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Wochen Angriffsmaterial bereitgestellt. Vor allem soll Gas munition dort lagern. Zur Aufklärung dieser Vorbereitungen ha­ben die Flugzeuge der Regierung ihrer un dungsflüge unternommen. Ein solcher Flug endete mit dem Bombardement der Deutschland  ", deren Anwesenheit in dem Hafen an sich ein sehr star­les Verdachtsmoment ist. Die Repressalie des Bombardements von Almeria   zeigt nun noch deutlicher, wohin die deutsche Kriegspartei im Bunde mit Italien   zielt.

Es scheint aber, daß die Friedenspartei, also jene Militärs, welche in Stenntnis der eigenen Schwäche den Krieg fürchten, in Berlin   ſoweit die Oberhand erlangt hat, daß Deutschland   außer einigen marfanten Gesten" und dem räuberi­schen Ueberfall auf Almeria   zunächst nichts wei­ter unternehmen wird. Das Bombardement scheint das Zugeständnis der Militärs an Hitlers   Tem­perament gewesen zu sein. Daß der von allen

Dienstag, 1. Juni 1937

Nr. 127

Seiten mit groben Abweisungen bodachte Füh- Dr. Ing. Adolf Riedl über die Mitarbeit der Beirates zur Bekämpfung des Alkoholismus  . Der rer" sich zur Zeit in einer überaus gereizten öffentlichen Beamten in der Sozialversicherung. Auch Alkoholkonsum hat in der Zeit der Wirtschaftskrise Stimmung befindet, tann kaum bezweifelt wer- ſein ausführliches, von hoher Sachkenntnis und fozi- einen bedeutenden Rüdgang erfahren. Trop lon­den. Alſo brauchte er ein Ventil. Ob diefes Ben- alem Berständnisse getragenes Referat wurde durch junktureller Befferung aber ift die Alkoholinduſtrie til schließlich die Einfallspforte des Krieges lebhaften Beifall von den Versammelten unter an dem wirtschaftlichen Wiederaufstieg nicht beteis wird, hängt weiter von dem schwer zu durch- strichen. Die übrigen Tagesordnungspunkte betra ligt. schauenden Spiel der Kräfte innerhalb des deut- fen Organisationsfragen und die Wahlen in die Dr. Havlit berichtete dann weiter über die er schen Regimes ab. Verbandsleitung, die den Vorschlägen der Wahltomfolgreiche Tätigkeit des Beirates. So wurde fest­Für die Welt ergibt sich aufs neue die Lehre, mission entsprechend erledigt wurden. Bum Ob gestellt, daß im Lande Böhmen   auf je 247 Gintvoh­daß die eigentliche Quelle der Un- mann wurde Kreschel, Reichenberg, wiedergewählt. ner eine Gasthauskonzession kommt, obwohl in einer ruhe und Kriegsgefahr die inneren Der Verbandstag der öffentlichen Angellten do- Verordnung ausdrücklich festgelegt ist, daß nur auf Zustände der faschistischen Staafumentierte an mehreren Stellen seiner Verband- ie 500 Einwohner eine solche erteilt werden soll. te n, vor allem Deutschland 3 find. Selten lungen den engen Zusammenhang, den diese Orga- Das ist auch der Grund, weshalb ber Beirat ver­ist ein Staat mit so wenig wahrer Autorität nisation mit den Ideen, aber auch mit den orga- langt hat, weitere Konzessionen nicht mehr zu er­regiert worden, selten war die Politik eines nisatorischen Einrichtungen unserer Gesamtbewe- teilen. Auch der Propagierung von Erſaßgetränken Staates so uneinig, sprunghaft, unsicher, so sehr gung hat. Wenn auch noch nicht alle öffentlichen An- und deren Verbilligung muß ein größeres Augen­den Launen und Tücken von Klüngeln und Ku- gestellten aus ihrer Verbandszugehörigkeit zu einer mert zugetvendet werden. lissenschiebern anvertraut, wie im Deutschland   freien Gewerkschaft die politischen Konsequenzen ge Hitlers  . Solange dieses Regime am Ruder ist. 3ogen haben, so bewies doch diese Haupttagung, daß wird Deutschland   nicht vertragsfähig, wird der der Geist, von dem diese Organisation beseelt ist, Frieden durch kein Abkommen gesichert sein. unser Geist ist!

