Sozialdemokrat
Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh
Redaktion und Verwaltung: Prag XII., Fochova 62- Telephon 53077- Herausgeber: Siegfried Taub - Verantwortlicher Redakteur: Karl Kern, Prag
17. Jahrgang
Donnerstag, 8. April 1937
,, Unzerstörbare Bundesgenossenschaft
Außerordentlich herzlicher Ton des Belgrader Kommuniqués Gegenbesuch des Prinzen Paul in Prag angekündigt Belgrad . Bei Abschluß des Besuches des Präsidenten Dr. Beneš in Jugoslawien wurde folgender amtlicher Bericht ausgegeben:
Während feines Aufenthaltes in Belgrad hatte S. E. der Präsident der Tschechoslowakischen Republik, Dr. Eduard Beneš , und der tschechoslowakische Minister für Auswärtige Angelegenheiten, Dr. Kamil Krofta , politische Besprechungen mit Sr. Königlichen Hoheit, demt Prinzregenten Paul und mit dem Ministerpräsidenten Dr. Milan Stojadinovič . Es wurden fämtliche Fragen, die die Beziehungen der beiden Staaten betreffen, sowie die aus der gegenwärtigen internationalen europäischen Situation hervorgehenden Probleme durch beraten. Von neuem wurden die kürzlichen Beschlüsse des Ständigen Rates der Staaten der Kleinen Entente bestätigt und betont. Dieser erste offizielle Besuch des Staatsoberhauptes der Tschechoslowakischen Republik bei der jugoslawischen Nation hat nur von neuem die gegen= feitige intime Freundschaft und unzerstörbarebrüderliche Bundesgenossenschaft besiegelt.
Die offizielle Reife Sr. Königlichen Hoheit, des Prinzregenten Paul nach Prag , deren Datum in Kürze festgesetzt werden wird und durch die Prinz Paul den Besuch des Präsidenten der Tschechoslowakischen Republik erwidern wird, wird eine weitere Betonang und eine weitere Kundgebung der Einheit der Ansichten, der Einheit der Politik und der Ziele der beiden brüderlichen Nationen und Staaten sein, die unauflöslich auch für die Zukunft verbunden sind."
Am letzten Tage seines Belgrader Aufent:[ bei. Dann besichtigte der Präsident in Begleitung haltes stattete Präsident Dr. Beneš und Ge- des Prinzen Paul das Militärmuseum. mahlin der tschechoslowakischen Gesandtschaft in Vor dem Besuch auf der Gesandtschaft Belgrad einen Besuh ab. Dort überreichte eine Delegation des jugoslawischen Sotols dem Präs sidenten eine silberne Urne mit Erde aus Opienac. Dem feierlichen Akt wohnten die Kinder der Bel grader tschechoslowakischen Schule und Deputation Die Abreise des Präsidenten erfolgte um 16 nen aller dortigen tschechoslowakischen Vereine Uhr vom Belgrader Bahnhof. Im Königspalast
empfing der Präsident in halbstündiger Audienz den Ministerpräsidenten Stojadinovič. An dem zweiten Teil dieser Besprechung nahm auch Minister Dr. Krofta teil.
