Sozialdemokrat

Sentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik

Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh

Einzelpreis 70 Heller( einschließl. 5 Heller Porto)

Aus dem Inhalt:

Präsident Dr. Beneš

nach Belgrad abgereist

Zerfall der nationalen

Vereinigung

Sandner schlägt nicht mehr zu

Wien gegen reichsdeutsche Korrespondenten

Zum erstenmal

ein Streik bei Ford

Redaktion und Verwaltung: Prag XII., Fochova 62

-XA

Telephon 53077- Herausgeber: Siegfried Taub

-

Verantwortlicher Redakteur: Rarl Rern, Prag

17. Jahrgang

Sonntag, 4. April 1937

Nr. 80

Im Vormarsch auf Cordoba An den spanischen Fronten

Schwere Kämpfe an der Front bei Bilbao

Andujara.( Savas.) Trotz der starken Regengüiffe rückte Donnerstag eine Regierungs­folonne im füdlichen Abschnitt bei Pozo Blanco um acht Kilometer in der Richtung gegen die Stadt Villa Harta vor. An diesem Tage standen die Regierungstruppen nur noch sieben Kilo­meter vor der Stadt. Die bei Benaroya operierende Regierungskolonne besetzte, die Höhen um Arco Nocozila, die von großer strategischer Bedeutung sind. Die Republikaner find um zwanzig Kilometer vorgerückt. Nach den letzten Meldungen soll Billa Harta gefallen sein, welches nur 19 Kilometer von Cordoba entfernt liegt.

Aus Valencia meldet Havas, daß Regie­rungsflugzeuge eine Kolonne von 50 Lasttvagen der Aufständischen bei Penaroja bombardierten. Von der Front bei Jaen tam die Nachricht, daß durch aufständische Flieger 80 Personen, darunter 25 Kinder, getötet wurden.

Neuerliches Bombardement

von Madrid

Das Kriegskommissariat in Madrid teilt mit, daß die Aufständischen am Jarama - Abschnitt Verstärkungen erhielten und die Absicht zu haben ſcheinen, von neuem anzugreifen. Ein heftiger Angriff, den sie unternahmen, wurde zurüd geschlagen. Im Laufe des Donnerstag hat feindliche Artillerie Madrid intensiver bombar­diert, als es in der letzten Zeit der Fall war. Die Offensive der Aufständischen im Norden aufgehalten

seit Beginn des Bürgerkrieges in Spanien eine große finanzielle Hilfsaktion eingeleitet, unter Denen die Lebensmitteltransporte einen sehr wich tigen Plaß einnehmen. Bisher sind 26 Trans­porte dieser Art nach Spanien gegangen. Der legte von ihnen, der aus 16 Lastwagen bestand, die mit Teigwaren, Fleiſchwaren, Stockfisch be­laden waren, ist vor einigen Tagen unter Leitung des Untersekretärs des Internationalen Gewerk­schaftsbundes, G. Stolz, in Madrid eingetroffen. Wie alle früheren Transporte, ist auch die­fer mit Freude von dem spanischen Komitee in Empfang genommen und als Beweis der inter­nationalen Solidarität anerkannt worden. Auch diesmal sind die Laſtwagen selbst für Transport­3tvede in Spanien : geblieben.

Franco weist Journalisten aus Salamanca . Amtlich wird mitgeteilt, daß aus dem im. Besiße Francos befindlichen Gebiet der Berichterstatter des Londoner Daily Expreß " ausgewiesen worden ist, weil er in seinem Blatte unwahre" Nachrichten über die Ereignisse in verbreitete. Militär- Revolten

"

Der amtliche Bericht des Hauptquartiers der Nordarmee in Gijon lautet: Im Abschnitte Le­queitio entfaltete der Feind Donnerstag heftiges Feuer. Die Regierungstruppen antworteten und belegten die feindlichen Stellungen mit Artillerie- Spanten geſchoffen. An der Alava - Front im Abschnitte Arochandiano und Aramayona übte der Feind weiteren Drud aus. Zahlreiche Angriffe wur

fort.

