Seite 8 „Sozialdemokrat" $dttitetMng, 8. Ma? 1987. Nr. 108 Spielplan des Neuen Deutschen Theater». Donnerstag 2H: Jean. Gastspiel Leopold Kramer , ;7%::$et Corregidör, E l.— Freitag 7%: Das Testament der Tante Küroline, D.— Samstag 7%: Auf der grüne» Wiese, volkstümliche Vorstellung. Abonnement aufgehoben.— Sonntag 2%: Das Paradies, 7lb: Gesellschaftsspiel, A ll. Spielplan der Kleinen Biiluie. Donnerstag 8 Uhr: Marin im Radios 8 Uhr; Der Nächste bitte! — Freitag 8: Das Paradies/ Thtatergemeinde des Knlturverbatide» und freier Verkant.— Samstag 8: Jean, Gastspiel Leopold Kramer. — Sonntag 8: Axel an der Himmelstür . 8: Warum lügst du, Eherie? Vrremsnacilncilteil. Freie Vereinigung sozialistischer Akademiker, Sptlent 46. Dienstag, den 11. Mai 1887 spricht Genosse Karl Kern über die holländische Arbeiterbewegung. Beginn 26 Uhr. Wir laden alle Genossen Und Freunde ein! Ortsgruppe Prag . Freitag, den 7. Mai, im Handwerkerverein, Naturfreundelokal,.Abend der Natur». freunde" diesmal mit interessantem Lichtbildervortrag des Wandergenoffen Rudolf Hübner über Norwegen und Schweden . Gäste willkommen!— So nntag, den 0. Mai. Treffpunkt um%8 Uhr am Smichower Bahnhof, Fahrt nach Vöenorh. Wanderung nach Üdruolice zu den Kletterfelfen(Klettern), Skalka, Naturfreundehütte, Dobkichoviee. Führt Nosek.(Ev. Turnschuhe mitnehmenl)— Pfingsten: Zwei- einhalbtagrwanderung ins Jsergebirge. Treffpunkt halb 2 Uhr beim Denkmal, Wilsonbahnhof. Fahrt nach Reichenberg, Uebernachtung auf der KöniaShöhe, Wanderung nach Haindorf, Tafelfichie, WittighauS, Tannwald. Fahrpreis etwa 68 Xi. Führer: Pick. Anmeldungen bis spätestens 7. Mai im Vereins» lokal wegen Quartier- und Fahrkstrtenbesorgung. Kroger Leitung Alfred Adamek, ein deutscher Maler, in Trient geboren, aber'tschechischer Staatsbürger, stellt im K u n st v e r e in für Böhmen au». In seinen Landschaften aus Dalmatien , wo er seine Jugend verbracht hat, erfaßt er mit geschärftem Blick den besonderen Charakter dieser Landschaft. Die Sattheit südlicher Farben, der bleiche Glanz der Sonne auf hartem Karst, ist immer wieder da! Thema feiner Bilder, In denen Adamek die naturalistische Anschauung dem zielbewustten Bildaufbau in der farbigen und räumlichen Gestaltung einordnet. Seine Pastor aufgetragenen, mitunter auch gespachtelten Farben, sind von innerer Leuchtkraft gesättigt. Einige der Bilder befinden sich bereits im Besitz der Mrager Modernen Galerie, die man gern auch um da» vorzüglich gemalte„Stilleben mit Fischen" bereichert sehen würde. Eine sehr schöne Landschaft ist für den Ankauf durch dar Unterrichtsministerium vorgesehen. Interessante Versuche, sich der heimischen Landschaft znzuwenden, find die Bilder au» der Prager Umgebung, in die Adamek gleichsam Karst- Erinnerungen hineinsieht, wie in den sommerlich glühenden.Moldaufelsen bei Roztokft. Eine Skizze an» dem Prokopital bei Dlubokepy allerdings übersteigert die bleichen Schieferfelsen nahezu zur Dramatik einer alpinen Givfelszenerle. ld. Die Deutsche Studentenzeitung veranstaltet amSonniag, den 8. Mai, um 10.88 Uhr vormittags im Urania-Kino eine Film-Sondervorstellung.. Rur Aufführung gelangt der Film„Kinder der Großstadt"(La Maternelle). AuSslugSziige. Vom 8.—26. Mai nach Sliak zu Heilzwecken 1180 Xi; vom 5.—8. Mai quer durch die Beskiden 280 Xi; vom 18.—17. Mai(Pfingsten) ins Adlergebirge 180 Xi; in den Böhmerwald 180 Xi; ins Riesengebirge 160 Xi; in die westböhmischen Bäder 285 Xi; nach HerrnSkretschen und Dittersbach 180 Xi; vom 18.