Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen   sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik

Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh Einzelpreis 70 Heller

Redaktion und Verwaltung: Prag   XII., Fochova 62

17. Jahrgang

Woroschilow

deckt die Erschießungen

Moskau  . In einem Armeebefehl des Volkskommiffärs für Nationalverteidigung Wo tofchilow heißt es:

GND

Telephon 53077

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Herausgeber: Siegfried Taub  - Verantwortlicher Redakteur: Karl Kern, Prag  

Dienstag, 15. Juni 1937

Endkampf um Bilbao  

Regierung organisiert letzte Verteidigung In den Straßen der Stadt

Die ganze Rote Armee   wird erleichtert auf­atmen, wenn sie von dem gebührenden Urteil des Gerichtes über die Verräter und von der Aus­führung dieses gerechten Urteiles Kunde erhält. Das Endziel dieser Bande von Spionen und Ver­schwörer war die Liquidierung der Sowjetordnung in Sowjetrußland um jeden Preis und mit allen Der Vorsitzende der baskischen   Kreisregierung| Mitteln. Sie bereiteten die Er mordung Aquirre sprach Montag abends im Rundfunk der Führer der Partei und der und wandte sich mit einer Boschaft an die Vor­Regierung vor und führten alle mögliche böswil- fitzenden fämtlicher demokratischen Regierungen. lige Schädlingstätigkeit aus und versuchten, die Er protestierte dagegen, daß die deutsche und die Macht der Roten- Armee zu untergraben und de- italienische Regierung sowohl Truppen als auch ren Niederlage in einem künftigen Krieg vorzu- Kriegsmaterial an die baskische Front gefendet haben. Er erinnerte an die Empörung, welche das Bombardement der Städte Durango und Guernica   in der ganzen Welt hervorgeru­fen hat, und erklärte, daß weiterhin offene Dör­fer und Städte vernichtet wurden. Seine Bot­schaft schloß Aquirre mit den Worten: ,, Inmitten dieser Greuel rufe ich die zivilisierte Welt, der noch ein bißchen Menschlichkeit geblieben ist, rufe ich das Gewissen der Welt auf, nicht zuzulaffen, daß die schrecklichste Ungerechtigkeit, welche die Weltgeschichte ie zu verzeichnen hatte, zu Ende geführt werde!

Bayonne.  ( Reuter.) Die bastische Nachritenagentur teilt Montag abends in einem Sondekommuniqué mit, daß die bastische Regierung einmütig beschloffen habe, in Bilbao   zu bleiben und die letzte Verteidigung in den Straßen der Stadt zu organisieren. Damit er­ledigen sich die Gerüchte über die Flucht der Regierung nach Santander.

Die Lage in der Stadt ist unverändert. Die Stadt wird von Flugzeugen der Aufständischen in kurzen Intervallen dauernd bombardiert.

bereiten.

Die Hauptorganisatoren und Führer der Spione, die unmittelbar mit den Generalstäben Bourgeoiser faschistischer Staaten verbunden wa­ren, wurden entlarvt und erlitten nach Verdienst die Vergeltung durch die Sowjetjustiz. Die Note Arbeiter- und Bauernarmee öffnet schonnungslos diefe Eiterbeule an ihrem gefunden Körper und beseitigt fie rasch.

Lenins   Schwester gestorben

über.

Paris  . Der Havas- Korrespondent meldet

Moskau  . Im Alter von 59 Jahren starb hier die Schwester Lenins  , Maria Iljitschna UI i as no o a. Sie war eines der ältesten Mitglieder der kommuniſtiſchen   Partei und die engite Mits von der Bilbao  - Front: Die Navarra  - Brigade be­arbeiterin Zenins. Ihr Sarg wurde im Gewerkätigte fich Sonntag bes Berges Santa Ma ( 450 Meter), der eine Schlüffelstellung für schaftshaus aufgebahrt und große Abordnungen die Einnahme von Bilbao   bilbet. Am. Montag der Bevölkerung zogen zum Abschied an ihm vor- früh erreichten die Borhuten bereits die erſten Frau Uljanowa hatte sich unter dem Ein- Häufer des füdöstlichen Stadtteiles von Bilbao  , fluß ihres Bruders schon als junges Mädchen der Begona. Die bastischen Streitkräfte beschränkten revolutionären Bewegung angeschlossen und führte sich auf leichte Rückzugsgefechte. Fliegerstaffeln feither das Leben einer überzeugten Revolutio- von leichten Jagdbombern bis zu schweren drei­närin. Vom März 1917 bis zum Jahre 1929 motorigen Bombenflugzeugen freisten über dem arbeitete sie in der Redaktion der Pr a w da"; noch nicht gefallenen Festungsgürtel und machen feit 1934 war fie Mitglied des Büros der Komis­sion für die Sowjetkontrolle.

