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den Sprachen, weil der Russe von den anderen Nationen nichts mehr lernen könne. National­russische Ueberheblichkeit wird auf solche Weise großgezüchtet, während zur gleichen Zeit eine Aristokratie innerhalb des Volkes sich bilde, eine Klasse im klassenlosen Staat, die auf niedrige Bedienstete, Handlanger, Taglöhner mit Gleich­gültigkeit, wenn nicht mit Verachtung herabblidt. Allbeherrschend ist die" Linie". Und nicht sie darf man diskutieren, sondern nur darüber, ob dieses Wert, jene Handlung, jene Theorie der ges heiligten Linie entspreche. Der geringste Protest gegen irgendetwas, was in Sowjetrußland ge= schieht, wird schwer bestraft und unterdrückt. Und ich zweifle daran", sagt Gide an einer fast zu scharf erscheinenden Stelle seines Buches, daß deute in irgendeinem anderen Lande, sei es selbst im Deutschland Hitlers, der Geist weniger frei wäre, gedrückter, geängstigter( terrorisierter)" als eben in Sowjetrußland.

Gide erzählt Unerhörtes über den Byzan­tinismus, der für Stalin gepflegt wird, Lächer­lichkeiten der Verhimmelung dieses Mannes, der alleiniger Diktator Sowjetrußlands ist, während es eine Diktatur des Proletariats nicht oder nicht mehr gibt. Wer unzufrieden ist, wird als Trop­tist betrachtet. Man fragt sich, ob Lenin selber heute auf die Erde zurückkehren dürfte..."

Und bringt politisch die Unterdrückung jedes freien Worts die Gefahr des Terrorismus" mit sich, so sieht André Gilde in dem unerbittlichen Zwang, der auf Kunst und Künstler ausgeübt wird, eine nicht minder schwere Gefahr für die Kultur, die sich nicht entfalten kann, wenn man nicht nach dem inneren Wert eines Werkes fragt, sondern es nur danach beurteilt und gelten läßt, ob es der Linie entspricht. In Rußland wird heute im allgemeinen nur das mehr gelesen, was von oben empfohlen wird. So entwickelt sich Orthodoxie in der Literatur, in der Kunst, Intoleranz sogar russische Musit, den chenformiten nicht als genehm erscheint, Bout geoise Instinkte bestimmen neue Geseze, über die Wiederherstellung der Familie, des Erbrechts, des Eigentums, gefährliche Wendungen zeigt das Ge­setz gegen die Fruchtabtreibung, über die Straf­barfeit der Gleichgeschlechtlichkeit. Ist man früher auf manchem Gebiet, so im Stampfe gegen die Religion, zu weit gegangen und hat man damals das Kind mit dem Bade ausgegossen, so läßt die sich ankündigende Umkehr zu gewisser Toleranz befürchten, daß man das Bad wieder mit schmut zigem Wasser füllen werde, ohne daß man mehr

das Kind darin habe.

Mit nassem Auge blickt André Gide auf die Bezprisorni", die heimatlosen russischen Kinder, und es spricht für die Aufrichtigkeit seiner un endlichen Liebe zu Sowjetrußland, daß er aus dem sanften Straßengespräch eines esfortieren den Schuhmannes mit einem dieſer armen Kinder

auf die

Dienstag, 5. Jänner 1937

Nr. 4

hall in der Versammlung blieb, die sich durch dieser Frage die Richtung eingeschlagen, die dem hinrichten lassen. Gudde wurde im Oktober an der fen Toast fast geniert fühlte und ihn prompt mit Sozialisten selbstverständlich zulommt und André Front gefangengenommen, als er mit der Waffe einem Toast auf Stalin beantwortete; erschüt- Gida darf rechtens sich der Hilfe mitfreuen, die in der Hand eine feindlia, Abteilung gegen die tert, weil er, der französische Internationalist, Rußland unseren Spaniern gewährt. Rußland ". Regierungstruppen führte. Er gestand, frei dem die innere Anteilnahme an solchem Freiheits- so meint er am Ende des ersten, größeren Teis willig in die nationalistische lampf selbstverständlich war, erfahren mußte, daß les feines Buches, hat nicht aufgehört, uns au halang eingetreten zu sein, wo er man in Sowjetrußland ganz allgemein damals belehren und uns in Staunen zu verseßen". Hofs zum Korporal befördert wurde. noch keine bestimmte Haltung au Spanien einzu- fen wir mit André Gide und mit ben verständi­nehmen wagte, weil die" Prawda" noch nicht gen und beseelten arbeitenden Menschen der gan­Franco- Anhänger verlautbart hatte, was das russische Volt darüber zen Welt, daß uns Rußland bald nur mehr das zu denken habe. Gute lehre und uns nicht mehr durch Schlimmes in Erstaunen sekel

