Sozialdemokrat

8entralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik

Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh

Redaktion und Verwaltung: Prag XII., Fochova 62 17. Jahrgang

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Telephon 53077- Herausgeber: Siegfried Taub- Berantwortlicher Redakteur: Rarl Rern, Prag

Dienstag, 16. März 1937

Hitler fürchtet die Arbeiter

Betriebswahlen wiederum verschoben!

find. Man fürchtet auch die Arbeiter, insbeson bie Arbeiter, Insteon nach den Vorfällen im Saargebiet.

die

Einzelprets 70 Heller( einschließt.5 Heller Porto)

Aus dem Inhalt:

Der Frauentag

prachtvoll verlaufen

Kulturverband und B.d.D.

Außenhandel stark gestiegen

Nr. 64

hW

Der Teplitzer Industriellentag

Ueber diese berichtete mehrere arlän= 2

National- Beitung". Ungefähr 4000 faarläns dische Kumpel arbeiten auf französischem Gebiet Im Vorjahr hat Hitler sich in einer,., Bolts-| Das Wahlsystem ist mit demokratischen Einrich Lohn in Francs ausbezahlt und haben diese bisschen Hauptverbandes der Industrie hat Sonntag in Lothringischen Gruben. Sie erhalten ihren Die Teplißer Vollversammlung des Deut­abstimmung" durch eine phantastische Bahl von tungen nur entfernt verwandt. In jedem Betrieb gibt es eine einzige Kandidatenliste, bie vom Be- her in Frankreich gegen Mart gewechselt. Nun ihren Abschluß gefunden. Der Bericht, den das Ba- Stimmen das Vertrauen aussprechen lassen. triebsführer( also dem Unternehmer oder Diret verordnete Göring , daß die Devisen über die" Prager Montagsblatt" gibt, vermerkt, daß es Wenige Wochen später sollte in den Betrieben tor) aufgestellt wird. Die Wahlberechtigten tön. Grenze gebracht und in Deutschland gewechselt unerhörten Jube I gab, als der Vorsitzende über die Vertrauensmänner abgestimmt werden. nen bei der Abgabe der Stimmzettel die vorge- verden müßten( wo aber die Mark bekanntlich zu mit der Feststellung schloß, daß in letter Zeit E3 fiel auf, daß man diese Abstimmung, bei der schlagenen Namen einzeln oder in ihrer Ge- einem lächerlich hohen Phantasiekurs umgerechnet manches besser geworden ist und daß man ein Schwindel und ein Maſſenauftrieb nicht so famtheit streichen. Bon biefem birbl). Die Arbeiter weigerten sich daraufhin heute der schweren Lage der Induſtrie mehr Ver­Necht ist bei den Wahlen vom März 1935 verwehrte man ihnen Ueberschreitung der ständnis und mehr guten Willen entgegenbringt. leicht möglich sind, nicht durchführte. Im April namentlich in größeren Unternehmungen, wo Grenze und die Rückkehr zu ihren Familien. Die Selten hat jemand mit weniger Mühe Anlaß zu des Vorjahres wurden die Vertrauensmänner- feine Kontrolle der Stimmabgabe zu befürchten Arbeiter sammelten sich in starten Kolonnen, die Jubel gefunden als der Teplißer Induſtriellentag. wahlen, die schon 1935 nicht zum besten ausge- war, Gebrauch gemacht worden, zum Abendschicht wartete auf die Frühschicht und in Es war der Gouverneur der Nationalbant fallen waren, einfach auf ein Jahr ver- Teil so ausgiebig, baß die Betriebsleitung geschlossener Formation durch brachen die Dr. Englis, welcher das Wort gebrauchte, die auf die Bekanntgabe der zahlenmäßi- Arbeiter den Kordon von Polizei und Industrie dürfe nicht im Schmollwinkel stehen, sie gen Ergebnisse auf dem Schwarzen Brett ver- SS. Die Grenzwache wurde, als sie Ver- müsse mitarbeiten. Kein Wort trifft die deutschen 3ichteten. In einigen Fällen fam damals haftungen vornehmen wollte, verprügelt. Industriellen besser als dieses. Klagen, Wünsche eine Wahl überhaupt nicht zustande, so daß die zu schießen wagte man nicht, weil es doch pein- und Forderungen fehlten ihr nicht, was aber nie Treuhänder der Arbeit nachträglich die Ber- lich gewesen wäre, an der französischen Grenze von ihnen zu hören war, waren durchführ- oder noch jenseits dieser die Toten liegen zu bare Vorschläge und aufbauende trauengräte ernannten er gar feinem Zweifel unterliegen, haben. Auch Einzelverhaftungen wurden nicht Ideen. So taub sie in der Konjunkturzeit den daß die abermalige Verlegung der Vertrauens borgenommen, da die Arbeiter gegen jeden Ver- Warnungen vor der ziel- und planlosen Wirt­männerwahlen einfach der Angst des Systems vor such demonstrierten und immer wieder erklärten: schaft gegenüberstanden, so wenig sie damals den trieben teine so groben Wahlschtvindeleien wie bei den Arbeitern entspringt. Man wagt in den Ber entweder 4000 ins KR oder keiner! Voltsabstimmungen", die schwer zu überprüfen

