Ceite

Durch Mitbesitz an der Wirtschaft zur

Sonntag, 4. Juli 1937

Nr. 156.

zeugung und des folgerichtigen Handelns der Ber Zur Weltausstellung nach Paris und braucher. Mag die ständige Aufforderung der Kons

sumgenossenschaften an die Verbraucher: Schließt Arbelterolymplade nach Antwerpen

Mitbestimmung in Staat und Gesellschaft! euch uns and Macht die Konfumeenofſenſchaften durch

treuen Einkauf start!" banal tlingen, ist der Durch den zu Beginn dieses Monates von allen| Wahrheit jene Rolle auteil geworden, die ihm zu- Weg, um der Masse der Verbraucher durch den Mit­dem Internationalen Genossenschaftsbund in London kommt: es herrscht nicht, sondern es dient. Es dient besitz in der Wirtschaft auch die Mitbestimmung in angeschlossenen Bewegungen gefeierten Internatio- der Gesamtheit der organisierten Verbraucher, ia der Staat und Gesellschaft zu ermöglichen. Der große nalen Genossenschaftstag wird die weltumspannende Allgemeinheit schlechthin. Einfluß der Agrarier in der Politik und im Wirts Geisteswelt des Genossenschaftswesens allenthalben in Die Konsumgenossenschaften und ihre Zentralen schaftsleben wäre ohne das kraftvolle und finanziell das Blidfeld sozialer und wirtschaftlichen Betrachtun- find in ihrer Gesamtheit, an der Bahl der Menschen starke landwirtschaftliche Genossenschaftswesen nicht gen gerückt. Viele sehen in den Selbsthilfeorganisa- gemessen, die sie mit täglichen Bedarfsgütern verfor- möglich. Ein Grund mehr, um alle werktätigen schaf­tionen der Verbraucher, den Konsumgenossenschaften, gen, ein bedeutender gesellschaftlicher Faktor. Bur fenden Verbraucher auf die bestenfalls ein Mittel, allfälligen Auswüchsen der pri- Durchsetzung des gemeinwirtschaftlichen Wirtschafts­vaten Wirtschaft in der Warenvermittlung entgegen- prinzips jedoch ist es ungleich wichtiger, welche wirt­zuwirken. Viel weniger werden die Möglichkeiten in schaftliche Kraft fie in die Waagschale der wirtschafts- hinzuweisen. Der Genossenschaftsbewegung der Ver­Betracht gezogen, welche die auf breitester Grundlage politischen Entscheidungen in Staat und Gesellschaft braucher ist mit einem Feiertagsidealismus wenig ge sich vollziehende Organisation des Verbrauchers hin- werfen können. Es muß zugegeben werden, daß ihre ſichtlich der Herbeiführung einer auf beſſeren Grund­gefenschaften find wochentags geöffnet. lagen beruhenden Wirtschafts- und Gesellschaftsord nung beinhalten.

Unsere heutige und schließlich jede Wirtschafts­und Gesellschaftsordnung ist auf den jeweiligen Besitz­berhältnissen gegründet. In wessen Hände die Füh

rung der Wirtschaft gelegt ist, wie sie sich auf die Bewohner des Landes auswirkt, welcher Art die ge­

sellschaftliche Gesetzgebung, Rechtsordnung und alle mit dem Leben des Menschen verfiochtenen Umstände sind, all das ist von den jeweiligen Besitzverhältnissen, besser gesagt, von der Verteilung des Besitzes in der Wirtschaft, abhängig. Der heutige Zustand in der Wirtschaft ist durch die Tatsache charakterisiert, daß der privat e Besitz von Produktionsmittel im weitesten Sinne des Wortes an der Herrschaft ist und diese Herrschaft begreiflicherweise nicht im Interesse der Allgemeinheit, sondern im Interesse der privaten Besitzer ausübt.