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Einzelpreis 70 Heller( einschließl. 5 Heller Porto)
Aus dem Inhalt:
Widerstände gegen die Luftschutzabgabe vom
Mietzins
Ergebnislose Verhandlungen bei Etrich
Das Dritte Reich fürchtet sich Ivor Frauen und Kindern
Im Lager Francos
Nr. 83
Eroberer Rundfunk
Das rasende Tempo, in dem wir alle leben und schaffen, der enorm geschwinde Ablauf von Entwicklungen, zu denen andere Epochen ein Viel= faches an Zeit bedurften, und schließlich die oftmals verblüffende Veränderlichkeit, der gerade in [ verabschiedete sich Königin Maria von dem Prä- der allerjüngsten Vergangenheit und in der an sidenten und seiner Gebahlin. Prinzregent Paul Ueberraschungen überreichen Gegenwart besonders und seine Gemahlin begleiteten die Gäste auf den die politischen Situationen zwischen Völkern und alle diese Erschei= Bahnhof. Die Autos fuhren durch ein dichtes Staaten unterworfen sind Spalier von Truppen und vielen Tausenden von nungen finden ihren gewandtesten, entsprechendMenschen, die den Präsidenten enthusiastisch be- sten, überzeugendsten und in buchstäblichen Wortjubelten. Im Bahnhofswartesalon hatten sich die sinn beredtesten Ausdruck in der vom menschlichen Mitglieder des Stegentschaftsrates und der Re- Genius aufgespürten, ausgenutzten und immer gierung, auf dem Bahnsteig die höchften militäri- mehr ausgestalteten tönenden Welle, im Rundschen Würdenträger versammelt, um Abschied zu funt als dem zeitgeborenen Ueberwinder von Zeit nehmen. Nach Abschreitung der Ehrenkompagnie und Raum. Keine geistige Errungenschaft unserer verabschiedete sich Dr. Beneš und seine Gemahlin Jahrzehnte gibt ihnen so start das Gepräge wie sehr herzlich von dem Regenten, der Prinzession die Bedeutung dieses technischen Wunders, das Olga und den jugoslawischen Würdenträgern. rasch nach seiner Offenbarung fast zur AlltäglichDr. Beneš blieb dann noch vom Fenster aus in feit geworden ist. Und so sehr sind die Kontinente, Tebhaftem Gespräch mit dem Prinzregenten, bis die Reiche, die Völker, die Klassen, Parteien, 10 sich der Zug unter den Klängen der National- die Einzelmenschen in den Bannkreis des Rundhymne in Bewegung feßte. Der Sonderzug des funts getreten, daß man sagen kann, derjenige lebe Präsidenten fährt diesmal über Agram und Mar- außerhalb oder jenseits unserer Zeit, der sich abburg über österreichisches Gebiet nach seits hält von diesem neuen Mund und Ohr der Prag zurück. Welt. Wenn unsere Väter einen Mitmenschen als uninteressiert, uninformiert, als abseits vom kulturellen und politischen Geschehen stehend tenn
Gegenbesuch im Mai
oder September
Wie das tschechoslowakische Pressebüro melbet, soll der angekündigte Gegenbesuch des Prinzregenten Paul in Prag bereits im Mai, spätestens aber im September stattfinden.
zeichnen wollten, dann pflegten ſie zu sagen: Der liest ja nicht einmal eine Zeitung! Gewiß, dieses Wort gilt auch jetzt noch, ja gilt in mancher Hinſicht heute mehr denn je. Dennoch aber geht der Mensch von heute auf einem Bein, wenn er nicht auch Schritt zu halten sucht mit dem Tempo, das der Rundfunk bittiert.
Eine Alltäglichkeit, ein fast unentbehrlicher Gebrauchsgegenstand ist der Rundfunk innerhalb weniger Jahre geworden, eine Erscheinung, deren Wunderbarkeit uns allen beinahe nicht mehr zum Bewußtsein tommt. Und dennoch: das Zauber
Pretoria. Der deutsche Gesandte hat Anduia.( Agence Espagne.) Im Sektor, Eine Abteilung von 300 deutschen Ge- hafte, das Magnetische, das Hypnotisierende ist int Auftrage der Reichsregierung gegen die Pro- von Bennaroja hat am Montag die Offensive der fangenen, eine Flugzeugabwehrkompanie, ihm keineswegs ganz abhanden gekommen. Geflamation der Südafrikanischen Unionsregierung, republikanischen Truppen bei Villaharta zu einemt vier Lastautos, zahlreiche Maschinengewehre und rade in der lezten Zeit haben wir es wieder starf burch welche Ausländern jede politische Tätigkeit entscheidenden Sieg geführt. Die feindlichen Li- viel anderes Kriegsmaterial fielen in die Hände miterlebt, wie mächtig der Rundfunk die Menim Mandatsgebiet Südwestafrifas verboten wur- nien wurden von den republikanischen Truppen der Regierungstruppen. Der Kommandant der schen anzieht, welche immense politische Wirkung de, Prorest eingelegt. Die Proklamation wird von deutscher Seite als völlig unberechtigt und gegen das Deutschtum im Mandatsgebiet gerichtet angefehen.
