Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik

Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh

Redaktion und Verwaltung: Prag   XII., Fochova 62

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Telephon 53077

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Herausgeber: Siegfried Taub

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17. Jahrgang

Spiel mit dem Feuer

Verantwortlicher Redakteur: Karl Kern, Prag  

Dienstag, 5. Jänner 1937

Weltere Kriegshandlungen deutscher   Kriegsschiffe Spaniens   Außenminister kündigt ,, Abwehr mit allen Mitteln" an Valencia  . Durch die Beschlagnahme zweier weiterer spanischer Re­gierungsdampfer seitens deutscher   Kriegsschiffe hat sich die Lage außeror­dentlich verschärft. Es handelt sich um das Schiff Aragon  ", das von Alme ria nach Malaga   unterwegs war und bei Punto Sapinal von einem deutschen  Panzerschiff angehalten und in einen Hafen der Aufständischen dirigiert wurde, sowie um den kleinen Dampfer Matra Jugquera"( 600 Tonnen), ber Sonntag mittags von dem Kreuzer Königsberg" an der nordspa­nischen Küste aufgebracht wurde.

Der deutsche   Kreuzer Königsberg")

gramm gerichtet:

hat an die spanische Regierung folgendes Rabio- Die ,, Aragon  " freigegeben! Ra bat.( Reuter.) Wie das Funk, Der deutsche Admiral in den spanischen Geftation Tetuan meldet, wurde das von wässern ist bereit, das mit Beschlag belegte fpa. nische Schiff ,, Aragon  " freizugeben und für- dem deutschen   Schlachtschiff Graf berhin von weiteren Bergeltungsmaßnahmen gegen Spee" mit Beschlag belegte Schiff der Schiffe der spanischen   Negierung Abstand zu neh- spanischen Regierung, Aragon  " frei­men, falls der an Bord des deutschen   Schiffes gegeben. ,, a I o 8" angehaltene Reisende freigelassen und der beschlagnahmte Teil der Fracht des dent fchen Schiffes Palos" zurückgestellt wird. Die Antwort wird mittels Rabis   erwartet."

Die spanische Regierung trat unverzüglich su einer Beratung zufammen. In einem später ausgegebenen Kommuniqué verwahrt sich das spanische Außenministerium gegen die offensicht liche Berlegung des internationalen Rechtes, die fich der deutsche Admiral zufchulden kommen ließt. Gleichzeitig wird erklärt, daß die spanische Regie rung auf das Telegramm des deutschen Admirals nicht nur wegen der Form, fondern auch wegen bes Tones, der sonst nur bei Berhandlungen mit Staaten angewendet werde, die keine eigene Souveränität besitzen, nicht antworten

werde.

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Die spanische Regierung lenkt in dem Rom  muniqué die Aufmerksamkeit weiters darauf, das ähnliches Vorgehen die Gefahr eine& onflitte@ d ft, auf die fie bereits früher aufmerksam gemacht hat. Sie ver. heimlicht auch nicht die Befürchtungen, daß eine ähnliche Tat ireparable Konfequen. zen haben könnte. Wegen des Ernstes der ge­famten Lage hat die spanische Regierung be­fchloffen, fofort auf diplomatischem Wege die ent­sprechenden Schritte zu unternehmen.

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Ein britisches Schiff

beschossen

Einzelprets 70 Heller( einschließt.5 Heller Porto)

Aus dem Inhalt:

Konjunkturlöhne

bei Mannesmann

Die Forderungen

der Keramarbeiter

Vorausgehörter

Rundfunk in Asch

Mahnung

Nr. 4

an Sowjetrußland

Weiters haben sich die Aufständischen neue Uebergriffe gegen britische Schiffe zufchulden Wer wissen will, wie Sowjetrußland von tommen lassen. Vier Schaluppen der Aufstän­dischen haben den großen englischen Handels- heute im Kopfe eines wohlwollend- sozialistischen dampfer BI ad ill", der von Bayonne   nach und nur aus Liebe kritischen Mannes von Bedeu­Santander fuhr, am Neujahrstage in der Nähe tung sich vor allem ſozial- pſychologiſch ſpiegelt, von Lequita mittags verfolgt und mit 16 Kano- empfängt darüber mehr und authentischer als aus nenschüssen bombardiert. Das Schiff wurde aller- früheren Berichten noch so aufmerksamer Ruß­dings nicht getroffen und konnte sich den verfol- Zeugnis André Gide   3, niedergelegt in feinem landfahrer Belehrung und Aufklärung durch das genden Schaluppen entziehen. Büchlein Retour de l' U. R. S. S."( Rückkehr aus URSR).

