur auf Dumme stützt!( Schr wahr! links.) Und man in England über deutsche Fürstenthrone verhandelt, objektive Erörterung der Frage gefunden: diese Leute soll man nicht verachten? Einen Schuft kann man wo die englische Bresse in die Verhältnisse eines deutschen Staates ruhige, einzubringen sich erfrecht.( Uh! uh! links.) Es ist notwendig, daß sind überhaupt die Zustände, wie sie sich zur Zeit ent nur als einen Schuft ansehen!( Sehr wahr! links.) Also wenn wickelt haben, länger vereinbar mit der staatlichen Ordnung? jemand sagt: ich bin zufrieden mit meinem Lose, ich will mich einem man bas verlegte nationale und monarchische Bewußtsein wieder- Man behauptet, wir wollten zwar formell die Koalitions- wildfremden Agitator nicht fügen, so ist er ein Schuft und ein freiheit dem deutschen Arbeiter lassen, wollten: fie ihm Dummer! In Ihren Augen ist ja jedes Mittel entschuldbar, was aber thatsächlich nehme it.( Sehr wahr! bei den Social- dazu führt, daß die anderen sich Ihren Ansichten fügen. Es ist in demokraten.) Diese Behauptung ist unrichtig.( Widerspruch Ihrer Presse immer besonders darauf hingewiesen worden, daß diese links) und diejenigen Herren, welche diese Behauptung aufstellen, Vorlage ein unerhörtes Attentat auf die Soalitions­wissen, daß dem so ist( Lachen links). Meine Herren, wir denken freiheit( Sehr wahr, links), eine Vernichtung dieses Rechtes dar­nicht daran, die berechtigte Koalitionsfreiheit der deutschen Arbeiter stellt( Sehr wahr! links). Aber Sie werden in die Enge getrieben aufzuheben oder auch nur zu beschränken. Im Gegenteil, ich per durch den Nachweis, wie konsequent die Vorlage unterscheidet zwischen iönlich behaupte, daß diese Koalitionsfreiheit gewissermaßen im wirt der berechtigten Ausübung der Koalitionsfreiheit und dem durch ein schaftlichen Interesse aufrecht erhalten werden muß.( Buruf: Gewiß! übertriebenes Machtbewußtsein der Arbeiter hervorgerufenen Mi i- bei den Socialdemokraten.) Es haben sich infolge der modernen brauch derselben( Lachen links). Ohne ein Recht zu drohen den Gegnern Industrie gegenwärtig Arbeitsstätten gebildet, die den Umfang und gegenüber wäre in der That das Koalitionsrecht völlig wertlos", so die Einwohnerzahl einer kleinen, ja einer Mittelstadt enthalten. fagt der Vorwärts" in seiner Bekämpfung der Vorlage. Nun ist dabei gerade das äußerst interessant, daß durch die betreffende Be­ſtimmung der Vorlage gerade die bisherige Bestimmung der Gewerbe­Ordnung, die eine Drohung mit einer berechtigten Handlung nicht unter Strafe ſtellt, aufrecht erhalten wird. Es folgt daraus, daß Sie nach Ihrer Auffassung auch das Recht für sich in Anspruch nehmen, mit unberechtigten Mitteln zu drohen. Das bedeutet aber das Aufgeben der Staatsgewalt.

Wir halten nach wie vor unsern Standpunkt für den einzig rich Higen( Heiterkeit). Wir werden aber unsern Antrag vor der zweiten Lesung nicht wieder einbringen, sondern werden uns auf den Antrag Hehl einigen. Auf der Basis des Antrags Hehl wird die Regierung fich genötigt sehen, England als Ganzes aufzufassen( Widerspruch und feine weiteren Konzessionen zu machen. Abg. von Kardorff( Np.):

Abg. Liebermann von Sonnenberg( Antis.) empfiehlt Kommissionsberatung. Der Antrag Heyl bedeutet keinen Angriff gegen England. Es handelt sich nur darum, der Regierung schärfere Waffen zu geben und dem Ausland zu zeigen, daß die Geduld des deutschen Volkes sich auch einmal erschöpft. Der Antrag Hehl wird entschieden zur Folge haben, daß England

Herstellt.( Lachen links.)