Verbandstag der öffentlichen Angestellten

Aufsig( E. B.) Im Verlaufe des ersten Ver-| hafte und begründete Beschwerden gegen die Hand­handlungstages behandelte habung der Dienstrechte, insbesondere durch die Auf­fichtsbehörden, erhoben. Dann referierte der zweite Verbandsobmann I st ne r, über die

Verbandssekretär Dr. Otto Hahn  

Investitionsarbeiten

für fast eine halbe Milliarde

Lage ber autonomen Angeſtellten und die Sicher. ligt. Es handelt sich burchwegs um wafferwitt- mummheiten der Zugenbitte" aufräune fe

stellung ihrer Existenzgrundlagen.

das Unrecht des Ausschlusses der Angestellten der autonomen Körperschaften aus der Pensionsversi­cherung der Privatangestellten. Der Verband mußie mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln dagegen auftreten. Weiter beschäftigte sich der Referent mit Das Material zu diesem Referat ist in Busammen den Folgen der Polizeiverstaatlichung für die kom- arbeit Elstners mit dem Zweigstellensekretär des Ver­munalen Wachleute, die in anderen Dienstzweigen bandes, Püscher, zusammengetragen worden. Elftner weiterbeschäftigt werden. Gestützt auf eine Entschei- wies in einer historischen Einleitung nach, daß schon dung des Obersten Gerichtes ist flargestellt, daß den früheren Gemeindepolizisten zumindest die Wache­zulage weiter gezahlt werden muß, sofern sie während ihrer Polizei- Dienſtleiſtung der ſtaatlichen Sicher­heitswache in allen Teilen gleichgestellt waren.

Bundesvollversammlung

und Erzieher bleiben. Ferdinand Lassalle  , der große rief den Arbeitern einmal zu: Es ziemen Agitator und Interpretant der sozialistischen   Idee, Euch nicht die Lafter der Unter­drückten!" Auch wir haben diesem Rufe getreu, den Kampf gegen das Laster Alkohol unvermindert fortzusehen!"

Eine vorgeschlagene Resolution, welche die not­wendigen Forderungen der Abstinenzbetwegung au­sammenfaßt, die öffentlichen Faktoren auf die Schä­

ben des Altohols aufmerksam macht und Abhilfe­

maßnahmen verlangt, wurde einstimmig angenom

men.

