«eite 6 Mittwoch, 10. Feber 1037 Vx. 8p Jrogec jdtwiq Zwei Prager Advokaten unter schwerer Beschuldigung Kür heute ist vor dem Strafkreisgericht dl». Verhandlung gegen den Liebencr Advokaten Doktor Bohuslav Zäzvorka anberaumt, der oe- schuldigt ist, Klientengelder in der Höhe von über 100.000 Ke unterschlagen zu haben. Gleichzeitig wird die Voruntersuchung gegen den dieser Tage verhafteten und dem Untersuchungsgefängnis eingelieserten ständigen Rechtsanwalt des Prager Konvents des Doniinikanerordens Doktor Paul ParkuS geführt, der schwerster Mal- versationen einerseits zu Schaden des von ihm vertretenen Ordens, anderseits der Konkursmasse der Firma Mautner bezichtigt ist. Bei diesem Fall soll es sich um einen Millionenschaden handel» und die Einzelheiten, die bisher bekannt wurden, klingen geradezu unglaublich. ES wird sich zeigen, wie viel an diesen Gerüchten wahr ist, daß aber tatsächlich schwere Verdachtsmomente bestehen müssen, beweist schon die Verhaftung deS Anwaltes. Wie verlautet, beabsichtigt di« Verteidigung in beiden Fällen Prüfung Les Geisteszustandes der Beschuldigten zu beantragen und eS ist also nicht ausgeschlossen, daß die für heute angesetzte Verhandlung gegen Dr. Zä- gvorka sofort der Vertagung verfällt. EiSgong auf der Moldau. Der EiSstoß hat im Lause des gestrigen Tage» die Prager Stadtgrenze erreicht. Auf den Oberläufen der Moldau und ihrer Nebenflüsse vollzieht sich die Eiswanderung nicht gleichmäßig. Bei Stichowitz kam eS zur Ansammlung von Eisbarrieren, die zur Ueberflutung deS rückgestauten Wassers großen Schaden anrichteten. Die Eisbarrieren erreichten RS fünf Meter Höhe. Später bildeten sich ähnliche gefährlich aussehende Eisansammlungen bei Modran und Äranik. Die weitere Entwicklung wird davon abhängen, ob e» im Oberlauf zu stärkeren Regengüssen kommen wird oder nicht. Frische Juuggänse sind auf dem Markt erschienen, d. h. vorläufig nur in einigen teueren Delikatessengeschäften. Für den normalen Markt und gewöhnliche Sterbliche sind diese Saisonleckerbissen vorläufig noch nicht erreichbar. Sie kosten die Kleinigkeit von löv Xä(einhundertfünfzig) pro Stück. Umsätze deS Prager Versatzamtes. Nach dem Monatsausweis de» Prager staatlichen Versatz- und Leihamtei wurden in der Wertsachenaotei» l u n g im Jänner 1937 17.501 Verpfändungen vorgenommen und 15.882 Gegenstände auSgelost. In der Abteilung für Kleidungsstück« und Be- darfSgegenstäude gab eS 16.060 Verpfändungen und 11.650 Auslösungen. Die Gesamthöhe der Leihbeträge beläuft sich in diesem Monat auf 4,071.810 Xi, die Höhe der Rückzahlungen auf 5,468.820 Xi. Der Gesamtpfandwert wird mit 16,204.800 Kf in der Pretiosenabteilung auSgewiesen, waS ein P l u S gegen das Vorjahr von 250.880 Xi bedeutet. In der Kleiderabteilung beträgt diese Ziffer 4,884.278 Xi spluS 682.865 Xi), in der Wertpapierabteilung 6,001.088 Xi(minus 04.826). SoudrrauöflugSzüge der LSD Prag . IS. Lis 14. Feber: JoachimSthal , Xi 115.—; 18. bis 21. Feber: Spindlcrmühle, Xi 890.—; Sokolbaude Xi 445.—, und vom 20. Feber bis 1. März Hohe Tatra oder nach Telgart, Xi 565.—, nach Karpatho- rußland, Xi 425.—. Informationen und Anmeldungen im Referat der SonderauSflugSziige in Prag XII, Basar neben dem Wilson-Bahnhof. Telephon 888—"85, Billig davongekommen . Pavelka freigelassen und mit zehn Tagend) bestraft Prag.