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Abg. Frhr. Heyl zu Herrnsheim( natl.) beantragt, die ganze Vorlage nebst seinem Antrage nach der Generaldiskussion einer Kommission von 21 Mitgliedern zu über­weisen. Staatssekretär Graf Posadowsky bittet nochmals um Ablehnung des Antrages Heyl. Dem Vorredner nach Samoa oder Koburg zu folgen, müsse er ablehnen. Zur Sache selbst wolle er seine vorigen Mitteilungen dahin ergänzen, daß die Antwort Englands auf der englischen Botschaft eingetroffen fei. Ob er aber in der Lage sein werde, in der Kommission schon eingehende Mitteilungen über den Inhalt der englischen Vorschläge machen zu können, sei ihm recht zweifelhaft.

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Durch die wachsende Volksbildung der deutschen Arbeiter, durch die zunehmende Wohlhabenheit der übrigen Klaffen sind ganz natur Abg. Dr. Hahn( wildt.) gemäß auch die Ansprüche der Arbeiter an ihre Lebens­tritt für den Antrag Heyl ein. haltung gewachsen und auch ihr Selbstbewußtsein. Dieses Selbst­Staatssekretär v. Bülow: bewußtsein der Arbeiter hat sich wesentlich gesteigert unter der Herr Unsere Haltung in der Samoafrage habe ich dahin präcijiert, schaft des allgemeinen Wahlrechts. Die Arbeiter haben weder selbst den Rechtsboden verlassen noch uns erkannt, daß ihre Interessen zum Teil solidarisch sind und daß für Ich verweise Sie da noch auf einen sehr intereffanten Artikel dazu drängen lassen. Nach der Samoa- Akte sind alle Ver- fie ein Vorteil darin liegt, wenn sie ihre Interessen solidarisch ver­änderungen Auf Grund treten. Wie die Synditate einerseits die Preise durch ihre Koalition in der Neuen Zeit". Ta heißt es: Die Quintessenz der zehn unsere Zustimmung gebunden. ant diejes Princips der Einstimmigkeit hat inzwischen die Samoa- zu erhöhen suchen, so toalieren sich unter Umständen die Arbeiter, Paragraphen besteht darin, durch eine Reihe von Kautschut Kommission die Leitung der Regierung auf Samoa über- um den Wert dessen, wovon sie leben, ihren Arbeitslohn, zu bestimmungen alles das zu hindern, was zur wirksamen Durch­Die fonsularischen Vertreter der Mächte find angewiesen steigern. Das find wirtschaftliche Erscheinungen, gegen, die sich nichts führung eines Streits notwendig ist( Sehr wahr! links). Denn es worden, sich der Kommission unterzuordnen. Die von unserem machen läßt, mit denen das moderne Erwerbsleben meines Erachtens giebt feine zur Durchführung des Streis notwendige, überhaupt Tertreter in der Stommission bisher eingelaufenen telegraphischen rechnen muß. Man kann sich damit trösten, daß jene Ueberspannung feine Handlung mehr, die nicht unter irgend eine Bestimmung diefes Mitteilungen lauten durchaus befriedigend. Die Kom der natürlichen Wirtschaftsgejeze von einer Partei oder der anderen Gesetzes gebracht werden könnte.( Sehr wahr! links.) In diesem mission hat zunächst die Aufgabe, die Ruhe und Ordnung wieder schließlich zu einem Niedergang führt und darin ihre natürliche Entwurf ist aber feine Handlung unter Strafe gestellt, die nicht in herzustellen. In die Streitigkeiten über die Thronfolge werden wir Korrektive findet. Ich bin in dem Hause hier häufig genug auf dem Mittel des förperlichen Zwanges, der Drohung oder Sach Sie bezeichnen also diese offenbaren Rechts­uns nicht einmischen. Wir geben uns der Hoffnung hin, daß die Aeußerungen gestoßen, die