Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutſchen ſozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh

Redaktion und Verwaltung: Brag XII., Fochova 62- Telephon 53077- Herausgeber: Siegfried Taub

17. Jahrgang

Dr. Hodža eröffnet die Verhandlungen

Pra g. Amtlich wird gemeldet: Der Vor­fitzende der Regierung Dr. Milan Hodža hat am Dienstag die Verhandlungen mit den Regie­rungsfaktoren über die Vorschläge begonnen, die ihm die Vertreter der deutschen aktivistischen Parteien unterbreitet haben. Diese Verhandlun= gen des Vorsitzenden der Regierung werden wahr­scheinlich einige Tage dauern und es ist zu er­warten, daß sie auch noch einen Teil der kom­menden Woche in Anspruch nehmen werden.

In Erwartung

einer Hitler- Ueberraschung

Es scheint, daß die Welt doch langsam die Sprache des Herrn Hitler erlernt. Kaum hat er feierlich versichert, es werde von nun an teine Ueberraschungen mehr geben, zerbricht sich alle Welt den Kopf darüber, welches seine nächste Ueberraschung sein und wann sie erfolgen werde. Man weiß also sehr gut, daß Hitlers Versprechen nur insofern verläßlich ist, als er sicher das Ge­genteil tun wird!

GW

Verantwortlicher Redakteur: Karl Kern, Prag

Mittwoch, 3. Feber 1937

Einzelpreis 70 Heller( einschließt.5 Heller Porto)

Aus dem Inhalt:

Maschinengewehre gegen Chevrolet- Streikende

Radeks Freispruch und Nawaschins Geheimnis

Antisemitismus

gegen Türken in Berlin strafbar!

Frankreich wird jeden Überfall Verschleppung

Daladier und Cot über die Bereitschaft

von Armee und Luftwaffe

abschlagen!

Weitere 19 Milliarden Francs für die Verteidigung Der Wall Dünkirchen- Basel In Kürze vollendet Verstaatlichung der Rüstungsindustrie wirkt sich günstig aus

Paris . Die französische Kammer beendete um 20% Uhr die Aussprache über die National berteidigung, die über eine Woche gedauert hatte. Die Kammer sprach der Regierung mit 405 gegen 186 Stimmen das Vertrauen aus.

Die Mehrheit der Regierung Blum hat neuerlich

um 40 Stimmen zugenommen.

In der Debatte waren nach den zahlreichen Rednern der Rechten einige Kritiker von der Lin­ten angetreten, vor allem Kommunisten, dic größere Agitationsfreiheit in der Armee forder­ten und zugleich ihre unbedingte Loyalität ver­sicherten, sich auch für die Beibehaltung der zwei­jährigen Dienstzeit einsetzten.

Den Debattenrednern und Interpellanten antworteten der Luftminister Pierre Cot Härten, daß die Armee und die Luftflotte bereit und der Kriegsminister Dal a dier. Beide er­seien. Cot versicherte, daß die französische Luft­macht an Qualität unerreicht sei, in der Zahl der Maschinen nur von Rußland übertroffen werde. Die Verstaatlichung der sieben großen Flugzeugfabriken habe sich auf die Rüstung gut ausgewirkt. Die Produktion werde durch die

zubilden und aus einer großen Zahl die bestgeeig­neten Leute auzuwählen.

Auch Daladier betonte die gedeihlichen Aus­wirkungen der Verstaatlichung der Rüstungs­

Nr. 29

der Exporthilfe?

Am 22. Jänner hat der Ministerrat die Exporterleichterungen für die Glas- und Por­zellanindustrie beschlossen. Wir haben diesen Bes schluß der Regierung aus vollem Herzen begrüßt. Schon vor Monaten haben wir Maßnahmen der Exportförderung für besonders notleidende In­dustrien verlangt und in dem Memorandum, wel ches die Spitzentkörperschaften der deutschen Arbei­terbewegung dem Ministerpräsidenten seinerzeit übergeben haben, wurde die Regierung auf die Bedeutung dieser Forderung aufmerksam ge macht. Handelt es sich doch hier um Industrien, welche für das sudetendeutsche Gebiet von beson­derer Wichtigkeit sind.