Der britische Botschafter in Hendaye   hat fo­fort den Auftrag erhalten, bei der Burgos  - Regie­rung in entschiedener Weise gegen die Anhaltung

berlian protestieren, ebenso gegen die Anhaltung des Dampfers Etrip", welcher von Haifa   nach England mit einer La bung Orangen an Bord unterwegs war.

Von den Aufständischen wurden weiters in der Meerenge von Gibraltar bie avet Gowjet­dampfer Postischew und Krafnyi Brofintern" angehalten, nach erfolgter Durchsuchung aber

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wieber freigelaffen.

Vor Madrid   starke Angriffe abgewiesen

Madrid  . Der Ausschuß zur Berteidigung ber Stadt teilte Montag mittags mit: Die Auf ständischen unternahmen Sonntag unter Teilnahme starter deutscher Ab. teilungen einen Angriff. 28ährend her Dämmerung wurden die Aufftänbifchen auf allen Seiten zurückgedrängt. Im Verlaufe der Flieger fämpfe wurden drei feindliche Flugzeuge abge. fchoffen.

Der Angriff galt dem Viertel, das nach der Zu­fage des Generals Franco als neutrale erstenmal, daß Häuser in diesem Viertel, in dem Bone angesehen werden sollte. Es geschah zum sich auch die britische Botschaft befindet, bombar­diert wurden. Man befürchtet, daß die Zahl der Opfer groß ist.

Aufständische Flieger bombardierten Montag vormittags das Stadtzentrum von Madrid  .

Die republikanischen Truppen besetzten Mon­tag beim Morgengrauen die etwa 200 Meter von dem Dorf Villa Berberbajo entfernte Fabrit Emcalduna, in der bisher Kriegs­material hergestellt wurde.

An der Guadarrama- Front haben die Ne­gierungstruppen nach dreitägigem heftigen Kampfe Almadrone genommen.

USERA

CARABANCHEL

CARABANCHEL BAJO

RASURERO

ALTO

LEGANES

GETAFE  !

MADRID  

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MILES

Außenminister del Bayo betonte in einer Nede vor dem Kongreß der sozialistischen   Jugend, daß ein Land, das fünf Monate für seine Frei­heit tämpfe, es nicht zulaffen könne, daß man mit ihm wie mit einer Kolonie umgehe. Spanien   übe Im Zuge des Vormarsches in der Provinz nur sein unleugbares Recht aus, das für die Auf­ftändischen bestimmte Kriegsmaterial zu suchen Burgos   haben die Regierungstruppen die und zu konfoszieren. Auf diese Ausübung des die Stadt Espinofa de Los Monteros beherrschen. Man beachte die Abschnürung der Marok­Rechtes eines souveränen Staates werde mit An- den Höhen bescht. griffen in den eigenen Hoheitsgewässern geant. wortet.

Paris   erwartet Mäßigung

Deutschlands  

Die Front bei Madrid   nach rund zweimonatigen Kämpfen

kanet im Universitätsviertel( links oben)!

