Nr. 156

Sonntag, 4. Juli 1937

Scite

mering verübte die 41jährige Gattin des Mecha­nifers Louis, Johanna, Selbstmord durch Einat­men von Leuchtgas . Sie nahm ihr 14jähriges Töchterchen mit in den Tod. Alle Umstände weisen darauf hin, daß sie die Tat in einem plötzlichen Wahnsinnsanfall verübt hat.

Unmenge von Synonymen, die das Chinesische ver­meide, und ließe vor allem bei weitem nicht die Ent­widlung zu, wie die Sprache des Landes der Mitte, deren Elastizität sich gerade in den letzten Jahrzehn ten in ihrer durchgreifenden Mordernisierung betvie fen und bewährt habe.

Der Beitritt zur

mehr zu schweren Verkehrsstörungen geführt, die sich in der Fünften Avenue abgespielt haben. Mrs. O'Hare nämlich erschien dort an der Spize eines Buges von etiva 100 Offultiften, ein Banner schwin­gend, auf dem ein gewisser Joseph Dunninger auf­gefordert wurde, zu einer spiritistischen Situng zu Folgenschwere ,, Irrtümer" eines Giftegperten. Der Geift Conan Doyles. Die New Yorker Vers tommen und sich dortselbst mit dem Geist von Conan Ganz Belgien verfolgt mit äußerster Spannung fehrspolizei kämpft allen Ernstes im Augenblid gegen Dohle auseinanderzusetzen, den er öffentlich beleidigt die sensationelle Entlarvung des berühmten Ge- einen Geist. Es ist freilich der erleuchtete Geist des habe. Die Polizei hatte wenig Verständnis für die richtsche miters und Gifterperten Pro berühmten Schöpfers von Sherlok Holmes , des Streitigkeiten der Spiritisten unter sich, löste den fessor Gelir Dae Is von der Universität Schriftstellers Conan Doyle , von dem man es als Bug auf und verhängte ein Strafmandat über Mrs. Gent. Daels galt als einer der ersten europäischen überzeugten Spiritisten auch gar nicht anders erwars D'Hare. Diese jedoch lehnte die Entgegennahme fate­Autoritäten auf dem Gebiete ber Togilologie und ten burite, als daß er auch nach seinem Tode von gorisch mit der Begründung, ab, fie habe einen aus­die belgische Regierung hat ihm ein besonderes Ju- fich reden machen lassen würde. Sein Geist hat sich drücklichen Auftrag vom Geiste Conan Doyles gehabt, stitut eingerichtet, in dem er auch in finanzieller nu, jedenfalls ihrer Behauptung nach, im Leibe der die Demonstration zu veranstalten, und die Polizei Sinsicht völlig frei arbeiten konnte. Bei einer un- bekannten New Yorker Offultistin, Mrs. Elisabeth müsse sich schon an ihn selbst halten. angefündigten Revision stellte es sich jedoch heraus, daß die Finanzgebarung des Professors nicht ein­wandfrei war, und dieser wurde plötzlich abberufen. Dadurch kam der Stein ins Rollen, und man be­gann nunmehr auch seine Expertisen nachzuprüfen. Es stellte sich zur allgemeinen Ueberraschung her­aus, daß Professor Daels regelmäßig Gutachten abgab, daß sich Gift in den ihm zur Untersuchung übersandten Stoffen befand. Nicht ein einziges Mal hat.er während seiner langen Amtsdauer einen ne gativen Befund festgestellt. Schon dies erschien mehr als unwahrscheinlich, man wies in einigen Fällen eindeutig einen Irrtum" nach, Professor Daels gab diese auch sofort zu. Und diese Vernehmung ließ darauf schließen, daß Daels mindestens einer Geisteskrankheit verdächtig erschien, denn er sprach in unzusammenhängender und irrer Weise von dem göttlichen Amte eines Rächers der Wissenschaft. Als dies bekannt wurde, begann man die Prozeßatten aller Giftmorde der letzten Jahre durchzusehen. Man stellte fest, daß in einigen Fällen, die seinerzeit bie Deffentlichkeit erregt hatten und zur Verurteilung, sogar zur Verhängung der Todesstrafe geführt hat­ten, das Urteil lediglich auf das Gutachten von Pro­fessor Daels gestützt war. In allen diesen Fällen hat­ten die Angeklagten bis zum Schluß ihre Unschuld beteuert. Sie werden jest sämtlich neu zur Ver­handlung kommen, denn glücklicherweise wird in Belgien die Todesstrafe nicht vollzogen, so daß eine Wiedergutmachung der Irrtümer" von Profeffor Daels noch möglich ist.

