Nr. 166

Sonntag, 4. Juli 1937

Sette

Tauchkugel..17" AktuteMr In ioOO Meter Meereetiefe Von F. H. Mts»«

Ruhig und genau machten Ilm Lansing und sein Assistent ihre Messungen, alt säßen! sie in ihrem Laboratorium und nicht in einer klei­nen Stahlkugel, lausend Meter unter dem Mee­resspiegel. Durch nichts machte sich der gewaltige .Druck bemerkbar, der auf die Wände der Tauch- lugel wirkte. Tausend Meter von der Welt und jedir Hilfe entfernt und nur durch ein« starke Stahktroffe und ein diinneS Telephonkabel noch mit dem Leben verbunden. Von Zett zu Zeit flirr­ten am dicken Quarzglas des einzigen Fensters merkwürdig gestattete Lebewesen vorbei." Fische mit Leuchtpunkten, Quallen unbekannter Form. Manchmal hatte Jim Lansing im Strahlenkegel des Scheinwerfer» auch schon die schattenhaften Umrisse«ine» gigantischen Seeungeheuers zu se­hen geglaubt, da er«wer seiner Mich« nicht ganz sicher Ivar, hatte er es bisher vorgezogen, noch keine Meldung nach oben weiterzugeben. An Bord derUmlangha" Rach den ersten Versuchen, die vor mehreren Jahren stattgefunden hatten, arbeiteten nun schon eine ganze Reihe von Tauchkugeln an der Erfor- schung der Tiefste, Jim Lansing mit seinerT 7" war in den indischen Ozean geschickt worden und von Durban aus nahm sein Stationsschiff, die Umlangha" ihr« Kreuzfahrten. Absolut ruhi­ge» Meer war die unbedingte Voraussetzung für di« Laucharbeit, da sonst auch di« stärkst« Ma­schine da» tote Gewicht der Stahlkugel und des Kabels hätte nicht halten und retten können. Wie immer bei der Arbeit befand sich Betty Allison als Wache auf der Kommandobrücke. lieber ihren braunen, kurzgeschnittenen Haaren lag der Bü­gel«ine» Telephonhörers, deffen an d«r Stahl- troffe der Tiefseekugel befestigte» Lsabel sie mit den beiden in der Tiefe verband, Alle fünf Sekun­den hatte Lansing«in Lebenszeichen von sich zu geben; andernfalls würde.«In kurzer Befehl Bettys die Kugel mit höchster Geschwindigkeit aufsteigen lasten. Um nichts in der Welt hätte sie ihren Posten an jemand andern abgetreten. Betty Allison und Jim Lansen waren Jugendgespielen gewesen, hat«" ten gleichzeitig die gleiche Universität besucht und arbeiteten nun auch selbstverständlich gemeinsam. Betty hätte sich«in Leb«n ohn« ihn auch kaum vorzustillen gewußt. Und Jim Lansing? Er lebte nur seiner Arbeit. Für ihn war Betty«in« wert­volle Kraft. Eine fast unentbehrliche sogar. Aber er ahnte nicht, daß ihr Fleiß, ihre Ergebenheit nur ihm, Jim Lansen gatten und keineswegs der internattonalen Gesellschaft für Liefseeforschung, deren Angestellte sie beide waren... Kabel'«tlva» tiächläffen!" klang«In Be­fehl Jim Lansen» in ihre Gedanken. Seine Stimme schien ihr«in wenig erregt. Rasch gab sie den Befehl weiter, um seine weiteren Wort«, di« Schilderung«ine» Tiefseeriesen, den das Strahlenbündel de» Scheinwerfer» erfaßt hatte, mitstenographieren zu können. Wie tief sind wir jetzt?* Betty warf«inen raschen Blick auf die Meß­apparate.Ungefähr 1990 Meter. Der Kapitän erklär» übrigen», höchsten» noch zwanzig Meter bewilligen zu können. Kabelspannung und Last für die Winde werden sonst zu groß. Fast sieben Tonnen...1" Schon gut. Bitte rasch weiterzuschreiben I* unterbrach Lansing.Ein grauschwarze» Riesen« tier.. Ungeheure» Maul. Zähne, wenn vorhanden, nicht sichtbar. Könnt« ohne Schwierigkeit«in gan­ze» Boot, verschlingen, wenn e» an die Oberfläche käme. Leib sieht au» wie ein riesiger, dunkler Sack... Dürfte eine Art Menalocetu» sein... E» kommt näher... Großartig: da» Biest scheint sich für un» zu intereffieren. Es.. Herrgott I*.. Die letzten Wort« schien«« in furchtbarer Erre­gung hervorgestohen zu sein. Dann nicht». Tiefe, unheimliche Stille... -. Im Magen de» Ungeheuer». .Was ist geschehen? So antwortet doch!!!" Ihr Herz pochte wie rasend. Sie versuchte, den Befehl zum Aufziehen der Kugel zu geben, aber ihre Stimm« war klanglo» vor, Entsetzen. ,Nein! Steinl 11" Ein Schrei, furchtbar in "seiner Hoffnungslosigkeit,-scholl au» der Tiefe Und sagte ihr, daß Lansing noch lebt« und ihren Erstickten Befehl gehört haue. Stellt, um Himmelswillen nicht aufziehen lassenl" ertönte nun wieder seine Stimme, dies­mal lautunh mit einem harten, metallischen Klang. Ist dieser. Sekunde zittert« die Schiff»« brücke unter ihren Füßen. Ein starker Ruck schien durch den Schiffskörper zu gehen, während die erhöhte Spannung da» Kabel aufklingen ließ wie esne.Saite. Die Sttmme Lansings zitterte ein weisig, als er die Erklärung gab:'Da» Mon­strum hat.uns verschlungen... Die Kuget befin­det sich in seinem Leib... Wenn Kapitän Gu« narson den versuch macht- dar Kabel anzirhen zu lasten, muh«I reißen... Die einzige Möglich­keit besteht wahrscheinlich darin, langsam nach» zulasten, wenn da» Tier kämpft, um dann wie­der aufzuholen und es so. langsam zu ermü­den...." ... Gunarson» Gesicht war. bleich,- als er den Auftrag begriffen, hatte,Schön", sagte er,ver- ständigen Sie hie beiden,, daß ich sie noch vor Mit» tag heil hrraufzuholen gedenk«. So lang«, muß ^ruch ihr.Vorrat an Sauerstoff reichen." Er be­mühte sich,'seine Stimme sorglos klingen zu las­sen, um dieser Frau nicht den letzten Hoffmmg»-

