er

n

11

t

f

Mr. 106

Donnerstag, 6. Mai 1937

Sudetendeutscher Zeitspiegel

Dle ,, Splitterpartei  " in Mähren  - Schlesien

Die Maifeier der Sozialdemokraten in Mährisch- Schönberg  

,, Jede gegnerische Versammlung SdP- Anweisung zum Versammlungs- Terror umstoßen!"

Die Rote Fahne  " veröffentlicht in ihrer Mittwoch- Nummer folgenden Befehl der Hauptstelle der SdP Eger:

Streng vertraulich! Weisung Nr. 17/37

ergeht an alle Bezirks- und

Ortsleiter.

Werte Kameraden!

lungen in Ortschaften durchzuführen, wo un­

fere Bewegung stark vertreten ist. Ich ordne daher bringend an, unbedingt stärkere Tätig­

teit der Ordnerschaft und Organisierung der Mitglieder, was in kleineren Gemeinden durch Hinzuzichung mehrerer Ortsgruppen zu be­forgen ist. Es muß getrachtet werden, ie de gegnerische Veranstaltung um­zustoßen und für uns zu gewinnen.

bor  

fehlenden Ortsgruppen bis spätestens 15. Mai Laufenden Jahres nachzuholen. Die bereits mitgeteilte Altersgrenze von 18 bis 35 Jahren ist dabei genauest zu beachten.

-

laut Rote

Ein Denkmal für František Cejthaml­Liberté. Vor einem Jahr starb im Alter von 64 Jahren in Wisterschan bei Teplitz- Schönau   der tschechische Arbeiterdichter Ceithaml- Liberté. Er gehörte zu den Erweckern der nordwestböhmischen Arbeiterbewegung, sein umfangreiches literarisches Schaffen hat die Literatur des tschechischen Voltes sehr bereichert. Nunmehr wurde in der Geburts: gemeinde des Dichters, in Sucho mast bei Beraun  , ein Denkmal für den Verstorbenen enthüllt. Der Stein steht univeit seines Geburts­hauses inmitten eines schönen Partes und trägt Cejthamls Aschenurne. Schöpfer des Dentmals ist Ing. Kříž, Professor an der Industrie­Staatsschule in Prag  . Die Enthüllungsfeier am vergangenen Sonntag gestaltete sich zu einer großen Kundgebung für das Werk des Dichters und sozialistischen Vorfämpfers. Es sprach zu nächst der Vorsitzende des Ortsbildungsausschusses Selmbacher, der auch ein Telegramm aus der Kanzlei des Präsidenten verlas. Die Festrede hielt der Dekan der philosophischen Fakultät der Karlsuniversität   Prof. Dr. Miloslav iet. Dann nahm der Senatspräsident Dr. Souf up, ein Freund und Mitarbeiter Cejthamls, das Wort. Für die Zentrale Arbeiterschule sprach Dr. Snobr, für die Dělnická Akademie" Prof. Pabat, für die Redaktion des Severočeský dělnit", dessen Mitarbeiter Cejthaml war, Redaf­teur Jirout. In deutscher Sprache würdigte Johann Va belt für die deutschen Sozialdemo­fraten das Wirken Cejthamls, der den größten Teil seines Lebens im deutschen Gebiet verbrachte.

Wie sie lügen! Die Egerer Zeitung", die ganz dem Befehl des Herrn Goebbels   untersteht, hat natürlich auch die Vernichtung von Guernica  durch deutsche   Bomber abgestritten und, nach dem Muster des Völkischen Beobachter", behauptet, die Basten hätten ihre heilige Stadt selber vernich tet. Die Bevölkerung von Guernica   soll nach dem Bericht der Egerer Zeitung" die Aufständischen mit dem Rufe" Viva España!" freudig begrüßt haben. Die erste Behauptung ist als schamlose Lüge schon längst erwiesen und mit der zweiten hat es erst recht einen Haken: ein Baske, der

Scite 3

nach der Vernichtung der Heiligen Stadt Guernica Viva España!" schreit, muß verrückt, geängstigt oder ein Verräter sein. Die Vasten sind teine Spanier. Durch viele Jahrzehnte hindurchführ ten sie als unterdrückte Nation einen opferreichen Befreiungstampf gegen die Spanier. Und ausges rechnet jest sollte es ihnen einfallen, jenen Viva España!" zuzurufen, die ihnen die schwer errms gene Freiheit wieder nehmen wollen? In der Ausgabe vom 5. Mai schreibt die Egerer Rei tung" gehäfiige Bemerkungen über den Beische wistenführer Aguirre". Aguirre ist der bastische Staatspräsident. Er ist ein strenger Katholik und Führer der katholischen bastischen Staatspartei. Unter Berufung auf seinen Glauben hat er vor turzem den Papst um das Einschreiten gegen die Vernichtung bastischer Städte durch die deutschen und italienischen Flieger Frances ersucht. Da aber der Völfische Beobachter" Aguirre einen Bolschewifen nennt, kann die Egerer Sei tung" doch nicht die Wahrheit melden!

