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Sozialdemokrat

Zentralorgan ber Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republikt

Erscheint mit Ausnahme bes Montag täglich früh

Redaktion und Verwaltung: Prag XII., Fochova 62

17. Jahrgang

Kallio­

Präsident von Finnland

Eine Hoffnung Hitlers zunichte

Helsingi . Zum Präsidenten der Re­ publik Finnland wurde der bisherige Minister präsident Kallio, Repräsentant der Agrar­partei, mit 177 Stimmen gewählt.

Die Wahl e erfolgte im zweiten Wahlgang und wurde durch die Stimmen der sozialdemokra­tischen Partei entschieden. Im ersten Wahlgang

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Telephon 53077 Herausgeber: Siegfried Taub - Verantwortlicher Redakteur: Karl Kern, Prag

Dienstag, 16. Feber 1937

Einzelpreis 70 Heller( einschließl.5 Heller Porto)

Aus dem Inhalt:

Organisierte

Kultur- Gleichschaltung

Der Freispruch der Velgo Soziale Mängel

in der landwirtschaft­lichen Gesetzgebung

Nr. 40

Frankreichs Geduld hat eine Grenze Ein Freispruch

Marseille . Der Minister für die Kolonien, der sozialistische Deputierte Marius Moutet , fagte in Besprechung der spanischen Frage, daß Frankreich den Grundsatz der Nicht­einmischung in die spanischen Angelegenheiten refpettiere, doch dürfte seine Besonnenheit und Geduld nicht allzu schweren Proben ausgesetzt werden. Wenn die Konferenz für die internationale Kontrolle durch die Schulb der faschistischen Staaten scheitern würde, könnte der Frieden bedroht werden. Der Minister hofft, daß diese Staaten ihre Handlungs­weife überlegen und zurück weichen werden, wenn sie die feste Entschloffenheit der demo­kratischen Staaten zur Sicherung des Friedens durch den Grundsatz der Nichteinmischung in die

inneren Angelegenheiten Spaniens sehen werden..

Doch Freiwilligenverbot und Kontrolle?

nacht in Kraft treten. Ein Einvernehmen wurde auch über das Projekt der Kontrolle erzielt demzufolge an den spanischen Land und Seegrenzen ab 6. März ein Kordon errichtet werden soll, um so den Transport von Kriegsmaterial und Freiwilligen

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In Brünn ist eben ein Mordprozeß zu Ende gegangen, den Tausende mit stärkster Anteil­nahme verfolgten und bei dessen Berichterstattung die Zeitungen wahrhaftig nicht bloßem und niedrigem Sensationstigel zu dienen hatten, son­dern in weit stärkerem Masse dem Volksbedürfnis, die volle Wahrheit über einen schrecklichen Grenz­fall menschlicher Leidenschaft zu erfahren und schließlich zu sehen, wie Berufs- und Vollsrichter über die Ermordung des Gerichtsrates Velgo Mecht sprechen würden. Und nun ist festzustellen, daß die Menschen, die zuerst nach der blutigen Tat und nun während der Dauer des Prozesses diesem Kriminalfall außerordentliche Aufmerk­samkeit zuwenden, jetzt in leidenschaftlicher Weise das Urteil diskutieren, das gefällt wurde.

gaben die Sozialdemokraten ihre Stimmen dem liberalen Kandidaten Stahlberg, der 150 Stim­men auf sich vereinigen konnte. Da diese Baht jedoch nicht die absolute Mehrheit erbrachte, war London . Im Foreigen Office gelangte der zweite Wahlgang notwendig. In diesem das Subkomité des Nichteinmischungsausschusses erhielt der bisherige Präsident Swinhuf zu einem Einvernehmen über das Abkommen, für die beiden Bürgerkriegsparteien zu ver- Die Diskussion begann eigentlich schon tväh= 104 Stimmen. Dessen Miserfolg ist durch welches die Anwerbung und die Entfendung hindern. Diese Empfehlungen werden in der rend der Verhandlungen. Denn gar manches trug außenpolitisch gesehen, zugleich eine Niederlage ausländischer Freiwilliger nach Spanien verboten dienstägigen Plenarsizung des Nichteinmischungs- sich in diesem Prozeß zu, das dem natürlichen Deutschlands . ausschusses behandelt werden, in der aber ihre Rechtsbewußtsein breiter Massen nicht ganz ent­Das Verbot soll am 20. Feber um Mitter- Annahme sicher ist.

