Sozialdemokrat

8entralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh Einzelpreis 70 Heller

Redaktion u. Verwaltung: Prag XII., Fochova 62- Telephon 58077- Herausgeber: Siegfried Taub- Berantw. Redakteur i. B.: Zdenko Neuwirth, Prag

17. Jahrgang

Dr. Max Adler

Wie wir kurz vor Blattschluß erfahren, ist in Wien Dr. Mag Adler, der bekannte soziali= ftische Theoretiker, gestorben. Das Leichenbegäng­nis foll Donnerstag stattfinden.

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Dienstag, 29. Juni 1937

Aus dem Inhalt:

Erfolge des 18. Feber

Der Reichsaufmarsch der RW

im Rundfunk

Lohnerhöhungen

für 3000 Weiperter Textilarbeiter

Um die Getreidepreise

Nr. 151

Hitler: Wir brauchen Spaniens Was mit unseren Kindern?

Absage an weitere

kollektive Maßnahmen

Eisenerze

Nach Mussolini hat nunmehr auch Hitler in einer Rede in Würzburg auf dem Gautug des Main- Franken- Gaucs der DNSAP mit bemerkenswerter Offenheit feine Pläne in Spanien enthüllt, indem er rundweg erklärte, Deutschland müsse Eisenerze einführen; es wolle daher eine Franco- Regierung in Spanien , damit es spanische Eisenerze kaufen könne.

May Adler war einer der bedeutendsten sozialis stischen Theoretifer und einer der größten philo­sophischen Denker der Gegenwart überhaupt. Sein Lebenswert hat in einer philosophischen Vertiefung des Marrismus bestanden und sein Tod bedeutet Hitler sagte hiezu u. a: Nach den Torpedo- werden. Redensarten in Parlamenten oder von einen unerhörten Verlust für den wissenschaftlichen angriffen auf die Leipzig " haben wir er- Staatsmännern werden uns in Zukunft nicht Sozialismus. Die Todesnachricht kommt um so wartet, daß die internationale Solidarität eine mehr einnebeln können. Hätte sich diese kollektive überraschender, als Abler noch vor kurzer Zeit in follettive gemeinsame Beſchüßung des Friedens Abmachung vom 12. Juni bewährt, hätte man es Prag Vorträge gehalten hat. veranlassen würde. Wir haben nichts anderes sich vielleicht überlegen können, ob man nicht doch Seine bedeutendsten Werke sind:„ Kausalität verlangt, als daß den Machthabern in Valencia weitergeht. Nachdem sich aber selbst diese kleinste und Teleologie im Kampf um die Wissenschaft", wenigstens durch eine gemeinsame Kundgebung Abmachung in der Praxis als undurchführbar er „ Zur Geistesgeschichte des Sozialismus“,„ Marg aller beteiligten Kontrollmächte gezeigt wird, daß wies, soll das für uns nun eine Warnung sein, als Denter",„ Die materialistische Geschichtsauf- sie es nicht mehr mit einer, sondern mit allen eine ähnliche Enttäuschung eines Tages niche fassung",„ Das" Rätsel der Gesellschaft". Er war Mächten zu tun haben. Aber selbst diese beschei- vielleicht in einem schlimmeren Fall noch einmal auch durch zahlreiche Vorträge in Desterreich, im dene Aftion war nicht mehr durchführbar. Dar- zu erleben. Deutschland vor Hitler und in der Tschechoslowakei aus geht hervor, was wir Deutschen zu erwarten bekannt. Politisch hat er sich wenig betätigt, mit hätten, wenn wir jemals das Schicksal des Reiches Ausnahme einer kurzen Beitspanne, wo er nieder- den Händen derartiger Institutionen oder solchen österreichischer Landtagsabgeordneter war. Abmachungen ausliefern würden.

Die Rede war gleichzeitig eine glatte Absage an kollektive Maßnahmen nicht nur in Spanien , sondern auch in allen anderen Fragen.