Während sich in einer Reihe anderer In­dustrien bereits eine gewisse Besserung bemerkbar macht, so ist dies gerade in der Glas- und Por zellanindustrie nicht der Fall. Es ist ein warnendes Zeichen, daß die Aus­fuhr der Porzellan industrie im Jahre 1936 noch weiter zu rüd gegangen ist. Während diese Indus strie im Jahre 1929, vor Ausbruch der Wirt­schaftskrise, Waren für 318 Millionen expor Die englischen Blätter wollen darüber in­tierte, ging der Export im Jahre 1935 auf 105 Millionen, also auf ein Drittel zurück und formiert sein, daß Ribbentrop sofort nach sant im Jahre 1936 noch weiter auf 98.5 Mil­seiner Rückkehr nach London deutsche Kolo­lionen. Gerade diese Industrie wirft für nialforderungen überreichen werde. Löhne, Gehälter und inländische Rohstoffproduk­Die Reichsregierung arbeite an einem großen tion, also für die heimische Wirtschaft, 97 Pro Memorandum, das Frankreich , England, zent ihres Gesamtwvertes ab. Sie braucht fast feine Belgien und Japan überreicht werden solle. ausländischen Rohstoffe, während sie an Devisen Es ist amüsant zu sehen, daß die eng- Berftaatlichung um 30 Prozent erhöht werden. Die Gebiete, in denen die Porzellanindustrie einst lische Presse, auch die sonst hitlerfreund­с Daladier versicherte, daß nichts ver­blühte, werden zu Steppen des furchtbarsten lichen Blätter, unisono erklärt, eine Rückgabe säumt werde, Frankreich gegen jeden denkbaren Elends, die weitere Umgebung von Karlsbad wird der von England verwalteten Kolonien komme Ueberfall durch einen der Diktaturstaaten zu zu einem einzigen großen Induſtriefriedhof nicht in Frage. Wenn Hitler Eupen, Me- sichern. Der neue, an die Maginotlinie anschlie eine der größten Porzellanfabriken der Tschecho­mel oder Danzig wolle, so solle er sich nach Bende Festungswall gehe der Vollendung ent­Beide Minister sprachen sick lobend über den slowakei , der Betrieb der Epiag" in Altrohlau , gegen, so daß Frankreich von Dünkirchen bis demokratischen und soldatischen Geist der Armee hat soeben um die Stillegung angesucht. owno oder Warschau wenden. Falls Basel eine Festungsmauer besißen werde, die aber und ebenso lobend über die Arbeit des Generals England anfrage, ob er Kolonien haben auch für offensive Zwecke tauge. Falls Frankreich Gamelin aus. Beide lehnten eine Politisierung Von dem Gesichtspunkt der Notlage dieser könne, werde ihm ein entschiedenes angegriffen werde, so könne die Armee sich hinter der Festungslinie zum Gegenstoß sammeln. als sie ihren Beschluß auf Exporterleichterungen men der letzten Monate bewährt. Wenn, sagte werde es ein paar harte when durchgeführt worden. Gerade da tut aber Gile Daladier , Frankreich überfallen würde, dann gefaßt hat. Leider ist aber in den fast 14 Tagen, die seither vergangen sind, dieser Beschluß nicht geben, worauf aber mit Sicherheit und in kurzem der Angreifer besiegt werden würde.

Er

Nein antworten!

