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Samstag, 8. Mai 1937

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glimmt noch immer

nur 43 Prozent aus heimischer Erzeugung. Selbst| betrug durchschnittlich zweieinhalb Tage, von Frank- jedoch nur, drei verkohlte Leichen zu bergen, deren Der Brand wenn in den nächsten Jahren die Quote inländi- furt nach Rio de Janeiro vier Tage.. Die Reederei Identität festzustellen unmöglich ist. scher Rohstoffe, die für Deutschland lebenswichtig besißt munmehr lediglich das Luftschiff ,, Graf Bep­sind, steigen würde an eine tatsächliche Unab- pelin", das aber bereits zehn Jahre alt ist, wäh hängigkeit vom Weltmarkt ist nicht zu denken. rend die Hindenburg" im Jahre 1982 in Bau ge nommen wurde.

Die Wiedereingliederung Deutschlands in die Weltwirtschaft scheitert aber vorläufig an Deutschlands Aufrüstung, der alles untergeordnet wird. In der Zuteilung von Devisen wird die Rüstungsindustrie bevorzugt, für Zwecke. ziviler Luftschiffahrt ist kein Geld da und so mußte der Heimische Wasserstoff das amerikanische Helium erseßen- mit welchem Erfolg, zeigen 33 Lote, die im Passagierraum des Hindenburg " zu Asche verbrannt sind.

Der Fortschritt der Technik läßt sich auf die Rohstoffe eines Landes allein nicht beschränken, Erfindungsgeist und Verkehrsentwicklung drängen über die Staatsgrenzen hinaus und so wird die Tragödie des Hindenburg" zur Katastrophe der Autarlic, eines aus dem Wettrüsten und milita­ristischen Denken entsprungenen Wahnes. Wenn die Mahnung von Neiv York gehört werden soll, die 88 Menschen nicht vergebens gestorben sein sollen, dann müssen die Mauern abgetragen wer­den, n, welche die wirtschaftende Tätigkeit der Men­schen in den verschiedenen Staaten von einander scheiden, dann müssen alle Böller sich dessen wie­der bewußt werden, daß die Weltwirtschaft und die Einheit der Menschlichkeit Tatsachen sind.

Die Kapitäne Lehmann und Pruß unter den Ueberlebenden

Amtlich wird mitgeteilt, daß sich unter den

Ueberlebenden Kapitän Ernst Lehmann und Ka­pitän Mag Pruß befinden. Auch Stapitän Stampf soll die Katastrophe überlebt haben. Drei Rei fende, und zwar Clifford Osbum, Joſeph Spas und Philipp Mongon, konnten sich durch Absprung

retten.

Bei der Katastrophe kam auch ein Bürger aus Lakehurst ums Leben, der wahrscheinlich aus nächster Nähe dem Landungsmanöver beiwohnen wollte. Unter den Passagieren befand sich auch der Sohn des ehemaligen amerikanischen Bot schafters in Polen, Peter Belin, der fich durch Sprung aus dem Fenster retten konnte und unverletzt blieb.

Belleldstelegramm

des Präsidenten Dr. Beneš Hohenfurth. Der Präsident der Republik

Mr. 108

Die Anarchisten entgleiten Ihren Führern

Die Meldungen aus Katalanien sind nicht Ein Augenzeuge berichtet Dr. Benes wurde über die Katastrophe, von eindeutig. Die Regierung betont, daß fie Herrin Ein Mitglied der Flughafen- Besayung, das welcher das deutsche Luftschiff Hindenburg " be- der Lage und der Aufstand so gut wie niederge beim Landungsmanöver behilflich war und sich froffen wurde, in den frühen Morgenstunden in- fchlagen fei. Die Berichte der ausländischen Presse, im Augenblick der Explosion unter dem Lufschiff formiert. Er hat aus Hohenfurth folgendes Tele- vor allem die Pariser Meldungen, befagen, daß befand, erklärte, dan sich das Luftschiff etwa 100 gramm an den Reichskanzler Hitler schicken lassen: die Anarchisten Aftion weiterführen. Alle and iterate, baho be old hit Esplosief erichittet von den idweren, Ingrid, Aufforderungen, bad get Feuer einzustellen, verfan­sion eintrat. Man konnte deutlich die Reisenden von welchem das deutsche Volt durch die Explo- gen nicht. Das Schwergewcht der Rebellion foll unterscheiden, die lachend und mit Taschentüchern fion des Luftschiffes Hindenburg " betroffen in die katalanische Provinz verschoben sein, was winfend ihre Angehörigen auf dem Flugplatze wurde, erlaube ich mir, Eurer Erzellenz meiner die Schritte der Regierung erschwert. Einzelne grüßten. Plößlich trat die Explosion ein. Wir aufrichtigen Teilnahme an der Trauer des deut­flüchteten, um den sengenden Flammen und dem schen Volfes zu versichern." Rauch zu entgehen. Kurz darauf tehrten wir trob der schrecklichen Hize, die uns aus den rauchenden Auch eine Reihe anderer Staatsoberhäup­Trümmern entgegenschlug, zurück, um zu ver- ter, darunter Präsident Roosevelt , hat an Hitler suchen, die Passagiere zu retten. Es gelang uns Beileidstelegramme geschickt.