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Der neugewählte Präsident der Republik Finn Tand, Kyösti Kallio , war Vertreter des Direktors der Bank von Finnland . Er wurde im Jahre 1873 geboren und widmete sich hauptsächlich den landwirt­schaftlichen Fragen, insbesondere dem Genossen­jhaftswesen. Im Jahre 1908 stand er an der Wiege der finnländischen Agrarpartei und gehörte seit 1904 dem Parlamente an, dessen Vor­sibender er im Jahre 1920, 1924 und 1927 folvie ununterbrochen seit dem Jahre 1929 war. Einige Male war er Vorsißender der Regierung. Die gegen wärtige Regierung bildete er im September 1986.

wird.

Madrider Südfront hält stand

Verteidigungsausschuß verlangt durchgreifende Maßnahmen

Madrid . Der Ausschuß für die Verteidigung der Hauptstadt teilt mit: Der neue Ver­fuch der Aufständischen, die Front der republikanischen Armee füdlich von Madrid zu durchbre­chen, ist vollständig gescheitert. Die republikanischen Flieger bombardierten die Po­fitionen bei San Martin dela Vega, wo starte Zusammenziehungen der Aufständischen= Abtei­lungen beobachtet worden sind.

Am Sonntag sind drei Mitglieder des Aus­fchuffes für die Berteidigung der Hauptstadt nach

Balencia abgereift, um der Regierung ein Me­morandum zu überreichen, in dem es heißt:.

,, Phantastische und böswillige Erfindungen" Warschau . Am Montag wurde ein offi­zielles Kommuniquee veröffentlicht, in welchem Die Belagerung Madrids dauert bereits erklärt wird, daß die in einigen ausländischen drei Monate an. In dieser Zeit hat der Aus­Blättern veröffentlichten Gerüchte über geplante schuß für die Verteidigung, der die gesamte anti­Beratungen des preußischen Ministerpräsidenten faschistische Bevölkerung umfaßt, gearbeitet, um Göring über die Angliederung Dan die Einnahme der Hauptstadt zu verhindern. In zigsan Deutschland gelegentlich der Jagd der Miliz wurde eine musterhafte Disziplin ge= in den Urwäldern von Bielowieza als phanta- schaffen, die Streitkräfte wurden reorganisiert. stische und böswillige Erfindungen" angesehen werden müssen.

Die Ereignisse der letzten Tage, insbeson­dere die Besetzung Malagas und die Offensive im Es handelt sich um Informationen der Pa Frontabschnitt beim Jarama- Fluß, erfordern un­riser Presse, daß die Rückkehr Danzigs umgänglich alle notwendigen und bringenden aum Reich gegen einen endgültigen deutschen Maßnahmen, welche eine mächtige Offen­Verzicht auf den Korridor das Ziel der Verhand- five an allen Fronten ermöglichen wür­lungen Görings anläßlich seines Jagdaufenthal- den. Wir verlangen demnach, daß unsere Regie­tes in Polen sein werde. Diese Informationen rung raschestens die allgemeine Mili= gehen auf eine kürzliche Aeußerung des Herrn tärdienstpflicht verkünde, daß sie zwei­Goebbels zurück, daß die Danziger Frage felhafte und verdächtige Elemente von allen. Bo­schon in der nächsten Beit ein fürsten ausschließe und daß fie schließlich den Ober­allemal erledigt werden wird". befehl an allen Fronten vereinheitliche. Valencia bombardiert

Faulhaber protestiert

sprach; man konnte es wohl verstehen, daß Richter und Staatsanwalt bemüht waren, den ermor­deten Gerichtsrat, der ja seine gewiß außerordent­liche menschliche Schuld auf fürchterliche Weise sühnen mußte, nicht über das Grab hinaus noch in peinlichster Weise belasten zu lassen; aber weil dech eben weder Schweigen noch Reden ihn hätte wieder lebendig machen können und weil darüber hinaus feine zarte Rücksicht durch die Richter das moralische Urteil mehr bannen konnte, daß dieser Gerichtsrat ein recht abscheuliches Leben geführt hatte, so hätte man erivarten können, daß dieses sein Leben vor Gericht in aller nötigen Deutlich­feit ausgebreitet würde, auf daß nur ja kein Ueberlebender mit mehr Schuld belastet würde,

Bei dem Bombardement wurden 20 Personen als ihm zukomme. Man hätte die Anträge, die getötet anb 60 verlegt.