Faulhaber   protestiert

München  . In München   wurde am Sonn­tag in den katholischen Kirchen bei der Predigt ein Protest des Münchner Erzbischofs Faulhaber ver­lesen, der an den Kirchenminister Kerri ge­richtet ist und sich auf die jüngst erfolgte Verhaf­tung des Jesuitenvaters Rupprecht Meher bezieht. Der Jesuitenpater ist am 5. Juni in der Michaels­firche in München   verhaftet und bis jest nicht freigelassen worden. Kardinal Faulhaber fordert die Freilassung Meyers und die Aufhebung des gegen ihn von der geheimen Staatsnolizei erlaj­senen Verbotes, öffentlich zu sprechen, da dies mit dem Konkordat in Wider­spruch stehe.

Budapester Kommuniqué

ihn sturmreif.

Der Hafen unter Feuer

"

Guirec und Tregastel" find Montag nachmit Die franzöfifchen Frachtdampfer Perrog tags mit Lebensmittelladungen in den Bilbao­Fluß eingefahren, mußten aber, bevor sie noch den Hafen der Stadt Bilbao   erreicht hatten, flie­hen und sich auf die hohe Sec begeben, da der Hafen von den Batterien der Aufständischen unter starkem Feuer gehalten wurde.

Britische Marinesoldaten ausgeschifft

Der britische Zerstörer ,, Kempen felt" traf Wontag um 18 Uhr im Innenhafen der Stadt Bilbao   ein und schiffte eine Abteilung be­waffneter Marinesoldaten aus. Es verlautet, daß diefe Marinefoldaten den britischen Konsul Ste­venson auffinden sollen, welcher mit dem Kom mandanten des Zerstörers in Radioverbindung stand, welche plötzlich unterbrochen wurde.

Ein letzter Hilferuf

triert werden."

Neue Finanzvorlagen Blums

Aus dem Inhalt:

Das Landwirtschafts­

ministerium und die Arbeitslosenunterstützung

Kommunistenverbot in Genf  

Dr. Hodžas Staatsbesuch in Bukarest  

Nazi- Propaganda

bei der Jugendfürsorge

f

Nr. 139

Nach der belgischen Amnestickrise

Brüssel  . Ministerpräsident Van Zeeland  fuhr nach Amerika  . Der Amerikareise des belgi­schen Ministerpräsidenten ging der gewaltige Brüsseler   Wahlsieg über den Regismus voran. Diesem Siege folgte überraschender Weise eine schwere Krise, die zeitweilig zum Rücktritt der Regierung zu führen drohte.

Die belgische Krise wurde durch eine schein­bar untergeordnete Frage heraufbeschworen, durch die Frage des Erlasses gewisser Nebenstrafen für stecken aber die großzen nationalen und sozialen flamische Nationalisten. Hinter der Amnestie Existenzfragen des Landes.

Das flämische Problem ist in Belgien  keine Minderheitsfrage. Da es in Belgien   mehr Flamen gibt als belgische Franzo= sen, Wallonen, ist die flämische Frage eher das Problem der nationalen Mehrheit, der die sprach. liche Gleichberechtigung lange vorenthalten wurde. Diese eigentümliche Erscheinung ist auf die so­ziale Schichtung Belgiens   zurückzuführen. Die Sprache der besißenden, der gebildeten Klassen war die französische. Nur mit der Demokratijic­rung des Landes, dem Aufstieg der unteren Volks­klassen begann das Vordringen der flämischen Sprache im Unterricht, in der Verwaltung, im Heer. Die Sozialisten waren seit scher. Verteidi­ger der flämischen Sache. Später nahmen sich die Katholiken ihrer auch an. Zur Zeit des Kriegs­ausbruchs waren aber noch manche Forderungen. der Flamen nicht erfüllt. Eine ungeduldige kleine Minderheit stellte sich unter den Schutz der Bes

