Seife 2 Mittwoch, 10. Feier 1037 Nr. So Das soeben gegründcle„I» st i t u t für deutsches VolkSbildun gewesen" scheint geeignet zu sein, unser gesinntes öffentliches Bildungswesen zu beleben und zu aktivieren. Dieses von deutschen aktivistischen Volksbildnern geschaffene Zentrum, um das sich weite volkSbild- nerische Kreise gruppieren, ist nicht nur die bisher fehlende Zentralstelle, es wird gleichzeitig der Mittler zwischen dem Ministerium für Schulwesen und Volkskultur und den Gliederungen des öffentlichen Bildungswesens sein. Es dient der Demokratie und cS zu fördern ist demokratische Pflicht. E. P. In Karin i Washington. tHavaS.) Der Kongreß stimmte einem Kredite in der Höhe von 050 Millionen Dollars zwecks Hilfeleistung für die Arbeitslosen und die Opfer Im Hochwassergebiete zu. Wien . Der Herzog von Windsor und seine Schwester Mary Harewood sowie deren Gemahl statteten Dienstag vormittag» dem Bundeskanzler MiklaS einen Besuch ab. Goebbels ' Lügenpropaganda neuerdings angeprangert Nur 373 Deutsche wegen politischer Delikte In Haft Prag . Amtlich wird gemeldet: Das Tschechoslowakische Preßbüro hat am SamStag, den 0. Feber, aus die unwahren Behauptungen der „Berliner Börsenzeitung" vom genannten Tage über die Zahl der politischen Häftlinge deutscher Nationalität in den tschechoslowakischen Gefängnissen aufmerksam gemacht. Auf Grund seiner Anfrage an den zuständigen amtlichen Stellen hat das§PB bereits damals konstatiert, daß diese Ziffern unwahr und tendenziös übertrieben sind. Auf Grund der durchaeführten amtlichen Untersuchung ist heute das CPB ermächtigt zu konstatieren: In den tschechoslowakische» Gefängnissen befinden sich derzeit an Häftlingen deutscher Rationalität im Sprengel drS Obergerichtes in Prag in Strafhaft bei de» KreiSgerichten 43 Deutsche, in den Strafanstalten 70 und in Untersuchungshaft 100. Im Sprengel de» Oberge- richteS in B r ü n n in Strafhaft S und in Untersuchungshaft 48. Im Sprengel deS Oberge- richteS in Preßturg in Strafhaft 0 und in Untersuchungshaft 1. rlchteS in Kascha« in Strafhaft 3 und in Untersuchungshaft 1. In der ganzen Siepnblik befinden sich somit Insgesamt in Haft 373 Deutsche , hievon 130 in Strafhaft und 243 in Untersuchungshaft, der Großteil wegen Delikten gegen da» Gesetz zum Schutze der Republik. Ans diesen Ziffern, ist ersichtlich, daß die fast z e h n m a l(!) größere Zahl der„sudetendeutschen Häftlinge", wie sie die„Berliner Börsenzeitung" in ihrer zitierten Prager Meldung anführte, in die Kategorie der Erfindungen der gegen die Tschechoslowakische Republik eingenommenen Propaganda gehört. Kleine Entente fest 8« der Nachricht einer ausländischen Agen- tur, daß die Tschechoslowakei die Kleine Entente - Verträge aufzukündigen beabsichtige, wird amtlich konstatiert, daß diese Nachricht vollkommen erfunden ist. Auch diese Nachricht gehört zu dem Komplex der tendenziösen Informationen, welche von einer Propaganda verbreitet werden, die andauernd, aber hoffnungslos eine Im Sprengel de- Oberge-> Schwächung der Kleinen Entente anstrebt. Fiir die Rechte der ungarischen Minderheit Vortrag Minister Dr. Derart In einer sozialdemokratischen Vertrauensmünnerversammlung In Bratislava Der vergangene Samstag und Sonntag in Bratislava stand im Zeichen der ungarischen Sozialdemokraten. Samstag abends hielt Lustizminister Dr, Ivan D i t e r i(i ungarischer Sprache vor den versammelten Hunderten sozialdemokratischen Vertrauensleuten der Slowakei einen Vortrag über die Probleme der ungarischen Nation. Er wie» historisch tiefsinnig begründend und mit reichem Material die Revisionsbestrebungen der ungarischen herrschenden Klaffen energisch zurück. Nicht