schoben.

Nun meldet die., M. 3. Rtg." aus Berlin : Die Wahlen zu den Ver. trauensräten der Betriebe, die gemäß dem

Geſetz zur Ordnung der nationalen Arbeit jedes

Frühjahr stattfinden sollen, fallen diefes Jahr aus. Die Neichsregierung hat zu diesem Zweck ein Geset celaffen, das einfach die A mt 8 bauer der gegenwärtigen Vertrauensräte um ein weiteres Jahr verlängert. Für diese Maßnahme läßt sich keine andere Er. klärung finden als die, daß die amtlichen Stellen der Stimmung unter dem Perfossil der Fabriken und Betriebe nicht trauen und einen Mißerfolg bei den Wahlen nicht in Kauf nehmen wollen. Bei steigender Konjunktur und erhöhten Kosten der Lebenshaltung sind die Löhne nur für quali­fizierte Facharbeiter gestiegen, für die große Maffe der Arbeiter aber feit vier Jahren so gut wie unverändert geblieben. Die lehtjährige Streifattion in den Opelwer­ten in Nüsselsheim, von der die Deffentlichkeit feinerzeit auf Grund eines Gerichtsurteils Kenntnis erhielt, und einzelne zwischen­fälle in anderen ind n st riellen Gegen­ben haben gezeigt, daß die Arbeiter sich über das Sinken des Neallohnes ihre Gedanken machen.

Eine gewisse Unsicherheit in der Taktik der Regierung hat sich schon vor einem Jahr heraus­gestellt, als die Wahlen zu den Vertrauensräten schon ausgeschrieben, im letzten Moment aber wizber abgeblasen wurden. Statt für ein Jahr,

wie es dem gesetzlichen Brogramm entspricht, üben die im März 1935 gewählten Vertrauens

Daß angesichts solcher Vorfälle das System Angst vor Betriebswahlen hat, ist begreiflich.

Wichtige Positionen

von den Regierungstruppen zurückerobert

Staat und die Arbeiter fannten, umso schneller fanden sie den Weg zu ihnen, als die Katastrophe hereinbrach. Der Staat sollte helfen, die Gewerk schaften sollten helfen, die Arbeiter mußten die Mittel finden, die den eisernen Ring der Not sprengen sollten. Der Weg wurde gefunden, aber ihn eingeschlagen zu haben, ist nicht das Verdienst der Unternehmer. Die Regierung und vor allem die Arbeiterparteien waren es, welche die Mittel zur Bekämpfung der Krise fanden und sie an­wandten. Neue Maßnahmen der Währungspolitik, Der : Devisenbeschränkungen,

Madrid . Der Ausschuß für die Berteidigung Mabrids gab Sonntag mittags befannt: An Erleichterung der Einfuhr, Förderung des Era der Guadalajara - Front ergriffen die republikanischen Truppen, unterstützt von Flugzeugen, Artillerie und Angriffswagen, neuerlich die Offensive längs der von Guadalajara nach Siguenza führenden Straße und eroberten das Dorf Triueque zurück.

Es handelt sich um ein auf einer Höhe ge­legenes, bis zur Straße nach Arragon reichendes Dorf. Die Eroberung dieser Gemeinde ermög­lichte ein Vorrüden der Regierungstruppen um 3 Kilometer. Als die Aufständischen diesen wich­tigen strategischen Punkt räumen mußten, ließen sie dort viel Kriegsmaterial zurück. Sie traten den Rückzug in Unordnung an, von den republika­

nifchen Streitkräften in einem Abschnitt von zwei Kilometer verfolgt. Die Beute des Tages besteht Icute nun ihr Amt für mindestens drei aus 12 leichten Geschützen, zwei Tantabwehrge­Jahre aus. schützen, vielen Kisten Munition, einer kompletten Ambulans, über 100 leichten Maschinengewehren und 60 schweren Maschinengewehren.