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Wiedergutmachung des Lohnabbaus

Die deutschen freien Gewerkschaften zur Wirtschaftslage und zu den Lohnkämpfen

Am Dienstag, den 4. Mai, hielt die Zen­tralgewertschaftstommission des Deutschen Ge­wertschaftsbundes eine Vollsigung in Reichenberg ab, die sich viel mit wirtschaftlichen Fragen be­schäftigte. Sie befaßte sich eingehend mit der er

freulichen

Aufwärtsentwicklung unserer Industrie, was nach harten Krisenjahren endlich wieder eine Erleichterung bringt. In mandjen Berufen wer­den Arbeitskräfte gesucht. Die Zahl der Arbeits­möglichkeiten nimmt fast überall zu und ein be­trächtlicher Teil der Beschäftigungslosen findet wieder zurück in die Betriebe.

Orte sollen in den Händen der anarchiſtiſchen Desperados sein. Eine Havas- Meldung besagt, daß die Anarchisten der Regierung mit Gift­8a 8 drohen, wenn sie ihre Ordnungstruppen nicht auflöſe. Die in der Regierung verbliebenen anarchistischen Führer scheinen keine Autorität zu genießen. Es gehen unbestätigte Gerüchte um. daß verschiedene anarchistische Führer von den cigenen Leuten ermordet sein sollen. Die Anar­chisten an der Aragonfront meutern angeblich und defertieren, da sie bahaupten, die Regierung sei eine militärsch- marxistische, für die fie nicht fämpfen wollen. Der Eindruck, daß italienisches und deutsches Geld eine Rolle spielt, ist nicht von der Hand zu weisen.

Militärische Lage gut

Im Zusammenhange mit der Wirtschafts­belebung nimmt in der letzten Zeit die Zahl der Lohntämpfe zu. Das war zu erwarten. Im Ver­laufe der Wirtschaftskrise wurden wiederholt in Madrid . Das offizielle Kommuniqué, mel­der Industrie die Löhne der Arbeiter und die Ge- det: Bei der Armee im mittleren Sektor kam es hälter der Angestellten abgebaut und das über zu heftigen Kämpfen, insbesondere bei der Fran­aus empfindlich. Darunter hat der innere Markt zösischen Brücke. Der Feind wurde mit zahlrei schwer gelitten. Selbst die noch in Arbeit stehen- chen Verlusten zurückgeschlagen. Regierungsflug= den Menschen konnten vieles nicht mehr kaufen, zeuge bombardierten den Bahnhof in Siguenza . an was sie gewöhnt waren und was sie sonst In Euscadi sprengte Regierungsartillerie die konsumierten. Ihre Kauftraft war zu tief herab- Stellung der Aufſtändischen und erreichte auch gedrückt. Jeßt haben sie vieles nachzuholen, des- die Nebenstraßen in der ganzen Provinz. Artil­halb erheben sie lerie der Aufständischen eröffnete das Bombar dement, ohne jedoch Menschenopfer oder Schäden zu verursachen. Bei Santander setzen die Re­gierungsabteilungen den Angriff fort, eroberten hiebei das Dorf Espinosa de Bricias und nah­men 60 Soldaten der Francoarmee gefangen.

Anspruch auf die Wiedergutmachung deffen, worum fie im Zustande der Krise an Löhnen verkürzt worden sind.