das ungarische Volk— welches andere und tiefere, soziale und wirtschaftliche Sorgen hat— ist revisionistisch gesinnt, sondern die Machtgier der Feudalmagnaten nährt künstlich die revisionistische Bewegung. In warmen Worten und mit solidarischen Gefühlen sprach Derer über die ungarische Nation und daS ungarische Volk. Er prieS das hohe Niveau der ungarischen Kultur, das arbeitsame, fleißige, talentvolle ungarische Volk und versicherte mit erhobener Stimme, daß da» tschecho slowakische Volk nichts sehnsüchtiger loünscht, als in Friede und Freundschaft mit dem ungarischen Volke zu leben. In diesem Sinne wünscht auch die tschechoslowakisch^ Regierung, die Pro-, bleme der ungarischen ÄM-'-MUch'• ungarische Seele soll der uMarischsü Kuliüründ! Sprache entfremdet tverden. Man wird alles aufbieten, um die Kulturbestrebungen der ungari- schon Minderheit weitest zu unterstützen und die gerechten Forderungen in jeder Beziehung, und in allen Zweigen des öffentlichen Lebens zu er-' füllen. In kürzester Zeit werde die Regierung die Fragen der Minderheiten innerhalb der Repu blik in Angriff nehmen. Jedem der Republik treu ergebenen Ungar muß der Staat Gleichberechtigung, Existenz und Aufstiegsmöglichkeit sichern, alle sollen politisch, sozial und wirtschaftlich die vollste Unterstützung der tschechoslowakischen Nation und der Regierung genießen. Der zweieinhalbstündige Vortrag wurde mit großem Beifall ausgenommen. Sontnag vormittags fand im Ratio- naltheater ein Kulturfest zu Ehren Dörer» statt. DaS Theater war bi» äüf das letzt« Plätzchen dicht gefüllt/ Der sozialdemokratische Abgeordnete S ch u l c z und ein achtjähriges Mädchen, die Tochter des Genoffen Feldmar au« Somorja , begrüßten in herzlichen Worten den Obmann der ungarischen Sozialdemokratischen Organisationen in der Slowakei , den Genossen Direr. Die Vorführungen der Kulturorganisatio- nen; der Sprechchor-Neuhäusel, ein Chor, 8« bis ILjähriger Kinder aus Somorja , die Akroba- tenvorführungen der Arbeiterturngruppe Komorn, der Sprechchor aus Komorn, der GesangSoer- ein Typografia, die rhythmische Tanzgruppe Fenyves und endlich die Theatergruppe der Arbeiterakademie in Preßburg , boten Glanzleistungen der traditionell hochstehenden ungarischen ,Arbeiter! ultur. Charakteristisch ist es, daß die von den ungarischen herrschenden Klaffen als„unterdrückte Minderheit" verschrienen ungarischen Sozialdemokraten in der Mowakei das Gedicht des Freiheitsdichters Alexander Petöf i:.„Felta- madt a tenger"(Die Auferstehung des Meeres) vortragen durften, während im„Paradies der Freiheiten", in Ungarn selbst der Vortrag dieses Gedichtes vor zehn Tagen von der Polizei verboten wurde I Sonntag nachmittag» wurde di« erste ungarische P». rte i s chu le mit 48 Teilnehmer in der Slowakei feierlich eröffnet. Die ungarische Sozialdemokratie In der Slowakei , welche sich in dem letzten Jahr« außerordentlich stark entwickelt hat, die Zahl der Ortsgruppen hat sich um das Doppelte auf 818 erhöht, wird in dem Geist dieser Kulturtage ihre sozialistische Arbeit sortsehen. An den Pranger! Was sich die gestrige IjachmittagSauSgabe des agrarischen Hauptorgans, der„Beeer", geleistet hat, muß vor aller Welt angeprangert werden, weil e» in der Journalistik der letzten Jahre kaum seinesgleichen finden wird.' Auf der ersten Seite dieses Blattes, dem— müßte man nicht auf das Preßgesetz Rücksicht nehmen— eine andere Bezeichnung gebühren würde, wird erzählt, daß die Kommunisten in der Prager Stadtvertretung einen Antrag auf Ab- sendung eine» BegrüßungStelegrammeS an den Bürgermeister von Madrid beantragt hätten, wobei man gleichzeitig dem Oberhaupt der spani schen Hauptstadt