das Ehepaar Webb über die englische beschädigung besteht. Selbst diese Schriftsteller, die in widrigkeiten als notwendige Voraussetzung für die Ausübung der Stommiffion zu einem den Grundfäßen des Rechts und der Billigkeit Arbeiterbewegung gethan hat. entsprechenden Ergebnis gelangen wird. Wir werden jedenfalls nicht ihrer Weise auf einem arbeiterfreundlichen Standpunkt stehen, Koalitionsfreiheit in Ihrem Sinne. über englische Streifverhältnisse folgendes. Es In dieser Beziehung bemerkenswert ist eine im Vor­um eines Haares Breite von unserem guten Recht abweichen.( Leb- schreiben heißt da: Das bedeutet den Stillstand ungeheurer. Be- wärts" abgedruckte Aeußerung des Organs des Maler hafter Beifall.) triebe, das gezwungene Feiern von hunderten anderer Arbeiter, verbandes. Wehe dem," so heißt es da. Abg. Lieber( C.):" Meine politischen Freunde teilen nicht das Mißtrauen des Ab- den Verkauf ihres Hausrats und das langjame Verhungern tausender wagen sollte, dem freiheitlichen Ideale der Arbeiter zu nahe zu geordneten Hahn gegen unsere Regierung. In die Samoanische an dem Streit nicht Beteiligter.( Sört! hört! rechts.) Die Wirkungen treten. Die Annahme der Zuchthausvorlage wäre die Proflamation waren nicht auf diese vorübergehenden Erscheinungen beschränkt, der Revolution." Das Blatt folgert dann weiter: Es bleibt nach Angelegenheit mich zu verlieren, habe ich keinen Anlaß. Ebensowenig sondern die Arbeiter haben in der That den Unternehmern in die der Annahme dieses Geschentwurfes für die Arbeiterklasse nur die liegt es im Interesse des Reichstags, auf die koburg- gothaische Erbfolge Hände gearbeitet. Die Gewerkvereine wurden dadurch zerstört. Die Alternative: entweder fie verzichten auf jede Verbesserung ihrer Angelegenheit einzugehen. Was den vorliegenden Gegenstand an inneren Stämpfe haben in allen Vereinen einen Zustand von Schwäche Lebenslage oder sie begeben sich auf den Boden der Ungesetzlichkeit. langt, so will ich mich dazu nicht weiter äußern, nachdem der Antrag auf Kommissionsberatung eingereicht ist; auch ich bin der Aus diesem Zeugnis geht auch hervor, daß Arbeiterausstände doch ein das zweite." Nun, meine Herren, die Drohung mit der Revolution, Antrag auf Kommissionsberatung eingereicht ist; auch ich bin der hervorgerufen, von der sie sich bis jetzt noch nicht erholt haben." Ersteres werden die Arbeiter nie thun. Es bleibt ihnen also nur Meinung, daß dieser Weg der gangbarste ist. zweischneidiges Schwert find. Wir wollen also in diese natürlichen die fennen wir sehr gut. Sie haben ja auch gedroht mit dem großen Verhältnisse nicht eingreifen und glauben auch, daß man darin nicht Kladderadatsch; Sie hatten sich aber inzwischen davon überzeugen ( wieder unverständlich, da er wieder der Tribüne den Rüden zukehrt) eingreifen kann. Aber wenn der Arbeiter sein Recht vertritt, tann müssen, daß in der Weltgeschichte die Dinge sich nicht so schnell voll­erklärt, daß die Zusage der Regierung, überall da zu differenzieren, er das in einem Rechsstaate nur nach dem Grundjag: nemi nem ziehen, wie man es wohl manchmal in einem Vereinslokal hofft! wo wir differenziert werden, ihn mit großer Befriedigung erfüllt laedit, qui suo jure ulitor. Man darf von seinem Necht nur Ge-( Sehr gut! rechts. Lachen lints.)

Abg. Frhr. Heyl zu Herrnsheim( natl.)

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