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Ein Wort zum Schulschluß

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Am Samstag haben die Schulen ihre Pfor­ten geschlossen. Für viele Kinder insbesondere die Kinder der besißenden Schichten- war die große Frage, wo und wie sie ihren Ferienaufent= halt verbringen werden, für wenigstens einen Teil der proletarischen Schulkinder sorgen. Ein­richtungen der sozialen und Jugendfürsorge, das mit auch jenen eine Erholung in frischer Luft ges boten wird, deren Eltern ihren Kindern auch nicht

einmal das bißchen Landaufenthalt bieten können. Leider gibt es noch immer Tauſende von erho­lungsbedürftigen Kindern, die zuschauen müssen, wie die andern Ferienfreuden genießen und ſelbſt auf das bißchen Freude verzichten müssen, die ein gut ausgenügter Urlaub Erwachsenen und Ju­gendlichen gewährt. Aber noch eine andere ernste Frage bewegt jene Eltern, deren Buben und Mädl das schul­pflichtige Alter überschritten haben, die Frage nämlich: Was fangen wir mit unseren Kindern Genau genommen hat Hitler in dem Konflikt um die ,, Leipzig " nur die eine Erfahrung machen an? Allerdings ist die Antwort darauf heuer nicht müssen, daß die Westmächte gegen jedes weitere mehr so ängstlich und voll Hoffnungslosigkeit, wie Davon aber könne man nun in London eigenmächtige Vorgehen Deutschlands im fpani es ein paar lange, bange Jahre gewesen ist. überzeugt sein: Die Erfahrungen, die wir dies- fchen Konflikt mit weitaus schärferen Mitteln, als mal gemacht haben, find für uns eine Be- man bisher von ihnen erwarten konnte, zu rea- Eltern fürchterlich, dem Schicksal ihrer Kinder In den Jahren der Krise war es für die Der Robotnik" teilt mit, daß eine Frau im Lehr uns, die wir niemals mehr vergeffen gieren beabsichtigen. Es ist bekannt, daß auch der ohnmächtig zuschauen zu müssen. Ein Riesenheer Dorfe Kolibki, auf der Straße nach Gdingen , amerikanische Botschafter in Berlin im Sinne von Arbeitslosen, teine Hoffnung für junge Men­ein Futteral gefunden hat, in welchem die Aus- Wir werden von jetzt ab in solchen Fällen einer Mäßigung interveniert hat, und Hitler schen, irgendwo unterzukommen. Alle Freunde der meispapiere des Danziger Boltstagsabgeordneten doch lieber die Freiheit, die Unabhängigkeit, die mußte schließlich nachgeben und die geplanten Jugend sahen verzweifelt, wie die jungen Men­Genoffen Wiechmann au die Ausweise unterweise gab Ehre und die Sicherheit der Nation in unsere eigenmächtigen Repreffalien aufgeben. Es scheint schen, die feine Arbeit haben, vielfach demoralisiert wat ble gb. eigenen än d'é nehmen und und jelit aher leider nicht, daß er biefe heilfamen, Erfah; wurden. Was soll aus Menſchen werden, fa geordnetenlegitimation, einen Beamtenausweis beschüßen. Und Gott sei Dant, wir sind heute auch rungen an respektieren gewillt ist. Schon um den fragten wir uns, die in den entscheidenden Jah­und eine Quittung an die Danziger Polizei. Die start genug, um uns ſelbſt beſchüßen zu können. Mückzug vor der gemeinsamen britisch- franzöſi- ren, da der Geist sich formt und der Charatter polnischen Bahnbehörden, deren Beamter Wiech. Wir haben aus diesem Vorgang Konsequenzen ge- fchen Demarche vom letzten Mittwoch zu lafchieren, sich, bildet, sich unnüß vorkommen und der Sicher= mann gewesen ist, haben an der Stelle, wo die 30gen, die für die ganze Zukunft wirksam sein schlägt er um so lautere Töne an. Papiere gefunden wurden, eine Untersuchung ein= geleitet.

Wo ist Wiechmann?

Es kann nach Meinung Eingeweihter nicht davon die Rede sein, daß Wiechmann nach Polen geflohen sei. Es ist vielmehr anzunehmen, daß die Danziger Polizei die Papiere auf polnische Seite bringen lief, um die Suchenden auf eine falsche Spur zu führen. Es wird daran festgehalten, daß der sozialistische Boltstagsabgeordnete ein Opfer der Gestapo geworden ist.

40 Pastoren In Haft

London . Nach den letzten Informationen, welche die„ Times" aus Deutschland erhielten, sind zur Zeit 40 Pastoren in Haft. Die Deutsch­evangelische Kirche hat die leitenden Stellen der beiden in Orford und Edinburg stattfindenden öfumischen Konferenzen davon unterrichtet, daß eine amtliche Delegation der deutschen evangelis schen Kirche mit Rücksicht auf die nach Oxford und Edinburg nicht entsandt wer­den wird.

werden.

