Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republi

Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh

Redaktion und Verwaltung: Prag XII., Fochova 62

17. Jahrgang

Rußlands Heeresbudget

von 149 aut 20.1 Milliarden Rubel gesteigert

Moskau . Am Montag wurde die dritte Ses­fion des Zentralegekutivausschusses der Sowjet­ union eröffnet. Unter Langandauerndem stür­mischen Beifall wies Volkskommissär für Finanz zen Grimko darauf hin, daß das Etat für die Landesverteidigung 20.1 gegenüber 14.9 Mil­liarden Rubel im Vorjahr vorsieht. Die Ver­größerung des Aufwandes für Landesverteidigung wurde einerseits durch Vergrößerung des Be­standes der Roten Armee, die im Vorjahre er folgte, hervorgerufen. Das beträchtliche Wachs­tum der Schtverindustrie sowie die Bildung eines eigenen Volkskommissariats für Verteidigungs­industrie gestatten die Ausrüstung der Roten Ar­mee mit erstklassigen teueren Waffen. Die Er­folge der Industrie und der Landwirtschaft ge= statten außerdem eine Vergrößerung der unantast­baren Vorräte für die Armee sowie aller Arten der Verpflegs- und Equipierungsmittel sowie die Erweiterung des Baues von Kasernen.

Herriot wieder Kammerpräsident Paris . Die Kammer wählte zu ihrem Vor­fißenden für das laufende Jahr neuerdings Eduard Serriot mit 384 von 618 Stimmen. Bu Bizepräsidenten wurden gewählt die Sozialisten Paulin und Morin, der Radikale Du co 3, der Kommunist Duc lo 3 und für die Oppo­sition Barey( Mitte) und Soulier ( Rechte).

Vormittags hielt die Mehrzahl der parla­mentarischen Slubs Sizungen ab. Die gemein fame Sibung der Delegierten der Lintsklubs in der Kammer sprach sich einmütig für eine weitere unveränderte Zusammenarbeit und Unterstüßung der Regierung der Voltsfront aus.

Italien distanziert sich diesmal?

Baris. Havas meldet aus Nom, daß die ita­lienische Antwort auf die britische Note vom Sonntag über eine wirksame Kontrolle der Ent­fendung von Freiwilligen nach Spanien diesmal nicht den Charakter einer gemeinsamen diplo= matischen Antwort mit Deutschland tragen wird. Das bedeute jedoch nicht, daß beide Staaten nicht ihre üblichen vorhergehenden Beratungen über die Antwort abhalten werden.

Die Piraten an der Arbelt

Santander. Die Aufständischen haben bei Santander einen sowjetrussischen Dampfer, der Lebensmittel beförderte, angehalten.

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Bayonne . Die Delegation der bastischen Re­gierung dementiert die Nachrichten, daß sich in Bilbao am Montag blutige Zusammenstöße zwi schen Basten und Extremisten ereignet hätten.

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Telephon 53077 Herausgeber: Siegfried Taub - Verantwortlicher Redakteur: Karl Kern, Prag

Mittwoch, 13. Jänner 1937

Gegenoffensive erfolgreich

Francos Truppen an zahlreichen Stellen zurückgeworfen

Madrid.( Havas) Die Aufständischen- Abteilungen Francos wurden neuerlich hart an der Grenze von Madrid zum Stehen gebracht. Wie es scheint, haben sie durch ihren allzurafchen Vormarsch einen Fehler be.

gangen.

Der von den republikanischen Truppen bereits am Montag unternom­mene Gegenangriff brachte ihren Vormarsch zum Stehen und nicht nur das: Die ermüdeten Aufständischen, die keine Möglichkeit hatten, sich einzugra ben und die eroberten Positionen zu befestigen, mußte nan zahlreichen Stellen den Rückzug antreten. Der Gegenangriff der Republi­ kaner war hauptsächlich auf die Flanke der Aufständischen gerichtet, wo die Republikaner am weitesten vorrückten und auch zahlreiches Kriegsmates rial erbeuteten.