schimmer zu rauben, aber er selbst erkannte nur zu gut die ganze Hoffnungslosigkeit seiner Be­mühungen. Im Vorbeigehen warf er einen be­sorgten Blick auf die riesige Rolle, die das Kabel hielt; höchstens noch hundert Meter Kabellänge, um dieses furchtbare Tier zu zermürben, wie es Fischer mit einem Hecht tun, deffen Kraft zu groß ist- um ihn gleich, nachdem er angebissen hat, in» Boot zu ziehen... Nur daß hier statt des harmlosen Hechtes ein gewaltiges Tiefsee» Monstrum am Köder hing. AM Köder, den zwei Menschen bilden, die sich nun, eingeschloffen in ihrem stählernen Sarg, im Magen dieses Unge­heuers befanden... Zwei Stunden Kampf Nun folgte der Kampf des Geistes und der Geschicklichkeit gegen die rohe Kraft und Wut der riesigen Bestie. DaS Ungeheuer hatte dem Kybel zu entkommen versucht und Kapitän Gunarson hatte das Schiff seinen Bewegungen folgen las­sen, immer bemüht, ein paar Windungen Kabel mehr auf die Winde zu bekommen. Tatsächlich konnte Betty den Eingeschloffenen schon eine Tiefe von nur mehr 920 Metern melden, wäh­rend früher fast die ganze Länge deS Kabels, etwa 1200 Meter, ausgerollt gewesen wären. Trotzdem schien die Lag« noch immer hoff­nungslos genug. Was sollte geschehen, wenn sich daS Untier tatsächlich an die Oberfläche bringen ließ, was ohnehin kaum anzunehmen war. Nur eine starke Dynamitladung wäre vielleicht in der Lage gewesen,«S zu töten, aber würde dieser Versuch nicht unfehlbar auch gleichzeitig das Ver­derben für die Kugel und deren Insassen bedeu« ten?! Wenn andererseits das Schiff tatsächlich bi» zur restlosen Erschöpfung de» Untiers ma­növrieren würde, müßten die beiden da unten bi» dahin nicht schon längst erstickt sein? Wieder knirscht« die Winde unter der Kraft deS Untiers, das einen neuen, verzweifelten Fluchtversuch unternommen hatte und wieder be­gannen sie, Meter um Meter daS Kabel einzu­rollen, um ihm keine Zeit zur Erholung zu laffen. Die folgende Stunde war endlos und war nichts anderes als eine fortwährende Wiederholung des gleichen Spieles: Wilde Versuche des Untier», auszubrechen, und das in feiner ganzen Hoff­nungslosigkeit geniale Manövrieren GunarsonS, der bleich, und ohne«Ine Sekunde auszuspannen,! seinen Kampf weiterführte. Nun war«S endlich/ mit geradezu unmenschlicher Geduld gelungen, da» Kabel bis auf 820 Meter«inzuholen und da» Untier schien sichtlich erschöpft. »Habt ihr noch genug Sauerstoff?" fragte «Noch für eine Stunde." Weder ihr« noch sein« Sttmme klangen fest, aber jeder war bemüht, sein furchtbare» Entsetzen vor dem andern zu verbergen, wa».dir nächst« Stunde bringen würde. Sie sprachen weiter, ohne genau- den Sinn der Worte zu erfaffen, die dazu dienen sollten, ihre innere Unruhe zu verbergen. Plötzlich unterbrach sich Betty. Wieder heulte die schwere Dampswinde auf und es schien, als zit­tere die Hand GunarsonS«in wenig, al» er den Hebel bediente. Die Entscheidung konnte nun nicht mehr lange auf sich warten laffen. Wieder heust« das Kabel auf wie eine Saite. Immer heller, drohender wurde der Ton und wieder mußte die Winde ein paar kostbare Meter Kabel­länge nachlaffen. Dann kam die Winde zum Sttll« stand und ein plötzlicher Ruck ging durch das Schiff. In furchtbarem Schreck blickte Betty wort­los auf Gunarson, der mit vor Aufregung ver«

