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Freitag, 21. Mai 1937
dauernd arbeitsloser Menschen in seinen Grenzen auf politischem Gebiet, sondern auch auf wirt Parlamentspause bis 3. Juni aufzuweiſen. Am allerwenigsten fann dies ein schaftlichem und sozialem leitender Grunbias demokratischer Staat tun, dessen Politik auf der sein und das soll sie nach den bekannten WorPrag. Das Abgeordnetenhaus hielt Don Buſtimmung der Mehrheit der Bevölkerung beruht ten Maſaryks- dann muß sie an ein Problem nerstag eine turze Sisung ab, in der das und dessen Maßnahmen vom Volkswohl und von herangehen, das zwar schwierig ist, aber gelöst Eisenbahngefe in der vom Senat den Bedürfnissen der Massen der Bevölkerung be- werden muß, im Interesse der Demokratie, des abgeänderten Fassung unverändert angenommen stimmt sein müssen. Soll die Demokratie nicht nur Friedens und des Wohlergehens der Massen.
für eine Wiener Terrorgruppe der Nazi
Wien . Zu der Verhaftung der national- Als Brückner verhaftet wurde, war er gesozialistischen Terrorgruppe, welche bekanntlich rade im Begriff, die deutsche Grenze bei Calzmehrere Gas- und Stinkbombenanschläge auf dem burg zu überschreiten. Bei Brückner fand man Gewiffen hat, teilen die Blätter mit, daß der verschiedene Schriftstücke, aus denen hervorgeht, Führer der Gruppe der in Wien XVI. wohn- daß Deutschhafte 34jährige Abolf V r i dne z war, ber fider Angehaltene ſyſtematiſch a u's Deu tfd zur Zeit mit feinen zehn Genossen in Saft befin- hatte, und daß er an seine Genoffen regelmädet. Brückner beteiligte sich an den Gasbomben- ßige Honorare auszahlte. Brückner war bereits anschlägen in der Staatsoper, im Hofburgthen im Vorjahre im April verhaftet worden, mußte ter, im Konzerthaussaal, bei Kruppnik und jedoch wegen Mangels an Beweisen auf freien Gerngroß. Fuß gesetzt werden.
Oesterreich und die
Demokratie
Unter diesem Titel beschäftigt sich in dem ( von uns übrigens schon kurz zitierten) mittivo chigen Leitartikel des Pariser Populaire" dessen Leiter, B r a c e, mit den Hintergründen des Besuches Schmidt s, des österreichischen Außenministers, in London und Paris . Daß Schuschnigg , so schreibt Bracke, eingeteilt zivischen Klerifalen, Monarchisten, Agrariern, zwischen Mussolini - Ergebenheit und Hitlerophilie, keinen leichten Stand habe, sei verständlich; aber Schuschnigg sei daran nicht ohne Schuld, da er doch das Erbe Dollfuß ' völlig übernahm. Gewiß aber sei es notivendig, daß vor allem England
wurde.
Nr. 118
Oeffentlichfeit Grivägungen darüber mit allem
In dieser Zeit beginnt man in der politischen
Ernst anzustellen( angeblich aus juristischen Kreifen), daß bis zu jener Zeit, bis zu welcher bie Regierung über die Verlängerung des Vertrages mit der Spiritusverwertungsgesellschaft nicht ents schieden hat, diese Gesellschaft weiter mit dem Der Referent Němec wies bei dieser Geles Spiritus nach Fug und Recht wirtschaften könne. genheit darauf hin, daß die Krisenzeit bei den BahDiese zweifelhafte Argumentation ist aber bald verstummt, nachdem eine entgegengesetzte nen schon überwunden und der Betrieb aus normalen Jahren erreicht sei. Im Interesse der gesam- Rechtsanschauung zum Ausdruck gebracht wurde: ten Wirtschaft müsse man jetzt an die Beseitigung daß im Sinne der geltenden Bestimmungen des der seinerzeitigen Personalsparmaßnahmen gehen, Gesezes das Finanzministerium sofort am Tage namentlich dort, wo sie übertrieben seien. Der Stand nach Ablauf der Gültigkeit des Vertrages mit der der Angestellten müsse ergänzt und den Angestellten Spiritusverwertungsgesellschaft einfach die Bein sozialer Hinsicht wenigstens das zuertann: wer- wirtschaftung des Spiritus im Namen und auf den, worauf sie nach dem Gesez Anspruch haben. Rechnung des Staates hätte übernehmen sollen. In der Debatte sprach lediglich der Kommunist Vodička, der
Die Gesamtöffentlichkeit war überzeugt, daß
in furzer Zeit endlich aur tatsächlichen Reges lung in diesem einige Jahre bereits sich hinziehenden Spiritussfandal kommen werde.