—rb— Als vor kurzem die Prostituierte Vanek in einem Stundenhotel mit Kopfverletzungen halb bewußtlos aufgefunden wurde, erregte der Fall große Sensation und gab Anlaß zu allerlei abenteuerlichen Vermutungen. Man glaubt««s mit einem-Lustmörder zu tun zu haben und er fehlt« nicht an allerlei Sensationsmeldungen, die andeu- tcten, daß man möglicherweise dem mysteriösen ...blonden Phantom", dem Mörder der Prostituierten Janota, auf der Spur sei. Nach kurzer Zeit wurde als Täter der Abenteurer Pavelka ausgeforscht Die Angelegenheit, die auch weiterhin viel besprochen wurde, hatte natürlich eine sehr eingehende Untersuchung zur Folge, die nun ihren endgültigen Abschluß gefunden hat. Es handelte sich bei der Verletzung der Prostituierten Vaüek um«ine brutale Ausschreitung des angeblich alkoholisierten Verdächtigen. Anhaltspunkt« für weitergehende Mutmaßungen ergaben sich nicht, da Pavelka in jeder Richtung einwandfreie Alibis erbringen konnte. Die Untersuchung wurde also eingestellt und Pavelka nur wegen leichter Körperverletzung und Falschmeldung angeklagt, wegen welcher Delikte er gestern zu zehn Tagen strengen Arrestes verurteilt wurde. Da die Strafe durch die Untersuchungshaft verbüßt ist, wurde er sofort auffreienFußgesetzt. (Hätte er Banknoten gefälscht, so säße er möglicherweise lebenslänglich...) Die Zeugen der MandlovA vor Gericht ' Prag.—rb— Wie bereits berichtet, traten in dem Prozeß gegen die Filmschauspielerin Adine Mandlovä verschiedene Entlastungszeugen auf, deren Aussagen den Staatsanwalt veranlaßten, seinerseits gegen diese Zeugen einzuschreiten, weil der dringende Verdacht der falschen Zeugenaussage bestand. Gestern wurde die Verhandlung gegen die erste Gruppe dieser Beschuldigten zu Ende geführt. Es handelte sich »m die Chauffeure Heinrich Straka und Josef V a n a t k o,. die kurz nach dem Unfall er- klärt hatten, sie seien in größerer Entfernung von der Unsallstcllc gewesen und hätten nichts bemerkt. Eineinhalb Jahre später wurden sie von der Verteidigung als Entlastungszeugen geführt und behaupteten mm, sie seien Augenzeugen deS Unglücks gewesen und hätten aus nächster Nähe gesehen, daß nicht die Mandlovä am Volant gesessen sei. Bei der Verhandlung verteidigten sie sich damit, sie hätten seinerzeit sich nicht al» Zeugen gemeldet, da sie nicht» mit den Gerichten zu ttm haben wollten. Im übrigen hätten sie nach bestem Wissen und Gewissen aus« gesagt. In die Waagschale fällt allerding» die große Aehnlichkeit der Mandlovä mit ihrer setther verstor- henen Mitfahrerin, die bekanntlich später von der Mandlovä al» Lenkerin im kritischen Augenblick hin- gestellt wurde. Ganz klar^erscheint die Sache immerhin nicht, doch erachtet« nach langer Verhandlung schließlich der Strafsenat de» GR Novotny den Schuldbeweis nicht als boll erbracht und sprach die beiden Anaeklaaten von der Anklage der falschen Zeugenaussage frei. Bezlrksorsanlsatlon Prag Im grossen Saale deS Handwerker- Vereines, Prag , Dmeäky, findet Freitag, den 12. Feber, um 20 Uhr, die Generalversammlung der BezirkSorganisation statt. Auf der Tagesordnung Berichte und Neuwahlen. Iümst und