Kein Ruhmesblatt

für die Königsberg  " Die erste ,, Repressalie" von deutscher   Seite,

André Gide   ist nicht irgendjemand. Als einer

er berühmtesten Schriftsteller des zeitgenössi ichen Frankreich   hat sein Wort Sondergeltung im Kulturleben nicht nur des Westens, sondern ganz Europas  ; als glühender Sozialist, dessen Appell zum Umbau der Welt jahrzehntelang Ruf in der Wüste blieb, dürfen wir Gide  , den intimen Freund Léon Blums  , als Fleisch von unserem Fleische betrachten; und als rückhaltloser Bewunderer der

Russischen   Revolution, als lateinischer Banners träger der sowjetrussischen Sache, Kamerad Gor­tis, Ehrengast Stalins, ist und bleibt er gesin­nungsmäßig, weltanschaulich und moralisch Auto­rität auch für alle Kommunisten( so sehr auch die von der Linie mit Blindheit geschlagenen von ihm abrücken", weil, nun weil er kompromißlos die Wahrheit sucht und ausspricht, was iſt).

André Gide   eilte im Juni 1936 nach Mos fau, alarmiert von der Nachricht über das Hin­sterben Magim Gorkis; bei den Leichenfeierlich teiten für den großen russischen Dichter hielt Gide  in Moskau  die

from bon meing garanttent for für das Mußland

von heute überfloß. Dann aber sah er sich im Lande um, durchforschte dessen Seele, die Seele des russischen Menschen von 1936; mit dem Auge des Marristen sah er neben imponierenden Höhen russischen Lebens gähnende Abgründe, mit dem Auge des freiheit- geborenen Franzosen ge­wahrte er enttäuschende, erbitternde, furchter­weckende Unfreiheiten und, immer in Hingabe an die proletarische Revolution, schrieb er sein Büch lein, das nicht anders denn als eine Mahnun, an die Lenter Sowjetrußlands, aber auch an die Ar­beiterschaft der ganzen Welt aufzufassen ist.

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André Gide  , der nicht müde wird, zu be teuern, daß er das Schicksal der Kultur als an das Geschick Sowjetrußland gebunden eracnet, das darum unter allen Umständen zu verteidigen ist, steht sich genötigt, zu erklären, daß er sich in vielen wesentlichen Dingen Sowjetrußlands ge= täuscht habe, und hält es für seine Pflicht, seine Irrtümer einzubekennen, denn es gibt Dinge, ivichtiger als URNS  : die Menschheit, ihr Schicks sal, ihre Stultur". Gide   sah in Rußland   neben Großartigem( das er überall in seinem Buche würdigt) Schlimmes. Dabei geht es ihm nicht so sehr um das Wirtschaftliche, Industrielle, um Er­zeugung und Verteilung der Waren- so sehr ihn auch die endlosen Schlangen vor den Magazinen befremdeten, die unzulänglichen Quantitäten und noch mehr die schlechten Qualitäten der Waren, dez Lebensmittel wie der Gebrauchsartikel, die durch die Konkurrenzlosigkeit des allein erzeugen= den und verkaufenden Staates nicht nur teinen dern jede Geschmacksbildung des Volkes unmögz besseren Geschmack zu befriedigen vermögen, son­

,, Wir sind fest entschloffen, fagte ber Minister, was immer auch geschehen möge, den deutschen   Angriff zur See nicht zuzulaffen, und werden ihn, wenn Paris  . Die Aufmerksamkeit der politi es notwendig sein sollte, un fer en schen Deffentlichkeit in Paris   ist hauptsächlich auf die am Neujahrstage erfolgte Beschlagnahme des Kräften entsprechend be bie beutfch- fpanischen zwifchen spanischen Dampfers Soton", ist überdies, lich machen. Bürgerlich im schlechtesten Sinn und antworten. Es wurde ber Befehl fälle gerichtet. Außer den deutſchen   amtlichen wie man jezt erfährt, für die Königsberg   nicht fleinbürgerlich würden auf diese Weise die An­gegeben, gegen fedweden An- Berichten veröffentlichen die Blätter die Erklä- allzu rühmlich verlaufen. Bekanntlich setzte der sprüche der Menschen, deren Gleichgültigkeit und griff zur See mit allen Mit- rungen der Regierung von Valencia   und der Kapitän nach den ersten Warnungsschüssen der Stumpfheit den Stachanovismus mithegründe, feln vorzugehen. Die Verant. panischen Botschaft in Paris  , welche mit der Königsberg  " das Schiff auf Grund, um der eine neue Art der Anpeitschung dort, wo früher wortlichkeit dafür, was folgen wird, hinweisen, da es fich nicht nur um eine offen. beutschen Behauptung polemisieren und darauf Untersuchung zu entgehen. werben nicht wir tragen." undige Berlehung des internationalen Rechtes und des Londoner   Nichtangriffs- Abkommens hanble, sondern um eine tatsächliche triege rifche Handlung gegen die Spanische Re­ publit  