Je nach der Größe des Betriebes sehen sich die Vertrauensräte aus zwei bis zehn Mitglie­dern zusammen. Ein Mitbestimmungsrecht steht Der Erfolg, welcher an diesem Frontab ihnen nicht zu, dagegen können sie Anregungen in schnitte erzielt wurde, ist das Berdienst der teil­Angelegenheiten des Betrieves machen und sich weise neuen Organisation der republikanischen für die Beilegung von Streitigkeiten einsetzen. Armee.

,, Im Frieden Wachsamkeit"

Präsident Dr. Beneš über die Devise des Osterfriedens

Der Präsident der Republik empfing am Montag eine Deputation des Tschechoslowakischen Noten Kreuzes, welche ihn ersuchte, einige Worte über die heurige Devise des Osterfriedens Frieden Wachsamkeit" zu sagen.

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Die Passivität auf Seite der Aufständischen ist auf die bedeutenden Verluste zurückzuführen, welche die Flieger der republikanischen Armee ben Nachschubabteilungen des Feindes zufügten.

An der Jarama- Front unternahmen die Aufständischen einen mächtigen Borstoß von der Pingarron- Höhe. Das Terrain, das die Megie­rungstruppen bei dem überraschenden Manöver des Feindes räumen mußten, ist nach einem in unsere Hände gelangt. glänzenden Gegenangriff unserer Truppen wieder Republikanische Fl Flugzeuge warfen Samstag nachmittags über den Stellungen der Aufstän­

Maschinengewehrfeuer und Tankabwehrkanonen gelang es den Regierungsabteilungen, den An­griff aufzuhalten, und der Feind kehrte in seine Stellungen zurück.

80 Itallener gefangen

ports, Belebung der Bautätigkeit und andere fleinere, in ihrer Gesamtheit aber nicht minder wirksame Taten sind das Werk der Regierung, sie waren das Programm der Sozialdemokraten und der freien Gewerkschaften und von diesen wurden sie auch durchgesetzt. Im Nachtrab zogen die Un­ternehmer, um die Früchte der Arbeit heimzu­bringen.

Die arbeitenden Menschen, mögen es Arbei­ter oder Angestellte oder die auf den kleinen Säu­Die Zahl der Italiener, welche an der Front dies nicht vergessen. Und sie sollen die jubelnden fer angewiesenen Gewerbetreibenden sein, sollen von Guadalajara bei den Kämpfen in den letzten Unternehmer fragen, was sie aus der Vergangen­gefmätt, bom ist diese Ziffer offiziell nicht beheit gelernt haben und wie sie auf die einſepende stätigt.

Tagen gefangen genommen wurden, wird auf 80

Fortschritte bei Oviedo

Barcelona.( Reuter. Nach einer amtlichen Meldung aus Bilbao find am Samstag die Gräs ben der Aufständischen beim alten Friedhof süd östlich von Oviedo erobert und zahlreiche Gegen­angriffe abgeschlagen worden.

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wirtschaftliche Belebung, auf das größere Ver­ständnis und den guten Willen reagieren. Die Antwort, welche die Teplitzer Generalversamm­ lung gab, ist beschämend für die Veranstalter und lehrreich für alle andern. Die deutschen Indu­ſtriellen haben aus der Vergangenheit nichts ge­lernt und aus der Besserung nur die Folgerung gezogen, daß sie jetzt noch mehr fordern und noch weniger geben könnten. So lang die Liste der For­derungen ist nicht alle sind abzulehnen, aber Washington. Das Staatsdepardement hat es sind ja auch nicht alle den Köpfen der Fordern­angeordnet, daß für Aerzte, Krankenschwestern und den entsprungen so wenig erfährt man, was Sanitätspersonai, die zu rein medizinischen Hilfe- denn die Unternehmer selbst zum Gelingen beizu leistungen nach Spanien gehen wollen, Bässe aus- tragen gedenken. Vergebliche Mühe, mehr als gestellt werden. Gleichzeitig ersucht das Staats- runde und allgemeine Worte zu suchen! Nocht gibt departement die Regierung, daß sämtliche Gelder es hunderttausende Arbeitslose im Staat, die für medizinische oder andere humanitäre Zwecke Ausfuhr hat im Vorjahr noch nicht einmal die in Spanien an das Note Kreuz in Spanien ge- Hälfte des Exports im Jahre 1929 erreicht, aller Welt ist es klar, daß in unserer Wirtschaft ein gewaltiger Umwandlungsprozeß vor sich geht und daß das Schicksal unserer Menschen davon ab= hängt, ob sich die Industrie planvoll in ihn eins zugliedern verstehen wird. Zu alledem hat der Industriellenverband nur zu sagen: Weniger Steuern, mehr Kredite, keine Einmischung des

Teitet werden.