Es gehört zu den Grundforderungen aller sozial und fortschrittlich gesinnten Menschen, daß die Inter­essen der A II gemeinheit das Uebergewicht über das private Einzelinteresse erlangen sollen. Die Genossenschaftsbewegung der Verbraucher als eine wirtſchaftliche Organiſation der breiten Massen der werktätigen Verbraucher zeigt den Weg, in welcher

Weise

Notwendigkeit der konsequenten Förderung ber Konsumgenossenschaften im täglichen Leben

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im Hungerstreit, Tag im Spital, erhielt dort den Bes scheid, daß er noch acht Monate angehalten wird.

Rudolfo Iowathi. Tischler, Gewerk schaftsvorsitzender, in Haft feit September 1935, wegen Betätigung für die illegale freie Gewerkschaft zu sechs Jahren Sterker verurteilt, im Vorjahr a m nestiert, verbüßt aur Zeit noch die Polizeistrafe anschließender Anhaltung.

( ein Jahr Arreſt); das Bundeskanzleramt droht mit

wirtschaftliche Straft azurzeit noch verhältnismäßig gee een, denn die Verteilungsstellen der Konsumgenos- August 1985, wegen Befißes von Flugschriften der

Ferdinand Steindl, Tischler, in saft seit ring ist; umso größer aber sind die Aufgaben, welche Freien Gewerkschaft zu fünf Jahren Kerler verur­Unsere Konsumgenossenschaften haben in den verteilt, im Vorjahr a mne stiert, verbüßt noch die ferner Zukunft gestellt sind. der Konsumgenossenschaftsbewegung in naher und flossenen Jahren unter Beweis gestellt, daß sie auch von der Polizei verhängte Arreststrafe( ein Jahr) in die furchtbarste Krise unerschüttert überdauert haben. Möllersdorf. Auf der ganzen Linie geht es vorwärts. Neue Mits glieder strömen den Konsumgenossenschaften au, ihre Umfäße wachsen, die Spareinlagen der Mitglieder mehren sich. Ihre wirtschaftlichen Leistungen sind jedem Einsichtigen offenbar.

So Bedeutendes die Konsumgenossenschaften und ihre Zentralen durch die andauernden Wahrnehmun­gen der Wirtschaftsinteressen der Verbraucher in allen

Bereichen ihrer Tätigkeit leisten,

fie könnten noch ungleich viel mehr leisten, wenn ihr Anteil an der Wirtschaft fich vergrößert. Hierzu bedarf es jedoch der Besinnung, der Ueber­

Jebe Einkaufskrone

den Konsumgenossenschaften!

Was in Oesterreich eine Amnestie bedeutet

( P. G.) Amnestie bedeutet in Desterreich:[ auch heute noch nicht in Freiheit sind. Wir führen daß man aus einem Gefängnis in ein anderes im Folgenden eine Reihe von Beispielen dafür Gefängnis gebracht wird.

Im Juli 1936, nachdem Schuschnigg den Balt mit Hitler abgeschlossen hatte, wurde in Desterreich eine Amnestie erlassen. Schusch­ nigg hat damals in einer Rundfuntansprache ausdrücklich erklärt, daß die Amnestie den sozia­ listischen und kommunistischen Gefangenen ebenso gewährt werden werde, wie den Nazi; und daß sich die Amnestie nicht nur auf die von den Ge­richten verhängten Strafen erstrecken werde, son­dern auch auf die von den Polizeibehörden ver­hängten ,, Verwaltungsstrafen".

