Sozialdemokrat

Sentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik

Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh

Redaktion und Verwaltung: Prag   XII., Fochova 62

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Telephon 53077- Herausgeber: Siegfried Taub

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17. Jahrgang

Verantwortlicher Redakteur: Karl Kern, Prag  

Samstag, 16. Jänner 1937

Einzelpreis 70 Heller( einschließl. 5 Heller Ports)

Aus dem Inhalt:

Sudetendeutsche

als Kanonenfutter für Franco

Die Anbiederung der Kommunisten an die SdP

Die Banken erhöhen ihr Angebot

Nr. 14

Demonstrierende Flotten Frankreichs Friedensliebe Krieg und Politik

und Luftgeschwader

Bre ft.( Savas.) Freitas vormit. erneut unter Beweis gestellt

tags ist die atlantische Eskadre der

französischen   Flotte zu den Manövern Einmütige Annahme des Freiwilligen- Verbotes durch die Kammer

bei Dakar   ausgelaufen. Die Eskadre besteht aus drei Panzerkreuzern, einem Flugzeugmutterschiff, drei Torpedo bootzerstörer Divisionen, vier Torpedo. boot Divisionen und zwei Unterseeboot.

Eskadres.

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Paris  . Die Kammer hat Freitag abends einstimmig mit 591 Stimmen die Ermächtigungsvorlage über das Verbot der Anwerbung und Entsendung von Freiwilligen nach Spanien   angenommen. Die Sigung wurde daraufhin vertagt.

Die Debatte im Kammerplenum wurde am Vor der Abstimmung sprach Ministerpräsi­London. Das Flugbootgeschwa Nachmittag in ruhiger Atmosphäre eröffnet. Die dent Léon BI u m. Einleitend betonte er. daß der Nr. 201, bestehend aus zwölf Groß- Kammerminderheit hatte sich Donnerstag abends das Problem der Freiwilligen, das an sich nur flugbooten der britischen   Marine ver- sowohl in Legislativausschuß als auch im Außen- von geringer Bedeutung ist, gegen Ende des ließ am Freitag England, um die Zu- ausschuß dem Regierungsentwurf angeschlossen Herbstes, als sich trotz den Bemühungen des Lon­sammenarbeit zwischen der Flotte und und ihr Eingreifen im Kammerplenum be doner Nichteinmischungsausschusses die mussen­der neuen Luftwaffe manövermäßig zu schränkte sich auf die Einbringung von?, u haften Waffentransporte und die Entsendung von erproben. Das Geschwader soll zusam ab anträgen, in welchen eine Ver- Freiwilligen nach Spanien   vervielfachten, eine men mit der Heimatflotte üben. Ese schärfung der Strafen für die zur Rekrutierung unerwartet ernste Wendung genom­gibt sich zunächst ins Mittelmeer  , fordert wird. von Freiwilligen verlockenden Agenten u. ä. ge- men habe. Der Ministerpräsident erinnerte an die gemeinsamen Bemühungen Frankreichs   und und zwar fliegt es über Malta   und Großbritanniens  , sowie an die neue britische   Ini­Algier nach Gibraltar   und kehrt am 25. tiative vom 10. Jänner d. J., auf welche die Jänner zurück. franzöſiſche   Regierung mit der Vorlage eines flaren Gesezentwurfes antwortete.

Einziger Verhandlungs­

in Spanien  

Von unserem spanischen Berichterstatter

" Die Fahnen hoch!", ruft der Madrider Rundfunk:" Der Feind hat seine ausländischen Söldner an den Toren der Stadt zusammenge= zogen. Madrid   ist in Gefahr, in größerer Gefahr als je. Der neue Angriff hat begonnen".

Francos verlorenes Spiel ist von Deutsch  Tand anfgenommen worden. Die Krupp und Rheinmetall, die J. G. Farben, Siemens und AEG sahen die iberische Wirtschaft bereits als ibre feste Domäne an, so wie der deutsche   Gene­ralstab den Festungswall der Pyrenäen   und die spanische Zone Maroffos als die seine. Aber noch schlägt das unbezwingbare Herz Spaniens   in festem Taft für die Freiheit. Deutschland   ents schloß sich zur letzten Straftanſtrengung.