Den Auslandsjournalisten wird in Berlin erklärt, daß eine Mitarbeit Deutschlands im Autobahnen aus, die Frankreich bei ſeinem Bahn­Der Minister sprach sich gegen den Bau von europäischen Konzert so lange nicht in Frage und Straßennes nicht brauche. Weiter nahm der tomme, als Deutschland keine Kolonien erhalte Minister gegen die Bildung einer Berufsarmee

Pierre Cot

betriebe. Durch sie habe die Regierung die Mög­lichkeit, eine wirklich umfassende Verteidigung zu garantieren. Weitere 19 Milliarden Francs were den für die Landesverteidigung bereitgestellt

werden.

der Armee ab. Die Armee habe sich in den Stür- Industrien ist auch die Regierung ausgegangen,

und Frankreich und England nicht bereit seien, Stellung. Die zweijährige Dienstzeit ermögliche Die Kammer nahm die Reden der Wehr­

mit Deutschland und Italien einen Pakt gegen es, innerhalb des Voltsheeres Spezialisten aus- minister mit stürmischem Beifall auf. den Kommunismus zu schließen( welchen Vierer­paktsplan gerade Italien interessanterweise energisch dementiert hat!).

Das braune Netz

wird noch dichter gemacht Berlin. ( Deutsches Nachrichtenbüro.)

Die spanische Regierung stimmt dem

Die Mauren haben als ausländische ,, Freiwillige" zu gelten!

Valencia.( Fabra.) In der Dienstag­

not, nicht nur deshalb, weil tausende von Arbei­des Jahres in der Porzellanindustrie ebenso wie tern nach Arbeit rufen, sondern weil zu Beginn in der Glasindustrie die großen Aufträge kommen. Wenn diese Zeit versäumt wird, werden Mil­lionenaufträge für unsere heimische Industrie verloren gehen und tausende von Arbeitern wer­den weiter der Arbeitslosigkeit und dem Glend überantwortet werden. Umso empörender ist es, wenn gewisse wirtschaftliche Gruppen dieses Staates durch allerlei Ausflüchte die Durchfüh

Kontrollplan zurung der Exporthilfe für die nofleidenden Indus

Wie mitgeteilt wird, hat der Reichskanzler Hitler strien aufzuhalten bemüht sind und sich allerlei am 30. Jänner einen Erlaß über die Einschung Vorteile verschaffen wollen, obzwar ihre Gewinne Der Erfolg der Offensive im Abschnitt von eines ,, Chefs der Auslandsorganisation im Aus- Sigung des Parlamentes in Valencia hielt der Aranjuez gab der Miliz die Möglichkeit, neue schon ohnehin aufreizend genug sind. Die Export­wärtigen Amt" unterzeichnet. In dem Erlaß Vorsitzende der Regierung Largo Caballero eine Stellungen zwischen Bastida und der Waffen- aushilfe für besonders notleidende Industrien, heißt es u. a.: 3 ur einheitlichen Be- bedeutsame Rede. Zu dem Plan einer Kontrolle fabrik von Cigarral zu beziehen. Die republika- wie die Glas- und Porzellanindustrie, sind kein treuung der Reichsdeutschen im der spanischen Grenze erklärte der Ministerpräfi- nischen Abteilungen haben mehrere Angriffe der ompensationsobjekt und kein Ausland wird ein Chef der Ausdent, daß die Regierung in Valencia diesem Plan Aufständischen zurückgeschlagen, welche die Be- cha che gegenstand und diesen Indu Jandsorganisation im Auswärtigen im Brinzip s u ft i m m e, daß sie sich jedoch vor. feſtigung des besetzten Terrains verhindern ſoll- ſtrien und ihren Arbeitern muß geholfen wer­Amt eingefelt, dem zugleich die Leitung und Be- behalte, daß ihr alle Nechte als der legalen Reprä- ten. An den übrigen Abschnitten der Madrider den, weil dies im Intereſſe des Staates und der arbeitung aller Angelegenheiten der Reichsdeut- fentantin des spanischen Volkes zuerkannt werden. Front sind keine nennenswerten Operationen zu traſſen Egoismus und dem kapitalistischen Pro­Gesamtwirtschaft ist. Es ist unerträglich, dem fchen im Auslande im Geschäftsbereiche des Aus- Was die Angelegenheit der Freiwilligen aus dem verzeichnen. wärtigen Amtes übertragen wird." Zum Chef der Auslande betrifft, betonte Caballero, daß die Re­fitstreben auch nur die geringsten Konzessionen zu Zivei Jagdfluzeuge der Regierung gerieten machen und die Exportaushilfe für die Elends Auslandsorganisation im. Auswärtigen Amt wird gierung als ausländische Freiwillige auch die in über Malaga in einen Kampf mit zwei italieni- industrien irgend jemandem, der es obendrein der Leiter der Auslandsorganisation der NSDAP , den Reihen der Truppen des Generals Franco fchen Caproni - Flugzeugen, in dessen Verlauf nicht nötig hat, irgendwie zu bezahlen. Die Erlaß weiter heißt, dem Reichsaußenminister ver- fämpfenden afrikanischen Mauren anſche. Der eines der Aufſtändischen- Flugzeuge in Brand Staatsgewalt darf nicht zurückschrecken, das Not­fönlich und unmittelbar unterstellt. Sein Ge- Vorsitzende der Regierung forach fodann seine Be- geriet. schäftsbereich als Leiter der Auslandsorgani- friedigung darüber aus, daß das Zutrauen in den fation der NSDAP und seine Unterstellung als Sieg der Regierung in Spanien heute bereits folcher unter dem Stellvertreter des Führers überhand genommen habe und verwies auf die bleiben unberührt. Er nimmt an den Sikungen Notwendigkeit, daß diefer Sieg so schnell als mög­des Reichstavinetts teil, soweit ſein Geschäfts- hrungen werde mit die suchtet Schäben und die Opfer an Menschenleben nicht