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Inzwischen hat ganz Rußland gerade in die

Das britisch - italienische Abkommen

Freie Schiffahrt im Mittelländischen Meer

Gegen territoriale Aenderungen

London. ( Reuter.) In der in Nom un- Italien und Großbritannien würden nicht terzeichneten englisch - italienischen Erklärung nur die Schaffung eines kommunistischen Staates heißt es: unter dem Einfluß der Sowjetunion nicht gestat­Deutschlands, mit Hilfe des Bürgerkrieges in ten, sondern auch nicht einen eventuellen Versuch Spanien einen Territorialgewinn zu erzielen.

Durch das Abkommen mit Großbritannien beweise Italien klar, daß es den Versuch einer Ausbreitung des Einflusses oder gar einer terri­torialen Expansion Deutschlands im Bereich des Mittelländischen Meeres nicht zulassen könnte.

England Überrascht

flüchten nach Gibraltar Gibraltar . In der Nacht zum Sonntag wurde beobachtet, daß in großer Rahl Angehörige des spanischen Abels und der hohen Offiziers­und Beamtenkreise, die als Anhänger der Auf­standsbewegung bekannt sind, größtenteils in Bes gleitung ihrer Familien nach Gibraltar fuhren. Es handelt sich um ettva 800 Spanier, die ausnahmslos in evil I a wohnen und fich in den Hotels von Gibraltar einmieteten. Diese plößliche Massenübersiedlung wird vielfach in dem Sinne erklärt, daß sich im Gebiete von Se villa irgendwelche großen Ereignisse vorbereiten. In Gibraltar wird behauptet, daß die Regie­Sevilla vorbereite. rungspartei sich zu einer großen Offensieve gegen

Zwel Seelen wohnen, ach...

liens, erfüllt von dem Wunsche, immer mehr und Die Regierungen Großbritanniens und Ita­mehr den allgemeinen Frieden, die Besserung der Beziehungen untereinander und zwischen allen Mittelmeermächten zu fördern, und entschloffen, die Rechte und Interessen dieser Mächte zu re­Berlin. In den katholischen Kirchen des Reis spektieren, anerkennen, daß die Freiheit ches ist Sonntag ein Hirtenbrief zur Abwehr der Einfahrt, der Ausfahrt und des Bolschewismus verlesen worden, der von den der Durchfahrt im Mittelmeere deutschen Bischöfen unterzeichnet ist. In diesem für verschiebene Bestandteile des Britischen Rei­Hirtenbrief erklären es die deutschen Bischöfe für ches und für Italien vitale Bedeutung ihre Pflicht, das Oberhaupt des Deutschen Rei­feineswegs unvereinbar sind. Beibe hat und daß diese Interessen gegenseitig I durch neue italienische Freiwillige ches in dem Abwehrkampf gegen den Bolschewis­London.( Neuter.) In Londoner diplo- mus mit allen Mitteln zu unterstützen. Der Hir­Regierungen stellen sich gegen jedwedes Bestreben matischen Kreisen hat es große Ueberraschung tenbrief geht weiter auf innerpolitische deutsche zur Aenderung des die nationale oder territoriale hervorgerufen, daß Italien 24 Stunden vor Fragen ein, insbesondere auf die S ch u I- Meeres betreffenden Status quo und verpflichten Temens Agreement in Spanien 4000 Freiwillige das Problem der gesamten I u gen der 3 i es Souveränität im Gebiete des Mittelländischen Unterzeichnung des britisch- italienischen Gent- frage und in diesem Zusammenhange auch auf fich, soweit fie biefen Status geändert zu fehen für die Muttlieb die enter 4000 eibung. Dan miffe Surge beobachten, ba ein Interesse haben, gegenseitig ihre Rechte und Vom offiziellen Standpunkt aus hat aber das die heranwachsende Jugend dem Seelsorger und Interessen in dem erwähnten Gebiete zu respek- britisch- italienische Mittelmeerabkommen mit der der Kirche entfremdet werde. T r o 3 gewisser Sor­tieren. Sie stimmen darin überein, ihre besten Politik der Intervention oder Nichtintervention gen seien jedoch die deutschen Katholiken bereit, Bemühungen aufzuwenden und jedes Unternehin Spanien außer der Versicherung bezüglich der dem Staate zu geben, was des Staates ist, und men zu entmutigen, das imstande wäre, die guten territorialen Integrität Spantens nicht 8 zu den Führer in der Abwehr des Bolschewismus Beziehungen zu schädigen, die bie gegenwärtige und in seinen anderen Aufgaben zu unterstützen. Erklärung konfolidieren will. Diese Erklärung dient der Sache des Friedens und ist gegen keine andere Macht gerichtet.

tun.