Beritoring for, eine Gefärung feines Stubs aures waltatie zur Verlesung, bringen wollte. Der Vorchen, und entzog ihm schließlich das Wort. figende ermahnte ihn dreimal, zur Sache zu spre
Nach Vornahme zweiter Lesungen vertagte sich das Haus auf Donnerstag, den 3. Juni, um 15 Uhr. Auf der Tagesordnung steht u. a. die Vorlage über die Errichtung einer Technit
abhängigkeit, wenn die Arbeiterklasse dort in Kaschau. unters Joch gebeugt bleibt!" Papen verläßt Wien ?
Diese Vorlage war am Vormittag Gegenstand der Beratungen des Kulturausschusses. Dabei brachte Dr. Domin( Nat.- Ver.) wieder das beliebte Thema der Zusammenlegung der beiden deutschen technischen Hochschulen aufs Tapet. Genoffin Kirmasin( SDP) erklärte, seine Partei werde zum pal trat ihm entschiedenst entgegen. Ing. Ka r- Protest gegen die angekündigte Hochschulreform, die eine schwere Einschränkung der Hochschulautonomie bedeute, gegen die Vorlage stimmen. Zum ausführlichen Studium der Vorlage wurde sodann ein Subkomitee eingesetzt.
Obzwar seit dem Erlöschen des Vertrages bereits neun Monate verflossen sind,
obzwar die Regierung im Sinne der gesetzlichen Bestimmungen ihre Rustimmung zur Vers längerung des bisherigen Vertrages nicht gegeben hat,
obawar mit der Spiritusverwertungsgesell schaft tein neuer Vertrag abgeschlossen wurde, obzwar das Finanzministerium der Regierung gegenüber in einem eigenen Gutachten dargelegt hat, daß die bisherige Spirituswirtschaft eg ler", das ist außergefeßlich, sich vollziehe, ledigung der ganzen Angelegenheit der Spiritusobzivar dieses Ministerium eine baldige Erwirtschaft verlangt hat,
geschah bis heute in dieser Frage nichts rein gar nichts.
London.„ Daily Telegraph" meldet aus Wien, daß Serr von Papen, der deutsche Botfchafter in Desterreich, am 27. Mai Wien verläßt und feinen Urlaub antritt. Das Blatt hält es für wahrscheinlich, daß er nicht mehr auf feinen Posten nach Wien zurückkehren wird, sondern zum Botschafter beim Vatikan ernannt werden wird. Seine Abberufung soll die Folge davon sein, daß es von Papen nicht gelungen sei, den österreichischen Bun- Der Senat nahm in einer gleichfalls kurzen am deskanzler Dr. Schuschnigg zu bewegen, National- Sizung die Regierungsvorlage über die Ei sozialisten in die österreichische Regierung aufzu- chung von ärztlichen Thermo- Donnerstag den uruguayischen Gesandten Gomez, nehmen. metern an. Bei der Erledigung von Immus weiters den Juſtizminister Dr. Dérer und nitäten wurde die Auslieferung des Genossenschließlich den General des Sanitätswesens Dr. We II an abgelehnt, der wegen eines gegen die Fischer. Sodann lud der Präsident den Prager SdP gerichteten Flugblattes aus der Wahlzeit Primator Dr. Peter 3 en tl mit Gemahlin zum wegen Ehrenbeleidigung belangt worden war.
Brüssel. Der französische Außenminister Delbos ist Donnerstag um 12 Uhr 40 in Brüssel eingetroffen. Auf dem Bahnhofe begrüßte ihn ber belgische Außenminister Spa a t. Nach einer furzen Unterredung begab sich Delbos auf die französische Botschaft, um sodann auf den Privatsit des Ministerpräsidenten Van Zeeland zu fahren.