—28. Mai Hohe Tatra 568 Xi; vom 18.—24. Mai Karpathorußland 478 Xi. Informationen und Anmeldungen im Basar neben dem Wilsonbahnhof, Telephon 88888. .Postdieb abgeurteilt- r. Pilsen . Vor dem Pilsener Schwurgericht hatten sich der 27jährige Jaroslav Holeiek zu verantworten/ der als Postansträger in Meißen bei Eger angestellt war. Die Postverwaltung der dortigen Amte» war darüber stutzig geworden, daß Postsendungen geöffnet und auSgestohteu wurden. Am 17. Juni des Vorjahres kam Kontrollor Novotnh in das Warenlager in Fleißen am Bahnhof und fand dort ein Herrenhemd, da» in Eelophanpapier eingehüllt war. Holeiek erklärte, er bei der Mrma Josef Friedl& Söhne in Fleißen gekauft zu Haven. Kontrollor Novotnh ging zu der Firma, um sich von der Richtigkeit'der Angaben Holeiek» zu überzeugen. Dort wurde ihm erklärt, daß der Ortsbevölkerung Ware in einer solchen Umhüllung nicht verkauft werde und gleichzeitig zeigte man dem Kontrollor hie- Reklamation einer Kundschaft der Firnia, daß in einem Paket ein Hemd fehlte. Bei Holeiek wurde eine Haussuchung vorgenommen und 48 gestohlene Hemden gefunden. Bei der Einvernahme gestand Holeiek, außerdem noch'gegen.80 Stück Wäsche und einige Bücher entwendet zu haben. Außer den Plünderungen der Paketsendungen, entwendete er auch Mustersendungen und löste Briefmarken von den Sendungen ab. Im ganzen richtete er einen Schaden von 4000 Xi an. Die Geschworenen erkannten Holeiek mit neun Stimmen schuldig. Holeiek wurde zu einem Jahr schweren Kerker unbedingt verurteilt. Vorträge Vortrag über den HenleinißmuS. Im Rahmen einer Veranstaltung der Liga für Menschenrechte sprach am 4. Mai in der Smeika 26, Dr. Joustka, Redakteur der Närodni osvobozeni, Verfasser des Buches.Konrad Henlein (Inoffizielle Geschichte feiner Partei"(Verlag: Der f«ie Gedanke, Prag ). Der tschechische Vortrag wurde am Schluß vom Ehefredlckteur der„Wahrheit" etwas eilig und allzu summarisch ins Deutsche übersetzt, so daß dem deut- fchen Hörer gerade bar entging, war hiswrische Arbeit, Tatsachenfeststellung, und nicht nur Meinungskundgebung war. Der erste Teil der Vortrag» brachte— überwiegend doch die offizielle, d. h. die durch dar öffentliche Auftreten der SdP gegebene Geschichte, wenn auch keineswegs vom parteioffiziellen.Gesichtspunkt auS gesehen. Ein Ansatz zur soziologischen Analyse lag im zweiten Teil der Äortragr, der sich vor allem mit dem schwer verständlichen Entgegenkommen befaßte, da» die SdP bet manchen Behörden findet und dem sonderbar ängstlichen Schutz der Person des„F ü h r e r r" H e n l e.i n. der doch, bei der angeblichen Begeisterung der Sudetendeutfchen für ihn. einer so.weitgehend en und doppelten Schutzes, durch Staat und eigene Anhängerschaft, kaum bedürftig erscheinen sollte. In der anschließenden Diskussion wurden von einem deutschen Redner vor allem die Zusammenhänge mit Dr. v. Loesch und dem Volk und Reich- Verlag in Berlin , die Aussendung von Tendenz- vhotographenkolonnen ins Erzgebirge , die Verhandlungen Dr. Rudolf Fischers und Dietels dargelegt, die8 w a n g S v oli ti s i.eru n g der aus» landdeutschen Hochschüler und die Schikanen, wo immer dieser ein Widerstand. entgegengesetzt wird. Redner kam auf den Fall der Agenten des P r o p a g an da m.f nist eriümS, R e i tz'e n st e i n. zu sprechen, der im Herbst 1888 auf einer seiner schon 1884 begonnenen„Studienfahrten" in die Slowakei in Kaschau verhaftet, doch unbegreiflichecweise wieder freigelas- sen