Die Madrider Front bildet nun einen Halbkreis, der südlich von Madrid beginnt und sich gegen Nordwesten zu krümmt. Der Umkreis von Madrid mißt etwa zwanzig Kilometer und von diesem befinden sich etwa acht Kilo­meter direkt in der Front.

Wie von Regierungsseite vorher gemeldet s Einbürgerung von Ausländern urbe, eröffneten die Regierungstruppen an der Madrider Front die Offensive in der Nichtung Valencia . Die zuständigen Ressortmini­

Las Nozas, Majadahonda und Villanueva del ſter ſtudieren gegenwärtig den Entwurf der Ne­Pardillio. Trotzdem dichter Ne begierungsverordnung betreffend die Natura= herrschte, erreichten die Regierungsabteilungen lisierung der Ausländer. Der ihre Stampfziele und bemächtigten sich einer großen nächste Ministerrat wird sich mit den Einzelheiten Menge Kriegsmaterials der Aufständischen. Auch dieses Entwurfes befaſſen. an einem anderen Abschnitt der Madrider Front verbesserten die Regierungsabteilungen ihre Post­tionen und brachten dem Feinde große Ver= Tufte bei.

Das britische Flaggschiff

In Valencia

Valencia . Das britische Kriegsschiff Are­thusa" mit der Admiralsflagge ging für einige Stunden im Hafen von Valencia vor Anter. Bei dieser Gelegenheit statteten an Bord des Kriegsschiffes der englische Chargé d'affaires in Valencia gemeinsam mit dem Außen- und dem Marineminister der Regierung von Valencia dem tommandierenden Admiral Besuche ab.

Fliegerangriff auf Malaga

Einzelprets 70 Heller( einschließl. 5 Heller Porto)

Aus dem Inhalt:

Ein Kikeriki

gegen Thomas Mann

Kommunisten und Gewerkschaftseinheit

Der Banken- Konflikt

Nr. 11

Zwischen den Stühlen

Wir hatten in der letzten Zeit Gelegenheit, uns in zwei Darlegungen mit dem Deutschen Kulturverband auseinanderzusehen. Neben anderen Dingen bildete auch ein im Ein­vernehmen mit dem Deutschen Kulturverband vom Verlag E. Kaiser in B.- Leipa herausgegebenes Bildwerk den Gegenstand unserer Kritik. Im Probeband dieses Wertes, das nun unter dem Titel Sudetendeutschtu m" erschienen ist, waren eine ganze Reihe von Bildern enthil ten, die Aufnahmen der SdP zeigten. Diese Tat­sache veranlaßte uns zu der Feststellung, daß der Deutsche Kulturverband sich in politischer Hinsicht einseitig festgelegt habe. Das nun vor­liegende Werk enthält die von uns beanstante­ten Bilder der SdP nicht mehr. Dieser, Um­stand hat dem Kulturverband wiederum eine bef= tige Kritik von Seite der SdP eingetragen. In der Zeit" vom 3. d. M. hat Henleins Kuitur­papst, Herr Höller, das Bildwerk nach allen Regeln der Kunst verrissen, da es die durch den Probeband geveckten Erwartungen der SDP­Leute enttäuscht hat.

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Der Kulturverband wendet sich nun in einem Pressebericht gegen politische Kritik" und glaubt,

aus dem Umstand, daß er schlechte Zensuren von links und rechts" erhalten hat, schließen zu fön­nen, daß seine Tätigkeit einwandfrei und der

,, von ihm eingeschlagene Weg der richtige ist".

Nicht nur deshalb, weil wir darauf Wert legen, daß unsere aus rein sachlichen Motiven er­flossene Stritit nicht mit jener der SdP in einen Topf geworfen werde, sondern weil wir gerade an diesem Beispiel nachweisen können, wie es von einer überparteilichen Organisation nicht ge macht werden darf, sehen wir uns veranlaßt, auf die Sache noch einmal zurückzukommen.

