Seite 2 Freitag, 30. April 1937 Nr. 102 Dort sind unermeßliche Kunstschätze den plan- mätzigen Bombenwürfen der deutschen Flieger -um Opfer gefallen, während die bösen„Roten " mit vorbildlicher Hingabe, so wie an anderen Orten, geborgen haben, was noch zu retten gewesen ist. Wir erlebten den erschütternden Gegensatz dieser auSgcstorbenen Ruinenstadt und der angrenzenden Stadtviertel, in denen die Rinder auf den Straßen.spielen, die Strahenbahnen fahren, das Leben normal verläuft und man an die Detonationen der Granaten und Maschinengewehre so gewöhnt ist, dah man kaum aufblickt, wenn ivieder eine erfolgt. Wir sahen die festgefügten Barrikaden, die die Strahen rings um die ganze Stadt umsäumen, die, kunstgerecht au- schweren Steinquadern zementiert, den Eindruck erwecken, als wären sie Bauwerke, für die Ewigkeit bestimmt. Und wir begriffen, dah dieses Boll, das täglich diese festen Barrikaden sieht, erfüllt ist von der glühenden Ueberzeugung: Sie werden nicht durchkommen l General M i a j a, den wir gemeinsam mit Genossen Julius Deutsch , dem als General das schwierige Problem des Küstenschutzes anvertraut ist, besuchten, erzählte uns mit Stolz, wie die Verteidigung Madrids zunächst aus den Bataillonen, die die einzelnen Gewerkschaften ausstellten, emporgewachsen ist. Am folgenden Morgen begegneten wir in den Schützengräben der Cita Universitad dem Bataillon, das die Bäckergewerkschaft aufgestellt hat. AIS wir zum Bataillonskommando zurückkehrten, wurde der Führer eiligst zum Telephon gerufen, man brauche eine Ambulanz. Er bat, unser Auto verwenden zu dürfen. Wir erkannten, wie trotz aller großen Vorkehrungen noch immer nicht genügend Sani« täismaterial vorhanden ist. DaS Auto kehrte nach wenigen Minuten zurück, aber leer, denn der Befestigungsarbeiter, den wir noch bei unserem Gang durch den Schützengraben in seiner Kolonne an der Arbeit gesehen, war dem Schuh, den er inzwischen erhalten hatte, schon erlegen. Unter diesem Eindruck fuhren wir in da- Spital nach Onteniente , das der Inter - nationale Solidaritätsfonds mit allen Hilfsmitteln und Hilfsapparaten der modernen Chirurgie und Medizin auSzustatten im Begriff« ist. Die Keinen Fenster des allen Franziskanerklosters sind den Erfordemisien moderner Hygiene gewichen und in grohen, schönen, lichten Sälen werden^mchr als tausend Kranke und Verwundete ihre Heilung unter fachkundiger ärztlicher Leitung fiiwen können. Unser Freund Jean D e l v i g n e, der als Beauftragter des Internationalen Solidaritätsfonds die Organisation des Spitals leitet, hat eine außerordent« lich schwere Aufgabe zu erfüllen. Mer wir konnten konstatieren, dah di« spanische Regierung, die ihm den Rang eines Majors der Sanitätsver- waltung verliehen hat, alle?, tut,' um ihm hie Durchführung feiner Aufgabe im fremden Land in jeder Richtung zu erleichtern. Der Internationale Solidaritätsfonds hat für die Ausstattung des Spitals schon mehr als 2.8 Millionen'belgische Franken aufgewendet. Aber noch weitere grohe Mittel sind notwendig, um die Funktion des Spitals zu sichern und vor allem, um ein System von kleinen Notspitälern nahe der Front, die als Zwischenstationen für Onteniente gedacht sind, aufzubauen. Und so soll die Maidemonstration für Spanien nicht nur eine Demonstration der brüderlichen Per» bundenheit im Denken und Fühle n, sondern auch der materiellen Hilfs« b e r e i t s ch a f t für den Internationalen Solidaritätsfonds sein. 10 JUNGES W£/B F VERONIKA ROMAN VON MARIA GLEIT „Doch, doch"— Rosa setzte sich nicht, o nein, in diesem Hause setzte Rosa sich keineswegs auf einen Stuhl, der in das Zimmer dieser beiden Frauen gehörte!