Madrid

Von Ernst Paul

Wir feßen mit diefer Veröffentlichung den Schüßengrabens der Regierungstruppen. Wir Bericht Ernst Pauls über seine Spanienreise sahen von den Schießscharten aus die heiß­umstrittene Universitätsklinik, den letzten Teil des eigentlichen Madrid , den Franco noch im Besitz hat, in einer Entfernung von etwa 300 Meter bor uns liegen. In dieser Stunde herrschte zufällig völlige Waffenruhe. Kaum waren wir aus den Gewehrschüsse wieder ein. Wir überzeugten uns, Schüßengräben heraus, sezte das Knacken der daß auch an dieser Stelle alles erdenkliche für die Verteidigung vorgesehen ist. Die Schützengraben find solid und völlig fachmännisch ausgebaut und Bild zeigte ein Besuch in den Artillerieſtellungen, mit allen Reserbestellungen versehen. Das gleiche die fast ausschließlich auf direktes Schießen ein­gestellt sind.

Noch niemals ist wohl in der neueren Kriegsgeschichte zu verzeichnen gewesen, daß eine Stampfes stand. Brüssel wurde im Weltkrieg von unbefestigte Millionenstadt im Mittelpunkt des den deutschen Truppen schnell erobert. Von Paris fonnte das gleiche Schicksal noch in letter Minute abgewehrt werden.