Mähr.- Trübans Arbeiterschaft für das revu­blikanische Spanien  . In einer von der Mährisch­Trübauer Parteiorganisation in den städtischen Ninosaal, der überfüllt war, einberufenen Ver­sammlung sprach am Donnerstag Genosse Vaul über den spanischen Bürgerkrieg. In erhebender Sprache schilderte er die Leiden des spanischen   Vol fes, berichtete aber auch unter oftmaligem Beifall vom heroischen Ringen dieses Volkes um seine Freiheit. 800 Menschen waren versammelt und diese Kundgebung, die ein herrlicher Auftakt zum 1. Mai war, zeigte die Lebendigkeit der sozial­demokratischen Bewegung deutlich auf.

,, Neue Erziehung". Die eben erschienene vierte diesjährige Folge der Neuen Erziehung" enthält einen grundsäßlichen Beitrag von Dr. Alfred Klein­berg zu dem Thema Demokratiein Familie und Erziehung. Regierungsrat Vojta Beneš  nimmt Stellung zu den Aufgaben der Leh­rer. Dr. R. Klauber behandelt die Ueberbür dung des Kinde 3. Josef Hudl zicht die Fol gerungen aus. dem Verlauf der Reichenberger Pädagogischen Woche. Daneben werden in zahlreichen Notizen Schulfragen des Auslandes erörtert, besonders ausführlich wird die Entwick lung der Schule unter dem Nationalsozialismus dargestellt. Die Zeitschrift erscheint jährlich zehn­mal und kostet nur 15. Probestücke und Bes stellungen bei der Verwaltung der Neuen Erzie hung, Auffig, Herrengasse 3.

Präsident Beneš

Gezeichnet ist dieser Befehl Fahne" von einem Herrn Dietl für die Sdp= Hauptleitung. Datum ist in dem Zitat durch das fommunistische Blatt feines angegeben, aber aus Bersammlungen. Es macht sich einen Illas aus allerjüngster Zeit handeln würde, dem Inhalt geht deutlich hervor, daß es sich um bel den tschechischen Studenten im Prager   Deutschen   Theater in der letzten Zeit bemerkbar, daß es gegne- vermutlich etwa um eine Weisung, die schon in tischen Professoren beranſtaltete gestern nachmit- Berehrung und Liebe der Studentenſchaft zum Prag  . Der Zentralverein der tschechoslowa. Akademischen Gymnasiums verdolmetschte die rischen Parteien gelang, größere Versammiedergrund ihre Früchte trug. Jedenfalls tags im Deutschen Theater in Prag   die zweite Präsidenten und versicherte, daß die Studenten­erhärtet dieser vertrauliche Befehl die Ueberzeu- Vorstellung für die tschechische Studentenschaft. schaft die Republit liebe und ihr in allem dienen gung, daß die SdP planmäßig die Störung Der Präsident der Republik   wohnte persön wolle, auch dadurch, daß sie in gutem Ein­allem der sozialdemokratischen Versamm­lungen im Auge hat und zu betreiben gedenkt. wurde die Oper Der Freischütz von anderer Nationenleben und mit lich dieser zweiten Vorstellung bei. Aufgeführt vernehmen mit den Kollegen Unsere Organisationen wissen, auch ohne Weber. ihnen zum allgemeinen Wohle des tschechoslowaki­Kenntnis dieſes Befehles, was sie zu tun haben Nach dem ersten Aft empfing der Präsident schen Staates arbeiten wolle. und werden der SA, die sich da im sudeten- in seiner Loge die Vertreter des Zentralvereines deutschen Gebiet organisiert, nach wie vor ent- der tschechoslowakischen Professoren, die ihm für Der Präsident erklärte in seiner Ant­Ordnergruppe: Laut Weisung sprechend zu begegnen wissen. Von anderer Stelle seine Zustimmung zu der Aftion dankten. Die vort, daß er gerne zu den Studenten gekommen der Hauptstelle bereits darauf hingewiesen, daß aber wäre sehr rigoros zu prüfen, wie weit solche Busammenarbeit mit dem Deutschen Theater sei, weil er anerkenne, daß da ein gutes Wert jede Ortsgruppe bis zu 100 Mitgliedern min Planungen und Sommandierungen, die den Ter- wurde heuer in der Ueberzeugung aufgenommen, der kulturellen Annäherung geleistet und auch der bestens eine ständige Bereitschafts- ror streng vertraulich predigen, um ihn unver- daß die tschechische Jugend den großen Erschei- politischen Seite gedient werde, indem man um Drbnertruppe von 25 Mann bis zu schämt öffentlich auszuüben, dem Gesez und Geist nungen der deutschen Kunst in ursprünglicher die Annäherung der beiden Völker auch durch die 500 100 Mann, bis zu 1000 200 Mann zu der tschechoslowakischen Demokratie hohnsprechen. Faffung näher gebracht und daß auf diese Weise dramatische Kunst und Musit bemüht sei. Die stellen hat und ersuche die Gliederung der noch| Und dann wäre danach zu handeln! im Interesse des Staates zum freundschaftlichen Vertreter der Studentenschaft forderte der Prä­Zusammenleben und zur Zusammenarbeit sident der Republik   auf, das begonnene Werf der Jugend der beiden Natio= der Annäherung zugunsten des Volkes und Fahrgast nach dem Krankenhaus. Die sofort aufnen beigetragen werde. Ein Seytaner des des Staates fortzusetzen. genommenen Erhebungen der Gendarmerie in Salesel fonnten noch nicht feststellen, ob es sich um eine verirrte Kugel beim Schießen nach Vögeln oder Wild oder um einen Bubenstreich oder gar Die Tragödie einen Mordanschlag handelt. Der Vertreter Prä­torius wurde schwer verleßt. Die Kugel drang durch die Hüfte und blieb im Körper steden.

