Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen   sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik

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Redaktion und Verwaltung: Prag   XII., Fochova 62

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Telephon 53077

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Herausgeber: Siegfried Taub  - Verantwortlicher Redakteur: Karl Kern, Prag  

Aus dem Inhalt

Erfolgreicher Abschluß des Warnsdorfer

Textilstreiks

Dr. Hodža

nach London   abgereist

Wer hält Sie zurück, Herr Henlein?

Der Zwischenfall von Staab in amtlicher Darstellung

17. Jahrgang

Mittwoch, 5. Mai 1937

Görings ,, Abstecher" nach Bled  

Die deutsch  - italienische Aktivität im Donauraum

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Nach anderen Versionen soll auch Minister­

vielleicht gegen ihren

Nr. 105

Schluß mit dem Seelenfang!

Deutsche   Kinder werden in tschechische Schulen gepreẞt Empörendes Verhalten eines Staatsangestellten

Berlin  . In hiesigen unterrichteten die, so wie sich die Dinge nun entwickelt haben, bic, so wie die nun entwidelt haben, Kreisen wird auf Anfrage bestätigt, daß Miniſter haben wird. Der Pessimismus, der sich nämlich aus ,, Unsere Völker sind heute beide so reif, lern, dessen Bewohner zum Teile Holzhauer sind, präsident Göring   auf seiner Rückreise von Ve- den Spalten der" Time" willen der lrhe­daß sie sich nicht entnationalisieren lassen." die in den staatlichen Forsten arbeiten, erschienen Eduard Beneš  . am 18. April 1937 bei den Eltern schulpflichti nedig nach Deutschland einen Ab ste cher nach Willen und jedenfalls gegen Am 19. August 1936 hat der Präsident der ger Minder vier Herren, darunter der staatliche dem in unmittelbarer Nähe der italienischen   ber dieses Artikels herauslesen ließ, ist unr zu be­rechtigt.& e in Appell an gewisse Minister­Forstadjunkt Josef Vacola und der Leiter der Republik   in Reichenberg diese Worte gesprochen. Grenze gelegenen jugoslawischen Kurort Bled zimmer des Foreign Office wird nämlich Wirtun- Er hat in einer schönen und inhaltsreichen Rede tschechischen Minderheitsvoltsschule in Eleonoren­machte, um dem jugoslawischen Prinz- gen erzielen können, die stark genug find, erklärt, die nationalen Kräfte zu überwinden hain, um die Eltern zu bewegen, ihre Kinder in regenten Paul, den er seit Jahren persönliche Konstruktionen zu um künstliche und unvolt stm- war der Wunsch des Präsidenten Masaryk   und die neu zu errichtende tschechische Volksschule ein er ha l- die Aufgabe, die er sich gestellt hat. Ich habe diese schreiben zu lassen. In Schattawa muß nämlich, lich kennt, auf seinem Sommersiße einen pri- ten. Man täte also in Wien   beffer, rechtzeitig und Aufgabe von ihm übernommen. Am 18. Feber nach Auffassung gewisser Streise, eine tschechische baten Besuch abzustatten. ein wenig realistischer zu überlegen, ob die Verbin 1937 wurde eine Vereinbarung zwischen den Schule errichtet werden, auch wenn es dort zu bung mit dem Deutschen Reich und Italien   wirk- deutschen   Ministern und der Regierung abgeschlos- wenig tschechische Kinder dafür gibt. lich solch eine ,, Isolierung" ist, wie man das durch sen, deren Sinn es war, das ärgste nationale Un- In Ermangelung tschechischer Kinder stopst man einfach deutsche Kinder in diese Schule. englischen Mund hat ausdrücken lassen, und man recht gutzumachen und der Regierungschef hat in präsident Stojadinovič zugegen gewesen te beffer, statt jene maliziöfen Notizen aus dem einer Ansprache an die Journaliſten betont, daß Mit welchen nichtswürdigen Mitteln Reich" zu bringen( in denen die österrei- die Vereinbarungen selbstverständlich durchgeführt da gearbeitet wird, dafür ist der Beweis, daß die sein, als Göring   seinen privaten Besuch" in chische Regierungspresse irgendwelche religiösen werden. Alle diese Schritte und Maßnahmen were e lenfang fommission ledig Bled  ( Veldes  ) abstattete. Das Ergebnis war oder teutschen Winkelblättchen aufspießt), die