Nach ihm Lam Josef ofbauer zu Worte, der über das Thema: 3 st unser Kampf gegen den Alkohol noch zeitgemäß?" sprach. Er stellt dem Marsch des Faschismus in die Barbarei das Kulturstreben des Sozialismus ent­gegen. Die Arbeiterbetvegung der Nachkriegsepoche hat sich grundsätzlich gewandelt. Sport und Enthalt­samteit nehmen einen breiteren Raum ein, als dies früher einmal der Fall war. Trotzdem muß festge= Das Fürsorgeministerium hat abermals 60 stellt werden, daß viele junge Menschen, die in den Subventionsgesuche öffentlichrechtlicher Bauher= proletarischen Erziehungs- und Jugendorganisatio­ren genehmigt und für einen budgetierten Ge- nen Abstinenzler waren, später von ihrer fonfequen­samtaufwand von 40.6 Millionen Subben ten Enthaltsamkeit abweichen, gleichsam mit den tionen im Betrage von 3.6 Millionen Jugendjahre" Hier schaftliche, bzw. Straßenarbeiten, bei denen 4180 Jahres wurden an Subventionen für Investi­Arbeiter Beschäftigung finden. Seit Beginn des tionsarbeiten von Bezirken und Gemeinden ins­gesamt 47.2 Millionen bewilligt, während der Gesamtaufwand dieser Arbeiten 450.4 Millionen bei der Begründung des Gemeindebeamtenrechtes die beträgt. Dabei finden 64.800 Arbeiter Be deutschnationalen Küngel, die seinerzeit in den nord- schäftigung, davon 10.450 ganzjährig.( DND.). böhmischen Städten herrschten, die nationale Frage dazu benutzten, um eine so bescheidene soziale Ne­gelung der Dienstverhältnisse zu Fall zu bringen, wie sie das Gemeindebeamtengesetz von 1908 ent­hielt. Dieses Gefeß bildet heute noch die Grundlage des Gemeindebeamtenrechts und wurde auch auf das Dienstrecht der Gemeindebediensteten ausgedehnt. Diese Gefeße sind vollkommen veraltert. Eine starke Erschütterung erfuhr die Lage der autonomen An­gestellten insbesondere durch die Revisionspraxis der Landesbehörden, die zum Teil von den Gedanken beeinflußt wird, die Finanzlage der Gemeinden auf Hinsichtlich der Kategorie der Sozialversiche Stoften der Angestellten zu fanieren. Dadurch wurden rungsangestellten wies der Referent auf die Bestres auch Rechtsakte, Beschlüsse und Dekrete, die jahr­bungen hin, den Kollektivvertrag überhaupt zu bezehntelang in Geltung gewesen und von der Auf­seitigen und an seiner Stelle die Dienst- und Dis- fichtsbehörde genehmigt waren, zu einem wertlosen siplinarordnung als Grundlage des Anstellungsber- Fehen Papier  . Der Verband fordert deshalb de hältnisses zu nehmen. Dadurch würde ein neues Erlaß eines Gesezes, nach welchem die Dienſtver Mischrecht im Gebiete des öffentlichen Dienstverhältnisse autonomer Angestellter gesichert und nicht hältnisses entstehen, das zum Teil auf den indi- wegen Verlegung formaler Bestimmungen aufgeho­biduellen Arbeitsvertrag beruhe, deſſen Inhalt aber ben werden können. Nach einer Reihe weiterer Aus­durch einseitig dekretierters öffentliches Recht be- führungen über die Sicherstellung der Ruhegehalts­stimmt sein würde. Auch die Dienstrechts- und Ar- ansprüche schloß der Referent seinen Vortrag mit beitszeitverhältnisse der Angestellten der Humani- einem Appell an die Regierung, bei der Beurteilung tätsanstalten wurden behandelt. Sodann   sprach der der Dienstverhältnisse nicht nur den starren Buch­Referent über die Aufnahme von deutschen   Bewer- staben des Gesetzes in Anwendung zu bringen, son­bern in den Staatsdienst und ihre Voraussetzungen dern auch menschliches und soziales Empfinden wal­in bezug auf Sprachkenntnisse, ferner über die ten lassen. Die Verbandstagsdelegierten quittierten Urlaubsfrage, die für viele öffentliche Angestellte un diese Rede mit einem begeisterten Beifall. günstiger geregelt sei als für Privatangestellte. Zum über die in diesen Städten vor sich gegangenen Re­Schlusse ging er ausführlich auf organisatorische Ans In der nachfolgenden Aussprache berichteten die gelegenheiten des Verbandes ein und gab einen Delegierten aus Reichenberg, Aussig   und Karlsbad  Ueberblick über die großen Leistungen des Verbandes. visionen und den geradezu katastrophalen Folgen, Am Samstag begannen die Verhandlungen mit die sich daraus auf die Gehälter der Beamten und der Diskussion über die Berichte, in welcher eine Bediensteten dieser Städte ergeben haben. Reihe von Delegierten der Verbandsleitung An- In der Nachmittagssißung sprach der Direktor- Dr. Wilhelm Havlit erstattete einen in erkennung und Vertrauen aussprachen, aber ernſt- Stellvertreter der Zentralſozialversicherungsanstalt| ſtruktiven Bericht über die Tätigkeit des ſtändigen

Ein frasses Bild fozialen Elends ergaben die Mitteilungen Dr. Hahns über die Besoldung der Bezirksstraßenwärter. In vier Bezirken gehen die Durchschnittsgehälter diefer Kategorie nur bis zu 2000 jährlich, in insgesamt 35 Bezirken gehen fie nicht über 500 pro Monat hinaus und in 32 Be. zirken liegen fie darüber. Der Verband bemüht fich seit Jahren, die Gleichstellung der Bezirksstraßen­wärter mit den Staatsstraßenwärtern zu erreichen.