—„Angerufen hat er, der Herr Doktor", fuhr sie fort uM> weidete sich an Veronikas hilflos ineinanderverschlungenen Händen, „angerufen und gesagt, ein Bauer in Hinter«, in Hinter-, nun ja, ja,«in Bauer läge auf den Tod, da könne er nicht fort, eS könne Tage dauern, aber vielleicht auch nicht..." „Und wie heiht das Dorf?" fragt« Frau Egcnhofcr, die Veronikas Qual nicht mehr mit ansehen konnte. „Ich habe eS nicht verstanden, di« Verbindung war so schlecht." „Und weiter hat er nichts gesagt?" forschte Veronikas Mutter.„Weiter nichts?" „Er hat gesagt, wenn«S der Frau Doktor nicht gut gehen sollte, dann möchte man ihm gleich Bescheid geben, dann käme er natürlich sofort,7 „Und hat er keine Telephonnummer hinier- lasien, hat er nicht gesagt.... wie und wo... aber Rosa, er muh doch etwas gesagt haben, daS ist doch einfach nicht möglich!" „Er hat auch... war gesagt... ich hab'» nur nicht verstehen können, mir ist so fchwindllch gewesen am Telephon", fügte Rosa kleinlaut hinzu. „Nun trinken Sie wenigstens eine Taffe Tee mll uns", meinte Frau.Egenhofer seufzend,„dann Wird Ihnen sicherlich bester." Eie sagte das in Jeder, der Spanten besucht, wird ergriffen von der Liebe zu diesen Menschen, die mit solcher Selbstverständlichkeit ihr ganzes Sein, ihr Leben und ihre Famflie einsetzen im Kampfe für das, was sie als Recht empfinden, Ivas ihre Ueberzeugung ist. Ihre Hingabe ist grenzenlos und sie werden nur bitter, wenn sie auf Grenzen ihrer Hingabe der Arbeiter anderer Länder zu stoßen glauben, und«S fällt ihnen schwer, zu begreifen, daß es neben ihrer großen Sache auch noch andere Notwendigkeiten des' proletarischen Emanzipa» tionrkampses in der Welt gibt. Ueber die Koordinierung der Notwendigkeiten des KmnpfeS in verschiedenen Ländern ist schon viel-.d! worden und wird yoch viel diskutiert werd« der 1. Mat soll zeigen, daß trotz allen( rigkciten, die unvermeidlich sind,, die ganze nationale Arbeiterflaffe vom besten Wille».: ist, alles zu tun, um den spanischen Genost r helfen, alles zu tum..um den Stig der späm Freiheit und Unakchmigigketti von dem wir f> überzeugt find als nur jemals; zu sicherm Solidarität und Treue für die Kämpfer y n Spanien — das ist in diesem Jahr« unsere Maiparole! Ilie Magna Carta unserer Eisenbahner Genosse Grünzner Ober das Elsenbahngesetz Prag . Der Senat führte Donnerstag wider Erwarten die Debatte über daS Eisenbahngesetz nicht zum Abschluß» ebensowenig die übrigen Punkte der Tagesordnung, unter denen sich' u. a. der Ternovorschlag für daS Brr- faffungSgericht befand. Wie eS heißt, konnte über diesen Vorschlag noch keine Einigung erzielt werden. Für unsere Fraktion sprach"in der Debatte Genoffe Grünzner, der nach einer allgemeinen Besprechung der Vorlage' sich mit einer Reihe von Spezialfragen befaßt«, die für gewisse Kategorien von Bediensteten, beziehungsweise Pensionisten von großer Bedeutung sind. Er konnte darauf