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durchbrochen. Der Sieg der Republikaner übersteigt alle an diesem Frontabschnitt bisher er zielten Fortschritte. Die Republikaner befinden ſich nunmehr im raſchen Vormarsch auf Billaharta
felbst.
Francoabteilung wurde erschossen, als er im Auto zu fliehen versuchte.
Bei Pozo Blanca näherten sich Regierungsabteilungen Dienstag abends bis auf 6 Km. der
Millionen haben in der elften Abendstunde die
ihm zukommit. Seit Wochen ist der berühmte Schwarzfender, der die Großen des Dritten Rei ches wie die Nebellen Spaniens wohl ein um das andere Mal erbleichen machte, in aller Munde. Die Deutschen in Südwestafrika sind durch An dem Sieg hat auch die republikanische Stadt. Sie überschritten den Galatraveno- Berg, Welle 29.8 gesucht, Millionen, die keinen Radiodie Erklärung der Regierung der Sildafrikani- Luftwaffe entscheidenden Anteil, die zuerst die der die ganze Gegend um Villaharta beherrscht. apparat besitzen, haben sich erzählen lassen, was schen Union start in Unruhe geraten. Der Bund feindlichen Flieger in einer großen Luftschlacht dieser Schwarzsender meldet oder haben sich, so der Deutschen " in Windhoek nimmt wenigstens von der Front vertrieb, und dann ihrerseits äußerlich den Charakter eines Bildung 3- zum Angriff auf die feindlichen Linien überging. von Madrid im Schuße der nächtlichen Dunkel- mochten, bewegen lassen, doch einmal Ohrenzeuge Die Franco- Abteilungen versuchten nördlich indolent sie sonst auch dem Radio gegenüberstehen bereines an. Die naturalisierten Deutschen Der Havaskorrespondent schildert Einzelheit einen plöblichen Angriff in der Nähe der der aufregenden Minuten um dieſen Sender zu heiten der Operationen der Regierungstruppen Krankenhaustlinit. Die Regierungsabteilungen sein. Freund und Feind suchten Anschluß an diese politischen Organisation, zu der kein Ausländer auf ihrem Wege nach Villaharta: Zutritt haben wird. Der Gebietsadministrator ließen den Feind bis an ihre Positionen heran- elle. Warum? Gewiß sehr viele deshalb, weil macht von den neuen Befugnissen noch keinen Eine Abteilung Regierungstruppen näherte kommen, worauf sie ein he f tiges Feuer sie hören, erfahren wollten, was der SchwarzGebrauch und nimmt vorläufig einen abwarten- fich der die Stadt beherrschenden Anhöhe, schloß eröffneten und die feindlichen Angriffe vereitel- sender zu berichten habe; alle aber angezogen die Aufständischen ein und eroberte diese Stellung. I ten.. den Standpunkt ein.
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in Südwestafrika gründen eine neue Form der
Die südafrikanische Einwanderungsbehörde belvilligt europäischen Staatsangehörigen durchwegs nur einen Aufenthalt bis Ende April.
Militärfachmann
wird Verkehrskommissar Moskau . Der Zentralvollzugsausschuß ernannte Chalepiti zum Kommissar für Verfehrswesen. Chalepsti wurde im Jahre 1893 geboren, nahm am Bürgerkrieg teil und wurde 1921 zum Chef des Trains der Noten Armee ernannt; seit 1924 war er Chef der militärischen technischen Verwaltung und seit 1929 Chef der Abteilung für die Motorisierung der
Armee.