Die spanische Botschaft hat bisher keine

neuen Instruktionen aus Valencia erhalten, wes­

halb die diplomatischen Schritte, welche die Negie. rung in Valencia in ihrem letzten Kommuniqué öffentlicht, die in Rom am 31. Dezember zwischen britannien und Frankreich warten offenbar die Gleichzeitig wurde der Text der Noten ver- angekündigt hat, noch nicht bekannt find. Groß­dem britischen Botschafter und dem italienischen Antworten Deutschlands und Italiens auf ihren Außenminister ausgetauscht worden sind, und in Vorschlag betreffend die Einstellung der Entfen denen Graf Ciano bestätigt, daß, insoweit Ita dung von Freiwilligen nach Spanien ab und wer­lien interessiert ist, die Integrität des den sich erst dann gründlicher mit der letzten Aus­eigen fvanischen Gebietes unter fchiffung italienischer Freiwilliger befassen. Die unverändert bleiben werbe, bentfche und ble italienische Antwort werden in

lands und mit einer optimiſtiſchen Wendung das Italien gegen jede deutsche

trübe Bild und damit sein Buch schließt.

Sehr nachdenklich stimmt diese Niederschrift Expansion

der Gedanken eines großen revolutionären Men­schen über die Risse, die sich im gigantischen Auf­bau des ersten antitapitalistischen Landes der Welt zeigen; nachdenklich, weil jedes Wort in dies sem Buche durch die fühlbare Gewissenhaftigkeit des Autors überzeugt. Erschüttert war er, als er in den ersten Wochen seiner Anivesenheit in Nuß­land, knapp nach dem Beginn des blutigen Min­gens in Spanien, Zeuge dessen war, daß bei einem Bankett der Trintspruch eines ausländi­schen Mitreisenden Gides auf den zu erhoffenden Sieg der spanischen Volksfront fast ohne Wider­

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Das Kaffeehaus in der Seitengasse

Roman von Fritz Rosenfeld

brei ober vier erwartet.

Weitere Zwischenfälle

Belgischer Oppositionsblock gescheitert

der katholischen Partei und der Partei der Blä­Brüffel. Die seit einigen Wochen zwischen mischen Nationalisten geführten Verhandlungen betreffend den Zusammenschluß der beiden Par­teien sind, wie es heißt, gescheitert. Die blämischen Katholiken bestanden namentlich dar­auf, daß die vlämischen Nationalisten ihrer pro­grammatischen Fforderung nach einer blämiſchen

autonomen entsagen. Man ist der An­sicht, daß das Scheitern dieser Verhandlungen einen großen, und zwar günstigen Einfluß auf die Innenpolitik haben und die Regierungs­toalition noch mehr zusammenschließen wird.

Eine Berliner amtliche Meldung behauptet eine weitere Verlegung deutscher Hoheits­Nom. In italienischen Kreisen bekundet man rechte durch spanische Bewachungsfahrzeuge an große Befriedigung darüber, daß in dem mit der spanischen Nordküste. Der Zwischenfall liegt Stojadinovič fährt nach Rom? Großbritannien abgeschlossenen Abkommen die allerdings schon vierzehn Tage zurück. Am 20. nationale und territoriale Integrität der Staaten Dezember soll der deutsche Dampfer Bluto" Mom. Die italienische Presse befundet m im Bereiche des Mittelländischen Meeres aner- 21 Seemeilen nördlich von Bilbao von Fischer- mer größeres Interesse für gute Beziehungen zu tannt wurde, denn dadurch werde nach Ansicht der dampfern der Regierung angehalten und zwei Jugoslawien. Das Gerücht über eine geplante italienischen politischen Streise gleichzeitig erklärt. Stunden hindurch zu einer Kursänderung auf Reise des jugoslawischen Ministerpräsidenten Dr. daß weder Großbritannien nach auch Italien die Bilbao gezivungen worden sein. Stojadinović nach Rom wurde amtlich noch nicht Schaffung eines selbständigen kommunistis Weiter wird von deutscher Seite behauptet. bestätigt, doch rechnen die italienischen politischen stisch en tatalanischen Staates anerkennen daß die bastische Regierung am 11. November Kreise mit diesem Besuch bereits für die nächste würden. den deutschen Staatsangehörigen Gudde habe Zeit.