wurde, wiewohl auf die Nachricht von der Verhaftung die Polizei in Prag nicht anonym und auf das genaueste über die Person des Neidenstein informiert wurde,.eSaber für überflüffig fand, in der Sache auch nur ein Protokoll auszunehmen. Redner bezeichnete- weiter konkrete Fälle der politischen Schmiergeldergebarung gegenüber. Künstlern, der Familienzerstörung und des moralischen Menschen- raube»(im Wege der Verbringung in polizeilich nicht gemeldete Borortguartiere) mitten in Prag . Hierbei betonte Redner die entscheidende Hilfeleistung der„kulturpolitischen" Auffangorganifationen jeder Art, die offiziell über» Haupt nicht zur SdP gehören, sondern einfache, „parteilose" Vereine aus„berufständischer", künstlerischer",„religiöser" oder„charitativer" Basis sind, oder von allem etwas. Redner verwies vor allem auf die dringende Gefahr, daß besonders diese „kulturpolitischen" Stellen die Tendenz zeigen, durch neben- und ehrenamtliche Hilfeleistung bei behördlichen Funktionen(Versicherung ete.) eine» fälschlich hälbamtlichen Charakter sich anzumaßen und daraus- hin behördliche Aufträge.vorzugeben, wo. solche nicht, bestehen. Die Parallele mit der vom weiland Herren klub finanzierten„hündischen" Vereinstätigkeit' der im Jahre 1882„Kommenden" liegt auf der Hand. Im Zusammenhang damit liegt das. bekannte RS- Prämiensystem(Gewährung einer Lebensversicherung bei Abonnement einer NS«BIatieS, Besucherorganisationen mit„kulturellen" Vergünstigungen .auf Grund der Parteibuches), deren Analoga bei uns mitunter von scheinbar völlig linksstehender und nur rein geschäftlich intereffierter Seite Vorschub geleistet.wird; und die», aller unter Billigung unbegreiflich toleranter Behörden. Die Ausführungen klangen in die Jordernim aus, daß gerade in dem Moment, wo die henleinistische Autonomiebewegung versucht, die staatliche Kontrolle und damit zugleich den Rechtsschutz jede» einzelnen Deutschen zugunsten der Verstaatlichung von SdP-Parteibürokratien abzubauen, imn erst recht— privat und öffentlich— an den Aufbau neuer, verschiedene LebenSgebiete .übergreifender Organe demokratischer Kontrolle gedacht werden müsse. Xunsi und MsE Einen Opemabend, der teils als historische Opernaufführung, teils al» musikalische Gedächtnisfeier anzusehen war. hatte vorgestern.im ehemaligen Landestheater(Ständetheater ) das Prager TschechischeStaatSkons ervatorium veranstaltet. Zur Aufführung gelangten:„Ezio", eine dreiaktige Oper des bedeutenden tschechischen Komponisten und Zeitgenoffen Mozarts Josef Mysliveiek, deffen 288. Geburtstag Heuer zu feiern war,— ein Werk, dar manche Anklänge an Mozart hat, aber auch ost an Haydn erinnert, ein Werk, das, ohne aufzuregen, immer sauber und gefällig wirkt,— und Igor Strawinskys bekannte, hier schon. ausgeführte einaktige Oper „Mavra ", deren Text von A. S. Puschkin stammt und die gewiffermaßen als Gedächtnisfeier zum 108. Todestage des großen ruffischen Dichter» anzusehen war. Die künstlerische Wiedergabe der Werke machte dem Tschechischen Staatskonservatorium alle Ehre: Ausgezeichnet spielte dasAnstaltS-Orchester den instrumentalen Begleitpart unter der umsichtigen und befeuernden Leitung Prof. Paul Didekeks. auf Sttl und Ordnung der Szene sah Regisseur Prof. Jng. Ferdinand P u j m a n und Überraschend waren vor allem die in der Gleichmäßigkeit der gesang»- künstlerischen Qualität gebotenen. Leistungen der So- l i ft i n n e n und Solisten, die überzeugend offenbarten, daß diese» Konservatorium nicht nur über guten Stimmen-Nachwuch» verfügt, sondern aüch,— was noch mehr zu werten ist.