Das Leben in Madrid wickelt sich, wenn man

Fortschritte

den Angriff auf die Hauptstadt unternahm, war Als Franco nach dem Durchbruch bei Toledo Madrid eine offene, unbefestigte und schwer zu verteidigende Stadt. Seine Truppen kamen bis nigsschloß. Man zeigte uns jene Stellen oberhalb dieses Wort in dieſer außergewöhnlichen Zeit aus­über den Manzanares bis vor das ehemalige des Nordbahnhofes, die bereits von den Mauren sprechen darf, in normaler Weise ab. Die Stras und Maschinengewehren an den von Artillerie- die unmittelbare Nähe der Front, die Geſchäfte beset waren. Bahllose Einschüsse von Infanterie- ßenbahn und Untergrundbahn verkehren bis in feuer und Fliegerbomben fast völlig zerstörten sind zum größten Teile während des Tages ge= Häusern zeugen von erbitterten Kämpfen und öffnet, die Straßen sind stark belebt. Am Abend blutigem Handgemenge. Als es gelungen war, spielen die Kinos und auch eine Anzahl Theater. Francos braune und blonde Mauren aus diesem Zahllose Zeitungen werden in den Straßen laut gefährlichen Winkel über den Manzanares zurück- ausgerufen. Die Lebensmittelversorgung ist, wenn zuwerfen, war von Madrid die ärgste Gefahr ab auch mit Schwierigkeiten, sichergestellt, Brot und gewendet. Milch sind knapp, Gemüse ist genügend vorhan­Heute ist Madrid eine Feden. Den Soldaten an der Front mangelt es an stung. Bahllose Barrikaden, aus zementgebun- nichts. Die Evaluierung der Zivilbevölkerung, vor denen Pflastersteinen errichtet, riegeln in dicht allem der Frauen und Kinder, hat erfreulicher­Stetten," Stadt wurde jeden Infanterieangriff ab. Tants find in solchen nesagt, daß sich troß der großen Gefahren viele In Italienischen Städten Stämpfen völlig hilflos. Sie können von den Ber- Menschen nur sehr schwer von ihrem dürftigen teibigern leicht erledigt werden. Auch dem direkten Heim trennen können. Viele Häuser sind durch Das Wochenblatt ,, Giustizia e Liberta" mel- Artilleriefeuer halten die einen bis zwei Meter Fliegerbomben grauenvoll verwüstet. Auch sehr biden, mannshohen Steinbarrikaden stand. Mad- viele Einschläge von Artilleriegeschossen sind zu Mit Hartnäckigkeit behauptet fich das Ge- rid könnte heute wohl durch ein Geschwader von verzeichnen, doch bleibt deren erhebliche Wirkung rücht, bafi es in der vergangenen Woche in a 500 Flugzeugen durch Bomben völlig zerstört in den neuen und betongebauten Häusern weit Termo zu einer Militär- Revolte tam. Es han- werden, im normalen Kampf aber ist es nach hinter jenen der Bomben zurück. Wir wohnten in An der Burgos - Front ereignete sich nichts Abessinien bestimmt, meuterten, als sie gewahr die feste Ueberzeugung, die mir bei unserer sehr Schüßengraben entfernt lag. Während des Tages, delt sich dabei um Soldaten, die, angeblich nach menschlichem Ermessen uneinnehmbar. Das war einem Hotel, das etwa eine Viertel- Wegstunde vom von Bedeutung. Die Fliegertätigkeit der Auf- wurden, daß sie in Wahrheit nach Spanien eingehenden Besichtigung gewonnen haben. ständischen hat gegenüber den verflossenen Lagen geschickt werden sollten. Die Erhebung in Ba­aber auch vor allem während der Nacht, war Ge erheblich nachgelaſſen. Auch an der Santander- fermo wurde blutig unterbrückt. Ihre Tatsache ausländische Gäste nicht in die vorderste Feuer: Daran gewöhnt man sich aber rasch und man wird In der begreiflichen Annahme, daß man wehr- und Artilleriefeuer ständige Begleitmusik. Front gibt es teine bedeutenderen Operationen. felber, unmittelbar nach den Melbungen über linie führen würden, gingen wir, der tschechische von der Suggeſtivkraft, die von Madrid ausgeht, An der Oviedo - Front beschossen wir wirksam die Revolten in den Kasernen von Florena und Stellungen, welche die Aufständischen im Innern Modena , zeigen bie tiefe Unzufriedenheit der Sozialdemokrat Němec und ich, in den Vor- geradezu gefangen genommen. Man glaubt, was Dviedos einnehmen. Der Feind hat große Ver­mittagsstunden des 21. März auf eigene Faust uns immer wieder gesagt wurde, daß Menschen, Lufte erlitten. Im Abschnitte Somiedo haben die Regie- jest Truppen, die nach Spanien geschickt werden bis auf Ruftveite im Gebiete des Casa del Campo trennen wollen. los. Die Großzügigkeit der spanischen Kämpfer die einmal länger als eine Woche in Madrid Gleichzeitig wird bestätigt, daß Mussolini und unsere Geleitbriefe ermöglichten es uns, fast weilen, sich überhaupt nicht mehr von dieser Stadt rungsträfte ihre Stellungen längs der ganzen follen, in An con a tonzentriert habe. Dieser Front: verbessert. Donnerstag find die Mili- Safen fei deswegen gewählt worden, weil man ir tonnten uns selbst von den ausgezeichneten Junta de Defenſe. Ihren Pulsschlag dirigiert an die Stellungen der Rebellen vorzubringen. Das Herz der Verteidigung der Stadt ist die zionäre um fieben Kilometer vorgerückt. Die bort bie Truppen leichter glauben machen kann, Berteidigungsanlagen und von beren außer General Mi a ja mit seinem Stab. Wir besuch­Regierungsträfte sind nunmehr bemüht, die daß fie nach Abeffinien bestimmt feien. Berbindung der Aufständischen zwischen Asturien und Leon zu toupieren.

Im

den glänzend zurückgesublitani bet aus Nom:

Abschnitte bei Gorbeo schlugen schen Abteilungen bei La Cruz eine Aufständi­schen- Abteilung. Bei der Säuberung des er oberten Tertains fiel uns eine Menge Kriegs­material in die Hände.

Nach dem gestrigen Ministerrate in Bilbao haben sich der bastische Ministerpräsident und einige seiner Mitarbeiter an verschiedene Front­

abschnitte begeben.