JUNGES WEIB

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VERONIKA

ROMAN VON MARIA GLEIT  

Dachte auch darüber nach, was sie wohl in diese Frage getrieben haben mochte und in das er= staunliche Wort von Gottes großer, leuchtender

Hand.

sen, daß sie bei ihm war. Zugleich wußte er instinktiv, daß er sich nicht anmerken lassen dürfe, wie sehr ihr Anblick ihn erschüttere, wie unerträg­lich ihm ihre arme Müdigkeit dünkte, wie er schrocken er war über ihren leeren Blick. Wie eine Blinde sieht sie aus, durchfuhr es ihn, er vertrieb den Gedanken, schnell, überlegte, was er ihr wohl fagen fönne und fragte, wie man qute Bekannte fragt, die man nicht erwartet hat:

,, Nanu, Veronika, wo kommen Sie denn her? Sind Sie allein?"

In den Vorstand wurden gewählt: Obmann: Dr. Arnold So I its cher- Komotau, Stellver­treter: Josef Hofbauer- Prag  . Geschäftsfüh rer: Dr. Ernst Li e ben- Turn, Stellvertreter: Alois May- Komotau, Kassier: Wilhelm Schnei­der- Graupen, Stellvertreter: Sirsch Steffi, Turn. Kontrolle: M a II y Josef- Turn, Fe II ing­hauer Ernst- Komotau, Müller Karl- Böhm.­Leipa.

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des Arbeiterabstinentenbundes Sonntag, den 30. Mai d. J., fand in Komotau   die diesjährige Bundesvollversammlung des Arbeiter­abſtinentenbundes statt. Der Vorſizende Dr. So litscher hielt dem verstorbenen Bundesfunktionär Adolf Sch ie fn er von Graupen einen Nachruf, der von der Versammlung stehend angehört wurde. Dann begrüßte er die einzelnen Gäſte, unter denen sich als Vertreter des Geſundheitsministeriums Sa­nitätsrat Dr. Ia u 3 aus Komotau  , Sektionsrat Dr. Krasnaj- Prag   und in Vertretung des Guttem­plerordens Wittenberg   befanden. Für den tschechi- Beisiger: Marie Deutsch Prag, Willh schen Arbeiterabſtinentenbund war Dr. Wilhelmo de- Bodenbach, Stöhr Josef- Karlsbad. nen Spißenorganisationen unseres Landes Dele- Schwarzer- Sternberg, Bechtold Josef= Havlit erschienen. Außerdem hatten die verschiede- Ersatz: Dr. Ernst Bloch   Brünn, Franz gierte entsendet. Von Dr. Czech war ein Begrü- Drahcivik, Abeles Josef- Turn. ungsschreiben eingetroffen. An den Gerrn Staats­Dr. Benes wurde ein Huldigungstele­gramm entsandt. Die böhmische Landesvertretung trat Mon­Aus dem Bericht des Geschäftsführers, Dr. tag nachmittags zu ihrer heurigen Sommersession Lieben= Turn war ersichtlich, daß die Tätig- zusammen, deren wichtigste Tagesordnungspunkte feit des Arbeiterabſtinentenbundes vielgestaltig ist. der Rechnungsabschluß des Landes, ein Bericht Ueber den Rahmen der eigenen Organisation hin- über den Stand der Entschuldungsaktion und aus gelang es, die Ziele der Abstinentenbewegung über die Landesstraßenaktion ist. In der ersten auch den Angehörigen anderer Verbände nahe zu Sißung referierte Landesausschußbeisißer Ku bringen und vor allem auf unsere Jugend bedeu- bista über den Rechnungsabschluß. tend erzieherisch zu wirken. Den Kassabericht er­stattete Wilhelm Schneider, Bürgermeister von Graupen, für die Kontrolle berichtete Müller. Dem Vorstand wurde mit einstimmigem Beschluß

die Entlastung erteilt.