ren- den vorgenommen, weil lich Holzhauer besuchte, die in den ver wohl kaum den Wünschen entsprechend, sonst hätte len Vorausschungen für eine endgültige eine Bereinigung der zwischen Tschechen   und staatlichten Forsten in Arbeit stehen und die, eins Berlin   weit mehr Lärm damit geschlagen. Der Ordnung zu schaffen, in der sich e ste Deutschen   strittigen Fragen im Interesse des geschüchtert von dem Pacola, die verlangte Unter­fleine Abstecher bestätigt aber, daß die Kabinette reich wahrlich nicht mehr iso- europäischen Friedens schrift leisteten. von Nom und Berlin   mit einer verdächtigen Eile 1iert vorzukommen braucht. Wenn allerdings ge- sind und weil damit einer der Kriegsvorivände in Zunächst muß die Frage aufgeworfen wer gewisse Lösungen in Mitteleuropa   betreiben. Man glaubt werden wollte, dies sei durch Reifen Mitteleuropa   beseitigt wird. Es sind nicht nur den, ob ein solches, das Deutschtum verlegendes weiß, daß Herr Bed in Bukarest   versucht nach Prag   oder ga zu Herrn deutsche   Belange, sondern Staatsnotwendigkeiten, und den Staat schädigendes Tun einem Staatss hat, ein polniſch- rumäniſches Abkommen zustande- Blum möglich, so ist das bei aller ererbten Klug- denen da Rechnung getragen wird und jeder angeſtellten erlaubt sein darf? Der Herr Pacola zubringen, das Rumänien   aus der Kleinen heit so einfältig, daß man dann besser Tscheche sollte sich dessen bewußt sein, daß das Entente lösen sollte. Nun scheint Göring   im noch mit ganz anderen Dingen als werk der Befriedung der Siche Sinne der Venediger   Besprechungen Aehnliches mit mit ,, Isolierung" rechnen würde. Jugoslawien   versucht zu haben. Die Reisen rung des Vaterlandes dien t, das Neurathe und tombergs nach Die stärkste Drohung aber stellt es sich die Tschechoslowaken in harter Arbeit und mit Rom  , verschiedener italienischer Politiker nach wohl dar, daß Gayda die Behauptu Deutschland zeigen ebenso wie der fortgesette gen seines Artikels über Venedig   neuer- schen Bruch des Nicht- Interventionsabkommens in lich   wiederholt hat, nachdem er sie einmal haben in Erkenntnis dieser Sachlage die Parole Spanien   eine fieberhaft betriebene und ge ste i hatte dementieren müssen. Das kann nur be- ausgegeben, daß die im deutschen   Gebiet woh- Die Staatsangestellten in den Grenzgebieten sind gerte Zusammenarbeit Deutsch  - deuten, daß Mussolini Schuschnigg unter stärk- nenden Tschechen( menšináři) Vriide zu den für den Staat und alle seine Bewohner da, für lands mit Italien  . Schon spricht man stem Druck halten will. Das Zusammen- Deutschen   sein müßten. Viele dieser Grenzer aber, Tschechen   und Deutsche   und einem solchen Men­nicht nur von einem Militärbündnis, spiel zwischen Rom  - Berlin  , den das muß einmal ausgesprochen werden, haben schen wie dem Pacola gebührt für sein staatss sondern auch von einer Zollunion, für die Austro nazis und den Sudeto- von den Staatsnotwendigkeiten der Republik   feine schädigendes Treiben die entsprechende Strafe. Man verseße einen solchen Beamten, der für das man natürlich Desterreich als Bindeglied drin- nazis wird dabei deutlich, wenn man erfährt, Ahnung und handeln in einer Weise, die gend benötigt. daß Henlein auf seiner Nomreise in Bozen  ein schweres Vergehen am Staate Grenzgebiet nicht geeignet ist und man sage end­mit dem Führer der illegalen NSDAP   Oester- darstellt. Das ist umso verwerflicher und straf- lich den Staatsangestellten, daß sie für den Staat reichs, dem Hauptmann Leopold verhandelt würdiger als es sich in dem Falle, den wir hier hat. Die Achse" führt vorläufig also über die erzählen wollen, um einen Staatsange­Wiener Teinfaltstraße und über Asch. Das Ziel stellten handelt, für den weder das Wort und der faschistischen Mächte ist es, sie so zurechtzu- die Gesinnung des Staatspräsidenten noch die Be­biegen, daß sie regelrecht über den Ballplatz und schlüsse seiner Regierung Geltung zu haben das Czerninpalais führe. Und wer sich nicht scheinen. In dem schönen Böhmerwaldort Schat