der gesamte Sektor der Verbrauchswirtschaft zum Wohle der Allgemeinheit umgestaltet werden soll. Von den Gegnern der genossenschaftlichen Selbst­hilfe der Verbraucher wird immer wieder darauf hin­gewiesen, daß die Konsumgenossenschaften in ihrer Dieses öffentlich gegebene Gesamtheit bereits über ein Stück Wirtschaft herr- Versprechen ist in der schmählich schen, dessen Wert auf Millionenbeträge geschätzt wird. sten Weise gebrochen worden. Aus der bloßen Tatsache, daß in den Unternehmun Die Amnestie wurde für die sozialistischen gen der organisierten Verbraucher Millioneniserte und kommunistischen Gefangenen in folgender investiert sind, daß die Umsätze der Konsumgenossen- Weise untvirtsam gemacht: Sie wurden zwar aus schaften in unserem Lande an die Zwei- Miliarden- den Gerichtsgefängnissen und Strafanstalten ent­Grenze heranreichen, wird die falsche Ansicht geboren, lassen, aber die über sie verhängten Polizei­die Konsumgenossenschaftsbewegung sei deswegen eine ftra fe n mußten sie verbüßen. Diese wurden Kapitaliſtiſche " Wirtſchaftsmagt geworden. Die stok dem öffentlichen Berſprechen dining Gegner der Konsumgenossenschaftsbewegung übersehen nicht amnestiert. Die Folge war, daß sie die Haft bei dieser Argumentation den einen Umstand, daß es im Gerichtsgefängnis bloß mit der Haft im Poli­sich im Falle der Konsumgenossenschaften, ja der zeigefängnis vertauschten. Aber auch wenn sie Selbsthilfegenossenschaften überhaupt, um Wirts die Polizeihaft verbüßt hatten, wurden sie nicht schaftsunternehmungen handelt, die sich durch das in Freiheit gesetzt,

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an:

Rudolf Frieme I, wegen Teilnahme an den Februarkämpfen au sieben Jahren schweren Kerkers verurteilt, im Juli 1936 amnestiert, aber nicht in Freiheit gesetzt, sondern von der Volizei zur tionslager Wöllersdorf verurteilt, ist seit Juli 1984 ..Anhaltung" für unbestimmte Beit im Konzentra in saft trop der Ammestie.

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Karl Soloubet, Buchdruder, in Saft seit Dezember 1985, befand sich als Funktionär der Re­volutionären Sozialisten in landesgerichtlicher Unter­suchung, im Vorjahr am ne stiert, wurde, nach Verbüßung von 14 Monaten Polizeiarrest.( Ende März dieses Jahres) nicht freigelassen; stand deshalb sechs Tage( bis zur Zivangsernährung) im Hunger­streit, war im Spital, erhielt dort den Bescheid, daß er noch sechs Monate angehalten wird und wurde wieder nach Wöllersdorf zurückgebracht.

Johann Fran 3. Schneider, in Saft feit Jänner 1936, stand wegen Transportes der Arbei­ter- Beitung" in gerichtlicher Untersuchung. Im Vor­iahr amnestiert, wurde im Arrest frant; er wog bei Antritt der Haft 64 Kilogramm. am Ende der vierzehnmonatigen Polizeistrafe nur mehr 49 Kilogramm! Burde nach verbüßter Strafhaft am 3. April nicht freigelassen, stand deshalb fünf Tage im Sungerstreit, war im Spital und erhielt dort den Bescheid, daß noch acht Monate Anhaltung verfügt worden find.

Hans Kunte, Beamter, seit Jänner 1986 in Haft, stand als Funktionär der Revolutionären So­zialisten in gerichtlicher Untersuchung, im Vorjahr am neitiert, verbüßt gegenwärtig achtzehn Monate Polizeistrafe.

Josef Pfaller, Mechaniker, in Saft fcit Juni 1986, stand als Funktionär der Revolutionären Sozialisten in gerichtlicher Untersuchung, im Vorjahr amnestiert, berbüßt noch seine vierzehn Mo­nate Polizeiftrafe, hernach droht ihm Anhaltung.

Wilhelm aidy, in haft seit Mära 1986, stand wegen Transportes von Schriften der Revolus tionären Sozialisten in gerichtlicher Untersuchung, im Vorjahr amnestiert, hat am 10. Mai ein Jahr Polizeistrafe abgebüßt, erhielt den Bescheid, daß er noch weitere drei Monate angehalten wird,

Unter den zahlreichen anderen Fällen poli­zeilicher Willtür und gehässiger politischer Ver­folgung heben wir hervor:

Hubert Saichinger, Bäder, in Haft seit eber 1985, vom Gericht als Funktionär der Rebo­lutionären Sozialisten zu fünfzehn Monaten Arreſt hielt dazu 22 Monate Polizei strafe. verurteilt, hat die Strafe vollkommen verbüßt, ers die noch bis März 1988 dauert und von der über ein Jahr verbüßt ist; dennoch wurde er bisher bei jeder Amnestierung übergangen.