Gauleiter Bohle, ernannt. Er ist, wie es in dem

bereich berührt wird.

noch größer werden.

Erfolge bel Villaverde

London.( Reuter.) Nach einer Erklärung des Ministers zur Organisierung der Verteidigung Instip wurden in der Zeit vom 1. April bis aum Madrid . Der Regierungsausschuß für die 31. Dezember, 1986 im Rahmen des britischen Verteidigung der Hauptstadt teilt mit, daß die Rüstungsprogramms Bestellungen in einer Gesamt- Regierungstruppen im Abschnitt von Aranjuez höhe von 187,509.000 Pfund Sterling( fast 20 bei Villaverde um 500 Meter vorgerückt sind. An Milliarden) getätigt. In dieser Summe der Front von Madrid wurden Abteilungen der find sene Beträge nicht enthalten, die für den Bau Aufständischen, die einen Angriff bei El Plantio von Kriegsschiffen bewilligt wurden. unternahmen, zerstreut.

Spanischer Dampfer

wendige zu tun, und die Regierung muß die Energie aufbringen, um die Interessen der gesam­ten Wirtschaft über alle anderen zu stellen und

von deutschem U- Boot torpediert den durch die Wirtschaftskrise verwüsteten Ge­Madrid.( Havas.) In der Nähe der bieten zu helfen. Eine Sabotage der Küfte zwischen Neria und Torrog griff ein Wirtschaftsgesundung darf nich Unterseeboot, wahrscheinlich deutscher Zugehörig- geduldet werden, gleichgültig, von wem keit, das spanische Schiff Delfin" an, das mit sie ausgeht. Die Kreise, welche sich der Initiative einer Warenladung nach Malaga zurückkehrte. der Regierung hindernd in den Weg stellen, mögen Borher war das Schiff von einem Flugzeug an- bedenken, daß sie mit dem Los von tausenden von gegriffen worden, das jedoch durch das Maschinen. Arbeitern spielen und der Staat darf auf keinen gewehrfeuer eines in der Nähe befindlichen pani-| Fall zulassen, daß diese Menschen noch tiefer in fchen Kreuzers in die Flucht gejagt wurde. Das Blend und Verzweiflung getrieben werden. Die Unterfeeboot perfolgte das Schiff und fchoß zwei Demokratie unseres Landes muß die Kraft zei­Torpedos ab, die das Schiff schwer beschädigten. pen, mit gewissenlosen Elementen aufzuräumen, Die Besatzung und die Ladung wurden in Sicher- welche durch ihren engstirnigen Egoismus eine heit gebracht. Gefahr für Wirtschaft und Staat bilden.