und Frankreich den Desterreichern helfen, der Gefahr zu entgehen, die Mussolinis und Hitlers einander bald ergänzende, babd überflügelnde Wünsche dem Lande bereiten. Solche attive Hilfe durch die westlichen Großmächte ist aber nur möglich, wenn Desterreich selber der faschistischen 3ange durch möglichst reale Aufrechterhaltung seiner Unabhängigkeit zu entgehen bemüht ist. Und wie könnte es das anders, als indem es sich auf jene demokratischen Kräfte stützte, die durch die gesamte Politik Dollfuß und Schuschniggs zerVan Zeeland fährt zu Roosevelt brochen wurden? Diese Kräfte könnten zweifellos gesammelt werden( Bracke verweist hier auf das Brüffel. Die Nachrichten, daß der belgische Memorandum der 110.000 Betriebsarbeiter). Ministerpräsident Van Zeeland wahrscheinlich am ..Es schiene", fährt er fort,..leicht und für die 11. Juni aus Brüssel nach New York reisen wird, Unabhängigkeit fruchtbar zu sein, wenn man ein werden bestätigt. Van Zeeland hält sich in den wenig den Druck beseitigte, der auf der Freiheit Vereinigten Staaten etwa 12 Tage auf und wird lastet. Was die Furcht etlicher Leute in der Um- bei dieser Gelegenheit auch mit dem Präsidenten gebung Schuschniggs anlangt, daß nämlich Hitler- Roosevelt zusammentreffen, mit welchem er deutschland ein auf die Linke sich stüßendes Dester wihtige Unterredungen über die Zukunft der reich beargwöhnen würde, so müßte die englisch- Weltwirtschaftspolitik haben wird. französische Unterstüßung den Aengstlichen Mut geben."
..Die Unabhängigkeit Desterreichs", so schließt der bemerkenswerte Artikel ,,, ist cincs der wesentlichsten Elemente der Ruhe in Europa. Und ohne zumindest einen Anfang von Redemokratisierung, die die Arbeiter aus Gründen diefer Unabhängigkeit sammelt, werden sich die Bedrohungen des Friedens ver: schärfen. Für ein Land, das von den Faschismen eingeschloffen ist, gibt es keine sichere Un
JUNGES WEIB
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VERONIKA
12 Milliarden Lire- Kosten des Abessinien- Feldzuges
Nom. In der Donnerstagsitzung der italie nischen Stammer machte Finanzminister Thaco di Neval eingehende Ausführungen über die finanzielle Lage Italiens. Das größte Intereffe beanspruchen die Abschlußziffern der Kosten des abessinischen Feldzuges. Danach wurden für die Eroberung Abessiniens bis zum 30. Juni 1936 insgesamt 12.111 Millionen Lire aufgewandt.
Der Spiritusskandal
"
Im Leitaufsatz des Právo Lidu" macht J. Dubstý auf die unerträglichen Verhältnisse in der Spirituswirtschaft aufmerksam. Er schreibt:
Die Gültigkeit des Vertrages( gemeint ist der Vertrag zwischen Staat und Spiritusvertvertungsgesellschaft, die Red.) ist bekanntlich am 1. September 1936 erloschen. Unter dem Druce der öffentlichen Meinung und um wenigstens den Schein der Geseßlichkeit aufrechtzuerhalten hat die Regierung die Gültigkeit des bisherigen Vertrages mit der Spiritusverwertungsgesellschaft um zwei Monate verlängert, in welcher Reit es entsprechend Nachrichten, die in die Deffentlichkeit gelangten, zur Lösung der Spiritusfrage tommen jollte.
Unter dem Einfluß dieser Nachrichten ist der Kampf um die Reform der Spirituswirtschaft etwas abgecbbt und die Oeffentlichkeit erwartete die Entscheidung der Regierung. Nach Ablauf von zwei Monaten aber ist es nicht einmal zur weiteren Verlängerung des von der Regierung abgeschlossenen und abgelaufenen Vertrages gefommen. Die weitere Wirtschaft der Spiritusver wertungsgesellschaft erfolgte außerhalb des Vertrages, ja außerhalb des Gesetzes.
Der Präsident der Republit empfing
Mittagessen ein.
Diätenkonflikt im Klub der Nationalen Ver. einigung. Ein bezeichnendes Licht auf die Verhältnisse im Lager der Nationalen Vereinigung wirft ein Konflikt, der Donnerstag in der gemeinsamen Sibung der beiden Kammern der Nationalversammlung zur Verhandlung stand. Bei allen Klubs ist es üblich, von den Diäten der Parlamentarier mit deren Eins bernehmen entsprechende Beiträge für Klubzivede gleich bei der Auszahlung durch die Parlamentslasse abziehen zu lassen. So war es auch bei der Natio nalen Vereinigung. Nunmehr haben aber drei Parlamentarier der Nationalen Vereinigung, die der Stříbrný- Richtung angehören, an das Präsidium das Ersuchen gestellt, von ihren Diäten teine Abzüge mehr an die Klubkasse abzuführen, da sie sich nicht mehr als Klubmitglieder betrachten. Der Klub der Nationalen Vereinigung erhob dagegen jedoch Einspruch mit der Begründung, daß die drei Parlamentarier es handelt sich um die Abgeordneten Kut, Ing. Schwarz und Smetanka- aus dem Klub formell nicht ausgetreten sind und daher die übernommene Verpflichtung zur Abgabe eines Teiles der Diäten an die Klubkasse weiterhin zurecht beſtehe. Die Präsidien der beiden Häuser faßten nach längerer Debatte über Antrag Dr. Hellers den Beschluß, sich in diese Streitigkeiten meritorisch nicht einzumischen, sondern die Abzüge bis zur endgültigen Klärung, ob die Genannten noch als Mitglieder des Klubs zu betrachten sind, an der Kasse zurüd. zubehalten.