Willy Jünemann, Graveur, in Haft feit Oktober 1936, wurde nach einer Kinovorstellung mit mehreren Freunden auf der Straße, vor dem Kino aufgegriffen. Troß ergebnisloser Hausdurchsuchung und obwohl von niemandem belastet, war er ein Monat in landesgerichtlicher Untersuchung( ergeb nislos), erhielt von der Polizei drei Monate Arrest und nach Verbüßung noch sechs Monate Anhaltung.

Anton Maturet, Mechaniker, in Haft seit September 1986, erhielt wegen Geldsammlung für Spanien im Betrieb von der Polizei drei Monate Arrest und anschließend acht Monate Anhaltung. Er befindet sich noch in Wöllersdorf .

Hermann Ladner, Tischler, erhielt im Jahre 1934, weil er fosialdemokratischer Parteiſefretär in Brud a. d. Mur war, er vers büßte 22 Monate und wurde au Weihnachten 1985 amnestiert. Wenige Wochen nach der Freilaffung schickte ihn die Bezirkshauptmannschaft nach Wöllers­ dorf ( sechs Monate Strajhaft). Im März 1987 weigerte, ins Ausland aus A U= wandern, von der Polizei wegen Verdachtes der politischen Betätigung au einem Jahre Anhal­tung verurteilt.

Merkmal des sozialen Gemeinschaftsbesizes wesentlich halt ehaft" im 11 3= Juli 1986, stand wegen Verbreitung von Schriften wurde er neuerdings verhaftet und, weil er fich

von den kapitalistischen Unternehmungen unterscheiden. Iager Wöllersdorf verurteilt. In den Selbsthilfeunternehmungen der Verbraucher, Das Ergebnis ist, daß die im Juli 1936 den Konsumgenossenschaften, ist dem Kapital in ,, amnestierten" Sozialisten und Kommunisten

Gelegentlich gebraucht man

,, äußerln"

Theodor Müller , Buchdrucker, in Haft feit der Revolutionären Sozialisten in gerichtlicher Uns tersuchung, im Vorjahre a mne stiert. wurde nach Verbüßung von zehn Monaten Polizeistrafe am 22. April nicht freigelassen; stand deshalb sechs Tage

Aus dem Wortschatz derhaft übertragen auch vom Menschen im fleine Hügel und Täler, aber feine Kreuze"). Gin der Mueters Reden hilft mehr als des Waters

des Wieners

Von A. J. Storfer*) · Abbetteln

gebraucht der Wiener meistens im antiphrasischen Sinne.( Antiphrase nennt man in der Stilistik die Ironie, die sich der gegenteiligen Aussage bedient; ſie liegt 3. V. vor, wenn man jemand, dessen Ge­baren alles cher denn sauber ist, einen sauberen Herrn nennt, oder wenn man statt ,, fällt mir nicht

gleiter von einem vorübergehenden Mädchen, das ihm gefällt, er darf es nur nicht zu laut sagen, sonst fönnte er bei der Dame, wenn sie den lie= benswürdig gemeinten Ausdruck als zynisch empfindet, sich selbst ,, ane ohbeddin", d. h. ſich eine Ohrfeige zuziehen. Auf Ohrfeigen bezieht sich auch die gebräuchliche Wendung: wannst ka Ruah gibst, wirst mir o ane ohbeddin.

Sinne von: spazieren gehen. So sagte einmal die berühmte Schauspielerin Gallmeyer, als sie an­läßlich eines französischen Gastspiels eine Reit­lang pausieren mußte: Da fönnen wir halt äußerln gehen."

Blaazen

Blad

t

Ausdruck jüdischer Friedhof"( nämlich nur anderer wienerischer, der Herkunft nach wohl ländlicher Ausdruck zur Bezeichnung eines Blat= ternarbigen: auf den hat der Teufel Arwes dro­schen( Erbsen gedroschen).

Die Blatternkrankheit selbst heißt übrigens in Wien nicht nur Bladdern, sondern auch man: ,, die Boderlfras triagn"( Fraas von Frei­Bockerl( von Pocken ). Für heftig erschrecken sagt sen, althochdeutsch freiſa= Gefahr, Schreden).

