Sette 2
Dienstag, 16. Feier 1937
Nr. 40
runif im sensationSgrelleu Licht der Oesfentlichkett gebüßt habe. Und noch weniger wird es als auS- gleichende Gerechtigkeit empfunden, daß ja doch der Täter selber zu dreißig Jahren Kerkers verurteilt wurde. Denn nicht aus der Wc^lt zu schaffen ist die Tatsache, daß mit Willen und durch Anstiftung der Angeklagten, um ihrettviUen vor allem, dieser Mord begangen wurde. Es wird allerdings viele geben— vielleicht werden sich darunter besonders Frauen befinden— die diesen Freispruch nicht nur verständlich, sondern sogar richtig finden werden; gewissermaßen als Memento für alle Lumpenhunde von Männern, die imstande sind. Frauen zum Aeußersten zu treiben. Wir aber finb' der Meinung, daß unter gar keinen Umständen«in Mensch straflos über das Leben seines Nächsten befinden darf und daß'
2 Wutdetkrtte Ja Von Margarete Neumann Wenn di« Spieluhr di« Stunde zirpt, erhebt sich die Clarkpuppe.„Danke, Jo, heute waren Sie wieder besonders häßlich, ich werde es dem Papa melden...1" Darin liegt ihre Rache... Jeht erst aber spiele ich..... „Jo, das ist grauenhaft! Hör aufI" Meine Halbschwester Alice stürzt auf mich zu.„Bist du verrückt?? Das klingt ja, wie wenn hunderte Knochengerüste tanzen würden.." „Das ist der Totentanz der Puppe Clark!" „Jo, was redest du für Unsinn—: und morgen ist dein Konzert! Jo, lieber, kleiner Jo, Mama und Papa ängstigen sich so um dich!" „Ich spiele das. was du gehört hast." „Jo, das ist entsetzlich, denke doch an Mama, an Papa, an mich!" Wie sie schmeicheln kann. Sie ist 18 Jahre alt, ein sehr schönes Mädchen, kühl und eitel— ein leerer Pokal. • Jo, sagte sie, denk« an Mama, an Papa, ai .mich! Wer aber dacht« an Jo, das Wunderkind, als es wirklich noch ein Kind war?„Alice, liebe Alice, spiele mit mir!" „Was fällt dir ein, Jo, du muht doch üben!" „Mama, liebe, gute Mama— ich möchte Ball spielen!" „Was fällt dir.ein, Jo, du mußt doch üben!" »Papa, lieber Papa, nur ein Stündchen laß mich in den Garten...!"' „Nein, marsch! Jetzt übe erst mal. ,.'.!" Nein, ich will auch kein Erbarmen haben, «eine Rache wich sie in» Herz treffen.... ich
Straflosigkeit in solchen Fällen nicht die Bösen, die Gewalt zu befürchten hätten, bessern könne, sondern vielmehr■ da» Sittlichkeitsempfinden schwächen müsse, weil eben auf solche Art die blutige Tat sei c» einer Frau oder«ine» Mannes (denn«s gab ja schon umgekehrte Fälle) größere Chance eines Freispruchs erhielte. Nicht so sehr um die Marie Belgovä ist eS dem Volke zu tun, das ihr die Freiheit wahrhaftig nicht mißgönnt, so sehr sie auch den Arm eines Gesetzes verdient haben möge, das sie etliche Jahre hinter Gittern ihre Tat sühnen lassen könnt«. Es geht weit mehr um die allgemeinen moralischen Folgen solchen Freispruchs, um die Frage der Achtung oder Mißachtung der Heiligkeit des Menschenleben», an die ungestraft rühren zu dürfen Gefährdung zivilisatorischer Grundhaltung bedeuten kann.