Mo DUMo schwelgt (Nachdruck verboten.) In Hendaye , in der Nähe des Spitals, steht ein Mann, der den Arm in der Binde wägt. Er sieht blaß aus, über er raucht eine Zigarette und scheint mit seinem Schicksal versöhnt. Ich spreche, ihn an, er spricht französisch, wir können uns ver­ständigen. Mein« Einladung zu einem Frühstück nimmt er an, nachdem er mich, als wollte er mich abschätzen, einige Sekunden gemustert hat. Kurz darauf sitzen wir zusammen. Der MaNn kam aus Bilbao , er war bei der Sache dabei, er kann" etwa» erzählen. Ich zeige ihm meine Papiere, um! ihn vertrauensvoll zu stimmen, aber es dauert" lange, ehe er sich entschließt. Auch dann noch! macht er Pausen, in denen er mich prüfend an-' schaut, al» wollte er sich vergewissern, daß ich sei«. neS Vertrauens auch würdig sei. Als wir uns trennen, muß ich ihm versprechen, daß- ich seinen" Namen nicht veröffentlichen und die Sache so wei­tergeben werde, daß man. ihn nicht daraus er­kennt: sein« Mutter lebt noch drüben, die darf nicht gesährdet werden, nicht leiden durch ihn. Ich lass« ihn selbst sprechen,- wie ich sei­nen Bericht in der Erinnerung habe: » war loSgegängen, als hätte uns der Teufel, selbst aus heiterem Himmel überfallen.. Daß sie kämen, wußten wir nur zu gut, denn man braucht« nur auf" die. Straße herunterzu­sehen, dann sah man unsere Leute von vorne kommen wie au» der Hölle. Und wir hatten ge­rade einen SOS-Spruch von Aguirre gelesen, der sii der nächsten Minute heraussollte, er wurde gerade noch ins Englische übersetzt und der Spre­cher wurde geholt, d«r sich mit ünserm Franzosen

krampften Händen und Fäusten an der Winde lehnt«. Offenbar kam nun der letzte, verzweifelte Befreiungsversuch de» Untier», den er nun seit Stunden erwartet« und fürchtete... Explodiert Noch einmal erklang daS Kabel, als hätte das Untier einen Sprung nach vorwärts gemacht, dann Stille. Furchtbare, lähmende Stille, wäh­rend das Kabel senkrecht und regungslos nach unten hing. Jeder auf dem Schiff wußte,"was das allein zu bedeuten haben konnte: Das Untier mußte sich befreit heben und verschwand nun mit dem stählernen Sarg im Rachen für immer im unendlichen Dunkel der Tieffee. Betty fiihlte ein Dröhnen in den Ohren. Mit versagenden Knien klammerte sie sich an die Reling, als plötzlich ein Ton sie wie ein hef« tiger Schlag in die Höhe ritz. Ein Laut, der in den Kopfhörern aufklang, die sie noch immer trug. Ein wildes, rauhes, fast irre» Lachen des Glücks, «in Lebenszeichen an» der Kehle Jim Lansing» i Du lebst?" stammelte sie.Du bist noch da..." 'Ja, gereitet I Eine Möglichkeit.. zu wahn­witzig, als daß ich gewagt hätte, sie auSzuspre- chen, obwohl ich daran dachte... Kaum, daß ich zu hoffen wagt«..." WaS, rasch! Sag doch!" Die ungeheure Druckänderung. Das Unge­heuer ist explodiert... einfach geplatzt... Die ganze Zeit fragte ich mich schon, wie eS den ver­änderten Druck aushalten würde... deshalb habe ich auch so oft nach unserer Kabellänge ge­fragt... SS gibt Fische, die diese Druckänderung gar nicht stört... Den Wal zum Beispiel. Aber dieser hier... Wir haben zusehen können... Er hat sich einfach in Fetzen von unserer Kugel gelöst. Und nun... wieder Licht. Es ist die Sonne, die endlich wieder bis zu uns herunter­dringt... Die Sonne. Und ich hatte schon nicht mehr gehofft, sie wiederzusehen... Die Sonne... und dich, Betty...!" Zischend und heulend rollte die schwere Dampfwinde Meter um Meter des Kabel» auf, um zwei Männer emporzureißen", hinauf ins Le­ben, ins Glück. Der stählerne Körper der Tauch­kugelT7" erschien schimmernd über den Wellen... (Deutsch von Bert E l i f f)