Die neue Seekontrolle

Schwere Differenzen zu erwarten

Das Hauptinteresse der an Europa interes- Behandlung der bekannten französisch englischen fierten Welt konzentriert sich nunmehr auf die Anträge unüberwindliche Schwierigkeiten zeigen, dienstägige Sitzung des Londoner Nichtinterven- so ist mit Vermittlungsvorschlägen in der Nich tionsausschusses, in der der Vorschlag debattiert tung e und italienische Beoba

heit ermangeln, die der Beruf einem gibt, was sollten sich alle die jungen arbeitslosen Menschen für ein Lebensziel erstellen in einer Gesellschaft, die sie erbarmungslos von sich stößt? So hat die Krise der Jugend schwere wirtschaftliche und ges jundheitliche Schäden gebracht und sittliche Ges fahren für die heranwachsende Generation her aufteschivoren, die wir nun bannen müssen. Viele junge Leute sind wieder in Lehre und Arbeit und sene Jugend im Wirtschaftsleben unterzubringen, sie in den sichern Hafen von Beruf und Beschäf tigan zu fahren.

werden wird, daß britische und fra n- au rechnen, daß den Kontrollschiffen de ut- es gilt auch die im heurigen Jahre schulentwach

8 if if the Smiffe die Seekontrolle anstelle bere beigegeben werben. zurückgezogenen deutschen und italienischen Flot­teneinheiten übernehmen. Man sieht diefer Sit­sung in London mit geringer Zuversicht entgegen.

Nach Informationen aus guten Quellen dürften Berlin und Rom die zuerkennung der Rechte von Kriegführenden an die spanischen Auf­ständischen beantragen, wozu vorerst in London teine Bereitschaft vorliegt. Sollten sich bei der

innertirchlichen Verhältnisse Unbekanntes U- Boot

König Carols Warschauer Besuch

Paris . Die Pariser Presse verfolgt auf merksam in Meldungen und Kommentaren die Warschauer Reise des rumänischen Königs Carol. Pertinag fragt im„ Echo de Paris", welchen tat­fachlichen politischen Zusammenhang diese Reise hat, und erivartet, daß allfällige Abkommen zwi­schen Rumänien und Polen weder der fran­

torpedlert Regierungsdampfer

Valencia . Das spanische Frachtschiff ,, Cabovalos", das mit einer Lebensmittelladung aus Alicante nach Valencia unterwegs war, wurde Samstag früh in der Nähe von Alicante durch das Torpedo eines U- Bootes versenkt, des­fen Nationalität bisher nicht festgestellt werden fonnte. Bon der 49 Köpfe starken Besatzung sind fünf Mitglieder ertrunken.

44 Mann der Befagung, respektive Baffa­

Ein Tell der deutschen Schiffe zurückberufen

London . Die deutschen Kreuzer ,, Leipzig " und Köln " passierten Montag in Begleitung von vier Zerstörern den Aermel- Kanal und wurden auf hoher See an der Küste der Grafschaft De­vonshire gesehen.

Jarama- Front hält stand

Was aber mit den Kindern anfangen?