spiele morgen den Totentanz der Puppe Clark am Grabe deS ermordeten Wunderknaben Jo. Jo! Kichere nicht so schrecklich, lache doch wie jeder Junge offen, freimütig! Papas Stimme ist gesättigt mit Selbstbewußtsein— überheblich wie immer! Mama schaut konstant in den Sup-> penteller. E» ist heute der 16. Dezember, der Tag meine» Begräbnisses. Jo!'(Schon wieder stört mich die verhaßt« Stimme.) Nach dem Mit», tagmahl übst du noch ein letztesmal, dann kannst du dich ausruhen— um 7 Uhr sei bereit. Junge — mach uns keine Schande!... i Ich spucke über Alice hinweg an die Wand. Entsetzt springt Mama auf. Papa ist sehr schlagfertig, wenn Mama erschrickt. Meine linke Wange brennt, mein Kopf fällt zum Tellerrand, die Suppe ergießt sich über den Tisch.>, In meinem Hirn hämmern und knacken die Elfenbeinzähne.... ich packe den Teller) schleuder«.ihn Papa in» Gesicht' ,... sein Augenglas zersplittert, Mut rinnt au» Nase und Mund, er ist totenblaß, will sich auf mich stürzen; Ich kichere, kichere...entsetzt weicht er zurück... geht au» dem Zimmer. . Jo! Jo! Wie konntest du das tunk Alice rüttelt mich an den Schultern. „Laß ihn, er ist ein Ungeheuer,- wäre heute nicht das Konzert... Papa hätte ihm schon gezeigt, wat es heißt...", zischt meine Mama. Dieses Kichern, es kommt so ruckweise her-; auf, ich spüre e» in seiner ganzen Unsinnigkett di-, Därme entleäig durch den Magen, klemmt die beiden Brustseiten und kitzelt im Halse: chichichi. Ich stoße Alice gegen die Brust, umspanne ihren Hals.„Jo! Besinne dich um Christi willen ." lieber mich neigt die Nixe Alin« Brachta da» Gesicht, reißt sich zurück:,-. die Pedal« in 'meinem Hirn lösen sich, ich lasse Alice- frei und — sacke in einen widerlich weichen Schlamm. Ich habe nicht geübt, just nicht. Ich weiß, war ich kann und wa» ich will und war ich spiele».,
ten zu stimmen und eknzutreten,) die nicht volks- tümlich sind-/„■■--.’-i.‘ Wir stehen aber auch auf einem anderen Gebiete mit den tschechoslowakischen Koalitiönspar« leien-in einer Front: in der Abwehr von Verleumdungen. Im Ausland' wird versucht, unter dzm Schein der Gerechtigkeit den tschtchoflowaki« scheu Staat zu diskreditieren.' Die Hetzarttkel Rothermeres und gewißen nationalsozialistischer Blätter schaden unserem Staat, sie schaden noch mehr uns Sudetendeutschen,' am allermeisten schaden sie dem europäischen Frieden. Wir sudetendeutschen Aktivisten erklären immer wieder, daß noch viele unserer Forderungen unerfüllt sind. Wir haben aber gar keine Lust, für unsere Rechte unter der Fahne eines englischen Zeitungskönigs zu kämpfen. Wir fühlen uns stark genug, gemeinsam mit' allen Völkern dieses Staates die begonnene Befriedungsaktion erfolgreich weiterzuführen. Wir wollen dem tschechoslowakischen Voll nichts nehmen. Wir wollen nichts mehr, aber auch nicht» weniger: Die Minderheltenbestimmungen der BerfaffungSurkunde müsse» voll und ganz erfüllt werden. Wer dies« unsere Forderung unterstützt, hilft nicht nur uns, er stärkt damit den Staat. Zufriedene Staatsbürger, zufriedene Minderheiten: das muß die allerwichtigste Forderung der Staatsverteidigung feint- Hacker: AktiviSmuS in entscheidunzSvoller Stunde Der AktiviSmuS steht heute in seiner ent« scheidungsvollsten Stunde. Wer imstande ist, zu ermessen, welche ungeahnte innerliche Kraft der sudetendeutsche AktiviSmuS bislang aufgebracht hat, um für den tschechoflowakischen Staat und für da» Wohl seiner Böller die richtige politische Formel zu finden, der verschweigt sich und der Unwelt auch heute nicht, daß der BerhandlungS- auSgang auch Über den weiteren- Werdegang sudetendeutscher akttvistischer Politik Werhaupt entscheidend ist. Allerdings: enttäuscht der BerhandlungSauS- gang, dann müssen auch die Folgen einer solchen Entwicklung in Kauf genommen werden. Dazu ist es wichtig, heut« nur die erste. Folgeerscheinung inS Auge zu fassen: der AktiviSmuS würde die Meinung für sich im Bolle verlieren. Meiner Auffassung nach Ivären daher in einem solchen Falle die Parteileitungen gezwungen, eine ganz grundlegende Ueberprüfung der Lage vorzunehmen. Solchen Möglichkeiten gegenüber steht die Hoffnung auf die Erfahrungen und di« politische Reife der Böller unserer Republik .