Der Präsident der Republik empfing am 31. Mai 1987 den Minister Dr. Franz Spina.

Der Vorkivende der Regierung Dr. Milan Hodža ist in Bratislava   eingetroffen, um das Ehren­bürgerdiplom entgegenzunehmen, das ihm seiner­zeit von der Hauptstadt der Slowakei   verliehen wurde.

aus nach diesem langen Weg, den Sie da hinter| kleine Aeußerlichkeit, um ihre Unbefangenheit. sich haben..." darzutun. Wie arm sie ist, dachte er, sie hat ja Vor den Bildern hatte sie ihr Lächeln ge- niemanden, zu dem sie gehen kann, niemanden, zu sammelt. Es war jetzt schwerer, und auch die dem sie Vertrauen hat, keinen einzigen Freund, Stimme war leiser: ,, Vor mir, Alexander, einen selbst ich hab' immer nur an mich gedacht langen Weg von mir...", sagte sie und drehte sich Was hat sie nur, wenn ich nur tvüßte, tvas sie herum, und sah unsicher an ihm vorbei, und hat... wandte sich rasch ab. Wenn sie doch endlich auf- ,, Es geht mir auch gut", rief er, wieder in hören wollte, mir etwas vorzumachen, dachte er, der Küche, laut und zuversichtlich durch die Tür, denn schon wieder ging sie im Zimmer herum mit die er weit offengelassen hatte, damit er sie im­diesen gewollt leichten Schritten und einer fleinen mer im Auge behalten konnte, die arme Veronika. Sie hob die Schultern und ließ sie wieder Bewegung in den Hüften. Und alles, was sie tat, jinten mit einer Gebärde der Aussichtslosigkeit, tat sie in diesem Gegensatz: das Schwere, Trost die er noch nie an ihr, gesehen hatte, geradeso, als lose, das von ihr ausging, versuchte sie mit einer ob sie ihm bedeuten wolle: was weißt denn du frampfhaften Leichtfertigkeit zu übertäuschen, so davon, woher ich komme? Mit großer Mühe hielt sie dabei die Augen offen, deren Blick, nadt und starr, das Zimmer aufnahm. Wie hübsch Sie es hier haben, Alexander, wirklich hübsch", sagte sie mit jener Stimme, vor der er schon draußen zusammengefahren war, so wenig war es die Stimme der Veronita. Was hatte man ihr nur getan?

,, Es geht Ihnen gut?" fragte sie teilnahms los, mit ihrem starren Gesicht, und erst, als sie merkte, daß er wieder im Zimmer war, die Tee­fanne in der Hand hielt, und sie betrübt betrach= daß alle ihre Bewegungen und ihre Worte in tete, erst als ihr auffiel, daß er schon eine Zeit­einer tragischen Verzerrung erschienen. Sie war lang so gestanden haben mochte, ohne daß sie ihn wie eine, die sich Schminke auf das totenblaffe Ge- bemerkt hatte, weil sie immer wieder fortge­sicht reibt, damit man ihr Elend nicht erkenne, schwemmt wurde von dieser großen Leere, wieder­sondern an die Morgenröte ihrer Jugend glaube. holte sie ihre Frage eindringlicher und nickte da­Gr aber sah das Elend und konnte ihr doch nicht bei mit dem Kopf, ein paarmal kurz hinter­begreiflich machen, daß sie nicht nötig hatte, es einander, als müsse sie es ihm und sich selbst be vor ihm zu verstecken. Er wußte, daß er sich da- stätigen: Es geht Ihnen also gut? Nun, das mals auf dem Dorfe draußen zu ungeschict be- ist schön, Alexander, das freut mich sehr." nommen hatte, um nun noch ihres Bertrauens Es freut Sie gar nicht", sagte er düster und gewürdigt zu werden. Er ist ein furchtbarer stellte die Teekanne auf den Tisch. Ich sehe ja, Mensch', hatte er gesagt und ihren Mann ge- daß es Sie gar nicht freut. Und wenn Siz meint. Veronika würde ihm das nie vergessen glauben, daß ich Sie jest frage, wie es Ihnen und sich ihm immer nur mit größter Vorsicht geht, dann irren Sie sich aber, Veronika. Denn Ihnen geht es miserabel. Ganz miserabel geht Was ist denn los, Veronita?"

