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Dienstag, 16. Feber 1937

Marie Velgo- freigesprochen

Wenzel Černý

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- 30 Jahre

Brünn  . Entgegen allen Erwartungen fand der schworenen zur Beratung zurück, die eineinhalb Stun Prozeß am Samstag nicht seinen Abschluß die benutteforenen mann der Geschworenen deren Verdikt, welche bei Cerny die Hauptfrage auf verabrebeten Meuchelmord mit zwölf Stimmen bejahten, die Zu­sayfrage, ob Cerny bei Durchführung der Tat des Gebrauches der Vernunft vollständig beraubt war, mit zwölf Stimmten verneinten, die weitere zu sahfrage, ob er bei wechselnder Sinnesverwirrung schandelt habe, mit zwölf Stimmen verneinten und die letzte Zusatzfrage, ob er die Tat aus niebri­gen und unehrenhaften Beweggründen beging, mit zwölf en bejahten.

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Verhandlung zog sich derart in die Länge, daß der Vorsitzende Samstag abends die Verhandlung neuer lich vertagte, da bis zur siebenten Abendstunde noch nicht einmal die Plädoyers hatten beginnen können. Der vierte Verhandlungstag wurde und dies ist ein weiteres, wenn auch nur äußerliches Kuriosum dieses Mordprozesses. ganz gegen alle Gepflogen­heiten auf den folgenden Sonntag angesetzt. Diese Maßnahme, die unseres Wissens fein Beispiel in unserer Striminalchronik hat, war dadurch notwendig geworden, daß für den Montag bereits ein weiterer Fall der Schwurgerichtsperiode anberaumt war und daher ein weiterer Aufschub unter allen Umständen vermieden werden mußte.

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Marie Belgo Belgo beantworteten die Geschwo­renen die Hauptfrage auf Verabredung zum gedune genen Meuchelmord

mit nenn Stimmen ja" und drei Stimmen ., nein",

bringen dürfte. Ein amerikanischer Verleger habe

ihm eine Million Dollar für die Nie­ſchrift ſeiner Biographie und der Geschichte der

Windsor- Dynastie nach dem Weltkriege angeboten.

Nr. 40

Dritte Arbeiter­Wintersportolympiade

gen abgegebent.

Die Städte in der ČSN.( R. F.) Nach einer Der Sprunglauf für die Kombination Zusammenstellung von Dr. August Stoberg hatte findet infolge zu starker Beteiligung bei den Beragam ende bore her mo8000 igbo Sprungkonkurrenzen nach dem the permits ner gegenüber 849.000 bei der Volkszählung vom Freitag, den 19. Feber, um 10 Uhr vormit­Jahre 1930. Die Bevölkerung der Hauptstadt hat tags statt. Für die Kombination find 55 Meldun­somit in fünf Jahren um 79.000 Menschen zu­genommen, so daß sie bis zur nächsten Volkszäh­lung im Jahre 1940 voraussichtlich eine Million überschreiten wird. Weitere Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern gab es Ende 1935 vier: Brünn  ( 284.000), Breßburg( 139.000), Wäh­risch- Ostrau( 128.000) und Pilsen  ( 117.000). Die Zahl der Städte mit einer Bevölkerung zwi­ichen 50.000 und 100.000 betrug nur zwei: Kaschau  ( 79.000), Olmiş( 69.000). Zwischen 30.000 und 50.000 Einwohner hatten zwölf Städte: Aussig  ( 45.000), Budweis  ( 43.000), Reichenberg( 40.000), Gablonz   und Troppau  ( je 37.500), omotau( 36.000), Prostějov  ( 35.000), ger( 34.000), glau und Tepliß- Schönau( ie 32.000), Par­ dubitz   und Blin( je 31.500). Wan   sieht daraus, daß der größte Teil der mittelgroßen Stadtge­meinden im deutschen   Sprachgebiet liegt. Die weit aus stärkste Ent wid lung weist 8lin auf, das im Jahre 1921 nur 4700 Einwohner zählte, deſſen Bevölkerung also in 14 Jahren um das Sechseinhalbfache gestiegen ist. An zweiter Stelle wohner zählte, an dritter Gablonz.( aller­steht Mährisch- Ostrau  , das 1870 nur 13.000 Gin­dings nur bis zur Zeit vor dem Ausbruch der Krise), und an vierter Pilsen  . Ein natürlicher Be­völkerungszuwachs( durch Geburtenüberschuß) iſt in den historischen Ländern nur bei Zlin  ( 14.2 Bei Cerny wurde die wirtschaftliche Not und Prozent), bei Pardubiz, Jägerndorf   und das reumütige Geständnis bei der Hauptverhandlung ger( ie ein Prozent) festzustellen; in allen als mildernde Umstände anerkannt. Als anderen Städten Böhmens   und Mähren  - Schle= erschwerend wurde der Umstand angenommen, daß siens wird die Bevölkerungszunahme ausschließ= er einen doppelt qualifizierten Mord verübte, und lich durch Zuwanderung bewirkt. die Roheit, mit welcher er die Tat beging.