In Madrid   hat man die letzten Dezember­wochen genutzt, einen starken Festungsgürtel um die Hauptstadt zu ziehen. Wer ihre Frontabschnitte besichtigte, erkannte sie nicht wieder, wenn er vier Der Berichterstatter des Legislativaus oder fünf Tage später ihnen einen neuen Besuch schusses Vidal äußerte seine Zustimmung zum abſtattete. Tag und Nacht hatten die 90.000 Regierungsentwurf, desgleichen der. Bericht­Bauarbeiter Madrids   geſchuftet. Die Verteidi­erstatter des Auswärtiger. Ausschusses, der so­gungstruppen indes hatten sich in allen Himmels­zialistische Deputierte Grum ba ch, welcher Frankreich   wünscht aufrichtig, daß Spanien   richtungen Luft geschaffen, und nur an einer ein­erklärte, daß es einzig und allein auf diesem aufhöre, das Ziel der Kriegsgelüfte anderer Staa- zigen Stelle noch stand der Feind an der Grenze Wege im Rahmen einer wirklichen Anwendung ten zu werden. Frankreich   wünscht ferner, daß des Weichbildes in der viel genannten Univer­des internationalen Abkommens möglich sei, zu sämtliche Regierungen, seine heutige Tat und ſitätsstadt- aber seine vollständig umzingelten No m. Die zweite Unterredung zwischen dem Biele einer Beruhigung der Verhältnisse in die Tat Englands vom vergangenen Samstag Stellungen dort entbehrten schon jedes strategi­General Göring   und Mussolini   am Donnerstag Spanien  , und der Beruhigung der nervösen nachahmend, ein gefeßliches Verbot der Entfen- schen Wertes. dauerte zweieinhalb Stunden. Anschließend gab europäischen Atmosphäre zu gelangen. Grumbach bung Freiwilliger nach Spanien   erlassen. Der Ihrer Befreiung aus der mörderischen Um­Mussolini zu Ehren Görings ein Souper. Es bestritt nicht daß der Bürgerkrieg in Spanien   Ministerpräsident appelliert hierauf an die Kam- flammerung gilt die neue Offensive, die zugleich Verlaufet, baß sie Unterrebing tein politis open innevanbelt habe, und brangie grupts in pit i m mu internationalen rice auf fpaniſchem me him mins bie Einheitlichkeit ber Ginmütigkeit ber biter Bergivacht

gegenstand: Spanien  

auf

schen Charater batte und sich die wirtschaftlichen Beziehungen der beiden Län­der erstreckte. Den wichtigsten und vielleicht ein­sigen Gegenstand des Gespräches bildete dic Sache der gemeinsamen Politik gegenüber Spa nien. Die Gerüchte, daß Italien   zwischen Deutschland   und England den Abschluß eines Gentlemen agreement vermitteln wolle, werden zwar nicht dementiert, wecken aber auch keinen Widerhall in italienischen politischen Kreisen.

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Paris  . Das Havasbüro meldet aus Nom. daß die italienische Antwort auf die letzte britische  Note über das Verbot der Entsendung von Frei­willigen nach Spanien   Anfang nächster Woche ab­gesandt werden will. Es heißt, daß Mussolini   und General Göring   einen Meinungsaustausch über die tegtliche Redigierung der Antwort gepflogen haben.

Der Pariser   ,, Temps" erklärt:, daß Deutsch­ land   und Italien  manöbriert geimidt bahin 1 unter dem Vorwande einer unbedingt notwendigen Verhinderung der Errichtung einer Sowjetregierung in Spanien  Frankreich   und Großbritannien   zur Erneue anlassen und auf diese Weise die Hauptlinien der europäischen   Politik ohne Einbeziehung Sowjets rußlands und des Völkerbundes zu bestimmen. Der Temps" bezweifelt sehr, daß sich die bri­ tische   Regierung zu solchen Manövern hergeben werde, wie sich auch aus der leßten entschiedenen Kundgebung Anthony Edens ergibt.