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von der übermächtigen Erscheinung, gegen die sich kein Straut gewachsen zeigen wollte, aufs tiefste beeindruckt von der Tatsache, daß gerade in unserer Zeit, die die fürchterlichsten Waffen zum Tot- und Mundtotmachen erfunden hat, ein Instrument geschaffen ward, dessen Ausstrahlun
Bayonne. Wie die baskische Regierung| An der Mittelmeerküste Spaniens ereignete gen allen Schuldigen, allen Diktatoren zum Trotz mitteilt, hielt das aufständische Kanonenboot fich gleichfalls ein Zwischenfall, als der englische über Landes- und Systemgrenzen triumphieren! ,, Dato" das britische Frachtschiff Thor= Zerstörer ,, Gallant" von aufständischen Wohl jenem System, das dieses wunderbare, pehall" an, welches Lebensmittel an Bord Flugzeugen, die vom Flugstützpunkt in überlegene, blißartig wirkende Instrument immer hatte. Der englische Kapitän lehnte die Auffor- Mallarca aufgeftiegen waren, bombardiert voll und richtig zu nutzen versteht! Wohl diesem berung, einen aufständischen Hafen anzulaufen, wurde. Nach der Nichtung auf Valencia eröffnete System, wenn es dieses Instrument gebraucht, um ab und setzte die Fahrt fort. Unweit von Bilbao die„ Gallant" das Feuer aus ihren Luftab- der Wahrheit Flügel zu leihen! Zur Lüge, wurde das Schiff jedoch von einer aufständischen wehrgeschützen gegen die aufständi- Verhebung und Verleumdung läßt sich allerdings Schaluppe aus Kanonen befchoffen. fchen Aeroplane und es gelang ihr, fie zu der Rundfunk- dessen waren und sind wir jeden Daraufhin steuerte der aufständische Kreuzer vertreiben. Tag Zeugen gleichfalls ausgezeichnet mißbrauchen, aber auf die Dauer haben auch RundArmirante Cervera" heran und gab der Schaluppe den Befehl, dem britischen Dampfer funtlügen turze Beine vorausgesetzt eben freidie Einfahrt in den Hafen von Bilbao zu ver lich, daß auch die Wahrheit ihre Beine zu gebrau= wehren. den versteht.
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Die ,, Thorpehall" rief jedoch radiotelegraWir wissen, daß die Gangart der Demokras vor einem großen Streik? phifch bie iIfe britischer Kriegs. Wir haben Meldungen erhalten, daß der tie zuweilen ein wenig an den Schwächen leidet, Kopenhagen . Dänemark steht vor der Ges fiffe an. Der Kommandant des Dampfers a I a n t", der längs der Küste zwischen Ba- die sie aus einem wohl geistigeren, aber wenige: fahr eines großen Streits. Der Vermittlungs- fchlug dem Kommandanten des Armirante Cer- lencia und Alicante fuhr, zweimal von technischen Jahrhundert mitgebracht hat; wir wisvorschlag des Schiedsrichters, der beträchtliche vera" einen Besuch an Bord vor, um ihn zu Aufständischen Flugzeugen angegriffen, jeboden, daß bisher die Entgeistigten, die alle übertommenen Werte vergangener Jahrhunderte über Lohnerhöhungen für die beteiligten überzeugen, daß kein Kriegsmaterial gelaben sci. Arbeiter vorfah, ist von den Arbeitgebern ab- Der spanische Kommandant beharrte jedoch auf nicht getroffen wurde. Man ist der Meinung, daß Bord zu werfen sich entſchloſſen zeigen, auch im gelehnt worden, wobei im besonderen die For- der Behauptung, daß das Schiff Waffen an Bord die Flugzeuge der Aufständischen ihn irrtüm- Rundfunkden imponierenderenGalopp einschlugen. derungen der Arbeiter der Gisenindustrie und im habe, und verbot die Einfahrt in den Hafen. lich für einen spanischen Torpedobootzerstörer Aber fast will es uns bedünken, daß sie schon ein Hoch- und Tiefbau als untragbar angesehen wer- Inzwischen trafen jedoch zwei englische Zerstörer hielten. Gemäß den Weifungen, an welche fich die wenig an Atem eingebüßt haben. Und Schuld der den. Wenn es nicht noch zu irgendwelcher Ver- ein, die klar zum Gefecht" machten. britischen Schiffe halten, um sich vor derartigen weise Atemnot der anderen nicht regelmäßig wieDemokratie tväre es, wenn diefe wenigstens zeits mittlung kommt, werden kommenden Samstag Daraufhin konnte die Thorpehall", ungehindert 700.000 bis 800.000 Arbeiter in den Ausstand in den Hafen einfahren und der spanische Kreu- Vorfällen zu schüben, wurden vom Schiff aus die berkehrte. Wenn einmal die Werbekraft der demos treten jer zog es vor, zu verschwinden. Tangreifenden Flugzeuge unter Feuer genommen.[ kratischen Wahrheftigkeit, Anständigkeit, Friedens