Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen   sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republi Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh

Redaktion und Verwaltung: Prag   XII., Fochova 62- Telephon 53077- Herausgeber: Siegfried Taub  - Verantwortlicher Redakteur: Karl Kern, Prag  

17. Jahrgang

Keine wesentlichen

Freitag, 8. Jänner 1937

Aenderungen vor Madrid

Madrid.( Havas.) Der Verteidigungsausschuß von Madrid   teilte Donnerstag mittag mit, daß die Schlacht, welche Mittwoch im Abschnitt Po zuelos Las Rosas- El Plantio eingesetzt hat, die ganze Nacht über anhielt. Die Republikaner leisteten in ihren gut ausgebauten Befestigungen zähen Widerstand. Die Verluste des Feindes find groß. Britische Flotte

in Bereitschaft London  . Nach einem amtlichen Bericht der Admiralität wurden im Zusammenhang mit der Lage in den spanischen Gewässern alle Maßnahmen, die zum Schute der britischen Han­delsschiffe notwendig find, getroffen. Die Mit­ telmeer  - Flotte wurde aufmerksam gemacht, für jeben Augenblick vorbereitetzu sein.

Das Flaggschiff Flaggschiff Sir Dudley Pounds" des Kommandanten der Mittel­meerflotte ist nach Gibraltar   abgedampft. Auch die Kriegsschiffe ,, Woolwich"," Sussex" und Arethusa" befinden sich mit der drit­ten Flottille leichter Kampfeinheiten auf dem Wege in die spanischen   Gewässer. Die Panzer­freuzer Hood" und" Repulse" haben strenge Bereitschaft, ebenso wie das Panzerschiff ,, Barham", das in Las Palmas   ständig unter Dampf liegt.

Luftkämpfe über Madrid  

Mittwoch früh bombardierte eine Eskadrille von Regierungsflugzeugen sehr ausgiebig die Stellungen der Aufständischen füdwestlich von Majada Honda. 21 Regierungsflugzeuge stießen mit 14 Heindel und 14 Junkersflugzeugen der Aufständischen über Madrid   zusammen. Drei Flugzeuge der Aufständischen wurden abgeschossen, eines derselben stürzte über Fuencarral ab. Spä­ter stürzten noch drei weitere beschädigte Flug­zeuge ab. Von den Regierungsflugzeugen wurden zwei vernichtet.

Waffenembargo

erst ab Freitag

Washington  . Präsident Roosevelt   wird das neue Gesetz über das Embargo auf die Ausfuhr bon Waffen aus den Vereinigten Staaten   infolge technischer Schwierigkeiten nicht früher als Frei­tag unterzeichnen, da sich der Senat auf Freitag bertagt hatte, bevor das Repräsentantenhaus ihn davon verständigen konnte, daß die Resolution über das Embargo angenommen sei.

Der Zwischenfall

*

mit der Marcantabrico"

Hlinka- Leute bel Madrider Regierungstruppen

Fliegerdienste eingeklagt hatten. Der Gerichts­

Einzelpreis 70 Heller( einschließt.5 Heller Porto)

Thomas Mann  . Zu dem bevorstehen­den Besuch des Dichters in der Tschecho­ slowakei  , deren Staatsbürger er jetzt ist.

Nr. 7

beamte traf jebodj im Brooklyner Safen erft nad Die Gewaltpolitik

der Abfahrt des Marcantabrio" ein. Da der Be schlagnahmebefehl sich jedoch gegen die Schiffs­ladung anstatt gegen das Schiff richtete, hob der Kommandant des Brooklyner Hafens den bereits ergangenen Befehl, den Dampfer zurückzubrin gen, wieder auf.

Meldung der Aufständischen

Die Aufständischen behaupten, daß ihre Madrider Division auf ihrem Vormarsch nach Often die Eisenbahnstation Posuelo de Alarcon spanische Regierung gekämpft hatten, erschienen. erreicht haben. Das Ziel ist das Unterbrechen der Der Bundesrichter hatte diesem Rechtsvertreter Verbindung Escorial- Madrid  . Es wird jedoch einen Beschlagnahmebefehl zuerkannt, da jeder gemeldet, daß die Regierungstruppen auf dieser der beiden Flieger 6100 Dollar Gehalt für ihre Linie erfolgreichen Widerstand leisten.

nach Avila

Segovia

Penalara- Pass

Semesterra- Pass

Guadarrama

Colmenar Viejo  

Collado

Escorial

Torrelodones

jadahonda

ance

Brunel

Pozuelo Boadilla

MADRID  

Getafe

Pinto

Zu der letzten Offensive Francos

Die Pfeile kennzeichnen den Angriff der Faschisten

Deutsche   Antwort:

Guadalaja

Ausflüchte und Vorbehalte

Die deutsche   Regierung hat nun die Antwort auf die englisch  - franzö fische Anfrage über die Freiwilligen- Entsendungen nach Spanien   überreicht. Es verlautet, daß die italienische Note, die zu gleicher Zeit übergeben wurde, den gleichen Inhalt hat. Die Antwort enthält Ausflüchte und Vor­behalte und Verunglimpfungen der rechtmäßigen spanischen   Regierung Französische   und englische Aeußerungen über die Antwort liegen bei Redak­tionsschluß noch nicht vor. Die deutsche   Note wurde dem englischen und dem französischen   Botschafter in Berlin   übergeben.

c) alle beteiligten Regierungen einer unbe­dingt wirksamen, an Ort und Stelle durchzufüh­renden Kontrolle der zu vereinbarenden Verbote zustimmen.

Itallens Antwort

macht Schule

Kemal kopiert Hitler   und Mussolini  Noch ist die Kriegsgefahr im westlichen Bek­ten des Mittelmeeres nicht beseitigt und schon taucht im östlichen Mediterraneum eine neue auf. Die Türkei   hat die zwei an Syrien   und den Sond­schat von Alexandrette anstoßenden Divisionen mobilisiert, die türkischen Staatsmänner und Militärs haben sich plößlich in der kritischen Grenzgegend eingefunden, die türkische   Presse führt eine drohende Sprache gegen Frankreich   und

den Völkerbund. und in Paris   hat man einige Stunden lang gefürchtet, Stemal Atatürk wolle nach dem Muster Hitlers   ein" Fait accompli" schaffen und den Sandschak, den die Türkei   von Frankreich   fordert, einfach besetzen.

Inzwischen ist eine gewisse Beruhi gung eingetreten. Es scheint, daß die Türken doch keinen militärischen Handstreich wagen wer­den. In Paris   nimmt man an, daß es sich mehr um einen Einschüchterungsversuch gegen Frank­ reich   und den Völkerbund handelt, der in zehn Tagen über die Frage von Alexandrette entschei= den soll.

Der Sandschak von Alexandrette   ist der nördlichste Zipfel des Mandatsgebietes von Liba­ non   und Syrien  , das den Franzosen durch die Friedensverträge überantwortet wurde. Da Ale= gandrette eine türkisch sprechende Mehrheit hat ( während das übrige Syrien   hauptsächlich von Arabern und Drusen besiedelt ist), hat man dem Sandschat eine gewisse Verwaltungsautonomie gegeben und den Türken besondere Rechte zuge­standen. Nun haben die Franzosen im vergange­nen Jahr auf ihre Mandatsrechte in Syrien   und im Libanon so gut wie gänzlich verzichtet. Sie haben den Gebieten weitgehende Souveränität zu gestanden und sich nur vertragsmäßig gewisse Rechte gewahrt. Das nahmen die Türken, kaum daß sie den Vertrag über die Meerengen revidiert hatten, zum Anlaß, die Rückgabe Alexandrettes an die antarische Republik   zu fordern, da die Rechte der Türten in dem neuen Statut und durch die syrisch- arabische Mehrheit nicht genü­gend gesichert seien. Frankreich   erklärte sich bereit, im Rahmen des Völkerbundes, wo es die Rechte Syriens   weiter wahrnimmt, über den Sandschak zu verhandeln, verweigerte aber die Abtretung des Gebietes. Der Völkerbund hat vor einigen Wochen die Affäre vertagt und wird Ende Jän= ner aufs neue verhandeln. Rechtlich hat die Tür­tei keinen Revisionsanspruch. Die Einverleibung des Gebietes in die Türkei   fönnte leicht dazu füh= ren, daß die arabische und die christliche Minder­heit in Alexandrette von den Türken die in der Mißhandlung von Minderheiten ja eine jahr­hundertealte Tradition haben- unterdrückt würden. Vor allem aber stellt Aleyan= drette eine wichtige Schlüssel=

stellung im vorderen Orient dar. Es beherrscht die Straßen zu den Delfeldern von Mossul   und bietet eine günstige Ausfallsstellung gegen Syrien  und weiter im Süden Palästina, Arabien  , Acgyp= ten. Der Hafen von Alexandrette ist aber auch eine der günstigsten Marinebasen im östlichen Mittel­ meer  , insbesondere dank seinem ölreichen Hinter­land. Man versteht, daß Frankreich   und Syrien  gerade ihn ungern herausgeben, daß die Türkei  

Es ist schwer zu sagen, was die Türken plöblich so angriffslustig gerade gegen Frank­ reich   macht, dem sie politisch durch die Balkan­Entente und durch die guten Beziehungen Ana taras zu Moskau   nahestanden. Freilich wächst in den letzten Monaten die englisch  - türkische Freund­schaft zusehends. Aber andererseits sind doch Frankreich   und England durch eine enge Entente verbunden.