120 Kt Tageslohn Eine phantastische Behauptung des„Votier"( Was im.äveker", dem Blatt«, daS zum Pressekonzern der größten Regierungspartei gehört, zusanunengeschrieben wird, muß da» Erstaunen jedes ernsten Menschen, ohne Unterschied der Partei, wachrufen. ES werden da journalistische Methoden angewendet, die absolut verwerflich sind und nicht» mit der Wahrheit zu tun haben. Im„Betier" vom Samstag ist wieder ein Artt- kel veröffentlicht worden, in dem behauptet wird, daß für die Arbeitslosenunterstützung zuviel Geld ausgegeben werde. Insbesondere wird, betont, daß die Saisonarbeiter absolut keinen Anspruch auf die Arbeitslosenunterstützung haben. Als Beispiel wird«in Saisonarbeiter genommen,
werde: Den Totentanz der Puppe Clark zum Begräbnis des ermordeten Wunderknaben Jo und dann endlich... werde ich befreit sein. 4 Uhr nachmittags. Niemand wagt es, zu mir einzudringen. Heute bin ich«ine unantastbar« Macht... Die Nixe wirk» auf der Fahrt.'zum Konzerthau» zärtlich sein, der Habicht wird sich ducken... morgen'.«cher wird er sich rächen... Jetzt liege ich am Divan, die Augen geschloffen, die Sonne in meinen Pupillen zerstiebt... morgen kommt seine Räche zu spät... morgen bin ich nicht mehr der 12jährige Wunderknabe- Jo, sondern Jost. Brachta, ein gewöhnlicher löjahriger JUnge.,. niemand darf e» wagen, mich anzurühren.' * 6 Uhr abends. Er schleicht sich doch herein zu -mir. DedFeigling.Jchsehe ihn dUrchmeine'Son« nenpupille. Sein Gesicht ist ein,in zwei Teile zersprungener Teller, hart an der Nasenwurzel llebt ein dunkelbordeau Knopf. Er traut-sich nicht näher zu kommen.- Ich rühre mich nicht... sein Atem geht keuchend, er haßt mich so, wie ich ihn..., aber heute bin ich der Stärkere. s* 7 Uhr abend». Die Sonnenpupille in meinen Augen platzt jäh. Ich folge meinem Papa— das letztennü. Muß neben ihn im Auw fitzen. Die Nixe Aline Brachta, meine Mama, lehnt neben Alice. Ich sitze vor ihr: Ich spüre den Duft ihre» Parfüms: den nehme Ich mit i» den Sarg. Der Lichtglanz blendetmich. Ich sitze bereit» vor dem Sarg au » glänzend schwarzem Menhotz. Ich öffn« den Sargdeckel: weiße und schwarze' Würmer au » Glfeichein kriechen'heran»: Der Habicht sitzt hinter dem Vorhang--- lauert verbirgt sein zerschlagene» Gesicht. Die Nixe sitzt vor. mir, in der ersten'Reihe, ggnz nach der Bühne. Feuerrote Reflexe wirft ihr Haar zu mir herauf.
der—,180 Kä täglich verdient und sofort, wenn er dies« Arbeit verliert, sich um di«. Arbeitslosenunterstützung bewirbt, Wir möchten gerne.den Saisonarbeiter kenncnlernen, der 120' nö täglich verdient und der„Beöer" wird, aufgesordert, der tschechoflowakischen Oeffentlichkeit einen- solchen Mann Vorzustellen, Wir haben gerade gestern über die elenden Lohnvcrhältniffe, die bei uns herrschen, geschrieben, haben festgestellt, daß'faft neun Zehntel der Arbeiter und mehr als die Hälfte- der Angestellten das Existenzmininium nicht erreichen und«s muß wie ein Hohn auf diese Verhältnisse wirken, wenn der„Beöer" von dem phantastischen Verdienste von 120 XL täglich eines Saisonarbeiters schreibt. Gerade daraus ist zu ersehen, daß der„VeLer " zu solchen Phantasien greifen muh, weil ihm gute Argumente für die schlecht« Sache, die er vertritt, fehlen.
Lesen die GoebbelslUgenl Die Handelskammer-Zentrale hat ein vpn allen Handelskammern, also auch de» deutschen(Eger, Reichenberg.und Troppaü) gezeichnetes Schreiben an die reichsdeutschen Industrien und Handelskammern gerichtet, in. idem reichsdeutsche Wirtschaftsexperten eiNgeladen werden, sich durch einen Besuch in der Tschecho- slowakei von der Haltlosigkeit aller Gerüchte über eine Bolschewisierung der Tschechoslowakei zu überzeugen. Es ist dies unseres Wissens da» erste Mal, daß deutsch « Körperschaften gegen die friedengefährdende Propaganda des Goebbels in so klarer und entschiedener Weis« auftreten. So erfreulich die Tatsache dieses Auftretens ist, so muß man doch fragen: Warum so s p ä t? Und: Wo bleiben die anderen Körperschaften, die den Kampf um den Frieden in erster Linie auf ihre Fahne geschrieben haben, also, etwa die Deutsche Liga fürVöl kerb und und Völkerverständigung?
