Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik

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17. Jahrgang

GLO

Telephon 53077

Städte des Leidens

Gegen ein Barbarendeutschtum

-ODO

Städte des Leidens und des Grauens und Zeugen menschlicher Schmach sind die Städte des Bastenlandes, die Wohnorte einfacher katholischer Menschen, geworden. Das Leid und das Grauen haben die deutschen Flieger gebracht.

Herausgeber: Siegfried Taub - Verantwortlicher Redakteur: Rarl Rern, Prag

Sonntag, 9. Mai 1937

Für ein Deutschtum der Menschlichkeit wehren auf eine Prozeffion der Ronnen im Hof

des Klosters."

ben belegt hatten, wandten sie sich den Flüchtlin­Nachdem die Geschwader die Stadt mit Bom gen zu und schossen mit Maschinengewehren auf Frauen, Kinder und Greise."

Guernica , dessen Vernichtung durch neu deutsche Helden in dem noch zivilisierten Rest Europas so großes Entsetzen erweckte, ist nur drei Tagen ist Durango nur noch eine Stätte von ,, Nach dreifachem Luftbombardement binnen einer der zerstörten bastischen Orte. Schon früher, Ruinen. 300 Tote, 2500 Verletzte, eine Stadt wie um sich im Vernichtungskampf gegen Frauen und Kinder, Priester und Nonnen zu üben, in Trümmern. schleuderten Görings Flieger Bomben auf die Stadt Durango. Der Versuch ist geglückt, Dus rango ist gewesen, es ist nur noch ein Name.

-

" Durango, Stadt des Leidens," heißt eine fleine Schrift( erschienen bei den Editions du Carrefour, Paris ), in der die Mitglieder einer Delegation aus Kreisen des religiösen Lebens Englands berichten, was sie erlebten und was sie fahen. Der Delegation gehörten an: Reverend Dr. Helvett Johnson, Doyen von Vanter­bury,( Anglikanische Kirche ), Professor John Macmurray von der Universität London ( Freie Kirche), Schriftsteller M. D. R. Da= bies( Freie Kirche), Frl. Monica Whatley, Mitglied der Labour party ( römisch- katholisch ) und die Schriftstellerin Frau Beer( römisch­fatholisch).

Am Tage nach ihrer Ankunft in Bilbao er­fuhren die Mitglieder der Delegation von dem Luftangriff auf Durango am

31. Mat uns der

April fuhren sie nach Durango. wir 1 Stadt auf furze Entfernung genähert hatten, ges wahrten wir sechs Bomber der Rebellen, die von einer großen Anzahl von Jagdflugzeugen beglei tet waren. Sie flogen über die Stadt und warfen Bomben ab. Die Explosion der Bomben konnten wir beobachten. Dann verschwanden die Flug­zeuge; wir gingen in die Stadt und überzeugten uns von den angerichteten Schäden. Durango war fast völlig zerstört. Die Bombardierungen muß­ten von furchtbarer Heftigkeit gewesen sein. Vor allem die Kirchen und Klöster waren Zentren der Verwüstung; selbst ungeschulte Augen erkannten mit absoluter Sicherheit, daß die Schäden nur durch Luftangriffe angerichtet sein konnten."

Die Flieger waren am 31. März zur Stunde der Messe gekommen.

In dem Augenblicke, da der Abt Morilla den Weihekelch hebt, durchschlagen. Bomben von fünfzig und hundert Kilo Gewicht das Dach der Pfarrkirche von Santa Maria. Eine Bombe platzt am Fuß des Altars, und aus den Trüm­mern birgt man später in zerrissenem Meß­gewand den verstümmelten Körper des Abtes. Die zusammengekrampfte Hand hält noch im­mer den Kelch."

In der Schule der Jesuiten wird in der Ka­pelle der kommunizierende P. Villalabeita, wird neven ihm der Chorknabe, werden alle Gläubigen zerschmettert. An diesem Morgen werden drei Kirchen, mehrere Kapellen und zahlreiche Arbei­terhäuſer zerstört. Am Nachmittag kommen die deutschen Flieger wieder. Bomben fallen auf das Kloster der Augustinerinnen und töten fünfzehn Nonnen. Das genügt nicht:

Es kann wohl Abscheu und Entsetzen, aber

zialismus ist ja wütend kirchenfeindlich, Totfeind

Aus dem Inhalt:

Pressekrieg Mussolinis

gegen England

Hitler- Industrielle

beschenken Henlein

Lohnerhöhungen in der nordböhmischen

Textilindustrie Sabotage- Legende aufgegeben

Nr. 109

taum noch Erstaunen erweden. Der Nationalfo Die doppelte Moral quittings, iſt der Feind jeglicher Sur, des des Chriſtentums, iſt der Feind jeglicher Stultur, des Chauvinismus

it

Auferstehung der grauenvollsten Barbarei.

und alles das, dieſes ſcheußliche Morden von Priestern am Altar, von Weibern und Kin­dern geschieht von Deutschen ! Welche furchtbare der deutschen Nation angetan wird! Wahrlich, Schändung des Deutschtums, welche Schmach, die

im Namen eines anderen, eines mit der Menschlichkeit verbunden gebliebenen Deutsch­tums muß sich unsere Stimme des Protestes, der leidenschaftlichen Verurteilung, des gren­zenlosen Abscheus mit den Stimmen der Ge­

Eine Antwort an den» Večer<<

Von Abg. Wenzel Jaksch

Die tschechisch- agrarische Presse beschuldigt mich in ungewöhnlicher Aufmachung der Lizita­tion mit Henlein in nationalpolitischen Fragen. Der Vorwurf nimmt sich immerhin grotest aus, wenn er in den Spalten des Večer" erhoben wird, der an Henlein schon so manche Sympa thien verschwendet hat. Daher sei die Feststellung vorausgeschickt, daß mir jede Absicht, etwa durch Lizitation mit Henlein ebenfalls die Sympathien des Večer" zu gewinnen, ferne liegt.

,, Lizitation mit Henlein" nennt es die agra­rische Presse, weil ich anläßlich einer Versamm­lung in Eger erklärt habe, daß der Geist des 18. Feber auch bei der Generaldirektion derabat regie Einzug halten müsse. Diese wohlbegründete und nachgerade selbstver­ständliche Forderung scheint gewissen Herren so auf die Nerven gegangen zu sein, daß fie nun, auf dem Umwege über einen Herrn Ježek im Večer" mit einer Retourtutsche kommen. Unter der Ueberschrift" So unterdrücken wir unsere Deutschen " wird in der erwähnten Veröffent­lichung dargelegt, daß in einigen staatlichen Tas batfabriken, so in Bautsch und Tachau 95 bzw. 94 Prozent Deutsche beschäftigt werden. In Joachimstha I soll es 80 Prozent Deutsche geben, in Landskron 73, in 3 wittau gleichfalls 73 usw. Diese Veröffentlichung wird mit ein willkommener Anlaß sein, bei allernäch ster Gelegenheit der Personalpolitik der Tabat­regie ein besonderes Kapitel zu widmen und ge= wisse Methoden anzuprangern, die vom deutschen attivistischen Standpunkte nachgerade unerträglich geworden sind.