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Aquirre hat an die Regierungen der Völker- stüßt, rief ſie die Selbständigkeit Der Präfident ber Bastischen Rebublit fabungsbehörden und von ben, Deutſchen   unter­bundstaaten eine gleichlautende Botschaft gerichtet, I andern 3 aus. Die große Mehrheit der in der er fagt: Die zivilisierten Völker können Flamen blieb Belgien   treu. Nach der Beendigung des Krieges wurden doch nicht zulaffen, daß ein tausendjähriges Land, die Wiege der ältesten Demokratie, vernichtet iene Flamen, die mit Deutschland   zusammen­werde, und sie können nicht zulassen, daß in den gearbeitet hatten, als Landesverräter Straßen Bilbaos die letzten noch übrig geblic- hart bestraft, dreißig von ihnen sogar zum Tode benen Basken, die jetzt dorthin flichen, maffa: verurteilt. Das Todesurteil wurde aber nicht voll­streckt. Gleichzeitig mit der Verfolgung der Lan­desverräter wurde die sprachliche Gleichberechti= gung der Flamen zum großen Teil verwirklicht. Dies führte aber nicht zum Abflauen der flämischen Bewegung. Die extremen flämischen Nationalisten, die Frontisten die flä= mische Mehrheit gehört nicht zu ihnen, sondern zu den Katholiken und den Sozialisten for derten territoriale Autonomie, manche Nationali­ften sprachen sich sogar für die Loslösung von Belgien   aus. Durch den Sieg des Hitlerismus bekam der flämische Nationalismus einen starken barte fich nicht nur in den Schaffung von kleinen Antrieb. Der scharfe chauvinistische Wind offen­faschistischen Organisationen wie die Dinaso­Gruppe, sondern in der weiteren Radikalisierung der Frontisten und in der Wandlung der flä= mischen Katholiken. Obtvohl die Ein­heit der großen katholischen Partei grundsätzlich aufrechterhalten wurde, zerfielen sie in der Tat in zwei Teile, in den stärkeren flämischen und den schwächeren wallonischen Flügel.

vom Kabinettsrat einmütig genehmigt

Paris  . Montag gegen Abend ist der Ka-| Finanzvorlagen bekanntzugeben, bevor diese nicht binettsrat zufammengetreten, der den Bericht des dem Parlament unterbreitet sein werden. Finanzministers über die geplanten Finanz- Dem Vernehmen nach werden die Vorlagen die re formen entgegennahm. Die Minister find dann gesondert zusammengetreten. Bei den Bera- Erhöhung der direkten Steuern, insbesondere der tungen der radikalen und der fozialistischen Mi- schiedener indirekten Steuern bringen, weiters die Einkommen und der Erbschaftssteuer, sowie ver­nister und in der hierauf stattgefundenen neuer Erhöhung der Tabakpreise, der Eisenbahntarife, der lichen Sitzung find die vorgelegten Entwürfe Telephon- und Telegraphentarife usw. ein mütig angenommen worden. Sie werden in der am Dienstag unter dem Vorsitz des Präsidenten der Republik stattfindenden Sitzung des Ministerrates definitiv genehmigt und am Nachmittag dem Parlament vorgelegt werden. Die Mitglieder der Regierung lehnten es ab, den Preffevertretern Einzelheiten über die geplanten zent erhöht..

Zum Schutze des Franc

Die Bank von Frankreich hat Montag ihren Diskontsatz, der am 25. Jänner d. 3. um 2 auf 4 Prozent heraufgefekt worden war, auf 6 Pro­

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Der amerikanische   Stahlarbeiterstreik me ben Ausbau der Landesverteidigung zu