Stimmen.

Nach diesem Verdikt der Geschworenen fällte das Gericht um halb 7 Uhr abends nach kurzer Be­ratung folgendes Urteil, durch welches. Gerny zu dreißig Jahren schwerem und verschärf

ten

Kerker verurteilt wurde.

Der Privatbeteiligte, d. i. die Familie Velgo. wird mit ihren Ansprüchen auf den Zivilrechtsweg verwiesen.

Die Sonntag- Verhandlung wurde mit dem Plädoyer des Staatsanwalts Dusit eingeleitet. nach welchem der Vertreter der Privatbeteiligten, bejahten aber zugleich die Zusabfrage, ob sie aus Dr. Lochmann, der Verteidiger Cernys, Doktor unwiderstehlichem Zwang gehandelt habe, mit sieben Karsten, und der Verteidiger der Marie Velgo. Dr. Loria, sprachen. Es folgten Repliken, die bis 15.15 Uhr dauerten. Dann trat Cerny vor den Senat und erklärte, daß er seine Tat sehr bedauere und um eine milde Strafe bitte. Er sagte aber, daß er fein Mörder sei. Wenn Rat Velgo ermordet worden sei, so haben den Mord seine Frau verübt. Aufge= regt erhebt sich die Velgo und bricht in Tränen aus Auf die Frage eines Geschworenen, ob Cerny ge­sehen habe, ob die Velgo auch von dem Wasser naß getvorden sei, konnte Gerny nicht anworten. Dann trat die Velgo vor, die die Geschworenen schluch­zend bat, ihr bei Gott zu glauben, daß sie nicht im Badezimmer war. Sie bat um Mitleid und sagte, daß sie stets anständig gewesen und nicht nur durch eigene Schuld, sondern auch durch die Schuld anderer Personen auf Abwege gekommen sei. Sie habe nicht gewollt, hier einmal vor dem Schwurgericht zu stehen und bitte sowohl die Geschworenen als auch alle Wit­glieder der Familie Velgo, ihr zu verzeihen, daß sie fic um ihren Bruder gebracht habe.

Hierauf folgte das Resumé des Vorsitzenden, Rat Dr. Tomschik. Sodann   zogen sich die Ge­

Jagesneuigkeiten

Empfang bel Hofe

In einigen deutschen Zeitungen der Haupt­stadt der CSR  , Prag  , steht folgende redaktionelle Meldung:

Empfang und Hauskonzert bei Konrad Henlein  .

Marie Velgo wurde freigesprochen.

Der Privatbeteiligte wird ebenfalls mit seinen Ansprüchen auf den Zivilrechtsweg verwiesen.

Staatsantvalt Dr. Dusit tündigte bei Cerny die Berufung betreffend das Strafausmaß, bei der Velgo die Nichtigkeitsbeschwerde an. Auf Antrag des Staatsanwalts wurde die Velgo in Haft belassen.

Bergarbeiterschicksal. Montag vormittags burde der 44 Jahre alte Vergarbeiter Josef Turtenwald bei der Arbeit auf der Grube Mayrau" bei Kladno   von einer sich plötzlich loslösenden Kohlenschichte verschüttet. Turtenwald erlitt einen Bruch der Wirbelsäule und war auf der Stelle tot.