Die toten Ehrendoktoren Sie waren Studenten, und als sie starben, verlieh ihnen die Universität der Stadt Rom den TUel eines Ehrendoktors. Als Aequivalent für das Leben, das sie verloren haben? Profan ge­nommen ist es kein Gegenwert. Ein Diplom ftir ein Leben was aber soll ein Toter mit einem prunkvollen Diplom beginnen? ffle Dinge haben für den Menschen Nuv einen Wert/solange er lebt, solange er sich rühren, solange er für oder gegen etwas Stellung nehmen oder kämpfen kann. Wenn man tot ist, so ist es mit allem vorbei. Prinzipiell kann man aber«ine solche Ehrung der Toten nicht ablehnen. Es ist ein vieltausend­jähriger Kult und reicht in die grauen Ur­zeiten der Menschheit zurück. Und die, Universi­tät, die allen, greisen Professoren, die den Wien Studenten da» Ehrendoktördiplom verliehen ha­ben, werden triftige Gründe dafür gehabt haben. Diese toten Studenten sind sicherlich im Dienste der Wissenschaft verunglückt, sie sind wohl das Opfer einer wissenschaftlichen Forschung ge­worden. Wie könnte sonst die Universität sich verpflichtet fühlen, ihnen das Ehrendokwrat zu verleihen? Schon unzählige Studenten sind um» Leben gekommen, aber ihre Alma Mater hat sie nie auf solche Weise geehrt. ES ist daher mit

Sybille Schmitz in dem FilmKronzeugin"

Sicherheit anzunehmen, daß diese Studenten im Dienste der Wissenschaft," der Forschung und des Fortschrittes ihr Leben einbüßen mußten. Und so ist e» eine schöne und verständliche Geste von den alten Professoren, daß sie auf diese Weise die Verstorbenen ehrten. Sie sind Märtyrer der Wissenschaft, und dieses Märtyrertum können die Hinterbliebenen mit mehr Fassung ertragen, wenn die Dahingeschiedenen eine Gloriole um­gibt. Die Universität, die Prosessoren gaben da­her, was sie als Höchste» geben konnten in An­erkennung der Dienste für die Wissenschaft: das Ehrendiplom... Wenn es so wäre, so wäre auch alles in bester Ordnung. Obwohl, wie gesagt, ein Doktor­diplom für das Loben kein Aequivalent sein kann. Aber l-ider war und ist es nicht so. Daß diese Studenten starben, stimmt; sie sind tot; aber sie starben nicht fiir die Wissenschaft, sie fanden ihr so jähes Ende nicht im Dienste der Forschung und des Fortschritts. Sie starben als Soldaten in Abessinien, im Dienste des italienischen imperialistischen Faschismus. Wie viele unter ihnen wären lieber bei ihren Büchern geblieben, hätten die Vorlesungen angehört, wären Streiter der Wissenschaft geworden, anstatt sich mit einem fast wehrlosen Eingeborenenvolk in Afrika Herum­zuschlägen! Jetzt liegen sie dort, weit von der Heimat, in der heißen fremden Erde begraben. Aus ist e» mit den Studien, aus ist es mit den wissenschaft­lichen Träumen aus mit dem Loben. Die Banka di Roma hat sie auf einen weiten Weg ge­schickt, von dem sie nicht mehr heimkehrten. Dafür bekamen sie aber von der Universität in Rom das Ehrendiplom. Was sonst hätten die alten Professoren in Rom machen können? Sie als lebenserfahrene Menschen wissen es, daß das Leben, auch wenn man nur ein alter Professor in Rom ist, doch mehr Reize hat, als der Tod oder die Gefangen­schaft auf den Liparischen Inseln . Das Diplom ist billig, der Ruhm ist teuer und gehört dem Duce; die toten Ehrendoktoren aber schlafen ihren ewigen Schlaf unter der heißen afrikanischen Sonne. Schwer ist es, ein Professor in Rom zu sein! Hans W e g r a t h.