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tam von meiner Schwester, die seit zehn Jahren als Witwe in der Provinz lebt; sie war die Frau eines Baumeisters, er hat ihr ein kleines Häus­chen hinterlassen, sie hat ihr Auskommen, viel ist es es ja nicht, aber immerhin in diesen Zeiten Wir haben als Kinder sehr aneinander ge­hangen, später entfremdeten wir uns ein wenig. Jahrelang schrieben wir einander nur die üblichen Briefe wie geht es dir, bist du gesund, kommst du mich bald besuchen? Gestern tam ein Schrei­ben: ein Schrei der Verzweiflung, der Rettungs­ruf einer Versinkenden".

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Oder soll ich ihr schreiben: Gedulde dich, wahre den Anstand, man wird dich verachten, du bist au alt, um einer Leidenschaft leben zu dürfen, warte, auch wenn du darüber zugrunde gehst? Die Ver­antwortung, die ich trage, ist groß, Frau Mer­tens. Ich bitte Sie: helfen Sie mir, indem Sie mir offen sagen, wie Sie über den Fall denten".

Er schwieg, erschöpft, stolz auf den kühnen Flug seiner Phantasie. Nun würde sich Mittel­meiers Schicksal entscheiden. Nicht er entschieb es, nicht Isabella entschied es; Feiertag entschied es, der verlachte, der eitle Feiertag, der sich in seiz ner Todesangst und seiner Todeshoffnung auf­gebahrt hatte unter weißen Roſen wie der Kaiser von China.

Er hatte sich alles genau zurechtgelegt ge-| heitle Sache, in der er ihren Ratschlag hören wolle. I schreiben: Greif zu, bringe den Mut auf, den habt, und nun wußte er nicht, wo er beginnen" Ich habe gestern einen Brief bekommen", der entschlußunfähige Mann nicht aufbringt? sollte. Die Frau lauerte auf Mittelmeier. Aber sagte er. Der Brief hat mich tief erschüttert. Er Mittelmeier wollte nicht anbeißen. Sie würde ihm mit Binseszinsen zurückzahlen, war er an Feier­tag verbrochen hatte; man mußte ihn in die Falle treiben, sie tlappte zu und Mittelmeier würde die Lust vergehen, seine Nebenmenschen zu verhöhnen. In einem italienischen Dorf, so stand vor einigen Tagen in der Zeitung, ließ ein Mädchen, das " Sie müssen ihn warnen", sagte sie... Gehen einen Mann liebte, Verlobungsanzeigen ohne das Sie zu ihm, schicken Sie Billy zu ihm," schidenissen des Mannes drucken und versenden, um den allzuschüchternen und ehescheuen Anbeter zur Sie Hugo, aber lassen Sie ihn nicht ahnungslos Heirat zu zivingen. Die Intrige war plump, aber diesen Kerlen gegenübertreten. Sie heden irgend je plumper ein Mittel war, umso sicherer verfing eine Gemeinheit aus. Warnen Sie ihn". es. Er mußte nur vorsichtig zu Werke gehen, Ich hab eigentlich mehr Talent zum Dichter Isabella unauffällig den Gebanten einflößen, als Genno dachte Feiertag. Ich werde eine Mittelmeier vor eine vollzogene Tatsache zu stel- Geschichte erfinden, die ihr die Tränen in die Ten. Der Tag würde kommen, an dem er vor Augen treibt. Er fuhr fort: Mittelmeier hintreten und ihm sagen würde: Du zappelst im Neb, sie tujoniert dich, du hast keine freie Stunde, sie zählt dir das Taschengeld zu, du lebst nicht mehr für dich, du bist ein jämmer licher Pantoffelheld und all das verdantit Am nächsten Tag flopfte Feiertag ein paar du mir; erinnerst du dich, wie ich dich bat, zu Minuten nach sechs Uhr an Isabellas Tür. Sie schweigen, und wie du hinliefft und mit grau­war überrascht, Feiertag hatte sie nie besucht, er samem Behagen mein Geheimnis verrietst? Der mußte seine besonderen Gründe haben, wenn er, von den Toten Wiederauferstandene, der heimge­ohne eingeladen zu sein und ohne sich angemeldet kehrte verlorene Sohn, der lächerliche Unsterb­zu haben, in ihre Wohnung eindrang. liche hat mehr Hirn im Kopf als du und deines gleichen­

" Ich schick ein paar Beilen in seine Woh­nung", antwortete Carola. Hugo wird den Brief hintragen. Man muß den armen Teufel warnen".