Dann verhandelte die Situng noch über die

Die Wiederbelebung ist jedoch nicht gleichmäßig. Es gibt Krisengebiete mit vielen stillgelegten Betrieben. In einigen Be rufszweigen macht die Besserung nur geringe manche unter ihnen haben das auch getan. Nur Damit mußten die Industriellen rechnen und Fortschritte, mitunter ist noch kaum von einer sol- dort, wo der Unternehmer glaubte, die bessere chen zu sprechen. Hier muß noch durch weitere ge- Stonjunktur ganz allein auswerten zu können, ist Kapitän Pruß hat nach den letzten Meldun eignete wirtschaftliche Maßnahmen stark nachge- es zu Arbeitseinstellungen gekommen. Es sind in und Angestellten wieder möglich, daran zu den­gen schwere Brandwunden erlitten. Die Brand- holfen werden. Insbesondere bedürfen unsere den letzten Monaten mehrere Lohn- und Ver- ten, ihre Löhne und Gehälter an die Kosten einer wunden des Kapitäns Lehmann haben sich nur großen Exportindustrien der besonderen Aufmerk- tragsbewegungen erfolgreich ohne aufregende Be- ordentlichen Lebenshaltung anzugleichen. Das als leicht herausgestellt, doch hat Kapitän Leh- somkeit. Die schon vorliegenden Beschlüsse der Re- gleiterscheinungen abgeschlossen worden. Nur dort soll und kann geschehen durch Anwendung der ge­mann auch noch einen Nerven choc erlitten. gierungsstellen auf ausreichende Exporthilfe müs hat es Zwischenfälle gegeben und unnötige Ver- werkschaftlichen Mittel, die ausreichen, wenn Ar­Mit allem Komfort ausgestattet... en rasch und im weitesten Umfange durchgeführt schärfung des Kampfes, wo der Arbeitgeber an- beiter und Angestellte durchgehends gute Gewerk­... werden. Selbst die Arbeiten im Investitionsbeirat Das in den Friedrichshafener Werften erbaute dürfen keinen Augenblick ins Stoden kommen, das fangs keinerlei Entgegenkommen zeigte oder dort, schafter sind. wo die Arbeitnehmer eine unbedingte Ablehnung Luftschiff ,, Hindenburg " war 248 Meter lang und mit noch mehr beschäftigungslose Arbeitskräfte ihrer Forderungen erwarten mußten. Da wurde taatliche Arbeitslosen unter= im Durchschnitt 41 Meter breit. Der Rauminhalt ins Erwerbsleben zurückgebracht werden. Bis zur vereinzelt zu einem nicht gelverkschaftlichen ſt ü ßung. Sie wendet fich der Wirtschaftsfrise ist Kampfmittel gegriffen, zu dem sogenannten bagegen, daß irgendeine Schmälerung in den genommen, ba Helium noch manches zu tun, das Leistungen des Ge über den Staatszu teuer tam. Der Antrieb erfolgte durch vier Schwer- der gegenwärtigen Arbeitslosenziffer hervor, die nieder, blieben jedoch im Betrieb. schuß versucht wird. öl- Motoren von je 1000 SP. Die Stundengeschwine noch überhaus hoch ist. Die freien Gewerkschaften führen ihre Auch zur Auffassung der Krisenunterſtüßung iſt digteit betrug 150 Kilometer. Insgesamt vermochte Bur Belebung der Wirtschaft bedarf es der ohn kämpfe nach ihren eigenen Grundsäßen noch kein begründeter Anlaß gegeben. der, Hindenburg" 50 Passagiere fassen. Die Stabi Bufammenarbeit. Die soll organisiert werden in und mit Mitteln, die sich aus dem Koalitionsrecht Der Bericht über die Durchführung der Ne­nen waren in drei Stodwerfen unter dem Rumpf Regionalaus schüssen für bestimmte und der Gewerkschaftsfreiheit ergeben. Vor allem gierungstundgebung über das nationalpolitiſche attiviſtiſchen deut­Das vernichtete Luftschiff stellte den modernsten der Wirtschaftskrise mit am ärgsten waren. In planmäßig g vorbereitet und im Einvernehmen mit schen Parteien, und letzten Zeppelin- Typ dar und war mit allem den Handelskammersprengeln Eger und Reichen der zuständigen Gewerkschaft beschlossen und ge- digkeiten dabei in Betracht kommen, wurde zur Somfort ausgestattet: Die Kabinen mit warmem berg ist es unterdessen zur Bildung derartiger führt wird. Unvorbereitete, sogenannte wilde Kenntnis genommen und den von der Zentralge= und faltem Wasser, auch ein Rauchersalon Regionalverbände gekommen, in denen Vertreter Streits, haben nie die Billigung der Gewerkschaf- werkschaftskommission getroffenen Maßnahmen war eingebaut. Die Fahrtspesen betrugen nach Nord- der Arbeitnehmer und der Industrie sich mit den ten gefunden. Sie führen nur ganz ausnahms zugestimmt. Ebenso dem Bericht über die plan­amerika 1000, nach Südamerika 1500 Mart. Die Wirtschaftsfragen des engeren Gebietes beschäf- weise zu einem guten Ausgange. Jeßt, bei Wie wirtschaftliche Konferenz des Internationalen Ge­Fahrtdauer von Frankfurt a. M. nach Lakehurst| tigen. deraufleben der Wirtschaft ist es den Arbeitern werkschaftsbundes, die kürzlich in Paris tagte.

betrus urbe Abeter. Von der Füllung mit voeberwindung geht deutlich genug aus Sitstreit". Die Arbeiter legten die Arbeit

Belium

eingebaut.