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der Verbindung Madunge

fächlich auf Einführung des Systems einer stren- zöfifchen öffentlichen Meinung ohne Unterschied heurer Wucht hat sie gegen die Straße, die an der gen internationalen Kontrolle.

Namens der Minderheit sprachen der De­putierte der Mitte Marcel Héraud   und der De­putierte De 3 bon 3, der Autor eines& ana logen Gesezentwurfes betreffend das Verbot der Entsendung Freiwilliger nach Spanien  . Beide Redner forderten die Verhängung strenger Stra= fen für Agenten, welche französische Staats­bürger in den Tod schicken. Der Vorsitzende des Legislativausschusses, Deputierter Sérol bemerkte, der Ausschuß sei mit der Regierung einer Mei­ung, daß die bereits in Spanien   befindlichen Freiwilligen nicht bestraft werden sollen.

ber politischen Ueberzeugung in diefer Frage zu erweifen, in welcher es sich um eine wirklich wohl­erwogene Maßnahme zugunsten des Friedens handle.

Auch die Kommunisten dafür

Universitätsstadt   vorbei ins Gebirge führt, einge­sept. Aber was in den acht Tagen fast pausenloser Attaden an minimalen Teilerfolgen erreicht wurde, entspricht in feiner Weise den alles Maß übersteigenden Opfern des Gegners. Man spricht vom Maschinenkrieg und davon, daß der Fattor Der kommunistische Deputierte Peri gab be- Mensch in ihm nur untergeordnete Bedeutung tannt, daß die Kommunisten trot zahlreicher habe. Die Strategie des Angriffs und die Art Vorbehalte für den Regierungsfeiner Abwehr haben dieſe Behauptung widerlegt. Wohl werden alle Kampfhandlungen- m entwurf stimmen werden. fennt das schon aus dem Weltkrieg durch viel Der Senat wird sich mit dem Entwurf ans stündiges Trommelfeuer eingeleitet. Es. durchzu­fangs der nächsten Woche befassen.

Gegenangriff bei Las Rosas

Auch in Asturien   Fortschritte

gewinnt Terrain

Madrid.  ( Havas.) Im Madrider   Frontabschnitt bei La& Nos as schreitet die Offensive der republikanischen Truppen, welche vor zwei Tagen begonnen wurde, fort. Die Republikaner eroberten wichtige Positionen der Aufständischen Einzelheiten find zwar noch nicht bekannt, doch kann bereits heute erklärt werden, daß der Versuch der Aufständischen- Generale, Madrid   vom Norden her zu erobern, zu einem vollständigen Scheitern verurteilt ist.

Auch an der asturischen Front schreitet die Offensive der republikanischen Trup­pen vorwärts. Diese sind bereits in einer Tiefe von etwa 10 Kilometer vorgedrungen. An der aragonischen Front haben die katalanischen Milizen sechs Dörfer und mehrere strate­gische Positionen füdlich des Flusses Ebro   erobert.

Das Tempo der Evaluierung der Zivilbevölkerung aus Madrid   wird beschleunigt. Am Freitag wurden die Dörfer im Norden der Hauptstadt, und zwar Fuencarall und Tetuan dela Victorias, geräumt.

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man

Stehen erfordert zuhöchst gesteigerte menschliche Willenskraft; an ihr, nicht an den nach allen Re­geln moderner Kriegskunst ausgebauten Schüt zengräben zerschellt erst der Angriff. Todesmutige Entschlossenheit ist auch die beste Tantabwehr: Unerschrocken werden diese furchtbaren Ungetume mit Handgranaten und Dynamitbomben ange= gangen. Hinter den Tants tommen die Sturm­folonnen: nicht mehr in lockeren Schüßenlinien wie einst, sondern in kompakten Gruppen seßt sie die neue deutsche Tattit an. Kampftraft und Mu: der Stürmer soll diese Massierung erhöhen wie sie andrerseits doppelt schreckhaft auf die Auge­griffenen wirken will. Aber so wie gegen Trom melfeuer und Tanks bewährt sich die Kampf­erprobtheit des Milizheeres erst recht gegen dic attackierenden geschlossenen Gruppen: an ihr rie­ben sich die blonden Mohren" ebenso auf wie seinerzeit die furchterregenden schwarzen Trup­pen. Der feindliche Heeresbericht selbst muß die ungeheuren Verluste zugeben.