Die sieben mageren Jahre der Krise haben gelehrt, daß die menschliche Arbeitskraft trop Wechanisierung und Rationalisierung ein hohes Gut ist. In manchen Erwerbszweigen ist bereits ein fühlbarer Mangel an qualifizierten Arbeitern cingetreten. Es gibt für den Arbeiter in der tapi­talistischen Gesellschaft keine Sicherung gegen die Arbeitslosigkeit. Das ist gewiß. Das heißt aber nicht für die Eltern von Arbeiterkindern die Madrid . An der Jarama- Front zwan Hände in den Schoß zu legen. Wenn die Eltern gen die Regierungstruppen die Aufständischen für die Zukunft der heranwachsenden proletari­durch einen Gegenangriff, bis an die ichen Generation etwas tun wollen, dann mögen Eisenbahnlinie bei Serre und Bingarro zurück- sie diese einen qualifizierten Beruf zuweichen. Süblich des Tajo haben die Franco lernenlassen. Das fostet etwas, aber einige Abteilungen die gegnerischen Stellungen bei Opfer müssen eben gebracht werden. In dem Sierra de Alarcon und Sierra Argalanes ange- furchtbaren Konkurrenztampf, der auf dem Was griffen. Die Vorposten des republikanischen Hee- ren- und Arbeitsmarkt der Welt entbrannt ist, res hielten jedoch dem Angriff ſtand und brachten tönnen sich die Völker der alten Industrieländer ihn zum Scheitern. nur durch qualitativ hochwertige Waren behaup ten, die von tüchtigen, geschickten Arbeitsträften hergestellt werden. Unsere Meister und Unterneh damit die jungen Menschen etwas lernen, unsere mer, unsere Gesellen müssen alles daransezen. Handels- und Gewerbeschulen müssen dem Hans del und der Industrie erstklassige Arbeitskräfte liefern. Unsere Kinder müssen sprachkundig sein. Bilbao . Wie es scheint, bildet das nächste Unser Ziel muß sein, daß jedes sudetendeutsche Ziel der Franco- Truppen das Städtchen Val- Stind tschechisch kann damit ihm der Lebens­maceda, ein sehr wichtiges Industriezentrum weg in diesem Staate geglättet ist, an den höhe und ein bedeutender Verkehrstnotenpunkt. Durch ren Schulen muß die Jugend auch einige der die Einnahme dieses Städtchens würden die Weltsprachen erlernen. Wir brauchen Pioniere, Ein Neffe Trotzkis verhaftet Franco- Truppen an die Straße gelangen, welche damit unser Handel in die Welt dringen kann: Moskau . Das Reutersche Bureau teilt mit, Burgos mit Santander verbindet. da wintt dem romantischen Streben der fudeten Butarest. Wie im Zusammenhang mit dem daß der Direktor des Leningrader Hafens Brons In Santander sind einige britische Dampfer deutschen jungen Intelligenz ein reiches Feld der Warschauer Besuch König Carole zuverlässig stein, ein Neffe Troptis, verhaftet wurde. Er wird eingetroffen, um an der Evaluierung der Zibil- Betätigung und des Erfolges. Es muß unser verlautet, soll der polnische Marschall Rydz der Sabotage beschuldigt. Gleichzeitig mit Bronbevölkerung teilzunehmen. Zwischen der Schiffs Streben sein, daß der Großteil der fudetendeut­Smigly sehr bald nach der Rückkehr König Carols stein wurde auch ein Kollege Kapitän Trofi fapitänen und den bastischen Behörden wurden schen Kinder nicht nur die Volksschule, son­nach Butarest, also in den ersten Julitagen; zum o to verhaftet. Beide sollen auf Grund der alle Maßnahmen getroffen, um die Verpflegung dern auch die Bürgerschule besucht, das einem etwa dreitägigen Aufenthalt in Bukarest Instruktionen eines gewissen ausländischen Konfus der Flüchtlinge während der Dauer der Seefahrt Sprengelbürgerschulgesetz wird nach seiner Ver­eintreffen. lates gehandelt haben. zu sichern. wirklichung, auf die wir dringen, die Möglichkeit

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In Casa del Campo haben sich die Regies zösisch- polnischen Bundesgenossenschaft noch den giere wurden von einem Fischerboot an Bord gerungstruppen der wichtigen Stellung beim Fried Beziehungen Rumäniens zu den übrigen Staaten nommen. Das Schiff fant innerhalb fünf Minu- bischen haben für den Rückzug unterirdische Gänge hof nahezu vollständig bemächtigt. Die Aufstäns der Kleinen Entente zuwider laufen werden. ten. Auch Frau Tabouis möchte im Dubre" gerne errichtet, deren Eingänge jedoch unter dem Feuer Das Berteidigungsministerium gibt bekannt, der gegnerischen Maschinengewehre stehen. wissen, welcher Art ein Militärabkommen zwis schen den beiden. Staaten geplant wird. Albert bak Flugzeuge, die Erkundungsflüge unternah­Mousset schreibt im Journal des Debate": men, bie Anwesenheit von fünf deutschen Wir wollen glauben, daß in den polnischen An- riegsfiffen unweit der Stelle feſtſtell­hoten an Rumänien nichts der Solidarität wider- ten, an welcher der Dampfer torpediert wurde. sprechen wird, die Butarest mit Prag verbündet, furz gesagt, wir wollen glauben, daß Polen um eine Vertiefung und nicht um eine Bertrümme­rung der Ostfront des Friedens bemüht ist.

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