die Ställe, der Gasthof mit den Schwalbennestera| Liebe war zerwürgt. Zuviel Qual war es ge-| Kraft, die es erforderte, das alles zu zerstören, die im schmutzigen Hausgang...
Und nun war auch das Bild des alten Mädchens aus dem Hirschen" noch in dieser Nacht; des Mädchens, das nun sterben würde, sterben müßte wie Jeannette und manche andere wohl, solange es noch nicht gelungen war, mit unfehl ROMAN VON MARIA GLEIT baren Waffen gegen das Gespenst der Krankheit
Sie würde ihn vergessen, und sie würde einen anderen nehmen: Truckenbrott vielleicht oder Alexander Bernd... Grausam durchschnitt ihn der Gedante an dieses Allerlezte: Veronita, eines anderen Mannes Frau! Es würgte und preßte ihn, und eine namenlose Sehnsucht nach dem Kinde erstickte den blindwütigen Wunsch in ihm, das Leben fortzuwerfen, achtlos und verächtlich als ein unwertes Ding.
Das Kind würde bleiben. Aus aller Quai und aller Liebe nichts als das Kind. Alles war vergebens gewesen, alles umsonst. Das Kind würde das verlorene Leben weitertragen, doch auch das Stind würde den Streislauf nicht vollenden und die Schmach nicht auslöschen können, daß sein Vas ter auf dieser Erden nichts hinterlassen hatte als Glend und Stummer und aufs neue Not und
Qual...
Auf dieser Erden...
ins Gefecht zu ziehen.
Und er, er glaubte, einem persönlichen Schick: sal erliegen zu dürfen, wo es in seine Hand ge= geben war, Stein um Stein zu schichten, Stufe auf Stufe zu brechen, zu seinem Teile mitzuhelfen, damit dereinstens senem Letzten auch noch das gelang, was heute noch nicht gelungen war, noch teinem, auch nicht diesem Dr. Fleith...?
Im Geheimfach des Schreibtisches zu Hause lagen die Aufzeichnungen dieses seltsamen Menſchen, seine Berechnungen, die Irrtümer enthalten mochten und doch neue Wege weisen konnten. In den Jahren der Heimatlosigkeit, da Truckenbrott ihm nachstellte, ihn herumheßte, hatte er im Verborgenen an diesen Aufzeichnungen weitergearbeitet, hatte sie geprüft, verworfen, wieder vorgenommen. Und in den schlaflosen Nächten im fleinen Dorfe ahtte die Schreibtischlampe im Arbeitszimmer des Dottors bis in den frühen Morgen gebrannt, und die Leute, die auf die Felder gingen vor Tagesanbruch, fonnten ihn fißen sehen, starr über den Tisch gebeugt, sinnend, rechnend, experimentierend. Sinnlose Arbeit, hatte er sich immer wieder gesagt, sinnlos, denn weder Appaparate noch Instrumente und Räumlichkeiten der einfachen Landarztpraxis genügten, um ein hier begonnenes Wert zum Erfolg zu führen. So hatte er die Arbeit aufgegeben, weil er wußte, daß er es allein doch niemals schaffen würde. Truden Erde im kleinen Dorf hinter der Welt, Erde brott, dachte er manchmal, Trudenbrott fväre der unter dem Haus, in dem das Kind jetzt schlief Erde richtige Mann... Ja, Trudenbrott, an den er seiner Bauern, seiner Heimat... Erde, auf der nun Veronika verloren hatte, verloren, auch wenn die alten, verfallenen Häuser standen, die Katen, sie zurückkommen würde. Verloren, denn die
Und stärker als die Sucht nach dem Tod und gewaltiger als das Sehnen nach dem reinen Ant fiz seines Kindes wurde in dem Manne am Fluß das Begehren, das Gesicht in die Erde zu vergraben, den Körper an diese Erde zu werfen, um Ruhe zu trinken aus ihrer atmenden Ewigkeit und einen neuen Maßstab zu gewinnen an ihrer unerschütterlichen Kraft.
wesen, zuviel... zuviel...