Anna Washington. Die französische National­bibliothek bereitet für die nächsten Wochen eine Aus­stellung von Dokumenten, Briefen und Schriften von George Washington vor und hat zur Eröffnungs­feier der Ausstellung eine Urentelin des Bruders bon. George Washington eingeladen. Der große Präsident der Vereinigten Staaten hat keine direts ten Nachkommen, und so ist Anna Washington seine nächste noch lebende Verwandte. Sie traf soeben in Paris ein, und allen, die sich zu ihrer Begrüßung versammelten, fiel ihre erstaunliche Aehnlichkeit mit George Washington auf. Das merkwürdigste jedoch ist die Tatsache, daß auch ihre Handschrift der ihres berühmten Vorfahren so sehr ähnelt, daß grapho­Togische Experten von ihr kopierte Briefe George Washingtons für zweifelsfrei echt erklärt haben.

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Chinesisch die leichtefte Sprache? Der Staats­sekretär im chinesischen Innenministerium, Dr. Tuan Mao- Jan hat im Rundfunk eine glühende Verteidis gungsrede für das Chinesisch gehalten und erklärt, die chinesische Sprache sei ganz entgegengesett der landläufigen Meinung nicht nur nicht die schwierigste, sondern vielmehr die leichteste Sprache der Welt. Es sei zwar richtig, daß das große Sprachleriton Jang­Ssi, das bereits 1711 vollendet wurde, mehr als 100.000 Worte enthalte; aber heute sind nicht mehr als 8-4000 Beichen im Gebrauche, mit denen man im praktischen Leben absolut auskomme. Das Eng­lische sei zum Beispiel viel schwieriger zu erlernen,

Konsumgenossenschaft

ist jedermann möglich und kann jederzeit erfolgen

Durch den Einkauf im eigenen Laden erwachsen den Mitgliedern wirtschaftliche Vorteile. Genossenschaftliche Selbsthilfe ist die beste Hilfe! Sie macht die wirtschaftlich Schwachen unabhängig und sichert die bestmögliche Be­darfsdeckung.

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Im Zusammenschluß der wirtschaft­lich schwachen Verbraucherfamilien liegt ihre Macht.

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der Konsumgenossenschaften!

Florence Rice als ,, Gangsterbraut".

Vom Rundfunk Empfehlenswertes aus den Programmen: Montag.

Prag , Sender I: 7.00: Stonzert aus Karlsbad : Fučit, Nedbal , Suppé etc., 9.30: Polonaisen von Chopin , 14.15: Deutsche Arbeitersendung: Josef Blau : Was gehört in die Gemeindechronik?, 15.45: Französische Märsche auf Schallplatten, 17.35: Dent sche Sendung: Johann Strauß : Indigo, phantastische Operette, 18.50: Deutsche Presse, 22.25: Tanzmusik. Prag , Sender II: 14,30: Deutsche Sendung: Jorson: Volpone, Komödie, bearbeitet von Stefan Zweig . Brünn 12.20: Rundfunkorchesterkonzert: Glazunov , Chopin etc., 16.40: Schallplattenrevue, 17.35: Deutsche Sendung: Dr. Kürschner: Bio­chemischer Kampf gegen das Altern, Ing. Grimm: Anekdoten von Tieren,-- Reise ins Bad, Lustspiel. Preßburg 19.05: Jazzorchester. Kaschau 20.10: Rundfunforchesterkonzert. Mähr.- Ostrau 9.15: Geigenfonzert Frizz Kreisler auf Schallplatten: Bach. Tschaikowsfi etc., 17.50: Deutsche Sendung: Rößner: Friedrich von Spee und seine Kirchenlieder.

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Dienstag.

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Prag , Sender I: 7.00: Stonzert aus Karlsbad : Léhar , Rašin etc., 10.15: Bafulesänger auf Schall­platten, 11.00: Militärmusif, 14.14: Deutsche Arbei­tersendung: Dr. E. Franzel: Hus und unsere Zeit, 16.00: Orchesterkonzert FOK: Weber, Rich. Strauß. Mascagni etc.. 17.35: Deutsche Sendung: Perlen= fette von Paula Mantler, 17.50: Franzensbad , Rea portage, 18.50: Deutsche Presse, 18.55: Aus dem deutschen Kulturleben, 19.05: Militärfonzert, 20.25: Smetana : Mein Vaterland, symphonische Gedichte, 22.25: Tanzmusik. Prag , Sender II: 14.30: Deutsche Sendung: Fröhliche Musik aus den Werken großer Meister: Bach. Scarlatti etc. Preßburg 10.15: Geigenfonzert, 14.00: Opernarien, 22.35: Tanzmusik.- Mähr.- Ostran: 10.00: Schallplatten­fonzert; Furtwängler dirigiert: Debussy . Bach etc., 12.20: Mittagskonzert: Smetana , Dvořák . Mittwoch:

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Prag , Sender I: 10.05: Deutsche Presse, 11.05: Salonorchester: Hasler, Stotet, Suppé etc., 12.10: Schallplattenkonzert: Mozart , Weber etc. 13.40: Deutscher Arbeitsmarft, 14: Deutsche Sendung: ..Das Mädchen spricht". Lieder von Brahms , 17.35: Sut: Klavierquartett, 18.05: Deutsche Sendung: Seidl: Das Antliß unserer Städte, 18.20: Deutsche Arbeitersendung: Franz Kirchhof, Reichenberg : Be­rufswahl und Berufsausbildung, 18.40: Sozialin­formationen, 18.45: Deutsche Presse, 22.20: Tanz­musit. Brag, Sender II: 15: Operettengesänge, 15.15: Deutsche Sendung: Kinderstunde, 15.35: Dr. Maras: Aus dem tschechoslowakischen Kultur­Teben. Brünn 17.40: Deutsche Sendung: Vio= ihre überreifen Töchter schnell loszuwerden. Er paner zur Frau, und der Vater war froh, als ein loncellofonzert, 18.15: Klavierkonzert. Pref Von halsstareigen Männeen ging in die europäische Siedlung und hat einen Bauer doch seine Tochter heiratete. Der Bauer burg 20.05: Mandolinenorcheſter.- Rafchau 12.05: reichen europäischen Kaufmann um die Hand ſei- spannte sie zusammen mit dem Pferde in den Opernarien, 16.10: Rundfunkorcheſterkonzert. ner Tochter. Pflug und recht bald vergaß die Arme die 1007 Mähr. Oftrau 18.05: Schallplattenkonzert, 18.30: Tanzmusif, 20.05: Dvořáf: Humoresten. Erstens wird meine Tochter nie einen Ja- Regeln der Grammatit. paner heiraten", fagte ihm der Kaufmann troden: Poo- San, die am wenigsten begabte Tochter Und wenn sie es getan hätte, würde ich einem des Japaners, bewältigte. nicht einmal die ein­armen Mann keinen Yen als Mitgift anver- fachste Form der Grammatit. Eines Tages ver­schwand sie heimlich aus dem väterlichen Hause der und der Vater nahm an, daß sie nach Kalifornen auswanderte, wie es so viele Japaner machen. Seine Vermutung war richtig, denn schon nach wenigen Jahren sandte ihm Poo- San zehntausend Jen. Aus Kalifornien , denn auf dem Poststem­ pel stand: Hollywood .

( Aus dem neuesten japanischen Folklore) Ein halsstarriger Bauer ging zu einem an­deren Bauern und sagte: Ich habe mir in den Kopf gefeßt, deine Frau in mein Heim als meine Frau zu führen. Wollen wir einen Tausch

machen?"

Der zweite Bauer überlegte sich die Sache und antwortete: Gut, ich werde meine Frau gegen eine schönere und füngere tauschen. Du bist aber gar nicht verheiratet!"

trauen."

Der junge Japaner fühlte sich unglücklich, berließ die Heimat und wanderte nach einer euro päischen Metropole aus. Dort lernte er eine Geischa tennen.

das

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Das neue Kleid

Sie trafen sich draußen an der Peripherie Stadt.

,, Schön siehst Du heute aus, Anni!" Sie lächelte und wurde etivas rot. ..Beinahe wie eine richtige Dame." Jeßt lächelte Anni ihr helles Silberlachen, er so gerne hörte. Wegen des Kleides? Das ist doch von Dir, Friß." Von mir? Mach' doch keine Scherze,

,, Wie eine Dame?

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Wie merkwürdig sind die europäischen Geis Der halsstarrige Bauer nahm eine schöne schas! Seine Geischa hatte einen reichen Ehe­Witwe zur Frau, die fleißig und arbeitsam war mann, sie empfing den jungen Japaner nicht im und ihm auch ein Töchterchen schenkte. Er ver- Teehause, sondern tam oft in feine kleine Woh­gaß aber seinen Wunsch nicht und ging wieder zum zweiten Bauer, um ihm wiederum einen nung und sie brachte ihm wieder und wieder die im Streit wegen ihrer Wiesengrenzen. Endlich Anni. Ich weiß doch noch, was für Geschenke ich

Tausch vorzuschlagen.