verweisen, daß sich die Ausschüsse seinen diesbezüglichen Anregungen angeschloffen und ste in mehreren Resolutionsanträgen verankert haben, deren Erfüllung von der Regierung gefordert wird. Einleitend wies Ge noffe Grünzner darauf hin, dah die Vorlage in beiden. Häusern einer gründlichen und gewiffenhaften Varia» mentarischen Durchberatung unterzogen wurde. Die Vorlage trägt den Charakter eines umfassenden Unifizierungs- Werkes, das' sehr verschieden geartete Rechte und nicht zuletzt auch wichtige Personalinteressen tangiert und in mancher Hinsicht neu regelt. Es war',, keine leichte Aufgabe, alle diese verschiedenartigen Jntereffen unter Dach und Fach zu bringen. Gewisse Mängel sind unter diesen Umstäichen nicht ausge« .schloffen: Gegenüber der bisherigen- Gesetzgebung- stellt die Vorlage jedoch«inen nicht zu unterschätzende» Fortschritt dar. Ein Schönheitsfehler ist dem Gesetz leider, anhaften geblieben, die Vereinigung der Hoheit»« und der Verwaltungsagenda in einer Hand. E» wäre wünschenswert, wenn hier in strittigen Fragen nicht die ganze Macht der Verwaltungsbehörde anheimgestellt würde. Doch wäre es natürlich ungeheuer schwer, irgendeine ander« Behörde mit der Ausübung der HoheitSrcchtes über die Bahnen zu betrauen. So blieb e» bei der Fassung des Paragraph 12t, daß die EisenbahnverwaltungSbchörde auch alle Funktionen der Staatshoheit Uber die Bahnen auszuüben hat. Der ß ISt enthält auch noch andere Bestimmungen über internationale Eisenbahnvereinigungen. Kongresse«te. Auf diesen Kongressen tverden oft sehr wichtige Fragen behandelt, die in die dienstrechtlichen und Besoldungsverhältnisse des Etsenbahnpersonals tief eingreife«. Zu dem Jnternatwnalen Eisenbahnkongreß, der im Jun tn Pari» stattfindet, soll von unS wieder nur ein höherer Beamter des Eisenbahnministerium» fahren. Eine ganze Reihe von Staaten, darunter England und Frankreich , werden auf dieser Tagung auch dem Personal ein«Vertretung einräumen. Redner ist überzeugt, daß der gegenwärtige Eisenbahnminifter sich der Notwendigkeit, auch Delegierte au» den Reihen de» Personal» zu entsenden, diesmal nicht verschließen wird. Wir dürfen da gegenüber de» anderen demokratischen Ländern nicht zurückstehen. Redner befaßt sich dann mit dem ß 299, der von der Derogation der Rechte in der Unfallversicherung handelt Man hat die Absicht gehabt, in dem Gesetz die Unfallsrenten bi» auf 66.6 Prozent herunterzudrücken, die höheren Renten aufzuhcken und.dafür einen Fond» zu gründen, au» dem Unterstützungen an bedürftige Unsalldrentener oder ihre Hinterbliebenen auSgezahlt werden sollen. Da» Abgeordnetenhaus hat dies« Bestimmungen abgeändert und einen sogenannten„Eisenbahnunfall" mit einem Rentenanspruch von 78 Prozent konstruiert. Für Hinterbliebene Frauen, die früher nur auf 20 Prozent der Rente Anspruch hatten, wurde der Anspruch auf 36,,für Waisen von 16 auf 17.6 Prozent erhöht. Diese Bestimmungen wurden auch auf di« Bediensteten aller Hilfsanstalten ausgedehnt, also auch auf die Angestellten der Werkstätten, Magazine usw„ so datz da» einen gewissen Ausgleich darstellt. Wir Hal«« un» i« sozialpolitischen Ausschuß auch bemüht, das alt« Unrecht, das durch di« Regierungsverordnung 16/27»«schaffe» wurde, einiger- maßen zu mildern,«S war leider»esetztechnisch