1tr.es Mittwoch, 17. März 1037 et«« s Ein wahrer Führer Eine neue Biographie Viktor Adlere Du ArbeitervereinKinderfreunde"(Boden­bach a. E., Poststrab« 818/11) hat soeben eine für hie Jugend bestimmte klein« Schrift herausgegeben, welche dl« Lebensbeschreibung des großen Führers , der österreichischen Sozialdemokratie Viktor Adler enthält. Geschrieben ist da» Büchlein von einem Freunde Adler», dessen Name jedoch nicht genannt werden kann, weil er in Oesterreich lebt. Da die Schrift nur 8 Xi kostet, wird sie : sicherlich weiteste Verbreitung finden. Nachstehend bringen wir dar Vorwort de» Büchlein», welche» von K a t j a A d l e r, der grau von Fritz Adler , verfabt ist.. Die Lebensarbeit Viktor Adlers liegt in einer Zeit, in der man den' Begriff Führer, in dem Sinne, wie er heute verwendet, bewundert oder leidenschaftlich abgelehnt wird, noch nicht kannte. Und so einzigartig die Persönlichkeit dieses großen Arbeiterführer» war, so läßt sich sein Leben und Wirken nur als Geschichte der österreichischen Ar­beiterbewegung darstellen seine Hingabe, sein völliges Ausgehen in der Bewegung macht es ,schwer, die Person von der Bewegung abzuheben. EinigungSarbett, Zusammenfassung der in verschiedenen Sprach- und Interessengebieten ge­spaltenen Anfänge der Arbeiterbetvegung in einer Partei, Erfüllung des Proletariats mit dem Be­wußtsein seiner Aufgabe, Bemühungen, es geistig und physisch kampffähig zu machen und zu erhal­ten das ist Inhalt des Lebens und der vor­liegenden Lebensbeschreibung Biktor Adler». Und doch dringt aus der schlichten und tiefgreifenden Darstellung de» Verfasser», der der gleichen Gene­ration angehört, neben Viktor Adler wirkte, und dessen Namen in einem freien Oesterreich mit Freude begrüßt werden wird, auch zu dem jungen Menschen von heute eine Ahnung jener großen Wirkung auf Menschen und Umgebung, die Viktor Adler zum Führer der Arbeiterbewegung, zum Lehrmeister einer ganzen Generation macht. Nicht rücksichtsloser Führerwille, der blinden Glauben unid Gehorsam fordert, war er, wa» diese Wirkung auSlöste, sondern seine Berwachsenheit mit den Aufgaben und Zielen de» Befreiungskämpfe» de» Proletariates. Die soziale Not, die Unterdrückung der Menschenwürde, die Rechtlosigkeit der Arbei­terschaft erlebte er als treibende Kraft seiner An­schauung und seiner Arbeit. Seine Leistung baute sich au» ost steinen Taten der Tagesarbeit auf: Gründung eine» Arbeiterblattes, Arbeiterschutz, Rechtsschutz, Wahlrechtskämpfe, Erziehungsarbeit unpersönlich, al» Vollstrecker der Forderungen de» TageSkampfeS, sich mit den Aufgaben der Ar­beiterbewegung identifizierend, /die bestehenden Möglichkeiten" jeweils' abwägend, die Willens­regungen der Massen, ihr Empfinden, ihre Rot, ihr Denken mitlebend, so leitete er die Tatkraft der Massen und der Partei zu ihren großen Sie­gen, Im auftelbenden Kampf um Verbesserung der Lage der Arbeiter, um einen Rechtsstaat, um AesetzeSgeltung und Schuh der Menschen gegen Willkür der Mächtigen entwickelten und vertieften sich die Begriffe der Freiheit, der Gleichberechti­gung, der Selbstbestimmung und der Mensch­lichkeit. Aber die Epoche de» Ausbaue» der Arbeiter­bewegung scheint in der aufgewühlten Zeit, in der die gegenwärtige Jugend lebt und sich entwickelt, weit zurückzuliegen. Der Faschismus hat in Mit­ teleuropa die Errungenschaften der Arbeiter­bewegung zerschlagen, da» Recht: die Freiheit der Menschen vernichtet. Unterstützt von allen Kräften der Reaktion droht der-Faschismus die sozialisti­sche Bewegung, die Kulturgüter der Menschheit äuSzutotten.'daS Werden einer sozialistischen Ge­sellschaft in der Sowjetunion zu vernichten, einen Krieg von unvorstellbar