Parteitag der tschechischen Sozialdemokraten. Der Zentralausschuß der tschechoswwakischen sozialdemokratischen Arbeiterpartei berief den Parteitag für den 15., 16. und 17. Mai nach Prag ein. Auf der Tagesordnung befindet sich ü. a. ein Bericht über die innen» und außenpolitische Entwicklung,«in Referat über den Kampf um die Wirtschaftsdemokratie, die Partei und die Bedürfnisse der Landwirte. An einem Fastenhirtenbrief wendet sich der Prager Erzbischof K a s p a r an seine Gläubigen. Er bezeichnet zunächst den Krieg ganz rich-, tig als eine schreckliche Geißel. Daß die spanischen Generale im Namen seines Gottes einen begannen, läßt er unerwähnt. Dann bedauert er die konfessionslosen..Kinder,, demn. es..nicht'.vergönnt ist, die'Bötschast des Heiles'ßü Hövenj.'er meint, daß es selbst die Heiden besser haben, denn diese beugen sich doch vor einer Gottheit.- Schließlich behauptet der Herr Erzbischof, daß schlechte Menschen den Klassenkampf angefachts!) haben und er nennt amtliche Ziffern über die Hinrichtung Hunderttausend«« in der Sowjetunion, -Die Quelle verschweigt, er ebenso wie die Tatsache, daß der italienische, der deutsche und der spanische Faschismus Menschenleichen am lausenden- Band„produzieren"— nicht zuletzt im Namen einer christlichen Multur,.die,einen katholischen Erzbischof immerhin- nicht veranlassen sollte, Wahrheiten aUS durchsichtigen propagandistischen Gründen zu verschweigen.
Die Puppe Clark sitzt neben Alice.— Er kann beginne» I Hart, schrill, dröhnend, rasend, wirbelnd, mit allen Knochengelenken klappernd.jage ich den Tanz der Csarkpuppe über die Bühne,, brause durch den Saal, geradeausstürmend auf die Nixe, lasse die Clarkpuppe schweben, dem Habicht entgegen, jetzt umklammert thx Knochenarm des Habichts Hals... e» stöhnt, ächzt, brüllt au» tausend Kehlen-,.. Jo! Die Etfenbeinwürmer vor mir krilin- men sich ekelerregend... jeht muß ich sie.zerstampfen. Jo, jetzt! Sonst fteffen sie deinen Leichnam— ich schwinge mich empor, tret« sie nieder, e» klirrt, dzdzdzdz— stöhnen die Saiten...'eine Windhose hebt sich empor, wirbelt mich über dön Saal zwischen die Zuhörer, bevor ich der Nixe aüf den Kopf falle, stoße ich.mit-en Fersen...den Habicht in den Bauch, es.schwadert katschig-,'.. Jo! Jo!——— Der verhaßten Stimme folge ich nicht mehr, nie mehr. o> Ich liege- hingestreckt, auf dem muffigen Sofa. Hinter dem Vorhang., Sie glauben, ich sei wahnsinnig geworden. Dr. F. beschwichtigt als«. „Eine Ueberanstrengung, in Rühe lassen, schlafen lassen,'so lange es geht...! Dann werde ich üe das Auw getragen: Ein wtenbleiche» Gesicht mit' schreckaufgerissenen grünen Augen schwckbt über mir... ich flüstere: „Jo, der Wunlderknabe ist tot." * G» hilft(eine Selbsttäuschung. Ich. befinde mich im Irrenhaus. Die Rache de» Habicht war stärker al»'ich..i. Die Stille hier ist undurchdringlich. Der Mönch, der über den Kiesweg schreitet, hat Sandalen an /,.«r stört mlch nicht. Lein Schatten gleicht einem Pilz, deshalb nenne ich-thn den„Steinpih".i< „Ks. K» Steinpilz!" Er lenkt seine schsei« chenden Schritte zu mir.»Wa» wünschest du?" '„Hier lies!" lFortsetzung fotzt.)'