MADRID Evalleras(

Villaverde

Vaciamadrid MANZANARES

Pinto

Ciempozuelo

Höhe 644

La Poveda

Arganda

TAJU

San Martin Morata de la Ve

Titulcia

Aranjuez

gegen die Verletzungen des Konkordats tillerie der Aufständischen- Schiffe während unge= Am Sonntag wurde Valencia von der Ar­Zu dem Angriff südöstlich von Madrid München . Kardinal Dr. Faulhaber fähr fünf Minuten heftig bombarbiert. hielt Sonntag in der St. Michael- Kirche eine sen- Eine Menge Granaten fielen in die Stabt und Zwischen Villaverde und Ciempozuelos sind sationelle Predigt, worin er sich gegen eine Reihe drei von ihnen ins Zentrum auf die Kolumbus - die Faschisten gegen den Jarama und die von Verlegungen des Konkordats wandte. Der Straße. Man glaubt, daß die Bombardierung Straße Madrid- Arganda- Valencia vorge­Stavdinal führte besonders über die Beschlag- Opfer gefordert hat. ihre Zahl aber ist noch nicht stoßen, der sie bei Vaciamadrid nahme verschiedener Hirtenbriefe, die Schließung bekannt. der Bekenntnisschulen, die Verhaftung fatholi­scher Geistlicher, die Entlassungen zahlreicher fatholischer Geistlicher und Nonnen

sehr nahe gekommen sind.

Boften als Jugenderzieher und die Werlembung Wirtschaftsrat der Kleinen Entente tagt

bieler hoher und höchster kirchlicher Würdenträger Beschwerde. Dubrovnik . Montag vormittags wurde im Das Konkordat sei im Jahre 1982 als großen Saal des Hotels Imperial" in Dubrov­freter Bertrag abgeschlossen worden und nit die 9. Tagung des Wirtschaftsrates der Klei­könne daher nicht zerrissen werden. Man höre nen Entente durch eine Kundgebung des Handels­heute offen aussprechen, daß das Konkordat nur ministers Dr. Vrbanič eröffnet, der die Er­abgeſchloſſen worden sei, um Beit zu gewinnen, gebnisse der Tätigkeit des Wirtschaftsrates im ver­und daß icht die Beit gekommen sei, alle tirchgangenen Jahre rekapitulierte und hervorhob, daß lichen Einflüffe auszuschalten. Der katholischen die wichtigsten Aufgaben in dieser Tagung gelöst Bürdenträger hat sich verzweiflung be- werden sollen. Es handle sich in erster Linie unt mächtigt und sie fagen: Mit dem Kontorbat ben Wirtschaftsplan für

ganze

enge und intensive Zusammenarbeit der Staaten der Kleinen Entente sichern würde.

Für die rumänische Delegation sprach der ehemalige Minister Todorescu. Er gab be­kannt, daß die rumänische Delegation in dieser Tagung am aktivsten sein werde, weil sie möglichst fruchtbare Ergebnisse wünsche.