Keppeln

albig eppes( alleweil etwas) z- schiben"; oder Chiben".

Eine Nebenform des wienerischen keppeln ist kifeln= nagen; z. B. am Hungertuch fifeln, oder an Baan o- tifeln( ein Bein abnagen); bei Abra­ ham a Santa Clara beginnt ein Volkslied mit den Worten: Es tüffelt ein Schneider ein Gaisfuß ab.

Pflanz

gilt dem Wiener als lächerlich. Dieses männliche

bedeutet( mit verächtlichem Beigeschmad) weinen, heftig weinen, plöblich in Weinen ausbrechen. Der ursprüngliche Sinn in der österreichischen Mund­art ist: blöfen( vom Rind und vom Schaf). Ein Hauptwort bedeutet Prahlen oder großartiges" Daß teppeln in Wien nörgeln, feifen, einen Auftreten, und zwar ohne Rücksicht darauf, ob ein, es zu tun" sagt: ich kann mich beherrschen" Sprichwort lehrt: blazete Küah bergeffn am liab­sten eanere Kaibln. Im derb übertragenen Sinne Streit immer wieder neu beginnen, bedeutet, muß jener, dem dieses verächtlich machende Wort gilt, oder ich bin nicht so vergnügungssüchtig".) wird blaazen auch für singen gebraucht. So heißt man dem Bug'rasten" aus dem Reiche erst er mit Mitteln proßt, über die er tatsächlich verfügt, Wenn der Wiener also sagt, etwas könne ihm ab es 1817 in den Briefen des neuen Giveldauers: klären. Und doch ist dieser Ausbruck altes gemein- oder ob er durch das Pflanztreiben" hochstaple­gebettelt werden, so will er gewöhnlich ausdrücken, daß er das Betreffende überaus gerne hergeben schon blazen's d' Wäschertrampeln beim Wäsch- deutsches Sprachgut, das der Schriftsprache und risch über seine Verhältnisse hinausgeht. Daß der oder tun möchte. Die funnts mir ohbeddin, ſagt aufhenken". Aus blaazen gebildet ist das Haupt- den meisten Mundarten allerdings verloren Ausdruck mit Pflanze" zusammenhängt, empfin­der Biez", der Vorstadt- Dandy, zu seinem Be- port blaaze und das Eigenschaftswort blazed. gegangen ist. In der Würzburger Landgerichts- det wohl jeber; nicht ohne weiteres durchsichtig ist Ein leicht zum Weinen neigendes Mädchen ist a ordnung von 1618 ist noch zu lesen: Procurato- aber, wie es zu dieser weitbogig erscheinenden blatzadi Grebl. ren sollen sich vor Gericht alles Schmähens, Ran- Bedeutungsübertragung gekommen ist. Den tens oder Nippelns enthalten. Und auch im Sim- Schlüssel bietet uns das schon abgestorbene alte plizissimus des Grimmelshausen: sie fingen an Beitwort sich pflänzeln" sich mit Pflanzen bedeutet dick und wird besonders von Menschen ge- mit uns zu tippeln. Eine niederösterreichische schmücken, pußen überhaupt. In einer alten, in ſagt. A bladi Blunzen" stellt eine doppelte Cha- Strophe aus der Biedermeierzeit lautet: Mein München bewahrten Handschrift heißt es: auch ire rakterisierung dar, denn schon Blungen allein Weibert ist g'fund, b'funders' s Brüstel is guet, haubter sein gephlenst, mit frautern, laub und ( eigentlich Wurst, besonders Blutwurst) bedeutet g'spürs alle Tag, wanns mi antepeln tuet. Ein gras getrenzt. Bei Sebastian Frand ist zu lesen: im übertragenen Sinne ein dices Kind oder eine zäntischer er Sterl iſt ein Keppelmaſter. fo vil Geschmuck, so vil Pflanzes." Und Abra­dicke Frau. Die sprachliche Herkunft des Wortes blad ist Das Wort keppeln hat nichts mit tappen und ham a Santa Clara predigte einmal in Wien zur abschneiden( Napaun= verschnittener Türkenzeit: Das Gotteshaus ist kein Haus, wo