Die Anhaltung des spanischen   Dampfers Zunächst bezweifelt die Antwort, daß durch Marcantabrico" durch ein amerikanisches die direkte Befragung einzelner im Nichtein­stenwachboot und seine spätere Freilassung hat mischungsausschuß vertretener Staaten die Arbei­folgende Vorgeschichte: 15 Minuten vor der mit ten dieses Ausschusses gefördert würden. Wenn aller Gile betriebenen Abfahrt des spanischen man das Verfahren im Ausschuß nicht für zurei- Sei eine Verhinderung der anderen Formen ihn gern annettieren wollen. Und endlich taucht Dampfers vom Brooklyner Hafen war ein Rechtschend oder zweckmäßig erachte, sei es besser, auf der indiretten Einmischung nicht möglich, werde hinter der ersten Revisionsforderung eine zweite, vertreter der amerikanischen   Flieger Berta Coſta eine Fortseßung der Ausschußtätigkeit überhaupt die deutsche Regierung ihre Stellungnahme zur die nach der Rückgabe des Wilajets von Moi- und Kapitän Gordon Berry, die kurze Zeit für die zu verzichten. Das Problem der fremden Freiwil- Freiwilligenfrage erneut prüfen. Deren beste sul auf und damit neue, unabsehbare Kompli­ligen in Spanien   sei von Deutschland   nicht ver- Lösung sei durch die Entfernung aller nichtspani- tationen im Orient. schuldet oder verkannt worden. Deutschland   habe schen Teilnehmer von den Kämpfen zu erreichen, gemeinsam mit Italien   ein Verbot der Freiwilli- also auch der ,, Agitatoren". gen- Entiendung gefordert, die Regierung Eng­lands und Frankreichs   hätten aber die Erlassung eines solchen Verbots abgelehnt. Die deutsche  ,, Večerni Česté Slovo" gibt eine Nachricht Regierung müsse sich ernstlich fragen, ob das Ver­der Slovenská Politika" wieder, derzufolge der bot im gegenwärtigen Zeitpunkt nicht eine Begün­ſtellvertretende Vorfikende der katholischen Glinka. ftigung der die nationale Regierung bekämpfen­den Elemente" zur Folge haben würde. Es sei Jugend in der Slowakei  , Jožo Májek, in den schwer, sich des Eindruds zu erwehren, daß das Reihen der ſpaniſchen   Regierungstrup Verbot jetzt allein der bolschewistischen Bar­pen bei den Kämpfen um Madrid   gefallen sei.| tei"( 1) zugute kommen würde. Die deutsche Sollte fich diefe Nachricht bestätigen, wäre ein Be- Regierung fei aber bereit mit der Behinderten weiß mehr dafür geliefert, daß die Gefolgschaft unter der Vorausseßung, daß Freiwilligen mitzuarbeiten der katholischen Parteien anders benkt als die Tatholische Breffe, die den an der Seite der spani fchen Regierung fämpfenden spanischen und bas­tischen Geistlichen Tag um Tag schnöde in den Rüden fällt

a) bie amberen beteiligten Staaten fich zur gleichen Haltung entschließen,

b) auch die Lösung der sonst noch mit der in­direkten Einmischung zusammenhängenden Fragen amberzüglich in Angriff gommen wird, und

Paris  . Havas meldet aus Rom  , daß der italienische   Außenminister Graf Ciano Donners­tag abends dem britischen   Botschafter und dem Leiter der französischen   Botschaft in Rom   die italienische   Antwort auf die französisch- britische Ein nicht zu übersehendes Symptom, das Demarche vom 26. Dezember bezüglich der Ein- möglicherweise vieles erklärt, ist der Besuch des ſtellung der Entfendung von Freiwilligen nach der fürzlich ſtattgefunden hat. Das Intereſſe der Herrn Hjalmar Schacht   in Antara, Spanien   überreicht hat. Diese ungefähr pier Dittatoren von Rom   und Berlin   am Orient ist Maschinenseiten umfassende Antwort ist in einem, ja seit langem sehr rege. Man denke an Palä­fehr freundschaftlichen, jedoch sehr präzisen Tone stina, Yemen  , den Butsch der Kurden in Bagdad  ! Ob aber die Türkei   soweit ist, etiva in eine deutsche  gehalten. Sie behandelt alle materiellen Bedin- Koalition zu gehen, ist heute nicht abzusehen und gungen der Nichteinmischung in die spanischen es wäre gewagt, es behaupten zu wollen. Sind Angelegenheiten und erhebt zahlreiche Fragen. fo die besonderen Motive und Ziele Kemals