Malaga ist am Montag vom Meer und von der Luft aus mit großer Intensität beschoffen worden. In der Stadt wurden große Schäden verursacht. Etwa 300 Personen sollen den Tod gefunden haben. Am Hafendamm lagen gerade zwei Schiffe, der dänische Dampfer ,, Signe" und der norwegische Dampfer Saga", vor Anker, stüßung des Kulturverbandes von dessen Stre In monatelanger Arbeit wurde mit Unter­als sechs Aufständischen- Flugzeuge mit großer tär ein Bildwerk vorbereitet, das, richtig und Schnelligkeit über 100 Brandbomben über der objektiv gestaltet, eine nüßliche Funktion hätte Stadt abwarfen und gleichzeitig zwei Kreuzer erfüllen können. Im ersten Rausch der Volksge der Aufständischen etwa 200 Schiffe abaaben. meinschaft" hat man sich aber zu weit vorgewagt Die beiden skandinavischen Schiffe fuhren mit und auch eine Reihe von Aufnahmen der SdP Volldampf nach Gibraltar . Einige Mitglieder untergebracht; der Kulturverband redete sich ihrer Besatzung sind leicht verletzt.

François- Poncet referiert in Paris

Nach dem Sturm Wirtschaftsverhandlungen in Aussicht?

Hitler referierte.

Internationale Blockade

der spanischen Küste?

darauf aus, daß daran der Verleger schuld sei, wir haben jedoch bisher unwidersprochen nachgewiesen, daß dies unmöglich sei. Später scheint man dahinter gekommen zu sein, daß dies für den Kulturverband als einer aus öffentlichen Mitteln unterstüßten Organisation nicht traquar sei. Man veranlaßte also einige Storrekturen, strich die Henleinbilder und einige sudetendeutsche Notstandsaufnahmen heraus.

Paris . Der französische Botschafter in Die franzöfifchen Regierungsstellen wahren Durch diese Weglassungen haben Heraus­Berlin Francois Poncet , der Dienstag mor- vorläufig vollkommenes Stillschweigen über den geber, Bearbeiter und Förderer sich wohl den Un­gens in Paris eingetroffen ist, hatte vormittags Grund des Eintreffens des Botschafters Fran- willen der SdP zugezogen, es wurde aber die am Quai d'Orsay die ersten kurzen Unterredun- Sois Poncet in Paris . Es heißt nur, daß die durchaus einseitige Anlage des Buches keineswegs gen mit dem Außenminister Delbos und dem Un- Frage der franzöſiſch- deutschen wirtschaftlichen beseitigt. Denn während die SdP deshalb über terstaatssekretär für auswärtige Angelegenhei- Bufammenarbeit und einer allfälligen Hilfelei- den Kulturverband erzürnt ist, weil das erwähnte ten Bienot, denen er insbesondere über seine ſtung für Deutschland von dem weiteren Verhal- Werk sich nicht unmittelbar in den Dienst montägige Unterredung mit dem Reichskanzler ten der deutschen Regierung gegenüber Spanien seiner Propaganda stellt, muß es von uns aus und auch von den Aufklärungen abhängen wird, dem ganz sachlichen Grund abgelehnt werden, welche über die weiteren Absichten der deutschen weil es vom Sudetendeutschtum" und seiner Negierung in der Außenpolitik werden gegeben kulturellen Arbeit ein völlig falshes werden. Der französische Ministerrat wird sich in Bild zeichnet. Dies kommt ebenso durch die Aus­seiner am Donnerstag stattfindenden Sitzung wahl der Bilder, die bekanntlich alle dem Licht­eingehend mit der Gesamtlage befaffen. bildarchiv des Deutschen Stulturverbandes ent­In der Pariser Abendpresse ist ein auf- nommen wurden, wie auch durch die Verfasser fallender Umschwung zu bemerken. Der Umstand, der Textbeiträge, die der Kulturverbandssekretär daß Reichskanzler Hitler in Angelegenheit Franz Heger verpflichtet hat, zum Ausdruck. Spanisch - Marokkos so schnell nachgegeben hat, Unter den zahlreichen Autoren ist nicht ein ein­klärt, daß England fest auf Seite Frankreichs beiterbewegung unseres Landes auch nur nahe­wird an politischen Stellen einerseits damit er- ziger, der der deutschen sozialdemokratischen Ar­stand, andererseits und vor allem jedoch mit der steht; dafür aber schreibt ausgerechnet Herr Entfchiedenheit des franzö­Se asper, Mitglied des Führungsrates der SdP, sischen Vorgebens gegenüber den fpn- einen Aufsatz über den judetendeutschen nischen Nationalisten und gegenüber Deutschland . Arbeiter! Die übrigen Autoren sind fast mitgeteilt, daß nach der Unterstützung, welche der Leiter der Laienspiele im Deutschen Turner­Dem französischen Außenministerium wird durchwegs national betonte". Männer, wie der franzöfifche Konful in Tetuan mit dem spanischen band, Netolicky und Dr. Viktor Asch en Oberkommiſſär in in Marokko hatte, der spanische brenner, der über" Sudetendeutsche Volkss Oberkommissär dem französischen Militärattaché tumsarbeit" schreibt. Dieser tennt neben dem in Tanger ein dauerndes diplomatisches Geleit Bund der Deutschen, die Deutsche Jugendfürsorge zuficherte, welches diesem ermöglicht, sich in der und den Deutschen Turnverband, die angeblich) ganzen Zonne Spanisch- Marokkos frei zu bewe- unpolitische Volkstumsverbände" seien und mit gen. deren Aufzählung die Reihe jener Organisatio= nen erschöpft ist, die für die kulturelle Hebung des Sudetendeutschtums arbeiten. Daß es eine Freie Gewerkschaftsbewegung, deren Wirken doch nicht nur der sozialen und ful­turellen Hebung der deutschen Arbeiterschaft, son­dern damit jener eines der wichtigſten Boltsteile Aus- dient, daß es neben dem Deutschen Turnverband eine mächtige Arbeitersportbewe