Die roten Fahnen von Kiein-Augezd — ein Dorn Im Auge der SdP
Die„Hiffung der roten Fahne der Weltrevolution" an den der Gemeinde Klein-Augezd im Bezirk Teplitz gehörenden Gebäuden hatte seinerzeit dem Abgeordneten Köhler von der SdP einen solchen Schrecken eingejagt, daß er sofort eine geharnischte Interpellation an den Jnnen- nttnister richtete, worin er die ganze Größe dieses Verbrechens in den schwärzesten Farben schilderte und schleunigste Abhilfe verlangt«. Dieser Tage wurde nun die Antwort de» Innenministers im Parlament aufgelegt. Danach reduziert sich da» schreckliche Verbrechen unserer Genossen von Klein-Augezd darauf, daß sie, wie die Antwort auSführt, „bei Festlichkeiten örtlichen Charakters außer der Staatsflagge auch die Fahne der sozialdemo- irattfchen Arbeiterpartei hissen, welcher der Gemeindevorsteher und di« Mehrzahl der Gemeinde- vertretung»mitglieder angehören. In einem«i n• zig en Falle, am 4. August 1886, wurde beim Jußballwettspiel der Schweizer sozialdrmokraii- schen Mannschaft„Nordstern" gegen den sozialdemokratischen Fußballklub„Freundschaft" in Klein-Augezd auf dem Gemeindeamt b l» ß die Fahne der Partei gehißt. Der Innenminister klärt die Interpellanten weiter« dahin auf, daß in der Fahne der sozial-
demokratisch-n Arbeiterpartei die Vevöllerung niemals da»„Symbol der Weltrevolution" erblickt habe. Beschwerden gegen die Hiffung von Fahnen in der Gemeinde Klein-Augezd seien bisher weder bei der Bczirksbehörde, noch bei der staatlichen Polizeibehörde in Teplitz-Schönau eingebracht worden. Eine Verletzung von Vorschriften oder irgend eine Unterlassung der Gendarmerie oder der Bezirksbehörd« ist nicht festgestellt worden. Die Interpellanten müssen also mit langer Nase abziehen und ihre schlecht gespielte Empörung irgendwie anders abreagieren. Man könnte.über diese verunglückte, eines Don Quijote würdige Heldentat mit einem Lächeln hinweggehen, wenn sie nicht noch«ine zweite, weit emstere Seit« hätte:„Die rote Fahne der Weltrevolution auf einem tschechoslowalischen Gemeindeamt"— das muß natürlich für Herren Goebbels , der die Tschechoslowakei seit Jahr und Tag als einen vom Bolschewismus total verseuchten und unterwühlten Staat hinzustellen bemüht ist, e i n wahres Fressen fein. Die so loyalen Herren von der SdP arbeiten durch solche Interpellationen also nur derfetndlichen Propaganda gegen uns direkt in dieHäude.Drei Dutzend der schönsten Loyalitätserklärungen können dann eine einzige solche Jnterpellatton nicht wieder gut machen!
Sonntagsreden aktivistischer Politiker Am Sonntag sprachen drei bürgerliche aktivistische Politiker: In Zwittau bei einer Tagung des Bundes der Landwirte Minister Spina und Parteiobmann ,H acker, in Mähr. Ostrau in einer Kundgebung'der Christlichsozialen Minister Z a j i 6 eWir geben die wichtigsten Stellen dieser Reden wieder: Spina: Rationale Verhandlungen nur innerhalb der Regierungsparteien Bei aller kulturellen Verbundenheit kein politisches Alldeutschtum, also keine Aushebung der Staatsgrenzen. Wir müssen uns bewußt sein, daß die Einhaltung diese» Gebotes mit allen staatlichen Machtmitteln erzwungen werden kann. Es ist auch eine verfehlte Spekulation, daß die sudetendeutsche Frage ein internationales Kompensationsobjekt werden könnte. Das wurde vom Ministerpräsidenten Dr. HodZa erst kürzlich erklärt, der auch auf die in der revolutionären Na
tionalversammlung beschloffene staatsrechtlich geltende Tatsache verwies, daß wir Sudetendeutsch « tschechoslowakisch« Staatsbürger deutscher Nation und Muttersprache sind, nicht aber«ine eigene BollSpersönlichkeit im staatsrechtlichen Sinne bilden. Die tschechoslowakische. Mehrheit in ihren vielen Parteien, die deutsche Minderheit in ihren Parteien, das sind die demokratischen Elemente unseres Parlamentarismus. Es wird dahev/ wenn es gilt, gewisse nationalpolittfche inneren Verhältnisse zu regeln,' nur von Partei zu Partei oder zwischen Parteien und Regierung verhandelt werden. Und da diese Regelung der innerpolitischen Berhällnisse«ine Anregung und Sache der Regierung ist, so wird sie innerhalb der Regierungsparteien verhandelt und gemacht werden, nicht aber über Parteien, die außerhalb der Regierung stehen. Sajköek:„Richt unter der Fehn« eine» englischen gettnngoUnigo" Wir deutschen Aktivisten geben dem Staate all das, worauf er Anspruch hat. Wir haben uns nie gescheut, auch für solche Staatsnotwendigkei-1