nicht miigllch, es im direkt« Zusammenhang mit dem Eiseniahngesetz z» tu». Der Ausschuß hat sich dann darauf geeinigt, einen diesbezüglichen Initiativantrag einznbringrn, was in nächster Zelt geschehe« wird. Genoffe Grünzner bespricht dann die Reso- lutionSänträge, die auf seine Initiative hi» von den Ausschüssen angenommen wurden. Es.handelt sich hiemmn jene UnfallLrentner, die noch ttu» dem alten Oesterreich stammen und deren Renten noch nach der alten östererichischen Kronentvähruna bemessen Ivurden. Redner hat daher in einer Resolution verlangt, daß diese alten Unfallsrenten aufgewertet-werden, und zwar nicht nur sechsfach, wie es di« Eisenbahnverwaltung und die', Finanzprokuratur in strittigen Fällen beantragen, sondern der heutigen Kaufkraft unserer Ktvne angemessen. E» liegt bereit» eine oberstgerichtliche Entscheidung vom Dezember 1986 vor, di«- In diesem Ginne ausgesallen ist. Redner bezeichnet es al» besondere» Fortschritt, daß da««bgeordnetenhau» in di« Vorlage offiziell auch die Bertrauensminner-A»»- s ch ü s s e bei den Eisenbahnen verankert hat. Es ist uotwetldig, daß dies« Jnftitutton Nicht nur beim Essenbahnmdüftarium,-sonder»«ich bei de« Direk- tonen und de» niederen Dienststellen endlich jene Beachtung finde, di« ihr zukommt. jenem verweisend resignierten Ton«, in dem»ran zu einem Kinde spricht, das für sein« Handlungen nicht verantwortlich zu mache» ist. Veronika hob den Kopf, sah über Rosa hinweg, hatte ein« steile Falte in der Stirn, glatt lagen di« Lippen übereinander, ein hölzerner Strich. Fast überängstlich wehrte die Hirschentochter das Ansinnen, mit den beiden Frauen Te« zu trinken, ab. Nein, nein, sie habe Eil«, nein, nein, sie müsse fort. Und ungelenk und fahrig huschte sie davon. Beronika aber ging in der Stube hin und her. Bor dem Kaminsims blieb sie stehen, trommelte mit den Fingern dagegen. „Wall hältst du eigentlich von dem sterbenden Bauern, Veronika? Hatte er dir etwas davon gesagt?" „Nein,— aber— das kanndoch einmal vorkommen, nicht wahr? Es kanndoch... meinst du nicht... und heute nicht... und morgen auch nicht... und dann wohl».. überhaupt nicht mehr..." Mit geschloffenen Augen hatte sie gesprochen, sie wußte wohl nicht mehr, was sie sagt«, denn sie machte«ine jähe Bewegung, als ob sie sich den Mund verschließen wolle mit der Hand, die Hand aber fiel kraftlos wieder herab, und Veronika sank lautlos in sich zusammen. -„Ach Gott , das Kind.'..", hauchte sie noch, ehe di« trostvoll« Finsternis der Bewußtlosigkeit über sie hereinbrach. Im Taff Odeon wollte man gerade die Achter. löschest, als noch ein später Gast erschien. Er war bestaubt und müde, verlangte, gierig etlva» Kaltes,„erst ein GlaS Wasser, Fräulein", und bat dann seltsam matt und wie von sich selbst verfolgt, ob er nicht draußen im. Garten sitzen könst«, es setso heiß. Die Kellnerin verständigte den Inhaber, der Inhaber" näherte sich mit vielen Verbeugungen dem seltsamen Gast, der Gast aber schien seinen Wunsch schon vergessen zu haben. «Gibt es hier in der Nähe ein vernünftiges Hotel?" fragte er nur,„ich möchte irgendwohin schlafen gehen.", Der Inhaber des Eafö Odeon erlaubt« sich ein« weiter« Verbeugung. War der späte Gast betrunken, dann schadete die Verbeugung nichts, war er ein reicher Sonderling— und dafür konnte man ihn noch am ehesten hallen—, dann nützte sie nur.