JUNGES WEIB

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VERONIKA

ROMAN VON MARIA GLEIT

Und alſo fuschelte und flüsterte und hekte die

Alte, und also wiegelte sie die Leute auf.

Gebiete, vor allem dort, wo die Auswirkungen legen diese Wert darauf, daß jeder Lohnkampf Verhandlungserftliche. Notiven­

,, Wär' das so schlimm?" Sie hatte sic manchmal noch so an sich, diese kleinen, streitbaren Herausforderungen in gehobenem Ton, an sich aus ihrer glücklichsten, ihrer arglosesten Zeit. Jest gelangen sie ihr nicht mehr ganz. Er hörte es, und ein überflutendes Mitleid padte ihn mit dieser Frau. Gerade darum aber versuchte er, auf ihren Ton einzugehen:

Und ich glaubte immer, es gäbe für Frau Bannholzer nichts Schrecklicheres als so ein Strafgericht des Himmels mit Donner und Blitz? Früher war das nämlich ſo... Da war einmal ein kleines Mädchen, das fürchtete nichts in der Welt so sehr...

Ach, Arnold, früher, früher... Wenn du doch aber bei mir bist... 1?"

allein.

Veronita aber litt es nicht, daß die versteckten Anschuldigungen, die unsinnigen, haltlosen Heim­lichtnereien herankamen an ihren Mann. In ihrer Auch das war neu. Auch das war überwäl­angespannten, feindseligen Wachsamkeit beobach= tete sie in diesen Wochen die Leute vom Dorf, um tigend und unbegreiflich. Wenn du doch aber bei zu erkunden, wie lange ihr Vertrauen zu Bann mir bist... Das wäre früher niemals über holzer den Gemeinheiten der Hirschenwirtin stand- Veronikas Lippen gekommen. Die arme, leise, halten würde. Sie wußte zu genau, wie wenig es innige Ergebenheit, wie fremd war sie, wie gar auf einem Dorfe nüßt, den Dingen offen zu be- nicht zu Veronika gehörig! War da ein Vorwurf, gegnen. Es würde, auch wenn sie die mißgünstige ein Seufzen, eine verschiviegene Sehnsucht? Denn Alte zu einer Stellungnahme zwänge, immer wann war er schon bei ihr, wann? Er ratterte in etivas hängenbleiben an ihrem Mann. Unter den Dörfern herum, er hoďte in seinem leeren irdisch würde es weiterschwelen, ein neues Sa- Sprechzimmer, und seine Frau? mentorn würde in der Treibhausatmosphäre der Beronita... bu bist soviel dörflichen Stimmung hochschießen und sich zu einer Ich hab' so wenig Zeit für dich, Veronika. Du im Haß und Neid prangenden neuen Blüte der willst am Ende..." Er brach ab, die Nacht fiel Verleumdung entwickeln. Noch gelang es ihr, die ihm ein, die erste Nacht mit ihr in ihrer Stadt am sen Giftblüten das purpurne Haupt abzuschlagen, Fluß Ich will am Ende...?" fragte sie zurüd, noch gelang es ihr, den Mann zu täuschen über den wahren Stand der Dinge, noch ging sie an sehr hellhörig und einen Ausiveg aus der Wirrfal seiner Seite auf frühlingsstaubenden Wegen: aber bligartig erkennend. Du willst wohl wieder einmal in die Stadt, sie lebte am Abgrund, Tag für Tag, und jede . In ein Theater. Stunde in der Gewißheit, daß ihr Mann von die- und unter Menschen. sem Abgrund verschlungen werden konnte... daß und.. Hm, hm".. Es war der kleine, mädchens es die letzte sei... Von Wetterwolfen bläulich eingehüllt, dun- hafte Laut, der ihn so stubig machte, dieses süße, früher einmal so lustige, gana turze hm. hm", telten ihnen die Hügelrüden entgegen. aus geschlossenem Mund, vom Gaumen herkoms ..Wenn das nur kein Gewitter gibt, Vero mend, mit gehobenem Sinn und eingezogener Oberlippe ausgestoßen.