— über vortreffliche Gesangslehrer und Stimmbildner. TäS ausgezeichnet besuchte Theater folgte den Overnauf- Wrungen mit starkem Interesse und Beifall. E. I. In der Kleinen Bühne; Dienstag deutsche Ur- aufführ,mg„Mond über dem Fluh", Komödie in drei Mten von Fräna Srämek, Deutsch von Ott« Pick. 8port-8piei-Mr^eepsiego 88 Meter in 9.8 Sek. lief dieser Tage die ame rikanische Leichtathleijn Helen Stephens und unterbot demit den Weltrekord der Polin Walasie- wiez, welcher 8.6 Sek. betrug. DaS Radrennen Paris—Roubaix , welches am 2. Mai zum dritten Male zur Durchführung gelangte, wurde von Banderdonck(SO Roubaix ) in 8:40 Std. vor Adam(drei Längen zurück)'gewonnen, An'dem Rennen beteiligten sich über 280 Fahrer und fand unter der Patronanz des„Populaire" statt. In Roubaix erwarteten rund 20.008 Personen die Teilnehmer, ebenso waren in den durchfahrenen Städten und Ortschaften zahlreiche Menschen Zeugen dieser großen Demonstration des Arbeitssports. DaS Fnhballmatch Bilbao —Prag , bä» heute.in Prag zur Austragung gelang, findet auf dem Spartaplatz statt und beginnt um halb.6 Uhr nachmittags. ES wird von Schiedsrichter Vliek geleitet., AMktMpWWMl"! Vom Stadttheater Teplitz-Schönau Schluß dar Winterspielzelt Am 80. April endete die vertragliche Spielzeii 1886/87 und mit gleichem Tage verabschiedete sich das Operetten-Ensemble in der 28. Aufführung der „Grünen Wiese". Dem Vernehmen nach soll da» für einige Künstler ein wirklicher Abschied werden; als« feierte jeder seine Lieblinge mit besonderer Herzlichkeit, denn keiner weiß, ob es im Herbst ein Wiedersehen geben wird. Erst Iverden die Sommertheater in Karlsbad und Marienbad viele der Tep- litzer Sängerinnen und Sänger und auch einen Groß, teil des Balletts aufnehmen; dann wird der Weg für die einen in die Ferne, für manche vielleicht zurück zu un» führen. Niemand weiß das heute genau; die Künstlerlausbahn kennt keine Sicherheit. Die Teplitzer Operettenfreunde werden' niemanden aus dem Ensemble gerne scheiden.sehen. Die'beiden Tenöre, der heldische' Erik Suckmann und der schmachtende Dario Medina, die immer, charmante Deli Drexl er und die zum Opernstil neigende und stimmlich ausgezeichnete Elly Bogner; der immer fröhliche Kurt Münzer und die'drei Soubretten Jifi Musil, Traute Vogl und.Milla Dolly, da» Komiker-Trio Han» Ritter , Kurt Köhler und Karl Exner und da» von Mizzi Popp geführte Ballett— alle haben wegen ihrer künstlerischen Qualitäten, der Delikateffe ihrer Spieles ünd nicht zuletzt wegen ihrer liebenswürdigen Persönlichkeit die Zuneigung, der Teplitzer Theaterfreunde in hohem Maße beseffen.. Aber auch derjenige, der nicht allein gefühlsmäßig und von den Kunstgriffen der Sex appeal » verführt sei» Urteil bildet, sondern es auch von kritischen Stimmen abhängig macht, darf aursprechen, daß alle zusmnmengewirkt haben, um auch die. Operette als. Ensemblekunst von Wert zu zeigen. Während der sieben Monate der vergangenen Spielzeit brachte die Operette in 24 Premieren elf Werke aus früheren Spielzeiten(ganz neu einstudiert und zum Teil.auch neu auSgestatiet) und 18 neue Werke zur Aufführung. Von diesem waren Uraufführungen in der Republik oder überhaupt:„E zar- dar" von Szilaghi,„Zum goldenen Kip fe r l" von Robert Stolz ,„BrandlundHub.er" (ein nach drei Aufführungen abgesetzter Mißgriff), »Dichter und Bauer " nach Suppi und„Ein Märchenwarenhaus" von Eisemann. Al» gleichfalls sehr erfolgreich erwiesen sich Grüns „G a b y", Komjätts.LiebeStrau m", Fries' .