Mssen- Tschechisch- ungarische kulturelle Zusammenarbeit. Di« Union der ungarischen Journalisten in der Tschechoslowakische» Republik veranstaltet den ersten tschechosiowakisch-ungarischen Kulturabend im Zeichen der kulturellen Zusammenarbeit dieser beiden Nachbarvölker am Samstag, den 18. Feber, in der Umiileckä Beseda in Prag III. Ueber di« kulturelle Annäherung zwischen der Tschochostowakei und Ungarn wird der Dichter Emil B. L u k ä i sprechen, der auch seine Uebersetzungen au» ungarischen Gedichten rezitieren wird; der ungarische Dichter Desidkr B o z ä r y wird dann sein« Uebersetzungen au» tschechischen und slowakischen Werken vortragen. Es werden auch di« ungarischen Künstler Eugen K a I ir lPiano), Gita Moren(Violine) und Hilda Sa S k o v ä, slowakische Sängerin in Bu dapest , Mitwirken, welch letztere in slowakischer Sprache tschechische und ungarische Volkslieder singen wird. Man erwartet, daß dieser Mend eine intensive weitere kulturelle Zusammenarbeit der beiden Nachbarvölker«inleiten und auf diese Weise dem Frieden, dem gegenseittgen Kennenlernen, dem gegenseitigen Verständnis und der Annäherung dienen wird.... Dienstag erste» Gastspiel Tilla Durkeuz; Erstausführung»Da» Nest" von Edmond Konräd(A 2) eKas^ssaBsssaassBas „Radek, Lenins Retter " Genosse Theodor Dan(Pari»), der Vorsitzende der Au»landÄ>elegaiion der Sozialdemokratischen Partei Rußland», schreibt uns: Werte Genossen, der Artikel von M. S. (Kopenhagen ) ,-K. Madel, Lenins Retter", der vom„Sozialdemokrat" am 21. d. M. veröffentlicht wurde, veranlaßt mich, Sie um die Aufnahme folgender Zeilen zu bitten. Die Absicht des Verfassers, Radel, als„Lenins Retter", den Händen der Henker zu entreißen, ist sicher an sich sehr anerkennenswert,*) so skeptisch man auch darüber denken kann, ob die „Rettting" Lenins noch wirklich in den Augen Stalins einen Anspruch auf die Begnadigung des „Retters" begründen könne. Die besten Absichten können aber die unrichtigen Behauptungen und die geschichtlichen Unwahicheiten nicht rechtfertigen, die im Artikel in FMe enthalten sind. Ich will mich aber auf die Berichtigung der Unwahrheiten beschränken, die einen verleumderischen Charakter gegenüber meiner Partei haben— direkt oder indirekt, insofern sie an der provisorischen Koali« toinsregierung der„Feberperiobe" der Revolution teilnahm. Eine derartige verleumderische Behauptung, bringt der Verfasser schon am Anfang seines Arttkels, indem er berichtet, als ob„die men- schewistische Presse" nach dem bolschewisti- schen Juli-Aufstand verlangt habe,„daß auch. Trotzki verhaftet werden sollte". DaS gerade. Gegenteil ist wahr: unsere Partei hat alles daran' gesetzt, um alle durch diesen Aufstand veranlaßten Verhaftungen zu verhindern und alle schon Verhafteten— unter ihnen Kamenew 'und Trotzki — zu befreien, was ihr schließlich auch gelungen ist, Unwahr ist es,'als ob dmnalS„die vernünftigen Menschen hüteten sich", Zweifel darüber zu äußern, ob das Geld, das Herr Füvstenberg"(der bekannte, jetzt verstorbene polnische Bolschewist Ganetzki) aus seinem lukrativen Geschäft zog und *) Vor dem Urteil geschrieben. Die Red. Arbeitervorstellung„Der Kuh", Over von Smetana, am Sonntag, den 21. Feber, um halb 8 Uhr. Karten ab Donnerstag täglich von halb 9 bi» 2 und 4 bi» 6 Uhr bei Optiker Deutsch, Koruna. Spielplan de» Neuen Deutschen Theater». Heut«, Mittwoch, halb 8 Uhr:„Jean", Gastspiel Leopold Kramer und Pepi Kramer-Glöckner , Ä 2.