hätte versprechen sollen, Heil- Mittel für die Bevölkerung und die Truppen zu senden. Sofern da» der„Beber" sachlich kritisiert, iskbie» feinHuie» Rech^Wa» soll man aber dazu 'sagen, baß'der",',BeKr", also ei» Blatt, da» doch nicht für Rowdie» und Zuhälter bestimmt ist, dabei von den Organisatorinnen der Heilmittelaktion in Spanien , nämlich der Abgeordneten L a P a s s i o n a r t a, die durch ihre Tapferkeit 'ftf) Heldenruhm erworben hat, und einer in Spanien tätigen deutschen Emigrantin, Frau Nelken, als von„nev6stlcy‘‘, das ist zu deutsch „Hure n" spricht? Ist es schon je da» gewesen, daß irgendein Blatt in Europa die Abgeordnete eines anderen S t a a t e s Huregenannt h ä t t e? Ist da» ein Niveau, auf da» ein tschechofloivakisches Blatt hinabsteigen kann? Kann man einem Journalisten, der so etwa» schreibt, noch die Hand reichen? WaS sagt der leitende Redakteur des Blattes dazu? Deckt er diese schiveinische Unsittlichkeit? WaS sagt die Partei, welche diese»'Blatt herauSgibt? Identifiziert sie sich mit dem ,Meöer"? Auf alle diese Fragen ist sie der tschechoslowakischen Öeffentlschkett, die sich, so hoffen wir, ohne Unterschied der Partei von dieser abstoßenden Journalistik wegwenden wird, Antwort schuldig. Aenderungen am Eisenbahngesetz? SenateMissclmß setzt SnbkomJtee ein Prag . DaS Eisenbahngeseh, da» bereit» vor den Weihnachtsferien vom Abgeordnetenhaus verabschiedet wurde, stand Dienstag tm verkehrstechnischen Ausschuß des Senats zur Verhandlung. Der Referent Äng. Winter erstattete ein ausführliches Referat, au» dem hervorging, daß der Ausschuß keineswegs die Vorlage en bloe anzunehmen gewillt ist, sondern sie einem genauen Studium in einem Subkomitee unterziehen und gegebenenfalls auch vor Aenderungen, die eine nochmalige Verhandlung im Abgeordnetenhaus zur Folge haben müßten, nicht zurückschrecken wird. Der Referent Jng. Winter bemängelte tt . a., daß schon der 8 1 den Begriff einer Eisenbahn nicht genau definiere, und schlagt eine eigene Desinitimr vor. die davon' au-geht, daß bei jeder Bah» die seitliche Bewegungsfreiheit entweder durch Schienen oder durch ein S e i l, das die An- triebrenergie übermittle, begrenzt sein müsse. Unter diese DefiniÜon würden auch alle Seilbahnen sowie die Trolleybusse, die nach der bisherigen Definition wegen Ihrer Abhängigkeit von einer entfernten Kraftquelle au» dem seinerzeitigen Gesetz über die Motorfahrzeuge ausgenommen wurden. II. a. bemängelt der Referent ferner den 8 178, Abs. 2, der den Gemeinden, die Kleinbahnen betreiben, die neue Verpflichtung auferlegt, zu allen Sitzungen der Gemeindevertretung, de» Gemeinderate» und der Kommissionen, in denen über die Kleinbahn verhandelt wird, die Eisenbahnverwaltung einzuladen. Die Gemeinden seien ohnedie» schon genug konttolliert und brauchten keine weitere Konttolle; namentlich die Stadt Prag würde durch diese Bestimmung betroffen. In der Generaldebatte vertraten mehrere Redner die Ansicht, daß der Eisenbahnverwaltung, die einmal al» Partei, einmal al» Behörde austrete, eine zu große Machtfülle eingeräumt werde. Die Notwendigkeit gewisser Aenderungen wurde ziemlich allgemein anerkannt. Ein Redner, Javorniekh von den tschechischen Nationalsozialisten, forderte eine definitive Lösung bezüglich der auf unserem Staatsgebiet befindlichen Grenzbahnhöfe, die aurländischen Bahnverwaltungen gehören, und er- klärte namentlich die Zustände in E g e r, wo von 427 Eisenbahnangestellien nur 54 tschechoslowakische Staatsbürger-seien, al» unerträglich und für die Staatsverteidigung gefährlich. Senator Brodeekü lisch. Soz.