verhängnisvollen Folgen heraufzubeschwören. Im Kampfe gegen diesen An­sturm de» Faschismus in den kapitalistischen Län­dern, im Kampfe für die Verteidigung und Wei­terentwicklung der sozialen Revolution in die­sem letzten erbitterten Kampfe für Sozialismus und Menschenrechte verblaßt das Empfinden fiir Leben und Schicksal de» einzelnen. Sin ande­rer Führertyp halb Krieger, halb Staats­mann mit anderen Führereigenschaften, die, aus Krieg und Revolution geboren, die notwendige Härte, Entschlossenheit und Rücksichtslosigkeit der gewaltsamen Epoche verkörpern, scheint.unerläß­lich. In dieser, aufgewühlten Zeit wird den jun­gen Menschen die Gestalt eine» Führer», dessen Wirken-im Zeichen de» stettgen Fortschreiten» einer'organisierten Arbeiterbewegung zur Kultur, verlies,/ Besinnung und»Erlebnis sein, Erlebnis der großen Werte der Menschlichkeit, der Freiheits­liebe Md der Menschenwürde, die auf der Grund­lage der sozialistischen Gesellschaft als.dauernde Ercungestschaften Wiedererstehen werden und ohne die der Bestand der sozialistischen Gesellschaft nicht denkbar ist. Vetter« drei Milliarden Paris . Dienstag morgens wurde die Zeich­nung der. zweiten Tranche der Nationalverteidi» gungsanleihe eingeleitet/ deren Höhe mit drei Milliarden Franks festgesetzt wurde, und zwar Miet'den-gleichen Bedingungen wie beim ersten Teil der Anleihe. Die Zeichnunglfrist endet mit dem LS. März, doch nimmt man an, daß auch der zweite Teil der Anleihe sehr rasch' gezeichnet lein wird, fudctcndeutscfier ZeUspie^et Der neue Siegeszug RIeilfle Versammlungen überall der Sozialdemokratie Die Bodenbacher Kundgebung der sudeten­ deutschen Sozialdemokratie war die erste Reaktion der breiten Bolksinaffen auf das deutsch -tschechische Abkommen vom 18. Feber 1887. Die faschistischen Gegner hatten gehofft, daß Bodenbach eine ein­malige Erscheinung bleiben werde. Die Hoff­nung war vergeblich. Am Sonntag ivaren in allen größeren Orten des sudetendeutschen Ge­bietes die Frauenversammlungen: überall war der Besuch außerordentlich stark und die StinMUNg War zuversichtlich>md kämpferisch. Aber auch die anderen Kundgebungen der Partei erfassen außer unseren erprobten Kämpfern tausende Indiffe­renter oder bisheriger Gegner. Dar Bodenbacher Kundgebung folgte jene In Komotau sie war Montag abends. Eine solche Bersamm- lung hat Komotau schon lange nicht gesehen: der grosse Parksaal war überfüllt, in den Gängen standen die Menschen zu Hunderten dicht gedrängt. An den Nebenräumen lauschten die vielen Be­sucher, die keinen Platz im Hauptsaal gefunden hatten, dm durch Lautsprecher übertragenen Dar­legungen der sozialdemokratischen Redner. Und noch vor dem Gebäude standen die Menschm in hellen Scharm um dm im Freien montierten Lautsprecher. ES warm dreitausend Menschen dal Man sah hier alle Schichten der Bevölkemng versammelt mit Ausnahme jener, die sich gmndsitzlich nur in Bersammlungm der SdP treffen: der Fabrikantm Md Bankiers. Hier, in der sozialdemokratischm Kundgebung, waren neben den Arbeitern dis Angestellten ver­treten, Gewerbetreibende, kleine Kaufleute, Leh­rer, Staatsbeamte. Geduldig harrten sie au», bis Jaksch, der Hauptredner des Abend», kam, wie gebannt hingen sie an den Lippen der Redner, leidenschaftlich nahmm sie Anteil an ihre« AuS- fühmngen. Ammer wieder brach jubelnder Bei­fall lo», der sich am Schluffe zu einem wahrm Begeisterungssturm steigerte. Ein neuer Aufbruch des Volke? hat eingesetzt, ein Ausbruch zur Vernunft, ein Zurückströmen zur Sozialdemokratie. Nur wer diese Kundgebungen miterlebt hat, wird wissen, welch eine gewaltige Kraft in ihnen ist und aus ihsten wächst. Vorbei ist das lähmende' Bewußt ­sein, daß die Partei