Der Präsident erklärte, er sehe in dieser bischen bei Guadalajara eine große Menge photos Keine Garantie

graphischer Aufnahmen der nunmehr in Madrid befindlichen italienischen Gefangenen mit der Auf­schrift in italienischer Sprache ab: Wir erschie Ben unsere Gefangenen nicht!"

fchuß:

Am Montag meldete der Verteidigungsauß­

Devise bis zu einem gewissen Maß ein Me mentofür jeden von uns. Wer nach dem Frieden strebt, müsse stets an ihn denken, für ihn mit allen Kräften arbeiten, sich vor allem hüten,| wodurch der Frieden bedroht oder untergraben würde, turz: er müsse auf der Wacht sein. Defi­nitiv sei der Frieden nie gesichert. Wachsamkeit bedeute allerdings auch: au wissen, was man will, und das bedeute auch Ruhe und Vertrauen. Das Bewußtsein, einen richtigen und mit guten Mitteln gesicherten Weg zu gehen, ver­schaffe auch ein inneres Gleichgewicht, schüße gegen Kopflosigkeit und Panit und erfülle mit Ver­trauen zu sich und anderen. Die Devise zeige auch, wie ernst die Zeit noch immer ist und wie unvors fangen. fichtig es wäre, ihre warnende Stimmie außer acht

An der Guadalajara - Front unternahmen die Aufständischen am Sonntag einige weitere An­griffe. Die Republikaner leisteten einen glänzen ben Wiederstand und machten schließlich einen Gegenangriff im Abschnitte nordwestlich von Brihueba. Sie eroberten eine wichtige Bofi­tion und nahmen 31 italienische Soldaten ge­

für Dänemark

Berlin . Gelegentlich

Staates! Woher der Vorsitzende dieser Körper­Anwesenheit schaft it seine Ueberzeugung schöpft, daß dem Un­ternehmer auch im Wirtschaftsleben der kommen­den Zeit eine bedeutsame Rolle zukommt" ist un­ter diesen Umständen unerfindlich. Die einzige Ueberzeugung, welche die Tepliẞer Industriellen­tagung vermittelte, ist die, daß auf diesem Wege neue Statastrophen unvermeidlich sein werden.

der des Königs von Dänemark in Berlin und feines Besuches bei Reichskanzler Hitler waren in Berlin vielfach Gerüchte verbreitet, wonach aus diesem Anlasse gegenüber Dänemark eine ähnliche Neutralitätserklärung von Deutsch­ land abgegeben werden würde, wie dies für die Schweiz gefchehen ist.

Bon unterrichteter dänischer Seite wird aber dazu erklärt, daß solche Vermutungen den An der Jarama Front wurden bedeutende Tatsachen nicht entsprechen. Der Besuch sei ein Au laffen und die Bedeutung des wahren Zusam- Truppenkonzentrationen des Generals Franco bloßer Söflichkeitsakt gewesen, der sich in freund. menhaltens. der Bereitschaft und der auf das beobachtet. Die Regierungstruppen bombardier. gegenſeitige Vertrauen ſich ſtüßenden Entschlossen- ten diese Stelle. Der Feind ordnete sich jedoch fchaftlichen Formen vollzog und etwa 20 Minu­heit zu übersehen. trotzdem zum Angriff. Mit Unterstüßung von ten dauerte.

Die Selbstherrlichkeit der Industriellen zu beseitigen, ist der beste Dienst für die Industrie. Mit aller Klarheit muß ausgesprochen werden, daß die Arbeiterschaft ihre gesammelte Kraft eins gesetzt hat und einsetzt, um die Industrie, die lebenserhaltende Kraft des Sudetendeutsch tums , au erhalten, nicht aber, um die Indu­striellen jubeln zu lassen. Es sind jeßt manche Rechnungen zu begleichen. Das Unternehmertum, bei uns nicht weniger als anderswo, hat die Krise