Vorher ist es aber notwendig, der seltsamen politischen Logik des Večer" eine separate Aus­einandersetzung zu widmen. Man muß einmal aufzeigen, daß die Moral des tschechischen Chau­vinismus, die aus der zitierten Attacke spricht, einen doppelten Boden hat. Für die betreffenden Streise ist es ganz selbstverständlich, daß in den staatlichen Tabakfabriken, die im tschechischen Sprachgebiete liegen, nur tschechische Arbeiter und Arbeiterinnen aufgenommen werden. Sie würden ein gewaltiges Geschrei über Germanisierung er­heben, wenn wir etwa in Tabor, in Piset, in Sedley oder Kuttenberg den nationa len Schlüssel verlangen würden. Für sie gilt der nationale Schlüssel nur dort, wo man den Deutschen noch etwas wegnehmen könnte. Die wenigen ver­streuten deutschen Beamten oder Angestellten fal­Ten überhaupt nicht ins Gewicht. Sie müssen, da niemand bereit ist, für ihre Kinder etwa eine deutsche Minderheitsschule zu errichten, über kur oder lang dem deutschen Volkstum verloren gehen. Darin äußert sich nun die doppelte Mo ral des tschechischen Chauvinismus, die das größte Hindernis jeder ehrlichen Verständigung ist. Er steht auf dem Standpunkt der Unberührbarkeit des tschechi= schen Sprachgebietes und weigert sich gleichzeitig, die Gristenz einesdeutschen Sprachgebietes an= auertennen. Dieser Standpunkt hat mit Demokratie nichts zu tun. Er ist undemokratisch uns wird in einem demokratischen Staatswesen Eine Stadt der Roten ", der Bolschewi fitteten aller Bölker der Erde vereinen gegen mehr und mehr unhaltbar. Entweder ist es in ften"? Ach nein, eine Stadt friedlicher frommer dieses Barbarendeutschtum! Ordnung, daß in Kuttenberg und Sedlet 99 Pro­Menschen, eine militärisch ganz bedeutungslose Stadt. Im ganzen Bastenland sind die Sozialis Soll wieder, wie in den Tagen des Chinas Bent Tschechen beschäftigt werden, dann muß es ften bedeutungslos. Die Basten wollen aber nicht feldzuges, das Wort von den deutschen Hunnen auch in Ordnung sein, daß es in Tachau 95 Pro­für die Demokratie? bon Faschisten getnechtet werden, sie wollen sich lebendig werden? Darf es dem deutschen Faschis- Bent deutsche Tabatarbeiter gibt. Beanspruchen ihre nationale Eigenart bewahren. Die Delegas mus gelingen, deutsch in Fühlen und Denten aller aber die Inspiratoren des Večer" in Tachau den Paris . Der Mat in" veröffentlicht tion berichtet: Zwischen dem religiösen Leben, Nationen als gleichbedeutend mit roh, brutal, gesamtstaatlichen nationalen Schlüssel, dann muß eine Nachricht aus der Stadt des Batikans, wo bem sozialen Leben und dem politischen Leben gibt grausam, unmenschlich, barbarisch erscheinen zu er für Kuttenberg und Tabor ebenſe gelten, wie Gerüchte zirkulieren, daß Bapst Bius XI. eine es nicht die mindeste. Trennung. Der Klerus lassen? Soll das Wort deutsch in Zukunft nur für die karpathorussische Landesbehörde. Was neue Enzyklika vorbereitet, bie ein wurde gewiſſermaßen identifiziert mit dem Mas noch in Verbindung mit den Namen Durango und würden die Herren zu dem Begehren ſagen, daß großes Echo haben werde. Am Schluß diefer tionalgefühl. Guernica genannt werden? Enzyklika erkläre der Bapst, bafi bie Demo tratifchen Regime icht die beste Ga­rantie für den Frieden, die Freiheit und die Selbstverwaltung der katholischen Bereinigungen fowie für das freie Bekenntnis der katholischen Religion gewähren. Die offiziellen Kreise des Batitans lehnen es ab, diefe Gerüchte zu bestäti­gen, die das besondere Interesse der der italieni­schen Regierung nahestehenden Kreise erweden. Gläubigen!

"

bie Hitlerflugzeuge überfliegen das Kloster in geringer Höhe und schießen mit Maschinenge­

Päpstliche Enzyklika

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,, Eine Bombe platzt am Fuß des Altars, und aus den Trümmern birgt man später in zerrissenem Meßgewand den verstümmelten Körper des Abtes. Die zusam­mengekrampfte Hand hält noch immer den Kelch."

I'm ganzen baskiſchen Lande haben wir nicht eine einzige Kirche, gefeben, die von den Repu blilanern beschädigt worben wäre."

im Bereich der slowakischen und karpathorussischen

auch hinüberklingen der Empörungsschrei jener und Angestellter beschäftigt werden sollen? Nein! In die Zukunft soll, muß zugleich Landesverwaltung 22 Prozent deutscher Beamter Deutschen , die im Faschismus die entseßlichste Man wird wieder mit dem bekannten Eins Knechtung des deutschen Boltes und seinen Miß- wand kommen, daß in den deutschen Gebieten im Aber Hitlers Flieger, nationale Flieger, brauch durch entartete Kriegertaste sehen! Verhältnis mehr Tabatfabriken liegen, als es dem ausgesandt gegen eine für ihre Unabhängigkeit Die bastischen Städte des Leidens, eines allgemeinen Bevölkerungsschlüssel entspricht. Das fämpfende fleine Nation, Hitlers und Görings Leidens, das ihnen Hitlers und Görings Flieger ist richtig. Genau so richtig ist, daß die Deutschen Lufthelden zerstörten die Kirchen, morden die gebracht haben, sind auch Städte eines deutschen auch in anderen Industriezweigen wie Glas, Leides, unseres Leides. Porzellan, Tertil ein unverhältnismäßiges