— Donnerstag halb 8: Fräulein Else, C 1.— Freitag halb 8: Der Kuß, D.— Samstag halb 8: Hopsa, Erstaufführung, A 1.— Sonntag halb 8: Firma, 6: Die Meistersinger von Nürnberg , C 1. Spielplan der Kleinen Bühne. Heute, Mittwoch, 8 Uhr:„Axel an der Hlmmclriür".— Donnerstag 8: Jean, Gastspiel Kramer-Glöckner.— Freitag 8: Der Illusionist, volkstümliche Vorstellung. Samstag halb 8: Wie es Euch gefällt, neuinszeniert.— Sonntag 8: Unentschuldigt« Stunde, 8; Jean. Gastspiel Kramer-Glöckner. Vorträge Spiritismus, Geistererscheinungen ad« Betrug? Ueber dieser Thema spricht am Mittwoch, den 10. Feber, im Heinesaal in der Fochova, der bekannte Äriminalpsychologe Shankara . Vereinsiraetuiciltett' S> I. Prag, Gruppe Weinberge. Am 10. Feber. 8 Uhr abends, Smeöky 22, Generalversammlung. Ref. Karl Kern„Die Aufgaben der Sozialistischen Jugendbewegung. Anschließend Diskussion. Neuwahlen. Allgemeiner Angeftellten-Verband, Prag . Masken« und Kostümball. Devise:„Rund um die Welt", am 27. Feber 1987, im Heinesaal, Fochova ti. Mitternachts-Programm de» Atu». Eintritt Xö 10.—. Kapelle Papert. Reklamationen: E. Strnad. Prag n„ Fügnerovo näm. 4. Der 17. Maskenball der„Unken der Gefchäst». reisenden" unter der Devise:„Eine Rächt in der Hölle" findet am 27. Feber d. I. im Lidovh düm, Hybernskä 7, statt. Reklamattonen im Sekretariat, Prag n., Na Zbokenci 18. Tel. 47841—8. 8008 Stc Sfot Der Mann mit.den hundert Gesichtern Bon anderen Kriminalfilmen unterscheidet sich diese französische Filmkomödie(die nach dem Roman „Mister Flow" von Gaston Lerroug gedreht vmrde) durch die überraschende Eigenschaft, daß sie den Zuschauer auch am Ende noch über das, was er wissen möchte, im Zweifel läßt. Da die Leute, die in dieser seltsam verwickelten Geschichte aüftreten, nicht nur Detekttve und Richter, sondern auch einander forigesetzt beschwindeln, weiß man zwar, daß sie Gauner sind, nicht aber, was sie getan und WaS sie nur fingiert haben, und man weiß auch nicht, wer ihnen wissentlich und wer ihnen unwissentlich geholfen hat. Man kann nicht einmal sagen, wann der Advokat, den sie.zu ihrem Komplicen machen(während der Hauptgauner zwecks Midi in UntersuchungShafi sitzt) zum bewußten Mittäter wird, denn dabei spielt di« Liebe eine Rolle, von der man wieder nicht weiß, wann sie geheuchelt und wann sie echt ist. Dem Zu« Sozialistischer Jugendverband,'~: Kreis Prag Wir berufen für SamStag, den'27, Feber, und Sonntag, den 28. Feber 1987, unsere. s... 6. ordentliche Kreiskonferenz ein. Tagesordnung: Berichte der Funktionäre, Referat, Neuivahlen der Kreisfunktio- näre, die weitere Arbeit, freie Anträge. Genauer Ort und Zeit wird noch bekanntgcgebem Di« Kreisleitung. schauer geht eS also wie am Ende dem Richter, der, al» sich die Zeugen, die Geständnisse und die Verdachtsmomente verwirrend häufen, den Fall damit erledigt, daß er Ihn als Bagatellsache behandelt.