da gestellt wurden, in geheimer Beratung mit Ausschluß der Oeffentlichkeit prüfen können und hätte damit nach der Ueberzeugung des überwie genden Teiles des Volkes der Gerechtigkeit mehr gedient als durch eine Pietät, die zudem vielleicht weniger allgemein menschlich als vielmehr gesell­schaftlich bestimmt war. Und vermutlich wäre auf solche Weise zwar die innere Einstelling der Ge­schivorenen zur Schuld der Marie Velgová noch verständnisvoller geworden, wohl aber wäre ihr Wahrspruch dem näher gekommen, was dem Den= fen und Fühlen jener entspricht, die unter allen Umständen Sühne für gewaltsam vergossenes Blut fordern. Freilich aber hatten die Geschwo­renen gerade das am meisten zu bedenken, daß ihre Antwort auf die zusätzliche Frage des un­widerstehlichen Zwanges mit Mehrheit vernei­nend, die Velgová wahrscheinlich einer unverhält­nismäßig drafonischen Strafe, ja vielleicht dem Strang ausgeliefert hätte. Wohl hätte die neue gesetzliche Bestimmung aus dem Jahre 1934 dic Geschworenen zu dem Versuch instandgesetzt, in einer Beratung mit den Berufsrichtern vor dem Urteil die etwa eines todeswürdigen Verbrechens als schuldig Erkannte gegen ein Todesurtcil in Schuß zu nehmen und sogar sich über die Strafe auszusprechen, die nach dem Ermessen der Volts= richter die Beschuldigte zu treffen habe. Aber es ist eben nicht von der Hand zu weisen, daß gerade in diesem Falle die Gesch: vorenen vielleicht auch in dieser Möglichkeit keine Sicherung gegen Todesstrafe oder lebenslänglichen, zumindest jahrzehntelangen Kerker zu erblicken wagten. So aber, wie die Geschworenen am Sonntag faktisch votierten, mußte Marie Velgová freigesprochen werden.

Es scheint uns, als ob dieser Prozeß und fein Ausgang geradezu klassisch lehrten, wie un­vollkommen, ungenügend, unbefriedigend und ge= brechlich in diesem Punkte unser Strafrecht und unsere Prozeßordnung sind. Denn schließlich ist, wie dieser Fall beweist, dem Recht und dem all­gemeinen Rechtsempfinden nicht immer entspro­chen, wenn dem Geseß Genüge getan ist. Es darf nicht verhehlt werden, daß dieser Freispruch auf viel Widerstand stößt und, Balkan- Entente tagt in Athen aus nicht auf einen, ben Races scheint, durch­Blutgedan­Jugoslaviens, Sontag fun find die Müttei aur bungen und Erwägungen. Es gelingt eben pon Athen . früh Delegationen sondern durchaus sittliche Empfin­Konferens des Rates der Baltan- Entente in fast niemandem, den Freispruch der Marie Vel­Athen eingetroffen, wo sie vom Ministerpräsiden- gová ruhig im Gedanken daran hinzunehmen, daß ten Metaras herzlich begrüßt wurden. An der Welt und Menschen durch den gewaltsamen Tod Kardinal Faulhaber betonte, daß seine Spipe der auswärtigen Delegationen stehen der des Herrn Gerichtsrates nichts verloren haben Worte einen nochmaligen Versuch darstellen, um Im Namen der tschechoslowakischen Dele- jugoslawische Ministerpräsident Stojadino und daß es sich bei der Velgová weniger um eine mit den nationalsozialistischen G Stellen au einer gation verwies Dr. Friedmann auf die wie der rumänische Außenminister Anto- triminelle als um ei eine tragische Schuld handle, Verföhnung zu gelangen. Wenn man das Kon- nahme des Güteraustausches zwischen den Staaten ne sc u und der türkische Außenminister Such di die sie durch ihr elendes Leben, durch das folternde farbat fallen ließe, so würde das im Ausland dem der Kleinen Entente im vergangenen Jahre und Arra 3. Die Konferenz begann Montag nach Bewußtsein ihrer Tat, durch die harten Monate Vertrauen, daß man Deutschland entgegenbrins hob die Notwendigkeit einer Wirt mittags im Außenministerium und wird bis Don der Untersuchungshaft, durch die Qual der Ver­gen soll, einen schweren Schlag- berfeßen, ichaftsaentrale hervor, die eine möglichst nerstag dauern, höre und Verhandlungen und durch die Marte­

merben wir untere staple Perlieren, one as Jahr 1987. Verner erflärte e bas bie

würde man uns enthaupten und durch die Kleine Entente aus dieser Tagung gestärkt hervor Straßen schleifen. Worin besteht da also der Un- gehen werde, so daß sie die zweckmäßigkeit ihrer terschied? betonte, jo me giften, werde unter Beweis ſtellen können, e

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