Auch Norwegen   verstärkt Dynamiteros an der Arbeit entstandene Verwirrung dazu, einen Angriff zu Republik   sind die Erfolge der Madrider   Verteidi­Landesverteidigung

Die Kosten durch eine Vermögenssteuer gedeckt

unternehmen, und bemächtigte sich einiger Gebäude im Bereiche der Krankenhäuser und Kliniken. Estepona   gefallen

Donnerstag abends haben Abteilungen der republikanischen Truppen im Frontabschnitt ber Universitätsstadt   einige Bäufer in die Luft ge­D810. Der König eröffnete heute feier- fprengt, welche von den Aufständischen zu fleinen lich die neue Seſſion des Storting. Die Regie: Feftungen ausgebout worden waren. Die betref. rung unterbreitete das Staatsbudget in der Ge- fenden Häuser wurden von Spezialabteilungen, famthöhe von 522 Millionen norwegischen den fogenannten Dynamitero 3, unter­Kronen. Die Regierung fündigte jedoch an, daß miniert. Die Negierungsmiliz benuste die dadurch groß gewesen sein. sie noch um die Bewilligung von Nachtrag 8.

Gibraltar  . Das Kommando der Aufständis schen- Truppen in Algaciras hat nunmehr einen amtlichen Bericht veröffentlicht, wonach die Süd­Armee der Aufständischen Estepona eingenommen hat. Auf beiden Seiten sollen die Verluste sehr

Frebiten zur Berhärtung ber Landungsversuch vor Malaga zurückgesch'agen

National verteidigung ersuchen werde. Diese Nachtragsausgaben werden durch eine Son.

Valencia.( Fabra.) Freitag früh um auf das Kanonenboot Canovas de Caftillo" fo­derbesteuerung der großen Einkommen und Ver- 7 Uhr eröffneten die Aufständischen zu Land, zur wie auf einige kleinere Flotteneinheiten einen

mögen gedeckt werden.

Françols Poncet belm Präsidenten

See und aus der Luft einen heftigen Angriff auf Ma la ga, der die Ausschiffung von Marine fützen Frantos vorbereiten sollte.

Angriff unternahmen.

Cervera" mit 200- Kilogramm- Bomben zu Einem Flugzeug gelang es, den Kreuzer treffen, der fich dann sofort in der Richtung gegen Pari 8. Der Präfident der Republik Le- Es wurden fofort Bomben flug Ceuta   zurückzog. Auch die übrigen Kriegsfhiffe brun hat Donnerstag abends den franzöfifchen 8euge der Regierung zum Eingreifen der Aufständischen traten mit Bolldampf den Botschafter in Berlin   Francois Poncet   empfan- in den Stampf entfandt, welche auf die Aufstän- Nückzug an und tonnten teine Mann­bifchen- Kreuzer, Canarias   und Cervera" und schaft an Land sehen.

gen.

Nicht allein den militärischen Technikern der gung zu danken, sondern vor allem der Arbeit der politischen Kommissare. Die Schaffung dieser Institution in den Heeresförpern ist von allergrößter Bedeutung gewesen. Mehr denn je gilt heute für den Soldaten eines fapita­listischen Staates der berühmte Saß: Er hat nicht zu überlegen- er hat zu handeln und zu sterben". Der Freiheitskämpfer aber handelt. weil er überlegt. und je flarer er erfennt, wo­für er sein Leben in die Waagschale wirft, desto unerschütterlicher wird seine Kampffraft. Madrid  ist uneinnehmbar", schreibt El Sozialista": " Nicht nur wegen feiner privilegierten militäri­fchen Position, sondern vor allem wegen der un­überwindbaren Willenstraft seiner Kämpfer". Sie geweckt, bewußt organisiert und entwickelt zu und an der stahlharten Ethit, mit der sie das haben, ist das Werk der politischen Kommissare, Heer der Verteidigung wappneten, bricht sich der blindwütige Ansturm der Maschinenmenschen des Gegners. Unerschütterlich auch blieb die Moralder Bibilbevölkerung. Erst der strenge