Die 26, Karawane des Internationalen Solidaritäts- Fonds nach Madrid

Die beiden Arbeiter- Internationalen( Ins ternationaler Gewerkschaftsbund und Sozialisti­sche Arbeiter- Internationale) haben bekanntlich

Erfolgreicher Protest in Rom

gegen die Schreibweise der italienischen Presse

Nom.( Tfch. B.-B.) Der tschechoslowakische Gesandte beim Quirinal Dr. Chvalkovfth protestierte beim' italienischen Außenminister Gra­ fen Ciano gegen die Art, in der ein Teil der italienischen Bresse, insbesondere egime Fascista", in der letzten Zeit über die Tsche­choslowatet schrieb.

Graf Ciano gab bem Gefandten die Ber­ficherung, daß unverzüglich alle Maßnahmen getroffen werden, damit sich die bedauernswerten Angriffe nicht wiederholen, allerdings unter der Boraussehung der Reziprozität in der tschechoslo. walischen Breffe. Mom fete voraus, daß fein auf­richtiges Intereffe für freundschaftliche Beziehun­gen mit der Tschechoslowakischen Republik auch in Prag geteilt werde..

italienischen Soldaten auf.

=

ordentlich guten Besetzung überzeugen. In den ten in den späten Abendstunden den obersten 180 Arbeiter in Florenz verhaftet Nachmittagsstunden des gleichen Tages aber ge= Kommandanten des Madrider Kampfabschnittes Das zitierte Blatt meldet weiter, daß aus stattete der Kommandant des Abschnittes im und hörten aus seinem Munde das gleiche, was Gründen, die bisher noch nicht genau largestellt Universitätsviertel, Oberst Ordega, die Besichti- wir vorher durch persönlichen Augenschein ermit­werben fonnten, 180 Arbeiter der Fabrit Galileo gung des von ihm verteidigten Teiles der Front. telt hatten: Madrid ist unein= in Florenz seit zwei Wochen eingelertert sind. Ein junger Oberstleutnant führte uns gemeinsam ne h m bar. Diefe Tatsache habe in der Bevölkerung von Flo- mit dem Batterietommandanten zuerst in die renz große Bewegung hervorgerufen. sweite und dann auch in die erste Linie des

Die tschechoslowakische Delegation beaucht im Beisein des Divisionsgenerals Julius Deutsch Italienische Gefangene. In der Mitte der italienische Major Antonie Luciano aus Neapel

Guadalajara und Brihuega

Die Entwicklung hätte vielleicht einen ande­ren Gang genommen, wenn es den Italienern gelungen wäre, Guadalajara zu besetzen und Madrid völlig einzuschließen. Daß dieser Versuch völlig mißlang und daß jede Wiederholung aus­sichtslos zu sein scheint, ist das Ergebnis der Kämpfe, die in der Zeit vom 10. bis 20. März stattfanden. Bis auf wenige Kilometer waren die italienischen Truppen an Guadalajara heran­gekommen. Die vereinten Bemühungen der spa­ nischen Kämpfer und der Internationalen Bri­geben, die ihnen erbitterten gaden, die ihnen erbitterten Widerstand leisteten, Stehen, der von vier italienischen Divisionen mit einem Mindesteinsat von 25.000 Mann, 200 Geschüßen, 150 Lants und zahllosen Maschinengewehren unter dem Oberbefehl des italienischen Generals Mancili begonnen wurde. Am 13. März setzte die Gegenoffensive ein. Sie wurde, wie schon bekannt ist, durch einen überraschenden An­griff der Regierungsflugzeuge eingeleitet, der in den Meihen der italienischen Kämpfer eine heil­Lose Verwirrung anrichtete: As die den italienis schen Tants überlegenen Tants der Regierungs­truppen vorstießen, wich der Feind in regelloser Flucht zurüd. Wir sahen das Schlachtfeld zwi­schen Guadalajara und Brihuega, auf dem ein