Ultimatum der belgischen Bergarbeiter

Arbeitszeitverkürzung oder Strelk

die Knute herrschte. Dem Konformismus.( der spanischen   Kriegsflotte in der Cantabera- See genfäße wachsende Ungleichheit der Löhne gegens Inzwischen entsandte der Kommandant der Gleichschaltung) stehe in diesem Lande der Ge­awei Untersee boote und einen über und so rühmenswert die Wirtschaft und das erstörer an Ort und Stelle, um zu vers Leben in den Musterkolchosen sei, so bedrückend hindern, daß die Soton" nach dem Flottwerden wirken daneben zurückbleibende Kolchosen, in neuerlich angehalten werde. Der Regierungss denen der Mensch, in ärmlichsten Massenquarties In Paris   erwartet man, daß Deutschland   fommissär von Santander protestierte energisch ren bei schlechtester Nahrung zusammengepfercht, teine weiteren Maßnahmen treffen gegen die Anhaltung des Dampfers. Brüffel. Die gesamtstaatliche Bergar entpersönlicht werde. werde, welche den Konflikt verschärfen könnten. beiterzentrale ist heute in Brüffel zusammenge­Tatsächlich gelang es, die Soton" wieder Am bösesten aber ist der Konformismus des treten, um zu der Frage der Berkürzung der Ar- Die fich häufenden Zwischenfälle in den flottzumachen. Der Dampfer lief dann unter Denkens, die Gleichschaltung der Gedanken, des beitszeit auf den Gruben Stellung zu nehmen. Spanischen   Gewässern werden an den französischen dem Schuß der Hilfseskadre der bastischen Re- Urteils, jeder Meinung. Der russische   Mensch lebt Es wurde eine Resolution angenommen, die den politischen Stellen und in der Bresse aufmerksam gierung und einiger Flugzeugeskader der Ne dahin ohne Ahnung von der übrigen Welt, über in dieser Angelegenheit bereits früher gefaßten verfolgt. Bon zahlreichen Seiten wird die gierung troß der Königsberg  ", die nach dem die er nicht oder nur ganz mangelhaft informiert Beschluß bestätigt und dem Reichsausschuß der wachsendesitler gefahr in Spa offiziellen Bericht der bastischen Regierung bei werde, und zwar so, daß die jungen Leute in dem berna Bergarbeiter das Vertrauen zu den Berhandlungen nten für Frankreich   hervorgehoben und der der Hafeneinfahrt hielt und sich heraus. Glauben aufwachsen, jenseits Sowjetrußland mit der Regierung wegen Erfüllung der Forde- Ansicht Ausdruck gegeben, daß das Berhalten fordern d benahm, in den Hafen von Santone herrsche überall Nacht. Ruſſiſche   Jugendliche vers rungen der Bergarbeiter bis zum 15. Jänner Deutschlands   derart ſei, als wollte es ab fit ein. Die Anwesenheit der spanischen   Regierungs- meinen, nur in Moskau   feineswegs aber in ansspricht. Wenn die Verhandlungen zu keinem ih nene& omplitationen der an Unterfeeboote dürfte offenbar dazu beigetragen Baris- gebe es Untergrundbahnen und Tram­Ziele führen sollten, wird am 18. Jänner der und für sich schon sehrschwierigen Lage hervor. haben, daß die Königsberg  " ihre erste Brise ways und in den französischen   Schulen werden rufen. Streit broklamiert werden. doch wieder entkommen ließ. die Kinder geschlagen... Man lernt keine frem­