-Dem.) regt an, die Angestelltenfragen im sozialpolitischen Ausschuß ausführlicher zu behandeln. Genosse Grünzner begrüßte die Einsetzung eine» Subkomitee» und bemängelte, daß die Vorlage von Juristen und nicht von Techniker» verfaßt zu sein scheint. Er regt an, einen Sonder« fono» zu schaffen, um den Anrainern der Bahn in dem sogenannien„Feuerrayon" über da» dem Erstbesitzer bezahlte Pauschal hinan» die Tragung der Kosten zu erleichtern, die mit der Herstellung feuersicherer Dächer verbunden sind. Der Vertreter de» Eisenbahnministtrium», Sek« tionirat Dr. C h m e l a t. betonte den Charakter der Vorlage al» eine» großen UnifizierungStverke», da» verschieden geartete Interessen tangiert' und infolgidessen schwer unter Dach und Fach zu bekam« Da8 Kaffeehaus in der Seitengasse Roman von Fritz Rosenfeld so Drexler lief durch daS Zimmer, er kaute im seinen Fingernägeln, er strich mit der Hand über die feuchte Stirn. Die Angst fiel ihn an, der Schrecken kroch ihm in die Glieder, Ivenn Hegeberg so sprach, war alles verloren. Er blieb vor Billy stehen, trank ein GlaS Kognak, dann sagte eS, tonlo», fahl: „Ich fahre. Heut« nachts.. Nach der Vorstellung. Die neue Nummer will ich noch sehen." „Fahre jetzt. Fahr so schnell, wie möglich—" Drexler winkte ab. „Nachts. Nach der Vorstellung. Morgen früh bin ich über die Grenze. Sie dürfen nicht erfahren, wo ich bin, hörst du, sie schicken mir ihre Leute nach. Sie werden e» aus dir herauözu« pressen versuchen, Billy, selbst wenn du e» gar nicht weißt." „Ich werde mich schon au» der Schlinge ziehen, Ludwig." „Ich hab dir helfen wollen, Billy, ich hab nicht gewußt, daß es so kommen wird—" „Laß nur. Ich weiß, daß du e» gut gemeint hast." „Ich pack seht meinen Koffer. Die Uniform bleibt tm Kasten hängen. Der Leutnant Drexler ist nicht nrehr. Der erste Drexler seit fünf Generationen, der als Zivilist sterben wird•—" Die Türglocke schrillte. Drexler öffnete. Die Tänzerin stand an der Schwelle. Sie trug, ein schwarze» Seidenkleid mit silbernen Aufschlägen, einen silbernen Hut mit schwarzem Rand. Sie nahm den Hut ab, warf ihn Ludwig zu. Er fing ihn auf, wie ein Artist einen Ball, legte ihn auf den Schreibtisch. Sie grüßte Billy mit einem Nicken, goß sich einen Kognak ein, zündete eine Zigarette an. Ihre Bewegungen waren langsam und geschmeidig, sie war sich de» Zaubers, der von ihr auSging, bewußt. „Heute abend, Ludwig", sagte sie.„Ich bin schon aufgeregt—“ „Du wirst Erfolg haben, wie immer—" „Ich will nicht nur Erfolg. Ich will die Menschen mit meinem Tanz toll machen. Sie dürfen nicht ruhig an ihren Tischen sitzen und trinken, wenn ich tanze, sie müssen die Hände in das Tischtuch verkrallen, ihre Augen müssen funkeln, alle ihre Leidenschaften, die verbergen und zu beherrschen suchen, müssen auflodern—" „Ich werde mir deine Nummer noch ansehen", sagte Drexler.„Mit dem Nachtzug verreise ich." Die Täterin drehte sich schnell um, lief auf ihn zu: „Du fährst weg? Wohin?" „In die Provinz. Zu Berwandten. Mr drei Tage." „Du wirst hier bleiben." Sic kümmerte sich nicht um Billy. Sie lief an ihm vorüber, sie nahm von seinen Worten keine Kenntnis. Drexler erklärte ihr, daß er fahren müffe. Der Vater habe cs befohlen. Die Familie fordere es. Die Familie habe auch ein Recht auf ihn.; „Deine Familie kann befehlen, wa» sie will. Ich brauche dich hier:" „Du mußt diesmal nachgeben. Ein einzige» Mal—" „Ich bin nicht gewöhnt, mir von einem kleinen Leutnant widersprechen zu lassen". ...... Sie wollte ihn demütigen, vor Billy; sie wolliedettvJreund ihre Macht über Drexler demonstrieren, er sollte ein für allemal wisse»:. Drexler war ihr verfallen, gehorchte ihr, lebte fiir sie, und niemand werde daran etwa» ändern, Drexler raffte die letzte Kraft zur