abwechseln sollte. Da platzten die ersten Granaten 1 über unserem Viertel und das Donnern von ein­stürzenden Häusermauern klang uns schaurig in die Stuben. Wir hotten unsere Sachen zusammen und legten alles zurecht, um gehen zu können, wenn sie uns die Bude einschieben sollten und der Sender nicht mehr ging. Zogen uns an und schnallten den Gürtel enger. Und dann ging es los, zehnmal, fünfzigmal, hundertemale hinter­einander auf allen Wellen, in die wir hinein­konnte«: Präsident Aguirre an Allel Spanisch, Französisch, Englisch und wieder von vorn.,Und das krachte rings um uns herum, als gehe die Welt unter. Einmal wird«S dunkel, als stürze der Himmel ein, wir rasen über die Dächer, daö Donnern überdönnert sich selbst, aber unsere Bude steht und der Techniker kommt schon und meldet, daß wir noch im Löt sind, weitermachen, wei­ter... Wie es dann war, als sie uns stellten, das Bombardement begann am Mittag und wir chatten noch die ganze Nacht durch gesendet, das kann ich gar nicht mehr sagen." Einige von uns waren elngenickt, monoton kam"aus dem Laut­sprecher die Stimm« de» Sprecher»: Präsident Aguirre an Alle... Auf den Straßen war«S ruhig, der Morgen dämmerte. Da pfiff ein Schuß grell durch ein Fenster und im nächsten Augen« blick hörte der Sprecher auf. Am Fenster sahen wir in weitem Abstand drei Ungetüme bön Tanks die Straße hereinrollen, Gewehr! im Anschlag ging eine dünne Postenkette" der Francisten vor... In diesem Augenblick, war ich wacher als je in meinem Leben. Ich sah, haß der" Techniker aus dem Maschinenrüum fort wär/ich riß die Glas­tür auf, erst wollte ich die kleine Spul« ver­schlucken, die uns der Instruktor einmal als den Lebensnerv de» Senders genannt hatte, dann

aber verschwand ich auf und die Spule in der Toilette... Der Offizier, der zehn Minuten später mit einem Trupp Leute den Sender übernahm, war sehr anständig. Wir mußten alle dableiben. In zehn Minuten, sagte er, bekommt ihr Texte, dann habt ihr zu arbeiten, macht euren Apparat unter­dessen flott. Und installierte sich mit seinen Leu­ten, postierte an jede Tür einen, damit wir nicht entwischten oder andere Dummheiten machten und der Techniker ging an seinen Platz. Aber der Ra­sten ging nicht. Wir sahen uns an, jeder mit fragenden Blicken den andern, aber keiner machte das Maul auf, keiner wußte was. Kaputt, mel­dete der Techniker dem von Franco. Reparieren, sagte er, in zehn Minuten, sonst setzts was. Wir suchten und suchten, eS waren auch welche dabei, die um ihr Leben bangten und gern den Fehler gefunden hätten. Aber leider... Eine Stunde später stand ein Auto vor der Tür, Offiziere kamen,. Aeneralstab. Verhandlung hin und her. Ich glaube an keine Sabotage, sagte unser erster Besatzungsoffizier zu seinen Freun­den, wird irgendein Granatsplitter drin sitzen« Der Oberste schickte eine Ordonnanz nach"hinten, Ingenieur« von Vitoria sollten konsmen. Wir soll­ten uns marschfertig machen, gefangen, ab nach hinten. Am selben Abend bin ich' entwischt, am nächsten Morgen über die Grenze, dabei dbn klei­nen Andenkenschuß bekommen, ist nicht der Rede wert, Herr. Und seitdem am Radio gesessen, Tag um Tag, acht Tage lang, aber Bilbao schweigt und schweigt. Acht Tage lang, Herr... Das erzählte der blasse Spanier, der den Arm in der Binde trug und er lachte in sich hin­ein. Seine Augen funkelten, er hatte den Krieg auf seine Art gewonnen, den furchtbaren Bruder­krieg in seiner Heimat. W. B.