Streik in Ladowitz

"

Am Eleonora"-Schacht in Ladowi ist Mittwoch früh die Belegschaft wegen Provokatio­nen der Betriebsleitung in den Streif getreten. Mit Erlaß vom 26. April 1. J. des Revierberg­amtes in Brüg wurde der Betriebsleitung aufge­tragen, daß alle Kündigungen bis zum Abschluß der Verhandlungen zu stornieren sind. Obwohl die Verhandlungen noch nicht abgeschlossen sind, hat die Betriebsleitung am 30. April zehn Berg­arbeiter gekündigt und will jetzt am 7. Mai wei­tere Entlassungen vornehmen. Weiter wurde den Prätorius seinen Wohnjiß hat, umherschwirrten, Arbeitern ein Revers vorgelegt, der sie verpflich nicht zutreffen. Die bisherigen Erhebungen der ten sollte, auf die Deputatkohle zu verzichten. Sicherheitsbehörden ergaben, daß der Schuß von Nebenbei hat auch die Betriebsleitung bekannts einem unbekannten Täter von der rechten Stra­gegeben, daß nur allen jenen 1400 ausgezahlt ßenseite her abgegeben wurde, und daß es sich werden, die bis zum Freitag freiwillig das Ar- höchstwahrscheinlich um einen unvorsichtigen Schütz beitsverhältnis lösen. Dies widerspricht ebenfalls dem Bescheid vom 5. April 1. J. des Revierberg­amtes, in welchem allen der Anspruch auf Aus­zahlung der 1400 zugesichert tvird, ganz gleich, ob das Arbeitsverhältnis gelöst wird oder aufrecht bleibt.

Auf der Geschäftstour

angeschossen

Anton Günthers

Wie alles wurde auch er zu einem Mittel der Pro­paganda gemacht und gerade dieser Zeit seines

Schaffens ist der bleibende Wert versagt. Seine ge­zeichneten und besungenen Erzgebirgsgestalten als Zu der Angelegenheit ist noch nachzutragen, Am Sonntag wurde unter großer Beteiligung Boſand"-Wännchen 1937 im Dritten Reich   massen­daß die wilden Gerüchte von einem leberfall oder der Erzgebirgsbevölkerung von diesseits und jenseits haft vertrieben, zeigten klar und ſymboliſch, daß alles geplanten Word, die nicht nur in Aussig  , sondern der Grenze der freiwillig aus dem Leben geschiedene nur zur Gebrauchspropaganda herabgewürdigt wird. auch in Tepliß- Schönau, wo der bedauernswerte Anton Günther   in seiner Heimatstadt Gottesgab Das Dritte Reich mit seiner Vernichtung der beigeseßt. Am Grabe würdigte eine Reihe von bisherigen Denkensgrundlagen und nationalistischen Rednern sein Wirten und Schaffen als Volksdichter. Verhebung hat ſicher Günther, ſo ſehr er sich auch Aber auch in nationalistischer Hinsicht wurde die Bei- einzugliedern bemühte, mehr genommen als gegeben. jeßung zu einer Demonstration benutzt. Ez sprach Nur Eingeweihte wissen, wie schwer auch finanzielle von jenseits der Grenze außer dem Vertreter des Verluste, die er von jenseits der Grenze erlitten hat, Grzgebirgsvereines auch noch ein Vertreter des in den letzten beiden Jahren zur Verfürzung seines Dritten Reiches, ferner ein Abgeordneter der Sdp. Lebensabends beigetragen haben. Die Zeit mit all ihren Problemen und Auswirkungen machte auch vor dieser Familie nicht halt, erzeugte Disharmonien, zerbrach die Schaffenstraft und ließ ein so glücklich scheinendes Leben freiwillig beenden. Die Realitäten des gegenwärtig besonders harten Lebenskampfes mit der nationalen Wirrnis und den sozialen Span­nungen an den Kämmen des Erzgebirges schnü¨te dem idealistischen Sänger im wahren Sinne des Wortes die Stehle zu.