isoliert kämpft, wiedergekehrt ist die Erkenntnis, daß die Partei eine Bewegung ist, auf welche die Augen der Massen voll Ver­trauen und Hoffnung gerichtet sind. In der Komotmier Versammlung hielt die Hauptrede Abg. WenzelJaksch. Er beschäftigte sich vor allein mit den außenpolitischen Zielen der SdP und mit der gesamteuropäischen Situation und berichtete über seine Reise nach dem Westen. Bor ihm hatte Karl Kern, Prag , über die innerpoli­tischen Fragen im Zusammenhang mit den deutsch­tschechischen Bereinbarungm gesprochen. UeberfMtte Jaksch-Versammlung In Karlsbad Karlsbad .(Eigenbericht.) Die für Dienstag abends in das SchvtzmhauS in Karls­ bad einberufene Bersammlung unserer Partei stand seit Tagen im Mittelpunkt deS allgemeinen Interesses. ES war zu erwarten, dass sie einen außergewöhnlich starken Besuch aufweisen werde; daß aber solche Massen zufammenströmen wür­den, daß schon eineinhalb Stunde» vor Beginn der Bersammlung alle Räume überfüllt sein wür­den, so dass der Zutritt polizeilich gesperrt wer­den musste das zeigte, wie gewaltig' das Interesse an den wichtigsten innenpolitischen Fra­gen und wie gross daS Vertrauen btf breiten Schichten deS sudetendeutschen BolkeS zur Sozial­demokratie ist. Bon wiederholten Beifallsstürmen unterbro­chen, schilderte Genosse I a k s ch in zweistündiger Rede die europäische Situation und behandelte dann eingehend die innenpolitischen Fragen. An die Adresse der tschechischen Politiker sagte er: ES ist noch nichts getan mit den Bereintarungen. Es kommt auf den Geist an, in dem sie durchge- führt werden. Am Geiste MasarpkS oder jener Ehauvinisten, die immer nur vomverdeutsch­ten" Gebiet reden. Wir lassen unS unser Heimat­recht von niemandem streitig machen! Mit der Annahme einer Entschliessung und dem Gesang der Internationale fand die denk­würdige Kundgebung, die bei allen Teilnehmern einen unauslöschlichen Eindruck hinterließ, ihren Abschluß. Erziehung der Jugend zur Heuchelei? Dieser Tage hat der SdP-Senator Braß in Leipa und Tetschen über die Lage und Aufgabe der sudetendeutschen Jugend u. a. folgendes gesagt: »Der Kampf geht vor allem um die Zukunft der Jugend, um die Erhaltung de» Arbeitsplätze», um die bessere Bezahlung der Arbeitsplätze für den jungen. Mann. Unsere deutsche Jugend wol­le» wir vor dem zersetzenden Gift de» Kommunis­mus und Marxismus bewahren. Alles die» aber hat nicht» zu tun mit einer Politisierung der Jugend. Der Weg der Jugend zur Volksgemein« . schäft führt über die««polnischen ErziehungSver- bände, vor allem über den Deutschen Turnver­band." Die Erhaltung bzw. Eroberung des Arbeitsplatzes überläßt die Partei des Herrn Senators Braß den deutschen Aktivisten. Die SdP beschränkt sich aufs Reden und auf das Ver­künden weitreichender Programme. Herrn Hen­lein ist der Inhalt der deutsch -tschechischen Verein­barungen zu mager. Aber feine Redner erheben bie in den Vereinbarungen enthaltenen Forderun­gen. Selbstverständlich sind die Löhne, die den tgBSSBSBBBBSBBSBgSBSBBBBBBSBSSBBS Jugendlichen gezahlt werden, eine Schande. ES steht zu wünschen, daß sich die Henlein- unternehmer die Worte des Senator» Braß zu Herzen nehmen und bessere Löhne zahlen, um die Jugend zu retten. lieber den unpolitischen Charakter des Deut­schen Turnverbandes gibt u. a. auch ein Vorfall Aufschluß, über den die»Deutsche Landpost" be­richtet. In' Kalsching (südlicher Böhmerwald ) sollte Gustav Hacker , der Obmann des Bundes der Landwirte, auf einem Kreisparteitag sprechen. Für diese Veranstaltung sollte die Turnhalle ge­mietet werden. Der Deutsche Turnverband ist Pächter dieser Turnhalle. Er stellte für die Ver­mietung der Turnhalle folgende Bedingungen: ES darf in der Kundgebung weder die SdP noch Kon­ rad Henlein angegriffen werden; Henleinleute sind mit einem Gegenredner zuzulaffen. Die vom Senator Braß verlangte Hilfe für die Jugend wird trotz allem BolkSgemeinschafts- Gerede nicht von der Fabrikanten-SdP kommen und die Behauptung, der Deutsche Turnverband sei unpolitisch, ist eine Fälschung. Soweit die völkische Jugend das'Heucheln noch nicht kann, vermag sie es von den Führern der SdP zu erlernen... Alte Nazis tauchen auf In Troppau hat E n g e n W e e s e die Füh­rung der SdP-OriSgrnppc übernommen. Eugen Weese war gewissermaßen die rechte Hand des Jng. Jung. Er redigierte seinerzeit das Trop - pauer Blatt der Deutschen nationalsozialistischen Arbeiterpartei und die Jugendzeitschrift der Na­tionalsozialisten. In einer Versammlung der Troppauer Henleinpartci, in der er die Leitung der Ortsgruppe offiziell übernahm, hielt Weese einen Vortrag über das Thema: ,Pon Kremsier nach Aussig ". Er erklärte, daß in Troppau die HauptkaderS für den AuSba» der Henleinbewe- gung in Nordmähren -Schlesien geschaffen wer­den müßten. Die SdP kann nach der Bestellung dieses Mannes guten Mutes sein: sie b.t nunmehr die Kaders der aufgelösten nationalsozialistische» Par­tei vollkommen zur Verfügung, soweit deren Mit­glieder nicht lvie Jung über die Grenze geflüchtet oder eingesperrt sind. Ehemaliger Jndustrielkanfetretär gegen d«e Tschechoslowakische Republik. Wie derVenkov" berichtet, hat der tschechosiotvakische Konsul in Johannisburg(Südafrika ), Blahovsky, fesige- ftellt, daß der ehenmltge Sekretär des deutschen Haupwerbandes der Industrie in Teplitz Dr. K. Janovskh, Journalisten in Südafrika ein Interview gegeben hat, in welchem er sich gegen die Tschechoslowakische Republik wendet. Dr. Ja­novskh hat diese Fahrt unternonunen, uni angeb­lich fiir unsere Texttlindustrie Propaganda zu machen. Er tvollte zu diesem Zwecke eine Subven­tion des Exportinstitutes, die aber abgelehnt wurde. Die Behörden untersuchen, lvie derVen­kov" schreibt, die ganze Angelegenheit, die für den Betroffenen nicht angenehme Folgen haben Großfeuer in de» Schichtwerken. Dienstag, nachmittags 2.20 Uhr, geriet das Gebäude der Kerzenfabrikation der Firma Schicht in Brand. Offenbar durch, beim Scheißen entstandene, Fun­ken entzündeten sich in der Nähe befindliche, leicht entzündliche Stoffe und bald stand das riesige Gebäude, in dem Paraffin und Stearin lagerten, in Brand. Haushohe Flammen schlugen aus dem brennenden Gebäude. Dem sofortigen vorbild­lichen, tatkräftigen Eingreifen der Feuerwehren neben der Fabrikwehr waren die Nussiger und Schreckensteiner freiwilligen Wehren tätig ist es zu danken, daß nach ettva halbstündiger Arbeit der Brand lokalisiert und die angrenzenden Ge­bäude gerettet werden konnten, obwohl das Feuer bereits ein Nebenobjekt ergriffen hatte. Eine nennenswerte Betriebsunterbrechung wird der Gesamtbetrieb der Firma Schicht durch das Scha­denfeuer nicht erfahren» da der ausgebrannte Trakt Saisonbetrieb ist. Eine große Anzahl Feuerwehren aus der Umgebung, auch die der großen Chemischen , traten nicht in Tätigkeit. Bisher konnte der durch das Feuer verursachte Schaden nicht beziffert werden. Via Tschechoslowakei wird Informiert Paris . Der französische Außenminister Avon Delbos empfing DienStag den tschechoslowa­kischen Gesandten Dr. O s«s k h. Er hatte mit ihm einen Meinungsaustausch über aktuelle außenpo­litische Fragen und informierte ihn" hauptsächlich Über den gegenwärtigen Stand deS diplomatischen Meinungsaustausches in Angelegenheit deS »Reuen Loearno" sowie Uber den von der französischen Regierung in dieser Sache einge­nommenen Standpunkt. Erinnerung an