Die Arbeit aber blieb. Die Pflicht zur Arbeit. Und wenn sein umsonst gelebtes Leben so in die Tiefe wirkte, so Licht trüge in die Finsternis der ungelösten Rätsel, so mithülfe am Ganzen, wo ihm im einzelnen nicht mehr zu helfen war, dann brauchte sich das Kind einmal nicht zu schämen, weil sein Vater ein Selbstmörder war, ein Feigling, der sich in der Nacht und wie ein Dieb aus diesem Leben schlich.
Wahrheit zu sagen und nichts als sie...
"
Du tommst zu mir...?" hatte er gestammelt, und er hatte sich verfärbt, sie aber mußte den Kopf schütteln mit unendlicher Anstrengung: " Ich wollte nur... ich wollte..." Und er wußte genug, und nun half er ihr auch nicht, nun sollte sie sich nur im Staube vor ihm wälzen. Er fand Gefallen an dieser Vorstellung: im Staube wälzen... Nun sollte sie nur mit Worten ringen, Worten aus ihrem schmalen, hochmütigen Mund, nun sollten ihre Augen nur brennen in der Demut, mit der sie für einen anderen bat!
Er hatte sie angesehen, von oben bis unten, ganz langsam, schneidend sie gemustert vom Schei= tel bis zur Sohle aus zusammengefniffenen Augen:
..Gut siehst du aus, Veronital Schön zugerichtet hat dich dieser Lump!"
Der Sturm war verrauscht. Stille und mildes Licht durchflossen den Raum. Das Licht fiel aus der abgedämpften Schreibtischlampe Truckenbrotts und schnitt sein Gesicht aus dem Dämmer, der an den Wänden hockte und die Möbel verschattete: tantige Züge zeigte das Gesicht, Verbissenheit und Groll, Mißtrauen und eine grimme Müdigteit. Die Stille aber strömte aus Veronika, und Und ihr Mund hatte gezudt im Widerspruch, diese Stille war wie die Stille des Waldes nach im unterdrückten Beinen, im versuchten Lächeln, dem Aufruhr der Elemente, trächtig von der und nichts war über diesen Mund gekommen als Fruchtbarkeit der Erde und bezwingend durch die ein tonloses Atemholen, weil sie zu erstiden drohte. Größe des Opfers, das Veronita brachte, als sie Dann hatte sie im Stuhl geſeſſen, die Hände rechts sich allen Stolzes entledigte und zum zweiten Male und lints um seine Lehne getrampft, den armen, als Bittende zu einem Ünerbittlichen lam. Doch tiefumschatteten Blick auf Trudenbrott gerichtet, schrecklich für Veronika war nicht die Bitterkeit, anders als damals, da sie zu ihm lam, ein gedie dieser Gang bedeutete, denn nichts tonnte zu gebenes Wort zu brechen. Damals war noch Mut schwer für sie sein und richts zu erniedrigend, als in ihr gewesen und ein mitreißender, Schwung, daß sie es nicht freudig auf sich genommen hätte damals hatte sie für einen herzerschütternden für ihren Mann, schrecklich war nur die erste Augenblic lang die Hände zusammengetan und sie Sekunde des Wiedersehens mit Trudenbrott ge au ihm erhoben, damals hatte sie gefleht:„ Du weſen, diese erste Gehunde, in der er geglaubt mußt es dom berstehen, gerape bann, wenn bu midj hatte, sie sei ihrem Mann davongegangen und lehre liebst, gerade dann! Wenn du mich liebst, dann nun endgültig zu ihm zurück. Entfeßlich die un- mußt du ihn in Frieden lassen, Camillo Trudengläubig- gläubige Freude auf diesem unbarmherzi- brott. Wir hatten Freunde werden wollen, weißt gen, von Schicksalsschlägen erschütterten Gesicht, du noch? Du darfst ihn nicht vernichten, nein, peinigend die bedingungslose Bereitschaft, mit der das darfst du nicht, denn mich triffst du in ihm, der Mann Camillo Trudenbrott für Peronita, die nur mich!" rau eines anderen, wieder da fein wollte, wenn sie nur zu ihm lam, nur bei ihm blieb und nur den anderen verließ. Und fast übermenschlich die
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( Fortfehung folgt.)