zen handelt.

Angriffslustiger Einbrecher

Troß aller nationalen Reden enthüllt aber der Tod Günthers selbst, daß auch dieses Leben, an der In der Nacht zum Dienstag drang ein verwirren Zeit mit all ihren Folgen, denen sich niemand wegener Einbrecher in die Wohnung des Milch entziehen kann, zerbrochen ist. In vielseitiger Weise händlers Hromadta in Mariaschein   ein. hat der Sänger und Dichter die Heimat Erzgebirge  , Er schaltete das elektrische Licht ein, um besser in dessen höchster Stadt Gottesgab   er sozusagen resi­nach Beute fahnden zu können. Der Wohnungs- dierte, besungen. Sowohl das böhmische wie das fäch inhaber wurde durch Geräusche geweckt und über- fische Erzgebirge   wahrte und pflegte seine Volkslieder Dienstag nachmittags war der Vertreter der raschte den Eindringling bei seiner Arbeit. Als in allen Schichten der Bevölkerung ohne Unterschied Rauschende Worte nationaler Prägung ver­Nährmittelfabrik Richter in Teplitz- Schönau  , der Einbrecher gewahr wurde, daß er nicht fliehen der Parteien und den Erzgebirgstindern in aller mögen die Tragödie dieses nun beendeten Lebens Prätorius, in Aussig   und Umgebung geschäfts fonnte, stürzte er sich auf Hromadka  ; es begann Welt wurde bei ihrem vertrauten Dialekt und Klang nicht zu klären. Als sein ,,' s is Feierohmd" über der lich tätig. Auf der Fahrt in einem Auto nach ein erbitterter Ringtampf, in deren Verlauf der die Heimat mit ihren Bergen und Wäldern, Tälern früh gewählten Gruft erflang, wurde uns die Tra­Salesel hörte der Chauffeur zwischen Wannow Verbrecher einen Revolver zog und einen Schuß und Bächen, verschneiten Hütten und dem färglichen gödie dieses Lebens sicher viel verständlicher als vic­und Salefel plöblich einen peitſchenden Schuß und auf fe'nen Gegner abfeuerte. Der Milchhändler Tagewert lebendig. Wenn er in den späteren Jah- len nationaliſtiſchen Tamtammachern, die ſich für den bas Splittern von Glas. Als er sich umivandte, sant schwer getroffen zu Boden und mußte ins ren im Rundfunk von Prag  , Leipzig   oder Wien   als Tag um die Sinngebung dieses Lebens umsonst fab er seinen Fahrgast mit bleichem Gesicht in der Bezirksfrankenhaus gebracht werden. Der Ban- eigener Interpret feiner Lieder wirlte, sah man im mühten. Cae des Wagens lehnen. Ein Schuß hatte das dit flüchtete und konnte bis jetzt noch nicht ers Geiste die bekannte Wandergestalt des Erzgebirgs- Von seinem Liederschab wird als Vollsgut blei Wagenfenster durchbohrt und den Insassen verletzt. mittelt werden, obwohl die Fahndungsbehörde fo­Der Chauffeur wendete sofort seinen Wagen, fort Spürhunde cinsekte. Der nächtliche Vorfall erstattete unterwegs einem Polizeiposten Meldung hat in dem kleinen Städtchen ungeheures Aufsehen bon dem Vorgang und fuhr seinen verlegten verursacht.

lammes, die in Joachimsthal   wie in Oberwiesenthal   ben, was tendenslos das Erzgebirge  , was Gebräuche, gleich zu Hause war, vor sich. Erst die nationa- Gitten und Gefühlswerte feiner Bewohner dichterisch listische Hochwelle, die mit dem Dritten Reich aus- und melodisch gestaltete. Es wird, nach des Sängers brach, entfremdete ihn einem Teil der Bevölkerung. Schweigen, weiter leben.