Verteidigung des verlorenen Postens zusanmren. Er sagte Mit klammer, gepreßter Stimme, doch ruhig und deutlich: „Ich werde fahren, wann ich will, wohin ich will". Da nahm sie ihren Hut vom Tisch, ttat vor den Spiegel. Sie sprach kein Wort mehr. Sie grüßte nicht, als sie ging. Die Tür knallte zu, vor dem Hau» sprang der Mowr eines Auto» an. „Nun pack deinen Koffer," sagte Billy. „Nun packe ich meinen Koffer",, wiederholte Drexler. .»Ich werde am Zug sein—" „Halb zwölf," sagte Drexler vor sich hin. „Den Zug um hahb-zwölf werde ich Wohl nachher« .reichen—" Billy rief Hegeberg an. Es sei ihm gelungen, die Sendung, die unterwegs hängen geblieben war, freizubekommen. E» sei alles in bester Ordnung. Er werde am nächsten Tag ausführlich berichten.- Um elf verließ Billy das Taft; Carolas .Fragen wies er ab, er könne sie heute nicht begleiten, er werde ihr alle» erklären. Um viertel zwölf war er auf dem Bahnhof, Drexler kam nicht. Der Zug ging ab. Billy nahm ein Auto, fuhr zur„Bajadere", setzte sich in da» kleine Taft. Drexlers Wagen stand vor dem Lokal. Um halb ein» kam er mit der Tänzerin aus dem^ Bühneneingang, sie hatte die Arme voll Blumen, sie stieg in seinen Wagen,, der Wagen rollte davon. Nun gab e» nur noch einen Weg: Zu Carola. Billy ging, nicht nach Hquse. Er hätte diese Nacht in seinen leeren vier Wätiden nicht ertragen. Er stand in einem Autömatenbüfett, bis auch diese» geschlossen wurde; er ging zu den Markthallen, dort war eine Gastwirtschaft, die um vier Uhr morgen» ihre Tore öffneie. Er säß unter den Markthelfern, er härte ihre Gespräche an, um Drexler, Hegeberg- sich selbst zu vergessen. Sie. sprächen, von den Preisen," die stiegen, und von den Löhnen, die fänkem Bon der?lrbeit, die zu- -sanimenschmolz, und vom Hunger,, der wuchs. Bon dem Krieg, der vorüber war, und von dem Krieg, dec bevorstand. Lausend Betriebe standen still, aber mb Kanonenfabriken legten eine dritte Schicht ein. „Sie haben da» Geld in» Volk gepumpt, sie wollen e» sich wieder zurückholen. Sie haben die Uniformen, die Revolver, dir Autos und Billen der Armee und ihrer guireiber bezahlt, sie präsentieren die Rechnung: Die nicht» haben al» ihren Hunger, riskieren ihre Haut für die, die Millionen zu verlieren haben. Der Mensch ist billig: Hier hast du ein Stück Brot, einen Rock, ein Gewehr; nun schieße auf deinen Bruder, der un» nicht gehorchen will." „Die nichts sind, dünken sich mächtig, sobald sie eine Uniform ttagen dürfen. Die Ehekrüppel kommandieren auf dem Kasernenhof. Die Halbwüchsigen, die-davongejagt wurden, weil sie zu faul waren, einen Beruf zu erlernen, treten in der Uniform-vor ihre Väter: Nun gehorche mir, ich bin mehr äl» du." „Die keinen Willen haben und keinen Weg vor-sich sehen, suchen einen Führer, hinter dem sie herlaufen können. Sie'- heben-die Hand und schwären ihm Treue;-wenn sie die Hand senken, ist sie voll Blut". Nicht die Markthelfer sprachen, die Mauer« sprachen, das Pflaster vor dem Haus sprach, der Regen sprach, der niedertropste seit Stunden und Stunden, als wollte er die Welt reinwaschen. Durch dm Siegen lief Billy, durch hundert Stra- ßen irrte er, und al» da» Hau » in der Zeltgasse geöffnet wurde, in dem Carola wohntt, pochte er an ihre Tür.. - Sie fuhr aus dem Schlaf auf, sie rieß ihn ein, er bat sie, Tee zu kochen, er sprach mit abgerissenen Worten, mit zerfahrenen Gesttn, übernächtig und grau, die Haare wirr und die Augen erloschen. Sie fragte nicht; sie wußte, nun ist er gekommen, um zu sprechen, und er wird sprechen, sobald die Stille den Schlag seine» Herzen» gebändigt hat. lFortsetzung folgt).
Ausgabe
17 (10.2.1937) 35
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