-.„Wollte der Herr nicht im Garten...?" «Jaja.macht« der Fremd«, er dächte wohl an ganz etwas anderes. «Ivitte, mein Herr, hier durch den Gang..." „Man-sagte mir, bei Ihnen' verkehrten Schauspieler, Leute vom Theater sagten mir daS...", begann der Fremd» plötzlich, als hübe er einen Entschluß gefaßt. „Sehr wohl, mein Herr. Schauspieler.>. Meine Lokalitätist berühmt dafür..." Der Fremde sah aus, als imponier« ihm eine solche Berühmtheit wenig,«r fuhr sich mit der Hand durchs Haar, den Hut hatte er auf einen Tisch, geworfen. „Wollte der Herr, vielleicht jemanden treffen .... eine.... eine..."— eine Dame, wollte der Inhaber sagen, et sagte aber— besser war Vesser —„eine bestimmte Persönlichkeit..." „Ja,«ine ganz bestimmt« Persönlichkeit!" erwiderte der Gast. entschlossen.«Herrn Bernd nämlich, Herm Alexander Bernd." .„Oh, Herrn-Bernd? Herr Bernd ist eben gegangen. Bis zuletzt- saß er hier, ja, auch im Garten, gerade hier an-'diesem Tisch I Der Bote erreicht ihn bestimmt noch, wenn er sich sofort auf»' Rad setzt. Wollen Sie Herrn Bernd-noch sprechen, mein Herr?"* „Wenn es nicht allzuviel Mühe macht.». sagte der Gast; er wär unsicher-geworden» und' er sagte es fast bescheiden,«dann schon. Der Inhaber.de» Cash Odeon jagt«-einen Boten in die Nacht,-.dann nähert« er sich aus» neue unauffällig dem im Garte» hin und her Presseberiditigung Herr Abg. Dr. Wolf Kellner übermittelt uns zu dem in Nr. 21 unseres Blattes vom'17. April erschienenen Artikel„Die BolkSgemein- schaft der Kapitalisten: Fabrikantenpartei— SdP" folgende Berichtigung: Es ist unwahr» daß ich Eigentümer der ,rma Etrich in Jungbuch bin. Wahr ist.vielmehr, daß ich nicht Eigentümer der Firma Etrich in Jungvuch Lin. E» ist unwahr, daß ich Kommanditist(Teilhaber) der Firma Etrich-Jungkütch bin, daß die betreffende Eintragung in daS Handelsregister daS Datum 18. Jänner 1987 trägt und der eingezahlte Anteil K6 126.000.— beträgt. Wahr ist vielmehr, daß ich nicht Kommanditist der Firma Etrich-Jungbuch bin, daß die angeführt« Eintragung in das Handelsregister da» Datum vom 14. Jänner 1987 trägt und daß durch sie„als Kommanditist der minderjährige Johannes Kellner, vertreten durch den väterlichen Kurator Dr. Adolf Kellner, Advokaten in Trau- tenau" mit einem Zwanzigstel-Anteil an der Firma als Erbteil seiner verstorbenen Mutter eingetragen wurde. «bg. Dr. Wolf Kellner. Redner nimmt sich weiter der«hemalioen ständigen Arbeiter bei den Eisenbahnen an, die in- den Jcchren 1926 und 1928 auf Grund de» Gesetze» über die Sparmaßnahmen 286/24 abgebaut, aber nicht ganz entlassen, sondern als nichtständig« Vertragsarbeiter weiter beschäftigt wurden. Auch diesbezüglich hat Genosse Grünzner«ine Resolution eingebracht, die da» Eisenbähnministerium auffordert, endlich diese Menschen in da» Hilfrbediensteten-Ber« hältni» zu überführen. Endlich wie» der Redner»och darauf bln. daß eine ganze Reihe von Bediensteten ehemaliger Pri- vatbohnen existieren, die im Jahre 1926 nicht uni- füzert wurden. E» wäre eine Erleichterung auch in administrativer Hindersicht, wenn auch diese Leute ‘ nach den Vorschriften für die uniformierten Ange- stellten behandelt würden. Abschließend erklärte Grünzner, daß er sich bei nächster Gelegenheit noch mit der finanziellen-Lage der Staatrbahnen und dem tarifarischen und— Per» sonälverhältnissen beschäftigen werde.