London . Der diplomatische Redakteur der ihrem Gebiete sich befänden, um die spanische Morning- Post" teilt mit, daß der britische Grenze beobachten zu können. Die Kontrolle zur Außenminiſter E d e n am Montag im Außen. See wäre aber von her Annahme aller Mächte mit dem ersten Seelord über die internationale Morning Post" erklärt weiters, daß der Kontrolle der spanischen Küste Beratungen ge- Vorschlag irgend einer Blockierung der spanischen pflogen habe. Rüfte durch die britische Flotte von der eng lifchen Regierung nicht akzeptiert wurde.

amte mit dem Ersten Lord der Admiralität und bedingt.

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Das erwähnte Blatt gibt über die Einzel­heiten bekannt, daß die Kontrolle von Kriegsschiffen aller jener Mächte ausgeübt würde, welche im London.( Reuter.) Der Sowjetbotschafter Londoner Nichteinmischungsausschuß vertreten Maisti hat bei einer Unterredung mit Außenmini­find. Die Kriegsschiffe würden im offenen Meere ster Eden, wie verlautet, vorgeschlagen, daß die vor spanischen Häfen Anter werfen und hätten den britische Marine an einer internationalen Attion Befehl, jedes Schiff anzuhalten, das im Verdachte zwecks Einstellung der Tätigkeit der Kriegsschiffe steht, Kriegsmaterial oder Freiwillige an Bord zu Francos im Mittelmeer teilnehme. Maisti habe haben. Es wird auch noch hinzugefügt, daß diefe babei den Ernst, der durch das Verhalten der Kontrolle ohne Zustimmung einer der beiden spa- Kriegsschiffe der Aufständischen gegenüber der Gegen abends gab die deutsche Botschaft in nischen Parteien vorgenommen werden könnte. Notte anderer Staaten entstandenen Situation Baris bekannt, daß der Reichswirtſchaftöminifter Es scheint nicht wahrscheinlich zu sein, fagt betont. Minister Eden versprach, daß dieser Vor­das Blatt weiter, daß Frankreich und Bortugal schlag in ernste Erwägung gezogen irgendwelche Einwendungen dagegen erheben wird. Bevor er aber eine Antwort erteile, wolle er würden, daß die betreffenden Beobachter auf sich zunächst mit seinen Kollegen beraten.

Schacht fährt nach Paris

Dr. Schacht zu der am 16. Jänner stattfin­denden feierlichen Grundsteinlegung zum deutschen Pavillon auf der Parifer Internationalen stellung in Paris eintreffen wird.