Besuch Georgs VI. im Londoner Eastend. König Georg VI.   besuchte dieser Tage das Londoner  Armenviertel Eastend. Bekanntlich herrscht in East­end zwischen den Anhängern der Linksfront und den Faschisten eine gewiſſe Spannung. Die Polizeit hat, Für Dienstag laden ins Deutsche   Haus um allfälligen Zuſammenſtößen vorzubeugen, ange­zu einem dort veranstalteten Hauskonzert ordnet, daß die eine der Parteien den Köniz bei fei­Konrad Henlein und Frau. Bei ner Ankunft begrüße, während die andere Gruppe diesem Konzert wirken prominente deutsche   den König beim Abschied ihre Begrüßung entbot. Künstler der Tschechoslowakei   und Deutsch­ lands   mit. Vor dem Konzert, das um 8 Uhr Hochwasser in Afrika  . Im östlichen Transvaal  abends beginnt, findet ein Empfang der Gäste bis nach Laurenzo Marques herrschen große Ueber­durch Konrad Henlein   und Frau schwemmungen. Die Eisenbahn- Dämme sind unter statt; ein Teil der geladenen Gäste ist vom spült. Der Schaden beträgt 50.000 Pfund. Bahlreiche Kulturamt der SdP aufgefordert worden, sich Personen sind ums Leben gekommen, der Regen um 7 Uhr, der andere um halb 8 Uhr zur per- bauert an. sönlichen Begrüßung durch Konrad Hen­ lein   und Frau einzufinden.

Eduard VIII.   fchreibt Memoiren? Ein inti­

Der durch seine treffenden Bemerkungen zu mer Freund des Herzogs von Windsor, der sich auf den Dingen des täglichen Lebens weithin berüch. der Durchreiſe in Paris   aufhielt, teilte dem Storre­spondenten der Nachrichten- Agentur Stefani mit, tigte Berliner unterscheidet zwischen ,, injeladen" daß der Herzog feineswegs die Tatsache schwer und ,, uffjefordert". Das Kulturamt der SdP trage, daß bei der Behandlung seiner Angelegenheit kennt beides. Erſt werden die Gäste" ein- im englischen Parlament die Opposition gegen die geladen und dann im militärischen Ton mit prä- Vorlage Stellung genommen habe, welche zugun­ziser Zeitangabe aufgefordert. Beim preußischen sten des Herzogs von Windsor dem Unterhause vor­Kommis pflegten derartige auffordende Ein- gelegt worden ist. Der Herzog foll, wie es heißt, die ladungen so zu beginnen: ,, Sie haben sich am Absicht haben, sich der literarischen Tätigkeit zu wid­Dienstag, 16. Feber 1937, abends 7 Uhr, mit men, die ihm seiner Ansicht nach genug ein­rein gewaschenem Oberkörper einzufinden zwecks..." persönlicher Begrüßung durch Konrad Henlein   und Frau.

13 Berglente verschüttet. In einem Kohlen­becken in Wonchagi( Viktoria- Australien  ) wurden 18 Arbeiter durch eine Explosion verschüttet. Bis­her fehlt jedes Lebenszeichen von ihnen.

Lawine. Von der Spize der Punkta Grigia im Monte- Rosa  - Gebiet ging eine gewaltige Lawine nieder, die acht Mailänder   Skifahrer ver­schüttete, von denen nur zwei gerettet werden konnten.

Theaterbrand fordert hunderte Opfer. Einer Meldung aus der koreanisch- mandschurischen Grenzstadt Antung zufolge ist das dortige chine­ sische   Theater einer Feuersbrunst zum Opfer ge= fallen. Nach den bisherigen Feststellnngen for­derte das Unglück etwa 700 Tote. Mehr als 200 Personen werden noch in den Trümmern vermißt. Außerordentlich groß soll auch die Zahl der Ver­Letzten sein. Unter den Opfern befinden sich vor allem Frauen, Kinder und Helfer aus den Streifen der Polizei und des Militärs. Das Unglück foll durch fahrlässiges Umgehen mit einer offenen Kerze hinter der Bühne entstanden sein. Etwa 50 anliegende Häuser haben ebenfalls Feuer gefan­gen. Die 1500 Besucher, die anläßlich des chine­sischen Neujahrsfestes in dem Theater zusammen­gekommen waren, hätten in wilder Flucht die Ausgänge zu erreichen gesucht. Dabei seien viele Frauen und Kinder im Gedränge erstickt und zer­treten worden.