„Hochzeitsreise" und die sentimentalen „Rosen im Schnee" von Jascha nach Balladen von Löwe. Die Schlager„Auf der grüne» Wiese " und„Axel an der Himmelstür " hatten natürlich auch hier ihre Erfolgsserien. Reben diesen Neuerscheinungen wurde in sehr rühmenswerter Weise die gute alte Operette gepflegt. „Zigeunerbaron ",„Wiener Blut"/ „Hollandweibchen",„Obersteig e r", „Die Glocken vo-n Cornevi-lle",„Ein Äalzertraum",„Fatanitza",„1001 Nacht" u. a. m. waren beste Tradition Man merkte den Aufführungen an, wie ernst es Dlrektor Hurrle, seinen Regisseuren(insbesondere Walter Jakob) und-seinen'Kapellmeistern Wei»köpf und Fröhlich mit dem Bestreben ist, diese Tradition aufrecht zu erhalten uM> fortzusctzen.- Und' die» scr Wille fand reicher Verständnis beim Publikum; man könnte fast sagen, zielbewußte Arbeit hgt es fertig gebracht, auch die Operette in den Dienst der Kunsterziehung zu stellen. Im Schauspiel war unsere. Bühne noch etwa» fleißiger.- Hier verzeichnen die' sieben' Monate 88 Premieren, darunter, drei Neueinstudierungen, und 27 Erstaufführungen. Da» seit Eröffnung der Theater» gewohnte Tempo.— für jede Woche eine Premiere—'■ wurde also beinahe noch überboten, obgleich die AufführungSzahlen erfreulicherweise gegen früher'im Durchschnitt gestiegen siyd. Dafür beschränkten sich die Ensemblegastspiele auf die Zahl drei: Prager Urania mit dem„Tom Sawyer" von Mark Twain , Iosefstädter Theater mit Birabemi» „Schiefem Hut" und die heimische Laienschar „Volksbühne" mit dem„Franzosensch u ster" der Teplitzer Schriftstellers Dr. Gut. JnTkünstleri» scheu Werte war der Spielplan ejn beachtlicher Bor», sprung gegenüber den vorangegangenen Jahren. Ibsen»„Per Gynt ", Wilhelm Werners„Manschen auf der Eisscholle", der„Dr. med. H i o b P r ä t o r i u»" von E. Götz, Oskar Wilde»„Fran ohne Bedeutung", Schiller » „FieSeo", Werners'„Glorin», der Wun» derkomödiant" waren überragende Leistungen durch die hinreißende Gewalt schauspielerischer Kraft im einzelnen und durch die vorbildliche Geschlossenheit in der Ensemblewirkung. Besonder» erfreulich, daß sie auch die bedingungslose Gefolgschaft der Hörer fanden.— Auch dort, wo da» leichte Unter- haltungSbedürfni» der Theaterbesucher in Rechnung zu stellen war, erwies sich bei der Wahl der Stücke Geschmack. Am erfolgreichsten waren„Der erste Fr.ühlingStag" von Smith, Bachmanns„At tersee "(Uraufführung), FodorS„Eine Frau lügt", BirabeauS„Mein Sohn, der Minister", FodorS„Matura", BuS»FeketeS„Jean", die„Saison in.Salzburg" von Heller-Schütz und Jlgenstein»„Kammermusik". Natürlich übten auch Reiher wie Hansen»„SchußanBord" und da» volkstümlich Derbe in Böttchers„Krach k m Hinterhaus" und Hinrichs„Wenn der Hahn kräht" ihre,unausbleibliche Anziehungskraft. Der In der Dramatik neuerdings so beliebte Heroismus auf Schein in der Maske der historisch- politischen Großtat zeigte sich in Fraser»„Neun Offizieren" und' in BurteS„Katt'e". So freigebig da» Publikum also nach allen Seiten hin Erfolge verschenkte— dem historischen Charakterspiel „Johanna , die Wahnsinnige" von Dichsky, JenningS„Familienaffären", der rnssifchen Milieustudie„Kontuschowka" von Nielsen und. der abenteuerlichen„Tr o p e n lu'f t". von Wohl ward davon nichts zuteil. Zum Ende erfreuten noch die netten Lustspiele„Die Katze läßt das Mausen nichi"(Lonsdale),„Kommen Sie am E r st e n"(BLkeffi) und„DievierGeseI- len"(Jochen Huth) durch