* Auch der Regisseur, der früher in Berlin tätige Robert S i o d m a k, war entschlossen, die verwik» kette Geschichte so leicht wie möglich zu nehmen, und er hat«ine ganz unbeschwerte Komödie inszeniert, die um so einfacher und heiterer wird, je rätselhafter und bedenklicher der Tatbestand sich entwickelt. Di« Darsteller sind diesem Stil gefolgt, besonders Fernand Gravey und Edwige Feuillisre, di« «Ine beinahe geistreiche Komik zum Vorschein bringen, Eine köstliche Gaunertype markiert Loui» I o u v e t, einen geheimnisvollen Komplicen stellt Wladimir Sokoloff dar(der viel größerer Aufgaben würdig wäre).—«i»— 8pord-8pietXörpeepstege Da» Radrennen läng» den Grenz« Sowjetrußland» wurde am Sonntag beendet. Die Fahre« wurden bei ihrer Ankunst in Moskau von einer groben Menschenmenge begrüßt. An dem Wettkampf beteiligten sich auch eine Reihe der schnellsten russst- schen Rennfahrer- Er siegte die Gruppe Lioudimir- ski, Ehoubine, Radcwitsch, Morow und Timoscw, Ihre Leiswng ist besonders gut. denn sie legten" in 268 Tagen im ganzen 80.800 Kilometer zurück. Fall Brain« erledigt. In Zürich kamen ani Montag Vertreter der tschechoflowakifchen und belgischen Fußballverbande» zusammen, und berieten ntt Beisein de»«Schlichter»" Hugo Meist(Wien ) Aber Braine. Nach stundenlangen Reden von beiden Ser« ten einigte man sich dahin, daß Braine für Belgien mit 1. Jänner 1987 frei ist, sein Verein, Verschoot Antwerpen , wird mst Sparta ein Spiel austtagen, dessen Reingewinn fast zur Gänze den Pragern zufällt. Ueber die Ablöse wurde kein« Summ« genannt, aber Prager Blätter schreiben von etwa 150.000 Xi. Also haben beide Teile mit Braine ihr Geschäft gemacht und da» war ja die Hauptsache bei dem ganzen Lärm... Der Troppauer EB verlor am Montag daheim sein Ligaspiel gegen Sparta Prag mit 0:4 Alle Tor« «zielten die Sparta -Kanadier ! Mitteilungen aus dem Publikum. Muß Anlaufen«in Lotticlespiel sein? Gewiß nicht, wenn man in Gla» kaust, denn dann sieht man mit eigenen Augen, ob Honig nicht verzuckert, Frücht « nicht unansehnlich, Senf nicht«ingetrocknet und Gemüse nicht verfärbt sind. Wer im Gla» kaust) weiß) was er kaust! durch Vermittlung der Frau Suhmensohn teilweise in die Leninsche Kaffe leitete, auch wirklich „aus deutschen Kriegskassen strömte".. Das gerade- Gegenteil ist wahr: das offizielle Sowjet- Organ, die„Jzwejstija", das damals von mir geleitet wurde, hat tage!» tagaus gegen derartige unbegründete Behauptungen energisch angekämpft sind ihren Urheber, den unrühmlich bekannten Herrn Ailexinski, als Verleumder gebrandmarkt; das damalige Präsidium des Sowjets, an dessen Spitze unser verstorbener Genosse Tscheidze stand, hat Lenin , der darum durch Vermittlung Sinowjews bat, geradezu ein schriftliches Zeugnis, ausgestellt, daß die gegen ihn gerichteten Verdächtigungen, im Dienste der deutschen Kriegsspionage zu stehen» vollkommen grundlos seien; ich persönlich, in meiner Eigenschaft«IS Vizepräsident des allrussischen Sowjets, habe vor dem damaligen Außenminister Terschtschenko energisch gegen die Absicht protestiert, auf Grund der telegraphischen Korrespondenz Fürstewberg« Suhmensohn„Lenin , Trotzki und ihre näheren Freunde wogen Spionage zugunsten Deutsch lands " gerichtlich zu verfolgen-Uw. Ich weiß nicht, was damals Radek seinerseits in Stockholm und Kopenhagen zur„Rettung Lenins" unternommen haben mag. Ein» ist aber ,sicher: weder sein„ungeheuer großes und überzeugende»" Material, von dem wir damals in Rußland nichts gehört haben, noch die Furcht der „Petersburger Machthaber, sich lächerlich zu machen", haben„die Spionage-Anklage gegen Lenin und Trotzki " zu Fall gckracht und damit LeNin„gerettet". Es waren dabei, ganz andere Faktoren im Spiele. Ja, brauchte dennLenin überhaupt in dem Sinne gerettet" zu werdemwie esderVecfasser des Artllol» behauptet?. . Schenkt Man ihm Glauben, so'„lebten die damaligen Machthaber(d. h. wohl die provisorische Regierung? Thi D) im Blutrausch. Verhaftungen wurden tausendfach vorgenommeu. Di« Henker hatten jeden Tag ihren Kopflohn" usw. Alle diese Behauptungen stellen das gerade Ge genteil der Wahrheit dav, und e» wird dem Verfasser des fraglichen Artikels schwer sein,/auch nur eineneinzigen politischen Kopf zu nennen, der nicht nur in diesen Tagen, sondern, während der ganzen„Feberperiode" überhaupt den Henkern als ihr„Lohn" ausgeliefert wäre, da ja die Todesstrafe in den ersten Tagen der Revolution abgeschafft wurde.**) In seinen berühmi, ten April-Thesen, in denen Lenin der provisorischen Negierung und allen sie unterstützenden Parteien den unechittltchsten Kampf ansagte, mußte er doch selbst zugeben, daß im Lande eine unbegrenzte, beispiellose, nie und nirgends dagewesene Freiheit herrsche. ' Die Behauptung, daß„in dieser Blutatmosphäre den nun beschuldigten Lenin und Trotzki der Galgen drohte", ist nichts anderes/ als eine schöne(oder unschöne, je nach d«n Ge- schmackl) Legende, die von Bolschewisten den wußt zur Verherrlichung Lenins erfunden wurde, und der Verfasser des Arttkels macht sich geradezu lächerlich, wenn er nun auch Trotzki an den angeblichen Galgengefahren teilnehmen lassen will: Trotzki war ja verhaftet, und statt ihn auszuhängen haben die ,-blutberauschten" Machthaber ihn, wie Kamenew , nach einigen Wachest Hast einfach in Freiheit gesetzt!< Die gesamte internattonale Sozialdemokratie muß gewiß alles dran sehen, um Radek und seine Mitangeklagten, wenn sie auch sichre« lang ihre gehässigsten Feind« waren, den Hästden der Henker zu entreißen. Sie wird aber diesen ihren»Rettung»"-Kampf mit wirksameren Was«' fen und mit besseren Argumenten zu Whrpd wissen,, als diejenigen, die ihr der Aufsatz von 'M. S . zur Verfügung zu stellen glaubt. Mit sozialistischen Grüßen - Theodor Dan(PariS )'^- •*) Wohl wurde sie im Juni, nach dem un« glückseligtn Offensivversuch fn Galizien , wieder«iwgeführt, aber nur an der Kriegrftont und mir für Deserteure. Unter dem Drucke de» Sowjet» und vor allem unsrrer Partei wurde aber auch dies« B e r» ordnung prastisch sehr bald außer Kraft gesetzt B«zugSbed Innungen: Bei Zustellung ins Sau» oder bei Bezug durch die Post monatlich XL 16.—, vierteljährlich KS. 48;—, halbjährig XL 96.— aanzläbrlaXL 192 Äakerat« werden laut Tarif billigst berechnet. Bei öfteren E'nschalwngen Preisnachlaß .-!Rückstellung! vonManuskripttn erfolgt nur bei Einsendung der-Rewurmark«,'.- Die Zc?ttmgSfrankatur wurdev°nd-rPos^und r8tt? graphendirektion mit Erlaß Ar. 1S.800/V1I/198Q bewilligt, Druckerei;„Orbis", Druck», Verlags- und Zeitung»-A.«G. Prag»
Ausgabe
17 (10.2.1937) 35
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