Furchtbare Familientragödie 78jähriger russischer Emigrant tötet den geisteskranken Sohn und sich selbst

Prag  . Eine fürchterliche Tragödie ereignete sich Montag nachmittags in Prag  - Dejvice. In der Belená ulice Nr. 1084 wohnte dort der 78jährige ruſſiſche Emigrant Dr. Paul Lomschakow, der im zaristischen Rußland   Advokat gewesen war. Sein Sohn Alege j, der in der Kleinseitner Thungasse wohnte, zeigte seit längerer Zeit Bei­chen von Geistesgestörtheit und war von Größen­Geistestranke zu seinem Vater auf Besuch, der wahnideen befallen. Montag nachmittag tam der einen schrecklichen Abschluß fand. Als die Tochter des ehemaligen Advokaten gegen zwei Uhr nach mittags nach Hauſe tam, fand sie das Zimmer Asbjorn Andersen, Oslo  , ihres Vaters verschlossen. Auf ihr Anklopfen rief der durch seine letzten guten Resultate im ihr der Vater durch die geschlossene Türe 3u, fie Eisschnellauf Aufmerksamkeit erregte, wur­folle einen Arzt holen, da seinem Sohn- ihrem de als sechster Läufer für die Eisschnellauf­Bruder- unwohl geworden sei. Als Irene Rom- konkurrenzen nach Trautena u entsendet schatov in Begleitung ihres zweiten Bruders Bo­ris das Haus verließ, drängte sich bereits vor dem Haustor eine dichte Menge. Der Greis hatte sich aus seinem im zweiten Stockwerk gelegenen Fenster gestürzt und lag mit zerschmetterten Glie­dern auf dem Pflaster. Er starb während der Ueberführung ins Spital.

Inzwischen war die Polizei in die Wohnung eingedrungen, wo sie den geistestranten Aleref mit zerschmettertem Schädel auffand. Aus eini­gen hinterlassenen Zeilen feines Vaters ergab sich, daß dieser seinen irrsinnigen Sohn durch Chan­tali, das er ihm in den vorgesetzten Kaffee mischte, hatte umbringen wollen. Da aber das Gift nicht schnell genug wirkte und der Vater den furchtbaren Todestampf seines Sohnes nicht an­sehen wollte, erschlug er ihn mit einer Milch­flasche. Die Polizei hat die näheren Erhebungen dieses schauerlichen Falles eingeleitet.

Falsch geparkt"

Als die Fluten des Old Man River  ", wie der Mississippi   in USA   genannt wird, zurüd­wichen, gelang es vielen Wasserfahrzeugen in Louisville   nicht mehr, den Fluß zu erreichen, so daß sie weit entfernt vom Strand auf dem Lande liegen blieben.....

Herrmann Hotran, Trondheim  startet beim Eisschnellaufen der Dritten Arbeiter- Wintersportolympiade

Wahrscheinliches Wetter Dienstag. Vorwiegend bewölkt, Neigung au Niederschlägen, leichtes Tau­wetter, Südiveftivind. Wetteraussichten für Mittwoch: Vorwiegend bewölkt; Neigung zu Niederschlägen, leichtes Tauwetter, Westwind.

Vom Rundfunk

Empfehlenswertes aus den Programmen: Mittwoch.

Brag, Sender I: 7: Morgenmifit, 10.05: Deutsche   Preffe, 11.05: Orchesterkonzert ON. 12.10: Unterhaltungskonzert. 18.40: Deutscher  Arbeitsmarkt, 18.10: Deutsche   Sendung: Dr. Ma­ras: Aus dem tschechosl. Stulturleben, 18.20 Arbei terfunt: Paul Malles: Rohftofflampf im Siboften, 18.40: Sozialinformationen, 18.45: deutsch  : Presse. 19.80: Aus dem Neuen deutschen Theater: Der Ruß", tomische Oper von Smetana  , 22.20: Schall­platten. Prag  , Sen der II: 1415 Deutsche  Sendung: Kinderstunde: Langer: Der König und der Waffermann, 14.35: Schallplatten. Brünn 15: Blechmusifquintett, 17:40: Deutsche   Sendung: Lieder aus Wintergegenden, 19.20: Galonorchester, 21: Stonzert aus flowakischen Schöpfungen. refburg 20.05: Symphoniekonzert, 22.86: Tanamufit. Rafchau 12.05: Schallplattentonzert, 16.10: Mund­funtorchefterkonzert. Mähr. Oftrau 12/85: Mits tagstonaert, 18.30: Opernarien auf Schallplatten