gefälligen Witz. -WqS oben von den Mitgliedern der Operette gesagt wurde, kann im vollen Umfange bei ven Künstlern der Sprechstücke» wiederholt werden: man möchte keinen Weggehen sehen von unserer Bühne. Jeder und jede— sie haben alle in ihrer Eigenart wesentlich dazu bcigetragen, den j Kammerspielen hohes künstlerische» Niveau zu sichern und die Teplitzer Sprechbühne wieder führend zu machen in der deutschen Provinz- Das hat vor allem die vorbildliche Ensemblekunst erreicht, die so viele künstlerische Jn- dividualitäten jedesmal auf einen einheitlichen Gestaltungswillen zu. richten, vermochte.- Direktor' Hu«rle, Fritz Kennemalin, Ernst Wagner und' Walter Jak ob waten die an solchem Erfolge zumeist verdienten Regiffeure. Ihnen standen freilich. Darsteller zur Seite, die ein hohes und künstlerisch wandlnngSfähigeSMnnen bereitstellten. Fritz K e n< nemann, Friedrich Kühne, Jack My.Iong- Münz, Viktor Saxl, Ernst Wagner, Rolf Schneider, Rudi Wiechel, Walter Jakob, Karl Schmetter und Otto Marx und nebefi Ihnen die Damen Grete Baeckj Ehristl Rarntz, Leonie D i e l m a n n, Edith« H i l l e, Vera M a n- dik, LIselott Reger , Henni Minersky ünd Tony E ft d t sind verläßliche Stützen. WaS imnier auf die Bühne kam: trotz der ungeheueren Arbeit, jede Woche eine Premiere herauszubringen, gah es in dem, wa» de» Schauspielers .ist, nie ein Versagen, nie eine grobe Unzulänglichkeit. Wenn man nach sieben Monaten solche Anerkennung für die Arbeit einer Bühne aussprechen darf, so bedeutet es nicht, nur ehrende» Lob, sondern auch Dank für treue und verantwortungsbewußte Arbeit. Gerade in den letzten Tagen hat die Stadt-, gemeinde den Vertrag mit Direktor Eurth Hurrle auf zwei weitere Jahre verlängert. Daß sich wohl jeder Theaterfreund darüber freut, beweist, wie sachlich objektiv' und künstlerisch ehrlich er unser Theater geleitet und wie sehr ihm das da» volle Vertrauen aller Kreise eingetragen hat. Unsere geschloffenen Arbeitervorstellungen haben sich in der Form eine» Abonnements stabilisiert. Dieser neue Versuch hat sich ungemein bewährt- Ein weiterer ÄüSbitu dieser Einrichtung' wird-reiche Früchte'tragen ünd der proletarischen. Bildungsarbeit kostbares Neuland erschließen. Bor allem wird die Arbeiterschaft in größerem Maße für dar Schauspiel gewonnen werden, können, wenn ein- führende Vorträge ünd allenfalls Nachbesprechungen in Form freier Aussprachen Dichtung und Hörergemeinde einander näher bringen. Diese Erwartungen nehmen wir Wer den Sommer-mtt,in die neue Spielzett.'Für den Mai hat die Stadttzemelnde dem Schauspiel eine.Nachsaison ermöglicht,. Dann gibt e»„Ferien".. Doch erwartet man Gaftspiele fremder Ensemble»; die„T e g e r n-. s e e r" haben sich schon angemeldet. Tepljtz wird also? auch im Sommer nicht ganz theaterlo»' seist und somit auch.für die Kurgäste Zerstreuung bieten. Ernst Thönev. B e z u g rbedingung- n: Bei Zustellung in» Hau » oder bei Bezug durch di».Post monatlich XL 16.—, vierteljährlich XL 48.—, halbjährig Xi 86.—.ganzjährig XL 182.—.'— Inserate werden laut Tarif billigst berechnet. Bei. öfteren Einschaltungen Preisnachlaß:— Rückstellung von Manuskripten erfolgt nur bei Einsendung der Rewurmarken.— Die Zeitungsscankatuc wurde von der Post- ünd'-Telegraphendirektion mit Erlaß Nr. 18.80ll/VlI/1880 bewilligt,— Druckerei:.jOrbls", Druck», Verlag», und ZeitmgS»A.»G. Präg.
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17 (6.5.1937) 106
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