(Beifall.) * Ole Referate Zu Beginn der Sitzung hatte über da» Eisenbahngesetz sehr ausführlich Jng. Winter(Tsch. Soz. Dem.) namens des BerkehrSauSschuffes referiert. Er erklätte. daß die Vorlage eine kläre Tren- NungSlinie zwischen dem Staat al» Obrigkeit und dem Staat al» Unternehmer ziehe. Er ist schon au» der Bezeichnung ersichtlich, daß man für die Zukunft ,'mit der Sch a f f u n g.« im e» e.t>n h e.i t« TI ch e N Verkehr Sministeriums rechnet. Die Interessen der Staatsverteidigung sind auf Grund der Erfahrungen de» Weltkriege» und der neueren Ansichten über die Sendung de» Staate» geregelt. Die Militärverwaltung erhält hier eine beträchtliche Rechtsmacht, sie wird jedoch nicht direll in die Eisenbahnangeligenheiten eingreifen. Während der Wehrbereitschaft der Staate» bilden alle Bahnen ohne Rücksicht auf den Besitzer«ine VcrkehrSeinheit im Dienste der Staatsverteidigung. Die Militärverwaltung bat sogar die Möglichkeit, s e l b st den Bahnbetrieb zu-übernehmen. In diesen Fragen geht die Vorlage viel weiter al» die bisherigen gesetzlichen Bestimmungen. Gegenüber den Kl einbahnen waren die alten Vorschriften viel liberaler, namentlich war die üiechte und Pflichten der Selbstverwaltungsverbände I betrifft, doch bringt die Vorlage der Selbswerwal» laufenden Mann. Er wollte zur Stelle sein, wenn er gebraucht wurde, wer konnte wissen, was da noch vor sich ging.... „Sie kennen Herrn Bernd?" fragte der Fremde plötzlich.„Sie kennen ihn gut?" Der Casbbesitzer machte eine vielsagende Handbewegung. „Gott , wie man einen Menschen kennt, der fast jeden Abend, Verzeihung, jede Nacht, seinen Kaffee bei einem trinkt...." „Jede Nacht?" fragte Bannholzer. „O ja, fast jede, mein Herr." „Dann hat er wohl— Karriere gemacht, dieser— Alexander Bernd? De» Kaffeehausbesitzer würde zurückhaltend. Was hatte er schließlich nötig, sich von jedem hergelaufenen Kerl ausfragen zu fassen!„Karriere?" fragte er frostig zurück,„was heißt Karriere? Gr ist ein sehr strebsamer, sehr fleißiger. und wie die Kritik saßt, sehr vielversprechender jünger Mann." „Die Kritik!" warf Bannholzer hin und lachte bitter auf,„die KritikI Und was sagen die'Letzte?' Was sagt dä» Publikum? WäS sägen die'Backfischchen zu diesem Liebling der Götter, zu diesem Ausbund aller Tugenden?" „ES tut mir' leid", sägte der'Inhaber des GäftS,»darüber bin Ich nicht unterrichtet, mein Herr!" Und er fügte,'gekränkt, über würdevolle und' eigentlich nur- um es Mit seinem Gast nicht gänz und gar zu Verdeüben, hinzu:„Was sollen sie auch'sägen? WaS sollen sie wohl sägen, di« Leute?" „vielleicht", Bannholzer blieb knapp vor dem Männe stehen und fixierte ihn scharf,„vielleicht, daß er eine Liebschaft mit einem Mädchen hätte, das dann einen anderen nahm!" Er lachte auf,«S klang unnatürlich und überscharf:„So etwas soll es schließlich geben i" „Bmr diesen Dingen ist mir nicht» bekannt. Ich muß«S auch ablehnen, mich in di« Privatangelegenheiten meiner Gäste zu mischen, mein Herr." WorWuva folgt.)!
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17 (30.4.1937) 102
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