Desterreich gegenüber wird die Sprache der Nazis immer drohender. Die Luzerner JPA des Hitleragenten Burri, ein Sprachrohr der Goeb bels- Rosenberg- Clique, schreibt in einem Artikel aus den letzten Tagen, daß. Schuschnigg   nur die Wahl habe, die von Gayda verdolmetschten Wünsche nach Heranziehung der Nazi zu erfüllen

soll seine Pflicht als Beamter tun und sich um sein Holz und seinen Wald kümmern. Die deut schen Kinder von Schattawa gehen ihn einen Schmarren an und

ptun schweren demofraffenie pruch zur Verfassung, zu den Minderheitsver

biegen läßt, dem droht man, ihn zu

brechen..

und auf der Achie Berlin  - Nom zu bleiben, oder aber andere Mitte! zu gewärtigen, die ihn schon zivingen würden. Die Annäherung an die Tschechoslowakei   sei mit der Politik eines deutschen  und christlichen Staaten unvereinbar.( Besonders Hochtrabende Trinksprüche reizvoll ist dabei, daß die JPA Burris der übrigens Schweizer   Nationalität ist!- jahrelang in Rom  einen leidenschaftlichen Kampf gegen Italien   und

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der Terror, den er da ausübt, steht im Wider­trägen und zu den Gesetzen der Republik  .

da sind.

Solche Zustände dürfen nicht geduldet werden, soll nicht das große Werk des 18. Feber gefähr­det werden.

Aber auch das Schulministerium müßte diesem groben Seelenfang entgegentreten und dürfte nicht dulden, daß man mit Ausnüt= senweise in

tawa, halbwegs zwischen Winterberg   und Wal- zung wirti

ist kein einzelner Fall, nicht weit davon in Buch­Interesse der Ruhe, der Stabilität und wald hat man gleichfalls 36 deutsche Kinder zunt die unmittelbaren Interessen Deutschlands   und ches Vorgehen widerspricht nicht nur den Geseßen Italiens   werde die italienisch- deutsche Zusam- und ſtaatspolitischer Slugheit, sondern den eina die österreichische Anlehnung an Rom   geführt ministers von Neurath   veranstalteten Abend bar fortgesetzt werden. Rom  . Bei dem zu Ehren des Reichsaußen- menarbeit auch für die Zukunft eng und frucht- fachsten Grundregeln der Erziehungslehre. hat). Ist es nicht eine Schande, daß solcher Seelen­eſſen ſprach Graf Ciano in ſeinem Trink- Der deutsche Außenminister von Neu= fang in dem Lande geübt wird, das einen Jan Drohend klingt auch die Aeußerung der spruche u. a. von den tiefen Gefühlen der rath sagte u. a., er sei überzeugt, daß Italien   Amos Komenský hervorgebracht hat? partei- offiziellen ,, Münch. N. Nachrichten" Freundschaft sowie den feſten Banden, die zu seinem Teil Deutschlands   bei der Durchfüh- Die Schulaufsichtsbehörden mögen also nach den unlösbar das nationalsozialistische Deutsch rung seiner großen Aufgaben in jenem Wunsche Rechten sehen! land mit dem faschistischen Italien   verbinden." der Zusammenarbeit zur Seite stehen

Trinksprücheerderheit Guropas und nicht Iveniger für Besuche tschechischer Schulen veranlaßzt. Ein jol­

über Desterreich:

Wie steht es nun in Wirklichkeit mit dieser Auffester und dauerhafter werde, der auch Deutschland   gegenüber Italien   der Gleichberechtigung der Nationen ins Gesicht Wir wollen es angesichts des empörenden, Isolierung" Desterreichs. Wenn die sehr mak- Grundlage" stehe die italienisch- deutsche Teite. Mit vollem Recht habe Ciano   gefordert, schlagenden Vorfalles in Schattawa, mit aller gebenden Herren, die den Times"-Vertreter in Freundschaft ebenso, wie die in dem Willen des daß alle Völker jenes gegenseitige Verständnis Deutlichkeit sagen, daß solche Dinge nicht geduldet Wien   um seine Unterstützung anzugehen pflegen, Führers und dem Willen des Duce begründete für ihre Lebensnotwendigkeiten haben müßten, werden können und daß sie fich zu Beginn dieser Woche so isoliert wie noch dauernde politische Zusammen- das zwischen Italien   und Deutschland   bereits kaum jemals in Europa   vorgekommen zu sein schei- arbeit zwischen den beiden Regierungen. bestehe.