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nifa."

"

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,, Ach?" sagte er nur, fassungslos, enttäuscht, denn er begriff es nicht. Sie sehnte sich nach dem gleißenden Licht, dem zudenden Glanz der Städte? Weg von ihm? Und weg von ihrem Kind? und vielleicht vielleicht war es nicht ein­mal die Stadt? Vielleicht war es doch Bernd? Veronika ist meine Frau... Veronika ist meine Frau... dachte er in diesem Schweigen, das nun zwischen ihnen war. Veronita ist meine Frau, und eine Frau gehört zu ihrem Mann.

-

Ich kann jetzt nicht vom Dorfe weg, Vero­nita. Es ist nicht meine Schulb, wenn wir jest nicht reisen können, Liebe. Aber Rosa, weißt du, Roſa wird nun boch balb sterben, fürchte ich. Sie hat... ja... sie hat unheilbaren Kehlkopf­

trebs."

..Oh, Liebster, Liebster... und das hast du mir nicht geſagt?" Veronika war ehrlich bestürzt.

..Und allein wirst du wohl nicht fahren wollen?" fragte Bannholzer, ihren Einwurf nicht beachtend.

unter hohen Kastanien stand, und er sah seiner Frau nach, wie sie mit raschen, sicheren Schrit­ten der Kirche zustrebte.

Dunkel und hell war es in dieser Kirche, dunkel und hell in einem. Schwarztropfendes Gold, glühten die Bilder von den Wänden. Got­tesluft, dachte Veronika. Mit einem Male war das Wort da, das sie noch nie gedacht hatte, und ſie atmete beschwerter, denn diese Luft war zu dünn für sie, zu schneidend, zu scharf.

bie

In einer Seitenbank tniete sie nieder, stützte

Unterarme auf das Holz, ließ den Oberkör­

per vornüberfallen.

Vater unser...", betete sie. Weither aus Trümmern steigend, denn sie was teine fam ihr das Erinnern, immer noch verschüttet, fromme Frau; sie war sich selbst zu schwer. Vater unser..." Starr hob sie das Gesicht, von keinem Gefühl berührt. Welche Entfernung

zwischen dem Himmel und ihr!

Langfam stand sie auf, steif, mit unbeweg­lichen Gelenken, ganze Frau wie

Holz tein, nein, allein schon nicht!" Schiver definist, fritt fie nem uggage. An ol nur gelang es ihr, die Enttäuschung zu verbergen. Türe tlebte ein Zettelchen; weiß wie das Gefie­Reiſen, ach Reisen... Es war ihr nicht ums der einer Taube blikte es auf, als ein Lichtstrahl Reisen zu tun... es traf. Das Kreuz ist immer bereit und erivar­Nicht ums Reisen, worum denn aber dann? tet Dich überall." Betroffen hielt die Frau in Wollte sie davonlaufen, ihrem Leben davon, nichts ihrem hölzernen Schreiten ein. Du kannst ihm als fort, fort, fort? Wollte sie bas? Wie ein nicht entfliehen, wohin Du auch läufſt, weil, wo­magischer Kreis war das Dorf um sie geſchloſſen, hin Du auch kommst, Du Dich selbst mitnimmst Ruh, Tag um Tag, und Nacht um ein Kreis, in dem sie herumlief. ohne Rast, ohne und Dich selbst wiederfindest", las sie mit star­ren, erloschenen Augen und hastig, wie gierig Nacht... bewegten Lippen.

Sie tamen an einer Kirche vorbei, der Mann und die Fran in ihrem düsteren Schweigen.

Lieber", sagte Veronika und hob den Blick und ließ ihn auf dem in der Sonne noch schim­mernden Mauergestein verweilen.

Geh nur", antwortete er. Er war müde geworden von der Erschütterung, daß die Frau von ihm fort wollte, von ihm, von ihrem Kind, von ihrem Dorf. Geh nur, ich ruh' mich hier ein wenig aus!" Und er setzte sich auf eine Bant, die

"

Sie zog die Augenlider zusammen, als sie die Türe öffnete, um den Raum zu verlassen. Licht, lechzte sie, Licht! Licht! Aus verengtem Blid sah sie das Sereuz, schwarz, einsam, mah­nend in den Himmel ragend. Damit kann man nicht leben, dachte fie, man muß es zu vergessen suchen, ich bin nicht für das Kreuz gemacht, wer bin ich denn überhaupt? Wer bin ich selbst? Hieß es nich so?

( Fortschung folgt.),