*

Feiertag erhielt den Brief. Tas ihn, warf ihn ins Feuer. Mittelmeier hatte geklatscht. Dieses Waschtveib! Diesmal werde ich es ihm heimzah len! Er soll an mich denken!

Sie waren frant, Herr Feiertag?" Ich war sehr krant. Nun ist das Schlimmste borüber".

Schweigen. " Darf ich Ihnen eine Tasse Tee anbieten?" " Dante vielmals, zu lieb von Ihnen. Bitte, machen Sie sich keine Mühe".

Er blickte sich im Zimmer um. Als seine Augen die Blumentörbe auf der Tapete trafen, violette Blüten in rosaroten Geflechten, sah er zu Boden.

Schön haben Sie es hier. So ruhig, so

Sauber".

"

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Ich bin gekommen, um einen Rat von Ihnen zu erbitten", begann Feiertag. Sie sind eine fluge Frau, Sie kennen das Leben besser als ich, und Sie haben sich durch all die bösen Er­fahrungen, die wir machen müssen, das natürliche Empfinden bewahrt".

Sie tun mir zu viel Ehre an, Herr Feier­tag. Ich bin nur eine einfache Frau und führe mein bescheidenes Dasein". Bescheidenheit, das Wort fonnte er brau­chen. Er fragte, ob er sich eine Bigarette anzün­den dürfe, man spräche leichter, und es sei eine

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" Wir haben uns nie über unsre persön lichen Angelegenheiten unterhalten. Ich wußte nichts über ihre Ehe, sie wußte nichts von meinen Liebschaften man hat doch früher auch ein­malich meine, man war doch jung Nun enthüllt sie mir plößlich ihre Seele. Sie liebe feit drei Jahren einen Mann, und sie wisse, daß auch er sie liebe. Sie gingen nebeneinander her, und er habe nicht den Mut, fie um ihre Hand zu bit ten. Ehescheu, nennt man das, glaub ich; foll bei Männern in den besten Jahren vorkommen".

Isabella stand am Fenster, Hugo stand im­mer an dieser Stelle, die Frau im Hause gegen­über bespitelte ihn, wenn er tam, wenn er ging; die ganze Gasse wußte, wie lange er geblieben war. Sie wandte sich um, fie ging auf Feiertag au, sie sprach schnell und laut, sie sprach aus dem Herzen, es ging um ihre eigene Sache:

" Zupaden soll sie, schreiben Sie ihr, zupat ten! Den Mann nicht laufen lassen! Wenn er ein Feigling ist, soll sie für ihn mutig sein. Sie soll fich einen blauen Teufel barum scheren, was die andren sagen, die Klatschbasen und die Moral­philister. Wenn eine Frau einen Mann heiraten Er lächelte, sie gab das Lächeln zurüd. will, weil sie das Gefühl hat: er þaßt zu mir, So ist das Leben nun einmal wer will ich paß zu ihm, wir werden eine erträgliche Ghe etwas daran ändern? Meine Schwester fragt nun führen, und ich werde geborgen sein, dann hat mich, den einzigen Menschen, den sie auf der Welt sie nicht nur das Recht, dann hat sie die Pflicht, noch hat, ob Sie dem Mann den Vorschlag einer sich diese Ghe zu erkämpfen. Sie soll ihm ins Ge­Heirat machen dürfe. Es widerspräche dem sicht sagen: Wenn du mich liebst, heirale mich, Brauch, es tönnte als Mannstollheit ausgelegt die Jahre vergehen, es ist schade um jeden Tag, werden bedenken Sie, in der Provinz, man an dem wir nebeneinander herlaufen. Für eine ist dort noch rückständig, die Frau muß geduldig Frau gibt es leine andre Form des Lebens­warten, bis der Herr der Schöpfung sich ihrer glücks, als die Ghe. Das Abenteuer verwüstet ſte, erinnert. Ich soll ihr raten. Aber ich stehe ratlos die Einsamkeit richtet sie zugrunde. Das schreiben da. Ich bin zu Ihnen gekommen, weil ein Sie ihr, Feiertag, wenn Sie es gut mit ihr Frauenherz da besser Bescheid weiß. Soll ich ihr meinen". ( Fortsetzung folgt.).

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