oder äußerl gehn( Sügel, 1847, schreibt: eiſerin nicht ohne weiteres erkenntlich. Steineswegs ist Sahn, Nipper= Geldbeschneider, Münzfälscher) die Jeſabel ſich ſoll aufpflänzen. In der Kon­gehn)= den Hund ins Freie führen, damit er eine lautliche Variante von brat( breit), noch ist zu tun, wie mitunter vermutet worden ist. Rep- greßzeit spottet der Eipelbauer" in einem seiner feine Notdurft verrichte. Die Stunde des Acußerln es eine Abzweigung von blöd, zumal da blöd upeln( mittelhochdeutsch libel, fivel) ist vielmehr berühmten Briefe: da fan f' aufpflanzlt und fri­nennt man ſcherzweise die Zeit vor 10 Uhr ſprünglich durchaus nichts Blades" bezeichnete, ueberwandt mit der Wortfippe ta u en( althoc fiert, als wenn f' glei auf b' Rebutt gehn wollten. abends, in der man gewöhnlich, knapp vor Haus- vielmehr die Bedeutung gebrechlich, zaghaft, un­forschluß, die Hunde zum letztenmal auf die behaglich hatte. Blad ist nichts anderes als das ketva). Wahrscheinlich auch mit tei fen; ent- pflängeln, sich aufpflänzein schon abgestorben, es deutsch tiutvan) und Kiefer( althochdeutsch Im heutigen Wienerisch sind die Formen sich Straße führt. Man sagt auch vereinfacht: der Partizip gebläht", das in der Mundart sich fernt möglicherweise auch mit Kinn. Es handelt wird nur noch das Hauptwort der Pflanz ge­Sund hat geäußerlt( paradorerweise: der Hund zu einem selbständigen Eigenschaftswort verdich­hat schon drinnen geäußert"). Es gibt auch die let hat. Für diesen Vorgang gibt es auch in der offenbar um eine von der Bewegung des Ge- braucht, und zwar meistens in Verbindung mit Scherzbezeichnung Ministerium des Aeußerln" Schriftſprache reichlich Beiſpiele, vie etwa dick ausies selbst bestimmte Wortwurzel. Keppeln machen oder treiben. Daneben gibt es noch das für jenen verschwiegenen Ort, in dessen mannig gediehen, dünn aus gedehnt, brall aus gedreht der Tätigkeit anzeigende Form von kauen zu halten.( Damit vervandt ist vermutlich schwäbisch scheint die Interativform, die das Wiederholen Beitivort jemanden pflanzen, neden, zum besten faltiger, euphemistischer Umschreibung alle Spra- und so weiter. sein. Der Ausdrud Keppelzähne, womit der Pflouna= Tadel, einem einen Pflanz anhen­then einfallsreich sind. Wiener scherzhaft die Schneidezähne meint, be- ten ihm einen üblen Ruf machen; in der sonders die oberen, wenn sie übermäßig außge- Pfalz : jemand einen Flenzel anhengen an ihm bildet sind und aus dem Mund herausragen, etwas ausseßen. Singegen kommt das frantfur­scheint die Ableitung von keppeln aus tauen au terische u. a. bei Friedrich Stolpe belegte bestätigen. flaanzeln, herumflaanzeln= sich aus Langes veile faul herumtreiben, vermutlich von flas nieren.

Aeußerln

Gflict

oder gsteppt bedeutet blatternarbig. In dem sein *) Wir entnehmen nachstehende Betrachtungen Gsicht stedt an Arbeit, sagt man spöttisch von liber das Wienerische dem interessanten Buchem einem Blatternarbigen. Gflicter oder Gsteppter Dickicht der Sprache" von A. J. Stor kommt häufig als Beiname in Unterweltstreisen fer, das im Verlage Dr. Rolf Passer, Wien , er-| vor( ,, der gflicte Ferdl"). Eine Quelle aus 1905 hienen ist. verzeichnet für ein blatternarbiges Gsicht auch den

tippen

Im Schweizerischen entspricht dem wieneri­schen keppeln die Lautform chiben; z. B.:,,cr het