in jedem Deutschen   das Gefühl der Beleidi gung und Empörung wachrufen. Wenn man deutsche Eltern unter Druck setzt und sie einschüchtert, damit sie ihre Kinder in tsche chische Schulen schicken, wird man sie nicht zu guten tschechoslowakischen Staatsbürgern erziehen. Und es ist eine Schande, daß Staatsangestellte Die Generalidad hofft, die Situation bis bei solch schnödem Werk mittun, weil sie dadurch Mittwoch zu beherrschen.

nen, so hat dies ganz bestimmte Gründe, die man gelegentlich ch doch einmal aussprechen foll. Ge­wiffe und gerade in den letzten Jahren recht maßgebende Kreiſe in Wien   ha ben fich nämlich in den letzten fünf Jahren eine etwaß fatale Blidberengung selbst geschaffen, die nun einmal dazu geführt hat, London.  ( Reuter.) Neber Paris   ist die daß diese Streise allen Ernstes glauben, Defterreich Meldung eingetroffen, daß es gelungen sei, einen fei, wenn nicht der Nabel der Welt, fo boch der He- anarchistischen Butsch in Barcelona   zu unterdrük­belpunkt der gesamten europäischen   Bolitit. Nie- ten, und daß Präfident Companys wieder Herr mand wird bestreiten, daß dies für einen Augen- der Lage fei. blic lang auch einmal richtig war. Aber kein Poli- Nach anderen Meldungen hätten sich die tiker mit wirklicher Welterfahrung fonnte glauben, Anarchisten fast ganz Barcelonas   bemächtigt. daß diefer unnatürliche Zustand fich auf die Dauer Ueber die Ursachen der Zusammenstöße ver­aufrecht erhalten ſteke, ba es fich im Grunde fautet:

Anarchistenputsch in Barcelona  

b

Verhandlungen eingeleitet

alles eher erzielen als die Staatsgesinnung dent­scher Arbeiter, die schwer um ihre Eristenz fän.p fen, zu fördern und zu vertiefen. Es ist unmoras Das amtliche Radio der katalanischen Gene- lisch, die Not der anderen derart auszunüßen und ralidad teilt spät abends mit: Beide gesamtstaat politisch geradezu verderblich. Die beteiligten lichen Ausschiffe der DGP. und der CNT. find Zentralbehörden- Landwirtschafts- und Schul­Dienstag nachmittags in Barcelona   zusammen- ministerium mögen also ihre Pflicht tun und getreten, um über die Beilegung des Konfliktes des Ausspruches des Präsidenten gedenken, den ja um ein ebenso einfaches wie Die Valenciaregierung hat die Ernennung zwifchen den beiden Organisationen zu beraten. er in seiner Reichenberger Mede getan hat, daß einleuchtenbes bentfches Breines Generals zum Oberkommandanten der Re- In einer von den Vertretern der beiden Arbeiter auf beiden Seiten guter Wille notwendig sei. Die blem handelt. Kurzum, ber Schret über die Ifs- gierungsstreitkräfte in Katalonien   vorgeschlagen. ausfchiffe veröffentlichten Broklamation wird Pacolas können wir zu den Menschen guten Wil­lierung aus den Stuben des Ballhausplates, ber Die Anarchisten weigerten sich, diese Ernennung mitgeteilt, daß Verhandlungen eingeleitet wur- lens nicht zählen und soferne derartige Menschen fich in den Times" Luft machen konnte, er tommt anzuerkennen. Die Valenciaregierung wollte den, und die kämpfenden Parteien werden auf- im Staatsdienst stehen, muß die demokratische doch aus jener überheblichen und die wahren Mög- dieses Beto ignorieren; bald darauf brach der gefordert, vom Kampf abzustehen und Nuhe zu Regierung durchgreifen, damit ihr Werk nicht lichkeiten Desterreichs verkennenden Atmosphäre, anarchistische Putsch aus. bewahren. unterminiert werde.