Da überlegte sich der andre gar nicht. Ich tausche gern", sagte er, ich habe aber die Be­dingung gestellt, daß es auch eine jüngere Frau fein soll, als die meine."

Nach fünfzehn Jahren wiederholte der hals­starrige Bauer seinen Vorschlag, nun trollte er gerne seine herangewachsene Tochter als Tausch­frau geben. Ich tauſche mit mehr als Freude". war die Antwort des zweiten Bauern.

Sie fuhren beide in die Stadt und ordneten die Sache. Der halsstarrige Bauer bekam feinen Wunsch erfüllt und war endlich zufrieden. Der zweite Bauer war auch sehr zufrieden.

Saisimo war ein junger und stattlicher, aber armer Mann. Er wollte eine hübsche Geischa heiraten, ihre Eltern verlangten aber Lösegelb, das er nicht bezahlen konnte.

Mitgift in Form von teuren Geschenken ins Haus.

je

Bei nachbarliche Dörfer lagen seit langem einigten sie sich darüber, wo die Grenzen der gras­Abzeichen festzulegen, beschlossen die streitenden reichen Wiesen liegen. Statt die Grenzen burch Parteien, die Jugend der beiden Dörfer an die Grenzen der Wiesen zu senden, damit sie sich deren Berlauf einpräge.

Wie bekannt, hat die japanische Sprache drei verschiedene Arten von Grammatit. Die leichteste ist nur für die Schulmädchen bestimmt, die schive­rere wird in den höheren Schulen durchgenommen und die Gelehrten allein beherrschen die ganz rich­tige, aber sehr komplizierte japanische Grammatit. Im ersten Dorfe beordete der Aeltestenrat, Ein Japaner hatte drei Töchter und ließ sie, daß die Burschen, jeden Tag ein anderer, sich auf nach ihrer Begabung, alle drei Arten Gram- die Wiesen begaben und sich die richtige Grenze matit lernen. einprägten. Im zweiten Dorfe brauchte man Maja- San, die mittelbegabte, erlernte auch aber die männliche Jugend zur Feldarbeit. die mittlere Form der Grammatit. Sie heiratete Daher löste der Weltestenrat die einzige Gei­dann einen jungen Astronomen. Ihr Eheleben scha des Dorfes für mehrere Tage aus und be­gestaltete sich aber unglücklich. Am Tage versuchte fahl ihr, tief in die fremden Wiesen zu wandern. fie sich in die Schriften ihres Mannes au vertie- Sie tat es, wie es ihr befohlen wurde, und nahm fen, die sie aber wegen ihrer Gelehrten- Gramma- am Rande des Wäldchens Platz, wo die Burschen tit nicht verstand, und in der Nacht befaßte er sich des ersten Dorfes auf ihren Gang zu den Wiesen­nicht mit ihr, sondern mit den Sternen. grenzen vorüber mußten. Shifi- San war die begabteste unter den drei Seit einer Generation schwört die männliche Dorfes, daß ihre Wieſen nicht weiter reichen als

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Dir mache, und das Kleid von vorigem Jahr war blau, dent' ich. Und dieses hier

,, Und troßdem ist es von Dir." ,, Das verstehe ich nicht." ,, Nein, wirklich nicht?"

Friß wurde jetzt beinahe böse. Aber erst nachdem er mit wütendem Gesicht neben Anni herging, klärte sie ihn auf. Und dann mußte er doch lachen und zugeben, daß, wenn auch das einem wesentlichen Teil. Er hatte nämlich am Kleid selbst nicht von ihm stammte, so doch zu bracht. Und darin war ein Schnittmuster für Donnerstag die neueſte Frauenwelt" mitge ein entzückendes Kleid enthalten. Da Anni ge= rade einen leichten Sommerstoff liegen hatte. machten ihre flinken Hände das Kleidchen gleich bis zum Sonntag fertig.

,, Da habe ich Dir also für sechzig Heller zu einem Kleid verholfen?" Für sechzig Heller?" ,, Nu ja, das ist doch der Preis für die

Einmal hörte er, daß die Europäer nicht nur Töchtern des Japaners. Als sie endlich die Große Welt die bis zum Rande jenes Wäldchens, wo Frauenwelt", die ich übrigens jetzt für Dich

Vein Löfegeld für ihre Töchter verlangen, sondern Grammatik beherrschte, war sie schon 28 Jahre at zuzahlen und es Mitgift nennen, wohl um! alt. Eine so alte Jungfer wünscht sich kein Ja- die Burschen die Geischa getroffen hatten.

abonnieren werde."