Als es in diese Gedanken hinein an der Wohnungstür flingelte, erhob er sich nur unwillig, er überlegte sogar, ob er öffnen solle oder nicht. Er warf einen Blick in das Zimmer zurück, da er die Flurtür schon in der Hand hatte. Nein, er war wirklich nicht in der Stimmung, Besuch zu empfangen, aber ein Schatten hinter der Tür er regte ihn auf eine merkwürdige Art. Er, der erst gezögert hatte, öffnete nun fast hastig, überstürzt und brachte auch im ersten Schreck tein Wort aus Dann sind Sie also doch allein?" wieder dem Mund. Denn draußen stand eine Frau, holte er hartnäckig seine Frage. leeres Lächeln in einem von Müdigkeit verwüsteten Ja, allein", antwortete sie leichthin; es Gesicht, und streckte ihm die Hand entgegen." Darf sollte felbstverständlich klingen, doch ihre Stimme ich hineinfommen, Alexander?" fragte diese war nun wie in Eis erfroren, rasch stand sie auf, Frau und nahm die Hand wieder zurück, und machte ein paar Schritte in das Bimmer hinein, fragte das mit einer Stimme, die nicht zu ihr, blieb vor den Bildern an den Wänden stehen, nähern, soviel war ihm gewiß. dieser nur mühsam aufrechtgehaltenen Gestalt zu schwankte ein wenig. Gottes große leuchtende gehören schien, so verstört war sie in eine gewalt- Hand, da haben wir's, dachte Alexander Bernd same Leichtigkeit gezwängt. Endlich fand der junge Mann die Sprache bittlicher Kraft zuſammengepreßt mit uner­

wieder. Sind Sie es wirklich? Ach, sind Sie's denn wirklich, Veronita?" Dann nahm er die Frau, die jetzt den Kopf ein wenig neigte, als warte sie darauf, daß die erste Ueberraschung und Begrüßung vorbei sein möge, am Arm, führte sie in das Zimmer, begriff endlich, daß ihr etwas geschehen sein mußte, deswegen sie fam, nötigte sie in einen Stuhl und konnte immer noch nicht fas­

im Zorn.

über dem Schicksal der Veronika, und ich kann ihr nicht helfen, weil der Mensch dem Menschen nicht zu helfen vermag

..

Ratlos ging er bis zum Fenster, sah auf die Straße hinab. Da steht ja Ihr Wagen, Vero­nita? Sie sind mit dem Wagen gekommen? Von

-

zu Haus? Haben Sie denn unterwegs etwas gegeffen? Da müffen Sie ja furchtbar müde sein! Seßen Sie sich doch, Veronikal Ruhen Sie sich

,, Soll ich etwas zu essen holen, Veronika?" die Augen, wie Blei waren die

,, Nein, bitte nicht."

Wollen Sie Tee?"

Ja, Tee."

Lider. Sie hatte den Boden unter den Füßen verloren, das war los, teine Handbreit Boden war mehr da, abgestürzt war sie in die Fin­sternis.

Sie sah ihm zu, wie er in die Küche lief, wie er Taffen brachte, ein weißes Deckchen auf den Tisch legte, Löffel.. sie sab ihm zu, wie er ihr Tee..Peterle ist trant", antwortete sie und öffnete tochte, und wie er sich freute, daß er nicht nur die Augen wieder und wehrte unduldsam und un­Würfelzucker, sondern auch Num im Hause hatte. geduldig feine Frage nach der Art und Sdyvere Dann scheint es Ihnen aber gut zu gehen. dieser Krankheit ab. Ich weiß es nicht, woher Alexander", lächelte sie wieder und zeigte auf die soll ich es wissen, Alexander?" halbgefüllte Flasche. Sie flammerte sich an jede

( Fortfebung folgt.)