Rudolf Rückl Ein junger Bursche wandert durch den sin« kenden Abend seinem Heimatdörfchen zu. Er kommt vom der Arbeit im Steinbruch. Mildheit steckt in allen Gliedern, macht sie schwer und ihre Bewegungen langsam-unbeholfen. Nicht um viele» frischer ÄS eines Alten, Verbrauchten Gang erscheint der de» jungen Steinbrucharbei­ter». Wer sein Geist ist jung und frisch, welt­offen seine Seele, scharf und klar sind seine Augen. An den feinen Linien des Erzgebirges haften feine Blicke, schwingen siStz von ihnen über den Himmelsbogen den'sanften Rücken des Mit- tslgebirges zu die Blicke des Wanderers neh­men Tag für Tag mit gleicher nie schwächer wer­dender Liebe das Bild der Heimat auf. Die Ohren aber sammeln die von Nähe und Ferne herdringenden mannigfachen bunten und einander durchbrechenden und doch zu einer Harmonie' zu- sanMNklingenden Stimmen, Geräusche, Lärm- wogest der Arbeit. Die Lippen des Burschen for­men, dem Sprecher zunächst noch unbewußt, Sil­ben, Worte, Sätze,~ Worte und Sätze, die seine» Geiste» Gesichte, zeichnen, Verjünge Arbeiter kramt- daheim, ohne ast das Essen zu denken, auSeinem Kofferchen etn Heft, ein Schulheft mit blauem Umschlag. Auch die Buchstaben der Beschriftung sind noch schüler­haft. Aber so zart und fein, daß niemand ver­muten könnte, eines Steinbrucharbeiters Hand habe da» niedergeschrieben: Gedichte von R. Rückl. Was er heute sah, fiihlte, erlebte, schreibt "der junge Arbeiter in sauberen Und klar geord­neten Zeilen in sein Heft. Dann rasch das Abendessen und' wieder fortl Die Freunde war­ten! An einem Wiesenrand, am Hange eines Hügels. Die Freunde das sind die Schul­kameraden, die AfterSgenoffen. Die Freunde das sind die Mitglieder der Jugendorganisation, die Rudolf Rückl gegründet hat. Sie sind seine Diskussionspartner, sie sind Hörer, wenn er vor­liest und vorträgt... Nach dieser Versammlung noch bei trüb flackerndem Petroleumlämpchen stundenlanges Lesen. Und so noch viele Jahre und bei wech­selnder Arbeit. Rüchl ist Steinbrucharbeiter, landwirtschaftlicher Arbeiter, Hilfsarbeiter in einer Zuckerfabrik, Bergarbeiter und ist im­mer guch liebender Freund der Heimat wib treuer Liebhaber der Büchern ist Erwecker seiner Altersgenossen und sozialistischer Organisator, steigt in die Tiefen zu den Quellen de» Wissens und fliegt zu den Höhen der Dichtung. Als junger Arbeiter schrieb er in jenes blaue Heft: Tagsüber schaffen meine.Hände Mit Fäustel. Krampen, die mein Werkzeug find. Doch abends flammen meiner Seele Brände. LMdwunde Finger greifen nach dem Buch im Spind, Aus Weißen Blättern steigen kühne Träume.., Rückl wird Zeitungscxpeditor, wird später RedÄteux, wird noch später Leiter der Bildungs­arbeit der sozialdemokratischen Partei und nichts ändert sich in seinem Wesen. Er bleibt der Leser und Sucher, der Wanderer und Tätiger, der Lehrer, der seine Klaffengenoffen zu soziali­stischer Erkenntnis zu führen sucht und zu ver­nünftiger Lebensgestaltung, zu der Verzicht auf jeglichen Alkoholgenuß gehört. Rückl wächst inner­lich höher und höher. Er enstvickelt in unermüd­licher Arbeit an sich selber alle Kräfte seiner Seele und seines Geistes, aber den jungen Mann erfaßt eine tückische Krankheit, ein Krebs­leiden, dem er nach tapferemmnd zähem Ringen erliegt. Heute vor fünf Jahren ist Rudolf Rückl gestorben. Die sudetendeutschen sozialistischen Arbeiter haben ihn nicht vergessen. Sie wiffen: er war Verkörperung der besten Seiten ihres Wesens, er war vielleicht der vielseitigste, der zu erstaun­lichster Reife getvachsene sudetendeutsche Prole­tarier. Sein Lebensweg zeigt denen, die guten Willens sind, zu welchen geistigen und sittlichen Höhen Arbeiter zu steigen vermögen.,