gegen Blockbildung Budapest  . Reichsaußenminister von Neurath ist Montag früh nach dreitägigem Aufenthalt in Budapest   nach Berlin   zurückgeflogen. Ueber seine Besprechungen mit dem Ministerpräsidenten Da- New York  . Am Sonntag fanden in den Ber-| sylvania) wurden einige Personen verlegt. Eben­rány und dem Außenminister Kánya wird in einigten Staaten zahlreiche Manifestationen für so ist es in Andersond( Indiana  ) zu einer Schie­einem offiziellen Kommuniqué gesagt, daß alle die streitenden Arbeiter statt. In Monroe, einem Berei gekommen, bei welcher neun Personen ver­Fragen der europäischen   Politik und insbesondere Bentrum der Streitbewegung, wurde eine Riesen wundet wurden. Hingegen wurde die National­diejenigen geprüft wurden, an denen die beiden versammlung abgehalten. Homer  . Martin, der garde aus Monroe abgezogen, nachdem die De­Staaten unmittelbar interessiert sind. Dabei sei Vorsitzende der United Automobile Workers" nonstrationen am Sonntag in Ruhe verlaufen ,, bolle Einmütigkeit in jeder Hinsicht" konstatiert sandte den Industriegesellschaften ein Ultimatum, waren. worden. Die beiden Länder lehnen insbesondere in dem er droht, daß die Streitenden binnen zwei alle auf eine Blodbildung zielenden Ver- Tagen in Monroe eindringen werden, soferne die suche ab und streben einen Ausgleich der Forderungen der Arbeiter nicht erfüllt werden. Der in Betracht kommenden Interessen und eine end- Bürgermeister von Monroe antwortete mit der gültige Befriedung an. Drohung, Waffengewalt anzuwenden. Briand  - Denkmal

walzen.

Diese nationale Radikalisie rung der Flamen verleiht dem Antlitz Belgiens  derzeit das Gepräge. Die deutsche   Aufrüstung einer Notwendigkeit. Die Flamen, auch die Katho­liken, setzten sich dagegen zur Wehr. Sie stellten. verschiedene Bedingungen. Die außenpolitische Neuorientierung ist mit der Armeereform, leßten Endes mit der flämischen Frage innigst vers knüpft. Auch die Amnestiefrage ist ein Neben produkt der Heeresreform, ein Versprechen, das anläßlich der Neugestaltung der Armee den flämischen Katholiken gegeben wurde.

Ein Flugzeug, welches von Cleveland   nach Warren flog, um die Streitbrecher in einem Be- Man darf nicht glauben, daß die flämische trieb der Republic Steel  " mit Vorräten zu ver- Mehrheit den Extremisten, die wie de Borms und sorgen, wurde durch Gewehrfeuer zur Landung andere inzwischen zu Faschisten geworden sind, gezwungen. Die Streifenden haben die Eisenbahn- zuneigt. Sie verlangt nur das Vergessen für John Lewis hat in 15 Kohlengruben der berbindung mit den Werken der Republik   Steel Sandlungen, die vor zwanzig Jahren aus poli­Corporation" dadurch unterbrochen, daß sie die tischen Beweggründen begangen wurden. Die ..Republic Steel Corporation  " den Streif ange vor dem Qual d' Orsay orbnet. Dieser Streit beginnt Dienstag und wird Schienen herausriſſen oder Steinblöcke darauf- Amnestie wurde übrigens in Etappen zum größ­ten Teil schon vollzogen. letzten Baris. Sonntag nachmittags wurde auf dem 9500 Bergleute umfassen. Auch in Johnstown  Quai d'Orsay bar bem Gebäude des Augenmini wurde der Streit in einer Fabrit der Betlehem   Bei allen dieſen Nachrichten ist allerdings vorlegten Nate einer Drifitaen. Der festen ober ſteriums das Denkmal Aristide Bri.a.n.bs in Steel" angeordnet, die faft 15.000 Personen be- beachten; daß sie praktisch unter der Kontrolle wurde jezt tein besonderer Widerstand entfaltet. feierlicher Weise enthüllt. An der Feier nahmen schäftigt, Insgesamt streiten, vor allem im Staate der großen Unternehmerverbände ausgegeben Der Sturm im wallonischen Lager brach erst dann werden und feinesfalls als berläßlich angesehen aus, als die Regierung die Streichung von Ne­Der Präsident, der Republit, Lebrun, die Mitglie- Michigan  , an 45: 000 Arbeiter. Die Mittelpunkte werden können, insbesondere ſoweit sie die gerade benstrafen, wie Verlust der politiſchen. Nechte. der der Regierung, des diplomatischen Korps, des sind Flint, Detroit  , Pontiac und Sagina. in den Vereinigten Staaten   berüchtigten Aktionen vorschlug. Ho ch verräter sollen wäh I= Parlaments und zahlreiche andere Würdenträger Die Zuſammenſtöße zwischen Streitbrechern der Unternehmerorganisationen und der diversen bar sein? Das wollte der wallonische Nationa­teil. Die Feier nahm einen würdigen Verlauf. und Polizisten mehren sich. In Johnstown  ( Pen Bürgerwehren betreffen. lismus nicht schlucken.